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bjk

Beiträge: 7353


New PostErstellt: 16.12.09, 02:07     Betreff:  Berlin: Soli-Flashmob und anschließende Spontandemo wegen der Polizei-Repressionen in Kopenhagen

Soli-Flashmob "Buntes Einkesseln" in Berlin, gestern, Dienstag, den 15. Dezember
 

Während des derzeit in Kopenhagen laufenden Klimagipfels COP 15 kam es bereits bei den ersten Großveranstaltungen zu massiven Repressionen gegen friedfertige Demo-TeilnehmerInnen seitens der dänischen Sicherheitsbehörden. Die Medien berichteten von mehr als 1.000 brutalen Festnahmen, von denen nach mehrstündiger Haft unter menschenunwürdigen Bedingungen aber mittlerweile fast alle wieder auf freiem Fuß sein sollen.

Nach Bekanntwerden dieser schlimmen Vorfälle erhob sich weltweiter solidarischer Protest mit den DemonstrantInnen in Kopenhagen. Spontan kam es an vielen Orten zu Flashmob-Aktionen, Kundgebungen und Demos gegen das brutale Vorgehen der dänischen Staatsmacht. Auch hier in Berlin hat eine Gruppe AVV/Soligruppe Kopenhagen zu einem Soli-Spontan-Treff, also einem Flashmob mit künstlerischen Aktionen auf dem Alex an der Weltzeituhr für heute 15 Uhr über Internet (u. a. auf indymedia und stressfaktor) und Telefon aufgerufen. Freiwillige sollten dann auf dem Alex als LaienschauspielerInnen das leider allgemein üblich gewordene, der freien Meinungsäußerung oft hohnsprechende Vorgehen der Polizei auf Demos künstlerisch persiflieren. Selbstgebastelte Schweinsnasen aus Eierkartons, Kabelbinder für die gespielten Festnahmen, Kochlöffel"schlagstöcke", ja, sogar ein riesiger, aus Pappmaché gefertigter Tonfa (Polizei-Schlagstock) standen als Requisiten für eine bunt zusammengewürfelte Zufallstruppe zur Verfügung. Jede/r sollte sich Rolle und Verkleidung aussuchen können, ob als PozilistIn oder DemonstrantIn. Es sollte eine lustige, bewußt unpolitische Aktion mit ernstem Hintergrund sein - eben eine Flashmob-Aktion! Das aktuell auf die repressiven Vorgänge in Kopenhagen bezogene Motto der Vorstellung lautete "Buntes Einkesseln". Es gab deshalb auch keine politischen sondern überwiegend klimabezogene und zum Teil auch die Polizeiwillkür auf die Schippe nehmende Aussagen auf den angefertigten Transpis und Schilder.

Als ich gegen 15 Uhr an der Weltzeituhr eintraf, war dort schon eine bunte Truppe "Schauspieler" eifrig mit dem Ausprobieren von Requisiten und Ausstattung zugange, neugierig beobachtet von vielen Umstehenden und einigen argwöhnischen Polizisten etwas abseits, denen schon anzusehen war, daß sie irgendein Haar in der Flashmob-Suppe finden wollten. Doch dazu später mehr. Das Gros der Bullerei saß noch gegenüber der Weltzeituhr in drei Wannen neben einem Einsatz-Pkw. Zwei Zivten standen davor und starrten angestrengt zu uns herüber.

Gegen 15:20 Uhr hatten das bunte Schauspielerhäufchen sich in PozilistInnen- und DemonstrantInnen-Rollen eingeübt und die Action konnte losgehen. Die DemonstrantInnen begannen ihren Marsch lautstark um die Weltzeituhr, sofort von Kochlöffel und Monster-Tonfa schwingenden PozilistInnen, die den Demozug unbedingt stoppen wollten. Seitens der DemonstrantInnen gab's massive Gegenwehr aber letztlich mußten sie vor den gewalttätigen, gefährlich anzuschauenden PolzilistInnen kapitulieren. Sie wurden wie in Kopenhagen eingekesselt, brutalstmöglich festgenommen und mit auf den Rücken gefesselten Händen auf das kalte Straßenpflaster gesetzt. Es gab dann noch ein paar Scharmützel zwischen PozilistInnen und aufmüpfigen DemonstrantInnen. Ein besonders Widerborstiger wurde verprügelt, auf den Boden "geworfen" und von 4 PozilistInnen weggetragen. Wie gesagt, ganz so wie (nicht nur!) in Kopenhagen. Alle waren mit viel Eifer und Freude dabei, auch den PassantInnen gefiel, was die jungen Leute da vorführten. Allgemeines Schmunzeln also - - - bis, ja bis auf die echte Bullerei, dem Stolz des rotroten Senats und des bislang vergeblich nach (Auto-)Haßbrenner jagenden Innensenators Körting.

Ich sah nämlich so gegen 15:35 Uhr, wie zwei Beamte auf eine junge Frau am zum Lauti umfunktionierten Fahrradanhänger massiv einredeten und ahnte schon, jetzt glaubte die Einsatzleitung, das Haar in der Flashmob-Suppe gefunden zu haben, Denn zuvor während des gespielten Demospektakels war ein besonders eifriger Beamter zum Ort des "Demo"-Geschehens geeilt, ist hin und her gestapft, hat den "Protestzug" und besonders die Kochlöffel-PolzilistInnen mit weit aufgerissenen Augen ausgespäht, hat in sein Kragen-Mikro gesprochen und ist wieder von dannen geeilt. Auf meine freundliche Bemerkung, daß die Laienschauspielschar doch das reale Demogeschehen bemerkenswert realistisch spielten, drehte er mir den Rücken zu und redete wieder in sein Mikro. Auch gut, grinste ich in mich hinein.

Zurück zu den beiden Beamten am provisorischen Lauti und der jungen Frau: ich fragte den wortführenden Beamten, was ihr denn vorgeworfen würde. Er gab mir zur Antwort, daß sie wegen einer Ordnungswidrigkeit angezeigt würde, denn diese Veranstaltung sei angeblich in Wahrheit eine Demo, die nicht angemeldet worden wäre. Und er tue nur seine Pflicht. Ich lächelte ihn freundlich an und erklärte, okay, dann würde ich ab sofort eine Spontan-Demo anmelden, dann sei auch die vermeintliche Ordnungswidrigkeit vom Tisch. Der Flashmob laut Artikel 8 GG (1), siehe Details unten, sei beendet und ab jetzt ist es eben eine Spontandemo. Die Aktivitäten waren des Flashmob waren in der Tat auch weitgehend beendet, wie ich mich bei einem Blick zurück überzeugt hatte.

Die beiden Beamten gingen mit mir zum Einsatzleiter, einem Herrn Keese, der mich fragte, ob ich die Verantwortung für Ordnungswidrigkeiten dieser "Demo" auf mich nehmen wolle und dafür sorgen könne, daß, käme es zu Ausschreitungen oder kriminellen Handlungen seitens unserer Demo, auf die betreffenden Teilnehmer mäßigend einwirken könne. Da für mich klar war, daß die Frage nur meine angemeldete Spontandemo ab jetzt betreffen konnte, bejahte ich beide Fragen, denn die jungen Leute waren definitiv zu keiner Zeit auf eine von Herrn Keese angedeutete Randale aus. Ich sprach Herrn Keese nochmal wegen Ordnungswidrigkeiten an und fragte ihn, welche denn das momentan sein könnten. Eilfertig zeigte jener inzwischen hinzu getretene Beamte, der mir vorhin auf meine Bemerkung mit der realistischen Darstellung der PozilistInnen bei ihrer Einkesselung der gespielten Demo unwirsch den Rücken zugedreht hatte, auf eine Pozilistin, die - schlimm schlimm - einen richtigen Stahlhelm trüge. Ich mußte über seine "Beobachtungsgabe" lachen und meinte, das sei doch bestenfalls ein Kunststoffhelm, eine Theaterrequisite. Aber ich würde das sogleich in meinem vor ein paar Minuten angetretenen Amte als Spontan-Demo-Verantwortlicher klären und den Helm zur Begutachtung herbeischaffen. Gesagt, getan, der Helm war, wie auch anders, aus Kunststoff - aber die Herren Einsatzleiter ließen sich von meinem Feixen nicht anstecken sondern starrten leicht bedröppelt erst auf den Helm, wobei der Helmausspäher einen scharfen Blick seines Vorgesetzten, Herrn Keese, hinnehmen mußte, klopften drauf, und machten auf uninteressiert.

Weitere Erklärungen oder Hinweise durch Herrn Keese gab es nicht. Meine Personalien wurden aufgenommen und ich ging zu meinen nunmehrigen "DemonstrantInnen" zurück, knipste noch eine letzte persiflierende PozilistInnen-Aktion und danach meldete ich dem Einsatzleiter, Herrn Keese, daß die kurze Spontandemo nunmehr beendet sei. Ich war also keine 5 Minuten lang Spontan-Demo-Anmelder. Als ich deswegen Herrn Keese erklären wollte, daß davor ein anmeldungsfreier Flashmob stattgefunden habe, wehrte er ab und meinte lapidar, das könne ich dann dem Richter erzählen. Freundlich fragte ich ihn, was er damit meine. Ebenso freundlich antwortete er mir, gegen mich laufe nun eine Ordnungswidrigkeits-Anzeige, da ich mich als Verantwortlicher einer nicht angemeldeten Demo zu erkennen gegeben habe.

Gerade noch konnte ich einen Autofahrergruß unterdrücken, stattdessen grinste ich ihn an und meinte, er hätte ja zuvor meinen Presseausweis gesehen, nun wisse ich endlich, was für einen Bericht ich zu meinen Fotos schreiben könne. Fröhlich feixend verabschiedete ich mich dann von den Herren der Einsatzleitung, die da wohl ernsthaft zu glauben scheinen, sie könnten mich über den Löffel balbieren.

Zum Abschluß noch der Wortlaut des Artikel 8 GG:

(1) Alle Deutschen haben das Recht, sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln.

(2) Für Versammlungen unter freiem Himmel kann dieses Recht durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes beschränkt werden.

Angemeldet werden muß eine Versammlung, die einen politischen Inhalt transportiert, z. B. auf einer Demo, daher sind Flashmobs wie der unsere anmeldungsfrei gemäß Art. 8 (1) GG. Mal sehen, ob die Justiz Herrn Keese folgt. Ich werde dann ggfs. berichten.

Bernd Kudanek




58 Fotoimpressionen

Sämtliche Demo-Fotos dürfen bei namentlicher Nennung des Knipsers und Angabe der Quelle gerne für nichtkommerzielle Zwecke heruntergeladen, gespeichert und weiterverbreitet werden.

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taz-Reporterin beim Interview

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wer nimmt den Monster-Tonfa

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diese Pozilistin mit Stahlhelm-Atrappe bewaffnet sich mit dem Monsterknüppel

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Monster-Tonfa in Aktion

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in allen Variationen

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Fahrradanhänger, umfunktioniert als Lauti

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019 -
die Pozilei will den Demostart unterbinden

020 -
die DemonstrantInnen haben sich erstmal durchgesetzt, werden aber links und rechts von der Pozilei bedroht

021 -
die Pozilei geht zum Angriff über

022 -
die Demo wird brutalstmöglich gestoppt

023 -
nach Festnahme und Fesselung der Hände auf den Rücken müssen die DemonstrantInnen sich auf das kalte Straßenpflaster setzen - ganz wie in Kopenhagen

024 -
die PozilistInnen triumphieren

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die eingekesselte Demo

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029 -
ein Demonstrant wird mit dem Monster-Tonfa zu Boden "geprügelt", Pozileihund Barry ist bereit, um ggfs. Beiß-Unterstützung zu leisten

030 -
"verprügelter" Demonstrant wird weggeschleppt

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Barry und seine zweibeinigen KollegInnen bewachen die schlimmen DemonstrantInnen

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Hilferuf über indymedia

035 -
immer wieder streßt die Pozilei

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der echte Polizist hat eine PozilistIn mit einem, wie er meint, echten Stahlhelm erspäht und dies sofort per Kragen-Mikro weitergemeldet

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038 -
jetzt kommen die PozilistInnen in Bedrängnis

039 -
das Ganze wird aus sicherer Deckung von den echten Polizisten beäugt

040 -
und schon haben sich zwei Pozilistinnen mit Pozileihund Bella bei ihren echten KollegInnen eingereiht

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049 -
und wieder eine brutale "Festnahme" durch die Pozilei

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gerade soll eine Mitstreiterin aus dem Flashmob wegen angeblicher Ordnungswidrigkeit belangt werden, die Umstehenden können 's gar nicht glauben

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nach dem Knipsen dieses Fotos erkläre ich dem wortführenden Beamten, daß ich ab jetzt eine Spontan-Demo anmelde

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hier die letzte Aktion der nunmehrigen Spontan-Demo

053 -
schnell nochmal eine Demokette gebildet, damit die PozilistInnen niemanden mehr rausgreifen können

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doch die PozilistInnen stressen weiter

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ein letztes Mal werden die DemonstrantInnen "festgenommen" und müssen sich auf's kalte Pflaster setzen

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gleich haben Spiel und Spaß (mit bitterernstem Hintergrund!!!) ein Ende

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noch ein letztes Mal ein freundschaftlicher Hieb mit dem Monster-Tonfa

058 -
das war's dann, hat allen großen Spaß gemacht - ausgenommen der offenkundig humorlosen echten Polizeiführung im Hintergrund oben links.





Es ist allerhöchste Zeit, Art. 1, Abs. 1 und Art. 20, Abs. 4, GG, Geltung und Wirkung zu verschaffen!


[editiert: 16.12.09, 06:10 von bjk]
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