Wolfgang
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Erstellt: 23.02.08, 09:04 Betreff: Kultureller und allgemeiner Niedergang in "Welt" und "Wahrheit"!
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Kultureller und allgemeiner Niedergang in "Welt" und "Wahrheit"!
Der 1300-Seiten-Klassiker DER UNTERGANG DES ABENDLANDES, den der deutsche Kulturphilosoph Oswald Spengler zwischen 1918 und -22 schrieb, enthüllt mit akribischer Perfektion eindrucksvoll den ca. 1000-jährigen Verlauf der verschiedenen, teils interferierenden Facetten unserer abendländischen Kultur. Insbesondere die gesetzmäßige, schier berechenbare Harmonie dieser hyperdynamischen, über Zeit und Raum erhabenen metaphysischen Mechanismen wird darin offenbar.
Doch heute leben wir in einer Zeit, in der nicht nur all dies zur Disposition steht und förmlich neu definiert werden muss, sondern menschliches Leben – als Grundlage jeglicher Kultur – schlechthin. Nur ewiges individuelles Leben mit vollkommenen Potenzialen vermag mit seiner göttlich ausgerichteten übergeordneten Geisteskultur alle anderen Facetten erst richtig zu beleben, in denen bislang nicht einmal die Spreu vom Weizen getrennt ist. Wer das verkennt, kämpft in der Regel permanent gegen Windmühlenflügel, weil eine Kette immer nur so stark sein kann, wie ihr schwächstes Glied. Was aber, wenn dies bereits das oberste und gerissen ist?!
Mit dem kulturellen Niedergang geht auch ein solcher von allgemeinem Charakter einher. Besonders evident wird das bei der aktuellsten kulturellen Facette, dem Sport. Doch wie Musik nicht gleich Musik ist, so gibt es auch gravierende Unterschiede beim Sport. Weil die Welt vom Teufel beherrscht wird und es daher den Menschen primär an authentischer Geisteskultur fehlt, dominieren heute mehr denn je die aggressiven Mannschafts- und Kampfsportarten, wo es nur Sieger und Verlierer gibt und Zahlenwerte im Grunde belanglos sind. Wer andererseits z. B. als Tausendster eines großen City-Marathons mit 35 000 Teilnehmern als 65-Jähriger eine Zeit von 2:55:21 Std. läuft, weiß doch genau, was er da geleistet hat und wird sich keineswegs als Verlierer fühlen. Die Besten seines Laufs haben immerhin bereits ein Stück Vollkommenheit antizipiert, wie auch er sich an superlativen Parametern maß, deren absolute Grenze mit einer Portion intakter Geisteskultur immerhin erahnt werden kann. – Doch selbst ein 10:0-Resultat im Fußball kann sowohl von Kindern auf dem Schulhof als auch einer Altherrenmannschaft erzielt werden, während Laufleistungen auch über kürzere Strecken nichts Geringeres als die menschliche Lebenskraft repräsentieren, welche bei der künftigen Vervollkommnung dereinst eine große Rolle spielen wird!
Dekadenz und Indolenz gehen immer Hand in Hand, sodass im Gefolge der ubiquitären Fußballkultur auch eine entsprechende Betörung und Abstumpfung der Massen erfolgt. Man denke doch nur einmal an jene – unterschwellige – Gewalt, die derart nicht nur direkt bei Fußballfans regelrecht gezüchtet wird, sondern auch anderweitig einer egoistischen Ellenbogengesellschaft zusehends Vorschub leistet und die Öffentlichkeit emotionell wie finanziell belastet.
Wie die messbare und objektive Leistungsdichte in so ziemlich allen leichtathletischen Disziplinen unserer Hemisphäre vor 30 Jahren teils erheblich höher war als heute, so erst recht das musikalische Niveau. Infolge mannigfacher günstiger Konstellationen (wobei Geld und Technik nicht ausschließlich dominierten) im Sog eines einzigartigen Zeitgeistes erreichte z. B. der sekundäre Mikrozyklus der Musik (der primäre Makrozyklus vollzog sich bereits zwei Jahrhunderte zuvor durch die klassischen Komponisten) etwa zwischen 1965 und 1980 seinen Zenit, welcher nebst deutschem Schlager auch englischsprachige Songs verschiedener Interpreten und Bands implizierte. – Was indes heute allerorts als Musik aus dem Radio ertönt, ist eine Kulturschändung sondergleichen und Verhöhnung jeglichen gesunden Empfindungsvermögens, das uns Menschen doch erst vom Tier unterscheidet. Und dazu noch diese störende und betörende Werbung in Funk und Fernsehen, die sogar schon mitten in „unterhaltsamen" Spielfilmen schroff den Takt unterbricht. Dass sich solch widerliche und aufdringliche Offerierung auch noch merkantil lohnt, ist als massenpsychologisches Phänomen ein weiteres signifikantes Indiz für den allgemeinen Niedergang.
Goethe und Schiller würden sich im Grabe umdrehen, denn auch die einst so viel gepriesene deutsche Literatur ist längst ein Opfer des Zeitgeistes geworden. So haben z. B. hiesige Nachwuchsautoren heute bestenfalls noch bei teuren Dienstleistungsverlagen eine Chance auf produktive Markteinführung, während die renommierten Großverlage längst zu willfährigen Lakaien des amerikanischen Kulturimperialismus verkommen sind und hauptsächlich englischsprachige Übersetzungen von Lizenzautoren publizieren ...
Auch Jehovas Zeugen sind vor den vielfältigen Auswüchsen dieses destruktiven Zeitgeistes nicht gefeit. Man könnte darüber ja ein ganzes Buch über vermehrte Habgier, Materialismus und sexuelle Unmoral in ihren Reihen – alleine ab der Jahrtausendwende – schreiben, gäbe es da nicht auch noch einen rein kulturellen Niedergang vornehmlich literarischer Art. Doch selbst einige ihrer besten Königreichslieder wurden bereits von begabten Glaubensbrüdern in den nazistischen Konzentrationslagern komponiert (und getextet), wie andererseits von dieser kreativen Pionier-Generation auch noch in einem viel ausdrucksvolleren Stil geschrieben wurde. Ob die damit einhergehenden langen Sätze und Wachtturm-Studienartikel automatisch auch das hellste Licht verkörpern, sei dahingestellt. Jedenfalls waren die Konstellationen in den 80er Jahren (des 20. Jahrhunderts) unter Jehovas Zeugen derart günstig, dass sie just in dieser Dekade sowohl ihre besten Bücher publizierten als auch die höchsten Wachstumsraten im weltweiten Predigtwerk verzeichneten. Wie einst im 1. Jahrhundert bei der Einführung von festen Büchern, so waren sie nun auch in der Computertechnik – dank eigener ausgeklügelter Programme – der Welt oft einen Schritt voraus, zudem sie hoch motiviert ein harmonisches Team von jungen Technikern und älteren erfahrenen Autoren bildeten.
Diese einzigartige Kombination von völlig ausreichender, eigentlich nicht mehr steigerungsfähigen Spitzentechnologie (als Selbstzweck teils schon, auf das fertige Produkt bezogen keineswegs) und personeller Besetzung bescherte ihnen 1982 das weltbekannte dunkelrote „Paradiesbuch", 1985 ein neues blaues „Schöpfungsbuch" und drei Jahre später das rote „Offenbarungsbuch". Alles wohlgemerkt im optisch perfekten Vierfarbendruck – welcher die vielen lebendigen Illustrationen oder Fotos optimal wiedergab – samt einem geradezu luxuriösen Hardcovereinband, der in Anbetracht des geringen Preises (4 DM beim Taschenbuch und 8 DM für die Großversion dieser drei zwischen 260 und 320 Seiten dicken Bücher) alleine schon jeden Fachmann achtungsvoll erstaunen ließ!
Doch das Wichtigste dabei war natürlich ihr völlig adäquater geistiger Inhalt, der sich insbesondere in dem hoch wissenschaftlichen und trotzdem leicht verständlichen „Schöpfungsbuch" manifestierte, an dem über ein Jahrzehnt gearbeitet und recherchiert wurde. Demgemäß enthielt es mehr als 400 authentische internationale Quellen und erschien als Weltbestseller in gut 40 Sprachen, wobei die Gesamtauflage zuletzt nahezu 100 Millonen betrug. – Wahrlich, ein grandioses, höchst effektives und pragmatisches Bollwerk gegen die völlig haltlose populäre Evolutionstheorie, das zudem auf erhabenste Art von einer übergeordneten, religiösen wie wissenschaftlichen Wahrheit zeugte! Nur die wahre Religion konnte so etwas vollbringen.
Leider aber verkannten Jehovas Zeugen dann, dass jedwede Kultur bislang immer in drei Phasen verlief; auch die ihrige. Zuerst kam der Aufstieg, dann der Zenit und zuletzt ein allmählicher Niedergang. Wie sonst ist es zu erklären, dass sie dieses wirklich perfekte Werkzeug schon nach 13 Jahren – als es sich gerade in wissenschaftlichen Kreisen zu etablieren begann – durch ein neues, vielfach minderwertigeres Buch ersetzten? Wie die naive, kurzsichtige und völlig einseitig ausgerichtete materialistische Welt glaubten offenbar auch sie, dass alles Neue automatisch auch besser ist, nur weil dies in der Technik bis zu einem gewissen Grad tatsächlich zutrifft. Doch in der Literatur gelten mitunter andere Gesetze, was jedoch nicht ausschließt, dass man ein solches Werk von Auflage zu Auflage notfalls auch hätte aktualisieren können. Alles andere wäre sinnlose, gar destruktive Beschäftigungstherapie, wie in einem weltlichen Geschäft, wo ständig Waren und Regale umgeräumt werden und sich der Kunde neu orientieren muss. – Dann wundert man sich, wenn plötzlich das weltweite Predigtwerk stagniert oder in unserer Hemisphäre gar rückläufig ist. Die Königreichssäle von JZ werden immer prunkvoller und komfortabler, während das darin vermittelte Wissen zusehends verflacht.
Stets haben JZ gepredigt, dass die Welt immer tiefer sinke und daher der Kontrast zu ihr sich entsprechend vergrößern müsse. Gewiss ist er noch bis zu einem gewissen Grad vorhanden, aber JZ können froh sein, dass man zumindest ihren moralisch-menschlichen Niedergang nicht in objektiven Zahlenwerten ausdrücken kann wie beim Sport. – Nun, auch das gehört zu den erhabenen Werken Jehovas, der einst sogar sein eigenes Volk verwarf, um es durch die Begünstigung anderer zur – konstruktiven – Eifersucht zu reizen (Röm. 10:19-21). Demgemäß darf sich der objektive Betrachter schon heute auf interessante Neuerungen im messianischen Königreich freuen, denn Erste können bei Jehova schnell zu Letzten und Letzte zu Ersten werden, wenn es etwa ans Eingemachte bzw. die Vervollkommnung geht (Matth. 19:30)!
Mit Dank für Ihre Aufmerksamkeit und freundlichen Grüßen
Wolfgang Miko
____________________ "Die Weisheit dieser Welt ist Torheit bei Gott" (1. Kor. 3:19).
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