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Hallo Stiefmütterchen!
Ich bin zwar nicht Vollzeit-Stiefmutter, aber fast. Mein LG und seine Ex haben ein Wechselmodell; die Kinder (12 und 10) sind zwei Wochen lang bei uns, dann zwei Wochen lang bei ihr. Aber in letzter Zeit kommen sie auch zwischendurch immer öfter zu uns, zum Lernen, zum Mittagessen, etc. Ich bin 29 Jahre alt und jetzt schon 6 Jahre lang mit meinem Freund und seinen Kindern zusammen. Ich verstehe Dich wirklich sehr gut. Mir ist es eine Zeitlang auch so ähnlich gegangen. Aber schämen brauchst Du Dich überhaupt nicht! Und dass Du Lehrerin bist, hat nichts damit zu tun. Man weiß einfach vorher nicht, was einen als Stiefmutter erwartet.
Ich habe den Eindruck, dass Du Dich mit Deinem Stiefsohn gut verstehst. Wenn er sagt, dass er sich ein Halbgeschwisterchen von Euch wünscht, heißt das doch schon eine ganze Menge! Und Du sagst, dass er Dich als Autoritätsperson akzeptiert, das ist doch gut, und zeigt, dass Du es richtig machst. Aber Du bist auch erst drei Jahre lang in seinem Leben, vergiß das nicht, und gib ihm noch etwas mehr Zeit. Sei nicht gekränkt, wenn er Dich nicht in sein Gebet aufnimmt oder Dir nichts zum Muttertag schenkt. Er wird sicher noch Gefühle zu Dir entwickeln, aber das geht nicht so schnell. Zeige ihm, dass Du ihn gern hast, das ist schon genug. Du brauchst ihn auch nicht umbedingt wie einen Sohn zu lieben und er Dich nicht wie seine Mutter, auch Freundschaft und Respekt sind schon ein großer Fortschritt.
Mir ist es glücklicherweise gelungen, eine gute Beziehung zu meinen Stiefknilchen aufzubauen, wir haben uns gerne und respektieren uns, wie wir sind. Sie sehen mich als gute Freundin und fragen mich um Rat, wenn sie ein Problem haben, trösten mich, wenn ich traurig bin, und wir spielen sehr gerne zusammen. Ich hatte lange Zeit erhebliche Zweifel, aber jetzt weiß ich, dass die teilweise selbstgemacht und unbegründet waren. Mein LG und ich denken mittlerweile über ein gemeinsames Kind nach.
Denk daran, dass Kinder ihre Eltern bedingungslos lieben, aber wenn sie größer werden, analysieren sie viele Dinge und dann wird Dein Stiefsohn begreifen, dass Du viel mehr für ihn getan hast als seine Mutter. Deshalb wird er sie nicht weniger lieben, aber er wird Dich umso mehr schätzen. Natürlich ist es schwer, ein Kind, das nicht das eigene ist, rund um die Uhr zu verpflegen und zu beschäftigen, während sich die leibliche Mutter amüsiert, ich kann verstehen, dass Dich das nervt. Aber siehe es als eine Chance, dieses Persönchen für Dich zu gewinnen.
Du solltest aber nicht den Fehler begehen, dafür auf alles zu verzichten. Auch Stiefmütter haben Recht auf ihre Hobbies und Freizeit. Wenn Du Dich überfordert fühlst, solltest Du mit Deinem Mann reden. Er ist hauptverantwortlich für seinen Sohn und Du trägst bei, was Du bereit bist, zu geben. Ich bin zu dem Schluß gekommen, dass dies auch ein wichtiger Faktor ist, damit eine Zweitfamilie gut funktioniert. Mein LG kocht, putzt, wäscht und macht Hausaufgaben mit seinen Kindern. Wenn er Auszeit braucht, dann springe ich ein, und umgekehrt. Eine gerechte Aufgabenverteilung ist m.E. schon sehr wichtig, damit sich keiner ausgenutzt fühlt.
Ich wünsche Dir das Beste für Deine kleine Familie, und ich habe ein gutes Gefühl, dass ihr noch enger zusammenwachsen werdet.
Liebe Grüße,
Lucita