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Hallo!
Der Vorschlag von Ingrid hört sich für mich vernünftig an!
Besonders wichtig ist für deine Partnerin, dass sie einen eigenen
Bereich hat, eine Intimsphäre, möglichst ein eigenes Zimmer. Entweder
so, dass euer Schlafzimmer als Wohnschlafzimmer eingerichtet ist, das
sie selbst gestalten und einrichten kann oder ein kleines extra Zimmer.
Ist in einer Zwei Zimmer Wohnung auch bei Besuch der Kids kaum machbar.
Die Tochter braucht auch ein eigenes Zimmer.
Was ist wenn der Sohn noch zu Besuch kommt?
Meiner Meinung in allererster Linie eine Frage der Räumlichkeiten.
GANZ WICHTIG:
Damit deine neue Partnerin sich hier einleben kann, ggf. eine berufliche
Anerkennung erwerben, Job finden, soziale Kontakte knüpfen etc. ist eine
gewisse Kenntnis der deutschen Sprache unabdingbar! Nicht perfekt, aber
eine einfache private Konversation sollte auch zu Beginn grundlegend
möglich sein.
Wenn deine Partnerin so schnell lernt wie meine Frau, dann sollte sie
auf dieser Basis in recht kurzer Zeit sehr gute Deutschkenntnisse
entwickeln können.
WEITERHIN:
"Bevor ich sie kennenlernte, war mit meiner Tochter(14) besprochen, das
sie zu mir zieht. Bisher wohnte sie bei der Mutter. Die Wohnung der
Mutter ist gekündigt und hier ist kein Platz für ihre Kinder (!!!!) Mein
Sohn ist im Internat."
Es war also mit der Tochter schon vereinbart, bevor du deine Partnerin
kennengelernt hast!
Es sollte also kein Zweifel daran bestehen, dass deine Tochter zu dir
zieht (ggf. erstmal in die Zwei Zimmerwohnung).
Das solltest du deiner Tochter gegenüber kurzfristig deutlich klarstellen.
Anschliessend kannst du gemeinsam mit deiner Tochter auf die Suche nach
einer grösseren geeigneten Wohnung gehen, mit eigenem Rückzugsraum für
beide Damen (wichtig).
In wieweit und wann du deine neue Partnerin da einbeziehen kannst liegt
sicher vorallem am Reisebudget und weiteren finanziellen Faktoren.
Es ist ein schwieriger Spagat, dass beide Frauen auf ihre Weise an
erster Stelle stehen sollen und das auch beide so empfinden wollen.
Jedenfalls sollte es keine Konkurrenzgefühle zwischen Tochter und neuer
Partnerin geben.
ZU MIR:
Ich bin selbst mit einer Ausländerin verheiratet (Rumänin).
Wir haben nach 4 1/2 Monaten geheiratet (Besuchsvisum + Verlängerung
durch Aufgebot/Heiratstermin).
Allerdings hatte sie vorher schon 1 Jahr als Au Pair in D gelebt
(begründet keinerlei Aufenthaltstitel, Verlängerung, Erleichterung etc,
aber half durch sprachliche Grundkenntnisse enorm!).
Wir haben gemeinsam sehr schwere Zeiten durchgemacht. Mein Sohn ist kurz
nach ihr bei mir eingezogen und sie musste in die Erziehung mit
einsteigen, da die Mutter sich völlig ferngehalten hat. (weitestgehende
Umgangsverweigerung DURCH den Umgangsberechtigten Elternteil selbst).
Meine Frau hat sehr schnell einen Job gefunden, allerdings erstmal auf
deutlich einfacherem Niveau, als es ihrer durchaus sehr guten und
fundierten Ausbildung entspräche. Es war dennoch sehr gut, da
berufsverwandt - sie konnte die berufsbezogenen Verhältnisse in
Deutschland kennenlernen, die Fachsprache lernen und sich auf die
berufliche Anerkennung vorbereiten.
Die Anerkennung selbst hat sie dann später sehr schnell durchgezogen und
auch eine deutsche Abschlussprüfung erfolgreich abgelegt.
Um eine Ausbildungsstelle zu finden (Einstig in das letzte halbe Jahr
der Krankenpflegeausbildung) hatte sie auch noch die Mittelstufenprüfung
des Götheinstitutes abgelegt.
Besonders schwierig ist es für sie bis heute, dass mit meiner Ex
permanenter Stress ist, selbst wenn wir sie nicht zu Gesicht bekommen.
Vieles konnte sie (meine zweite Frau) erst nach Jahren nachvollziehen,
da sie von früher keine Vorstellungen über die deutsche
Familienrechtsprechung hatte und meine Ex nichts unterlassen hat, ein
normales friedliches getrennte-Eltern-Verhältnis zuzulassen.
Ein in Deutschland geschiedener Mann mit Kind ist wahrscheinlich für
jede Frau, egal woher sie stammt, eine immense Herausforderung.
Heute sieht es so aus, dass wir seit 4 1/2 Jahren verheiratet sind. Wir
haben mindestens eine kapitale und mehrere kleinere Krisen überstanden
und sind sicher daran beide auch gewachsen. Wir lieben uns sehr und
leben jetzt glücklich getrennt in zwei Ländern.
Sie in Deutschland, ich bin zum arbeiten ins Ausland und komme so alle
vier bis zwölf Wochen zu Besuch.
Mein Sohn ist deshalb auf eigenen Wunsch zur Mutter zurückgezogen,
nachdem er drei Jahre mit uns zusammengelebt hat.
Wir drei (Vater, Sohn und Stiefmutter) hatten seinerzeit gemeinsam
entschieden, dass wir keine Perspektive sehen, wenn ich nicht wegginge.
Wir wollten nicht dauerhaft von Hartz IV abhängig werden oder auf
Niedriglohnniveau rutschen und mein alter Job hat sich konjunktur- und
sachbedingt nicht stabil weiterentwickelt.
In meinem erlernten Beruf ist in Deutschland überdies Krise.
(Anmerkung: für Sabiene und andere: "Stiefmutter" ist für uns drei kein
negativ besetztes Wort, sondern ein Begriff für die Rolle die meines
Sohnes Vaters zweiter Frau dadurch zugekommen ist, dass sich meines
Sohnes Mutter drei Jahre weitestgehend aus der erzieherischen
Verantwortung gezogen hat. Derzeit versucht sie allerdings diese
Verantwortung wiederum mir vorzuenthalten, da sie der Überzeugung sei,
"EINE Familie, EIN zu Hause, EIN Entscheidungsträger, KEINE gemeinsame
Verantwortung, KEINE zwei Wohnorte, KEINE Sachen beim anderen Elternteil
etc.. Die Partnerin des Vaters wird für uns dadurch zur "Stiefutter",
dass sie in die erzieherische Verantwortung wesentlich mit einsteigt.
Der Begriff selbst trifft keine Aussage warum sie das tut oder ob sie
eine "gute oder böse Stiefmutter" ist. )
Jetzt fühlt sich meine Frau mittlerweile in Deutschland heimisch,
während ich damit rechne, die nächsten zehn bis 15 Jahre nicht in
Deutschland, aber im Ausland Karriere machen zu können. Es gibt ja zum
Glück reichlich deutsche Firmen, die im Ausland tätig sind und ich habe
kein Problem damit, noch eine dritte oder vierte Fremdsprache zu lernen.
(muss ja nicht gleich Chinesisch sein, oder doch? ;-) ). Taktisch
erschwerend kommt noch hinzu, dass wir jetzt ein kleines Baby haben :-)
und ich mein erstes Auslandsengagement auf eigene Faust aufbaue (ohne
Startkapital :'( und ohne Entsendung durch eine deutsche Firma 8-) ).
Das Verhältnis zu meinem grossen Sohn ist nach wie vor gut, er lebt sich
auch langsam in die neue Situation ein.
Mein Kleiner entwickelt sich prächtig.
Meine Frau und ich arrangieren uns mit der räumlichen Trennung und sind
nunmehr guter Dinge, dass sie in etwa Jahresfrist nachkommen kann.
FAZIT:
Ich habe es keine Sekunde bereut, dass ich meine Frau nur wenige Monate
nach unserem Kennenlernen geheiratet habe (Faktisch 4 1/2 Monate, plus
zwei kurze Begegnungen bei Freunden einige Monate vorher).
Es hat sich gelohnt um unsere Beziehung zu kämpfen und miteinander
aneinander füreinander zu arbeiten.
Es ist nicht immer leicht miteinander, da wir zwei starke Charaktere
sind, aber wir wollen ja beide starke Partner an unserer Seite haben.
Nachdem meine erste Ehe nach längerer Beziehung geschlossen wurde und
sich spätestens mit der Geburt des Grossen (4 1/2 Monate nach
Eheschliessung) spektakulär in einen Rosenkrieg erster Güte verwandelte,
erlaube ich mir zu sagen, dass es NICHT auf die Dauer der Bekanntschaft
/ Beziehung vor der Ehe ankommt, damit diese eine echte Chance hat.
Es kommt darauf an, dass die Vorstellungen von Partnerschaft, Treue,
Ehe, Lebens- und Familienplanung weitgehend übereinstimmen. Es kommt auf
Konfliktfähigkeit beider Partner an, auf Respekt, Wertschätzung, Liebe,
Zärtlichkeit, Verständnis, Dauerhaftigkeit, Verlässlichkeit, Geduld und
anderes.
Ich habe die beste Frau der Welt und ich habe tolle Kinder.
Gemeinsam schiffen wir durch schweres Wetter, aber wir sehen Land am
Horizont.
Selbst wenn es eine weite Reise ist und wir nicht wissen, ob wir jemals
dort ankommen wo wir heute unser Ziel sehen, so schätze ich mich
glücklich diesen Begleiter auf der Reise durch das Leben gefunden zu haben.
So, jetzt höre ich mit meiner Schwärmerei auf.
Ich wünsche dir viel Glück und weise Entscheidungen.
Deine Tochter sollte wie gesagt an erster Stelle stehen und dann deine
Partnerin auch. Wenn du verstehst, was ich meine.
Beste Grüsse,
Torsten
Ingrid schrieb: