Beitrag 77 von 830 (9%) | Anfang zurück weiter Ende |
|
Hallo Doro!
Ich kann Deine Gefühle sehr gut verstehen, weil es bei mir und meinem Freund (seine Kinder waren damals 4 und 6) zu Beginn auch so ähnlich war. Wir trafen uns regelmäßig und waren ein "normales" Paar, außer vor seinen Kindern. Für die war ich zuerst nur eine "Bekannte" und mein Freund wollte mich vor ihnen weder küssen noch Händchen halten. Das ging ein paar Monate so, bis sich die Kinder an mich gewöhnt hatten. Irgendwann ergab es sich dann von selbst, dass ich ihnen als neue Partnerin ihres Vaters offiziell "vorgestellt" wurde, und da sie mich ja schon kannten und wir uns gut verstanden, akzeptierten sie das auch. Aber ich kann mich gut daran erinnern, dass ich mich am Anfang sehr mies fühlte, irgendwie zurückgestellt und ungerecht behandelt. Wenn wir alleine waren, war alles romantisch, wir waren verliebt, und vor den Kindern war er plötzlich distanziert. Das ist nicht wirklich das, was man sich von einer neuen Liebe erwartet.
Aber heute, nach sechs Jahren, glaube ich, dass es vielleicht besser so war, denn für die Kinder war es schlußendlich einfacher, mich zu akzeptieren. So schwer und unfair das auch ist, aber als "Zweitfrau" spielt man -zwar nicht immer, aber sehr oft- die zweite Geige und muss seine Gefühle hinter die der "fremden" Kinder zurückstellen.
Natürlich ist jede Beziehung einzigartig und es kann sein, dass ich mich irre, aber ich würde Dir raten, ruhig und gelassen an das Ganze heranzugehen. Toleriere es noch eine Weile lang, dass sich Dein Freund komisch verhält, wenn es um die Kinder geht. Aber rede mit ihm und sage ihm, wie Du Dich dabei fühlst. Schlage ihm vor, dass Du, Deine Tochter, er und seine Kinder gemeinsam was unternehmen könnt, so als wärt ihr "befreundete" Familien und Du siehst ja, wie seine Kinder auf Dich und Deine Kleine reagieren. Wenn das einige Zeit so gut geht, kommt sicher bald der Moment, in dem ihr den Kindern "offenbaren" könnt, dass ihr zusammen seid.
Falls sich aber Dein Gefühl verstärken sollte, dass Dein Freund Dich vor den Kindern und seiner Ex "versteckt", weil er sich noch nicht ganz entschieden hat, ob er sich wirklich und endgültig trennen will, dann würde ich an Deiner Stelle auf Distanz gehen. Es ist leicht, das zu sagen, und schwierig, das zu entscheiden; es kann natürlich auch sein, dass sich Dein Freund so verhält, weil die Trennung noch relativ frisch ist, er die Kinder nicht verwirren und seine Ex (noch) nicht gegen sich aufbringen will. Aber wenn er sein eigenes Leben leben und glücklich werden will, wird er bald von selbst begreifen, dass er seine Ex zwangsläufig gegen sich aufbringen muss. Ich hoffe für ihn und für Dich, dass es dann nicht erst so richtig losgeht...
Und wegen dem Geburtstag Deiner kleinen Tochter: Du könntest ja ihn und seine Kinder zu Dir einladen, vielleicht mit ein paar anderen Freunden von Dir, dann "wittern" die Kinder nicht, dass Du die "Next" bist und ihr könnt vor Ort feststellen, wie Eure Kinder aufeinander reagieren. Wenn Dein Freund diesen Vorschlag nicht annimmt, dann feier eben ohne ihn und seine Kinder und warte zu, was er als nächsten Schritt vorschlägt.
Ich wünsche Dir viel Kraft und Durchhaltevermögen, und dass ihr einen Weg findet, zusammenzuwachsen.
Liebe Grüße,
lucita