Beitrag 89 von 1.522 (6%) | Anfang zurück weiter Ende |
|
Hallo zusammen,
ich bin ganz neu hier und brauche dringend Rat! Ich bin seit 2 Jahren mit meinem LG zusammen. Er ist seit 4 Jahren geschieden und hat einen 10jährigen Sohn. Wir leben in getrennten Wohnungen, schlappe 6 km von einander entfernt. Der Sohn hat bis Januar bei seiner Mutter gelebt und ist dann zu seinem Vater gezogen, weil die Umstände bei seiner Mutter für das Kind unzumutbar waren. Habe das auch sehr befürwortet, da die Mutter sich nie gekümmert hat. Der Junge war JEDES Wochenende und die kompletten Ferien bei meinem LG und auch unter der Woche hat sie ihn ständig abgegeben, war ständig auf Parties und auch Drogen waren im Spiel. Keine Frage, der Junge musste da so schnell es geht raus.
Er fühlt sich sichtlich wohl bei seinem Papa, den er absolut vergöttert und hat auch in der Schule große Fortschritte gemacht, wobei man auch sagen muss, dass er mit 10 jetzt erst in die dritte Klasse kommt. Aufgrund der Trennung der Eltern wurde er ein Jahr später eingeschult und nach einem Umzug der Mutter nach Frankreich wieder ein Jahr zurück gestuft. Mutter hat sich ja nie gekümmert und wenn der Kleine bei seinem Papa war, war spielen und Freizeit angesagt.
Da sein Papa immer so viel Mitleid mit ihm hatte, genoss er bei ihm Narrenfreiheit. Er durfte wach bleiben so lange er wollte, fernsehen so lange und was er wollte und schlief bei Papa im Bett. Das "bei Papa im Bett schlafen" bereitete mir die größten Sorgen, stellte sich aber als kleinstes Problem heraus. Mein LG war kurz vorher umgezogen, so dass sein Sohn ein neues Zimmer bekam und auch ein neues Bett, was den Neuanfang sehr erleichterte. Der Kleine freute sich riesig über das neue Zimmer, richtete es sich zusammen mit seinem Papa ein und hatte auch kein Problem in seinem Bett zu schlafen. Vorher war quasi die ganze Wohnung sein Zimmer gewesen und in seinem eigentlichen Zimmer hielt er sich nie auf.
Mittlerweile merkt mein LG, wie schwierig es ist ohne Regeln und Grenzen den Alltag zu überwinden und dass er sich und dem Jungen so das Leben unnötig schwer gemacht hat. Ich war natürlich schon mal sehr froh über diese Erkenntnis. Allerdings funktioniert die Umsetzung überhaupt nicht. Und das, obwohl der Junge sogar empfänglich für Regeln ist, wenn sie klar und einleuchtend ausgesprochen werden. Aber sein Vater schafft es einfach nicht klare Ansagen zu machen. Und warum sollte ein Kind hören, wenn es merkt, dass es eigentlich gar nicht hören muss? Ich war auch über seine Defizite sehr schockiert. Konnte kaum lesen (hat ewig für ein Wort gebraucht und nur die Buchstaben aneinander gereiht, ohne zu verstehen, welches Wort da steht), für sein Alter sehr schlecht und unleserlich schreiben, wusste nicht wie man Messer und Gabel hält, zu Tisch nicht rülpst, und so weiter und so fort. Habe sogar an meinem LG gezweifelt, dass er das alles nie bemerkt hat. Außerdem bräuchte er auch ganz dringend Logopädie, was auch seine jetzige Lehrerin schon angesprochen hat. Also: viel zu tun!
Das Problem: mein LG arbeitet Vollzeit und hat sehr viel um die Ohren. Der Junge geht in eine Ganztagsschule und ist dann 2-3 Stunden bei einer Tagesmutter, bis mein LG ihn abholt. Mein LG holt seinen Sohn dann von dort ab und Zuhause bleibt nicht mehr viel Zeit, zumal für meine LG dann noch der Haushalt auf ihn wartet. Keine Zeit und dann auch noch müde, also alles schlechte Voraussetzungen um dem Jungen Regeln zu erklären und diese konequent durchzusetzen. Ich habe am Anfang versucht das alles auszugleichen. Habe für ihn geputzt, die Wäsche gemacht, war einkaufen und habe seinen Sohn manchmal von der Schule abgeholt, damit er noch Zeit hatte mit den Nachbarskindern zu spielen. Automatisch habe ich dann auch versucht, dem Jungen ein bisschen Benehmen beizubringen. Nebenbei habe ich übrigens noch studiert und gearbeitet. Jetzt weiß ich, dass es ein Fehler war mich so stark einzumischen. Zum einen bin ich ja auch gar nicht die Erziehungsberechtigte und habe dem Jungen ggü. keinerlei Verpflichtungen, zum anderen habe ich mich total und restlos überfordert, so dass irgendwann gar nichts mehr ging...
Mittlerweile habe ich mich wieder in meine eigene Wohnung zurückgezogen und meinem LG versucht zu erklären, welche Verantwortung er ggü. seinem Sohn hat und dass er ihn erziehen muss und nicht ich oder sonst wer. Angeblich hat er das wohl eingesehen, schafft es aber nicht umzusetzen. Ich habe ihn schon zur Erziehungsberatung geschickt und war auch beim ersten Termin dabei, wo der Berater dann auch meinte, dass es die Aufgabe meines LGs sein, den Sohn zu erziehen und ich ihm lediglich als Coach zur Seite stehen könnte. Trotzdem ist es immernoch so, dass mein LG sich zwar ändern möchte, es aber nicht schafft, weil er nach seiner Arbeit einfach keine Energie mehr aufbringen kann und dann über alles hinweg sieht. Sein SOhn ist also der Chef Zuhause, ich halte es dort nicht mehr aus und sehe meinen LG nur noch selten. Das ist für uns beide ziemlich schwer, weil wir sehr aneinander hängen, aber ich muss mich da auch einfach selber schützen.
Wie kann ich ihn denn sonst unterstützen und wie können wir es schaffen auch mal Freizeit nur zu zweit zu verbringen? Und weiß jemand, ob es Tagesmütter gibt, die das Kind auch Zuhause betreuen und nebenbei den Haushalt schmeißen und einkaufen? Dann könnte der Junge auch öfter draußen anderen Kindern spielen, was er bei der jetzigen Tagesmuuter nicht kann. Mein LG ist mir sehr wichtig. Ich möchte nicht, dass wir irgendwann merken, dass wir keine Zukunft mehr haben, da wir einfach keine Zeit mehr für einander haben... Ich weiß einfach nicht, wie ich mich verhalten soll und ich vermisse ihn auch so schrecklich, wenn wir uns nicht sehen. Und ich möchte auch, dass sein Sohn glücklich ist und später keine Schwierigkeiten in der Gesellschaft bekommt. Die deuten sich nämlich schon leise an.
Liebe Grüße
Wilma