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Hallo Pupette,
mein Ex ist seit gut 3 Jahren endlich in "Behandlung". Er geht regelmäßig zum Arzt, redet, findet zusammen mit dem Arzt Wege raus, bekam aber auch Medikamente. Am Anfang höher dosiert, dann immer weniger und weniger, und seit diesem Frühjahr ist er "ohne". Er kennt nun sich besser, die Auslöser, die einen Depressionsschub antriggern, weiß mit ihnen umzugehen. Er weiß, daß er dann auch reden muß, und da so gut wie keiner außer mir von seiner Depression weiß - den Job wäre er dann sicher los - telefonieren wir dann manchmal gut 3 Stunden am Stück...
Es hat auch lange gedauert, bis er den Schritt zu einem Arzt machte. Aus gleichen Gründen: ist doch nicht so schlimm bei mir, ist nur eine Stimmung, weil alles grade so Sch***e ist, das ist doch nur was für Leute mit "Dachschaden" oder Depressionen und die habe er ja nicht...
Es gab keinen Beschluß von jetzt auf gleich, daß er sich einem Arzt anvertraut. Es war eher ein steter Tropfen... Irgendwann habe ich das Thema mal angesprochen, daß er möglicherweise gerade eine depressive Phase durchmache. Immer wieder das Thema auf den Tisch gebracht, daß ich nicht mehr wisse,wie ich ihm helfen kann, was ich tun soll, damit wir wieder Boden unter den Füßen finden, ein normaler Alltag möglich wird - da waren wir noch verheiratet. Er hat dann begonnen, sich im Netz über das Thema zu informieren und ist dann selber zu dem Schluß gekommen, daß es wohl bei ihm so was sein könnte. Gemacht hat er dann aber immer noch nichts - war ja alles nicht so schlimm, nur vorübergehend... Jahre vergingen... Mittlerweile waren wir geschieden. Er bekam sein privates Leben immer weniger in den Griff, im Job funktionierte er nur noch, wenn auch zu 180%.
Ich hab dann von so einer Initiative gegen Depression im Netz was gefunden. Da waren auch Ärzte aus seiner Stadt involviert. Ich hab ihn darauf aufmerksam gemacht. Und irgendwann hat er dann von sich aus den Schritt gewagt und bei einem der Ärzte einen Termin gemacht.
Ein langer Weg... Ohne Einsicht wirst Du Deinen LG nicht zum Psychologen bzw. zum Arzt bekommen. Selbst, wenn Du mit ihm da sitzt, wird er blocken, wenn er nicht von sich aus will. - Würd ich wohl auch machen... :-7
Aber alles ändert nix daran, daß Du Dich hier verschleißt! Daß Du Dich aufreibst, Dich kaputt machst. Und da solltest Du ganz egoistisch ansetzen.
Ja, vielleicht mußt Du ihm wirklich die Pistole auf die Brust setzen, indem Du ihm sagst, daß Du nicht mehr kannst! Daß Du unter seinem depressiven Verhalten, unter seinem permanenten Pessimismus leidest, daß Du zum Selbstschutz Konsequenzen ziehen mußt, egal, wie hart die auch sein werden. Daß Du als Mindestschritt eine moderierte Gesprächsrunde mit ihm willst, weil es so nicht weiter gehen kann (vielleicht hilft so was schon bei ihm, vielleicht löst dies aber auch die Bereitschaft aus, mit seinem Problem einen Arzt zu konsultieren).
Wir haben damals viele Termine bei einem Mediator gehabt. Vor einer Scheidung hat es uns nicht bewahrt, aber es hat den Weg zu einer Bilderbuch-Scheidung und einer noch jetzt bestehenden Freundschaft frei gemacht.
Die Stunden beim Mediator haben wir übrigens nicht selbst bezahlt. Die Psychologin fragte mich, wie sehr ich unter der Situation leide, was das alles bei mir auslöst (Schlafstörungen, Magenprobleme,...) und so wurde alles über die KK abgerechnet.
Viele Grüße,
Kooka