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Hallo Schlüsselbein!
Nein, eigentlich bin ich nicht in Deiner Situation, aber ja, ich kenne diese Gedanken und Ängste, jedoch aus der Perspektive des neuen Partners. Ich habe selbst noch keine Kinder und bin seit 6 Jahren mit einem Mann zusammen, der schon 2 Kinder hat (12 und 10, ein Mädchen und ein Bub).
Wir leben seit ca. 5 Jahren unter einem Dach und wir sind glücklicherweise zu einer harmonischen Familie zusammengewachsen, auch wenn das manchmal nicht so leicht war. Natürlich hat man am Anfang Bedenken, ob das Zusammenleben auch funktionieren wird; ich hab mich immer gefragt: Werden mich die Kinder als neue Freundin des Papa akzeptieren? Wie soll ich mich in der Rolle der Stiefmutter verhalten? etc.
Ich glaube, dass es v.a. zu Beginn wichtig ist, keine zu großen Erwartungen in die Beziehung der Kinder mit dem Stiefelternteil zu setzen, sonst stehen beide Seiten unter Erfolgsdruck. Da Ihr erst 4 Monate lang zusammenlebt, muss sich die neue Familiensituation erst mal einpendeln und entwickeln, ich kann Dir nur raten, etwas zu warten und zu beobachten, wie Dein neuer Partner und die Kinder aufeinander reagieren. Lass Ihnen die Möglichkeit, sich ohne Zwang zu "beschnuppern" und näher kennenzulernen. Ich glaube, dass jede neue zwischenmenschliche Beziehung Zeit braucht, um sich zu entwickeln und zu vertiefen, und das gilt natürlich auch für die Beziehung zwischen Deinen Kindern und dem neuen Elternteil.
Wenn ich Dir einen Rat geben darf: Erwarte nicht von Deinem Partner, dass er die Vaterrolle für Deine Kinder übernimmt, denn die Kinder haben ja einen Vater; meines Erachtens kann man den Kindern die Verwirrung und den Loyalitätskonflikt ersparen, wenn man ihnen den neuen Partner ganz locker als den neuen Freund der Mama präsentiert, der auch für die Kinder ein Freund sein kann. Auch ist es wichtig, dass Du in Erziehungsfragen weiterhin hauptverantwortlich für Deine Kinder bist, aber mit Deinem neuen Partner darüber sprichst, wie er so über Erziehung denkt. Er sollte nicht sofort eine Autoritätsperson für die Kinder sein, denn dann könnte passieren, dass sie ihn ablehnen, aber er sollte sehr wohl eine Respektperson für die Kinder sein, also von ihnen respektiert werden aber im Gegenzug auch die Kinder respektieren. Das hängt auch von der Chemie zwischen ihnen ab. Bei mir war es so, dass ich mich von Anfang an gut mit seinen Kindern verstanden habe.
Du wirst in nächster Zeit ohnehin merken, ob sie sich gut verstehen oder nicht. Wenn es Schwierigkeiten gibt, solltest Du ausgleichend auftreten. Das ist sicher nicht leicht. Wenn ich mich in die Rolle meines Freundes hineinversetze, merke ich, dass es für ihn sicher manchmal schwierig war, aber er hat das sehr gut hinbekommen. Er hat mich nicht gedrängt, Verantwortung für seine Kinder zu übernehmen, gleichzeitig hat er mich und meine Entscheidungen vor den Kindern immer unterstützt, nie untergraben. Damit hat er entscheidend dazu beigetragen, dass wir heute so gut miteinander klarkommen.
Meine Antwort ist ein bißchen lang geworden, hoffentlich kannst Du einige hilfreiche Anregungen herausfiltern. Auf jeden Fall wünsche ich Euch viel Glück und Erfolg in den nächsten Jahren, Ihr werdet sicherlich einen Weg finden, damit sich alle in der neuen Situation wohl fühlen.
Alles Gute,
Lucita