Zwei deutsche Muslimas haben einen "Koran für Kinder und Erwachsene" herausgebracht. Mit der liberalen Note ihres Buches verärgerten sie sowohl Islamkritiker als auch traditionelle Muslime. So werden die im Paradies wartenden "Huris" in der Übersetzung nicht "Jungfrauen" genannt, sondern "Partner".
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Mohammed und Isa (der arabische Name Jesu) reiten auf dieser persischen Darstellung aus dem 18.Jahrhundert nebeneinander, der eine auf einem Kamel, der andere auf einem Esel
Die Magna Charta westlicher Werte entstand vor rund 1400 Jahren in der Wüste Arabiens. Erstmals in der Weltgeschichte verkündete damals eine Schrift die Ehrfurcht vor allem Leben, kritischen Forschergeist, feministische Kampflust, umfangreichen Minderheitenschutz und einen interreligiösen Dialog im „Du bist o.k., ich bin o.k.“-Stil. Dieses Dokument ist der Koran. Ärgerlicherweise ignorieren aber viele Zeitgenossen dessen Botschaft – entweder weil sie seine Lektüre allzu zäh finden, oder aber weil sie ihn missverstehen.
Ungefähr so sieht das zumindest die Religionspädagogin Rabeya Müller, ihres Zeichens seit 30 Jahren fromme Muslima, bekennende Feministin und Freundin lilafarbener Kopftücher. Um diese Ignoranz zu beheben, hat Müller gemeinsam mit ihrer Kollegin und Glaubensschwester Lamya Kaddor nun die Offenbarungsschrift der Muslime überarbeitet und neu herausgebracht. Das Resultat ist jetzt erschienen: „Der Koran für Kinder und Erwachsene“ (C.H.Beck Verlag 2008, 234 Seiten, 19,90 Euro) – ein gut verständliches und geordnetes Lesebuch mit unverkennbar liberal-muslimischer Handschrift.