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Der Eiserne Rat, 1. Teil „Fährten“ (Kapitel 5) und 2. Teil „Rückkehr“ (Kapitel 6)

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Seblon
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New PostErstellt: 17.01.06, 11:45  Betreff: Der Eiserne Rat, 1. Teil „Fährten“ (Kapitel 5) und 2. Teil „Rückkehr“ (Kapitel 6)  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen

Auch wenn scheinbar nicht alle nachkommen, will ich dennoch nicht zu lange Zeiträume zwischen den einzelnen Kapiteln aufkommen lassen.

Kapitel 5

Molo meinte mal, im Vergleich zu The Scar seien die Figuren des eisernen Rates noch weniger greifbar und weit mehr erzählerisch bloß umrissen. Er scheint mir Recht zu haben.
War PSS ein detailliertes Ölgemälde erscheint mir IC bisher wie eine Tuschezeichnung. Bis zum jetzigen Zeitpunkt habe ich weder visuell noch psychologisch bei der Nennung eines Charakternamens ein Bild vor Augen.

Die Figur des Susurrators Drogon ist viel versprechend, gerade auch im Hinblick, auf die die Gruppe verfolgenden, unheimlichen Handlinger. Ebenso finde ich das gesamte thaumaturgische Feld der Subvokalurgie schillernd und ansprechend und bin sehr an den weiteren Entwicklungen rund um Drogons Fähigkeiten interessiert, wenn er mich auch ein wenig an einen X-Men-Mutanten erinnert.

Das Finale des ersten Teils, wo sich die Reisenden den Handlingern stellen müssen, ist wieder famos uns atemberaubend in seinen unerwarteten Wendungen und originellen Ideen. Ich liebe Golems.
Mich hat letztendlich doch sehr überrascht, dass bereits auf Seite 76 das Ziel der Reise (das Auffinden des Unbekannten) erreicht wurde.

2. Teil "Rückkehr"

Kapitel 6

Endlich zurück im grandiosen New Crobuzon.
Jetzt mit elyktro-barometrischen Lichtreklamen ausgestattet, erinnert mich New Crobuson noch mehr an ein goldenes, dampfbetriebenes Los Angeles des „Blade Runners“.
In den meisten Romanen langweilen mich Städtebeschreibungen immer recht schnell, anders die von Miéville. Sie sind schillernd und packend und man kann sich ihnen nicht entziehen.

Follibeckers Haus ist wunderbar und erinnert in seinem verrauchten, schwülstigen Barock an die Bilder von Otto Dix (schade, dass er keine Khepri und Kakti kannte!) oder das Berlin der zwanziger Jahre eines Christopher Isherwoods („Lebewohl, Berlin“, Vorlage zum Film „Carbaret“), zu dem auch die nicht zu übersehende Anwesenheit der Mitglieder der Spitzen Feder passt, die ihr Pedant in den Nazis haben, die Isherwoods Berliner Varietes besuchen.

Überhaupt ganz interessant, dass Miéville die Parteigänger der Rassisten „Spitze Federn“ nennt.... Das letzte, was uns Deutsche im Zusammenhang mit rassistischen Faschisten einfiele, wäre der leichte und scheinbar flüchtige Begriff der „spitzen Feder“.

Der Auftritt der Flex’ibilis ist stimmiger und aggressiver an den Dadaismus erinnernder Agitprop und lässt ebenso das historische Lokalkolorit der Weimarer Republik wieder auferstehen, wozu auch noch die „Pfui, Pfui“ rufenden Mitglieder der „Spitzen Feder“ ein bekanntes Bild abgeben.

Das anarchistische Marionettenspiel (und die Publikumsreaktion darauf), das die Tötung Jack Gotteshand auf so witzige Art und Weise darstellt, ist ein grandioser Weg die politische Zerrissenheit der New Crobuzoner darzustellen. Der die Bühne betretende Zensor erinnert auf wunderbare Weise an eine bürokratische Figur von Heinrich Mann.

Vor kurzen noch, hatte ich mit stratos eine Diskussion zum Thema: „Wann trifft die Fantasy endlich in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts ein?“. Schön, dass gerade Miéville sich in gewissser Weise dieses spannenden Themas und unbearbeiteten Ackers annimmt.



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[editiert: 17.01.06, 11:45 von Seblon]
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Lomax
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New PostErstellt: 17.01.06, 22:51  Betreff: Re: Der Eiserne Rat, 1. Teil „Fährten“ (Kapitel 5) und 2. Teil „Rückkehr“ (Kapitel 6)  drucken  weiterempfehlen

    Zitat: Seblon
    Überhaupt ganz interessant, dass Miéville die Parteigänger der Rassisten „Spitze Federn“ nennt.... Das letzte, was uns Deutsche im Zusammenhang mit rassistischen Faschisten einfiele, wäre der leichte und scheinbar flüchtige Begriff der „spitzen Feder“.
Dazu muss man natürlich sagen, dass die deutschen Namen so natürlich von Eva Bauche-Eppers gesetzt wurden, und nicht unmittelbar von Mieville. Ich erinnere mich daran, dass wir gerade bei den Eigennamen und vor allem im ersten Teil sehr intensiv diskutiert haben, und was diesen Namen betrifft sogar bei Mieville rückgefragt wurde.
In Perdido Street Station hieß die entsprechende Partei ja "Three Quills"; wir hatten die Übersetzung lange diskutiert und sowohl freiere Übersetzungen, die sich an die eigentliche, dahintersteckende und Bedeutung anlehnen - das dreiarmige Swastika - wie auch die Beibehaltung des englischen Begriffes. Letztendlich haben wir dann in PSS den Euphemismus erhalten und sind bei der einfachen Übersetzung geblieben: "Drei Federn".
Im "Eisernen Rat" wurden im Original die "Three Quills" durch die "New Quiller" ersetzt. Da Eva Bauche-Eppers im ersten Teil die "Quills" schon als Federn übersetzt hatte, war man daran im "Eisernen Rat" auch gebunden - immerhin soll ja in der Übersetzung wie im Original der Bezug erkennbar sein. Den "Neuen Federn" fehlt allerdings jeglicher Esprit.
Und so sind in diesen Roman die "Spitzen Federn" reingekommen, mit dem Gedanken, dass hier eine neue Generation von Faschisten nachgerückt ist, die aggressiver auftritt. Und da lagen die "Spitzen Federn" irgendwie nahe. Obwohl damit nicht eine besondere Intellektualität ausgedrückt werden soll, sondern vielmehr eine Abgrenzung von den als "behäbig" empfunden "Drei Federn" zum Ausdruck kommt - nach dem Motto: "Diese Federn stehen nicht nur im Kreis beisammen, mit den Spitzen nach innen - sie stechen auch!"
Alles in allem war das eine Namensgebung, die mir auch sehr gefallen hat, weil sie eine gewisse Folgerichtigkeit und auch eine Lebendigkeit aufweist. Der neue Name bleibt ein Euphemismus, wie der alte, und trotzdem klingt der veränderte Charakter der Bewegung an.


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Seblon
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New PostErstellt: 18.01.06, 17:23  Betreff: Re: Der Eiserne Rat, 1. Teil „Fährten“ (Kapitel 5) und 2. Teil „Rückkehr“ (Kapitel 6)  drucken  weiterempfehlen

@Lomax

Danke für Deine Ausführungen.
Ohne Frage ist die Bezeichnung "Spitze Federn" für die Faschisten euphemistisch, allerdings fehlt mir etwas der möglicherweise doppelbödige Sinn.
Meine erste Assoziation zu "Spitze Federn" war "Der völkische Beobachter" und seiner widerlichen Schreiberlinge, doch letztendlich ist die Bezeichnung dann doch zu zurückhaltend, zu distingiert und sanft. Vielleicht wäre "Scharfe Federn" treffender gewesen...

Es grüßt





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Lomax
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New PostErstellt: 18.01.06, 20:49  Betreff: Re: Der Eiserne Rat, 1. Teil „Fährten“ (Kapitel 5) und 2. Teil „Rückkehr“ (Kapitel 6)  drucken  weiterempfehlen

    Zitat: Seblon
    Ohne Frage ist die Bezeichnung "Spitze Federn" für die Faschisten euphemistisch, allerdings fehlt mir etwas der möglicherweise doppelbödige Sinn.
Nun, im Vergleich zu Mievilles Original mit den "Neuen Federn" ist das Deutsche sicher schon deutlich "deutbarer". Das spricht eigentlich dafür, es auch im Deutschen bei der dezenteren Andeutung zu lassen und nicht allzu weit in in Richtung "deutliche Aussage" zu gehen - denn je weiter man in diese Richtung geht, umso mehr entfernt man sich ja vom Original.
Wobei es natürlich immer eine Frage des persönlichen Standpunktes ist, wo man da die Grenze setzen möchte.


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Seblon
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New PostErstellt: 19.01.06, 09:41  Betreff: Re: Der Eiserne Rat, 1. Teil „Fährten“ (Kapitel 5) und 2. Teil „Rückkehr“ (Kapitel 6)  drucken  weiterempfehlen

    Zitat: Lomax
    Das spricht eigentlich dafür, es auch im Deutschen bei der dezenteren Andeutung zu lassen und nicht allzu weit in in Richtung "deutliche Aussage" zu gehen - denn je weiter man in diese Richtung geht, umso mehr entfernt man sich ja vom Original.
Ja, da hast Du wohl Recht.

Es grüßt





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molosovsky
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New PostErstellt: 20.01.06, 15:41  Betreff: Anmerkungen (3)  drucken  weiterempfehlen

Zum Introdubilo meiner Anmerkungen, und zu einer Erklärung der unterschiedlichen Schriftformatierung.

•••
KAPITEL 5(Abschnitte 34 bis 38)
Seite 63 • Zeile 10: ›Jahren‹ = Nicht kursiv.
63 • Zeile 14: ›Er zeigte … blutüberströmt.‹ = Nicht kursiv.
64 • Zeile 9: Das dritte ›Jabber‹ = Kursiv.
64 • Zeile 8 v.u.: ›weiß‹ = Kursiv.
66 • Vorletzte Zeile: Vor ›»Wir müssen aufbrechen«‹ = Keine neue Zeile.
67 • Vierte Zeile: Vor ›Die Ge'ain gaben durch nichts…‹ = Keine neue Zeile.
69 • Zeile 20: ›euch sputet‹ = Nicht kursiv.
69 • Drittletzte Zeile: ›Umkehren! Kehr um!‹ = Kursiv.
70 • Drittletzte Zeile: ›weiß‹ = Kursiv.
70 • Letzte Zeile: ›hat sie hierher gelockt‹ = Kursiv.
71 • Zeile 18: Vor ›Einen Augenblick‹ = Keine neue Zeile.
72 • Zeile 11: ›nah‹ = Nicht kursiv.
72 • Zeile 19: ›los‹ = Kursiv.
72 • Zeile 19: ›nachschauen‹ = Kursiv.
72 • Zeile 20: ›Gottschied‹ = Kursiv.
72 • Drittletzte Zeile: ›Hilf‹ = Kursiv.

75 • Zwischen Zeile 25 & 26 fehlt folgendes: ›{Neue Zeile} It was a hand. A mottled right hand. From its wrist a short tail grew. It swung deadweight and dripping. {Neue Zeile}‹
76 • Zeile 2: Nach ›was sie tun oder sagen sollten.‹ = Keine neue Zeile.

TEIL ZWEI: RÜCKKEHR
KAPITEL 6
(Abschnitte 39 bis 41)
Seite 79 • Zeile 4 v.u.: Warum ›sardonic‹ mit ›ironisch‹ übersetzen? Sardonisch ist sardonisch, oder?
80 • Zeile 1: ›Fallybeggar's Hall‹ wird übertragen mit ›Follibeckers Haus‹. Man beachte die Willkürlichkeit, mit der Begriffe und Namen mal übersetzt werden, mal nicht (›Mendican Hills‹ = nicht übersetzt, könnte ›Bettler Vorgebirge‹ heißen; ABER zum Beispiel ›Meagre Sea‹ = Karges Meer).

82 • Zeile 16: Nach »… nicht so doll, stimmt's, Mädels?« = Keine neue Zeile.
83 • Zeile 7 v.u.: Der Vorgang ist aus Samt (›Velvet‹ unterschlagen).
84 • Zeile 18: Nach ›Haut ab!‹ = Keine neue Zeile.
85 • Zeile 5 v.u.: Die ›anarchistischen Lümmel‹ sind im Original die erste namentliche Erwähnung der Nuevisten. Nächste Erwähnung des Namens dieser Gruppe erst wieder auf Seite 89.
86 • Zeile 3 v.u.: ›da-da-da-da-da‹ = Kursiv.
89 • Zeile 11: Nach ›… zur Überraschung vieler‹ = Keine neue Zeile.

90 • Zeile 18: ›Johlen, Brüllen und Pfeifen‹ wo im Original nur ›shouting‹ steht.
90 • Zeile 20: ›Nerven und‹ = Hinzufügung. Im Original ist nur ›suit rumpled‹.
90 • Zeile 23: ›stiller‹ ist Hinzufügung.
91 • Zeile 4: »… schuldig der unmanierlichen Umtriebe zweiten Grades zum Behufe der Untergrabung bürgerlicher Ruhe und Moral« wo im Original simpel ›Rudeness to New Crobuzon in the Second Degree‹ steht.
91 • Zeile 6: Nach »… erwartet ein Gerichtsverfahren« = Keine neue Zeile.
91 • Zeile 16: Aus ›There was more glass in the air and screams that told it had landed‹ wurde ›Weitere Gläser flogen durch die Luft, die Getroffenen jaulten‹.


[editiert: 06.02.06, 16:28 von molosovsky]
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Seblon
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New PostErstellt: 21.01.06, 18:37  Betreff: Re: Der Eiserne Rat, 1. Teil „Fährten“ (Kapitel 5) und 2. Teil „Rückkehr“ (Kapitel 6)  drucken  weiterempfehlen

Molo, vielen Dank für Deine Mühen!
Sobald Du ein komlettes Errata zu IC fertiggestellt hast, werde ich dies auch auf der Website präsentieren.

Was die konkrete Leserunde angeht, scheine ich wohl der einzig übriggebliebene aktive Leser und Poster zu sein.
Mensch, wenn ich bedenke, dass ich Der eiserne Rat über einen Monat unangetastet auf meinen SUB liegen ließ, damit wir hier gemeinsam lesen, ist das doch echt sehr ernüchternd...

Es grüßt





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molosovsky
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New PostErstellt: 21.01.06, 20:17  Betreff: Kapitel 5 und 6  drucken  weiterempfehlen

Nicht verzagen…

ich wachs schon noch rüber mit meinen ›Reflektionen‹, keine Sorge. Und ja: treten hilft bisweilen :-)

Zugegeben: dieses ›einen Monat zur Seite legen des gekauften Buches‹ war nicht so der Bringer, aber ich will nicht übermäßig klagen; bin wieder ganz gut reingekommen in den Fluß.

Teil Eins »Fährten« ist nun fertig. Diese ersten fünf Kapitel sind wiederum ein steil auf einen Äktschnhöhepunkt zusteuernder Auftakt des Buches. Golemfalle und Ga'ain habens mir hier am meisten angetan. Es tut sich viel und mir gefällt das. Der Stoff dieses ersten Teils ließe sich problemlos zu einem 200-Seiten Teil einer fünfteiligen Trio auswalzen. Ich drück Dir/Euch mal die Daumen, daß Ihr die große Ereignissedichte — wie ich — weiterhin im Guten nehmt.

Einige Leser-Stimmen die ich las, mäkelten (mit Respekt) darüber, daß ›zuviel los ist‹, auf Monster folgt Schlacht, folgt weiteres Monster usw. — Ich finde diese Kritik ziemlich dumm, denn entweder hier sitzt wirklich jemand dem dummen Spruch ›Weniger ist mehr‹ zu wortwörtlich auf, oder aber es ist doch eigentlich was anderes gemeint, nämlich daß einem die Geschichte und ihre Inhalte ›beliebig‹ erscheinen. — Den Eindruck der Beliebigkeit hatte ich aber nie bei Miéville, kenne diesen Eindruck aber von anderen Leküren.

Wenn mir was als beliebig mißfällt, dann kann ich ruppig sein und sagen: »So ein wirrer, oder unüberzeugender, oder unplausibler Stuss; — oder ich bin (warum auch immer) vorsichtiger, freundlicher mit meiner Urteilsverkündung und offenbare, daß ich mit Vielem in dem und dem Buch ›nichts anzufangen wußte‹. — Ob etwas also spannend und plausibel oder eben beliebig und fad ist, hängt also viel davon ab, ob der Funke zwischen Buch und Leser überspringt.

Entsprechend kann ich sehr gut damit, daß auf die Militia- und Golemfallen-Äktschnhöhepunkte des ersten Teils gleich eine tumulte Massenszene in Teil Zwei folgt. Seit dem munteren Eröffnungskapitel von Viktor Hugos »Glöckner von Notre Dame« bin ich ein Fan solcher Szenen. — Die Nuevisten sind für mich schöne Identifikationsoberflächen (von wegen: Bas-Lag ist zu düster um darin zu ›träumen‹). Überhaupt kann ich gut Fabulationsharz aus »Clockwork Orange« und »Hamlet« (bzw. »Rosenkranz & Güldenstern sind tot«) auf dieses Kapitel übertragen.

Verraten tu ich soviel: von den großen Figuren des Romans liegt mir Ori vielleicht am nächsten, sowohl was seine Ansichten betrifft, als auch, welches Verhängnis er ›repräsentiert‹ … aber ich will nicht genauer vorgreifen.

So, lieber Seblon, biste nicht mehr so allein.

Grüße
Alex / molosovsky



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Seblon
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New PostErstellt: 22.01.06, 19:17  Betreff: Re: Der Eiserne Rat, 1. Teil „Fährten“ (Kapitel 5) und 2. Teil „Rückkehr“ (Kapitel 6)  drucken  weiterempfehlen

Ja, ich kann mir auch vorstellen, dass mache Leser IC zu filmisch und dynamisch finden. Ich bin nicht unbedingt über die Action-Sequenzen irritiert oder verwundert, als vielmehr über die ständig wechselnden Handlungsorte. Da wird einem ja ganz schwindelig... Wobei die erzählerische Dynamik ja inhaltlich (durch die sich anbahnende Revolution) gespiegelt wird.

Es grüßt





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Seblon
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New PostErstellt: 22.01.06, 19:25  Betreff: Re: Der Eiserne Rat, 1. Teil „Fährten“ (Kapitel 5) und 2. Teil „Rückkehr“ (Kapitel 6)  drucken  weiterempfehlen

Mittwoch schreibe ich eine ganz bösartige Anatomie-Klausur zum Thema Gynäkologie (oh, holy Vagina!), deshalb komme ich wohl erst danach wieder dazu meine Eindrücke zum nächsten Kapitel zu posten.
Solange muss ich mich leider mit Dingen, wie dem Deszensus uteri herumschlagen (den ich, den Göttern sei Dank, nicht habe!)

Es grüßt





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[editiert: 22.01.06, 19:26 von Seblon]
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Phileas
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New PostErstellt: 31.01.06, 17:23  Betreff: Re: Der Eiserne Rat, 1. Teil „Fährten“ (Kapitel 5) und 2. Teil „Rückkehr“ (Kapitel 6)  drucken  weiterempfehlen

Okay, mit dem Auftritt von Drogon ist der Westerneinfluss nicht mehr zu übersehen. Ein wenig erinnert er aber auch an Pulphelden wie The Shadow. Die Szene vor der Schlucht mit der Falle war etwas verwirrend. An dieser Stelle habe ich ein wenig den Überblick verloren, wie den die Umgebung aussieht.

Mich überrascht der rasche Erfolg ihrer Suche. Ich hatte irgendwie erwartet, das diese einen Grossteil des Romans ausmachen würde. Jetzt ist das Thema bereits nach dem ersten Teil erledigt und es folgt ein Sprung in einen anderen Handlungsstrang. Der zweite Teil beginnt mit einem gefühlten Stilwechsel. Der einseitige von der Handlung losgelöste Exkurs über New Crobuzon gleich zu Anfang des sechsten Kapitels erinnert wieder an den Stil der anderen Bas-Lag Romane. Man bewegt sich wieder auf vertrautem Stadtterrain.

Endlich kann man die Geschichte auch zeitlich besser im Bezug zu PSS und TS einordnen (20 Jahre nach der Ermordung von Jack Gotteshand).

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Phileas
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New PostErstellt: 31.01.06, 17:32  Betreff: Re: Der Eiserne Rat, 1. Teil „Fährten“ (Kapitel 5) und 2. Teil „Rückkehr“ (Kapitel 6)  drucken  weiterempfehlen

    Zitat: Seblon
    Was die konkrete Leserunde angeht, scheine ich wohl der einzig übriggebliebene aktive Leser und Poster zu sein.
Keine Angst, ganz allein bist du nicht. Leider bin ich im Moment zu selten Online, um hier ausführlich zu schreiben .

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