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bjk

Beiträge: 7353


New PostErstellt: 23.09.07, 13:14     Betreff:  Widerstand gegen den Überwachungsstaat - Großdemo gestern in Berlin




Die gestrige Demo war zahlenmäßig und von ihrer Botschaft her noch eindrucksvoller als die "Raus aus Afghanistan"-Demo am vergangenen Samstag, den 15. September. Das lag nicht etwa im gegenüber dem 15. 9. verstärkten Engagement verschiedenster "bürgerlicher" Organisationen und BRD-System-Parteien wie DIE LINKE, den Grünen und der FDP sondern vielmehr am bürgerschreckenden "bösen" Schwarzen Antifa-Block, an den gefürchteten "Schmuddelkindern" des "Kein Friede"-Blocks.

Mit vielleicht 2.000 TeilnehmerInnen inklusive den sich eingereihten SympathisantInnen brachte dieser auch von systembürgerlichen Linken (und wer sich dafür hält) und den sonstigen üblichen Verdächtigen des staatsmachtlichen Herrschaftsapparates gerne verächtlich als Chaoten-Haufen verschrien den überzeugendsten Widerstand gegen die sich als immer faschistoider entlarvende BRD-Herrschaftselite entgegen, zwar kämpferisch und geschlossen aber demonstrativ ohne Gewaltaktionen, nicht gegen die kesselnden Schlägerhorden der Bullerei und auch nicht gegen Sachen. Provokative Aggressivität und brutal einschüchternde Gewalt gingen wieder einmal mehr ausschließlich von den Prügelbullen des rotroten Senats aus. Ein sehr sachlicher Bericht hierzu ist z. B.. schon mal unter http://antifaburg.blogsport.de/ nachzulesen.

Als ich gegen 14:30 Uhr zum Demo-Treffpunkt Pariser Platz wollte, stauten sich in Berlins Touristenmeile Unter den Linden in Höhe des Nobel-Hotels Adlon bereits mehrere hundert Menschen. Anfangs dachte ich noch, das sei auf die Verengung durch Bauzäune wegen der U-Bahn-Baustelle zurückzuführen. Doch der Grund waren provozierende schikanöse Polizei-Einlaßkontrollen, mit Abgrabschen, Filzen usw. - alles, wie später von einem Verantwortlichen der Demoleitung per Mikro durchgegeben wurde, entgegen der Absprache zwischen Polizeiführung und besagter Demoleitung, die sich aber im weiteren Verlauf der Demo nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat. Bürgerliche Demoleitungen, die eine Demo eher als Volksfest-Veranstaltung denn als Ausdruck energischen Protestes verstehen, haben das so an sich.

Wie auch immer, als ob mich die entwürdigenden Körper-Abgrabschereien nichts angingen, schritt ich auf die Bullenkette zu, hatte kurzen Blickkontakt mit einer Polizistin, die mir dann mit einer entschuldigenden Geste den Weg ohne Durchsuchung freigab. Offenbar war das ihrem rechts danebenstehenden Kollegen aber gar nicht recht, denn ich sah, wie er danach auf seine Kollegin heftig einredete. Fast war ich versucht, zurückzugehen und diesem Bullen meinerseits die Meinung zu geigen. Dieser dumme Impuls verging so schnell wie er gekommen war, denn schließlich wird niemand, auch Polizistinnen nicht, gezwungen, sich als Prügelbulle bei der Staatsmacht zu verkaufen.

Der Pariser Platz war proppenvoll, wie ich ihn schon lange nicht mehr gesehen habe. Alle möglichen Gruppen und Organisationen waren zu Tausenden um die Kundgebungstribüne vor dem Brandenburger Tor mit ihren Plakaten und Transparenten versammelt. Darunter auch DIE LINKE - sogar deren Berliner Mitregierende und ihre Helferlein samt Protegés waren dabei. Manchen, wie z. B. Marion Seelig, die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion, welche die geplanten Polizeiverschärfungsgesetze ganz toll findet, war aber an Gesichtsausdruck und Körpersprache anzumerken, daß sie jetzt lieber sonstwo aber nur nicht auf dem Pariser Platz wären. Petra Pau und andere "Prominenz" aus den Reihen der roten Mitregierenden waren da wesentlich dickfelliger. Überhaupt war mal wieder deutlich zu sehen, daß, sagen wir mal "medienbewußte" Politiker, wie z. B. Ströbele, jedesmal das Bad in der Menge geradezu suchten, sobald sich ihnen Fernsehkameras und Interviewteams näherten. Macht sich offenbar immer gut, als ProtestlerIn gehandelt zu werden und verkleistert den Blick auf deren tatsächliches Politik- und Abstimmungsverhalten in Abgeordnetenhaus Berlin und im Bundestag. Trotz dieser ketzerischen Gedanken finde ich es gut und richtig, daß PolitikerInnen und ihre systemtreuen Parteien wie DIE LINKE, Grüne und FDP zur Demo mitaufgerufen und sich beteiligt haben.

Deren Anwesenheit war es sicher zu verdanken, daß die Bullerei zunächst nur bei den Einlaßschikanen und dann auf dem Weg zur Zwischenkundgebung vor dem Roten Rathaus eher nur sporadisch gestreßt hat. Während der Einlaßkontrollen kam es kurz vor Demostart zu lautstarken Rangeleien mit der Bullerei. Mehrere hundert Antifas protestierten lautstark mit Parolen wie "Was wir wollen, keine Kontrollen" und "WIR SIND ALLE § 129a" gegen die entwürdigende Filzerei und Abgrabscherei in Höhe des Adlon. Ihnen wurde deshalb der Zugang zum Pariser Platz, zum Demostart verwehrt. Sogleich drängten Tausende vom Pariser Platz zum Adlon, um den mutigen konsequenten Antifas Unterstützung zu signalisieren. Die Bullerei wurde ihrerseits vor dem Adlon eingekesselt. Das es hier ihrerseits zu keinen gewalttätigen Ausschreitungen außer aggressiven Angstbeißer-Drohgebärden kam, ist nicht nur den vielen Medienvertretern sondern vor allem dem umsichtigen konsequent-entschlossenen Verhalten des Schwarzen Blocks zu verdanken. Nach vielleicht halbstündigem Hin und Her gab die Polizeileitung endlich nach und die Demo konnte sich zum Start in Richtung Rotes Rathaus formieren.

Ein Demo-Veranstalter meldete sich per Mikro und bat die Antifas, sich doch bitte von der Polizei wenigstens auf Waffen untersuchen zu lassen, das sei doch sonst auch üblich. Von den umstehenden Antifas wurde er daraufhin ausgelacht und ausgepfiffen und kurz danach setzte sich der Demozug endgültig in Bewegung. Ob sich die Antifas doch haben filzen lassen, ist mir nicht bekannt. Anzumerken ist noch, daß die Demoleitung offenbar nicht wollte, daß sich der Schwarze Block gleich in die Startformation einreihte, sie sollten erst mal die "Demo passieren" lassen, so ähnlich bekam ich das über den Lauti des "Kein Friede"-Blocks mit. Aber als der "Weiße Block" mit dem Ärzte-LKW an die Spitze gesetzt und unseren Schwarzen Block passiert hatte, kam über den "Kein-Friede"-Lauti die selbstbewußte Ansage "und jetzt reihen wir uns ein" - mit lautem Hallo geschah dies auch - und das war gut so! Einige in der Demoleitung und vor allem in den systemtreuen Parteien werden das sicher anders gesehen haben. Nicht labernde PolitikerInnen waren diesmal an der Spitze und im Medien-Interesse sondern diejenigen, die sich schon immer gegen Unrecht und Repression durch die Staatsmacht - und manchmal auch gegen kleinbürgerliche Linke - kämpferisch und nicht nur verbal gewehrt haben, nämlich die vielen hundert jungen Antifas und andere engagierte autonome Gruppen. Die "weißen" Ärzte als Vorhut und gleich danach der Schwarze Block - ein beeindruckendes, großartig symbolträchtiges Bild!

Ohne besondere Zwischenfälle, außer den üblichen kleinen Frustplänkeleien der Bullerei, wie z. B. der Clown's Army Luftballos und Wasserpistolen zu klauen, ging's dann entlang Unter den Linden, Karl-Liebknecht-Straße, am von der bourgeoisen Herrschaftselite geschleiften Palast der Republik vorbei zum Neptunbrunnen vor dem Roten Rathaus zur Zwischenkundgebung. Dort gab's auf der Tribüne noch ein paar Reden und Ansprachen, die aber viele Tausend nicht mehr hören konnten/wollten und bereits hier in Scharen die Demo verließen. Denn sicher war es vor allem für die Älteren, auch für mich, recht strapaziös, bei ca. 25° Grad im Schatten auszuharren und anschließend zurück zum Brandenburger Tor zu marschieren. Ich nahm irrtümlicherweise auch nicht an, daß die Bullerei in ihren schweißtreibenden Körperpanzern es noch zu gravierenden Eskalationen gegen die Demo kommen lassen würde. Sie hatte sogar die vielen Seitentranspis des Schwarzen Blocks während dieser ersten Demohälfte mehr oder weniger geduldet und sind jedenfalls nicht dagegen vorgegangen.

Das sollte sich ändern, denn später auf der Demorückroute zum Brandenburger Tor, als Parteien und Prominenz zum allergrößten Teil wie ich die Demo bereits am Neptunbrunnen verlassen hat, hat sich die aufgestaute Aggression der Prügelbullen wieder "gewohnt" brutal entladen können. Vor allem die Seiten-Transpis wurden plötzlich als Verstoß gegen Demoauflagen bezeichnet, brutal gestürmt, gefetzt und geklaut. Bericht unter: http://antifaburg.blogsport.de/

Hierbei hat sich die Demoleitung äußerst beschämend verhalten. In einem indymedia-Bericht unter Ergänzungen http://de.indymedia.org/2007/09/194939.shtml heißt es: "ich war gestern zeuge eines gesprächs, bei dem es darum ging, den "schwarzen block" von der demo zu isolieren und die restlichen demonstranten auf der anderen straßenseite zur abschlussveranstaltung vorbeizuführen (geschehen unter den linden, höhe friedrichstraße, beteiligt die polizisten mit gelbem band, also kontakt zur demoleitung und demoanmelder mit dem logo stoppt die vorratsdatenspeicherung), daraufhin verließ ein teil der demonstranten den zug, weil sie sich durch die demoleitung nicht mehr vertreten fühlten."

Abschließend ist zu sagen, ohne den Schwarzen "Kein Friede"-Block wäre auch diese Demo als eine der üblichen Latschdemos abzuhaken gewesen, auch wenn nach Veranstalterangaben weit über 15.000 - nach manchen Quellen sogar 20.000 - DemonstrantInnen teilgenommen haben.

bjk
ALG II-Unterschichtler



Fotos unter:
http://www.adf-berlin.de/html_docs/gallery/2007/berlin_22_09_2007/berlin_22_09_2007.php
http://de.indymedia.org/2007/09/194939.shtml

eigener Fotobericht in mehreren Teilen mit ca. 150 Fotos folgt im Laufe des Tages




Es ist allerhöchste Zeit, Art. 1, Abs. 1 und Art. 20, Abs. 4, GG, Geltung und Wirkung zu verschaffen!

[editiert: 23.09.07, 14:36 von bjk]
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