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Bibbi
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Beiträge: 710

New PostErstellt: 03.11.17, 12:10     Betreff: Re: Ein Gruß aus München

Liebe Susi,
ich bin ein "alter" Hase in diesem Forum und früher auch sehr aktiv hier gewesen. Mit meinen damals 41 Jahren, als "es" passierte, nannten meine Ärzte mich sogar auch "jung" als Defi-Trägerin ;-)...
Nach langer Zeit besuche ich jetzt das Forum mal wieder und stoße auf Eure Geschichte, die mich berührt. Ich hoffe, Deine Tochter wird sich vielleicht auch hier eines Tages selbst austauschen können, was mir damals auch sehr geholfen hat, so als Neuling.
Ich bin seit fast 16 Jahren Defi-Trägerin, bin auch in einer Schule plötzlich „umgekippt“, wie ich es immer nenne. Jedoch in etwas anderer Konstellation: Es war die Schule meiner damals 12-jährigen Tochter. Ich hatte an dem Tag ein Vier-Augen-Gespräch mit ihrem Klassenlehrer.
Es war ein für mich zuvor schon anstrengender und stressiger Arbeitstag gewesen und in der Mittagspause hatte ich einen Termin bei ihrem Klassenlehrer. Ich kam total erschöpft und abgehetzt bei ihm in der Schule an und hörte zu meiner Überraschung Dinge, die mich zusätzlich aufregten: Die Versetzung meiner Tochter stand auf der Kippe...(Ohweeeh....WAS für ein Drama ("Sitzenbleiben"?) für mich als damals alleinerziehende und berufstätige Mutter – HEUTE denke ich natürlich ganz anders drüber, es gibt wirklich Schlimmeres). Ich versprach dem Lehrer zum Ende des Gespräches also, meine Tochter aus ihrem damaligen Leistungssportverein abzumelden, damit sie sich intensiver ihren Hausaufgaben widmen könnte, um den Stoff aufzuholen und ihre Versetzung nicht zu gefährden ( im Hinterkopf die Frage: Wie erkläre ich DAS meiner Tochter? )...Wir saßen in einem winzig kleinen, stickigen Besprechungszimmer: 1 Tisch, 2 Stühle. Wir standen auf, gaben uns zum Abschied die Hand... - .und dann...fiel ich um! Ihrem Lehrer sozusagen in die Arme! Das ist fast 16 Jahre her, wie gesagt. Aus meiner inzwischen 27-jährigen Tochter ist trotz allem was geworden. Sie ist mein ganzer Stolz und wir sind sehr eng miteinander. Es fügte sich alles irgendwie. Sie hat einen sehr guten Schul- und dann Berufausbildungsabschluss gemacht, steht mitten im Leben und das WICHTIGSTE: Ich konnte am Leben meiner Tochter weiter teilnehmen – Dank meines implantierten Defibrillators!!! Ich konnte anschließend diese Schule anfangs auch nicht mehr betreten, hatte ein Trauma zu verarbeiten...Was jedoch einen Schalter in meinem Kopf umlegte, nachdem ich mit „diesem Ding in meiner Brust“ und den Umständen, die dazu führten, haderte, waren diese Worte meines damaligen Hausarztes, die ich Euch ans Herz legen möchte: „Sie müssen sich einmal vor Augen führen, wie privilegiert Sie sind! In meiner Heimat (Polen) werden nur denjenigen teure Defis implantiert, die privilegiert sind und es sich leisten können. Es hätte auch anders ausgehen können. Wäre es Ihnen lieber gewesen, es wäre Ihnen im Auto während der Fahrt oder allein zu Hause, womöglich in der Badewanne, passiert? Und Sie können dank dieses „Gerätes“ Ihre Tochter jetzt weiter aufwachsen sehen und für sie da sein! Und das allein deswegen, weil Sie im „richtigen Land“ leben und „dieses Ding“ Ihnen für den Fall eines Falles Ihr Leben zukünftig rettet!“ Was ich mir ab dem Zeitpunkt verinnerlichte war, dass „dieses Ding“ nicht mein „Gegner“ war, sondern evtl. eines Tages mein Lebensretter/Schutzengel – und der Ort, wo „es“ passierte, genau der Richtige, denn wer weiß, wo es sonst passiert wäre...ohne sofortige Hilfe? Passiert wäre es auf jeden Fall...
Ich trage seit einer Woche bereits das dritte Aggregat – immer einen Schritt moderner – und bin dankbar dafür. Vielleicht – und das hoffe ich für Euch – kann Deine Tochter auch bald „einen Schalter im Kopf umlegen“. Sie hat das große Glück, auch PRIVILEGIERT zu sein.
Alles, alles Liebe und Gute für Euch....und liebe Grüße an Deine Tochter. Sie wird ihren Weg gehen – mit zusätzlichem Schutzengel in ihrer Brust!


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Drei Dinge helfen, die Mühseligkeiten des Lebens zu tragen: Die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen.
(Immanuel Kant)
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