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Das Grab des Tutanchamun

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Dr' OberSimmetaler
Experte


Beiträge: 132
Ort: Zweisimmen



New PostErstellt: 22.03.05, 19:05  Betreff: Das Grab des Tutanchamun  drucken  weiterempfehlen

Das Grab des Tutanchamun

 

Entscheidende Augenblick war gekommen", schreibt Carter. "Mit zitternden Händen machten wir eine kleine Öffnung in der linken oberen Ecke." Carter zündet eine Kerze an und schiebt die Faust mit dem flackernden Licht in das Dunkel des Raumes. Als er im zuckenden Flammenschein erste Konturen ausmachen kann, steht er stumm und starr, unfähig sich zu rühren oder ein Wort zu sagen. Für die hinter ihm stehenden, Lord Carnavon, seine Tochter Evelyn und die atemlos lauschenden ägyptischen Arbeiter vergeht eine Ewigkeit, Carnavon fragt schließlich: "Können Sie etwas sehen?" Und Howard Carter wendet sich um und sagt mit zitternder Stimme: "Ja, wunderbare Dinge!" 

Als die Tür dann endlich geöffnet ist und elektrische Lampen installiert sind, da stehen sie alle sprachlos vor den gewaltigen Schätzen in der Grabkammer. Doch zwischen all der Pracht zeigen sich auch die letzten Spuren derjenigen, die einst diese Ruhestätte verschlossen hatten. Da findet sich neben der Tür noch ein halb gefüllter Topf mit Mörtel, daneben eine rußgeschwärzte Lampe, dort ist noch ein Fingerabdruck auf einer frisch bemalten Fläche zu erkennen und ein verdorrtes Blumengewinde liegt als letzter Gruß auf der Schwelle. Doch wo ist die Grabkammer mit der Mumie? Da entdecken sie eine weitere versiegelte Tür. "Visionen von Kammer über Kammer, jede gleich der ersten, die wir gesehen hatten, von Gegenständen erfüllt zogen in Gedanken an uns vorüber und ließen uns atemlos zurück", notiert Carter später. Bei näherer Betrachtung wird auch klar, dass wirklich Grabräuber hier am Werke waren, doch offensichtlich sind sie gestört worden, bevor sie ihr schändliches Treiben vollenden konnten. 

Jetzt, wo die Sensation perfekt ist, erhält das Team Hilfe und Unterstützung aus aller Welt. Carter ist jedoch ein viel zu umsichtiger Mann, um in Eile an das Ausräumen des Grabes zu gehen. Die Lage aller Gegenstände muß genau kartographiert werden, und diese Arbeit dauert mehrere Winter. Als die Vorkammer endlich ausgeräumt ist, kommt erneut Spannung auf. Die dritte versiegelte Tür soll geöffnet werden. 20 Personen sind anwesend, als Carter die oberste Steinlage entfernt und dann mit einer elektrischen Lampe hineinleuchtet - was er sieht, und er traut seinen Augen nicht, ist eine Wand aus Gold. Schnell wird die Tür nun vollends geöffnet, und jetzt sehen alle, dass die Sargkammer erreicht ist. In dem goldenen Totenschrein - spätere Messungen ergeben 5,20 m x 3,35 m x 2,75 m - muß sich die Mumie befinden. 

Und wieder entdecken sie eine versiegelte Tür, sie führt zu einer Nebenkammer mit weiteren Grabbeigaben, den kostbarsten Teilen, wie sich später herausstellt. Als auch diese geöffnet ist, leuchtet den atemlosen Betrachtern ein goldenes Denkmal von vier Schutzgöttinnen entgegen, das über allen Prunk hinaus eine solche künstlerische Anmut, eine solche Lebendigkeit der Darstellung, aber auch großes Mitgefühl und grenzenloses Erbarmen ausstrahlt, "dass man das Anschauen fast als Entweihung empfand". Und Carter schreibt weiter: "Ich schäme mich nicht, einzugestehen, dass es mir unmöglich war, auch nur ein Wort herauszubringen." 

Nachdem der erste goldene Totenschrein geöffnet ist, findet sich darin ein zweiter, im zweiten nun gar ein dritter, und dann endlich stößt das Team auf den gelben Quarzitsarg, der aus einem einzigen Block geschlagen und 2,75 m lang, 1,50 m breit und ebenso hoch ist. 84 Tage harter körperlicher Arbeit sind nötig, um die drei Schreine aus dem Grab zu bekommen. Am 3.2.1927 soll der Sarg geöffnet werden, wieder drängeln sich prominente Besucher in der letzten Ruhestätte. Lord Carnavon erlebt diesen historischen Augenblick jedoch nicht mehr, er ist inzwischen gestorben. 

Mit einer Winde rückt Carter dem über zwölf Zentner schweren Deckel zu Leibe. "Unter tiefem Schweigen hob sich die riesige Platte. Der erste Anblick war enttäuschend, eine Unzahl verhüllender Leinentücher. Um so bezaubernder war der zweite Blick, der, als die Tücher nacheinander entfernt worden waren, auf den König selbst fiel." Sahen sie schon den Leib des Pharaos? Nein, der Blick fiel auf ein goldenes Abbild des jugendlichen Herrschers, auf die unbeschreiblich schöne Totenmaske. Carter hat das Staunen und ein empfindsames Gefühl in all den Jahren nicht verloren: "Auch diesmal überwältigt uns wieder das Geheimnis des Grabes, die Scheu und die Ehrfurcht vor dem längst Vergangenen und noch immer Mächtigen. Selbst während rein mechanischer Betätigungen an seinem Werk verliert der Archäologe dieses Gefühl nie ganz." Dann wird die Mumie aufgedeckt, sechs Jahre nach Entdeckung des Grabes. Da liegt der tote Tutanchamun vor ihnen. "In solchen Augenblicken", schreibt Carter, "versagt die Sprache."
Die heutigen Besucher stehen - vor allem, wenn sie zuvor andere Gräber, etwa die der Ramessiden oder das eines Thutmosis besucht haben - enttäuscht in der Gruft des Tutanchamun. Die Räume sind winzig. Die Darstellungen an den Wänden wenig spektakulär. Aber sie können ermessen, was sich in den Gräbern großer Pharaonen einmal an Beigaben befunden haben muß, wenn schon diese wahrhaft winzige Ruhestätte derartige Kostbarkeiten enthielt.





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