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Meine Befindlichkeit als Lehrperson

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knefr
Experte


Beiträge: 176

Hobby: Literatur, Wandern

New PostErstellt: 08.09.06, 16:21  Betreff: Meine Befindlichkeit als Lehrperson  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen

Hallo Leute

Was meint Ihr zu nachstehendem Artikel:

E schöne Sunntig:

Fritze

Referat: Fritz Knecht – Co-Präsident SVABU 2006-08

 

Mich als Berufsbildner in der Gesellschaft positionieren…!

 

Oft sind Bücher gescheiter als das Leben. Wir lesen etwa darin: „…tapfere Lernende kommen allein zurecht. Das Beste, was einem Lernenden passieren kann, ist die Tatsache, dass seine Eltern sich aus dem Staub machen, bevor er oder sie 16 Jahre alt ist. „

Was hätte die „Rote Zora“ schon erleben können unter ständiger Bewachung ihrer Mutter? Pippi Langstrumpf feierte im Frühjahr 2005 ihren 60. Geburtstag. Pippi Langstrumpf ist der Prototyp eines glücklichen und elternlosen Kindes. Die Autorin selber (Astrid Lindgren) gab ihr erstes Kind in eine Pflegefamilie, weil sie sich offenbar anders nicht zu helfen wusste.

Wir alle mögen Pippi Langstrumpf trotzdem und sehen in ihr den richtigen Weg zum echten Kindsein. Ausgerechnet ein Mädchen, dem das fürsorgliche Elternhaus fehlt (so nebenbei => auch Harry Potter ist bekanntlich ein Waisenkind) zeigt uns, was Kindsein bedeuten kann…!

 

In der heutigen Zeit ist das ungebundene Leben gar nicht mehr möglich. In meiner Jugendzeit hiess es etwa – geht hinaus spielen und kommt zurück, wenn die Strassenlaternen angehen. Meine besten Abenteuer (bei jedem zweiten würde ich heute wahrscheinlich vor dem Jugendgerichtspräsidenten landen) passierten genau dann, wenn meine Eltern nicht anwesend waren.

 

Finden Sie meine Einleitung töne etwas absurd? Ich will von Anfang an deutlich machen: Es geht mir in Zukunft wieder vermehrt um uns Lehrer und die Lernenden. Nachdem Bruno Amrhein mit seiner Luzerner Crew den Boden für einen reelen nRPL geebnet hat, wollen wir Berner das SVABU-Tor gegen Westen öffnen und unter anderem dem Prestigeverlust des Lehrers den „Kampf“ ansagen. Ich spreche über die Dreiecksbeziehung „Elternhaus - Lernort – Berufsfachschule“. Unsere Hauptaufgabe besteht darin, gemeinsam die Berufslernenden während sechs bis acht Semestern zu selbstständigen Berufsleuten heran zu bilden. In dem Sinne gehört der Berufslernende eben niemandem – ausser sich selbst. Wir Lehrer, die Eltern und Ausbildungsverantwortlichen der Lehrbetriebe tun gut daran, genanntes Ziel als Hauptziel ins Auge zu fassen.

 

Ein happiges Ziel. Letztes Jahr habe ich im „Facts“ folgende Titelgeschichte gelesen: „Die Lehrer sind die Doofen – freche Eltern, bockige Schüler und hohle Reformer. Ein Berufsstand wird überfordert“. Wenn Journalisten so über unseren Berufsstand schreiben, muss die Misere ja besonders schlimm sein.

 

Das konfuse Verhältnis zwischen Lehrern und der Gesellschaft begann nicht erst im Februar 2004, als der Kanton Appenzell Innerrhoden den Schulweg zum Hoheitsgebiet der Schulordnung erklärte. Die Frage war: Wer entscheidet, ob Schüler auf dem Weg zur Schule kiffen, saufen oder zuschlagen dürfen? Die Eltern – oder die Lehrer? Die Lehrer, entschied das Innerrhoder Parlament.

 

 

Die Konfusion beginnt auch nicht im Sommer, wenn jeder Stammtisch über den so genannten „Nutten-Look“ der Schülerinnen her zieht. Der String-Tanga ist nicht mein Sorgenkind. Es gibt wichtigere Dinge in meinem Lehrerleben als die sogenannte „Sexy Mode“. Viele junge Frauen identifizieren sich „halt“ mit Britney Spears und einige testen wohl, so nebenbei, ihre sexuelle Attraktion. 

Problematisch für mich ist, einmal mehr, die Gesellschaft. Als Wirtschaftsgesellschaft verlangt sie Leistung, Fleiss und Disziplin – MTV dagegen gaukelt ein Leben voller „Fun, Sex and Shopping“ vor. Wie reagiere ich als Berufsschullehrer auf dieses Dilemma? Solange Michelle Hunziker mit ihrem Aussehen Karriere machen kann, ist es für mich doppelt schwierig, 16-jährigen Floristinnen (übrigens – das ist bei Aab nicht anders…!) plausibel zu erklären, sie kämen nur mit grossen intellektuellen Anstrengungen durchs Leben.

 

Die Gesellschaft macht es sich äusserst einfach. Sie schiebt der Schule ungeniert Probleme zu, die sie selber nicht mehr zu meistern im Stande ist: Benimm-Training, Gesundheits-Erziehung, Drogen-Prävention, Sexual-Erziehung, Liebeskummer-Therapie usw.! Lauter private Angelegenheiten, im Prinzip. In der Realität aber werde ich als Lehrer zum Ersatz-Vater - trotzdem habe ich kein Recht, meine Erziehungsvorstellungen durchzusetzen. Derselbe Lehrer hat seit der PISA-Studie die Lernenden an die Weltspitze zu führen, ohne Stoffpaukerei dafür mittels Flexibilität und hoher Fachkompetenz. Sonst rutscht die Schweiz ab. Ressource Bildung ist unser höchstes Zukunftsgut – erfüllt gefälligst euren Job, Lehrer.

 

Die Gesellschaft delegiert die beiden schwierigsten und vitalsten Aufgaben an die Schule: Erziehung und Bildung. Also Maximalerwartung – eine Gesellschaft, die ihr Überleben an die Schule knüpft, schätzt die Schule über alles – und behandelt die Lehrer als gesellschaftliche Elite ersten Ranges. Dem ist leider (noch) nicht ganz so. Die Gesellschaft verhält sich zwiespältig – irgendwo zwischen Höchsterwartung und Geringschätzung. In der Hierarchie der gesellschaftlichen Prestiges reicht der Lehrer dem TV-Moderator knapp bis zur Brust (auch wenn der über jeden zweiten Satz stolpert). Der Lehrer verschwindet glatt neben dem Manager (auch wenn der eine Niete im Nadelstreif ist).

 

Woher kommt dann diese Abneigung gegen den Lehrer? Warum wird ausgerechnet mein Beruf nie so richtig vollgenommen? Kürzlich hat sich (anlässlich einer Geburtstagsparty) mir eine junge Frau beinahe entschuldigend als Lehrerin vor- gestellt. In Heiratsannoncen von Lehrern steht regelmässig die beruhigende Versicherung, sie seien absolut keine Lehrertypen. Das kommt geschichtlich von sehr weit her. Der Hauslehrer war in der Vergangenheit ein Bediensteter und gehörte bestenfalls zum besseren Gesinde.

 

Der Lehrer als Lakaie. Der Schreiberling als subalterner Hausangestellter. Aus Sicht des Hausherrn, ob General oder Bankier, immer ein Schwächling, nicht ganz lebensfähig. Ein Federfuchser halt, für Tatmenschen immer suspekt.

 

Was gilt nun für die Eltern: „Zwei Dinge sollten Kinder von ihren Eltern bekommen – Wurzeln und Flügel“. Was Goethe in einem Satz zusammenfasste, hat die Bernische Erziehungsberatungsstelle in sieben Thesen ausgeführt. Ich erläutere „nur“ drei davon: 1. Pflegen Sie Ihre persönliche Sprache. Vermeiden Sie Fluchen und Beleidigen – oder das Sprechen kann nicht beim Fernsehen gelernt werden. 2. Lernen Sie das Warten. Wir alle müssen warten lernen - sei es weil das Geld zu knapp ist, oder - weil nicht alle Dinge aufs Mal sein können. 3. Helfen Sie mit. Geben Sie Ihrer Tochter - Ihrem Sohn - im Haushalt Aufträge, damit sie - respektive  er - begreift, dass das Hotel Mama nicht existiert.

 

 

 

 

So – nun möchte ich kurz erläutern, wo und wie ich mich persönlich im Dreiecksverhältnis der Lernenden – Eltern  und Ausbildner positioniere. Ich bin Pädagoge. Punkt, basta, weiter nichts. Bitte nehmen Sie die Bezeichnung wörtlich. „Pädagogik“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie „Lernende führen oder hin führen“. Führen heisst für mich nicht betreuen. Hin führen heisst für mich nicht dauernd rechtfertigen und x-mal Arbeitsaufträge wiederholen. Ich will unsere Schüler, die Berufslernenden, zur Mündigkeit führen. Da ich kein Psychologe bin, versuche ich als Pädagoge möglichst klare Ziele zu setzen und die Lernenden soweit zu coachen, dass die verlangten Ziele erreicht werden können. Eines meiner pädagogischen Vorbilder sagte einmal: „Jeder Lehrer wird so behandelt, wie er aussieht und wie er auftritt“! Das klingt brutal, ist aber leider so. Sie merken es, liebe Kolleginnen und Kollegen. Ich halte von der Psychologisierung der Berufsfachschule wenig. Nicht dass ich die Psychologie generell verwerfe. Im Gegenteil, sie hat mich im Lehrerseminar gelehrt, die einzelne Schülerseele wahrzunehmen, zu verstehen und ernst zu nehmen. Das heisst aber nun überhaupt nicht, dass ich zu Beginn jeder Lektion während einer Viertelstunde die einzelnen Bedürfnisse abkläre. Nein – für mich ist Ausbildung nicht Bedürfnisbewirtschaftung sondern Entwicklung der Bedürfnisse, der Interessen. Ich will, dass meine Schüler die gestellten Aufträge begreifen, den Inhalt verstehen und die verlangte „Sache“ bewältigen, also lösen können. Kurz – durch fördern und fordern von Leistungsbereitschaft. Zum Schluss stelle ich als FC THUN-FAN noch eine „freche“ Behauptung auf: Stellen Sie sich vor, es gäbe beim Fussball keine absolut geltenden Regeln. Dann gäbe es ca. alle drei bis fünf Minuten eine sogenannte „Mediation“ unter allen Beteiligten. „Was ging in Dir soeben vor, als Du Aegerter ins Schienbein tratst? Stimmt es jetzt für alle, wenn wir das Spiel mit einem Penalty fortsetzen…?“ Der Fusball wäre im Eimer – und Schule ist eben oft wie Fussball: Die gemeinsame Sache (Lernen, Bildung) muss absoluten Vorrang haben gegenüber der Befindlichkeit des Einzelnen…!

 

 

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

 

 

Quellen:

 

Diverse „Facts“ 2004/05

Bund  („Wenn der Staat die Eltern erzieht“, Artikel vom 29.9.05)

Referat „Ludwig Hasler“  (6. Mai 2005 „zum Lehrerdasein“ in Mümliswil, SO, gehalten)

 

 





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Mike_88
Experte


Beiträge: 142
Ort: Brienz

Hobby: Motorrad, PC, freunde, skifahren, schlagzeugspielen.


New PostErstellt: 12.09.06, 20:43  Betreff: Re: Meine Befindlichkeit als Lehrperson  drucken  weiterempfehlen

Boaaaaaa
du schribsch ja mega viu
üsä tschaggähach früecher häti üs scho fürt heufti ä subärä 6er gä
aber icsh guet den lisi wider mau chli und machä schüsch ä kei schäiss ^^
was amchsch de du genau das du lehrer schribsch?


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Morgenstund hat Gold im Mund, Gold im Mund ist ungesund. ( us erfahrig vo andärnä muäsi a hänkä das gold im mu nid immer ungsund isch)

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