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Moin Amanda,
warum ich aufgegeben habe? Weil die Kurzen von zu Hause aus offenbar keine Grenzen kennen. Nach mittlerweile 2 Jahren habe ich gemerkt, welcher Teil der wunderbaren Theorien, die frau so in Bezug auf ein Familienleben hat, sich in die Praxis umsetzen lassen - es sind verdammt nochmal nicht viele. Schwierig auch die Tatsache, dass die Kids schon in der Pubertät waren, als ich in ihr Leben platzte, da ist nicht mehr viel mit Erziehen. Stattdessen genieße ich den Luxus, eine recht gute Beziehung zu den Kindern zu haben, vor allem zu dem Mädchen. Die greift auch immer mal freiwillig mit an und nimmt sich meine Kritik auch zu Herzen.
Hach was wär das schön, am Kinder- Wochenende mal gemeinsam morgens loszufahren und den ganzen Tag unterwegs zu sein, Picknick einpacken, was erleben, rumtoben... Spieleabende... aber ich weiß ich bin hoffnungslos nostalgisch. Stattdessen stehe ich da, die Kids vorm PC, der Vater frustriert vor der Glotze, da mache ich halt Ordnung (was ich übrigens gerne mache, von daher mache ich keinem einen Vorwurf, ich habs halt gerne schön, zuviel Tine Wittler geguckt). Die ganze Woche nur Fastfood gegessen, da will man am Wochenende mal vernünftig kochen (zuviel Tim Mälzer geguckt *lol* nein mal im Ernst, unter der Woche ist echt nicht viel Zeit), dann gehts los mit dem "Das ess ich nicht" von drei Kindern (jeder etwas anderes), die bei Muttern nur aus der Friteuse ernährt werden, hab ich mich ja schon drüber ausgelassen, und dann gibts Fischstäbchen, Hamburger mit Pommes, Currywurst, Pizza etc. pp. weils keine Arbeit macht und alle sind glücklich. Gemeinsam irgendwas "vernünftiges" kochen - nette Idee, kann man aber bei einem fast 15-jährigen knicken, es interessiert ihn einfach nicht. Dafür hat er halt andere Interessen, mein Gott, wie der beim Umzug angepackt hat, und der Kleine auch, da konnte man echt stolz sein.
Was ich damit sagen will: man hat nicht viel Zeit miteinander, und die reicht auch nicht, um seine Ideen von Familienleben zu realisieren, vor allem, wenn die Grundlagen dafür fehlen bzw. im Mutternhaushalt, wo sie ja die meiste Zeit verbringen, völlig anders sind. Mein Schatz ist voll berufstätig, ich habe ein Geschäft, was auch am Wochenende ein wenig Zeit in Anspruch nimmt, dazu 2 Hunde, Katerchen, einen Haufen Kleintiere (die Sittiche im Kinderzimmer sorgen dafür, dass die Nachteulen morgens beizeiten geweckt werden und nicht bis um Uhr pennen, kleiner Tipp am Rande) und natürlich der Haushalt - da überlegt man sich zweimal, ob man auf Konfrontation geht oder es einfach gut sein lässt, wenn es sich um Kleinigkeiten handelt. Mir kann es doch wurscht sein, ob sie aus dem Hals stinken, auch wenn ich so nicht auf die Straße gehen würde. Mit 4 vernünftigen Mahlzeiten im Monat kann man die anstehende Skorbut mit Sicherheit nicht verhindern. Wir können den Kindern ein anderes Leben vorleben, als sie es kennen, aber wir können nicht in zweimal anderthalb Tagen im Monat erreichen, dass sie es adaptieren.
Die von Änky beschriebenen Zustände habe ich hier zum Glück nicht, da würde ich auch auf die Barrikaden gehen, um jedoch wirklich was zu erreichen müsste sie eine gute Beziehung haben zu dem Kleinen und irgendwie habe ich nicht den Eindruck, dass dem so ist. Der Bub kann einem eigentlich nur leid tun, versifft, pummelig und keine Manieren - liebe Änky, das ist eine Aufgabe! Wenn Du es schaffst, sein Vertrauen zu gewinnen (das dürfte vielleicht sogar leichter sein als es ausschaut, wenn er, wie Du schreibst, in der Familie das Aschenputtelchen ist), kriegst Du es hin. Bestimmt nicht alles und schon gar nicht auf einmal. Aber er wird schon merken, dass seine Mitschüler ihn anders behandeln, wenn er nach dem Papa- Wochenende sauber und gepflegt (Frisör! Egal was die alte Vettel dazu sagt, es wird ein paar Tage dauern, bis sie sich wieder an seinem Schopf vergreifen kann, um ihn zu verstümmeln) und mit Taschentüchern in der Hose in der Schule aufkreuzt. Was ich gerne mache mit den Kurzen ist eine gemeinsame Klamottenschnäppchenjagd bei Ebay, da gibts coole Markensachen (für den Gruppenzwang in der Schule) nicht gar so teuer. Meine Verbündete in Sachen Klamotten ist übrigens die Oma väterlicherseits, die zu Weihnachten und Geburtstagen etwas Geld für Klamotten beisteuert, die wir gemeinsam kaufen gehen. Vielleicht wird der Junge Dir irgendwann sogar dankbar sein.
Ich hab mich auch immer aufgeregt, dass der Kleine die Klamotten seiner Geschwister aufgetragen hat, obwohl sie schon löchrig waren (ich habe nix gegen Auftragen, aber gegen Lumpen). Als er mal wieder Socken an den Füßen hatte, die nur noch aus Löchern bestanden, habe ich ihn gefragt, ob das irgendwelche besonderen Socken sind, und er sagte nein. Dann fragte ich ihn, ob wir tauschen wollen, seine alten kaputten für den Hund, damit der was zu spielen hat, was nach ihm riecht, gegen ein Paar nagelneue von mir (wir haben die gleiche Schuhgröße), hat er eingewilligt. Anscheinend hat er Mutti gesagt, dass die neuen Socken von mir sind (sie wurden übrigens nie mehr gesehen, sind wohl gleich in der Tonne gelandet), denn seit dem Tag hat er immer vernünftige Socken an - das wollte Frau Flodder wohl nicht auf sich sitzen lassen *lol* Zusätzlich hab ich ja die Oma auf meiner Seite, die nun zu jeder Gelegenheit Socken schenkt. Das wirkt.