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Uschi-Nessaja
Tunnelexperte


Beiträge: 284


New PostErstellt: 02.07.08, 22:18     Betreff: Re: Neue Hoffnung

Kapitel 7

 

Als Chris das Haus verließ, war es erst 23:15 Uhr. Sie hatte beschlossen, zu Fuß zum Park zu gehen, um noch etwas frische Abendluft zu atmen. Es war gerade Anfang Juni und die Temperatur angenehm kühl. Da die große Stadt fast nie schlief, war die Straße noch sehr belebt mit Menschen. Chris war nervös und die Bewegung tat ihr gut. Als sie auf dem Weg zum Park ihre Straße entlang schlenderte, fiel ihr ein neues Geschäft auf, das in die leeren Räume des ehemaligen türkischen Gemüseladens eingezogen war. Sie blieb interessiert vor dem Schaufenster stehen, wo ein Plakat die morgige große Neueröffnung verkündete. Es handelte sich offensichtlich um einen sogenannten "Viertelladen", wo man Second-Hand-Kleidung und gebrauchtes Spielzeug für Kinder kaufen konnte, sich Ratschläge und Tipps zum Umgang mit Anträgen bei Behörden holen und sich zu einem Austausch mit Nachbarn beim Kaffee treffen konnte. Die Tür stand offen und einige Leute waren drinnen offensichtlich noch mit den letzten Vorbereitungen für den morgigen großen Tag beschäftigt. Eine junge Frau mit langen blonden Haaren hatte Chris bemerkt und kam zur Eingangstür. "Hallo!" begrüßte sie Chris freundlich. "Ich bin Linda." Sie streckte ihr die Hand entgegen. "Wohnen Sie hier in der Gegend?" Chris erwiderte den Gruß und schüttelte Lindas Hand. Linda war ihr gleich auf den ersten Blick sehr sympathisch. "Ja, mein Name ist Chris; ich wohne 200 Meter weiter die Straße 'runter." Linda lächelte und erwiderte: "Da habe ich ja gleich richtig geraten. Es wäre nett, wenn Sie ein bisschen Werbung machen könnten in der Nachbarschaft. Möchten Sie vielleicht ein paar Flyer mitnehmen? Da stehen alle Infos drauf." Sie reichte Chris einige Exemplare. Chris nahm sie und steckte sie in ihre Tasche. "Ja, das mache ich gern. Vielleicht komme ich auch morgen zur Eröffnung, wenn es Ihnen Recht ist." "Natürlich, gern!" antwortete Linda begeistert. "Je mehr Leute kommen, desto besser." Chris verabschiedete sich und setzte ihren Weg fort. Der Laden war bestimmt eine Bereicherung für das Viertel, überlegte Chris. Sie nahm sich vor, morgen zur Eröffnung zu gehen. Die Leute schienen sehr nett zu sein.

Als Chris schließlich an dem Parkeingang ankam, wo sie sich von Vincent verabschiedet hatte, war es zehn Minuten vor zwölf. Je näher sie ihrem Ziel gekommen war, desto nervöser war sie geworden und desto heftiger hatte ihr Herz geklopft. Chris kam sich vor wie ein Teenager beim ersten Rendezvous. „Jetzt reiß dich aber mal zusammen!“ schimpfte sie leise mit sich selbst. „Du bist schließlich 35 Jahre alt und keine 17 mehr.“ Sie ging ein Stück weit den Weg entlang und schaute sich um. Es war außer ihr sonst niemand in der Nähe unterwegs. Chris wandte sich nach rechts und ging einen schmalen, versteckten Pfad entlang, der zu einer fast unsichtbaren Bank führte, die hinter Büschen verborgen war. Chris hatte diesen Platz einmal per Zufall entdeckt. Sie war damals mit Peter im Park gewesen und sein Ball hatte sich genau an dieser Stelle in die Büsche „geschlagen“. Vom Weg aus war der Platz nicht einsehbar. Dies war der ideale Ort, um sich ungestört zu treffen. Chris war fest davon überzeugt, dass Vincent sie hier finden würde. Sie hatte schon bei ihrem ersten Treffen festgestellt, dass seine Sinne wesentlich schärfer entwickelt waren als bei anderen "normalen" Menschen. Außerdem, so überlegte Chris, sie an seiner Stelle wäre bestimmt schon etwas früher gekommen, um sie zu beobachten, zu seiner eigenen Sicherheit. Er hatte ganz sicher kein Interesse daran, von fremden Menschen entdeckt zu werden. Der Schein einer Laterne vom Hauptweg fiel genau auf die Bank, sodass genügend Licht vorhanden war, um sein Gegenüber gut erkennen zu können. Chris nahm auf der Bank Platz und wartete.

 

Genau wie Chris vermutete, war Vincent schon eine halbe Stunde vor der verabredeten Zeit am vereinbarten Treffpunkt und hatte sich, vor neugierigen Augen verborgen, einen Platz gesucht, um Chris’ Ankunft zu beobachten. Er tat dies aus reiner Vorsicht und gegen seinen Instinkt, denn er war fest von ihrer Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit überzeugt. Dafür hatte er ein Gespür und seine scharfen Sinne hätten ihn sicherlich gewarnt, wenn es eine Gefahr gäbe. So hatte er gesehen, wohin sich Chris gewandt hatte; auch er kannte diesen Ort, wie er den gesamten Park kannte wie seine Westentasche. Der nächtliche Park war sein Zuhause. Vincent verspürte eine Mischung aus Nervosität und Vorfreude; er schaute sich noch einmal um und verließ dann seine Deckung, um zu Chris hinüber zu gehen.

 

Chris hatte, während sie wartete, die Zeichnungen aus der Mappe genommen, um sie noch einmal anzuschauen. Sie überprüfte zum wiederholten Male die Details auf ihre Richtigkeit. Sie schloss die Augen und rief sich das Bild des blonden jungen Mannes ins Gedächtnis zurück. Er hatte etwas Lustiges, Schrulliges an sich.

Mit einem Mal wurde sie durch eine leise Stimme aus ihren Träumereien geweckt. „Chris? Geht es dir gut?“ Chris erschrak heftig, riss die Augen auf und ließ die Zeichnungen auf den Boden fallen, während sie von der Bank hochfuhr. Sie hatte keinerlei Geräusch vernommen, das Vincents Kommen angekündigt hätte. Da war er, wie aus dem Nichts aufgetaucht. Chris legte die Hand auf ihr Herz, das wild zu rasen begonnen hatte und musste sich erst einmal von dem Schrecken erholen. Sie war atemlos und konnte zuerst nicht antworten. Vincent kam ganz dicht zu ihr heran und umfasste ihre Arme mit seinen Händen. „Es tut mir Leid; ich wollte dich nicht erschrecken.“ Er schaute ihr in die Augen und ihr Herz klopfte weiter heftig in ihrer Brust, dieses Mal allerdings aus einem anderen Grund. Vincent so nah zu sein, seine Wärme zu spüren und seinen Duft einzuatmen, machte sie ganz nervös und sprachlos. Chris nahm den Geruch von Kerzen wahr und Leder. Der intime Moment war allerdings nur von kurzer Dauer. Vincent ließ sie los und schaute hinunter auf die Blätter, die zwischen ihnen auf dem Boden lagen. Er bückte sich und hob sie auf. „Du hast da etwas ver...“ der Rest des Satzes blieb ungesagt in der Luft hängen. Vincent hatte die Blätter zusammengerafft und umgedreht. Zu oberst lag nun die Zeichnung von dem Ort, den Chris in ihrem Traum gesehen hatte. Seine Hände begannen heftig zu zittern und er ließ sich auf die Bank sinken, weil seine Beine ihm den Dienst versagten. Er starrte auf die Zeichnung und Chris konnte ihn keuchend atmen hören. „Was ist?“ fragte sie erschrocken und besorgt. Sie setzte sich neben ihn auf die Bank. Vincent schüttelte den Kopf. „Nein!“ kam es leise und heiser über seine Lippen. „Das kann nicht sein!“ Er riss seinen Blick mühsam von der Zeichnung los und schaute Chris an. „Woher hast du das?“ fragte er mit erschütterter Stimme. Chris war verwirrt über seine heftige Reaktion. „Die Bilder habe ich gezeichnet nach einem Traum. Ich habe letzte Nacht von dir geträumt und von diesem Ort auf dem Bild.“ Vincent starrte sie nur an und sagte kein Wort. Darum fuhr Chris fort und schilderte in allen Einzelheiten ihren Traum. Als sie geendet hatte, blieb es lange still. Vincent schaute wieder das Bild in seinen Händen an. Schließlich nach einer Ewigkeit, wie es Chris vorkam, sah er ihr in die Augen. „Das ... ist die Kammer der Winde.“ erklärte er leise. Chris war wie erstarrt. „Du meinst ...“ sie stockte und flüsterte schließlich „...diesen Ort gibt es wirklich? Du kennst ihn?“ Vincent nickte nur. Chris nahm mit zitternden Fingern die oberste Zeichnung fort und legte sie auf ihren Schoß. Darunter kam das Bild mit dem jungen Mann und seinem Waschbären zum Vorschein. Vincent keuchte erneut: „Oh Gott, das ist Mouse.“ Er stöhnte. „Mouse?“ fragte Chris verständnislos. „Ja, Mouse. Das ist sein Name. Ich kenne ihn.“ Chris blätterte stumm die nächste Zeichnung auf und schaute Vincent ängstlich ins Gesicht. Vincent ließ sich auf der Bank zurücksinken und schloss die Augen. Mit tonloser Stimme sagte er: „Vater!“ Beide schwiegen und mussten das eben Gehörte erst einmal „verdauen“.

Chris war wie vor den Kopf geschlagen. Sie hatte also von einem Ort geträumt, den es wirklich gab, wo sie aber noch nie gewesen war; außerdem von zwei Menschen, die ebenfalls existierten, die sie aber noch nie getroffen hatte. Plötzlich wurde ihr klar, wie das auf Vincent wirken musste. Musste er nicht glauben, dass sie ihm und diesen Menschen, die sie gesehen hatte, Böses wollte? Es war ja wohl offensichtlich so, dass Vincent und noch andere Menschen an einem versteckten Ort lebten und kein Interesse hatten, dort gefunden zu werden. Bei Vincent war ihr völlig klar, aus welchen Gründen dies so war. Sie dachte mit Grauen daran, was man wohl mit ihm machen würde, wenn er von Fremden entdeckt würde.  Seine Mitbewohner hatten sicherlich auch gute Gründe, sich aus dem „normalen“ Leben zurückzuziehen. „Vincent!“ Chris drehte sich halb zu ihm herum und ergriff seine Hand. Vincent zuckte leicht zusammen und öffnete die Augen, entzog ihr aber seine Hand nicht. Er schaute sie fragend an. „Ich schwöre dir“, dass ich noch nie an diesem Ort war und auch die Menschen noch nie wirklich getroffen habe, nur in meinem Traum. Ich ...“ Vincent unterbrach sie, indem er die Hand hob. „Chris, daran habe ich keinen Augenblick gezweifelt. Ich vertraue dir. Dass du es ehrlich meinst, kann ich fühlen. Ich bin zwar keine Hexe, aber dafür habe auch ich ein Gespür.“ Er flüchtiges Lächeln flog über sein Gesicht. Chris verspürte eine große Erleichterung und die Angst, die sie empfunden hatte, Vincent könnte ihr misstrauen und sie verlassen, wich mit einem Mal von ihr. Sie stieß den Atem aus, den sie unbewusst angehalten hatte und musste ein paar Mal schlucken, um die Tränen zurückzudrängen. Sie konnte nicht antworten, sondern drückte stattdessen Vincents Hand. Dieser fuhr fort: "Ich habe sofort gewusst, dass unsere Begegnung etwas ganz Besonderes ist. Unser ähnliches Schicksal hat uns zusammen geführt. Ich glaube, es ist eine Chance, ins Leben zurückzufinden; eine Chance, den Schmerz und die Trauer zu überwinden." Chris nickte zustimmend: "Ja, ich denke, du hast Recht. Wirst du mir erzählen, was dich so traurig macht?" fragte sie vorsichtig. Vincent schloss für einen Moment die Augen und antwortete schließlich: "Das werde ich und ich werde dir zeigen, wo ich lebe; wo auch Mouse und Vater leben." Er erhob sich und reichte ihr seine Hand, um ihr aufzuhelfen. "Komm, ich denke, Vater wird unsere Geschichte bestimmt hören wollen. Es ist zwar in unserer Gemeinschaft nicht üblich, fremde Personen mitzubringen, aber dies ist etwas Besonders." Die beiden verließen den versteckten Platz und die Bank und Chris folgte Vincent ins Ungewisse. Sie hatte keine Vorstellung davon, was sie erwarten würde. Chris war aufgeregt und erwartungsvoll und sie dachte: Ich glaube, ich ginge überall mit ihm hin. Das klingt zwar wie ein Satz aus einem Kitschroman, aber es ist die Wahrheit.





Wenn Liebende fallen, die Liebe fällt nicht.
Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben.
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