BAS-LAG: Das China Miéville-Forum
Das Forum für Fans von China Miéville und seiner Romane
 
Sie sind nicht eingeloggt.
LoginLogin Kostenlos anmeldenKostenlos anmelden
BeiträgeBeiträge MembersMitglieder SucheSuche HilfeHilfe StatStatistik
ChatChat VotesUmfragen FilesDateien CalendarKalender BookmarksBookmarks
Der eiserne Rat – Der ewige Zug – Anamnesis, S. 198 -251

Anfang   zurück   weiter   Ende
Seite: 1, 2
Autor Beitrag
Seblon
Administrator

Beiträge: 354
Ort: Bochum/NRW


New PostErstellt: 26.02.06, 15:38  Betreff: Re: Der eiserne Rat – Der ewige Zug – Anamnesis, S. 198 -251  drucken  weiterempfehlen

Ich habe die Stelle mit der Berührung Judahs durch den Ohm der Stiltspear noch einmal nachgelesen (S. 208). Erst diese Berührung ermöglicht ihm ja, mächtigere Golems zu schaffen. Der Text lautet: „Judah reißt die Augen auf, fühlt, wie etwas Schlafendes sich in ihm regt“. Ich denke Judahs „inneres Ding“ war schon immer da und benötigte bloß noch eine Initialzündung. Diese Erweckung läuft analog zu seiner zunehmenden Identifikation mit der Sippe der Stiltspear, zu der er gehört. Aber ist es nicht immer so, dass man zu Mitgefühl erst dann befähigt ist, wenn man sich mit den anderen identifiziert?

Es grüßt





Actibus aut verbis noli tu adsuescere pravis.
nach oben
Benutzerprofil anzeigen Private Nachricht an dieses Mitglied senden Website dieses Mitglieds aufrufen
gekko
Neuling

Beiträge: 7

New PostErstellt: 01.03.06, 22:05  Betreff: Re: Der eiserne Rat – Der ewige Zug – Anamnesis, S. 198 -251  drucken  weiterempfehlen

Hallo!

    Zitat: Seblon
    Ich habe die Stelle mit der Berührung Judahs durch den Ohm der Stiltspear noch einmal nachgelesen (S. 208). Erst diese Berührung ermöglicht ihm ja, mächtigere Golems zu schaffen. Der Text lautet: „Judah reißt die Augen auf, fühlt, wie etwas Schlafendes sich in ihm regt“. Ich denke Judahs „inneres Ding“ war schon immer da und benötigte bloß noch eine Initialzündung. Diese Erweckung läuft analog zu seiner zunehmenden Identifikation mit der Sippe der Stiltspear, zu der er gehört. Aber ist es nicht immer so, dass man zu Mitgefühl erst dann befähigt ist, wenn man sich mit den anderen identifiziert?
Ich hab auch nochmal nachgelesen, und zwar auf Englisch, was in Anbetracht der Übersetzung angebracht scheint.
Also, einige Zitate, Seiten nach der englischen Ballantine-Hardcover-Ausgabe:

S. 159: "A stiltspear elder approaches while he strains, and touches Judah's chest. Judah opens his eyes, feels things move in him."
Ein Alter stiltspear nähert sich ihm während er sich abmüht, und berührt Judahs Brust. Judah öffnet die Augen, fühlt Dinge sich in ihm bewegen.
Nicht wie etwas Schlafendes sich in ihm regt, böse Übersetzung! Er weiß zu diesem Zeitpunkt noch nicht, ob wirklich der Alte etwas mit ihm gemacht hat, aber sofort hat er somaturgische Fähigkeiten - die er vorher (gar?) nicht hatte.

S. 161: "He does not know [...] what the adult put in him, but his new capabilities delight him."
Er weiß nicht, was der Ausgewachsene/Erwachsene in ihn getan hat, aber seine neuen Fähigkeiten erfreuen ihn. Er erkennt also, dass er manipuliert wurde von dem Alten, und er bringt diese Veränderung mit seinen somaturgischen Fähigkeiten in Verbindung.

S. 185: "The thing he has felt born within him, a creature of his congealed concern, flicks its tail. He does not like his companion."
Das Ding, dessen Geburt er in sich gefühlt hat, eine Kreatur/Schöpfung aus seiner geronnenen Sorge, bewegt seinen Schwanz. - flicks its tail, da hat Eva Bauch-Eppers bestimmt eine gute Übersetzung, weil schnippst mit seinem Schwanz klingt doof. Egal, das ist nebensächlich. Er mag seinen Begleiter nicht. Und das ist Oil Bill. Das finde ich eine sehr deutliche Textstelle - eine Kreatur aus seiner Sorge/Mitgefühl, scheint in ihm zu sein. Und offenbar genau die Kreatur, die der Alte stiltspear erschaffen hat.

S. 187: "The grub in Judah, not conscience but some nebulous virtue, moves. He feels disassociate from it, but it gnaws him."
Die Larve in Judah, kein Gewissen sondern irgendeine obskure Tugend, bewegt sich. Er fühlt sich getrennt davon, aber es nagt an ihm. Hier also eine Stelle die Zeigt, dass das eindeutig kein Teil von Judah ist, sondern etwas fremdes.

S. 189: "Those the unman kills are scum, but the presence in Judah is not at ease."
Die der Nichtmensch tötet sind Abschaum, aber die Anwesenheit in Judah fühlt sich nicht wohl.
"Judah turns and feels it start again sluggishly as the bounty hunter prepares a huge pot with distillates and oils [...]"
Judah dreht sich weg (?) und fühlt es faul/wie eine Schnecke wieder anfangen während der Kopfgeldjäger...
S. 190: "He is cold, but inside him the worm of uncertainty, the oddity that is not a conscience but an awareness of wrong, a goodness, is uncoiling. He sighs. -Lie down, he tells it. -Lie down. But the oddity will not lie down."
Ihm ist kalt, aber in ihm entwindet sich der Wurm der Ungewissheit, die Seltsamkeit die kein Gewissen sondern ein Bewusstsein des Unrechts, eine Güte/Gutheit ist. Er seufzt. -Leg dich, sagt/befiehlt er ihr. -Leg dich. Aber die Seltsamkeit legt sich nicht.
"It moves in him and secrets disgust and anger he is sure are not his, but that stain him, and whether they are his or not he feels them. They well up in him."
Es bewegt sich in ihm und scheidet Abscheu und Wut aus, die, da ist er sich sicher, nicht von ihm stammen, die ihn trotzdem beflecken, die er, egal ob sie von ihm sind oder nicht, fühlt. Sie steigen in ihm auf.
Also, in ihm befindet sich etwas, das Unrecht erkennt und Judahs Gefühle manipulieren kann. Er versucht es zu unterdrücken, aber es ist stärker als er, da es Gefühle erzeugen kann, Wut und Abscheu. Und diese Gefühle durchlebt er dann, ob er will oder nicht.

So, da hab ich dann aufgehört - ich muss auch noch andere Dinge tun. Aber durch die gesamte Anamnesis erstreckt sich diese Entwicklung, dass in Judah etwas fremdes, das meiner Meinung nach ein Golem zu sein scheint, die Kontrolle übernimmt. Dieser Golem scheint ihm auch seine somaturgischen Fähigkeiten zu verleihen:
S. 190: "[...] and he forces [...] all the techniques he has stolen up from his innards and focuses them [..]"
...und er zwingt all die Techniken die er aus seinen Innereien gestohlen hat und fokussiert sie...
Ich hoffe, meine Übersetzungen sind einigermaßen korrekt und lesbar. Eva Bauche-Eppers interpretiert nunmal sehr viel beim Übersetzen, da kann sowas schonmal verschwimmen.
Für mich persönlich erscheint es jetzt sehr klar, dass Judah einen Golem hat. Es scheint kein psychologisches Problem zu sein, da dieses Ding in ihm ja auch von einem Gewissen differenziert wird.
Auf jeden Fall finde ich ergeben sich interessante Aspekte aus dieser Feststellung: Judah Low als Erweckter, eine messianische Gestalt - aber mit dem Namen Judas. Ich finde, eine Interpretation in diese Richtung ist druchaus gangbar und überstrapaziert den Text nicht.

Schöne Grüße,
gekko

nach oben
Benutzerprofil anzeigen Private Nachricht an dieses Mitglied senden
Callibso
Registrierter Benutzer

Beiträge: 4

New PostErstellt: 05.03.06, 19:18  Betreff: Re: Der eiserne Rat – Der ewige Zug – Anamnesis, S. 198 -251  drucken  weiterempfehlen

    Zitat: gekko
    Judah Low als Erweckter, eine messianische Gestalt - aber mit dem Namen Judas.
Vielleicht auch noch ganz interessant:

http://de.wikipedia.org/wiki/Judah_L%C3%B6w
http://en.wikipedia.org/wiki/Judah_Loew_ben_Bezalel

nach oben
Benutzerprofil anzeigen Private Nachricht an dieses Mitglied senden
Sortierung ndern:  
Anfang   zurück   weiter   Ende
Seite: 1, 2
Seite 2 von 2
Gehe zu:   
Search

powered by carookee.com - eigenes profi-forum kostenlos

Design © trevorj