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Liebe Ellen!
Klar, PAS und WE-Elter ist fraglich. Ich hab mich da eh schon schlau gemacht. Mein Mann und ich arbeiten auch beide im Sozialbereich. Aber wie habe ich das zu bewerten, wenn der Vater seinem Kind mitteilt:
- Ich bin ganz schlimm krank und wäre sogar fast gestorben, weil deine Mutter so über mich gelogen hat. Der Arzt hat mir verboten, je wieder mit dieser Frau zu reden, weil das gefährlich ist.
- Wenn du zu denen (gemeint sind wir) gehst, dann sag nicht immer "nach Hause". Dein Zuhause ist doch hier.
- Du siehst doch an X. (=seine Frau), wie man richtig für Kinder sorgt. Wenn deine Mutter besser für dich sorgen würde, wär ich ja auch nicht gegen sie.
- Deine Mutter hat mich immer betrogen. Ich soll immer zuviel Geld zahlen. Und sie hat mich einfach sitzen lassen. Da kann man doch nichts glauben, was die sagt.
- Deine Mutter benimmt sich schlimmer als die ganz kleinen Kindergartenkinder. Aber ich kann ja leider nichts dran ändern.
- Mit dem (gemeint ist mein Mann) brauchst du nicht zu reden: Der hat dir gar nichts zu sagen. Und wenn ich dich abhole, dann ist der unwichtig. Dann kommst du mit mir und brauchst dem doch nicht extra Tschüß zu sagen.
Da ich das teilweise aus seiner eigenen Feder schriftlich hatte, habe ich versucht, mit Mediation o.ä. zu intervenieren. Ihm fiel nichts Besseres ein als das abzulehnen und stattdessen meinen Arbeitgeber anzurufen. Er teilte mir auch schriftlich mit, er dürfe nicht mehr mit mir sprechen, da er an meinem Verhalten schwer erkrankt sei. Und er sei nicht verpflichtet, sich von mir derart schädigen zu lassen.
Da er das alles auch über's Kind austrug, fing sie an, mit psychosomatischen Krankheiten zu reagieren, bekam Schulprobleme und fühlte sich nur noch mies. Als sie sich kategorisch weigerte, zu ihm zu gehen, bat ich ihn schriftlich, er möge doch seine Tochter anrufen und ihr ihre Angst nehmen. Schriftliche Antwort: Sie hat keine Angst. Und anrufen werde ich bei dir niemals.
Wir haben dann dafür gesorgt, dass sich Vater und Tochter wenigstens bei einer Beratungsstelle treffen und eine Basis finden. Er willigte ein unter der Bedingung, uns nicht sehen zu wollen. Also gut. An uns sollte es nicht scheitern.
Fazit der Beraterin: "Das Kind hat tapfer gekämpft, um sich ihrem Vater verständlich zu machen. Aber er sieht das Kind nicht. Eigentlich kämpft er nur gegen Sie, und so lange er das tut, kann er nichts für das Kind tun. Möchte sie etwas, was ihm nicht gefällt, wertet er das als Manipulation durch Sie. Seinen eigenen Anteil erkennt er nicht."
Nun, das ist Jahre her. Inzwischen ist Funkstille. Er schreibt ihr nur noch regelmäßig. Wir sorgen weiter dafür, dass sie sich wenigstens zu den Geburts- und Feiertagen bei ihm meldet.
Seit der Kontakt nicht mehr stattfindet, ist sie nicht mehr krank. Schule ist inzwischen wieder top. Die Lehrerin (damals GS) fragte uns etwa drei Monate nach dem Kontaktabbruch, von dem sie nichts wusste: "Was haben Sie mit Ihrer Tochter gemacht? Die ist wie ausgewechselt. Sie hat sich ja rasant entwickelt, sozial wie schulisch." Das war das erste Mal, dass wir dachten, so ganz falsch kann es also nicht sein im Moment...
Weil wir aber befürchteten, sie würde irgendwas nach innen mit sich ausmachen und herumschleppen, wollten wir da auch noch mal eine Kinderpschologin befragen und sie bitten, sich das Kind ohne unsere Gegenwart anzusehen. Auch sie fand nichts, was auf versteckte Probleme auch nur leise hindeutete...
Ich informiere den Vater weiter regelmäßig über Neuigkeiten, Zeugnisse usw. Mehr können wir wohl nicht tun. Und so lange es dem Kind gut geht...
Ich bin fachlich geschult genug, um eine Situationsanalyse hinzukriegen. Aber als Mutter (und eben auch gleichzeitig "Stiefmutter" zweier Kinder) hängt man trotz aller Fachkompetenz dann in der Luft. Hauptsache, dem Kind geht es - möglichst - gut, oder!?
Sorry, das war jetzt lang. Aber da die Trennung von meinem Ex schon über zehn Jahre her ist, ging's wirklich nicht kürzer.
Viele Grüße,
Chris