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Patchwork-Familien
Wenn der Ex-Mann noch mal Vater wird
19. August 2008
picture-alliance/dpa
Ex-Tennisprofi Boris Becker will seine - deutlich jüngere - Verlobte heiraten und mit ihr erneut eine Familie gründen. Eine Schwangerschaft der "Neuen" ist für die Ex-Frau und die Kinder aus erster Ehe jedoch oftmals ein heikles Thema. Hier ein paar Tipps, die vielleicht auch im Hause Becker die Situation entspannen.
Tipps für die Ex-Frau
Die Nachricht, dass Ihr Ex-Mann eine neue Liebe gefunden hat, versetzt Ihnen einen Stich? Und die Neuigkeit, dass Ihr früherer Partner erneut eine Familie gründen will oder seine neue Frau sogar schon schwanger ist, erst Recht? Egal, wie sauber der Schlussstrich gezogen wurde und wie viel Zeit seit der Scheidung beziehungsweise Trennung vergangen ist - das geht den meisten Frauen so. Und zwar nicht nur, weil die Trennung damit noch endgültiger wird - plötzlich hat man das vermeintliche Vorrecht gegenüber der Neuen, mit dem Mann gemeinsame Kinder zu haben, verloren.
Wahrscheinlich machen Sie sich auch Sorgen, ob Ihr Ex-Mann nicht Ihre Kinder zugunsten des neuen Babys vernachlässigen wird - von Sorgen, ob das Gehalt des Mannes für den Unterhalt und eine neue Familie reichen wird, ganz zu schweigen (denn seit das neue Unterhaltsrecht in Kraft ist, muss sich die Ex-Frau schneller wieder um einen Job bemühen, wenn die Kinder nicht mehr allzu klein sind, die neue Partnerin ihres Verflossenen jedoch ein Baby versorgt).
Eine schwierige Situation. Aber vielleicht helfen Ihnen folgende Ratschläge:
Stehen Sie zu Ihren Gefühlen. Wenn es Ihnen weh tut, jedes Mal brühwarm über den schon gewachsenen Bauchumfang der Neuen informiert zu werden, bitten Sie Ihren Ex-Mann um ein wenig Zurückhaltung.
Auch wenn es schwerfällt: Versuchen Sie, Ihre Kinder nicht mit Ihren Sorgen anzustecken, dass Ihr Ex schon bald keine Zeit mehr für sie haben könnte. Stattdessen sollten Sie auch dieses Thema möglichst früh mit ihm besprechen - wahrscheinlich wird er Ihre Sorgen zerstreuen können. Schließlich liebt er seine Kinder und hat sich bisher auch bemüht, ihnen trotz der Trennung ein guter Vater zu sein.
Auf keinen Fall sollten Sie vor den Kindern schlecht über die neue Frau des Vaters reden. Kinder sind darauf angewiesen, beide Elternteile lieben zu können. Besser: bei einer guten Freundin ausheulen - und sich von ihr noch mal alle Gründe aufzählen lassen, warum Sie den Ex doch eh' nicht hätten zurück haben wollen.
Auf der folgenden Seite finden Sie weitere Tipps, wie der Vater und dessen neue Frau die Situation entschärfen können.
Tipps für den Vater
Es ist keine Frage, dass Sie unter der Trennung von Ihren Kindern leiden, dass Sie sie vermissen und ein Wochenende mit ihnen immer viel zu schnell vorbei geht. Wer könnte Ihnen also verübeln, dass Sie sich auf das Baby mit Ihrer neuen Partnerin freuen? Dass dann ausgerechnet die älteren Geschwister so quer schießen, tut Ihnen natürlich weh.
Aber: Versetzen Sie sich einmal kurz in die Lage der Kinder: Plötzlich müssen Sie Ihre Liebe mit einem weiteren Geschwisterchen teilen. Es ist grundsätzlich nicht leicht für ein Kind zu verstehen, dass ein neues Geschwisterchen kommt mit dem es die Liebe der Eltern plötzlich teilen muss. Vielleicht steckt in dem Vorwurf, dass Sie plötzlich keine Zeit mehr für ihre "alte" Familie haben, ja auch ein Körnchen Wahrheit: Denn Job, die Versorgung des Babys und Ihre neue Beziehung beanspruchen Sie im Moment natürlich besonders stark.
Trotzdem können Sie einiges tun, um Ihren Kindern (und auch Ihrer Ex-Frau) die Angst zu nehmen, dass sie von Ihrer neuen Familie zunehmend in den Hintergrund gedrängt werden könnten:
Ganz, ganz wichtig: Halten Sie sich an getroffene Absprachen. Nichts ist für Ihre größeren Kinder schlimmer, als wenn das Besuchswochenende kurzfristig abgesagt wird, "weil das Kleine irgendwie nicht gut drauf ist". Solche Unzuverlässigkeiten verletzen die Kinder - und sorgen für eine gereizte Stimmung zwischen Ihnen und Ihrer früheren Partnerin.
Zeigen Sie dem Kind Ihre Liebe und sagen Sie ihm immer wieder, dass es Ihnen genauso wichtig ist wie vorher.
Machen Sie Ihrer neuen Frau klar, dass Ihr gemeinsames Baby nichts an den Gefühlen für Ihre Kinder aus der vorigen Beziehung ändern. Vergleichen Sie aber auch nicht ständig die Entwicklung der Kinder und die Mutterrolle Ihrer Ex mit der neuen Situation, damit auch Ihre neue Partnerin keinen Grund hat, sich zurückgesetzt zu fühlen.
Sie haben das Gefühl, dass von allen Seiten an Ihnen gezerrt wird? Schlagen Sie sich im Konfliktfall weder auf die Seite Ihrer "alten" noch auf die Ihrer "neuen" Familie. Sondern geben Sie ehrlich zu, dass auch Ihre zeitlichen Ressourcen begrenzt sind, Sie sich aber bemühen, allen möglichst gerecht zu werden. Manchmal wirkt so ein Geständnis Wunder und alle "Parteien" überlegen gemeinsam nach neuen Lösungsmodellen.
Tipps für die neue Frau
Alles könnte so schön sein: Sie erwarten mit dem Mann, den Sie lieben, ein Baby. Die Vorfreude ist groß. Wären da nicht die Wochenenden, an denen die Kinder Ihres Mannes da sind. Seit Sie ein Bäuchlein tragen, rasten die Großen aus. In Ordnung ist das natürlich nicht - aus der Perspektive der Kinder heraus jedoch durchaus verständlich. Hier einige Gründe, warum die Stiefgeschwister in spe so reagieren - vielleicht hilft es Ihnen, gelassener zu bleiben, wenn Sie wissen, was in den kleinen Köpfen vorgeht:
Noch ein Tipp: Es ist verständlich, dass Sie Ihren Partner vor allem als Vater Ihres gemeinsamen Kindes sehen. Aber Sie müssen akzeptieren, dass die Kinder aus der vorherigen Beziehung für immer ein Teil seines Lebens sein werden. Deshalb sollten Sie sich stets um eine möglichst neutrale Position bemühen!
Kinder hoffen, dass die Familie doch wieder zusammenkommt. Mit einem neuen Baby ist das jetzt kaum noch realistisch. Das kapieren Kinder ganz gut. Und "schuld" sind Sie.
Papa hat ja jetzt schon so wenig Zeit. Wenn er dann noch ein weiteres Kind hat, bleibt noch weniger übrig.
Kleine werden immer ganz besonders geliebt. Die Baby-Konkurrenz ist schon Fünfjährigen sehr bewusst. Eine Ladung Eifersucht fällt jetzt schon mal auf Sie.
Vielleicht tut es der Mutter der Kinder weh, dass Sie jetzt etwas mit dem Ex-Mann gemeinsam haben, was bisher ihr vorbehalten war. Und selbst wenn sie das nicht mit den Kindern beredet, spüren sie es. Leider bekommen Sie es dann ab.
Leben Sie selber in einer ähnlichen Familien-Konstellation? In unserem "Patchworkfamilie, Stiefmütter und -väter"-Forum können Sie sich mit anderen Eltern austauschen.
http://www.eltern.de/familie-und-urlaub/familienleben/stiefgeschwister.html?special=printArticle
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