Sie sind nicht eingeloggt.
LoginLogin Kostenlos anmeldenKostenlos anmelden
BeiträgeBeiträge SucheSuche HilfeHilfe StatStatistik
VotesUmfragen FilesDateien CalendarKalender
Freies Politikforum für Demokraten und Anarchisten

PLATTFORM FÜR LINKE GEGENÖFFENTLICHKEITEN

Beiträge können nicht (mehr) eingestellt oder kommentiert werden!

 

Anfang   zurück   weiter   Ende
Autor Beitrag
bjk

Beiträge: 7353


New PostErstellt: 05.11.07, 11:33     Betreff: Re: Anarchistischer Feminismus



- Fortsetzung -


Wer hätte das gedacht, die Kommunisten reden über die sexuelle Frage. In der Bewegung eher für Spießbürgertum und Wertkonservativismus bekannt, wagen wir es nun, zum Kampf für unsere sexuelle Befreiung aufzurufen. Damit wollen wir auch allen denjenigen revisionistischen Kräften innerhalb der kommunistischen Bewegung eine Absage erteilen, die die bürgerliche Sexualmoral im Namen der Befreiung der Menschheit für sich beanspruchen.

Die Entfremdung des Menschen vom Menschen hat viele Gesichter. Nur zu bekannt ist die Entfremdung durch die kapitalistische Ausbeutung, durch die Arbeit in dieser Gesellschaftsordnung. Eine Seite dieser Ausbeutung ist aber auch die gnadenlose Unterwerfung sexueller Bedürfnisse unter die Interessen kapitalistischer Profitmaximierung.

Sicherlich, die Unterdrückung der Sexualität hat ihren Beginn weit früher. Nämlich in der Entstehung der Monogamie beim Übergang von der klassenlosen zur Klassengesellschaft. Wir wollen uns aber heute und hier auf die bürgerliche Sexualmoral beschränken und unsere Haltung zu einzelnen Erscheinungen darstellen.


Unsere Haltung zur Moral

Dabei muss zunächst geklärt werden, was wir unter Moral verstehen. Moral wird definiert als ein System von auf Tradition, Gesellschaftsform, Religion beruhenden sittlichen Grundsätzen und Normen, das zu einem bestimmten Zeitpunkt das zwischenmenschliche Verhalten reguliert. Mit unseren Worten heißt das, ein den menschlichen Bedürfnissen aufoktroyrter Sittenkodex zur Gewährleistung der bestehenden Klassengesellschaft. Damit ist die Moral ein Teil der herrschenden Ideologie.

Eine Moral kann es also im Kommunismus nicht geben. Schon Marx und Engels äußerten sich diesbezüglich eindeutig im Manifest der Kommunistischen Partei:

„Die Ideen der Gewissens- und Religionsfreiheit sprachen nur die Herrschaft der freien Konkurrenz auf dem Gebiete des Wissens aus. „Aber“, wird man sagen, „religiöse, moralische, philosophische, politische, rechtliche Ideen usw. modifizieren sich allerdings im Lauf der geschichtlichen Entwicklung. Die Religion, die Moral, die Philosophie, die Politik, das Recht erhielten sich stets in diesem Wechsel.
Es gibt zudem ewige Wahrheiten, wie Freiheit, Gerechtigkeit usw., die allen gesellschaftlichen Zuständen gemeinsam sind. Der Kommunismus aber schafft die ewigen Wahrheiten ab, er schafft die Religion ab, die Moral, statt sie neu zu gestalten, er widerspricht also allen bisherigen geschichtlichen Entwicklungen.“

Worauf reduziert sich diese Anklage? Die Geschichte der ganzen bisherigen Gesellschaft bewegte sich in Klassengegensätzen, die in den verschiedenen Epochen verschieden gestaltet waren.

Welche Form sie aber auch immer angenommen, die Ausbeutung des einen Teils der Gesellschaft durch den andern ist eine allen vergangenen Jahrhunderten gemeinsame Tatsache. Kein Wunder daher, daß das gesellschaftliche Bewußtsein aller Jahrhunderte, aller Mannigfaltigkeit und Verschiedenheit zum Trotz, in gewissen gemeinsamen Formen sich bewegt, in Bewußtseinsformen, die nur mit dem gänzlichen Verschwinden des Klassengegensatzes sich vollständig auflösen.“

[Marx/Engels, Manifest der Kommunistischen Partei, ME Ausgewählte Werke in 6 Bänden, Bd. I, S. 436]

Im Sozialismus, der Diktatur des Proletariats als Übergangsgesellschaft, ist eine sozialistische Moral natürlich nicht ausgeschlossen.


Die bürgerliche Sexualmoral ist eine unserer härtesten Gegner

Unser Ansatzpunkt, die bürgerliche Sexualmoral zu kritisieren, ist ein schwieriges Unterfangen. Wir brauchen uns nicht einzubilden, dass wir Kommunistinnen und Kommunisten davon frei wären, genauso wenig, wie wir uns endgültig von anderen Formen kapitalistischer Ideologie lösen können. Und doch gibt es noch einen Aspekt, der die bürgerliche Sexualmoral tiefer sitzen läßt, der erklärt, warum wir uns immer noch scheuen, die Frage in unser Programm aufzunehmen:

„Wir sind in Familien aufgewachsen und sind im kapitalistischen System aufgezogen worden. Man wird nun einwenden, es sei ein großer Unterschied, zwischen proletarischen und bürgerlichen Familien. So einfach liegt die Sache nicht. Wir müssen erst fragen, in welcher Hinsicht die proletarischen Familie proletarisch und in welcher sie gut bürgerlich ist. Wir brauchen nicht lange nachzudenken, um die Antwort herauszubekommen; es genügt, wenn wir die einzelnen Elemente der Lebens- und Denkweise gesondert betrachten. Haben wir uns von der bürgerlichen Eigentumsideologie freigemacht? Ja, weitgehend, weil in den Besitzverhältnissen ein scharfer Unterschied ist zwischen Bürger- und Arbeiterfamilien. Haben wir uns von der Religion ganz freigemacht? Es gibt tausende proletarischer Familien, die religiös sind, und je weiter wir in das kleinbürgerliche Proletariat vordringen, desto tiefer sitzt die Religion. Und wie ist es mit der Sexualmoral? Ist sie nicht in der Eigenheit der Familie selbst verwurzelt, die auch der Proletarier infolge der Lebensverhältnisse in der kapitalistischen Gesellschaft zu gründen gezwungen ist? Gehört nicht die sexuelle Unterdrückung und die Einpflanzung der bürgerlichen Sexualmoral wie wir das ja schon früher begründet haben, zum Bestand der bürgerlichen Ehe und Familie? Gewiß, die Widersprüche zwischen der Lebensweise des Arbeiters und der bürgerlichen Familienmoral, der er unterworfen ist, sind sehr groß; es sind Widersprüche, die in der mittleren und höheren Bourgeoisie fehlen; aber diese bürgerliche Sexualmoral ist doch im Proletariat vorhanden; sie ist von allen bürgerlichen Ideologien am tiefsten verankert, weil sie von frühester Kindheit an am stärksten eingepflanzt wurde. Sie ist eine der mächtigsten ideologischen Stützen des Bürgertums innerhalb der unterdrückten Klasse. Wir sehen es täglich und stündlich, daß sich auch die klassenbewußten Jugendlichen von ihr am allerschwersten freimachen können. Die bürgerliche Sexualmoral, deren wesentlichstes Stück ist, das Sexualleben nicht natürlich, selbstverständlich, im klaren Zusammenhang mit der jeweiligen Gesellschaftsordnung zu sehen, es zu verneinen, Scheu und Angst davor zu haben, steckt uns Kommunisten viel tiefer in den Knochen als wir alle glauben.“ [Wilhelm Reich, Der sexuelle Kampf der Jugend, S. 71f.]

Die Tatsache, dass wir Wilhelm Reich zitieren, heißt nicht, dass wir uns auf sein Leben und Wirken ausschließlich positiv beziehen.

Aufgrund der Verankerung der bürgerlichen Sexualmoral ist erklärlich, dass bis heute in der kommunistischen Bewegung Positionen Bestand haben können, die ganz im Widerspruch zu unserer sonstigen zukunftsgewandten Einstellung stehen. So gibt es die Position, die Ehe zwischen Revolutionären sei eine revolutionäre Ehe; oder die Monogamie sei legitim, wenn sie beiderseits gelebt wird und das sogenannte Fremdgehen sei Ausdruck der Unterdrückung der Frau; die „wahre Liebe“ (im Sinne von einer/m PartnerIn, die man nur finden müsse) wäre etwas, was wir für alle Menschen anstreben; oder auch die Position, dass die Liebe fester Bestandteil der Sexualität sein müsse bis hin zu der Einstellung, Homosexualität sei pathologisch usw. usf.



Es ist allerhöchste Zeit, Art. 1, Abs. 1 und Art. 20, Abs. 4, GG, Geltung und Wirkung zu verschaffen!
nach oben
Benutzerprofil anzeigen Private Nachricht an dieses Mitglied senden Website dieses Mitglieds aufrufen
Sortierung ändern:  
Anfang   zurück   weiter   Ende
Seite 96 von 131
Gehe zu:   
Search

powered by carookee.com - eigenes profi-forum kostenlos

Layout © subBlue design
. . . zum Politikmagazin auf diesen Button klicken >> bjk's Politikmagazin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .