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Silvio-Meier-Gedächtnisdemo 2008 in Berlin

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bjk

Beiträge: 7353
Ort: Berlin


New PostErstellt: 23.11.08, 16:01  Betreff:  Silvio-Meier-Gedächtnisdemo 2008 in Berlin  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen

... gestern, am Samstag, den 22. November, fand in Berlin die alljährliche Silvio-Meier-Gedächtnisdemo statt

... hier schon mal ein ausgezeichneter Bericht mit vielen Hintergrundinformationen

... mein eigener Fotobericht folgt etwas später

Bernd Kudanek alias bjk
Unterschichtler



hier nun der indy-Bericht kopiert aus:  http://de.indymedia.org/2008/11/233576.shtml

Berlin: Erinnerung an Silvio Meier [Bericht]

der rasende Indy-Reporter   22.11.2008 21:40


Am heutigen Sonnabend fand in Berlin die 16. Silvio-Meier-Gedächtnisdemo statt. Ein großes Bündnis aus Antifagruppen und Hausprojekten mobilisierte unter dem Motto Kampf den Naziparteien, dem Rechtsrock und den "Autonomen" Nationalisten laut Polizeiangaben (also wohl noch mehr) 1200 Menschen zur Demonstration in Berlin-Friedrichshain/Lichtenberg. Nazis-Farbbeutelattacke in Lichtenberg.

Am 21.11.1992 wird der linke Hausbesetzer Silvio Meier von Nazis am U-Bahnhof Samariterstraße mit einem Messer angegriffen und tödlich verletzt. Noch am selben Abend gingen etwa 5000 Menschen spontan auf die Straße, um gegen diesen und andere Morde durch Nazis zu demonstrieren. Der bekannte linke Musiker und Sänger Quetschenpaua schrieb aus diesem Anlass eines seiner bekanntesten Lieder.

Seitdem wird jedes Jahr eine Demonstration zur Erinnerung an den Tod von Silvio Meier durchgeführt. Dabei wird immer auf die aktuelle politische Situation, vor allem die Entwicklung der Naziszene, eingegangen. Weitere Themen sind oft Häuserkampf, linke Freiräume und Kultur sowie Überwachunstaat und Repression. Begleitet wurde die Demonstration auch dieses Jahr im Vorfeld von einer Veranstaltungreihe und der Herausgabe einer Broschüre um die verschiedenen Themen inhaltlich zu vertiefen.

Um 15:00 Uhr waren bereits mehrere 100 Menschen am U-Bahnhof Samariterstaße eingetroffen und wurden, wie immer, freundlich von einem grün uniformierten Empfangskommittee begrüßt und abgeklopft. Viele hatten Fahnen und Transparente dabei, einige trugen Schilder mit Namen der von Nazis Ermordeten, andere nutzten die Gelegenheit um ihre Flyer an die Frau bzw. den Mann zu bringen. Nach der Auftaktkundgebung setzte sich, die auf über Tausend Menschen angewachsene, schwarze bis bunte Demonstration in Richtung Samariterstaße in Bewegung. Am Anfang wurde eine Rede von italienischen Antifaschisten über die Situation in Italien und den Mord an dem italienischen Antifaschisten David "Dax" Cesare gehalten. Dem schloss sich ein Beitrag der Autonome Antifa Lichtenberg Süd über Nazis in Lichtenberg an. Es folgte ein Redebeitrag des feministischen Hausprojekts Liebig 34 über Identität, Homophpobie und Nazis. Nebenbei kam es zu den ersten "Auf die Fresse"-Dialogen zwischen Demonstranten und Polizisten. Auf der Rigaerstraße kam folgerichtig ein Beitrag des schon seit Jahren immer wieder räumungsbedrohten linken Hausprojekts Rigaer 94 zum Thema Gentrification, Freiräume und ihrer eigenen aktuellen Situation. Im Anschluß informierte die RASH über Nazimorde und staatliche Repression in Russland und forderte die Freilassung des russischen Antifaschisten Alexander O.. An der Grenze zu Lichtenberg angekommen gab es vor dem Ringcenter eine Zwischenkundgebung und eine Rede der Antifa Friedrichshain zum mittlerweile gekündigten Klamottenladen Doorbreaker. Dieser verkaufte von Anfang an dubiose Marken, die besonders unter Nazis beliebt sind und seit 2002 auch die rechte Modemarke Thor Steinar.

In Lichtenberg zog die Demonstration von der Frankfurter Allee in die Ruschestraße. Hier hatten Antifas an der Ecke Dottistraße von einem Dach ein Transparent zu Silvio-Meier gehängt und mit Bengalenfackeln vom Dach aus die eintreffende Demonstration begrüßt. Hier wurde in einer Rede zum Protest gegen den am 3. und 4. April stattfindenden NATO-Gipfel in Baden-Würtemberg mobilisiert. Über Normannen- und Magdalenenstraße ging es zurück zur Frankfurter Allee. Dabei wurde in mehreren Reden auf das *********** Lichtenberg und die Gerichtsbeschlüsse gegen das Hausprojekt Liebig14, Antifas in Knästen, den Frauenknast Magdalenenstraße und speziell auf die immer noch im Gefängnis sitzenden Berliner Antifaschisten Christian S. und Andrea hingewiesen.

Über die Brücke ging es auf der Frankfurter Allee weiter bis zum Rosenfelder Ring, um von dort in Richtung Weitlingstraße zu gehen. An der Ecke Frankfurter Allee/Rosenfelder Ring wurde über NPD und 'autonome' Nationalisten informiert, die sich regelmäßig in der Kneipe Jägerheim und dem Sportjugendklub tummeln. Weitlingstraße Ecke Wönnichstraße folgte eine Rede über Kameradschaft Spreewacht und die Nazirockband Legion of Thor, die dort einen Schuppen für ihre verhetzenden Rechtsrockaktivitäten nutzen. Die Polizei hatte zu diesem Zeitpunkt bereits zu kompletter Kampfmontur gewechselt und freundlicherweise an jeder Straßenecke Flutlichtanlagen aufgestellt, damit sich in der Dunkelheit niemand verläuft oder über Hindernisse stolpert. Auf der Wönnichstraße mobilisierte das "Antifabündnis 6.12." gegen den Naziaufmarsch am 6. Dezember in Berlin und vom Dresdener Antifabündnis "No Pasaran" wurde eine Rede zu den bundesweiten Neonazidemonstrationen am 13. und 14. Februar 2009 in Dresden gehalten. Danach folgte noch eine Rede der Antifa Prenzlauer Berg zu aktuellen Nazimorden unter anderem in Sachsen-Anhalt.

Von den Nazis waren bisher nur schlechte Aufkleber gegen Silvio Meier und die Antifademo zu sehen, die wegen der haarsträubenden Rechtschreibfehler von den meisten als Mahnmal gegen die Bildungsmisere hängen gelassen wurden. Angekommen in der Weitlingstraße konnte man in der Hausnummer 118 das erste Mal Nazis sicher untergebracht im Gehege beobachten. Unter fast völlig heruntergelassenen Jalousien lugten einige Exemplare dieser Gattung vorsichtig hervor und wurden mit großem Hallo begrüßt. Im Hausflur standen zwei weitere schüchterne, vermummte Gestalten und bewunderten den langen und lautstarken Demonstrationszug. In dieser Wohnung wohnen die jungen Neonazis David Jäckel, David Gudra und Alexander Basil. Mit von der Partie sind oft auch Philip Bornemann und Sebastian Zehlecke. Diese Gestalten sind bisher vor allem durch starken Aktionismus und gewalttätige Übergriffe aufgefallen. Mehrfach haben sie sich aber auch als Fans der Printausgabe des linken Terminkalender Stressfaktor geoutet, in dem man auch schon Fotos von ihnen bewundern durfte, und sind immer wieder in neuen linken Projekten vorstellig geworden, um die jeweils aktuelle Ausgabe ergattern zu können. Nachdem es auf der Weitlingsstraße noch einen weiteren Redebeitrag der Autonomen Antifa Lichtenberg Süd zu Jugendkultur in Lichtenberg gab, wurden vom Dach der Hausnummer 47 auf Gut Glück mehrere Farbbeutel mit weißer Farbe in Richtung Demonstration geworfen. Bis auf ein paar Farbspritzer auf einigen Jacken, hatte die Aktion aber keinerlei Wirkung. Es ging ohne Verzögerung weiter bis zum S-Bahnhof Lichtenberg, wo sich die Demonstration sofort auflöste. Die üblichen Prügelorgien der Polizei der Jahre zuvor fielen diesmal aus, und die Demonstrationsteilnehmer konnten in Ruhe nach Hause fahren.

Alles in allem eine erfolgreiche Demonstration mit vielen guten Redebeiträgen und einer gut vorbereiteten Lauticrew, die mit einladender Musik und den richtigen Ansagen zur richtigen Zeit für Stimmung auf der Demonstration sorgte, und regelmäßig die Anwohner und Passanten über das Anliegen der Demonstration informierten. Ein guter Tag für die Antifa in Berlin so kann es am 6. Dezember ruhig weiter gehen. Da wieder viele Leute mit ihrer Knipse unterwegs waren, werden Fotos mit Sicherheit noch folgen.




... ja, mit Sicherheit, denn auch ich werde in Kürze hier im Forum 61 Fotos beisteuern

... bin nämlich noch über deren digitale Nachbearbeitung, die noch einige Zeit in Anspruch nimmt

Bernd Kudanek alias bjk
Unterschichtler 



Es ist allerhöchste Zeit, Art. 1, Abs. 1 und Art. 20, Abs. 4, GG, Geltung und Wirkung zu verschaffen!


[editiert: 23.11.08, 16:13 von bjk]
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bjk

Beiträge: 7353
Ort: Berlin


New PostErstellt: 23.11.08, 19:07  Betreff:  Re: Silvio-Meier-Gedächtnisdemo 2008 in Berlin  drucken  weiterempfehlen

Impressionen zur Silvio-Meier-Gedächtnisdemo 2008


Der Bericht des "rasenden Indy-Reporters" ist ja kaum zu toppen, so bleibt mir eigentlich nur, außer den 61 Fotos hier noch ein paar subjektive Eindrücke am Rande zu schildern.

Als ich kurz nach 15 Uhr am Demo-Treffpunkt U-Bahnhof Samariterstraße eintraf, fiel mir sofort eine Gruppe nicht gekennzeichneter Zivi-Bullen auf. Zwei davon waren mir aus vielen anderen Demos bekannt. Die berüchtigten Starsky und Hutch waren jedoch nicht darunter. Auch Berlins obersten Demoschikanen-Ausdenker, Joachim Haß (Foto), konnte ich nirgends entdecken. Durften die Drei heute etwa nicht teilnehmen, weil sie in den neusten Polizeiskandal "Polizei, dein Freund und Schläger" verwickelt waren? Wundern täte mich das nicht.

Wie auch immer, weil die Zivi-Bullen sich albernerweise, denn regelmäßiges Body-Building-Training war ja nicht zu übersehen, betont harmlos gebend unter die am U-Bahn-Eingang wartenden Demo-TeilnehmerInnen gemengt hatten, behielt ich sie im Auge, um den richtigen Zeitpunkt abzuwarten, ein schönes Foto von ihnen fürs Bullen-Familienalbum zu machen. Da entdeckte mich der Rottenführer, hieb seinem Nebenbullen den Ellenbogen in den Brustpanzer und informierte sofort seine anderen Kollegen. Alle starrten wie aufgeregte Gänseriche zu mir herüber, was mich amüsierte und ich lächelte ihnen deswegen freundlich zu. Doch bald wurde es mir zu langweilig, es ergab sich nämlich auch keine Möglichkeit, ungestört ein Familiefoto zum Andenken zu schießen, also wechselte ich die Straßenseite, wo sich schon mehrere hundert DemonstrantInnen trotz eines massiven Polizeiaufgebots ganz entspannt sammelten.

Es waren vor allem junge Antifas, die sich hier friedlich, das mußten sogar später die Bullen und die Schmieren-Journaille zugeben, versammelt haben. Einige wenige ältere Semester (mit mir) und unentwegte Antifa-Kämpen bereicherten die Szene. Vermißt habe ich aber, worüber ich allerdings nicht böse war, die sich vor Fernsehkameras stets betroffen gebenden üblichen Salon-DemonstrantInnen aus den Parteien. Lediglich Hans-Christian Ströbele mit seinem Fahrrad entdeckte ich später mal neben der Demo.

Nachdem ich ein paar Aufnahmen von Filzern in Uniform (Fotos 3 - 6) gemacht hatte, wollte ich die Transpis am Lauti fotografieren. Eine nette junge Frau fragte mich fast entschuldigend, ob ich einen Presseausweis habe. Sie erklärte, die Demoleitung wolle nämlich möglichst verhindern, daß Neonazis Porträtfotos von Antifas machen und so einzelne Antifas aufspüren und jagen können. Kurz vorher kam ja uach eine entsprechende Lauti-Durchsage. Ich gab mich zu erkennen. Ein junger Antifa aus der Demoleitung, den ich und der mich aus vielen anderen Demos kannte, "bürgte" für mich, die junge Frau vertraute mir nun auch und ich erhielt ein rotes Bändchen, das ich sichtbar an meiner Jacke anbringen sollte. Dann wisse jeder der Antifa, die sich sonst nicht so gerne fotografieren ließen,, daß ich zum Fotografieren berechtigt sei. Ich bedankte mich für das entgegengebrachte Vertrauen und konnte nun ganz "offiziell" Aufnahmen machen. Lediglich einmal meinte ein junger eifriger Antifa, trotz rotem Bändchen über meinem Anarcho-Stern an der linken Brusttasche, meinen Presseausweis sehen zu wollen. Ich lächelte ihn freundlich an und empfahl ihm, sich bei der Demoleitung zu informieren. Ob er mich wohl für einen getarnten Neonazi hielt?

Von da an fragte mich niemand mehr nach einer Erlaubnis und ich konnte ungestört Demo-Impressionen, auch solche mit schwierigsten Lichtverhältnissen, festhalten. Wozu habe ich schließlich eine ausgezeichnete Bildbearbeitungs-Software!

Die Bullerei verhielt sich, bis auf wenige Ausnahmen, bemerkenswert zurückhaltend. Ich bin überzeugt, sie haben politische Order bekommen, den nicht mehr zu vertuschenden Polizeiskandal (siehe oben) nicht noch durch Provo-Eskalationen zu verschärfen. Selbst vom nebenher laufenden "Begleitschutz" des Lautis wurde ich nicht, wie sonst üblich, von hinten angerempelt, wenn's eng wurde. Sie ließen mich, mensch staune, gestern beinahe zuvorkommend einfädeln.

Na ja, einige konnten ihre schlechte Kinderstube bzw. den Drill durch Scharfmacher-Ausbilder doch nicht ganz verbergen. Das waren die Besatzung eines so provokativ wie absolut überzogen in die Frankfurter Allee beorderten Panzerfahrzeugs, die mit aufgeblendeten Halogen-Scheinwerfern verhindern wollten, daß dieses Bürgerkriegsgerät fotografiert werden konnte. Mit meiner Canon PowerShot A410 mußte ich auch leider passen, bei dem grellen Gegenlicht auf gleicher Höhe war eine Aufnahme unmöglich. Fotografen mit Profi-Knipsen hatten da sicher andere, bessere Möglichkeiten.

Auch die Spezial-Flutlichstrahler-LKW's, die an "gefährdeten" Kreuzungen uns DemonstrantInnen blenden sollten, waren reine Machtspielchen von Bullen der mittleren Führungsebene, die nicht verknusen konnten, daß sie Order bekommen hatten, nur ja keine Prügel-Exzesse wie sonst durchzuziehen.

Auch bei einem Kamera-Team-Pärchen, sie filmte, er bewachte, ließ sich beim Bewacher die schlechte Kinderstube nicht verleugnen. Er glaubte sich unbeobachtet und warf ein Getränke-Tetrapack einfach weg. Ich machte ihn darauf aufmerksam und er meinte not amused, er würde die leere Packung wieder aufheben. Natürlich tat er's nicht. Aber zwecks "Beweissicherung" und zu meiner Gaudi und seinem Mißvergnügen hab ich trotzdem ein Foto gemacht.

Alles in allem war's eine friedliche, weil's diesmal (fast) keinen Bullenterror gab, und kraftvolle Demo gegen rechte Gewalt und rechtes Gedankengut. Sie war mit zweieinhalb Stunden Dauer aber auch ziemlich anstrengend, jedenfalls für alle, die schon im sechsten Lebensjahrzehnt stehen.

weitere Berichte, zum Teil mit Fotos, unter:
http://de.indymedia.org/2008/11/233576.shtml
http://de.indymedia.org/2008/11/233627.shtml

Bernd Kudanek alias bjk
Unterschichtler



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corpus delicti - diese leere Getränkepackung hat ein Kamera-Bulle einfach mal so weggeworfen und geglaubt, es sieht schon keiner - bjk hat's gesehen!

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"Piekfeiner Laden" von den Bullen, warum auch immer, gleich in Doppelreihen gut bewacht

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das war die Demostrecke



Es ist allerhöchste Zeit, Art. 1, Abs. 1 und Art. 20, Abs. 4, GG, Geltung und Wirkung zu verschaffen!
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