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Ernst Thälmann wäre am 16. April 123 Jahre alt geworden,

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bjk

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New PostErstellt: 25.04.09, 19:07  Betreff:  Ernst Thälmann wäre am 16. April 123 Jahre alt geworden,  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen

wenn ihn nicht am 17. August 1944 die SS im KZ Buchenwald ermordet hätte.

Der Mörder war nach Zeugenaussagen der SS-Hauptscharführer Wolfgang Otto. Wie viele andere Naziverbrecher wurde auch er trotz Verurteilung zu 20 Jahren Haft im Kriegsverbrecherprozeß schon am 6. März 1952 in der reaktionären, naziversteherischen Adenauer-Republik als Beamter auf Probe und dann 1957 auf Lebenszeit übernommen. Unter anderem zwei katholische Pfarrer hatten sich für ihn eingesetzt. Quelle: http://www.humanistische-union.de/index.php?id=780&type=123&tx_ttnews[sViewPointer]=1&tx_ttnews[pointer]=15&tx_ttnews[backPid]=1733&tx_ttnews[tt_news]=4115&cHash=ed62b98f9d



hier seine Vita, kopiert aus: http://www.kommunisten.ch/index.php?article_id=194

Ernst Thälmann (1886-1944)


Ein nie gebrochener Führer seiner Klasse


Vor 122 Jahren, am 16. April 1886, wurde Ernst Thälmann in Altona (damals eigenständige Stadt) geboren. Nach Schulabschluss arbeitete er im elterlichen Kleinstbetrieb – seine Eltern hatten einen Grünzeug- und Kohlehandel –  dann als Hafenarbeiter, fuhr als Heizer zur See und als Transportarbeiter. Mit 17 Jahren (1903) trat er in die SPD ein, mit 18 in die Gewerkschaft.

1915 wurde er zum Kriegsdienst im Ersten imperialistischen Weltkrieg gezwungen. Als er 1917 von der Front zurück kehrte, ging er zur USPD. Er war Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrates in Hamburg. Im März 1919 wurde er Vorsitzender der USPD in Hamburg und Mitglied des Hamburger Rates (Bürgerschaft). Im November 1920 schlossen sich – auf Betreiben Ernst Thälmanns – 98% der Mitglieder der USPD der KPD an. In der KPD wurde Thälmann schnell in die Führung gewählt. Bereits im Dezember 1920 gehörte er dem Zentralausschuss der KPD an, im Sommer 1921 war er deutscher Delegiertes beim III. Weltkongress der Kommunistischen Internationale (Komintern). Dort lernte er noch Lenin kennen.

Vom 23. bis 25. Oktober 1923 erhoben sich in Hamburg die Arbeiter, Thälmann stand an der Spitze des Aufstandes. Die damalige Parteiführung der KPD unter Brandler und Thalheimer hatte den Aufstand behindert. Thälmann schrieb zum Hamburger Aufstand im Zentralorgan der KPD im Jahr 1925:

    „Unsere Partei als Ganzes war noch viel zu unreif, um diese Fehler der Führung zu verhindern. So scheiterte im Herbst 1923 die Revolution am Fehlen einer ihrer wichtigsten Voraussetzungen: dem Bestehen einer bolschewistischen Partei.“1

Im Sommer 1924 wurde er auf dem V. Weltkongress der Komintern in das Exekutivkomitee und kurze Zeit später ins Präsidium gewählt. Am 1. Februar 1925 wurde Ernst Thälmann Vorsitzender des Roten Frontkämpferbundes und am 1. September des Jahres Vorsitzender der KPD.

Die KPD unter Ernst Thälmann war die einzige Partei in Deutschland, die konsequent gegen den Faschismus kämpfte. Die Sozialdemokraten dagegen paktierten mit den bürgerlichen Parteien und unterstützten bei den Reichspräsidentenwahlen 1932 im 2. Wahlgang sogar Hitlers späteren Steigbügelhalter Paul von Hindenburg.

Bei den Reichstagswahlen 1932 stellte die SPD die KPD sogar auf eine Stufe mit den Nazis.2 Die KPD forderte die Sozialdemokraten und die sozialdemokratischen Führer der Gewerkschaften auf, mit einem Generalstreik die Provokation der Reaktion zu beantworten. Heute sagen viele Historiker, dass das damals die letzte Chance gewesen wäre, die Machtergreifung der Nazis zu verhindern. Die Sozialdemokraten aber verwiesen auf die Reichstagswahlen am 6. November 1932. Dort verloren sie aber massiv Stimmen, die NSDAP wurde stärkste Partei im Reichstag und Göring Reichstagspräsident. Am 30. Januar 1933 war dann Hitler Reichskanzler.

Kurz nach der Machtergreifung der Faschisten fand im Sporthaus Ziegenhals bei Berlin die letzte Konferenz der KPD statt, auf der Ernst Thälmann sprach. Thälmann forderte eine Volksfront aller demokratischen und sozialistischen Kräfte und einen Generalstreik gegen Hitler. Aber wieder war es die SPD, die sich legalistisch verhielt und damit eine Chance vertat, Hitler zu stürzen. Der damalige SPD-Vorsitzende bejammerte auf der Sitzung des Reichstags, bei der das Ermächtigungsgesetz beschlossen wurde, das harte Vorgehen der Nazis gegen Sozialdemokraten, strich aber kampflos die Fahne.

Am 3. März 1933 wurde Ernst Thälmann verhaftet und bis 1944 in verschiedenen Gefängnissen eingekerkert. Einen Prozess gegen ihn wagten die Nazis nicht zu machen. Sie hatten aus dem Desaster des Reichstagsbrand-Prozesses ihre Lehren gezogen. Da hatte Georgi Dimitroff Hermann Göring faktisch der Weltöffentlichkeit vorgeführt und als den wahren Brandstifter entlarvt. Ein zweites Mal wollten sie das nicht wagen.

Am 17. August 1944 wurde Ernst Thälmann in Keller des Krematoriums im KZ-Buchenwald ermordet und sofort von der SS verbrannt.

Die Häftlinge des Sonderkommando im Krematorium hatten in der Nacht strickt Befehl, in ihre Unterkünfte zu gehen. Trotzdem versteckte sich einer hinter einem Kohlenhaufen und erfuhr so, wer der Ermordete – und auch, wer der Mörder war.

Der polnische Häftling Marian Sgoda berichtete:

„Ich konnte den Gefangenen nur von hinten sehen. Er war groß, breitschultrig und hatte eine Glatze. Ich sah dies, da er keinen Hut trug. Inzwischen waren auch die SS-Leute Berger, Otto, Stobbe und Hofschulte aus dem Krematorium gekommen und flankierten sich an der Eingangstür desselben nach dem Hof zu. Die Zivilisten ließen ihren Gefangenen vorgehen. In dem Augenblick, wo der Gefangene das Spalier der vier angeführten SS-Leute passiert hatte und den Gang des Krematoriums betrat, fielen hinter ihm vom Hof her drei Schüsse. Hierauf begaben sich die draußen gestandenen SS-Leute und die zwei Zivilisten in das Krematorium und schlossen die Tür hinter sich. Etwa drei Minuten später fiel im Krematorium ein vierter Schuß.”3

Nach dem Krieg identifizierte er den SS-Hauptscharführer Wolfgang Otto als den Mörder. Auf Betreiben der Tochter Ernst Thälmanns und nach mehreren vergeblichen Versuchen wurde Otto noch 1987 der Prozess gemacht. Aber der ging aus, wie die meisten Prozesse an westdeutschen Gerichten gegen Nazi-Verbrecher: Otto wurde letztlich frei gesprochen. Am 15. Mai 1986 (!) wurde Wolfgang Otto zwar zu vier Jahren Haft wegen Beihilfe zum Mord an Ernst Thälmann verurteilt. Der Bundesgerichtshof hob das Urteil aber auf. Wolfgang Otto wurde in letzter Instanz freigesprochen.4

Otto war in Nordrhein-Westfalen als Volksschullehrer am Niederrhein tätig gewesen und lebte auch nach seiner Pensionierung dort, da verzehrte er auch seine Beamtenpension – er war ja ein unbescholtener Mann.
Thälmann starb ungebrochen, er gehört in eine Reihe mit den großen Führern des deutschen Proletariats:
August Bebel, Wilhelm Liebknecht, Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und Ernst Thälmann.

Er ist einer der unzähligen Märtyrer der gerechten kommunistischen Sache weltweit.

G. A.

Fussnoten:

1 Ernst Thälmann: Die Lehren des Hamburger Aufstandes, 23. Oktober 1925

2 zum Beipiel im Plakat gegen Papen, Hitler, Thälmann

3 “Siehe: VVN-BdA

4 Siehe ebenda

Quelle/Volltext:

Dieser von uns leicht gekürzte Artikel von Günter Ackermann erschien am 15.04.2008 zum 122. Geburtstag von Ernst (Teddy) Thälmann auf Kommunisten-online: Ein nie gebrochener Führer seiner Klasse








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bjk

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New PostErstellt: 25.04.09, 19:13  Betreff:  Re: Ernst Thälmann wäre am 16. April 123 Jahre alt geworden,  drucken  weiterempfehlen

deshalb fanden am Sonntag, 18. April, Kundgebungen in der Ernst-Thälmann-Gedenkstätte Ziegenhals und am Ernst-Thälmann-Denkmal in Berlin-Prenzlauer Berg mit jeweils mehreren hundert BesucherInnen statt.

Am vergangenen Donnerstag, den 23. April, wurden zu Ehren Ernst Thälmanns ausgesuchte Lesungen unter dem Motto "Antifaschismus bei Licht betrachtet!" veranstaltet. Der Beginn war für 20 Uhr angesagt, Mitwirkende waren u. a. Heinrich Fink, Dr Seltsam, Heinz Schmidt sowie Gina Pietsch & Uwe Streibel.

Mit Einsetzen der Dämmerung wurde die Lesung eröffnet (Bild 11). Der Entertainer und Conferencier, Dr. Seltsam, las aus der jüngsten "Geschichte" der Ernst-Thälmann-Gedenkstätte Ziegenhals und den überaus merkwürdigen Umständen des Skandal-Verkaufs dieser Gedenkstätte ausgerechnet an einen Kommunistenhasser, der gerichtlich hat untersagen lassen, seinen Namen öffentlich zu nennen. Dr. Seltsam bezeichnete ihn deshalb maliziös nur als Herrn Rrrrrrrrrrrrrrrr und ließ beim rollenden Rrrrrrrrrrrrrrrr stets den Vokal weg. Der gerichtlichen Verfügung war damit Genüge getan - und alles griente jedesmal wissend und verständnisvoll. Das gesamte Areal der geschichtsträchtigen denkmals- und umgebungsgeschützten Gedenkstätte ist übrigens knapp 5.000 qm groß und wurde 2002 von einem Spitzenbeamten des Landes Brandenburg - man staune und empöre sich - für ca. 86.000 Euro "verkauft" bzw. verschleudert!

Besagter Topbeamte, Herr Rrrrrrrrrrrrrrrr, will die Gedenkstätte abreißen lassen und mit möglichst hohem Profit, von mindestens 300.000 Euro ist die Rede, wiederverkaufen. Die Gedenkstätte ist deshalb in größter Gefahr, Details aller Sauereien um die Gedenkstätte sind nachzulesen unter http://www.dkpbrandenburg.de/index.php?id=130

Nach Dr. Seltsam gab es weitere, engagiert vorgetragene, teils sehr bewegende Lesungen durch Interpreten wie Heinz Schmidt in freier Rede, Heinrich Fink und andere. Mittlerweile war aus der Dämmerung längst Großstadt-Nacht geworden und das Thälmann-Denkmal wurde angestrahlt. Wegen der gelungenen Improvisation mit einfachsten Mitteln entstand eine geheimnisvolle Atmosphäre.

Das war DER Augenblick für den Auftritt der wunderbaren Gina Pietsch, ausdrucksstarke Chansonette und DIE Brecht-Interpretin schlechthin, zusammen mit Uwe Streibel, einem großartigen Piano-Virtuosen. Die beiden Künstler haben uns teilweise auch mit russischen Liedern dermaßen verzaubert, daß Gina erst nach Zugaben das "Podium", den Denkmal-Granitsockel, gegen 22 Uhr verlassen "durfte". Es war eine grandiose Vorstellung in beinahe märchenhafter Atmoshäre. Und es war ein würdiger Abschluß zu Ehren Ernst Thälmanns 123stem Geburtstag.

Bernd Kudanek alias bjk



Impressionen rund ums Thälmann-Denkmal


Sämtliche Demo-Fotos dürfen übrigens gerne bei namentlicher Nennung des Knipsers und Angabe der Quelle für nichtkommerzielle Zwecke heruntergeladen, gespeichert und weiterverbreitet werden.


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Ernst-Thälmann-Denkmal an der Greifswalder Straße in Berlin-Prenzlauer Berg gegen 20 Uhr

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CD's mit Gina Pietsch

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die antifaschistische Lesung zu Ehren des 123. Geburtstags von Ernst Thälmanns ist eröffnet

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EntertainerphilosophDr Seltsam am Mikro

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Prof. Heinrich Fink, unter anderem aktives Mitglied im VVN-BdA e.V. Berlin im Gespräch mit Dr. Seltsam

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Heinz Schmidt, Vorstand des Freundeskreis "Ernst-Thälmann-Gedenkstätte" e.V.

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Wir haben nie zu kämpfen aufgehört
Vergeßt uns niemals


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Antifaschismus bei Licht betrachtet!

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Genosse der FDJ am Mikro

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der Kampf der Väter und Großväter ist in die Hände der jungen GenossInnen gelegt

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schnell noch das Mikro gerichtet, dann kann Prof. Heinrich Fink seine Lesung beginnen

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Alles lauscht Heinrich Fink, auch Gina Pietsch, Bildmitte, sechste von rechts

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Gina - mehr Worte braucht's nicht!

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Gina Pietsch & Uwe Streibel, zwei sich großartig ergänzende Künstler, die immer aufs Neue ihr Publikum zu fesseln vermögen

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Gina hat uns alle verzaubert




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New PostErstellt: 16.04.11, 20:54  Betreff: 16.04.2011 - Ernst Thälmanns 125. Geburtstag - Kundgebung in Berlin  drucken  weiterempfehlen


35 Fotoimpressionen





Sämtliche Demo-Fotos dürfen bei namentlicher Nennung des Knipsers und Angabe der Quelle für nichtkommerzielle Zwecke gerne heruntergeladen, gespeichert und weiterverbreitet werden.


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14:20 Uhr, die Kundgebung hat bereits angefangen

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Dieter Rolle, DKP Berlin

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Moderator Max Renkl (links) vom Freundeskreis ETG und Bert Karagan (rechts)

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Ellen Brombacher, Die Linke, Kommunistische Plattform

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Patrick Köbele, DKP Essen

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Blumengebinde zu Ernst Thälmanns 125. Geburtstag

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zum Abschluß und zu Ehren Thälmanns wird noch die Internationale angestimmt

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und mit Rotfrontgruß gemeinsam gesungen





... ich tue was Linke tun, Ungerechtigkeit bekämpfen!
von Yossi Wolfson


[editiert: 16.04.11, 21:36 von bjk]
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New PostErstellt: 16.04.11, 21:30  Betreff: 16.04.2011 - Ernst Thälmanns 125. Geburtstag - Kundgebung in Berlin  drucken  weiterempfehlen

gelesen in: http://www.jungewelt.de/2011/04-16/029.php



»Mit Fäusten und gesundem Verstand«

Geschichte. Zum 125. Geburtstag des Antifaschisten und KPD-Vorsitzenden Ernst Thälmann


Von Eberhard Czichon und Heinz Marohn


Mit Ernst Thälmann bekam die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) ihren populärsten Führer. Er war ihr Vorsitzender von 1925 bis zu seiner Ermordung 1944. Thälmann, der langjährige Gewerkschaftsfunktionär, hatte sich das Vertrauen der Kommunistinnen und Kommunisten in den Klassenkämpfen der nachrevolutionären Jahre erworben.

Von 1903 an gehörte Thälmann der Hamburger Sozialdemokratischen Partei an. Ein Jahr später wurde er Mitglied des Zentralverbandes der Handels-, Transport- Verkehrsarbeiter Deutschlands. Hier trat er für den politischen Massenstreik und die Interessen seiner Kolleginnen und Kollegen in Lohnverhandlungen mit den Unternehmern ein. Im Deutschen Transportarbeiterverband baute er eine Jugendsektion auf. Als er sich für den 1.Mai als Kampftag der Arbeiterklasse engagierte, geriet er zunehmend in Auseinandersetzung mit dem aufkommenden Opportunismus. So stand er schon vor 1914 auf der Seite der Linken.

Die Zustimmung der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion zu den Kriegskrediten 1914 und seine Erfahrungen in den Schützengräben der Westfront prägten seine politische Entwicklung entscheidend. 1918 nach Hamburg zurückgekehrt, wo seine Frau Rosa wohnte, trat er der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD) bei und nahm seine aktive politische Arbeit, auch in der Gewerkschaft, wieder auf. Nach der Novemberrevolution in die Hamburger Bürgerschaft gewählt, trat er kämpferisch und schlagfertig den mit dem Bürgerblock agierenden Reformisten entgegen. Er blieb hartnäckig darum bemüht, ihnen für die Hamburger Arbeiterschaft, besonders für die Hafenarbeiter, bessere Lebensbedingungen abzutrotzen.


Ehrlicher Arbeiter

Thälmanns Vater hatte seinen Sohn keinen Beruf erlernen lassen, so blieb er zunächst Gelegenheitsarbeiter und Kutscher. Vor allem aber war er Autodidakt. In der Gewerkschaft, in Auseinandersetzungen mit den Unternehmern und in der Hamburger Bürgerschaft erlernte er Fähigkeiten für den Klassenkampf. Arbeitslos, als Notstandsarbeiter, Angestellter des Arbeitsamtes oder als Gewerkschaftsvertreter in einer Abwrackwerft, nie nahm er bis 1925 eine bezahlte politische Funktion an. Im Dezember 1924 wurde er in den Deutschen Reichstag gewählt und blieb Mitglied bis 1933.

Der Gewerkschafter hat es sich nicht leicht gemacht mit dem Kommunismus. Mit der Hamburger USPD trat er der KPD erst im Dezember 1920 bei. Der Arbeiter glaubte den Intellektuellen in der Partei nicht und stritt sich oft mit ihnen. Auf dem III. Weltkongreß der Kommunistischen Internationale 1921 widersprach er auch Lenin und wurde von Leo Trotzki als ehrlicher Arbeiter und Kommunist gelobt.1

Diese Meinung hatte auch der langjährige Vorsitzende des Exekutivkomitees (EKKI) der Kommunistischen Internationale, Grigori Sinowjew, von ihm. Ehrlich war Thälmann und blieb es, doch als Kommunist mußte er noch reifen. Thälmann kannte die Rückständigkeit in der Sowjet­union, aber auch den Elan der sowjetischen Arbeiter, der ihn überzeugte. Er las Lenins Schriften, soweit sie übersetzt vorlagen, oftmals in der Nacht und diskutierte über sie mit Genossen. Wann immer es galt in Hamburg zu demonstrieren, Thälmann marschierte in der ersten Reihe. Er war ein Kämpfer.

1925 regte Sinowjew an, ihn, den Arbeiter, zum Vorsitzenden der KPD zu wählen. Der Partei gehörten zu dieser Zeit in der Mehrheit Facharbeiter an, von denen die meisten ebenso wie er im Ersten Weltkrieg in den Schützengräben gekämpft hatten und die sich von den Sozialdemokraten verraten fühlten. Viele von ihnen hatten 1920 in der Ruhrarmee, im März 1921 in Mitteldeutschland und 1923 in Thüringen und Sachsen gegen die von Sozialdemokraten eingesetzten Truppen der Reichswehr mit dem Gewehr in der Hand gekämpft, als die Reichswehr die Linksregierungen der Kommunisten und linken Sozialdemokraten verjagte.2

Nicht wenige von ihnen waren in diesen Kämpfen zu Kommunisten geworden. Als Thälmann vorgeschlagen wurde, sie in die weiteren, nunmehr nicht mehr militärischen, Kämpfe gegen den deutschen Imperialismus bei dessen Stabilisierung zu führen, stellte er Bedingungen; er legte dem Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale ein Konzept vor, das sein Credo blieb: Es gilt, mit der KPD die Mehrheit der Arbeiterklasse zu erobern – und damit war er wieder bei Lenin.3

An der Spitze der deutschen Kommunisten kämpfte Thälmann als Vorsitzender des Roten Frontkämpferbundes frühzeitig gegen die militaristischen Organisationen in und außerhalb der Reichswehr, der Brutstätte der späteren Hitler-Partei. Er formierte die revolutionäre Arbeiterpartei zu einer Kampforganisation ihrer Klasse. Sie sollte nicht eingebunden werden in das System der staatstragenden Parteien der Weimarer Republik wie die Sozialdemokratische Partei. Kommunismus, so verstand Thälmann dessen Werte und Ziele, war revolutionär. Doch er hatte beim Hamburger Oktoberaufstand 1923 und in Lenins Schriften gelernt, daß es nicht möglich war, ohne die Unterstützung der Massen der Arbeiterklasse und der sozial mit ihr verbundenen Schichten die kapitalistische Gesellschaft umzugestalten.

Thälmann blieb in der Funktion des Vorsitzenden der KPD und ab 1926 als Mitglied des Exekutivkomitees (EKKI) der Kommunistischen Internationale immer der Arbeiter mit »Fäusten und einem gesunden Verstand« (Heinrich Mann). Auch wenn Clara Zetkin ihn nicht immer verstand, blieb sie diszipliniert in der Partei der Kommunisten. Sie kritisierte ihn, und diese Kritik war ein wichtiges Moment der Meinungsbildung, im EKKI ebenso wie im Politbüro, Entscheidungen zur politischen Führung aus einer Diskussion heraus zu gewinnen. Thälmann wuchs im Prozeß der Meinungsbildung und des täglichen politischen Kampfes. Er war kein Theoretiker, dazu fehlte ihm die Ausbildung. Aber er verfügte über »ein außerordentlich feines Gefühl« (Wilhelm Pieck) für die Stimmung der Massen, für deren Wünsche und Forderungen. Er besaß die Fähigkeit, ihre Erwartungen in Losungen der Partei umzusetzen.4 Nicht immer haben seine Mitkämpfer ihn verstanden, und die Partei machte bei ihren taktischen Entscheidungen auch Fehler. Doch Thälmann diskutierte stets mit Arbeitern auf den Zechen im Ruhrgebiet wie im Hamburger Hafen oder bei den Maschinenbauern in Berlin. Und er merkte in solchen Diskussionen sehr schnell, wenn die Kommunisten Fehler begangen hatten. Oft war er der erste, der Irrtümer erkannte und dafür eintrat, sie schnell zu korrigieren. Doch es gelang nicht immer, strategische Fehler zu überwinden.


Wissen im Klassenkampf

Als Reichstagsabgeordnete war Thälmann ein überzeugender Redner. Selbst wenn in den Massenveranstaltungen seine Sätze nicht immer vollständig waren, so verstand er es doch, seine Zuhörer in seinen Bann zu ziehen. Wenn er auftrat, waren die Säle voll, in München wie in Sachsen, in Berlin oder Dortmund. Und nicht nur die Kommunistinnen und Kommunisten kamen. Parteilose, Arbeiter wie Angestellte, erhofften von ihm Auskunft darüber, wie die KPD ihre Interessen vertreten will. So gewann die Partei oft mehr Mitglieder, als ihre Zellen in der Partei halten konnten. Trotz der Fluktuation hatte die Partei bis 1933 360000 Mitglieder. Sie hatte nach 1925 fast 230000 Mitglieder gewonnen. 4,8 Millionen Wähler stimmten am 6. November 1932 für die KPD, darunter viele Arbeitslose.

Thälmann, der in allen Wahlgängen auf Tour ging, nutzte diese Reisen dazu, um in den Kreisen mit Funktionären über die Lage vor Ort zu diskutieren. Oft übernachtete er bei Genossen und lernte so vielfach ihre Lebensbedingungen kennen. Doch nicht alle Mitglieder der KPD waren schon Kommunisten. Das wußte der Parteivorsitzende. Daher unternahm die Parteiführung mit Thälmann große Anstrengungen, um die Parteiorganisationen an der Basis zu festigen, damit sie die neu Aufgenommenen in die politische Arbeit der Wohn- und Betriebszellen integrieren konnten. Kommunist wird man nicht mit dem Eintritt in eine kommunistische Partei, sondern im Klassenkampf mit der Partei und durch das Bewußtsein, wie man sich in diesem Kampf verhält. Thälmanns Bestreben war, langjährigen wie neuen Parteimitgliedern die Erkenntnisse und Lehren des Marxismus-Leninismus zu vermitteln, sie mit der Geschichte der Arbeiterbewegung und ihres Kampfes gegen Unterdrückung und Ausbeutung vertraut zu machen. Er selbst las in seiner knapp bemessenen Freizeit viel, wie seine Frau berichtete. Gemeinsam mit Hermann Duncker entstanden die Marxistische Abendschule und das System der Parteischulung. Thälmann legte Wert auf politische Bildung, denn nur so konnte sich im Klassenkampf der Kommunist herausbilden, der in der bürgerlichen Realität in der Lage war, dem Klassengegner Widerstand entgegenzusetzen und nicht dessen Propaganda zu unterliegen.

Ein hohes politisches Wissen war notwendig, zur Bestimmung kommunistischer Strategie und Taktik. Nicht nur für die Funktionäre, aber auch für sie. Das zeigte sich am Beispiel der Beurteilung der Zusammenarbeit sozialdemokratischer Funktionäre mit dem bürgerlichen Staatsapparat. Zwar hatte Clara Zetkin schon 1923 den Faschismus als die stärkste und konzentrierteste Form der Generaloffensive der Weltbourgeoisie eingeschätzt5, doch Grigori Sinowjew revidierte diese Einschätzung 1924 und bezog nun den Faschismusbegriff auf die Zusammenarbeit der Sozialdemokratie mit dem reaktionären Staatsapparat. Stalin griff dann diese Formel auf. Angesichts des Verhaltens vieler sozialdemokratischer Beamter fand eine solche Einschätzung in der KPD zunehmend Gehör und konnte nicht überwunden werden. Sie wurde noch verstärkt, als der sozialdemokratische Polizeipräsident von Berlin als einziger Polizeipräsident Deutschlands 1929 die traditionelle 1.-Mai-Demonstration verbot und auf die dennoch demonstrierenden Arbeiter schießen ließ. Es gab 32 Tote.6

Eine Blutspur war so zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten entstanden, vom Mord an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht bis zu diesem Arbeitermord, für den sozialdemokratische Führer verantwortlich waren. Das war um so dramatischer, als sich bis 1930 die Formierung einer faschistischen Fraktion im Monopolkapital um Fritz Thyssen und Albert Vögler herauszubilden begann, die ihre politische Vertretung zunehmend in der Hitler-Partei fand, der es im September 1930 gelang, von einer Splitterpartei zur zweitstärksten Reichstagsfraktion emporzuschnellen.


Verhärtete Fronten

Und noch andere Gegensätze trennten beide Arbeiterparteien. Da war ihr Verhältnis zu den Gewerkschaften. Thälmann, der sich schon vor 1914 für eine revolutionäre Gewerkschaftspolitik engagiert hatte, unterstützte jene Kräfte in den freien Gewerkschaften, die sich gegen Lohnabbau für Streikkämpfe einsetzten. Das waren vielfach Kommunisten. Sie wurden nicht nur von den Unternehmern bei Streiks entlassen, sondern oftmals auch von den rechten Führern aus den Gewerkschaften ausgeschlossen. Es war verständlich, daß der Zorn unter den kämpferischen Arbeiterinnen und Arbeitern groß war. Stalins Losung von den Sozialfaschisten wurde unter ihnen populär. Und dennoch war sie falsch. Der Klassencharakter beider Bewegungen, von Sozialdemokraten und Faschisten, war gegensätzlich, auch wenn sich einzelne Erscheinungsformen ähnelten.

Es gelang Thälmann nicht, diesen grundsätzlichen Unterschied zu analysieren. Doch er warnte davor, die reformistischen Führer, die Regierungsbeamten der SPD, mit den sozialdemokratischen Mitgliedern gleichzustellen. Er war auch dagegen, die aus den Gewerkschaften ausgeschlossenen Arbeiter in neue, rote Gewerkschaften zusammenzufassen und rang darum, die Arbeit der Kommunisten in den Gewerkschaften zu verstärken. Thälmann blieb grundsätzlich dagegen, ohne Not die freien Verbände zu verlassen. In den Betrieben, so war seine Orientierung, sollten die Kommunisten die unorganisierten Arbeiter mit den organisierten im Kampf um ihre Rechte zusammenführen.

Trotz der wachsenden faschistischen Bewegung blieb die sozialdemokratische Führung bei ihrer Orientierung auf die Kooperation mit den Regierungsparteien und lehnte eine Zusammenarbeit mit den Kommunisten gegen den erstarkenden Faschismus ab. Ihr Parteivorsitzender Otto Wels sprach bei der Eröffnung des Leipziger Parteitages der SPD 1931 davon, daß die Kommunisten und Faschisten Zwillingsbrüder seien.7 Rotlackierte Faschisten beschimpfte der Vorwärts Kommunistinnen und Kommunisten.

Thälmann war als Kommunist auch ein solidarischer Internationalist. Er war eng verbunden mit der UdSSR und überzeugt, daß die deutsche Arbeiterklasse keinen militärischen Überfall auf sie zulassen würde. Auch die bürgerliche chinesische Revolution fand seine volle Unterstützung. Er studierte sehr genau die Taktik der chinesischen Kommunisten. Als Leninist verstand der KPD-Vorsitzende den Unterschied zwischen einer Revolte und dem Augenblick einer revolutionären Situation, und er warnte immer davor, das Verhältnis der Klassenkräfte falsch einzuschätzen.

Thälmann hat es 1931 entschieden abgelehnt, den deutschnationalen Volksentscheid gegen die sozialdemokratische Preußenregierung zu unterstützen. Er wurde im EKKI ebenso überstimmt, wie sich Solomon Losowski als Leiter der Roten Gewerkschaftsinternationale gegen ihn in der Frage der Gründung eigener kommunistischer Gewerkschaften durchsetzen konnte. In der Weltwirtschaftskrise vermochte es der KPD-Vorsitzende nicht, dazu aufzurufen, die Republik gegen die anstürmenden Faschisten zu verteidigen. Er hätte wohl einen solchen Schritt auch nicht der Mehrheit seiner Wähler vermitteln können. Die Fronten waren zu verhärtet. Wie das Protokoll der Sitzung des Parteiausschusses der SPD vom 30.1.1933 ausweist, lehnte die Mehrheit dieses Gremiums ein Zusammengehen mit der KPD noch ab, als Hitler schon Reichskanzler geworden war. Auch die sozialdemokratische Reichstagsfraktion, die am 21. März Hitlers außenpolitischem Programm zustimmte, protestierte nicht, als die Nazis die kommunistischen Reichstagsmandate kassierten.

Da aber war Thälmann schon verhaftet, gegen Recht und Gesetz. Auf seine Immunität pfiff die Politische Polizei der noch bestehenden Weimarer Republik. Den siebeneinhalb Jahren Arbeit an der Spitze der KPD folgten elf Jahre Haft in faschistischen Zuchthäusern. Einen Prozeß gegen ihn wagte die Justiz nicht, aus Furcht, sich zu blamieren. So blieb Thälmann eingesperrt, und seine Genossen vermochten es nicht, ihn zu befreien. Der Häftling trug sein Schicksal mit Fassung und ungebeugt. Bis 1938 konnte er noch eine relativ stabile Verbindung mit der Parteiführung aufrechterhalten. Der Gestapo gelang es nie, in sie einzudringen. Auch dann nicht, als der Kurier verhaftet wurde. Der täuschte sie und entwischte ihr. Bis 1941 hat Thälmann noch Briefe an die Komintern gerichtet, die seine Frau über die sowjetische Botschaft in Berlin beförderte. Es sind Dokumente, die seine gewachsene Fähigkeit zur gründlichen Analyse beweisen.


Haft und Mord

Überhaupt sind die Haftjahre Thälmanns, jener Zeitabschnitt seines Lebens, in dem er das nachholen konnte, was ihm in seiner Jugend verwehrt worden war: sich zu bilden. In den Jahren seiner politischen Arbeit lernte er die methodischen Grundlagen der Taktik des Klassenkampfes. Er lernte sie gründlich und verstand es in der Ruhe der Zelle, sie mit einer Allgemeinbildung zu vertiefen. Dabei waren die Haftjahre nicht krisenfrei, manchmal bedrückte ihn die Isolation, aber immer wieder überwand er das Haftsyndrom. Thälmann ließ sich nicht zermürben. An seiner Würde als Kommunist scheiterten auch alle Versuche der Gestapo, ihn zum Verrat zu bewegen. Seine Rosa und seine beiden Rechtsanwälte haben es verstanden, ihm beizustehen.

Nachdem Hitler 1935 gegen seinen Willen zustimmen mußte, den Prozeß gegen den KPD-Vorsitzenden einzustellen, hatte sich der »Führer« vorbehalten, über die Haftbedingungen Thälmanns persönlich zu entscheiden. Reichsführer-SS Heinrich Himmler, dem die Aufsicht über den Gefangenen übertragen worden war, mußte sich stets mit dem Reichsjustizminister abstimmen, wenn es darum ging, Hitler einen Vorschlag zu unterbreiten, um Thälmanns Haftbedingungen zu verschlechtern. Immer wieder versuchte die SS, Thälmanns Verbindungen zur Außenwelt zu unterbinden. Vergeblich. Seine Widerstandskraft zu brechen, blieb ebenso erfolglos. Ein Angebot, die UdSSR zu bitten, ihm die sowjetische Staatsbürgerschaft zu verleihen, lehnte er ab. Er konnte es mit seinem Status als Vorsitzender der KPD nicht vereinbaren.

In dem Blutrausch nach dem 20. Juli 1944 gelang es Himmler schließlich, für seinen lang gehegten Wunsch, Thälmann zu liquidieren, die Zustimmung Hitlers zu erlangen. Die SS holte ihn aus dem Zuchthaus Bautzen und ein Mordkommando erschoß Thälmann im Krematorium des KZ Buchenwald. Die Mörder sind in der Bundesrepublik nie zur Verantwortung gezogen worden.8


Immer noch aktuell

Die Gründung der DDR, des ersten Arbeiter- und Bauernstaates auf deutschem Boden, wäre für Ernst Thälmann die Erfüllung seines Kampfes gegen den deutschen Imperialismus gewesen, so wie es die seiner Kampfgenossen war. Thälmann und Wilhelm Pieck, den Präsidenten der DDR, verband eine Jahrzehnte andauernde Kampftradition. Beide Politiker hatten in ihrer Jugend gedacht, in der deutschen Sozialdemokratie ihre politische Heimat zu finden und waren tief enttäuscht worden. Doch auch im Prozeß der Herausbildung der KPD hatten beide es nicht leicht. Erst in den letzten gemeinsamen Kampfjahren gelang ihnen eine einvernehmliche politische Konzeption. Pieck verstand es, diese in seinem Referat auf der »Brüsseler Konferenz« der KPD, die später als 14. Parteitag gewertet wurde, auszubauen. Im Kampf um die Volksfront waren nicht nur die Vorschläge Dimitroffs eingegangen, sondern auch verschiedene Gedanken und Vorschläge Thälmanns, die er seit 1932 entwickelt hatte. Und so konnte es nicht verwundern, daß die SED das Bedürfnis hatte, die Jugend der DDR am Beispiel eines so aufrechten wie ungebrochenen Antifaschisten und Kommunisten wie Ernst Thälmann es war zu erziehen.

Nach der Konterrevolution von 1989/1990 haben die Kampferfahrungen Thälmanns, ebenso wie seine Fehler, für Kommunisten wie für Antifaschisten eine aktuelle Bedeutung. Es gilt nach wie vor, die Mehrheit der Werktätigen für eine Alternative zum kapitalistischen System zu gewinnen.


Anmerkungen:

1 Protokoll des III. Kongresses der Kommunistischen Internationale, Hamburg 1921, S. 636 und S. 637

2 Vgl.: Hans-Joachim Krusch: Linksregierungen im Visier. Reichsexekutive 1923, Schkeuditz 1998

3 Bundesarchiv Berlin, Bestand SAPMO RY5: I 6/ 10/ 57, Sitzung vom 14.8.1925

4 Ebd., vgl. NY 4005 Bd. 94, Bl. 113–114, Brief vom 4.2.1932 an M. Reese

5 Clara Zetkin: Im Kampf gegen den Faschismus (20.6.1923), in: Ausgewählte Reden und Aufsätze, Bd. 2, Berlin 1960, S. 689

6 Vgl.: Léon Schirmann: Blutmai Berlin 1929, Berlin 1991

7 Sozialdemokratischer Parteitag in Leipzig 1931, Protokoll, Berlin 1931, S. 19

8 Friedrich K. Kaul: »...ist zu exekutieren« Ein Steckbrief der deutschen Klassenjustiz, Berlin 2006


Von Eberhard Czichon und Heinz Mahron erschienen 2010 im Berliner Verlag Wiljo Heinen »Ernst Thälmann. Ein Report« und im April 2011 die Festschrift zu Ernst Thälmanns 125. Geburtstag: »Aber ich glaube an den Triumph der Wahrheit«, Verlag Wiljo Heinen und Neue Impulse Verlag, 239 Seiten, broschiert, 12 Euro. Beide Titel im jW-Shop erhältlich.




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Peter Nowak
New PostErstellt: 17.04.11, 19:27  Betreff: Re: Ernst Thälmann wäre am 16. April 123 Jahre alt geworden,  drucken  weiterempfehlen

Hallo Bernd,
bei allem Respekt vor Deiner Arbeit und bei aller Achtung vor Ernst Thälmann als Opfer des Nazi-Terrors muss ich doch darauf bestehen, dass Ernst Thälmann Führer der KPD und NICHT der Arbeiterklasse war. Die Partei hat IMMER nur einen Bruchteil der Arbeiterklasse repräsentiert.
Ich möchte ausdrücklich betonen, dass ich selbstverständlich Achtung vor den Opfern habe, die die Partei während der Nazi-Tyrannei im Kampf für Frieden und Freiheit gebracht hat. Dennoch halte ich es für anmassend, einen Parteiführer als "Führer seiner Klasse" zu bezeichnen, denn die Partei ist nicht die Klasse! Oder sollen wir das so verstehen, dass "Herrschaft der Arbeiterklasse" nur eine Umschreibung für "Herrschaft der Arbeiterpartei" ist? Ich meine, dass damit letztenendes auch dem Andenken der Opfer (und sie sind es wert, dass man sich an sie erinnert!) keinen guten Dienst erweist.
Nichts für ungut also.
Peter
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bjk

Beiträge: 7353
Ort: Berlin


New PostErstellt: 16.06.13, 14:05  Betreff: Berlin: Reaktionäre Wohlstands-JuLi's wollen Thälmann-Denkmal sprengen  drucken  weiterempfehlen

Aufruf gegen die antikommunistische Hetze und Geschichtsklitterung seitens der reaktionären Jung Liberalen (JuLi-) Nord-Berlin (FDP) zum Denkmal Ernst Thälmanns in Prenzlauer Berg


entnommen aus:
http://nea.antifa.de/

Jetzt wird’s Ernst!

- Kein Abriss des Ernst-Thälmann-Denkmals.
- Keine Bebauung des Thälmann-Park-Areals.
- Keine Mieterhöhung.

Am Samstag den 15.06.2013 wollen die Fans geschichtsrevisionistischer Totalitarismus-Theorien der JuLis- Nord-Berlin, mit einer symbolischen Sprengung den Abriss des Thälmann-Denkmals fordern. Wenn es nach den Wünschen der Jung Liberalen geht, soll die Stelle an der derzeit das Denkmal steht begrünt oder bebaut werden. Die JuLis holen mit ihrer Aktion am 15. Juni eine Forderungen aus der Mottenkiste, die seit 1993 immer wieder von antikommunistischen und neofaschistischen Kreisen gestellt wird.

Dabei wird weniger auf das reale Leben und Wirken Ernst Thälmanns eingegangen als auf dessen heroische Überzeichnung zu DDR-Zeiten. In der Tradition altbackener Totalitarismus-Theorien werden mit der Aktion, die unglaublichen Verbrechen des Nationalsozialismus mit den stalinistischen Gulags gleichgesetzt.

Rund um den Thälmann-Park sind derzeit Townhouses, Privatwohnungen und ähnliches in Planung. Somit wird mit der Bebauung des Thälmann-Park -Areals eine der letzten nicht gentrifizierten „Freiflächen“ von der neoliberalen Stadtpolitik erschlossen. Im Zuge der Bebauungspläne wurde im April 2013 auch die Forderung nach Abriss des Ernst-Thälmann-Denkmals wieder laut, um dort hochpreisige Wohneinheiten zu errichten.

Die Aktion der JuLis verbindet somit antikommunistische Geschichtsklitterung mit den Interessen eines neoliberalen Umbaus der Stadt. Um sich nicht die Entsorgung des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus vorwerfen lassen zu müssen, fordert die Möllemann-Jugend die Umbenennung des Areals in Ella-Kay-Park.

Thälmann war Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus und wurde in Folge dessen im Konzentrationslager Buchenwald ermordet. Wir gedenken den Gegner*innen und Opfern des Nationalsozialismus und unterscheiden nicht zwischen guten und schlechten Antifaschist*innen.

Diese geschichtsrevisionistische Aktion gilt es zu verhindern!
Einen Finger kann man brechen aber fünf Finger sind eine Faust!

15.06.2013 | Treffpunkt 13:00 Uhr | Ernst-Thälmann-Denkmal (Prenzlauer Berg)



Einschub bjk: Leider konnte ich nicht selbst dabei sein, deshalb nachfolgend ein per Mail erhaltener Bericht von den Vorständen des Freundeskreises "Ernst-Thälmann-Gedenkstätte" e. V., Ziegenhals und des Aktionsbündnisses Thälmann-Denkmal, Berlin



Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Antifaschistinnen und Antifaschisten, liebe Genossinnen und Genossen,
wir blicken heute auf eine erfolgreiche antifaschistische Aktion zurück.

Mit einer Mobilisierung binnen zwei Tagen, folgten 200 Antifaschistinnen und Antifaschisten den Aufrufen der Berliner VVN-BdA, der Berliner DKP, des Ostdeutschen Kuratoriums von Verbänden (OKV), der RASH Berlin, der Antifa Nordost (NEA) Berlin, unseres Freundeskreises, des Aktionsbündnisses Thälmann-Denkmal und zahlreichen Einzelpersonen.

Wir standen wütend, aber in bester Laune, ausgerüstet mit zahlreichen Fahnen, Schildern, Transparenten und selbstgebastelten "Teddy"-Winkelementen einem Haufen von knapp 20 "JuLis" gegenüber, denen, aufgrund ihrer Erst-Anmeldung, erlaubt war, sich auf das Denkmal zu begeben, um ihre geschmacklose, wie letztlich armselige Provokation aufzuführen. Das Ganze unter recht großem Polizeiaufgebot.

Wir, die 200 Antifaschistinnen und Antifaschisten, standen in einigen Metern Entfernung Abstand vor dem Denkmal vor einer Polizei-Kette und begleiteten lautstark die gesamte Schau und das "Foto-Shooting" mit unseren Losungen und Parolen.

Vor, während und nach der Aktion der Berliner "JuLis" sprach zu den Anwesenden
- die Enkelin Ernst Thälmanns, Vera Dehle-Thälmann,
- Said Dudin, als Vertreter des Antifaschistischen Komitees Palästinas
- Prof. Dr. Siegfried Mechler, Präsident des OKV
- der Vorsitzende des Ziegenhalser Freundeskreises,
- eine Vertreterin der Kommunistischen Partei Griechenlands (KKE),
- ein Vertreter der Berliner VVN-BdA,
- eine Vertreterin der Anwohner-Initiative Ernst-Thälmann-Park.

Um bei dem Bild unseres Aufrufs zu bleiben - der jung- und altliberale Mops war also von zwei Elefanten umgeben: Dem Thälmann-Monument und 200 Antifaschistinnen und Antifaschisten, die Schulter an Schulter gegen diese reaktionäre und menschenverachtende Aktion zusammenstanden.

Von der Strasse nicht zu sehen, in Sachen Lautstärke von uns übertönt, trollten sich die politischen Möllemann-Jünger nach nicht einmal 20 Minuten.
Wir übernahmen wieder den gesamten Platz, legten unsere Blumen am Thälmann-Denkmal nieder und führten unsere internationale Kundgebung weiter.

Eine politische Partei und ihre Jugendorganisation im Niedergang - was müssen wir als nächstes erwarten? Mit welcher Provokation, mit welcher Geschichtsklitterung wollen sie zukünftig um Antikommunisten, Rassisten, Antisemiten und Faschisten buhlen?

Am Thälmann-Denkmal sind sie heute tüchtig gescheitert. So soll es mit ihnen und ihresgleichen weitergehen.

Danke an alle für ihre Teilnahme, Stimme, Unterstützung, Mobilisierung!

Gemeinsam sind wir stark. Einig gegen Rechts!

mit antifaschistischen Grüßen
Vorstand des Freundeskreises "Ernst-Thälmann-Gedenkstätte" e. V., Ziegenhals
Vorstand des Aktionsbündnisses Thälmann-Denkmal, Berlin


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Beiträge und Zeitungs-Artikel zum Thema vom 13./14.6.2013
http://red-skins.de/freiraume-und-soziale-kampfe/15-6-berlin-jungliberale-wollen-thaelmann-denkmal-sprengen.html

http://nea.antifa.de/index.html

http://www.neues-deutschland.de/artikel/824454.julis-wollen-thaelmann-sprengen.html

http://www.berliner-zeitung.de/berlin/ernst-thaelmann-denkmal-junge-liberale-wollen-thaelmann-denkmal-sprengen,10809148,23299580.html
http://www.berliner-zeitung.de/meinung/kommentar-zu-thaelmann-denkmal-nun-lasst-doch-mal-den-thaelmann-stehen,10808020,23299894.html

http://www.redglobe.de/deutschland/bundeslaender/berlin/9004-die-terrorazubis-der-berliner-fdp


Beiträge vom 15.6.2013
http://www.berliner-kurier.de/kiez-stadt/polit-irrsinn-die-kolossale-schlacht-um-thaelmann,7169128,23346854.html



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Kontakt
Freundeskreis "Ernst-Thälmann-Gedenkstätte" e. V., Ziegenhals
Postfach 2015
15706 Königs-Wusterhausen

Email:    [email protected]
Internet: http://www.etg-ziegenhals.de und http://www.facebook.com/ETGZiegenhals                

Spendenkonto

Kontonummer:     1000968592
BLZ:    160 500 00
Bank:    Mittelbrandenburgische Sparkasse
Kto.inhaber:    Freundeskreis Ernst-Thälmann-Gedenkstätte e.V.





... ich tue was Linke tun, Ungerechtigkeit bekämpfen!
von Yossi Wolfson


[editiert: 16.06.13, 14:05 von bjk]
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