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Hallo Alle,
jetzt ist wohl wieder mal eine Anekdote fällig.
Am Abend unseres Ankunftstages baten uns die schon länger hier arbeitenden Kollegen von Fritz auf ein Bierchen zum gegenseitigen Kennenlernen. Ein Kollege, nennen wir ihn Karl, erzählte uns dann folgende Geschichte:
Als er hier als erster der Truppe ankam, gab es niemanden der ihm die kyrillischen Buchstaben und die russischen Wörter ins Englische oder Deutsche übersetzt hätte. Noch in Deutschland hatte er erfahren, dass man, wenn man in Russland Schaschlik bestellt, etwa das gleiche Essen, also Schaschlik bekommt, wie in Deutschland. Bis die nächsten Kollegen aus Deutschland, dabei waren auch welche aus dem Osten mit etwas russisch Kenntnissen, eintrafen, hat er sich im Restaurant jeden Tag Schaschlik bestellt. Die nächsten Kollegen kamen vier Wochen nach ihm an.
Nun ich bin normalerweise etwas mutiger und würde halt mit dem Finger auf einen Punkt in der Speisekarte zeigen und sehen bzw. schmecken was dabei heraus kommt. Desto mehr waren Fritz und ich am nächsten Tag überrascht worden. Das Restaurant im Hotel war der gleiche Raum wie der Frühstücksraum. Alles war relativ sauber und auch geschmackvoll eingerichtet.
Die Bedienung merkte, dass wir von „auswärts“ sind und brachte uns Beiden eine einzige Speisekarte. Beim Aufschlagen sahen wir, dass bei den Speisen, nicht bei den Getränken, neben den kyrillischen Schriftzeichen auch etwas in englisch zu lesen war. Wir wählten aus, und es schmeckte sehr gut, war für unsere Verhältnisse sehr billig, allerdings waren die Portionen nicht besonders groß, aber so ausreichend, dass wir satt wurden.
Die Kollegen die später hin zu kamen, hatten dieses Unikat, mit der englischen Übersetzung noch nie zu Gesicht bekommen.
Jedes mal wenn wir im Restaurant essen gingen, bekamen wir diese Speisekarte und probierten täglich ein anderes Gericht aus. So konnte Fritz, der nicht so mutig ist wie ich, bisher das Schaschlik vermeiden.
Gestern ging ich schon Mittags alleine zum Essen in den Speisesaal. Es war eine Bedienung anwesend, die wusste, dass ich nicht russisch kann. Ganz stolz brachte sie mir eine Speisekarte. Sie sah etwas anders aus, als unsere bisherige gewohnte russisch-englische Karte. Die Karte war gänzlich in englisch geschrieben.
Ich kann ja nicht englisch sprechen, aber mit Speisekarten, Koch- und Backrezepten komme ich gut klar. Die im Verteiler, die mich persönlich kennen, würden sagen: typisch Ingrid, immer wenn’s ums Essen geht…….
Ich suchte mir also ein Rindfleischgericht aus, dass ich bisher noch nicht probiert hatte. Die Bedienung kam und ich zeigte mit dem Finger auf das Essen, dass ich gewählt hatte. Auf der Stelle machte sich in ihrem Gesicht totale Ratlosigkeit breit. Ihr fehlte die russische Übersetzung. Ich konnte zwar die Speisekarte lesen und verstehen, aber was nützt das, wenn ich das Verstandene nicht dahin weitervermitteln kann, wo dann das entsprechende Essen herkommen soll.
Die Bedienung nahm die Speisekarte in die Hand, ihr Finger fuhr ratlos die Zeilen von links nach rechts und ein Schwall russischer Wörter ging über mich hernieder. Um die Ratlosigkeit der Frau zu beenden behalf ich mich mit der Tiersprache. Ich machte einfach „muuuhh“. Ein Strahlen ging über das Gesicht der Kellnerin.
Bis das Essen serviert wurde, war ich dann am Rätseln, welches „Muh-Essen“ ich wohl bekommen werde. Auf der Speisekarte waren ja einige Rindfleischgerichte gewesen. Es kam tatsächlich nicht das was ich ausgesucht hatte.
So, hier endet erst mal meine Geschichte. Fritz ist heute, obwohl Samstag, arbeiten und ich bin auf dem Weg in den Speisesaal. Ich überlege jetzt wie ich die verschiedenen Speisen deutlich machen kann. Bei Hühnchen geht das ja auch noch – gagagack oder kikeriki. Bei Schwein oing-oing. Was mache ich aber bei Fisch oder bei einer Eierspeise? Lammgerichte sind nicht aufgeführt.
Guten Appetit Euch allen
Ingrid