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Hallöchen Carl,
diese Diskussion habe ich bisher - teilweise mit leichtem Amüsement - nur
passiv mitverfolgt. Ingrids Mail von gestern oder vorgestern hätte ich
beinahe zugestimmt. Doch wenn ich jetzt dein Mail mit den neuen Infos lese,
sieht das alles etwas anders aus.
Natürlich können deine Wahrnehmungen als Betroffener derart rosarot
eingefärbt sein, dass du die Realität tatsächlich nicht oder nur verzerrt
siehst. Das ist zwar aufgrund einiger eMails kaum zu beurteilen, aber ich
habe zumindest nicht den Eindruck von dir gewonnen. Außerdem: Hinterher ist
man immer schlauer!
Sollten deine Einschätzungen also zutreffen, kann ich dich in deiner Absicht
nur bestärken. Einem verwöhnten Prinzesschen müssen schleunigst die Grenzen
aufgezeigt werden, schon in dessem eigenen Interesse! Viel wichtiger ist
jedoch dein Eigeninteresse.
Du hast völlig recht: In einigen Jahren macht das Töchterlein die Fliege und
du sitzt vielleicht alleine da und trauerst einer unwiederbringlich
vergebenen Chance nach.
Mal ganz davon abgesehen, dass mir eine Frau, wie du sie beschreibst, am
Hintern lieber wäre als ein verzogenes Gör das ständig rumzickt im Gesicht -
selbst wenn es die eigene Tochter wäre.
Als ich dein Mail las, fiel mir spontan ein Gedicht ein, das deinen
Zwiespalt recht gut beschreibt, wenn auch aus einer anderen Perspektive. Es
sei dir nicht vorenthalten:
Franz Werfel: Elternlied
Kinder laufen fort.
Lang her kann’s noch gar nicht sein,
Kamen sie zur Tür herein,
saßen zwistiglich vereint
Alle um den Tisch.
Kinder laufen fort.
Und es ist schon lange her.
Schlechtes Zeugnis kommt nicht mehr.
Stunden Ärgers, Stunden schwer:
Scharlach, Diphterie!
Kinder laufen fort.
Söhne hangen Weibern an.
Töchter haben ihren Mann.
Briefe kommen dann und wann,
Nur auf einen Sprung.
Kinder laufen fort.
Etwas nehmen sie doch mit.
Wir sind ärmer, sie sind quitt.
Und die Uhr geht Schritt für Schritt
Um den leeren Tisch.
Herzliche Grüße
Hartmut Schewe
Im Hau 15
72631 Aichtal
Tel: 07127/56702
"Ich werde mich immer dafür einsetzen, dass jeder seine Meinung frei sagen
darf, auch wenn ich sie nicht teile. Ich werde alle bekämpfen, die anderen
dieses Recht verwehren wollen."
Günther Grass um 1972 (Literatur-Nobelpreisträger 1999, als 15-Jähriger
freiwillig zur Wehrmacht gemeldet, 1944 als 17-Jähriger zur Waffen-SS
eingezogen)