BAS-LAG: Das China Miéville-Forum
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BüChEr?!

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opus3d
Stammgast

Beiträge: 34

New PostErstellt: 08.12.06, 21:00  Betreff: BüChEr?!  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen

Wie sieht es eigentlich mit Buch Tips/Empfehlungen aus?

Habe mir vor langem das Buch THE LIGHT AGES von Ian R. MacLeod gekauft, welches Anfang diesen Jahres mit dem dt. Titel AETHER auf Klett-Cotta erschienen ist.

Da dieses als Vergelich zu den Mieville aufgeführt wurde, musste ich es gleich haben. Bin nur leider noch nicht über die ersten Seiten hinaus gekommen, da der Eiserne Rat erschien und ich noch mit dem ARMAGEDDON ZYKLUS(P.F.Ham.) beschäftigt war.

Und wie es sich ergab, kam mir dann ein Haufen der Fantasy/Fiction-fremdartigen Literatur ins Haus, welche ich laut Freunden unbedingt lesen sollte. (T.C. Boyle, Martin Suter, Noah Gordon, Umberto Eco..usw.)

Würde mich sehr über ein paar Anregungen, für unserem Meister ähnliche Literatur freuen, da es glaube ich vielen so geht, dass sich die Welt der Bücher nach dem ersten Mieville für immer geändert hat und man doch ewig und auch meist vergebebens nach Vergleichbarem sucht.

Liebe Grüße an Alle,

der Coldwine Lover





[editiert: 10.12.06, 11:41 von Seblon]
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Theophagos
Dauerschreiber

Beiträge: 113

New PostErstellt: 08.12.06, 23:06  Betreff: Re: BüChEr?!  drucken  weiterempfehlen

Hallo opus3d,
welche Aspekte der Miéville Texte interessieren dich denn besonders?

Ich stochere mal ein bisschen im Dunkeln und nenne ein paar Titel, die mir sehr gut gefallen und die ich zur New Weird zählen würde:

Michael Swanwick, "Die Tochter des Stählernen Drachen"
Hier geht es um ein menschliches Mädchen - einen Wechselbalg - in einer Cyberpunk-Feenwelt. Die Elfenfürsten entführen Menschenkinder; besonders sind sie an Mädchen interessier, die sie zu Zuchtzwecken benötigen, denn die mächtigsten Waffen der Elfenherren, die künstlichen Drachen, sind aus Stahl, welchen Feen nicht berühren können. Menschen und deren Nachkommen schon. Der Drache 7332 hat noch eine Rechnung offen. Er braucht Jane - zumindest eine Zeit lang. Eine sehr bittere Entwicklungsgeschichte, in der der soziale Aufstieg Janes mit einer moralisch-seelischen Degeneration einhergeht.

Paul di Filippo, "Ein Jahr in der linearen Stadt" (in: Peter Crowther (Hg.), Moloch)
Der Autor Diego Patchen lebt in der linearen Stadt: Unermesslich weit erstreckt sie sich genau einen Häuserblock breit zwischen dem Fluß und den Gleisen - dahinter ist nichts. Hier erlebt er nun mit seinen illustren Freunden mehr oder minder alltägliche Episoden: So geht er mit seinem Freund Schuppen, wild wuchernde, unter der Gleisen wachsende Kacheln, pflücken, was höchst illegal ist, damit sie einer Freundin Rauschgift besorgen können. Liebenswerte Figuren, 'leise' Episoden und ein wahrhaft bizarres Setting.

Jeff Noon, "Gelb"
Der Punk Scribble jagt "English Voodoo" nach, einer Vurt-Droge, die man sich in Form einer Feder in den Rachen schiebt. Scribble benötigt diese spezielle Feder um seine geliebte Schwester wiederzufinden, denn sie war bei einem Tripp mit jenem Traum in der Vurtual Reality zurückgeblieben - Scribble hatte statt ihrer ein Vurt-Alien, eine lebendige Droge, bekommen. Schräg, schräg, schräg und abgefahren. Amoralisch und tabulos.

Ich könnte beibleiben, darum nur kurz:
M. John Harrisons "Licht" ist ebenfalls sehr bizarr, voller gebrochener Figuren und feinbeobachtet - wenn man sich nicht zu sehr von dem grotesken Setting ablenken lässt. Ist allerdings sehr SF-lastig.
Mary Gentles "Herr der Ratten". Eine gewaltige Stadt in der es gärt: Die Menschen wollen die Herrschaft der Ratten abschütteln, diese wollen ihre Herren, die Inkarnationen des Göttlich-Dämonischen verbannen und diese wiederum - haben eigene Pläne. Fünf Himmelsrichtungen, die jeweils 90° auseinanderliegen - ist es da ein Wunder, dass die 'Helden' sich immer wieder verlaufen?

MacLeods "Aether": Ich kann verstehen, warum es genannt wird. Es ist auf jedenfall ein starkes, dicht beschriebenes Buch, aber mir mangelte es an Geschwindigkeit und die Erklärung am Ende sagt mir nicht zu. Gut, aber nicht hervorragend - aber andere denken anders darüber.
Jeff VanderMeers "Stadt der Heiligen und Verrückten" will ich auch nennen, obschon ich es nicht für New Weird halte. Es ist ein tolles literarisches Verwirrspiel voller Anspielungen. Wenn man Peake, Borges und Nabokov kennt, macht das Lesen doppelt soviel Spaß. Ein schräger Mosaikroman.

Ach ja, ich glaube, der Thread ist hier nicht ganz richtig - vielleicht sollte man ihn verschieben?

Theophagos


[editiert: 08.12.06, 23:11 von Theophagos]
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opus3d
Stammgast

Beiträge: 34

New PostErstellt: 08.12.06, 23:40  Betreff: Re: BüChEr?!  drucken  weiterempfehlen

Danke für diese reichhaltige Antwort, bis auf die lineare Stadt sind mir die von dir aufgeführten Werke unbekannt.

Was den Thread angeht, hast du natürlich recht, aber wie du wahrscheinlich meinem ersten Beitrag schon entnommen hast, bin ich neu hier und eben direkt in die Un Lun Diskussion gestoßen, wo ich dann auch etwas voreilig meine Frage gepostet habe. Bin auch noch nicht so ganz firm was das starten einer neuen Diskussion angeht...

Liebe Grüße,

der Coldwine Lover



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Chao
Vielschreiber

Beiträge: 57

New PostErstellt: 09.12.06, 09:21  Betreff: Re: BüChEr?!  drucken  weiterempfehlen

Als Vergleiche zu Mieville wird ja auch immer sehr viel Steamfantasy-Kost herangezogen. Wenn es dir um die farbenprächtige Erzählweise und Ideen-Aneinanderreihung geht, kann ich dir vielleicht noch Dan Simmons empfehlen: Die Hyperion-Gesänge, die beiden Endymion-Romane und eingeschränkt vielleicht auch noch das Duo Ilium/Olympos.
Ist zwar alles SF, aber keine Hard-SF, wortgewaltig, abgefahren, phantastisch (Obwohl er mich mit Olympos enttäuscht hat).

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opus3d
Stammgast

Beiträge: 34

New PostErstellt: 09.12.06, 12:45  Betreff: Re: BüChEr?!  drucken  weiterempfehlen

Ein guter Tip, danke. Ich habe gerade Dan Simmons Hyperion-Gesänge beendet:).

Möchte aber, was meinen Geschmack an Literatur angeht etwas konkreter werden, da es hier doch viele Mitglieder zu geben scheint, welche ein vorzügliches Wissen über fantastische Literatur und auch Literatur im algemeinen zu besitztn scheinen.

Ich schätze besonders die Tiefe von Mievilles Werken und ebenfalls diese außergewöhnliche Art seines Schreibstils.
Ein Buch muss noch ein Stück Kunstwerk sein und sich einfach von diesem NullAchtFünfzehn Geschreibsel unterscheiden.

Ein Grund warum mir Hyperion-Gesänge nicht so umgehauen haben, ist, das es zwar glaubwürdig und gut geschrieben ist und Simmons auch zu einer enormen beschreibenden Stärke findet, welche dem Buch Farbe verschafft, mir jedoch bei den Charaktere der engültige Reiz,etwas herausstechendes gefehlt hat. Sie befinden sich alle auf einem guten Mittelmaß, aber es fehlt eben noch das Gewisse etwas, der Konsul hätte noch gehiemnisvoller sein könne, der Kommandant noch mehr die Kriegsmaschine usw..

Es reicht meißt nicht mit einer abgefahrenen Idee ein Buch zu beginnen, abstrakte Charaktere einzuführen und ihnen lauter Abstrusitäten aufzuhalsen.

So ist die große Stärke Mievilles, eindeutig die großartigen Charaktere, die diesen verstrickten Handlungssträngen gerecht werden können und welche in dieser enormen Kulisse, die er immer wieder schaft, nicht untergehen.

Es darf einfach nicht nur eine gute Absicht hinter einer Geschichte stecken, diese muss überzeugend vorgetragen werden können, hierbei ist weniger manchmal mehr, da es wohl kaum Aurtoren gibt die diese Fülle an Arkana, Mythen, Zauber, starken Individuen und absolut erstaunlichen Wandlungen der Geschichte hinbekommen, wie es bei Mieville der fall ist.

Also verstrickte Handlungsplots, abstrakte Geschichten mit glaubwürdigen Argumenten, starke Charaktere, eine Tiefe die fesselt, nicht zu viele Übertreibungen und ein anspruchsvoller und auch etwas außergewöhnlicher Schreibstil dürften so ungefähr das sein wonach ich suche.

Liebe Grüße,

der Coldwine Lover



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Theophagos
Dauerschreiber

Beiträge: 113

New PostErstellt: 10.12.06, 22:21  Betreff: Re: BüChEr?!  drucken  weiterempfehlen

Gut, im Hinblick auf deinen neuen Beitrag lege ich dir Swanwicks Tochter und Harrisons Licht besonders ans Herz und rate dir - schweren Herzens, denn es ist einer meiner Lieblinge - von Noons Vurt ab: dreimal schräg könnte dir zu übertrieben sein.

Theophagos


[editiert: 10.12.06, 22:22 von Theophagos]
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opus3d
Stammgast

Beiträge: 34

New PostErstellt: 10.12.06, 22:32  Betreff: Re: BüChEr?!  drucken  weiterempfehlen

Ich habe bei deinem Vorschlag Gelb, gleich an Snow Crash von ... na wie heißt er denn? Egal, das ist jedenfalls recht crazy und ich habs nicht durch bekommen.

Es darf auch total konfuses dabei sein , es muss nur biss zum Schluss sinnig durchgezogen werden und wie du bei Aether bemängelt hast, muss es am Ende eine einigermaßen bfriedigende Lösung des Knoten geben.

Ist dir die Zeitbestie von Asher bekannt?



Liebe Grüße,

der Coldwine Lover
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molosovsky
Experte

Beiträge: 230
Ort: Ffm


New PostErstellt: 10.12.06, 23:23  Betreff: Re: BüChEr?!  drucken  weiterempfehlen

Wiederspruch!

Irgendwelche ›Knoten‹ am Ende von Werken MÜSSEN nicht zwangsläufig
gelöst werden. Manchmal ist es gerade der total unauflösliche Knoten,
der dem Werk die die Kirsche auf dem Sahnehäubchen steht. Oder fändet
Ihr Der Eiserne Rat besser, wenns ein eindeutigeres Ende gäb, oder
Picknick am Wegesrand, wenn alles um die Zone und die goldene Kugel
erklärt wurde, oder Ereaserhead, Mulholland Drive und Lost Highway,
wenn die schön aufgedröselt enden würden?

Wchtig ist halt, daß der Autor weiß, was er wie und warum macht. Ein
gut präsentiertes ›offenes Ende‹ kann Längen besser sein (wenn auch
vielleicht in gewisser Weise ›unbefriedigender‹) als ein mau
aufgelöster Abschluß.

Aether von I.R. MacLeod hat ein relativ aufgelöstes Ende. Robert und
seine Freunde entdecken die doppelte Buchführung der Gildenherrschaft,
ein neues Zeitalter bricht an, doch nach ein paar Reformschritten
werden bald wieder die Fassaden der Großheuchelei aufgestellt, die
Wohlstands- und Fortschrittsgesellschaften nun mal eigen sind. Der alte
Robert ist desillusioniert und wir als Leser bedauern, daß aus ihm und
Anna nichts wurde. — Was ist denn da nun unaufgelöst. MacLeod hat ja
eine ›Fortsetzung‹ geschrieben, sprich den Roman »House of Storms«, der
ca. 100 Jahre nach »Aether« spielt. Diesmal werden Evolutionstheorie
behandelt und es gibt einen unheimlichen Bürgerkrieg zwischen dem
reichen Ostengland mit London, und dem ›fideleren‹ aber ärmeren
Westengland mit Bristol als HQ. Zudem gibts in HoS eine wirklich
atemberaubend phantastische Wechselbaldgeschichte, aus Sicht eines
solchen, und einen ziemlich beeindruckend geschickt dargestellte
Bösewichtin.

Grüße
Alex / molosovsky
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Theophagos
Dauerschreiber

Beiträge: 113

New PostErstellt: 11.12.06, 10:59  Betreff: Re: BüChEr?!  drucken  weiterempfehlen

Eingeschänkter Widerspruch zum Widerspruch.

Manchmal ist es gerade der total unauflösliche Knoten,
der dem Werk die die Kirsche auf dem Sahnehäubchen steht.


Hier stimme ich zu. (Allerdings nur für "Lost Highway"; "Mulholland Drive" läßt sich, soweit ich's erinnere, sauber auflösen.)

Aber opus3d stimme ich insofern auch zu:
Es darf auch total konfuses dabei sein, es muss nur biss zum Schluss sinnig durchgezogen werden [...]

"Mulholland Drive" ist so ein Fall: Es sieht zunächst völlig konfus aus und man steht am Ende verwirrt da. Aber wenn man sich daran macht, kann man den Film aufdröseln. Da erhält der Intellektuelle dann sein Zuckerle.
"Lost Highway" dagegen entzieht sich nachhaltig einer stringenten Deutung - in dieser Erkenntnis liegt dann auch der Lohn.

Schwierig ist es natürlich zu entscheiden, wann ein Werk bewußt Unstimmig bleibt und wann es fehlerhaft ist.

Zu "Aether": Da ich nicht weiß, inwiefern opusd3 das noch lesen will, will ich zunächst Folgendes sagen:

Vorsicht! Spoiler!
An "Aether bemängle ich nicht, dass Handlungsstränge noch offen oder Rätsel noch unerklärt sind - ich beklage die *Art* der Ausflösung: Mir missfällt diese "Deus ex machina" Variante. Man verfolgt einigen Handlungssträngen und fragt sich wie die Dinge zusammenhängen - Aether/Hegels Weltgeist in personam war's! Er ist der Strippenzieher, der hinter Allem steht. Mir gefällt die Symbolik nicht.
Besonders deshalb nicht, weil die Erwartung erzeugt wird, eine Mischung aus Wirtschaftskrimi und Revolutionsthriller zu lesen. Die Weltgeistlösung bricht damit. Nun kann ein Brechen der Erwartungen immer entweder positiv überraschen oder negativ enttäuschen. Ich wurde enttäuscht.

Deshalb fand ich nicht, dass das Ende zum Handlungsverlauf passt.

Hm, "Snow Crash" ist von Neal Stephenson - kenne ich aber nicht. Und Ashers "Zeitbestie" hört sich zwar interessant an, kenne ich aber auch nicht.

Theophagos

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molosovsky
Experte

Beiträge: 230
Ort: Ffm


New PostErstellt: 11.12.06, 11:52  Betreff: Re: BüChEr?!  drucken  weiterempfehlen

Servas Theophagos, und Haberer.

Wie und ob Mulholland und Co nun auflösbar sind oder nicht, will gar
ich nicht genauer bequaggeln. Wichtig ist mir halt gewesen,
festzustellen, daß Werke in offener Rätselhaftigkeit zu beenden eben
›auch legetim‹ und befriedigend sein kann.

> Mulholland Drive" läßt sich, soweit ich's erinnere, sauber auflösen.

Glückwunsch! Da bist Du definitiv schlauer als ich. Ein noch viel
größerer Lynch-Fan als ich einer bin, hat mir mal ausklamüsert, welche
Psychopathologien die narrative Grundfolie von Lost Highway und
Mulholland Drive liefern. Ich selber aber könnte nicht mit Worten
wiedergeben, wie die ›Lösung‹ für beide Stories lautet. Aber ›in sich
stimmig‹ und berührend-beängstigend find ich beide.

Kleine Anektdote: als ich 15/16 war, bin ich mit einer Jugendgruppe in
Schottland gewesen. Hab in Eidenburgh das Video »Ereaserhead« gekauft,
superfroh, weil ich durch »Elephantenmensch« kurz zuvor zum Lynch-Fan
wurde. Keine genaue Ahnung, um was es in »Ereaserhead« geht, legten wir
den Film ein. Einige (u.a. einige der Betreuer) meinten sogar, so ein
netter Horrormovie wär doch jetzt grad das richtige für den Abend. —
Nach dem Film warfen mir einige BÖSE Blicke zu. Der Betreuer, der sich
noch auf einen tollen Horrorfilm freute, meinte: »Das war der kränkeste
Mist, den ich je gesehen hab.« Und andere hatten sichtlich Angst und
waren verstört. Ich finde den Film bis heute wunderbar poetisch (auch
wenn ich wiederum nicht wiedergeben könnt, um was es denn eigentlich
geht. Grob halt um Ängste junger Paare mit Kind halt. Säuglinge können
aber auch sowas von gruselig sein. Aber egal »In heaven everthing is
fine«.)

Das wirklich ›fiese‹ bei einigen von Lynchs Filmen ist nun mal, daß
nicht deutlich ausgedeutet wird, was real und was irreal ist. Da wird
das Interpretieren dann zu einem Minesweep-Spiel ohne Grenzen.

> Vorsicht! Spoiler!
> An "Aether bemängle ich nicht, dass Handlungsstränge noch offen oder
> Rätsel noch unerklärt sind - ich beklage die *Art* der Ausflösung:

Ich les grad das große CT-Seminar mit China zum Eisernen Rat korrektur.
Geht wahrscheinlich diese Woche online (ca. 70 Seiten PDF). In der
Antwort von China wird auch Aether erwähnt. Beunruhigend für
Sozialisten, wie China meint, denn da verändert die Revolution nix. In
der Tat eine herbe These, aber eben eine spannende. Und eine
Gelegenheit, sich mit einem ›beste aller Welten‹-Fatalismus zu
konfrontieren (und ich für meinen Teil lass mich gern ›provozieren‹ von
Kunst).

> Hm, "Snow Crash" ist von Neal Stephenson - kenne ich aber nicht.

Sollte man als Armada-Fan mal reinschaun. Hier meine
SF-Netzwerk-Schnellrezi. (Wenn ein Seitenhieb auf Onkel Teddy erlaubt
ist: Wem Otherland zu fett und verfaselt ist, ist mit Snow Crash gut
drann. Dagegegen wirkt Otherland wie ein lahmer Karl May-Schmonz. Ich
hab jetzt Teil drei »Berg aus schwarzem Glas« durch, und kann mich
nicht gar nicht genug uffregen über die elendiglich öde
Orlando/Sam-Latscherei. Sowas von ärgerlich-langweiliger
Tolkien-Verbeugung aber auch, pfüh.)

Snow Chrash: Aufregend und überwältigend. Das sind die ersten
Eigenschaften des Buches, die mir einfallen. Ein wilder Ritt, ein
Weltrettungsrennen mit viel Äktion, historisch-mythologischen
Exkursionen und einer großen Portion munter erzählter Einzelheiten
einer ideenreich ausgedachten Zukunftswelt.
Excellent geschrieben, wenn man es ein wenig flappsig mag. Wunderbar
komische Stil-Parodien z.B. auf Bürokratensprech
(Toiletenpapierdistributionseinheiten), oder auf PC-Sprech (Y.T.s
korrekte Verhaftung und deren Slang-Übersetzung).
Gut zu nutzen wußte Stephenson das Ineinanderflechten von Handlung in
der wirklichen Welt und Handlung in der virtuellen Realität des
Metaversums. Überhaupt: schöne, plausible und kraftvolle Vision der
VR-Gloablität in diesem Buch.
Vielleicht ein wenig kompliziert mit seiner großen Zahl an Figuren.
Stephensons Dialoge sind erstklassig, die Zeichnung seiner Figuren
herzlich, kraftvoll und nicht verschwätzt. Die Dramaturgie braucht die
Konkurrenz zu Film und Spielen nicht scheuen. So finden sich in »Snow
Crash« ausgesucht heftige Äktschenpassagen, die sehr filmisch
rüberkommen, und trotz ihres Chaos übersichtlich und mit einem feinem
Gespür für Überraschung inszeniert wurden.
Für meinen Geschmack vielleicht etwas zu viel Technik-Schnickschnack,
aber dafür mögen andere bei den von mir so geschätzen Ausflügen zur
Equivalenz von Religion/Viren/Drogen stöhnen, was denn so
philosophischer Quatsch soll.
Sympatisch an diesem Roman ist auch seine ungebändigte Lust zum
Fabulieren, zum plauderhaften Tonfall, der diese Welt so kenntnisreich
zu schildern versteht. – Ich harre der Verfilmung, die Zeit ist reif
für einen »Snow Crash«-Film.

Grüße
Alex / molosovsky
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