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Bumsrepublik Drillich

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tramp

Beiträge: 6

New PostErstellt: 17.05.06, 14:40  Betreff: Re: Bumsrepublik Drillich  drucken  weiterempfehlen

    Zitat:
    Wie bin ich manchmal froh schon so alt zu sein, dass ich für pädagogische Experimente, die meine aus der Schulzeit übertreffen, nicht mehr zur Verfügung stehen muss.
Freuen Sie sich lieber, dass Sie heute nicht mehr zur Schule gehen müssen, vor allem nicht auf eine unserer tollen Vorzeige-Hauptschulen. Bisherige Pilotprojekte, etwa in Potsdam, haben nur positive Effekte gezeigt. Sie und ich, wir wollten damals in unserer Schulzeit natürlich keine Einheitskleidung (ein Drillich ist noch was ganz anderes), aber bei mir jedenfalls gab es auch keine Abzieh-Delikte, "happy-Slapping" oder sonstigen Terror. Heute ist das bittere Realität. Aber wahrscheinlich muss erst Ihr eigenes Kind, oder Ihr Enkelkind unter solchen Verhältnissen leiden, bis notorische Realitätsverleugner wie Sie zu einer anderen Einstellung gelangen.

Kein Fußbreit den proletenhaften Störern, Quälern und Abziehern! Alles, was diese Unsitten eindämmen kann, muss ausprobiert werden, und wenn es nur ein einheitliches Schul-T-shirt ist.

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TanjaKrienen

Beiträge: 17
Ort: Deutschland

New PostErstellt: 09.05.06, 18:10  Betreff: Bumsrepublik Drillich  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen

Bundesrepublik Drillich

Freilandexperimente an Menschen sind 15 Jahre nach der letzten deutschen Diktatur wieder zunehmend in Mode. Der Bürger an sich, so die Auffassung fast aller Politiker und sonstiger Verantwortlicher (die man früher so unschön „die Herrschenden“ nannte), weiß nichts, kann nichts, und sollte auch nichts dürfen. Deshalb muss er mit Einschränkungen, Geboten, Verboten und Regeln so überhäuft werden, bis sich nichts mehr regt. Die neuste Erfindung der Volkserzieher lautet: Drillich für alle Heranwachsenden!

Wenn schon die Verhältnisse in Unordnung geraten sind, muss Ordnung her. Nicht die Ordnung in der Steuergesetzgebung, auf dem Arbeitsmarkt, im Gesundheitssystem oder in den Kassen des Bundes – nein: Die Kleiderordnung! Nicht die mangelhafte Integrationspolitik, die unklare Einwanderungspolitik, die Bildungsexperimente, das Lernplanchaos sei schuld an dem Zustand in unseren Schulen, - Individualismus heißt plötzlich der große Verursacher der katastrophalen Situation.

So sagt jedenfalls die neue Mutter der Nation, die Karin Brose heißt, eine richtige Studienrätin ist und meist Kaki trägt. So jedenfalls präsentiert sie sich auf ihrer Homepage. Kaki ist toll, Kaki ist unauffällig, Kaki hat eine gewisse Tradition und weil das so ist, sagte sie dem SPIEGEL: „Schüler, die eine einheitliche Kleidung tragen, lernen besser, sind rücksichtsvoller und können sich besser konzentrieren.“

Da seufzt man und sagt sich: Schön, wenn man so ein einfaches Bild vom Leben hat. Und so gleich folgt die Unruhe, denkt man doch daran, was uns entgangen wäre, hätten wir uns nicht so kleiden dürfen, wie wir es wollten. Kein buntes Flower-Power-Hemd als Ergebnis des heißen Sommers 1969, welches uns doch half, das neue Schuljahr ein wenig leichter beginnen zu lassen. Keine weiten Hosen, keine Fransenstiefel, keine Lederjacke – ja vielleicht nicht mal einen anderen Haarschnitt als „08/15“? Ach, was waren das doch spannende Debatten, ob eine Wrangler-Jeans wirklich so gut wie eine Lewis ist!? Oder ob die Produkte der berühmten Drei-Streifen-Sportschuhmarke tatsächlich so viel exklusiver als die mit dem Raubtiernamen ausschauen?

Wieviel langweiliger wäre die Schule, gäbe es nicht das „Hey, wo haste das denn her?“ Oder: „Boa, wie siehst du denn aus! Vom welchem Flohmarkt ist das?“ In einem normalen Umfeld runden solche Frotzeleien den Alltags-Spaß ab, fühlt sich vielleicht auch mal einer angespornt sauberer, besser, schöner in die Schule zu kommen. Das sind die Erziehungsprozesse durch das Lernen, welche man schlicht „das Leben“ nennt.

Doch Frau Brose experimentiert bereits seit sechs Jahren in Hamburg und gibt sich zufrieden. Der naturblasse Regierungschef Beust aus der Hansestadt stimmt mit ein. Wenn schon blass, dann total. Egal auch, ob es die Erfahrungen der uniformierten Kinder zweier deutschen Diktaturen gab. Doch jetzt sprang der Funke auch auf die Bundesregierung über.

Und wie geht es weiter? Wird der Berufsalltag auch vereinheitlicht? Werden die Standes, - Klassen, - und ästhetische Unterschiede nun per Verordnung eingeebnet? Einheitslook für alle? Sind die Chinesen nicht prächtig damit gefahren? Sind Gesellschaften in denen in denen es Schuluniformen gibt wirklich friedlicher? Ist das Bildungslevel in diesen Ländern DESHALB höher? Ist der Preis, der Verlust an Individualität, für einen noch so kleinen Vorteil darum zu zahlen?

Der Individualismus bestimmt in nicht geringer Weise unsere kulturelle Ausprägung, besonders den populär-kulturellen Bereich. Rock, Pop, Film, Lebensentwürfe, ja auch die Sexualität sind die Produkte eines sehr individuellen Stils. Wie wird es sich auswirken, wenn diese im Kindesalter schon einsetzende„Bekleidungs-Wende“ überall in Kraft tritt? Wann folgt die Forderung nach Kopftüchern für alle Mädchen, nach noch züchtigeren, hoch geschlosseneren Kleidern?

Wie bin ich manchmal froh schon so alt zu sein, dass ich für pädagogische Experimente, die meine aus der Schulzeit übertreffen, nicht mehr zur Verfügung stehen muss.

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