Beauty and the Beast FORUM
Alles rund um die TV-Serie "Die Schöne und das Biest"
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Gaya

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Beiträge: 5973


New PostErstellt: 21.05.05, 23:44     Betreff: Re: Flagg ~ Ein Rabenleben

Pandora Damen-Armband Sterling-Silb...

2.

Es begann in der Winterpause. Kurz vor Weihnachten kamen wir wieder einmal fast alle zu unserem alljährlichen Winterfest zusammen. (Bei diesem Fest durften nämlich immer auch wir Tiere dabei sein.) Ich saß gerade bei Anna und ließ mich von ihr kraulen, als plötzlich Sarah – eine Hexe aus Australien – auftauchte. Aufgeregt berichtete sie, dass sich „ihre“ Tiere – zwei Delphine und ein Wal, die zwar frei leben, aber dennoch oft ihre Nähe suchen – seltsam verhielten. Charley, der Buckelwal, hatte sein Lied geändert. Das mag euch vielleicht nicht seltsam erscheinen, doch Sarah kannte sich gut genug mit den Gesängen der Buckelwale aus, um zu wissen, dass Charleys neues Lied vor irgendeiner Gefahr zu warnen schien. Aber das war nicht alles. Nicht lange, nachdem Sarah Charley sein neues Lied hatte singen hören, war dieser zusammen mit den beiden Delphinen Miranda und Mary weit aufs Meer hinausgeschwommen, in tiefere Gewässer. Später am Tag erfuhren die Beiden, dass zwei weitere Delphine - ein Orca und ein Großer Tümmler, mit denen sich Anna angefreundet hatte – sich ähnlich verhielten. Auch sie hatten tiefere Gewässer aufgesucht. Sarah und Anna ahnten, was das zu bedeuten hatte, doch es kam ihnen dennoch merkwürdig vor. Zwischen ‚Sarahs’ Wal und Delphinen und ‚Annas’ Orca und Tümmler lagen mehrere tausend Kilometer.
***
Weihnachten verbrachten die meisten daheim, bei ihren Familien. Anna und Sarah hatten noch nichts konkretes herausgefunden, was die Delphine und den Wal beunruhigte. Am ersten Weihnachtstag besuchte Anna Johanna auf deren Gnadenhof, oder vielmehr wollte sie den Teil ihrer Tiere besuchen, die hier ihren wohlverdienten Ruhestand genossen.
Erst vor wenigen Wochen hatte sie hier von Old Boy, einem alten, zahnlosen Wolf, (der Johanna gehört hatte) Abschied nehmen müssen. Anna hatte sich oft in eine Wölfin verwandelt – die sie Lupina nannte – und war mit Old Boy herumgewandert, oder hatte auf dem Hof oder gar auf dem Circusplatz mit ihm gespielt.

Als sie nach ihrer Elefantenkuh Maya sah, fiel ihr gleich die Unruhe des Tieres auf. Maya gab ein leichtes Brummen von sich. (Wer glaubt, dass Elefanten nur trompeten können, der hat noch nie einen echten Elefanten aus der Nähe gesehen. Elefanten verfügen nämlich über eine breite Skala von Lauten.) Doch da war noch mehr, wusste Anna. „Na, was ist los, altes Mädchen?“ fragte Anna sie, ging vorsichtig zu ihr und legte eine Hand auf die runzelige Haut. Anna schloss einen Moment die Augen und lauschte. Wenn jemand die Beiden so gesehen hätte, hätte er sich wohl gewundert und gedacht, Mensch und Elefant befänden sich in einer Art Trance. Doch dem war nicht so. Ich saß auf einer Kiste am Stalleingang und selbst hier spürte ich die vibrierende Spannung in der Luft, die von Maya ausging. Sie gab Töne in einem Frequenzbereich von sich, die für Menschen nicht hörbar waren, für eine Hexe wie Anna jedoch schon. Allerdings nützte Anna das nicht sehr. Ihre Vermutung, dass ein Beben drohte, aufgrund des Verhaltens der fünf Meeressäuger vermutlich ein Seebeben, schien sich zu bestätigen, aber Maya konnte ihr nichts genaues mitteilen. Nachdenklich verließ Anna schließlich den Stall wieder, Maya begleitete sie noch ein Stück. (Anna hätte es nie zugelassen, dass ihre Elefantenkuh – egal, ob bei ihr zuhause, im Circus oder auf dem Gnadenhof – angekettet wurde. Auch einen Elefantenhaken fasste sie niemals an.) Ich erhob mich von der Kiste und flatterte hinterher.

Am zweiten Weihnachtstag erfuhr Anna den Grund für Mayas Unruhe und das seltsame Verhalten der Delphine, und auch Sarah im fernen Australien erfuhr ihn. Doch es waren nicht die Berichte und Bilder über das Seebeben in Südostasien im TV – die Auswirkungen dieses Bebens waren so gewaltig, dass die Beiden und die meisten anderen Hexen es ohnehin spürten. Während die Zahl der Toten in den Nachrichten stetig wuchs, verriet den Hexen ihr Gespür schon jetzt die Ausmaße der Katastrophe. Die Zahl würde noch sehr viel mehr steigen.

Nach Weihnachten erhielt Anna einen Anruf von Johanna. Als sie hörte, dass es um Sile ging, musste sie an ihr Versprechen denken. Sie und Johanna versuchten alles, um Siles „Haustier“ aus ihrer Heimat nach Deutschland zu holen. Doch darum ging es nicht.
Nach dem Gespräch lief Anna zu ihren Hunden und drückte die Beiden an sich. Neugierig flog ich zu ihr. Ich fühlte gleich ihre Traurigkeit. Um ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, zwickte ich sie ein paar mal leicht mit dem Schnabel. Anna drehte sich zu mir um und strich mir übers Gefieder. Es musste etwas Schlimmes sein – normalerweise hätte sie mit mir geschimpft. (Was sie aber selten wirklich ernst meinte.) Schließlich nahm sie mich in die Arme, drückte mich – womit sie erst aufhörte, als ich zu krächzen begann – gab mir einen Kuss auf den Schnabel und meinte: „Ich muss zu Johanna. Möchtest du mit?“ Die Frage war eigentlich überflüssig, daher brauchte ich ihr auch nicht zu antworten. Anna kannte mich gut genug. Alleine ist es mir viel zu langweilig, bei Johanna ist wenigstens immer was los.

Zu Johanna kamen wir durch ein sogenanntes ‚Raum-Zeit-Tor’. Das ist ein magisches Tor, welches aus purer, magischer Energie besteht. Das ist ziemlich verrückt: Eben ist man noch hier, und im nächsten Moment, mit einem Flügelschlag – oder Schritt – ist man an einem völlig anderen Ort. Anfangs hatte ich ziemliche Angst davor, bis Anna mich einmal unter ihrem Umhang mitgenommen hatte und ich merkte, dass es gar nicht so furchtbar ist. Nur an das leichte Kribbeln hatte ich mich immer noch nicht völlig gewöhnen können.
***
Johanna erwartete uns schon auf ihrem Hof. Auch sie wirkte niedergeschlagen. Kurz nach unserer Ankunft öffnete sich ein weiteres ‚Raum-Zeit-Tor’ in unserer Nähe, durch das vier weitere Hexen kamen. Drei der Hexen kannte ich gut. Es waren Samantha, Bonnie und Caisey, alle drei aus New York. Die Vierte hatte ich – genau wie Anna – erst vor wenigen Monaten kennengelernt: Sile, eine zwölfjährige Inderin. Bonnie und Caisey mussten sie stützen. „Sei ja schön brav, vor allem zu Sile, es geht ihr nicht gut“, raunte Anna mir zu. Dann lief sie zu dem Mädchen und umarmte sie tröstend. Ich blieb verdutzt zurück. Die Beiden brachen in Tränen aus. Fragend blickte ich zu Johanna, doch sie beachtete mich nicht. Schließlich begaben sich die Mädchen in das alte Bauernhaus; Anna und Sile gingen Arm in Arm. Ich folgte ihnen. Vielleicht bekam ich nun heraus, was los war.

Im Haus begann Sam zu erzählen. Was genau sie erzählte, werde ich hier jedoch nicht wiedergeben, denn es war zu furchtbar – zumindest verriet mir das das Verhalten der anderen. Nur so viel: Siles Vater war durch die gewaltige Flutwelle, die durch das Seebeben ausgelöst worden war, getötet worden. Siles Mutter wurde vermisst. Ihr Zuhause existierte nicht mehr, von ihrem Tier fehlte jede Spur. Sile war der Katastrophe entkommen, weil sie in den Winterferien nicht nach Hause gefahren, sondern in dem Internat für Hexen in Schottland, welches sie besuchte, geblieben war. So war alles, was sie noch besaß, ein Koffer mit den Sachen, die sie im Internat hatte. Gleich, als Samantha von ihrem Schicksal gehört hatte, hatte sie sich ihrer angenommen. Sie hatte auch Bonnie und Caisey informiert, damit sie ihr halfen. Bonnie war mit 14, Caisey genau wie Sile mit 12 zur Vollwaise geworden. Die Chance, dass Siles Mutter – lebend – wieder auftauchte, war sehr gering, auch wenn das niemand zugeben wollte.
Sile selbst war kaum ansprechbar. Sie war zu geschockt.

Sam brachte sie zurück ins Internat, da sie dort ihre Freunde hatte. Bonnie und Caisey blieben genau wie Sam vorerst in ihrer Nähe. Anna verfolgte in den nächsten Tagen aufmerksam die Nachrichten und hoffte auf ein Wunder. Vielleicht war ja wenigstens Sundali, Siles dreijähriges Elefantenkalb, noch am Leben. Doch die Berichte verhießen nichts Gutes. Es wurde vermutet, dass nur wenige Tiere überlebt hatten. Anna musste an Maya denken. Ein letztes Mal hatte sie versuchen wollen, die Elefantenkuh mit einem Artgenossen zusammenzubringen. Eigentlich sind Elefanten Herdentiere und sollen nicht allein gehalten werden, doch Maya interessierte das nicht. Seit sie mitangesehen hatte, wie ihre Gefährtin erschossen worden war, duldete sie keine anderen Elefanten mehr in ihrer Nähe. Anna und Sile hatten gehofft, dass Maya bei einem Kalb wie Sundali vielleicht eine Ausnahme machte und die Kleine dulden würde. Nun war wohl auch dieser Versuch schon im Vorfeld gescheitert.

Umso erstaunter war ich, als ich wenige Tage später sah, wie Anna beim Schauen eines Berichtes plötzlich große Augen machte und diese auch noch zu Leuchten begannen. „Habt ihr das gesehen?“ fragte sie mich und die Hunde. Sie sprang auf. „Da war ein Elefant!“ Sie konnte nicht glauben, was sie da gesehen hatte. Erst Stunden später erwähnten die Reporter, dass nun Elefanten beim Aufräumen halfen, und es dauerte noch mehr als einen Tag, bis sie erzählten, dass die meisten Tiere wohl überlebt hatten.
Als bekannt wurde, dass die Elefanten die Katastrophe gespürt und auf Hügel geflüchtet waren, war Anna längst wieder auf Johannas Hof – bei Maya. Sie war nicht die Erste. Sile war zusammen mit Caisey ebenfalls dort. Das Mädchen lehnte an der Elefantendame. Als sie Anna bemerkte, trat sie ein Stück zurück und meinte: „Ich habe sie gefragt, ob Sundali vielleicht noch lebt.“ „Und was sagt sie?“ Sile zuckte mit den Achseln. „Ich fürchte, sie weiß es nicht. Anna schaute Maya einen Moment schweigend und nachdenklich an, dann begann sie auf einmal zu lächeln. Sie trat neben Sile und meinte an Maya gewandt: „Na, altes Mädchen, du langweilst dich gerade doch bestimmt wieder, wo du bei der Kälte nicht viel hinauskommst, oder? Möchtest du nicht lieber an einen wärmeren Ort?“ Maya schien sie zu verstehen und nickte. Ob es nur Zufall war, oder Maya Anna wirklich verstanden hatte, überlasse ich euch.

Anna verschwand – und kam wenig später mit einigen miteinander verbundenen kräftigen Ketten und Seilen zurück. „Was ist das?“ fragte Caisey. „Ein Arbeitsgeschirr!“ rief Sile, „was hast du vor?“ „Das ist Mayas Geschirr“, lächelte Anna. „Was meinst du, wie können wir wohl am besten einen Elefanten finden?“ „Mit einem anderen...“ überlegte Sile nach einem Blick auf Maya. „Aber was willst du mit dem Geschirr?“ „Ich werde nach Sundali suchen, aber nebenbei möchte ich dort auch anderweitig helfen“, erklärte Anna. Anna hatte es schon die ganze Zeit kaum noch zuhause ausgehalten. Sie wollte nicht nur untätig herumsitzen, auch wenn sie wusste, dass etliche Hexen bereits in den betroffenen Gebieten halfen. „Ich komme mit“, erwiderte Sile, „du hast Sundali doch noch nie gesehen.“ Anna versuchte, es ihr auszureden, weil sie es für zu gefährlich hielt, doch schließlich gab sie nach.

So kam es, dass sich wenig später Anna und Sile mit Maya und mir – begleitet von Merle mit Jay C. (dem Falken, ihr erinnert euch?) auf der Kaltblutstute Luisa – durch ein erneutes ‚Raum-Zeit-Tor’ in das Katastrophengebiet begaben. Wir Tiere spürten das Leid und Elend überall. Die Stimmung färbte auf uns ab. Dadurch geschah es, dass Jay C. und ich ausnahmsweise einmal friedlich – ohne uns zu zanken – nebeneinander am Himmel kreisten und Ausschau hielten. Maya und Luisa beneideten uns sicher um unsere Flügel. Während wir in der Luft freie Bahn hatten, mussten sie über unzählige Trümmer steigen. Doch die Strapazen lohnten sich, denn das Wunder geschah: Wir fanden die ‚kleine’ Sundali verängstigt in einem Gebüsch auf einem Hügel. Und ein weiteres Wunder geschah: Ausgerechnet Maya war es, die es schließlich schaffte, Sundali zu beruhigen. Seite an Seite marschierten die Beiden zu einer sicheren Stelle, wo Merle und Anna das Tor wieder öffneten. Obwohl glücklich, zumindest Sundali wiederzuhaben, schritt Sile nur widerwillig mit ihr hindurch. Denn Anna und Merle wollten noch bleiben, um zu helfen.

Einige Tage blieben wir dort, bevor wir völlig erschöpft zurückkehrten. Johanna hatte es in der Zwischenzeit geschafft, Sundali aufzupäppeln. Es sollte noch Wochen dauern, bis Maya Sundali akzeptierte. Und auch wenn aus den Beiden vielleicht nie dicke Freunde wurden, war es doch mehr, als Anna zu hoffen gewagt hatte...

Im Gedenken an all die Opfer (Menschen und Tiere) der Flutkatastrophe...








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