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Seblon
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Beiträge: 354


New PostErstellt: 25.01.06, 16:51     Betreff: Der Eiserne Rat, 2. Teil „Rückkehr“ (Kapitel 7 und 8)

Der Tag, an dem die Erde...
Kapitel 7

Die Impressionen der Stadt sind bildgewaltig und erinnern immer wieder an reale Orte, wie das Londoner Westend oder Greenwich Village . Wieder ist der Puls der Stadt auf faszinierende Art spürbar. In diesen Momenten wird Miévilles schriftstellerische Größe unübersehbar.
Sehr schön und atmosphärisch die Erlebnisse Oris, der ein wenig wie eine Variation Scheckels aus The Scar erscheint und der für mein Empfinden der erste stärker umrissene Charakter des Romans zu sein scheint. Interessant, wie Miéville den politischen Untergrund New Crobuzons zeichnet, zudem Ori ja unbedingt gehören möchte.
Endlich lernen wir die Leser des „Lauffeuers“ kennen und nehmen Anteil an den konspirativen Treffen der „Jacks“ Ich muss gestehen, dass mir literarisch bisher noch kein Treffen einer politischen Untergrundorganisation begegnet ist, ich aber von Miévilles Entwurf einer sozialistischen Erweckungsliteratur begeistert bin. Wie er anhand von Toros Mordanschlägen mögliche politische Strategien zur Befreiung der Arbeiter und zudem die innere Zerrissenheit der revolutionären Bewegung (alter Stratege und junger Wilder) thematisiert ist meisterlich. Die kommunistischen Literaten der 20er und 30er Jahre hätten bei der Lektüre vor Freude in die Hände geklatscht.


Kapitel 8

Also endlich fällt etwas Licht auf die Ereignisse um den Krieg zwischen NC und Tesh. Ich dachte, ich hätte irgendwelche Dinge aus den anderen Bas-Lag-Romanen vergessen.
Interessant, wie der Soziologe Miéville die Rezession New Crobuzons, ihren kleinen kriegsbasierten Aufschwung und die Entmachtung der Gilden und Gewerkschaften begründet und entwickelt.

Miéville ist kein Psychologe, deshalb sind ihm individuelle Motivationen und Hintergründe nicht in dem Maße wichtig, wie vielleicht anderen Autoren. Er ist ein linker Soziologe, so sind ihm die Figuren als revolutionäre Funktionsträger scheinbar näher. So ist z.B. Oris Weg zum Revoluzzer auch viel weniger eine individuell motivierte Entwicklung, als vielmehr eine historisch-soziale Erweckungsgeschichte. Seine Figuren definieren sich (bisher in IC) nicht über ihr individuelles Denken und Fühlen, sondern über ihr Tun.
Ich (re)agiere, deshalb bin ich.
So verlieren die revoltierenden Arbeiter an Individualität und werden alle zu „Jacks“. Im Gegensatz dazu scheinen mir die vielen, zersplitterten politischen Bewegungen New Crobuzons weniger Ansatz politischer Individualität zu sein, als vielmehr Ausdruck von Chaos, Machtlosigkeit und Unsicherheit.

Es grüßt





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