Beitrag 25 von 741 (3%) | Anfang zurück weiter Ende |
|
Hallo,
hey, das hätte ich vor einer Weile wortwörtlich so schreiben können...
das Schlimmste ist, wenn man sich fremdbestimmt fühlt. Das ist ein enormer psychischer Stress, der einen auf Dauer richtig krank machen kann.
Ich kann zumindest folgende tröstenden Worte finden:
1. was die Kinder angeht macht man sich teilweise wirklich zu viele Gedanken. Manchmal hat man recht damit, aber oft auch nicht. Es ist wahr dass das soziale Umfeld ab dem Schulalter einen immer größeren Einfluss hat und die Eltern dann immer weniger Einfluss haben. Wenn das Mädchen bei Euch erlebt, dass ihr - ganz selbstbewusst und selbstverständlich - andere Werte pflegt als sie es von der Mutter kennt, dann wird sie sich in beiden Welten auskennen und sich irgendwann einen individuellen Stil daraus mixen (ein leibliches Kind würde auch nicht alles 100%ig von Dir übernehmen!). Letztlich müssen aber alle Kinder damit leben dass ihre Eltern die sind die sie eben sind, im Guten wie im Schlechten. Egal wie gut Deine Absichten sind, Du bist halt nicht die Mutter - bist dafür aber auch nicht verantwortlich.
Und nicht an allem Konsum ist die Mutter schuld, schon im Kindergarten wollen auf einmal alle gleichzeitig eine Barbie haben oder finden Lillifee toll oder was auch immer. Das mit der Kleidung sehe ich wie Kaffeelaster, mein Stiefsohn kam auch immer in löchrigen, viel zu kelinen und hässlichen Klamotten, so dass ich mich oft für ihn geschämt habe. Dann doch lieber anders herum. Und auch mit den leiblichen Kindern versteht man sich ab einem gewissen Alter odr evtl. schon viel früher oft nicht mehr so richtig gut - man darf einfach seine Erwartungen nicht an der 50er-Jahre-Vorzeigefamilie aus der Werbung ausrichten. Que sera sera...
2. Während der Scheidung ist es am schlimmsten, danach wird es besser.
3. Nichts bleibt ewig wie es ist.
Da mein Stiefsohn entwicklungsverzögert ist mit Wahrnehmungsstörungen etc., sind wir seit längerem immer wieder bei einer Psychotherapeutin. Als wir uns beklagten, wie sehr die Exfrau in unser Leben eingriff, indem sie zum Beispiel immer wieder sehr kurzfristig das Kind bei uns ablud (aber nur wenn es ihr passte), da meinte sie, wir müssten das so sehen: was wir tun, tun wir nicht für oder wegen der Ex, sondern für das Kind, und nur dann wenn wir uns dazu entschließen. Wenn wir nicht wollen, sagen wir halt nein, und das auch ohne schlechtes Gewissen. Da ist es ganz überwiegend die Aufgabe des Vaters, einfach eine klare Linie zu finden und dann die Grenzen abzustecken gegenüber seiner Ex. Wenn die Ex zum Beispiel beim Umgang zickt und sowieso die Scheidung läuft, kann man ja den Umgang notfalls auch gerichtlich regeln lassen, wenn das Problem gravierend genug ist. Wenn nicht, zuckt man mit den Schultern und regt sich nicht weiter auf - im Lauf der Zeit wird es meist schon einfacher. Wir hatten das auch alles - erst wollte sie den Umgang immer mehr begrenzen, und jetzt beklagt sie sich alles würde an ihr hängen bleiben. Aber jetzt springen wir nicht mehr wie es ihr past, und fragen auch nur noch selten nach ob der Junge außer der Reihe zu uns kommen kann. Sie hat was sie wollte... Wenn er älter ist, kann man den Umgang dann vielleicht nach und nach mehr mit ihm selber regeln und dann wieder spontaner gestalten.
Eigentlich derzeit unser einziges Problem ist, dass der Junge halt entwicklungsverzögert ist und es trotz verschiedener Verbesserungen sehr schwer ist mit ihm längere Zeit am Stück harmonisch und friedlich Zeit zu verbringen. Das belastet mich sehr und im Moment freue ich mich nicht wirklich wenn er zu uns kommt. Als er kleiner war, mochte ich ihn ehrlich lieber. Ich hatte schonmal überlegt, ob ich nicht hier mal eine Diskussion starten soll, ob es wohl allen langjährigen "Zweitmüttern" so geht oder ob überhaupt welche richtig zufrieden mit der Beziehung zum Stiefkind sind. Aber das ist vermutlich wieder die Sache mit den unrealistischen Erwartungen...