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So, nach langer Abstinenz bin ich auch mal wieder hier.
Das vom Gericht vorgeschlagene Gutachten ist da.
Ich möchte da gar nicht so viel zu erklären, denn das würde zu weit führen. Einige "kleine" Dinge möchte ich behaupten wurden von der Gutachterin falsch eingeschätzt (bzw. falsche Schlüsse gezogen), das meiste aber absolut richtig gesehen und dargestellt.
Ihr Fazit ist, naja, "Geschmackssache", da sie PAS selbst benennt, aber vorerst alles beim Alten beläßt.
Das Gutachten steht euch jetzt (anonymisiert) zur Verfügung. Ich bin übrigens Mona Michalke *gg*:
Diplom-Psychologin M. Schmidt
Familienpsychologisches Gutachten unter dem Gesichtspunkt der Umgangsregelung
An das Amtsgericht Flehmsburg
- Familiengericht -
In der Sache
Thorvaldsen./. Thorvaldsen
Az. XY
erhielt die Unterzeichnerin vom Familiengericht bei dem Amtsgericht in Flehmsburg den Auftrag, ein psychologisches Gutachten zu erstatten.
Inhaltsverzeichnis
I.Angewandte diagnostische Maßnahmen
3
II.Fragestellung des Gerichtes
4
III.Bisherige Entwicklung und gegenwärtige Situation
4
IV.Die Mutter des Kindes, Frau Uta Thorvaldsen ,geb. 1971
7
1. Zur äußeren Situation
7
2. Die Darstellung der Kindesmutter
8
V.Der Vater der Kinder, Herr Sören Thorvaldsen ,geb. 1973
15
1. Zur äußeren Situation
15
2. Die Darstellung des Kindesvaters
15
VI.Das Kind Anna Thorvaldsen, geb. 1997
20
1. Persönlichkeitsskizze
20
2. Die emotionalen Bindungen des Kindes
21
VII.Das Kind Clara Thorvaldsen, geb. 1998
24
l. Persönlichkeitsskizze
24
2. Die emotionalen Bindungen des Kindes
25
VIII. Das Kind Judith Thorvaldsen, geb. 1999
26
1. Persönlichkeitsskizze
26
2. Die emotionalen Bindungen des Kindes
27
IX.Das Kind Lena Thorvaldsen, geb. 31. 01.2002
29
1. Persönlichkeitsskizze
29
2. Die emotionalen Bindungen des Kindes
30
X.Psychologische Beurteilung
31
XI.Zur Fragestellung des Gutachtenauftrages
35
I. Angewandte diagnostische Maßnahmen
(Vgl. Arntzen, Elterliche Sorge und persönlicher Umgang mit Kindern, Beck, München 1994
Salzgeber, J., Familienpsychologische Gutachten. Rechtliche Vorgaben und sachverständiges Vorgehen, Beck, München 2005)
1. Explorationsgespräche:
Psychologische Exploration der Mutter am 11. und 21.12.2006 Psychologische Exploration des Vaters am 12.12.2006 Psychologische Exploration der Kinder am 21.12.2006 Informatorische Anhörung
des Partners der Mutter sowie der Partnerin des Vaters
Am 14.12.06 fand ein von der Unterzeichnerin begleiteter Tierparkbesuch der Kinder mit dem Vater statt.
2. Verhaltensbeobachtung
Beobachtung der Kinder im Umgang mit der Mutter und dem Vater. Die Mutter und der Vater wurden in ihrem häuslichen Milieu aufgesucht, so dass auch eine Umwelterkundung vorgenommen werden konnte.
3. Angewandte Diagnostische Maßnahmen
Familienpsychologische Wunschprobe
Subjektive Skalen
Schlosszeichentest (Lena)
4. Aktenstudium
II. Fragestellung des Gerichtes
Das Amtsgericht - Familiengericht - Flehmsburg beschloss am 21.09.2006, in der Familiensache Thorvaldsen./.Thorvaldsen durch Einholung eines schriftlichen Sachverständigengutachtens Beweis zu erheben über die Frage, ob die Durchsetzung des Umgangs, wie er im Beschluss des Gerichts vom 29.05.2006 festgelegt wurde, dem Wohl der Kinder widerspricht.
Der Anregung des Rechtsanwaltes des Kindesvaters, das Gutachten auch auf folgende Fragen zu erstrecken, wurde stattgegeben:
- Ist das Wohl der gemeinsamen ehelichen Kinder durch die aktuelle familiäre Situation (Nichtdurchführung des Umganges) gefährdet?
- Sofern die Sachverständige eine Kindeswohlgefährdung feststellen sollte, wird gebeten dazu Stellung zu nehmen, durch welche geeigneten Maßnahmen auch auf Seiten der Eltern die familiäre Situation der Kinder verbessert werden kann.
- Ist ein Aufenthaltswechsel aller Kinder zum Vater aus Gründen des Kindeswohls angezeigt?
III. Bisheriqe Entwicklung und gegenwärtige Situation
Das vorliegende Gutachten knüpft an den Inhalt der zur Verfügung gestellten Akten (Az XY) an, der hier nur in Auszügen wiedergegeben wird.
Anna, geb. 1997, Clara, geb. 1998, Judith, geb. 1999, und Lena, geb. 2002, sind die Kinder von Frau Uta Thorvaldsen und Herrn Sören Thorvaldsen, die seit Oktober 2002 voneinander getrennt leben. Die Kinder verblieben nach der elterlichen Trennung in der Obhut der Mutter, die mit ihnen weiterhin das vormals eheliche Haus in Hudefelm bewohnt. Beide Eltern leben in neuer Partnerschaft, die Mutter und Herr Kunert erwarten Zwillinge. Herr Thorvaldsen lebt mit seiner Partnerin, Frau Michalke, deren sechsjähriger Tochter Valerie sowie dem gemeinsamen eineinhalbjährigen Sohn Frithjof in Husum.
Im Laufe des Jahres 2003 besuchten die Kinder den seinerzeit in Jever wohnenden Vater, der sie gelegentlich auch in Hudefelm während der Abwesenheit der Mutter betreute. Nachdem keine einvernehmliche Regelung bezüglich des Umgangs gefunden werden konnte, beschloss das Amtsgericht Flehmsburg, dass im Zeitraum vom 01.01. bis zum 31.03.2004 jeweils zwei Töchter das Wochenende von Sonnabend 10°° Uhr bis Sonntag 16°° Uhr beim Vater verbringen sollten. Ab Anfang April 2004 sollten alle vier Kinder jedes zweite Wochenende in der Zeit von Freitag 18°° Uhr bis
Sonntag 16°° Uhr beim Vater sein. Die gegen den Beschluss des Amtsgerichtes eingelegte Beschwerde der Kindesmutter wurde vom l.Senat für Familiensachen des Oberlandesgerichtes am 11.06.2004 zurückgewiesen. Die Mutter hatte seinerzeit argumentiert, dass die bei der Trennung im Oktober 2002 gerade erst acht Monate alte Tochter Lena zunächst in der geschützten häuslichen Atmosphäre in Hudefelm eine Beziehung zu ihrem Vater aufbauen müsse. Die ältere Tochter Anna zeige seit Beginn des Umgangsverfahrens psychosomatische Auffälligkeiten. Die Aufenthalte beim Vater würden für alle Kinder eine Belastung darstellen.
Beim Anhörungstermin vor dem Amtsgericht Flehmsburg am 03.11.2004 vereinbarten die Eltern, dass dem Vater ein Umgangsrecht mit den gemeinsamen Kindern an jedem zweiten und vierten Wochenende des Monats in der Zeit von Freitag 17°° Uhr bis Sonntag 163° Uhr eingeräumt werden sollte, darüber hinaus wurde eine Weihnachtsregelung vereinbart.
Nachdem ein Mediationsversuch im August 2005 gescheitert und es weiterhin zu Auseinandersetzungen bezüglich der Besuchskontakte gekommen war, wurde mit Beschluss des Amtsgerichtes Flehmsburg vom 01.11.2005 Frau Mareike Koch zur Umgangspflegerin bestellt. Die vom Rechtsanwalt der Kindesmutter eingelegte Beschwerde wurde vom 1. Senat für Familiensachen des Schleswig-Holsteinischen Oberlandesgerichtes am 24.03.2006 zurückgewiesen mit der Maßgabe, dass Ziffer 2 des Beschlusses, soweit darin die Kosten der Umgangspflegschaft der Antragsgegnerin auferlegt worden seien, aufgehoben werde.
Der Rechtsanwalt des Kindesvaters beantragte im Schriftsatz vom 25.07.2006, der Kindesmutter aufgrund der weiteren erfolgten Verweigerungshaltung ein Zwangsgeld in Höhe von 2.000,-- Euro aufzuerlegen. Es wurde darauf verwiesen, dass zwei auf den Samstag beschränkte Umgangskontakte am 17.06. und am 01.07.2006 weitestgehend korrekt verlaufen seien und am Samstag, dem 15.07.2006 ein erster Übernachtungskontakt habe stattfinden sollen. Als der Vater die Kinder in Hudefelm habe abholen wollen, hätten sie ihm bereits lächelnderweise zugerufen: „Papa, ich möchte nicht mit." Sie seien ins Haus gelaufen, weitere Worte habe der Vater mit ihnen nicht mehr wechseln können. Die jetzige Situation werde von der Kindesmutter ausdrücklich vorangetrieben und aufrechterhalten.
Die Umgangspflegerin beantragte am 27.08.2006 die Einholung eines Gutachtens zur Frage der Erziehungsfähigkeit der Mutter.
Nach dem wiederholten Scheitern der Übergabeversuche kam es erst im Rahmen der Begutachtung zu einem weiteren Umgangskontakt im Tierpark Haitabuh.
IV. Die Mutter der Kinder, Frau Uta Thorvaldsen, geb. 1971
1. Zur äußeren Situation
Frau Thorvaldsen bewohnt mit den vier Töchtern weiterhin das vormals eheliche Haus in Hudefelm, wo Anna, Clara, Judith und Lena jeweils eigene, altersentsprechend gestaltete Zimmer zur Verfügung stehen. Zu dem Haushalt gehören zahlreiche Tiere, die der Unterzeichnerin von den Kindern vorgestellt wurden. Da Frau Thorvaldsen und ihr Lebensgefährte, Herr Kunert, im Frühjahr Zwillinge erwarten, wird der Umzug in ein größeres Haus, eventuell im Raum Ratzeburg, angestrebt.
Die drei älteren Mädchen besuchen die Dorfschule in Siebenkriegen, zu der sie mit dem Fahrrad gelangen. Ihre Freizeit verbringen die bewegungsfreudigen Mädchen in der ländlichen Umgebung überwiegend im Freien, alle vier sind fast jeden Nachmittag bei ihren Pferden.
Die Kindesmutter, die Verwaltungsfachangestellte ist, geht keiner Berufstätigkeit nach. Sie berichtete, dass ihr aufgrund einer Anzeige des Kindesvaters seinerzeit gekündigt worden sei. Herr Kunert ist Chemiker, er gab an, in der Versicherungs-Branche selbständig tätig zu sein.
2. Die Darstellung der Kindesmutter
Frau Thorvaldsen wurde im Rahmen der Begutachtung als freundlich und gesprächsbereit erlebt, bei der Vereinbarung recht kurzfristiger Termine für den gemeinsamen Tierparkbesuch mit dem Vater sowie die Exploration der Kinder war sie kooperativ. Im sehr ausführlichen Explorationsgespräch berichtete die Kindesmutter, mit ihrem späteren Ehemann 1994 zusammengekommen zu sein. Er habe damals sein Studium in Flehmsburg aufgenommen und sei zu seiner Großmutter gezogen, die in dem Hochhaus in Guthdorf schräg gegenüber gewohnt habe. Von ihrem ersten Partner, mit dem sie sechs Jahre zusammengewesen sei, habe sie sich ein Jahr zuvor getrennt, schilderte die Kindesmutter. Die Direktheit von Herrn Thorvaldsen habe sie überrascht, sie habe es nicht gekannt, umgarnt zu werden. Seinerzeit sei sie blauäugig gewesen, aus heutiger Sicht hätten sich bereits damals massive Grenzüberschreitungen angedeutet. Eineinhalb Jahre vor Annas Geburt habe sie ein Kind verloren, seinerzeit habe sie sich vom Vater alleingelassen gefühlt. Als Anna, die für sie wie eine Wiedergutmachung gewesen sei, zur Welt gekommen sei, habe der Vater noch studiert. Mit der Begründung, dass er lernen müsse, habe er die Tochter im anderen Zimmer weinen lassen, woraufhin sie Anna immer mitgenommen habe. Frau Thorvaldsen äußerte: „Es wurde besser, als ich das Kind als meins betrachtete." Im Grunde habe sie von ihm nie die Unterstützung erhalten, die sie erhofft habe.
Weil sie aus dem Wohnungsmilieu herausgewollt habe, seien sie im Juni 2000 in das Haus in Hudefelm gezogen. Zuvor habe Anna Wahrnehmungsstörungen entwickelt und sei zappelig gewesen, der Umgebungswechsel aufs Land habe dem Kind gutgetan. Weil dem Vater während des Referendariats gekündigt worden sei, seien finanzielle Schwierigkeiten entstanden, die sie veranlasst hätten, zum 01.11.2001 ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Sie habe lediglich einen Monat bis zum Beginn ihrer Mutterschutzfrist halbtags gearbeitet, in dieser Zeit habe jedoch zu Hause das Chaos geherrscht. Sie habe aufgelöste Kinder ohne Form und Führung angetroffen, während der Vater völlig neben sich gestanden habe. Er habe seinerzeit eine depressive Phase durchgemacht, mit jedem seiner Ausfälle sei sie selbst kräftiger geworden. Ihr Exmann habe auch seine Doktorarbeit, die er bereits 1996 angefangen habe, nie zu Ende gebracht.
Ab dem 01.03.2002 sei der Kindesvater zur Bundeswehr gegangen, er sei darauf ausgewesen, von der Familie wegzukommen und habe ihr gegenüber erklärt, dass sie mit den Vieren allein zurechtkommen müsse. Als sie nach Lenas Geburt zu ihm gesagt, habe, dass sie ihm die Tochter zum fünften Hochzeitstag schenke, habe er erklärt, das Geschenk nicht haben zu wollen. Insgesamt habe der Vater Lena vielleicht dreimal in seinem Leben gewickelt.
Nach der Geburt der jüngsten Tochter habe das Drama angefangen, der Vater habe nicht mehr mitgemacht und sich geweigert, etwas zu tun. Er habe sie in keinster Form unterstützt und sie habe ihn nicht mehr erreicht. Während des Lehrgangs, den er ab 01. März besucht habe, habe er nicht angerufen und sich auch nicht nach den Kindern erkundigt. Ihre Anrufe habe er entweder nicht entgegengenommen oder gleich weggedrückt. Bei seiner Rückkehr habe ihr Exmann, der seinerzeit in München eine Affäre gehabt habe, angekündigt, sich zu trennen. Sie habe damals die Auffassung vertreten: „Wenn du jetzt gehst, dann schadest du den Kindern." Er habe sich bereit erklärt noch zu bleiben, zumal es ihr nach der Geburt des vierten Kindes auch gesundheitlich sehr schlecht gegangen sei. In den folgenden Monaten seien sie vor allem mit Aufräumarbeiten im Haus sowie Schadensbegrenzung beschäftigt gewesen, es habe „Waffenstillstand" geherrscht, der Vater sei aber nur noch mit halben Herzen dagewesen. Es habe keine sexuellen Kontakt zwischen ihnen mehr gegeben und bei dem von ihr in die Wege geleiteten Versuch einer Paartherapie sei er in der vierten Stunde fast explodiert, als er sich habe äußern sollen. Als sie einmal von der Orchesterprobe - sie spiele Bratsche in der Philharmonie - gekommen sei, habe Lena bei geöffneten Gitterstäben vor ihrem Bett gelegen. Da das Kind lange über Kopf gehangen habe, habe sie dem Vater Vorwürfe gemacht, er habe aber keinerlei Regung gezeigt. Sie habe ihn daraufhin nicht mehr mit den Kindern allein gelassen. In dieser Zeit habe Anna angefangen, „Sören" zu ihm zu sagen. Als er in Jever gearbeitet habe, habe dem Vater offenkundig nichts daran gelegen, die Kinder nach der Arbeit noch zu sehen. Er habe wiederholt auf „Bereitschaftsdienste" verwiesen und sei im letzten Jahr sehr wenig zu Hause gewesen, was zu einer zunehmenden Entfremdung zwischen ihm und den Kindern beigetragen habe. Sie habe sich seinerzeit um Unterstützung durch die Erziehungsberatungsstelle bemüht, mit Herrn Schultze stehe sie weiterhin in Kontakt.
Im April/Mai 2002 habe ihr Exmann angefangen, seine Sachen auszusortieren und sie klammheimlich aus dem Haus zu schaffen. Bei den Frühstücksvorbereitungen am 10.10.2002 hätten die Kinder plötzlich gemeint, dass Sören weg sei. Am Vorabend habe sie eine Aussprache gefordert, der er sich entzogen habe. Während ihrer Abwesenheit habe er den Äußerungen der Töchter zufolge zu ihnen gesagt: „Ich bin nicht mehr da und komme nicht wieder." Der Vater habe dann nur noch die Kindersitze vor das Haus gestellt. Weihnachten sei er mit seinem Bruder Leif, über dessen Besuch sich die Kinder sehr gefreut hätten, gekommen, ansonsten sei der Vater bestimmt vier Monate von der Bildfläche verschwunden. Ihre Gesprächsangebote habe er abgelehnt, er sei auch nicht bereit gewesen, zu kommen und die Kinder ins Bett zu bringen, was sie vorgeschlagen habe. Sie habe versucht, ihm zu vermitteln: „Es sind deine Kinder, die lieben dich doch."
Während er in Emten gewohnt habe, sei der Kontakt über zwei Monate hinweg recht gut verlaufen. Als er dann eine neue Partnerin gehabt habe, seien die Kinder gleich damit konfrontiert worden. Im Gegensatz zu ihrem Ex-Mann habe sie ihm ihren neuen Partner vorgestellt, sie habe ihm seine Anschrift und seine Telefonnummer mitgeteilt und sie hätten zusammen gegrillt, was dem Kindesvater aber offenbar egal gewesen sei. Während die Kinder auf Herrn Kunert ausschließlich positiv reagiert hätten, würden die Kinder Frau Michalke, die Ende 2003 aufgetaucht sei, ablehnen. Frau Thorvaldsen äußerte: „Sie können Mona nicht ausstehen." Ihren Äußerungen zufolge habe sich der Vater bei ihren Besuchen nur um ihre Tochter Valerie gekümmert. Für sie sei es nicht nachvollziehbar, dass ihr Exmann nicht verstehe, dass die Töchter ihn für sich haben wollten, äußerte Frau Thorvaldsen.
Nach ihrer Rückkehr von den Besuchen seien die Kinder enttäuscht gewesen. Die wenigen Male sei es ein „zwanghaftes Übernachten" gewesen, sie hätten Valerie als biestig und grob erlebt und Judith sei einmal mit Beulen zurückgekommen. Zuletzt habe Judith den Vater allein im Frühjahr besucht, bei ihrer Rückkehr habe die Tochter schlecht ausgesehen. Der Vater solle sich an die gefühlte Realität der Kinder anpassen, er- nehme aber keine Rücksicht und seine Freundin und die anderen Kinder seien immer dabei. Er sei der Ansicht, die Zeit gestalten zu können, wie er es wolle, wobei er über die Kinder verfüge. Bei ihrer Rückkehr hätten die Töchter häufig nach Nikotin gerochen und es sei ihnen nicht gutgegangen.
Frau Thorvaldsen betonte: „Ich habe immer probiert, den Kindern den Vater zu erhalten." Er habe aber im Grunde von Anfang an nicht an ihrem Glück mit den Kindern teilhaben können. Dabei habe sie immer versucht, ihn in das Zusammenleben und die damit verbundenen Arbeiten einzubinden und ihn Zettel geschrieben, je mehr sie jedoch versucht habe, ihn liebevoll einzubeziehen, desto mehr habe er sich abgegrenzt. Sie habe auch in Bezug auf die Inanspruchnahme fachlicher Unterstützung durch Beratung und Mediation alles versucht und die Bandbreite ausgeschöpft, erklärte Frau Thorvaldsen. Der Kindesvater halte sich jedoch an keine Spielregeln, er nehme auch bei den anhaltenden finanziellen Auseinandersetzungen keinerlei Rücksicht. Er sei seinerzeit ausgezogen, als das Haus noch in der Bauphase gewesen sei und nehme auch jetzt in Bezug auf die Privatinsolvenz und die anhaltenden finanziellen Auseinandersetzungen keinerlei Rücksicht.
Bei Judiths Einschulung im August 2006 habe sich der Vater zunächst Clara „gekrallt" und dann Anna „abgegriffen". Clara sei völlig aufgelöst nach Hause gekommen, nachdem der Vater sie eine halbe Stunde ins einem Auto eingesperrt habe. Ihren Äußerungen zufolge habe er auch Anna ins Auto sperren wollen, was sie jedoch abgewehrt habe. Dabei habe es bereits vor zwei Jahren eine richterliche Ermahnung gegeben, nach der der Vater ihr Bescheid sagen müsse, wenn er Kontakt zu den Kindern suche. In der Folgezeit habe sich die Ablehnung der Kinder noch verstärkt, der Einsatz von Frau Koch habe zu keiner Entspannung beigetragen. Bezüglich ihres Kontaktes zu Frau Koch sei vieles „komisch" gelaufen, die Kinder hätten die Spannung gespürt und sie abgelehnt. Wenn die Kinder bei den Abholversuchen des Vaters wie Ware an der Straße gestanden hätten, habe Frau Koch nicht interveniert und alles nur beobachtet.
Es sei die eigenständige Entscheidung der Kinder, den Vater, der sie enttäuscht habe, nicht mehr sehen zu wollen. Vor Wiederaufnahme der Besuchskontakte müssten zunächst die Bedingungen - auch im Hinblick auf ihre bedrohliche finanzielle Situation - geklärt werden, damit ein Stück Konfliktpotenzial wegfalle, äußerte die Mutter. Dennoch erklärte sich Frau Thorvaldsen mit einem von der Unterzeichnerin begleiteten Umgangskontakt einverstanden. Beim nachfolgenden Explorationsgespräch berichtete sie eine Woche später, dass die Kinder nur wegen der Unterzeichnerin mit zum Tierpark gefahren seien. Insbesondere in Bezug auf Anna, die sich heftig gesträubt habe, sei die Situation fast eskaliert. Am Tag nach dem Tierparkbesuch seien die Kinder total aggressiv gewesen, Judith und Lena hätten eingenässt und Anna oder Clara vor die Toilette gepiescht. Judith habe nachts dauernd nach ihr gerufen und auch Lena habe sehr unruhig geschlafen. Clara habe ihren Daumen im Mund gehabt, was schon lange nicht mehr vorgekommen sei. Die Verunsicherung der Kinder habe drei Tage angehalten, erst nach dem Besuch des Weihnachtsmärchens am Montag hätten sie sich beruhigt. Obwohl der Besuchstermin am Samstag per SMS von Herrn Kunert abgesagt worden sei, sei der Vater gekommen, die Kinder hätten aber jeden Kontakt abgelehnt. Herr Thorvaldsen und Herr Kunert hätten zwei Stunden im Auto „Männergespräche" miteinander geführt, bevor der Vater wieder weggefahren sei.
Der Lebensgefährte der Kindesmutter, Herr Kunert, wurde in die Begutachtung einbezogen, er brachte die Kinder auch zum vereinbarten Tierparkbesuch nach Haitabuh und holte sie dort wieder ab. Herr Kunert ist insgesamt um Vermittlung bemüht, er hat Verständnis für die Situation des Kindesvaters, scheitert in seinen Bemühungen nach Einschätzung der Unterzeichnerin jedoch häufig an der verhärteten Haltung der Kindesmutter. Frau Thorvaldsen erklärte zwar, natürlich sei Umgang grundsätzlich förderungswürdig, der Vater vereinnahme die Kinder jedoch gleich und sie wollten ihn nicht sehen. Im Rahmen der Begutachtung vermittelte Herr Kunert den Kindern, dass er die Begegnung mit dem Vater in Haitabuh unterstützte, wodurch die Voraussetzungen für einen positiven Verlauf geschaffen wurden. Lediglich Anna behielt ihre Abwehrhaltung bei, die Schwestern ließen sich auf das Zusammensein mit dem Vater ein und genossen seine Zuwendung. Herr Kunert, der zwischen Hamburg und Hudefelm pendelt, und erst seit einem halben Jahr verstärkt in der Familie präsent ist, erklärte seine Bereitschaft, auch zukünftig zu vermitteln, wobei die Konflikte zwischen den Elternteilen jedoch nicht auf seinem Rücken ausgetragen werden sollten. Er vertrat die Auffassung, dass die Konflikte eigentlich zunächst gelöst werden sollten, war aber den Argumenten der Unterzeichnerin gegenüber durchaus aufgeschlossen. Die Haltung des Lebensgefährten der Mutter, der nur von Lena, die beim Zusammenkommen ein Jahr alt war, als „Papa" bezeichnet wird, wirkt sich sehr positiv auf seine Beziehung zu den Kindern aus. Seinen Äußerungen zufolge ist sich Herr Kunert der zentralen Rolle des Vaters im Leben der Kinder bewusst, er erkennt die Bindungen an und ist nicht bemüht, in Konkurrenz zu Herrn Thorvaldsen zu treten.
V. Der Vater der Kinder, Herr Sören Thorvaldsen, geb. 1973
1. Zur äußeren Situation
Herr Thorvaldsen bewohnt mit seiner Lebensgefährtin, ihrer sechsjährigen Tochter Valerie sowie dem gemeinsamen eineinhalbjährigen Sohn Frithjof ein in ländlicher Umgebung bei Husum gelegenes geräumiges Haus. Die räumlichen Voraussetzungen für Übernachtungsbesuche der vier Töchter sind gegeben.
Herr Thorvaldsen arbeitet im Krankenhaus, er ist in der Fachausbildung. Seine Lebensgefährtin, die ebenfalls in die Begutachtung einbezogen wurde, ist Gärtnerin.
2. Die Darstellung des Kindesvaters
Im ausführlichen Explorationsgespräch brachte Herr Thorvaldsen zum Ausdruck, sich gut in die schwierige Situation der Kinder einfühlen zu können, da er selbst im Alter von 6 und 13 Jahren Scheidungen seiner Mutter erlebt habe. Er wisse noch genau, wie weh es ihm getan habe, wenn nur leise angedeutet worden sei, dass sein Vater ein Geizhals sei und er sich darum kümmern solle, dass er die Klassenfahrt zahle. Er habe immer gehofft, seinen Kindern ähnliche Belastungen ersparen zu können.
Zum Wintersemester 1993/1994 habe er sein Studium in Flehmsburg aufgenommen, wo er zunächst bei seiner Oma gewohnt habe. Nach dem Einzug seiner späteren Ehefrau auf demselben Flur seien sie seit Ende Juli 1994 zusammengewesen und er sei nach zwei Monaten zu ihr gezogen. Von Anfang an habe er sie in der Beziehung als sehr dominant erlebt. So habe sie auch unbedingt ein Kind gewollt, obwohl er es damit noch nicht so eilig gehabt habe. Da Anna nicht als Einzelkind habe aufwachsen sollen, sei es die logische Konsequenz gewesen, dass Clara 15 Monate später zur Welt gekommen sei, 13 Monate später sei Judith gefolgt. Er habe im Grunde nie das Gefühl gehabt, mit der Kindesmutter alt werden zu wollen, der Prozess der Trennung habe im Grunde begonnen, als sie mit Lena schwanger geworden sei. Er sei in der Beziehung nicht glücklich gewesen, er habe ihre Dominanz nicht mehr ertragen können. Andererseits habe immer soviel Trubel geherrscht, dass man gar nicht dazu gekommen sei, sich um die Beziehung zu kümmern und sich entsprechende Gedanken zu machen. Zunächst habe er den Gedanken an eine räumliche Trennung nicht ertragen können, erst im Oktober 2002 habe er genug Kraft für diesen Schritt gehabt. Zuvor habe er wiederholt über Trennung gesprochen, die Kindesmutter habe seine Andeutungen jedoch nicht wahrhaben wollen und auch damit gedroht, sich etwas anzutun. Sie sei auf die Barrikaden gegangen, wenn er die Leine habe länger werden lassen. Ab März 2002 sei er bei der Bundeswehr gewesen, im April habe er seiner Exfrau gesagt, dass er sich von ihr trennen werde. Sie habe daraufhin Kontakt zu einer Familientherapeutin gesucht, die ihn gefragt habe, ob er ihr noch eine Chance gebe, woraufhin er ausweichend geantwortet habe. Für ihn sei die Beziehung beendet gewesen, er habe auch bis heute diesen Schlussstrich nicht bereut.
Erst im Dezember 2002 habe er die Kinder für zwei Stunden wiedergesehen. Er habe damals deutlich gemacht, dass er sein Recht auf Umgang notfalls auch gerichtlich durchsetzen werde. Vielleicht hätte er damals mehr- Kompromisse schließen und der Mutter gegenüber mehr Zugeständnisse machen sollen, erklärte Herr Thorvaldsen. Er habe manchmal das Gefühl, nicht alles versucht zu haben, es reiche nicht zu sagen, der andere sei Schuld. Im Grunde sei ihm von Anfang an klar gewesen, dass es im Trennungsfall „kriegerisch" werde. Die Lebensgefährtin des Kindesvaters schaltete sich an dieser Stelle ins Gespräch ein, sie äußerte: „Er ist ja nicht gleich vor Gericht gegangen, über zwei Jahre klappten die Termine nicht, sie musste gezwungen werden, Abmachungen einzuhalten."
Zu Beginn der Trennung sei ihm klargewesen, dass die Kinder bei der Mutter bleiben sollten, erklärte der Vater. Er habe sich vorgenommen, das Beste aus der Rolle des Besuchsvaters zu machen. Damit habe er die Hoffnung verbunden, dass die Aggressivität der Kindesmutter, die immer nur den Kampf gesucht habe, abnehmen würde. Sein früherer Antrag auf Übertragung der alleinigen elterlichen Sorge sei darauf zurückzuführen, dass er sich aufgrund des aggressiven Umgangs der Mutter mit den Kindern, die zum Teil Bisswunden gehabt hätten, Sorgen gemacht habe. Seitens der Mitarbeiterin des Jugendamtes sei er seinerzeit auf den gerichtlichen Weg verwiesen worden, da seine Befürchtungen seitens des Gerichtes nicht ernst genommen worden seien, sei mit der Umgangsverweigerung als etwas „Handfestem" argumentiert worden.
Aus seiner Sicht habe die Mutter von Anfang die Sorge gehabt, dass sich die Kinder bei ihm wohlfühlen könnten. Sie habe die Befürchtung, dass die Töchter von ihm etwas bekämen, was sie ihnen nicht geben könne. Die Mutter zeige ein starkes Kontrollbedürfnis, sie habe in der Vergangenheit den kleinen Kindern vor den Besuchskontakten mit Kugelschreiber ihre Telefonnummer auf den Arm geschrieben. Sie sei nicht die zärtliche, liebende Mutter, als die sie sich nach außen darstelle, die Rolle des herzlicheren Elternteils habe vielmehr immer er inne gehabt.
Zwischen den Kindern habe es nie Probleme gegeben, wenn er alleine gekommen sei, hätten die Mädchen häufig nach Valerie und Frithjof gefragt. Nachdem seine Lebensgefährtin sich dem Wunsch der Kindesmutter entsprechend zurückgezogen habe, hätten die Töchter ihn aufgefordert: „Ruf doch Mona an, dass sie mal wieder kommt."
Mit der neuen Partnerschaft der Kindesmutter habe er die Hoffnung verbunden, dass Herr Kunert zur Deeskalation beitrage, was ihm zum Teil auch gelinge. Einige Besuchskontakte seien nur durch Herrn Kunert zustandegekommen, schilderte der Vater. Er habe aber auch geäußert: „Wenn Uta nicht will, kann ich nichts erreichen." Die Mutter habe die Kontakte in der Vergangenheit immer wieder unterbunden, es seien Krankheiten oder andere Verpflichtungen vorgeschoben worden, obwohl die Kinder dann doch von Dritten gesehen worden seien. Es sei auch vorgekommen, dass die Kinder nichts vom bevorstehenden Besuchstermin gewusst hätten. Ein anderes Mal habe Anna ihn vorwurfsvoll gefragt, wo er gewesen sei, um nichts Negatives über die Mutter zu äußern, habe er ausweichend gesagt, dass er nicht gewusst habe, dass er sie habe abholen dürfen. Ihm tue es weh, dass den Kindern dadurch vermittelt werde, dass sie sich nicht auf ihn verlassen könnten, erklärte Herr Thorvaldsen. Er sehe für sich nur die Möglichkeit, weiterhin regelmäßig anzureisen und den Kindern damit zu zeigen, dass er da sei und sich für sie interessiere. Frau Koch habe ihm das Gefühl gegeben, nicht allein zu sein, ihr Engagement habe aber nur mehr Gegendruck bewirkt und er habe seine Kinder dennoch nicht sehen können. Im September sei er wegen Hausfriedensbruch angezeigt worden, nachdem er in Hudefelm an die Haustür gegangen sei und geklingelt habe.
Bezüglich der Einschulung Judiths sei „ganz dreckige Wäsche gewaschen" worden, die gegnerische Darstellung sei totaler Humbug. Es treffe nicht zu, dass er Clara im Auto festgehalten habe, er habe sie lediglich nach Hause gebracht. Anna habe ihn zunächst gebeten, auf sie zu warten, was er in der schwierigen Situation als eine tolle Bestätigung empfunden habe, später habe sie jedoch ein spürbar schlechtes Gewissen gezeigt und schnell weggewollt. Die Kinder stünden unter starkem Druck, so werde er von Anna gefragt, warum er nicht für sie bezahle. Die ablehnende Haltung der Kinder ihm gegenüber verstärke sich immer mehr und er frage sich, was er besser machen könne. Nachdem er im August 2003 mit seiner Partnerin zusammengekommen sei und im Herbst 2003 die Scheidung eingereicht habe, was für ihn keine Kurzschlusshandlung gewesen sei, hätten die Schwierigkeiten immer mehr zugenommen. Zuvor sei es eine Zeitlang relativ gut gegangen, was er damals auch dem Jugendamt gegenüber zum Ausdruck gebracht habe. Er sei froh darüber, dass Herr Kunert da sei, seitdem er sich mit um die Kinder kümmere, schlafe er selbst ruhiger, die grundsätzlichen Schwierigkeiten bestünden jedoch fort. Ein Großteil der Frustration der Kindesmutter sei sicher auf die finanzielle Situation zurückzuführen, woran er aber auch nichts ändern könne. Er wünsche sich nach wie vor, mit der Kindesmutter ins Gespräch zu kommen. Herr Thorvaldsen erklärte: „Wir müssen uns austauschen, die Übergabe der Kinder am Zaun reicht nicht." Der Mediationsversuch sei gescheitert, obwohl er es versucht habe, in Bezug auf Herrn Schultze habe man leider keine Termine gefunden. Grundsätzlich sei er aber durchaus bereit, auch gemeinsam fachliche Unterstützung in Anspruch zu nehmen, brachte Herr Thorvaldsen zum Ausdruck.
VI. Das Kind Anna Thorvaldsen, geb. 1997
1. Persönlichkeitsskizze
Anna ist ein körperlich altersentsprechend entwickeltes, großes Mädchen, zu dem sich im Verlauf der Begutachtung ein guter Kontakt herstellen ließ. Nachdem die Unterzeichnerin bei ihrem ersten Besuch in Hudefelm die Kinder nach dem ausführlichen Explorationsgespräch mit der Mutter nur kurz kennenlernte, wobei Anna sie aus sicherer Distanz kritisch musterte, wurde sie bereits beim gemeinsamen Tierparkbesuch mit dem Vater als recht mitteilsam erlebt. Anna blockte zwar den Kontakt zum Vater ab, zeigte sich der Unterzeichnerin gegenüber jedoch gesprächsbereit und kündigte an, ihr am liebsten unmittelbar nach dem Tierparkbesuch Zuhause in Hudefelm noch ganz viel erzählen zu wollen, was sie dann eine Woche später tat.
Aufgrund der Lage des Kindes erfolgte ein Kaiserschnitt, die Mutter berichtete, Anna sei gleich danach in ein Sauerstoffbettchen gekommen. Sie sei ein schweres Kind mit einem schlaffen Muskeltonus gewesen, das häufig phlegmatisch gewirkt habe. Über einen Zeitraum von vier Jahren habe Anna Ergotherapie und Logotherapie bekommen, außerdem sei sie ein Jahr lang krankengymnastisch gefördert worden. Bei Anna sei eine auditive Wahrnehmungsstörung festgestellt worden, so dass die Tochter Geräusche nicht gefiltert bekomme und überwiegend mit dem linken Ohr höre. Die bereits seit fünf Jahren erfolgende Reittherapie tue Anna sehr gut, es sei für Anna wichtig, ihre Mitte zu finden.
Anna besucht die dritte Klasse der Dorfschule in Siebenkriegen, wo sie zusammen mit der vierten Klasse unterrichtet wird. Sie ist in ihrer Entwicklung bereits sehr weit und sprachlich gewandt, ihre schulischen Leistungen sind überwiegend gut. Ihren Äußerungen zufolge ist Anna in der Schule jedoch nur begrenzt in die Gruppe der Gleichaltrigen integriert, sie berichtete, dass die anderen Mädchen alle zickig seien. In Hudefelm habe sie nur ihre Freundin Petti.
Anna ist selbst mitunter recht eigenwillig, der Entwicklungsphase der Vorpubertät entsprechend ist auch sie manchmal recht zickig, wobei Frau Thorvaldsen berichtete, dass durch den Einfluss ihres Partners gerade in den Eskalationen mit Anna vieles gerade gerückt werde.
2. Die emotionalen Bindungen des Kindes
Im Explorationsgespräch, das mit den Mädchen jeweils allein in ihrem jeweiligen Kinderzimmer durchgeführt wurde, nannte Anna als ihren größten Wunsch: „Dass dieses Theater aufhört." Auf die Frage, was sie damit meine, erklärte sie: „Diese Briefe mit den Rechnungen, und dass Sören endlich bezahlt." Wenn er endlich aufhöre sie zu ärgern, hätte sie auch mehr Zeit mit ihren Freunden. In Haitabuh habe sie es zwar gut gefunden, die Tiere zu sehen, es habe sie aber genervt, dass Sören dauernd hinter ihr hergerast sei. Aufgebracht erklärte Anna: „Der will mich eh nur umstimmen." Auf die Frage, ob sie auch gute Erinnerungen habe, äußerte Anna schadenfroh: „Als er sich in den Zeh gehackt hat. Man geht nicht mit Sandalen Holzhacken." Wann sie zuletzt etwas Gutes mit ihm erlebt habe, könne sie nicht sagen, vielleicht vor ein paar Jahren oder auch gar nicht:. Anna äußerte: „Als wir noch klein waren, hat er Mama nicht getröstet, als sie ihr erstes Kind verloren hat." Die Mutter habe ihr das erzählt, berichtete sie auf Nachfrage.
Bei den subjektiven Skalen erhielten die Mutter und Ulf 80 bis 90 Sympathie-Punkte, während Sören zunächst null, aber dann doch einen halben Punkt, als Applaus dafür, dass er sich in den Zeh gehackt habe, erhielt. Zum Glück komme er seitdem nicht mehr so oft. Anna erklärte: „Judith hängt an Sören, aber ich nicht. Seit meiner Geburt hat er sich Sch..... benommen und mich noch kein Mal gewickelt. Ich würde Ulf als Vater nehmen, normalerweise hat man nur einen Vater." Auf die Frage, was mit Sören habe anders laufen müssen, antwortete Anna: „Dass er Mama geholfen und getröstet und ihr auch das Geld gegeben hätte. Er hat extra noch ein Kind gemacht, damit er das Geld dafür ausgeben kann." Frithjof und Valerie würden von ihr jeweils nur 10 Punkte bekommen, vor allem Valerie sei eine richtig große Zicke. Aufgebracht erklärte Anna, der Vater habe sich bei ihren Besuchen nicht um sie und die Schwestern, sondern nur um die anderen Kinder gekümmert.
Außerdem fände sie es in Hudefelm viel schöner, in der Stadt sei es doof. Anna äußerte: „Sören hätte auch aufs Land ziehen können." Auf die Frage, warum er sie wohl sehen wolle, meinte Anna: „Er will uns Mama wegnehmen und das Geld nicht bezahlen, um Mama zu schaden. Er soll uns für immer in Ruhe lassen und mit dem Theater aufhören." In den Tierpark sei sie nur mitgegangen, weil Mama gesagt habe: „Du musst das tun, sonst schadest du mir." Sören habe auch kein Geschenk zu Judiths Geburtstag geschickt, sie hätten aber auch nichts von ihm erwartet, fügte Anna hinzu. Sie wolle ihn nicht sehen, dabei könne keiner über sie bestimmen, man könne sie schließlich nicht mehr wie ein Baby behandeln.
Beim Tierparkbesuch behielt Anna ihre Abwehrhaltung dem Vater gegenüber bei. Gleich nach dem Betreten sonderte sie sich ab zu den Pferden, wo sie zu der Unterzeichnerin sagte: „Ich hab keinen Bock auf dieses ewige Theater mit Sören." Später erklärte Anna beim Streichelzoo: „Der kümmert sich gar nicht um mich." Sie selbst lief jedoch immer weg, wenn der Vater sich einige Schritte auf sie zu bewegte. Verärgert war Anna über das Verhalten der jüngeren Schwestern. Sie erklärte: „Mama hat gesagt, wenn die hier nett zu ihm sind, dann müssen wir da jedes zweite Wochenende hin. Ich will das nicht, Valerie ist nervig, Sören kümmert sich nur um Mona und bei uns ist es schöner." Sören hat uns im Stich gelassen, das ist, wie wenn eine Mutter ihr Kind allein lässt. Erst zum Ende des Tierparkbesuches beteiligte sich Anna am gemeinsamen Karussellfahren, das ihr sichtlich Spaß machte.
VII. Das Kind Clara Thorvaldsen, geb. 1998
1. Persönlichkeitsskizze
Clara wurde als ein ebenfalls körperlich altersentsprechend entwickeltes, strahlendes Mädchen kennengelernt, zu dem sich rasch ein guter Kontakt herstellen ließ. Stolz zeigte die Zweitklässlerin der Unterzeichnerin ihre Schulsachen mit den durchweg guten Beurteilungen.
Clara, die wie die Schwestern ein Jahr lang gestillt wurde, soll sich von klein auf problemlos entwickelt haben. Die Mutter erklärte, sie sei nach außen hin die Stabilste der Töchter, wobei sie sich jedoch auch vieles nicht so anmerken lasse. In der Vergangenheit habe Clara bei Überlastungen stark gelispelt, was auch jetzt noch zeitweise vorkomme. Über mehrere Jahre hinweg habe auch sie Ergo- und Logotherapie sowie Krankengymnastik erhalten.
Clara sei selbstbewusster und mutiger als die Schwestern, in der Schule sei sie die helfende Hand der Lehrerin, sie verhalte sich sehr umsichtig und schlichte den Streit der anderen. Der Vater bezeichnete Clara als „Sonnenschein", sie traue sich mehr zu und lasse sich vieles nicht so anmerken.
Wie ihre Äußerungen deutlich werden ließen, leidet auch Clara unter den elterlichen Auseinandersetzungen, sie erscheint insgesamt aber weniger belastet als Anna.
2. Die emotionalen Bindungen des Kindes
Bei den subjektiven Skalen teilte Clara der Mutter und Ulf jeweils den Höchstwert von 100 zu, während Sören zunächst 80 Punkte erhielt, die sie dann mit der Begründung, es erst noch nicht verstanden zu haben, auf null korrigierte. Als Begründung führte sie an, dass er sie nerve. Während die Schwestern jeweils 20 Punkte erhielten, bekamen Valerie und Frithjof nur jeweils zwei Punkte zugeteilt. Clara berichtete, dass Valerie ihr bei einem früheren Besuch mit einer Dose auf den Kopf gehauen habe. Darum wolle sie Sören nicht mehr besuchen, außerdem sei die Autofahrt so lang, sie bräuchten drei Stunden, das nerve sie. In Hudefelm gefalle es ihr außerdem viel besser. In Bezug auf den Tierparkbesuch in Haitabuh, wo sie durchgehend Wohlbefinden ausgestrahlt hatte, erklärte Clara: „Das war Sch....., ich mag nicht so gern in den Tierpark gehen." Auf die Frage, ob ihr etwas anderes mehr Spaß machen würde, erklärte sie: „Spazierengehen wäre besser."
Als Sören noch nicht so weit weggewohnt habe, hätten sie ihn besucht. Jetzt kriege sie deswegen aber immer Kopfschmerzen, sie könne sich auch kaum noch an früher erinnern, weil sie ja noch so klein gewesen sei. Die Eltern hätten sich bereits bei Lenas Geburt getrennt und Sören habe sie allein gelassen. Clara äußerte: „Mama kann das ja auch nicht alles allein machen."
Sie wisse schon lange, wen sie als Vater haben wolle, man müsse sich für einen entscheiden und das sei für sie Ulf. Einer ihrer größten Wünsche sei, dass sie nur einen Papa hätte. Clara äußerte: „Die haben sich getrennt, also ist das so. Ich hab keinen Bock, dass der wiederkommt, dann gibt es wieder Streit. Es soll aufhören mit dem Sch...., mit den Briefen, jedes Jahr bekommen wir weniger Geld, bald können wir uns kein Essen mehr kaufen, hat Mama gesagt." Sie verstehe auch nicht, warum Sören immer weiter wegziehen müsse. Auf die Frage, warum er sie wohl sehen wolle, meinte Clara: „Valerie nervt immer so und fragt, wann wir kommen. Das nervt ihn und dann will er uns holen." Die Frage, ob der Vater sie wohl lieb habe, verneinte Clara, er mache das nur, damit Valerie endlich still sei. Sören sei an allem Schuld, der Stress solle aufhören, er solle gar nicht wiederkommen. Unter Vorhalt, dass sie in Haitabuh ja auch Spaß miteinander gehabt hätten, erklärte Clara: „Wir mussten ja, weil es eine Verabredung war." Es sei aber nicht abgesprochen gewesen, dass Sören am Samstag wiedergekommen sei. Lena und Judith hätten noch geschlafen und sie selbst habe nicht mitgewollt.
In Haitabuh ließ sich Clara auf das Zusammensein mit dem Vater ein, auch wenn sie sich ihm gegenüber reservierter verhielt als die beiden jüngeren Schwestern. Clara hatte aber sichtlich Freude an den gemeinsamen Aktivitäten, den ausdauernden Karussellfahrten, Touren auf dem Auto-Skooter und dem Wasserballspritzen. Beim Betrachten der Tiere war Clara häufig an der Seite des Vaters, mit dem sie nach einer Phase der anfänglichen Zurückhaltung unbefangen sprach und lachte.
VIII. Das Kind Judith Thorvaldsen, geb. 1999
1. Persönlichkeitsskizze
Judith, die im Begutachtungszeitraum sieben Jahre alt wurde, ist ein schmales Mädchen, das der Unterzeichnerin zunächst mit abwartender Zurückhaltung begegnete. Freudig erzählte sie dann von ihrem Geburtstag am Vortag und zeigte ihre Geschenke.
Die Mutter schilderte Judith als filigraner, fipsiger und instabiler als die Schwestern. Sie sei ein „kleiner Schmetterling", der noch nicht so belastbar sei. In den ersten Monaten des Schulbesuches habe Judith nach der Schule häufig mittags vor Erschöpfung geweint. Wie Anna habe sie in der Vergangenheit zeitweise eingenässt. Nach Ausschluss von organischen Ursachen sei damals eine kinderpsychologische Behandlung beider Töchter erfolgt. Judith habe ebenfalls Ergotherapie erhalten. Judith sei infektanfällig und schwächele eher als die Schwestern.
Für alle vier Kinder sei ein starrer Rhythmus des Tagesablaufes wichtig, sie würden ihn selbst einfordern, erklärte die Mutter. Wie die älteren Schwestern fahre Judith mit dem Fahrrad zur Schule, sie brauche ebenfalls tägliche Bewegung an der frischen Luft, aber auch ausreichende Nachtruhe. Während der Geburt sei es zu Komplikationen gekommen, weil Judith durch mehrfache Umwicklung der Nabelschnur keinen Sauerstoff mehr erhalten habe und die Herztöne zur Austreibungsphase abgefallen seien. Judith sei insgesamt empfindlicher, sie kämpfe oft gegen ihre Ängste. Im Rahmen der Begutachtung wurde Judith als ein ruhiges, freundliches Kind erlebt, die Orientierung an den älteren Schwestern wurde deutlich.
2. Die emotionalen Bindunqen des Kindes
Als Judith nach ihren drei größten Wünschen gefragt wurde, zählte sie ein Schleichtier und ein Lesebuch mit großer Schrift auf.
Das Paket von Sören, von dem sie sich ebenfalls ein Schleichtier, einen steigenden Hengst, gewünscht habe, sei noch nicht bei ihnen angekommen, berichtete sie enttäuscht.
Auf die Frage, wie es ihr in Haitabuh gefallen habe, meinte Judith: „Gut". Vor allem das Karussellfahren und die Affen, die sich gestritten hätten, hätten ihr Spaß gemacht.
Bei den subjektiven Skalen erhielten die Mutter, Ulf, die Großeltern mütterlicherseits, Clara und sie selbst jeweils den Höchstwert von 20 Punkten, Anna, die oft zickig sei, Sören, Mona, Frithjof und Valerie sollten jeweils 10 Punkte bekommen. Auf die Frage, was sie an den Personen möge, zählte sie auf, die Mutter lese ihnen vor, mache Teig für die Plätzchen, und erlaube ihnen, Laterne zu laufen. Außerdem wolle die Mutter sie bei einer Bastelgruppe anmelden. An Ulf möge sie einfach alles, erklärte Judith. An Sören gefalle ihr, wenn er etwas mit ihnen unternehme, in den Tierpark oder spazieren gehe. Auf die Frage, ob sie ihn gerne sehe, nickte Judith strahlend, äußerte aber dann: „Nö, nicht so gerne." Ob sie ihn mal wieder besuchen wolle, wisse sie nicht, erklärte sie zögernd. Judith erschien danach bemüht, das Thema zu wechseln, sie erklärte, noch einen Wunsch, einen Papagei als Kuscheltier zu haben.
Als sie einmal bei Sören übernachtet habe, sei ein Kuscheltier unter das Hochbett gefallen, der Esel „Eseli". Bei dem Besuch habe Valerie sie geärgert, sie habe ihr eine Dose aus dem Kaufmannsladen auf den Kopf gehauen, was sie auch Sören gesagt habe. Frithjof habe in der Zeit geschlafen. Auf die Frage, ob sie Lust habe, die Kinder, Sören und Mona wieder zu besuchen, äußerte Judith: „Eigentlich schon. Aber wenn, dann muss ich jede Woche zu ihm gehen, das hat der Richter gesagt." Sie wolle nur noch ein einziges Mal zu Sören, dann sei Schluss, weil sie dieses Theater um das Bezahlen nicht möge, erklärte Judith. Sie erkundigte sich, ob die Unterzeichnerin gleich noch mal mit der Mutter spreche und ihr berichte, was sie gesagt habe. Als die Gutachterin darauf verwies, auch noch mit Lena sprechen zu wollen, meinte Judith: „Lena kennt Sören nicht."
Beim Tierparkbesuch ergriff Judith rasch die Hand des Vaters, von dessen Seite sie kaum wich. Es war ein herzlicher, vertrauter Kontakt zu beobachten, Judith genoss die väterliche Aufmerksamkeit sichtlicht. Sie erkundigte sich, wo Frithjof sei und was er gerade mache. Nachdem sie über Hunger geklagt hatten, ließen sich die Kinder vom Vater in seinem Bus versorgen und tobten danach ausgelassen. Beim Abschied nannte Judith dem Vater ihren Geburtstagswunsch.
IX. Das Kind Lena Thorvaldsen, geb. 2002
1. Persönlichkeitsskizze
Lena ist ein selbstbewusstes kleines Mädchen, das seine Wünsche gegenüber den älteren Schwestern gut durchzusetzen vermag. Es fiel auf, dass sie sich während des Explorationsgespräches der Erwachsenen sehr ausdauernd allein beschäftigte, wobei sie offenbar die Chance nutzte, in den Zimmern der älteren Schwestern herumzustöbern. Zwischendurch kam sie immer wieder zu den Erwachsenen, um selbstgedichtete Weihnachtslieder vorzutragen. Die niedliche Lena, die wenige Wochen nach der Begutachtung fünf Jahre alt wurde, besucht bisher keinen Kindergarten. Sie orientiert sich in hohem Maße an den älteren Schwestern, zwischen den vier Mädchen besteht ein enger geschwisterlicher Zusammenhalt. Lena wendet sich ihrer Umgebung mit Neugier und Tatendrang zu, sie erprobt mit Freude die sich ihr zunehmend eröffnenden Möglichkeiten. Lena verfügt über ein gutes sprachliches Ausdrucksvermögen, einen umfangreichen Wortschatz und ein altersgemäßes Wissen und Verständnis. Alle vier Kinder erfahren ein hohes Maß an Förderung, wie ihre älteren Schwestern weist auch Lena einen erfreulichen Entwicklungsstand auf.
2. Die emotionalen Bindungen des Kindes
Mit großer Freude trug Lena der Unterzeichnerin selbstgemachte Gedichte und Lieder vor. Sie habe Bilder gemalt, die sie den Eltern Weihnachten schenken wolle, vertraute sie ihr an. Auf die Frage nach ihren größten Wünschen nannte Lena zunächst einen Schulpullover mit einem Pferdemotiv. Außerdem wünsche sie sich ein Fensterbild mit einem Pferd sowie ein Engelpferd als Schleichtier.
Beim Schlosszeichentest malte sie ein Haus, in das die Unterzeichnerin allein mit ihren Kindern und dem Papa einziehen solle. Ihr Papa - Herr Kunert - sei gerade arbeiten, er mache eine lange Reise, berichtete Lena.
Als sie auf den Tierparkbesuch angesprochen wurde, erklärte Lena, es habe ihr gefallen, die Tiere anzugucken. Nur Sören sei blöd gewesen, der mache immer Theater. Lena äußerte: „Er will, dass wir mitkommen zu ihm, warum, weiß ich nicht. Wir wollen nicht mitkommen." Außerdem habe Sören ihnen Essen kaufen wollen, was er nicht getan habe. (Das Restaurant im Tierpark war geschlossen, Herr Thorvaldsen hatte aber Proviant für die Kinder mitgebracht.) Sie habe im Tierpark nichts gegessen, erklärte Lena in Abweichung zu den Beobachtungen der Unterzeichnerin.
Auf die Frage, ob Mama Sören möge, antwortete Lena: „Nee. Nur Ulf mag den. Ich mag nur Ulf und Mama."
In Haitabuh verhielt sich Lena dem Vater gegenüber recht unbefangen. Sie wandte sich mit ihren Wünschen und Anliegen an ihn und forderte ihn auf, sie hochzuheben, damit sie die Tiere besser sehen könne.
X. Psychologische Beurteilung
Zunächst ist festzustellen, dass es sich bei Anna, Clara, Judith und Lena um vier erfreulich entwickelte Mädchen handelt, die im mütterlichen Haushalt ein hohes Maß an Zuwendung und Förderung erfahren. Die Kinder strahlen - unabhängig von der Frage ihrer Beziehung zum Vater - in ihrer jetzigen Lebenssituation Wohlbefinden und Zufriedenheit aus, trotz der damit verbundenen erheblichen Beanspruchung gelingt es der Kindesmutter offenbar, den Bedürfnissen der Töchter gerecht zu werden.
Frau Thorvaldsen ist es bisher nur in begrenztem Maße gelungen, emotionale Distanz zum Scheitern ihrer Ehe zu finden. Im Rahmen der Begutachtung thematisierte sie wiederholt, sich vom Kindesvater alleingelassen zu fühlen. Sie stehe auch weiterhin mit allen Entscheidungen, die das Wohl der Kinder betreffen würden, z.B. ärztliche Behandlungen, Schulbesuch, Sparkonteneröffnungen, Elternabenden, Therapiegesprächen etc. allein da. Aufgrund der besonderen Trennungsumstände erscheinen die Ausführungen der Kindesmutter zum Teil durchaus nachvollziehbar, andererseits hat sie ihm danach aber auch immer wieder vermittelt, ihn aus dem gemeinsamen Leben mit den Kindern ausblenden zu wollen. Insgesamt erscheint die Haltung der Kindesmutter ambivalent, sie spricht sich zwar grundsätzlich für Umgang aus, die Kinder werden von ihr in ihrer Beziehung zum Vater jedoch nicht unterstützt. Sie werden vielmehr in sehr bedenklichem Maße in das elterliche Spannungsfeld einbezogen, wie ihre Äußerungen in den Explorationsgesprächen zeigen. Frau Thorvaldsen erscheint nicht bereit bzw. in der Lage, die eigenen enttäuschenden Erfahrungen von der Beziehung der Kinder zum Vater zu trennen und ihnen eine eigenständige Beziehung zu ihm zu ermöglichen.
Die Mädchen befinden sich in einem starken Loyalitätskonflikt, ihnen wird vermittelt, dass sich ihre Zugehörigkeit zur Mutter nicht mit positiven Gefühlen für den Vater vereinbaren lässt. So sah sich sogar Judith, die, wie sogar Anna erklärte, sehr an Sören hängt, gezwungen zu äußern, dass sie ihn nur noch einmal besuchen wolle. Den Kindern wird vermittelt, dass sie sich für einen Vater entscheiden müssen, so dass für Herrn Thorvaldsen in ihrem Leben kein Platz sei.
Offenbar sind die Besuchskontakte mit starken Spannungen im mütterlichen Haushalt verbunden, so dass es aus psychologischer Sicht nicht überrascht, wenn sich die Kinder dahingehend äußern, dass der Stress aufhören solle. Im Sinne des Eltern-Kind-Entfremdungssyndroms können die Mädchen nicht riskieren, sich nach der Trennung vom Vater auch noch gegen die Mutter zu stellen und ihre Zuwendung zu verlieren. Obwohl sich zumindest Clara, Judith und Lena ganz offensichtlich beim gemeinsamen Tierparkbesuch in Haitabuh ausgesprochen wohlgefühlt haben, sahen sie sich im mütterlichen Umfeld zu negativen Äußerungen darüber veranlasst, was ihre innere Zerrissenheit zeigt. Im Rahmen der Begutachtung wurde deutlich, dass die Kinder durchaus bereit sind, mit dem Vater zusammenzutreffen, wenn die Mutter ihre Akzeptanz und Unterstützung signalisiert. Ablehnende Äußerungen im Anschluss an den Tierparkbesuch müssen auf die Orientierung an den Erwartungen der Mutter zurückgeführt werden, sie stehen nicht im Einklang mit dem Erleben der Kinder. Bedauerlicherweise wurde nicht an die positive Erfahrung des Tierparkbesuches angeknüpft, zwei Tage später scheiterte die Übergabe erneut, da sich die Kinder geweigert haben sollen, den Vater zu begleiten bzw. nicht informiert waren und noch schliefen. (Der Vorschlag der Unterzeichnerin, den Vater nicht zum Abholen der Kinder nach Hudefelm kommen zu lassen, sondern die Übergabe vielmehr an einem neutralen Ort vorzunehmen, zu dem sie möglichst von Herrn Kunert gebracht werden sollten, wurde leider nicht umgesetzt.) Wenn der Vater versucht hat, sie in Hudefelm abzuholen, haben die Kinder in der Vergangenheit wiederholt eine Blockadehaltung gezeigt, in der sie von der Mutter entsprechend bestärkt worden sind. Es ist zu befürchten, dass sich dieses Verhaltensmuster auch zukünftig wiederholt.
Anna hielt ihre Abwehrhaltung während des Tierparkbesuches durch, sie wich dem Kontakt mit ihrem Vater aus, beklagte sich aber gleichzeitig darüber, dass er sich nicht um sie kümmere. Im Vordergrund ihrer Äußerungen stand die Klage darüber, dass er sie verlassen habe. Im Grunde sehnt sich Anna nach väterlicher Zuwendung, aufgrund ihrer Einbeziehung insbesondere in die finanziellen Auseinandersetzungen gesteht sie es sich selbst jedoch nicht zu, väterliche Aufmerksamkeit anzunehmen und zu genießen.
Der Kindesvater hat selbst zu der problematischen Entwicklung beigetragen, sein Konfrontationskurs hat Spannungen verstärkt. Aus psychologischer Sicht wäre es günstiger gewesen, die gemeinsame Zeit überwiegend mit den vier Töchtern zu verbringen. Die Mädchen ließen ausgeprägte Eifersuchtsgefühle insbesondere Valerie gegenüber deutlich werden. Ihre Haltung der neuen Partnerin gegenüber spiegelt die mütterliche Sichtweise.
Der Einfluss des Lebensgefährten der Mutter wird als sehr positiv beurteilt. Herr Kunert ist in hohem Maße um Vermittlung bemüht, seinerseits werden die Kinder keiner Zerreißprobe ausgesetzt, er möchte nicht in Konkurrenz zum leiblichen Vater treten. Trotz seiner Bemühungen ist es Herrn Kunert in der Vergangenheit jedoch nur begrenzt gelungen, die Kindesmutter von ihrer verhärteten Haltung abzubringen und dadurch die Weichen für Besuchskontakte zu stellen. Im Rahmen der Begutachtung brachte Herr Kunert die Mädchen wie vereinbart zum Tierpark, wodurch er den Kindern sein Einverständnis und seine Unterstützung signalisierte. Insgesamt wurde deutlich, dass die fortbestehenden Spannungen auch eine Belastung für die neuen Partnerschaften beider Elternteile darstellen.
Die Bindungstoleranz der Kindesmutter ist deutlich eingeschränkt, die Kinder sind von ihr in der Vergangenheit in der Auseinandersetzung mit dem Exmann instrumentalisiert worden. Die Kinder wachsen mit einem negativen Vaterbild auf, was ihre Entwicklung auch langfristig belasten und keine Entwicklung eines eigenen stabilen Selbstwertgefühles ermöglichen wird. Im Interesse eines gedeihlichen Aufwachsens ihrer gemeinsamen Kinder sind beide Elternteile gefordert, den „Stress" zu beenden und aufeinander zuzugehen, um im Sinne von Anna, Clara, Judith und Lena miteinander zu kooperieren. Sie sollten sich bewusst sein, dass eine Fortsetzung der Auseinandersetzungen das Leben der Kinder vermutlich weit über die Kindheit hinaus überschatten würde. Dazu erscheint es erforderlich, von gegenseitigen Schuldzuweisungen abzukommen und - unter Einbeziehung der neuen Partner - gemeinsame Wege zu suchen. Die Inanspruchnahme fachlicher Unterstützung, z. B. durch Herrn Schultze von der Beratungsstelle, könnte hilfreich sein.
XI. Zur Fraqestellunq des Gutachtenauftraqes
Aus psychologischer Sicht entspricht es dem Wohl der Kinder Anna, geb. 1997, Clara, geb. 1998, Judith, geb. 1999 und Lena, geb. 2002, regelmäßig mit dem Vater zusammen zu sein. Die Durchsetzung des Umgangs, wie er im Beschluss des Gerichtes vorn 29.05.2006 festgelegt wurde, widerspricht dem Wohl der Kinder nicht, vor einer Ausdehnung der Kontakte auf Übernachtungsbesuche sollten jedoch zunächst vier Besuchskontakte an jedem zweiten Samstag in der Zeit von 10°° Uhr bis 163° Uhr stattfinden. Die Übergabe sollte möglichst durch Herrn Kunert erfolgen, wobei es günstig wäre, wenn die Kinder von ihm zu einem zu vereinbarenden neutralen Ort gebracht werden könnten.
Eine Unterbindung der Kontakte zum Vater ist mit dem Wohl der Kinder nicht vereinbar. Anna, Clara, Judith und Lena sind für eine positive Entwicklung ebenso auf väterliche Zuwendung angewiesen wie auf beständige mütterliche Fürsorge. Wie im Rahmen der Begutachtung deutlich wurde, sind die Kinder auf ihre aktive Unterstützung angewiesen, um sich auf das Zusammensein mit dem Vater einlassen zu können.
Eine fortgesetzte Boykottierung der Umgangskontakte würde eine Kindeswohlgefährdung bedeuten. Die mangelnde Bindungstoleranz der Kindesmutter stellt eine Einschränkung ihrer erzieherischen Eignung dar, es muss von ihr ein Umdenken gefordert werden. Da sie darüber hinaus sehr um das Wohlergehen der Töchter bemüht ist und im Rahmen der Begutachtung einen gemeinsamen Tierparkbesuch mit dem Vater ermöglichte sowie eine positive Einflussnahme ihres Partners besteht, wird grundsätzlich eine Veränderungsbereitschaft gesehen. Die weitere Entwicklung wird Rückschluss auf die Erziehungseignung der Mutter geben. Ablehnende Äußerungen der Kinder in Bezug auf den getrennt lebenden Elternteil begründen in aller Regel zunächst einmal Bedenken bezüglich der Haltung des sie betreuenden Elternteils. Darüber hinaus ist immer wieder festzustellen, dass Kinder nach mehrjährigen Kontaktunterbindungen häufig von sich aus zu dem anderen - vorher abgelehnten - Elternteil wechseln, so dass Frau Thorvaldsen auch selbst ein Interesse am Gelingen der Umgangskontakte haben sollte. Die Enttäuschungen über das Verhalten des Ehepartners sind zwar nachvollziehbar, sie dürfen das Leben der Kinder aber nicht über die Trennung der Eltern hinausgehend belasten. Es liegt im Interesse aller Beteiligten - auch der neuen Partner - fachliche Unterstützung in Anspruch zu nehmen, um endlich zu einer Entspannung zu gelangen.
Ein Aufenthaltswechsel aller Kinder zum Vater erscheint zumindest derzeit nicht angezeigt. Die Mädchen weisen enge emotionale Bindungen an die Mutter sowie ihren Lebensgefährten auf und freuen sich auf die Geburt der Zwillinge. Ein Herausreißen aus ihrer jetzigen Lebenssituation würde die Beziehung zum Vater zusätzlich belasten. Anna nimmt bereits jetzt eine Abwehrhaltung gegenüber dem Vater ein, die sich in diesem Fall noch verstärken und eine erzieherische Einflussnahme erschweren würde. Darüber hinaus lässt die derzeitige Lebenssituation des Vaters die Aufnahme aller vier Kinder kaum zu, er könnte den Bedürfnissen der Töchter neben seiner beruflichen Inanspruchnahme nicht gerecht werden. Von der Möglichkeit der Geschwistertrennung ist aufgrund des engen geschwisterlichen Zusammenhaltes abzuraten. Unabhängig davon müsste die Frage des Verbleibs der Kinder in der Obhut der Mutter jedoch langfristig neu gestellt werden, wenn sie nicht endlich aus dem elterlichen Spannungsfeld herausgehalten und ihnen ein regelmäßiger, unbelasteter Kontakt zum Vater ermöglicht wird.
Den Kindern sollte der Inhalt des Gutachtens nicht in Einzelheiten zur Kenntnis gebracht werden. Insbesondere sollten sie sich nicht für ihre Äußerungen oder ihr Verhalten rechtfertigen müssen.
Ich versichere, das vorliegende Gutachten unparteiisch und nach bestem Wissen und Gewissen erstattet zu haben.
Schmidt
Lebe wild und gefährlich!
[editiert: 21.01.07, 13:50 von Schildkröte]