|
|
WELCOME!
|
|
|
Autor |
Beitrag |
Ayla
Ehemaliges Mitglied
|
Erstellt: 13.04.08, 16:55 Betreff: Türkei
drucken
Thema drucken weiterempfehlen
|
|
|
Na, ich bin jedes Mal in der Türkei in die tiefsten Fettnäpfchen getreten -aus Unwissenheit und Gedankenlosigkeit-. Erzähl ich Euch nachher mal...
|
|
nach oben |
|
|
Ayla
Ehemaliges Mitglied
|
Erstellt: 14.04.08, 17:56 Betreff: Re: Türkei
drucken
weiterempfehlen
|
|
|
1. Fettnäpfchen: Als ich vor 3 Jahren in die Türkei zum heiraten geflogen bin, haben Baris und ich im Haus seiner Tante und seines Onkels gewohnt. Das Haus war gut ausgestattet, wie z.B. auch mit einer Waschmaschine. Darüber hab ich mich richtig gefreut, denn bei der Hitze und dem ständigen Umkleiden waren meine Klamotten (vor Allem die Dessous) nach einigen Tagen alle aufgebraucht. So stopfte ich also eines Tages die heißen Dinger alle in die Maschine. Als die Wäsche fertig war, ging ich damit auf den Balkon. Es gab dort keinen richtigen Wäscheständer, sondern nur so gespannte Leinen, die über den Balkon hinaus aufgespannt waren. Kein Problem für mich. Ich alles daran aufgehängt (ohne Klammern, kennen die wohl nicht). Da hingen nun im frischen Wind und Sonnenschein rote, schwarze, rosafarbene....Slips, BH´S und Negliges. Einige Minuten später wurden wir alle zum cay trinken auf die darunterliegende Terrasse gerufen. Da saßen wir nun mit der gesamten Sippe und der halben Nachbarschaft: Männer, Frauen und Kinder. Wie wir da nun gemütlich saßen, kam plötzlich ein stärkerer Wind auf und ehe ich mich versah, flogen einige Dessous aus dem 1. Stock so allmählich in Richtung Terrasse. Ich sehe bis heute noch die entsetzt aufgerissenen Augen meines Mannes. Wie ein Wirbelwind sprang der auf und sammelte voller Panik in Windeseile meine "Schlüpfer" auf. Oh mein Gott, war der sauer auf mich. Seine Cousinen haben gelacht, die Männer dezent zur Seite geguckt. Leider war das nur eines von sehr vielen Fettnäpfchen...
|
|
nach oben |
|
|
kedu
Ehemaliges Mitglied
Ort: Hamburg
Herkunft deines Partners:: Nigeria
|
Erstellt: 14.04.08, 18:03 Betreff: Re: Türkei
drucken
weiterempfehlen
|
|
|
Ayla, das finde ich süß. Allerdings wäre es mir passiert wäre mir das auch peinlich gewesen.
|
|
nach oben |
|
|
Ayla
Ehemaliges Mitglied
|
Erstellt: 17.04.08, 11:52 Betreff: Re: Türkei
drucken
weiterempfehlen
|
|
|
Ein Überblick über türkische Schlüsselwerte im Alltag und Geschäftsleben von Perihan Ügeöz
Die türkische Kultur: Sie ist nicht besser oder schlechter als jede andere Kultur. Die Andersartigkeit kennzeichnet einzig der Unterschied. In Unkenntnis der eigenen kulturellen Prägung mag so mancher Mensch, der im Berufs- und Geschäftsleben mit Türken in Interaktion tritt, sich an den Rand der Verzweiflung gedrängt fühlen. Umgekehrt gilt das für manchen Türken ebenso. Die bewußte Auseinandersetzung mit den Schlüsselwerten sowohl der eigenen wie auch der anderen Kultur ist eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Interaktion und Kommunikation mit Menschen, deren kultureller Bezugsrahmen andere als die uns selber im gleichen Maße so vertrauten wie aber auch unbewußten Modelle für menschliches Handeln und Sicht der Dinge zur Verfügung stellt. Mit erfolgreicher Interaktion und Kommunikation ist nicht einzig und allein der in barer „Münze“ meßbare materielle Gewinn aus der Zusammenkunft gemeint. Erfolg mißt sich hier zuerst an der Intensität des Aha-Erlebnisses, wenn man entdeckt, daß es verschiedene Arten geben kann, an ein und dasselbe Phänomen heranzutreten.
Kulturelle Werte sind unsichtbar und doch das Herzstück von jedweder Kultur. Sie können als Annahmen und Überzeugungen definiert werden, die menschliches Verhalten und Urteilen in einer Vielzahl von Situationen leiten. Die folgenden Schlüsselwerte der türkischen Kultur, die im Alltag und Geschäftsleben wirksam sind, wurden von mir durch systematische Beobachtung, Auswertung interkultureller Forschung zur Türkei sowie durch zahlreiche Seminare und Trainings entwickelt. Um vorerst einen ersten Einblick zu vermitteln, werden sie nachfolgend nur in Stichworten wiedergegeben.
Respekt (Saygi): Achtung und Ehre sind Ausdruck von sozialem Rang und Status und spielen im Privatleben wie in Arbeitsbeziehungen eine zentrale Rolle.
Nähe (Yakinlik): Der persönliche Charakter von Beziehungen ist auch Grundlage für Arbeitsbeziehungen; Entscheidungen werden häufig stärker beziehungs- als sachorientiert getroffen.
Gemeinsamkeit (Hemserilik): Die Herkunft aus der gleichen Stadt oder Region (memleket) schaff Solidaritätsbeziehungen und ist ein wichtiges soziales Ordnungssystem.
Familie (Aile): Die türkische Familie hat einen starken Zusammenhalt. Verwandtschaftliche Bezeichnungen sind auch als Ausdruck freundlichaftlicher oder ehrerbietiger Anrede weit verbreitet.
Freigiebigkeit (Cömertlik): Wer andere einlädt, zeigt, daß er sich für ebenbürtig oder respektabel hält; wer akzeptiert, erkennt seinen Gegenüber als solches an.
Hierarchie (Hiyerarsi): Soziale Beziehungen ob innerhalb Familie und Verwandtschaft oder Organisationen verfügen überwiegend über eine klare hierarchische Struktur, die offen gezeigt wird.
Aktionismus (Atilganlik): Aufgaben werden häufig mit großem Elan und Enthusiasmus begonnen, was aber oft dazu führt, daß Datails aus dem Blick geraten oder notwendige Vorkehrungen nicht getroffen werden.
Aufgewecktheit (Uyaniklik): In Geschäftsbeziehungen vermitteln Vorteile durch maßvolle Regelübertretungen eine besondere Genugtuung.
Geschlechtertrennung (Haremlik-Selamlik): Soziale Beziehungen wie Nachbarschaft und Freundschaft sind überwiegend gleichgeschlechtlich geprägt.
|
|
nach oben |
|
|
Ayla
Ehemaliges Mitglied
|
Erstellt: 17.04.08, 11:54 Betreff: Re: Türkei
drucken
weiterempfehlen
|
|
|
Prof. Dr. Elçin Kürsat
Die männliche Ehre
Die Ehre der Männer, im Gegenteil zu der der Frauen, hängt von deren Handlungen innerhalb des eigenen Geschlechts ab. In jeder Begegnung zwischen Männern spielt sie eine wichtige Rolle.
Von Männern erwartet man keine Zurückhaltung, sie sollen Tapferkeit, Bestimmtheit und Stärke zeigen. (Der erste Schritt zu einem ehrenhaften Mann ist für einen Jungen die Beschneidung, die die formelle Zugehörigkeit zur Männergesellschaft bedeutet.)
Es gibt zwei kritische Punkte im Leben eines Mannes, wo er seine Männlichkeit (erkeklik) unter Beweis stellen muss. Erstens darf er bei der Beschneidung nicht schreien oder weinen, weil das nicht männlich ist. Zweitens muss er seine Männlichkeit in der Hochzeitsnacht beweisen, indem er die Frau entjungfert. Diesem zur Folge ist die männliche Ehre sehr eng mit der Virilität verbunden. Männer dürfen also nie Schwäche zeigen und nachgiebig oder unentschlossen sein. Sie müssen vermeiden, sich „weiblich“ zu benehmen, weil sonst ihre Ehre angegriffen wird.
Ein ehrenhafter Mann ist auch daran zu erkennen, dass er immer zu seinem Wort steht und seiner Verantwortung nicht ausweicht. Er ist auch in Streitfällen verpflichtet, seine agnatischen Verwandten, aber vor allem die engsten Familienmitglieder zu unterstützen, weil es dabei um seine Ehre geht. „Wenn die Ehre der Ehefrau, der Tochter, der unverheirateten Schwester angegriffen wurde, oder wenn der Vater oder der Bruder Unterstützung braucht, kann sich ein Mann der Pflicht einzugreifen nicht ohne Ehrverlust entziehen. Weicht er dennoch aus, so wird sein Vater oder Bruder eingreifen, nicht um die Ehre des ersteren zu retten (das ist unmöglich), sondern weil seine Ehre ebenfalls auf dem Spiel steht.
Mit der Heirat wird dem jungen Mann ein höherer Status verliehen. Jetzt ist er auch verwundbar, weil er etwas zum Verteidigen hat, und zwar die Ehre seiner Frau. Seine Ehre ist in diesem Moment wie auch noch einmal später, wenn die Töchter heiratsfähig werden, am verletzlichsten. Die Frau, die von außen kommt, stellt für den Mann eine große Gefahr dar. Man kann nie ganz sicher sein, dass sie keine Unreinheit und Schande in die Lineage (=blutsverwandte Gruppe, Clan) mit bringt. Die Frau wird gleichzeitig das Heiligste und das Verletzlichste für den Mann. Deswegen werden Heiraten in der Lineage befürwortet, weil sie die Solidarität und die Loyalität der Frau garantieren.
Für die männliche Ehre und das Ansehen sind Großzügigkeit und Gastfreundschaft von wesentlicher Bedeutung. Der, der arm ist, muss sich aus dem öffentlichen Leben in gewisser Weise zurückziehen. Er darf sich nicht einladen lassen, weil er sich nicht revanchieren kann, dadurch verliert er sein Ansehen. Ehre und Ansehen erlangt man also nicht durch reinen Besitz von Geld, sondern durch Freigebigkeit. Großzügigkeit verwandelt ökonomische Macht in Ansehen, dies ist auch wichtig für die Aufrechterhaltung der sozialen Kontakte.
Zusammenfassend wird die Ehre eines Mannes herausgefordert bei:
1. Überschreitung der Grenzen seines Besitzes (der Felder und des Hauses)
2. Annäherung an die ihm zugehörigen Frauen
3. Verbaler oder physischer Angriff auf die Angehörigen seiner agnatischen Gruppe
Die Dimensionen der Ehre sind somit das Gefühl, das Verhalten und die Bewertung des Verhaltens von Seiten anderer. D.h. das Gefühl übersetzt sich in einen Anspruch, der sich im Verhalten manifestiert und dieser Anspruch kann dann von anderen „bezahlt“ werden. Zu dieser Bezahlung gehören rollengebundene Ehrerweisungen wie die zwischen Gast und Gastgeber ebenso wie statusgebundene Ehrerweisungen, z.B. in Anredeformen oder Gesten. Zusammenfassend ist der Bereich der Ehre der Bereich eines Wettbewerbs um Anerkennung. Diese Zeichen konstituieren bestimmte Anerkennungsverhältnisse in einer Gesellschaft. Somit stellt die Ehre einen sozialen Ordnungsfaktor dar: Ein Bild vom „richtigen Leben“ wird vermittelt. Ehre fungiert also legitimierend für diejenigen Gruppen und Lebensweisen, die als ehrenvoll ausgezeichnet sind. Ehre wirkt disziplinierend, denn wer die Anforderungen nicht erfüllt, muss mit sozialem Ausschluss rechnen.
|
|
nach oben |
|
|
Ayla
Ehemaliges Mitglied
|
Erstellt: 17.04.08, 11:56 Betreff: Re: Türkei
drucken
weiterempfehlen
|
|
|
Prof. Dr. Elçin Kürsat
Die weibliche Ehre
Die Ehre (namus) der Frau ist an ihre sexuelle Reinheit gebunden, sie muss unberührt in die Ehe gehen und dem Mann treu bleiben. Die weibliche Ehre wird in der Schamhaftigkeit der Frau ausgedrückt. Eine schamhafte Frau ist allgemein schüchtern und scheu dem Mann gegenüber, sie bedeckt vor ihm ihr Haar und ihren Körper und versucht, ihre körperlichen Funktionen zu verbergen. Frauen können sich gegenseitig nicht entehren, weil ihre Ehre von der Keuschheit abhängt. Deswegen sind sie untereinander nicht verletzbar. Ihr Zusammensein ist sogar für ihre Ehre vorteilhaft, weil sie sich so besser gegen physische Angriffe wie auch üble Nachrede wehren können.
Die Frauen, insbesondere die unverheirateten Frauen, sollen ihren Mund vor den Fremden verhüllen. Genauso verlobte und jungverheiratete Frauen sollen dies vor den Verwandten des Mannes tun. Mädchen im heiratsfähigen Alter kleiden sich besonders sorgfältig, aber nicht zu auffällig, weil dies gegen die Regeln der Schamhaftigkeit verstoßen würde. Völlige Nacktheit ist nur zwischen den Eheleuten erlaubt, sonst gilt sie als schamlos und wird als Sünde (günah) betrachtet. Auch während der Geburt bleiben die Frauen angezogen und ziehen erst im letzten Moment die Unterhose aus.
Das Schamgefühl verlangt von Frauen auch das Verbergen weiblicher Körperfunktionen so elementar wie essen und trinken. Frauen schämen sich, in Anwesenheit fremder Männer Speisen zu sich zu nehmen. Wenn es unvermeidbar ist, machen sie es hinter dem Zipfel ihres Kopftuches, um den Blicken der Männer zu entgehen. Als schamlos gilt auch, eine Toilette aufzusuchen, wenn es jemand des anderen Geschlechts bemerkt. Es ist den menstruierenden Frauen an sich erlaubt, das Fasten zu unterbrechen (dem Koran nach schließt ihr unreiner Zustand sie von den religiösen Handlungen aus). Frauen nehmen aber diese Möglichkeit nicht wahr, wenn Fremde anwesend sind, um die Menstruation geheim zu halten. D.h. der Ehrkanon greift stärker als die Bestimmungen des Korans. Auch jede unkontrollierte Äußerung gilt als schamlos und muss in Gegenwart von Männern vermieden werden.
Im scharfen Kontrast dazu steht die Defloration der Frau, die ihre Jungfräulichkeit und dadurch auch ihre Ehrenhaftigkeit beweisen soll. Deswegen sind die Anzeichen bzw. Nachweise für die Jungfräulichkeit und Defloration öffentliche Angelegenheiten. Da die Ehre ein öffentlicher Begriff ist, muss die Ehrenhaftigkeit der Braut öffentlich festgestellt werden.
Die Schamhaftigkeit der Frau findet ihren Ausdruck auch in der Sprache. Frauen sprechen in Anwesenheit von Fremden leiser als sonst. Wenn sie tanzen oder singen, machen sie das immer in getrennten Gruppen, weil dies als sehr erotisch gilt. Wenn sich nicht verwandte Frauen und Männer in der Öffentlichkeit treffen, müssen sie die Blicke senken und dürfen sich nicht grüßen. Dieses Verhalten behält seine Gültigkeit auch, wenn sie sich gut kennen und innerhalb des Hauses miteinander verkehren und kommunizieren.
Wenn die Frauen älter werden, besonders nach der Menopause, sind die Regeln für ihre Ehre nicht mehr so streng. Alle diese Gebote sollen die volle Kontrolle des Körpers und auch die Begrenzung der sexuellen Attraktivität ermöglichen. Alles, was die Grenzen dieser Kontrolle überschreitet, gilt als hässlich, ekelerregend, unerotisch und unrein und damit auch unehrenhaft.
Man kann also sagen, dass die Schamhaftigkeit die außerfamiliären Beziehungen zwischen den Geschlechtern regelt und die Manifestation der weiblichen Ehre darstellt. Sie zieht dort eine virtuelle Grenze, wo die reale Grenze bei Begegnungen mit Fremden nicht mehr standhaft ist. Sie ist also als ein positiver Begriff einzuschätzen.
|
|
nach oben |
|
|
ajshe74
Administrator
Beiträge: 5543 Ort: Niedersachsen
Herkunft deines Partners:: -
Beziehungsstatus:: Single
Alter:: 36
|
Erstellt: 18.04.08, 11:38 Betreff: Re: Türkei
drucken
weiterempfehlen
|
|
|
Es gibt sehr viele Ähnlichkeiten zu dem albanischen Volk (auch wenn dieses das gerne abstreitet) - bis auf das tanzen, Kopftuch, essen in Gegenwart von Männern & in der eigenen Blutslinie heiraten (ist total verpönt bei Albanern, eine Schande!). Aber ansonsten ist es das gleiche.
____________________
Traue nie den leuchtenden Augen eines Mannes-es könnte die Sonne sein, die durch sein hohles Hirn scheint...
|
|
nach oben |
|
|
kedu
Ehemaliges Mitglied
Ort: Hamburg
Herkunft deines Partners:: Nigeria
|
Erstellt: 19.04.08, 11:13 Betreff: Re: Türkei
drucken
weiterempfehlen
|
|
|
Leben wirklich alle danach? Kann ich mir gar nicht vorstellen!
|
|
nach oben |
|
|
ajshe74
Administrator
Beiträge: 5543 Ort: Niedersachsen
Herkunft deines Partners:: -
Beziehungsstatus:: Single
Alter:: 36
|
Erstellt: 20.04.08, 01:24 Betreff: Re: Türkei
drucken
weiterempfehlen
|
|
|
Der Großteil wohl schon - das ist eben ihre Kultur. Ich habe mir davon auch schon einiges angeeignet. Das passiert ganz automatisch.
____________________
Traue nie den leuchtenden Augen eines Mannes-es könnte die Sonne sein, die durch sein hohles Hirn scheint...
|
|
nach oben |
|
|
kedu
Ehemaliges Mitglied
Ort: Hamburg
Herkunft deines Partners:: Nigeria
|
Erstellt: 20.04.08, 11:13 Betreff: Re: Türkei
drucken
weiterempfehlen
|
|
|
Trägst du auch Kopftuch? Darfst du auch nicht mit fremden Männern sprechen? Kann ich mir gar nicht vorstellen!!
|
|
nach oben |
|
|
|
powered by carookee.com - eigenes profi-forum kostenlos
Layout © Karl Tauber
|