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Anarchistischer Feminismus

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Seite: 1, 2
Autor Beitrag
bjk

Beiträge: 7353
Ort: Berlin


New PostErstellt: 26.08.03, 13:58  Betreff:  Anarchistischer Feminismus  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen

    Zitat: bjk
    Re: Anarchistischer Feminismus bjk heute, 12:27



    Hallo ihr zwee beede,

    gestern haben sich 459 Besucher in unser Forum eingeklinkt, also ein ziemlich guter Durchschnitt der sonstigen Tage. Ganz sicher verfolgen davon 99,9% auch eure Vorstellungen von einer/m idealen Partner/in und eure diesbezüglichen Neigungen mit.

    Wie wär's, wenn ihr euren Fans eine zusätzliche Freude bereiten und Fotos von euch ins Forum stellen würdet? Je nach Resonanz könnten dann ja noch Fotos eurer Familienmitglieder folgen, vielleicht auch noch von Hund oder Katze? Ich könnte ja noch extra für diesen Zweck, falls gewünscht, ein spezielles Subforum "links lockende Partnerbörse" oder so eröffnen.

    lockere Grüße
    bjk
    ALG II-Unterschichtler
... darauf antwortete Isquierda:

    Zitat: Isquierda
    Re: Anarchistischer Feminismus Isquierda heute, 13:26
    Hallo Bernd,

    das geht leider nicht, ich habe nur anzügliche Fotos online und Aktbilder.

    :-))

    Und ganz im Ernst, ´ne linke Partnerbörse würde sicher einige anziehen. Zumal das Thema Sexualität, Partnerschaft etc. auch gern in der Linken igrnoriert wird. Neulich las ich in einer alten Ausgabe der "agit 883" eine ziemlich entnervte Stellungnahme zu den über Hand genommen Sex-Anzeigen, die da lautete:

    Bürgerliche Bummsgesuche werden nicht mehr angenommen.



    Vielleicht ließe sich wirklich darüber reden, dieses Themengebiet "Sex und Gesellschaft" irgendwie mit anzusprechen, denn offensichtlich besteht Bedarf an solchen Diskussionen. Und bestenfalls auch eine Partnerbörse einzurichten. Gerade unter Linken nimmt die Politik ja einen enormen Bereich des gesellschaftlichen Lebens ein und ich gebe offen zu, dass ich mit einem Partner, der rechts ist oder reaktionär denkt, nicht mal ein Bierglas teilen würde, geschweige denn das bett. Gewisse grundlegende Dinge möchte ich in meinen eigenen 4 Wänden nun wirklich nicht diskutieren müssen.

    Ich stelle ein Bild meiner Lütten ins Profil. Die Große muss ich erst fragen. Die Kleine hat noch keine Wahl...*gg*

    So sieht also ein Mädchen aus, dessen vater sich nicht die Bohne um ihr Auskommen kümmert und der ihre Geburt mit dem Satz "Schon wieder ´ne Büchse" kommentierte und deren Mutter, sich in freier Auswahl dazu entschied, sie lieber mit 8 Wochen in eine Einrichtung zu stecken, als die Familie (einschließlich ihrer großen Schwester) in die Sozialhilfe zu stürzen, so lange dies eben nicht sein muss. Über die von Eva Herman & Co angekündigten Spätfolgen solchen verwerflichen rabenmütterlichen Verhaltens (chronischer Schmerz, Verwahrlosung, Gewaltpotential, Bindungsunfähigkeit etc.) machen wir uns derzeit keine Gedanken.
... ich will versuchen, auch die restlichen 46 Beiträge des von Isquierda eröffenten Threads aus dem Off wieder hierher zu kopieren

... ob's gelingt, ist allerdings noch fraglich

bjk
ALG II-Unterschichtler


[editiert: 05.11.07, 11:08 von bjk]
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bjk

Beiträge: 7353
Ort: Berlin


New PostErstellt: 05.11.07, 11:22  Betreff:  Re: Anarchistischer Feminismus  drucken  weiterempfehlen



... interessante Überlegungen sind längst auch schon anderswo getätigt worden!

... hab da mal was in http://www.bolschewiki.org/html/to-wzp/to-wzp13.htm#b gefunden und werde es in mehrere Teile gesplittet hierher kopieren

... ist nämlich 'ne gute Diskussionsgrundlage, wie ich finde

bjk
ALG II-Unterschichtler



ModeratorInnen für dieses Subforum sind:

Isquierda
und Riker

...............................................................................................................

kopiert aus: http://www.bolschewiki.org/html/to-wzp/to-wzp13.htm#b



Rubrik: Befreiung der Frau

Liebe Genossinnen und Genossen, Leserinnen und Leser!


Als die deutschen Kommunistinnen und Kommunisten in den 20er Jahren an der Basis die sexuelle Frage diskutierten, kritisierte Genosse Lenin sie. Wir teilen diese Kritik, denn vielfach war die Diskussion flaches Geschwätz. Außerdem ist die Frage berechtigt, ob die deutschen KommunistInnen Ende der 20er Jahre Zeit für diese Thematik hatten.

Statt diese Kritik jedoch produktiv umzusetzen, hüllt sich die kommunistische Bewegung seit jener Zeit bezüglich der sexuellen Frage in Schweigen. Dabei ist die Frage der sexuellen Befreiung ein wesentlicher Bestandteil der Frage der Befreiung der Frau, die wiederum notwendig für unsere soziale Befreiung ist.

Schlimmer noch, die kommunistische Bewegung verficht zum Teil die bürgerliche Sexualmoral und befürwortet damit die uns vorgegebene Doppelmoral.

In dieser Broschüre wollen wir mit der bürgerlichen Sexualmoral brechen. Und der erste Schritt ist hierfür die Kritik. Die Broschüre umfaßt zwei Aufsätze. Der erste „die sexuelle Kampffront eröffnen“ beschäftigt sich mit unserer Haltung zu den Grundpfeilern der bürgerlichen Familienordnung, der erzwungenen Monogamie. Er beschreibt einzelne Erscheinungsformen der bürgerlichen Sexualmoral und unsere Haltung hierzu.

Wir sind der Meinung, dass auch das Private politisch ist. Insofern müssen wir auch anfangen, unser persönliches Leben im Hinblick auf unser sexuelles Leben kritisch zu hinterfragen und kommunistisch zu ändern.

Im zweiten Aufsatz setzen wir uns mit den reaktionären Anschauungen der Gruppe Neue Einheit zur Homosexualität auseinander.

Die Gruppe vertritt sicherlich besonders krasse Meinungen, die nicht repräsentativ für die kommunistische Bewegung sind. Dennoch zeigt sich hieran, warum wir Kommunistinnen und Kommunisten in der sexuellen Bewegung einen so schlechten Ruf haben. Auch die Tatsache, dass auf die diskriminierenden Pamphlete der Gruppe Neue Einheit nicht wesentlich reagiert wurde, zeigt, dass die sexuelle Frage unter uns Marxisten-LeninistInnen nicht hinreichend beziehungsweise falsch behandelt wird.

Wir hoffen, durch diese Broschüre eine Diskussion anregen zu können.

Für die sexuelle Befreiung!

Die sexuelle Kampffront eröffnen!





Es ist allerhöchste Zeit, Art. 1, Abs. 1 und Art. 20, Abs. 4, GG, Geltung und Wirkung zu verschaffen!

[editiert: 05.11.07, 12:00 von bjk]
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bjk

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New PostErstellt: 05.11.07, 11:33  Betreff: Re: Anarchistischer Feminismus  drucken  weiterempfehlen



- Fortsetzung -


Wer hätte das gedacht, die Kommunisten reden über die sexuelle Frage. In der Bewegung eher für Spießbürgertum und Wertkonservativismus bekannt, wagen wir es nun, zum Kampf für unsere sexuelle Befreiung aufzurufen. Damit wollen wir auch allen denjenigen revisionistischen Kräften innerhalb der kommunistischen Bewegung eine Absage erteilen, die die bürgerliche Sexualmoral im Namen der Befreiung der Menschheit für sich beanspruchen.

Die Entfremdung des Menschen vom Menschen hat viele Gesichter. Nur zu bekannt ist die Entfremdung durch die kapitalistische Ausbeutung, durch die Arbeit in dieser Gesellschaftsordnung. Eine Seite dieser Ausbeutung ist aber auch die gnadenlose Unterwerfung sexueller Bedürfnisse unter die Interessen kapitalistischer Profitmaximierung.

Sicherlich, die Unterdrückung der Sexualität hat ihren Beginn weit früher. Nämlich in der Entstehung der Monogamie beim Übergang von der klassenlosen zur Klassengesellschaft. Wir wollen uns aber heute und hier auf die bürgerliche Sexualmoral beschränken und unsere Haltung zu einzelnen Erscheinungen darstellen.


Unsere Haltung zur Moral

Dabei muss zunächst geklärt werden, was wir unter Moral verstehen. Moral wird definiert als ein System von auf Tradition, Gesellschaftsform, Religion beruhenden sittlichen Grundsätzen und Normen, das zu einem bestimmten Zeitpunkt das zwischenmenschliche Verhalten reguliert. Mit unseren Worten heißt das, ein den menschlichen Bedürfnissen aufoktroyrter Sittenkodex zur Gewährleistung der bestehenden Klassengesellschaft. Damit ist die Moral ein Teil der herrschenden Ideologie.

Eine Moral kann es also im Kommunismus nicht geben. Schon Marx und Engels äußerten sich diesbezüglich eindeutig im Manifest der Kommunistischen Partei:

„Die Ideen der Gewissens- und Religionsfreiheit sprachen nur die Herrschaft der freien Konkurrenz auf dem Gebiete des Wissens aus. „Aber“, wird man sagen, „religiöse, moralische, philosophische, politische, rechtliche Ideen usw. modifizieren sich allerdings im Lauf der geschichtlichen Entwicklung. Die Religion, die Moral, die Philosophie, die Politik, das Recht erhielten sich stets in diesem Wechsel.
Es gibt zudem ewige Wahrheiten, wie Freiheit, Gerechtigkeit usw., die allen gesellschaftlichen Zuständen gemeinsam sind. Der Kommunismus aber schafft die ewigen Wahrheiten ab, er schafft die Religion ab, die Moral, statt sie neu zu gestalten, er widerspricht also allen bisherigen geschichtlichen Entwicklungen.“

Worauf reduziert sich diese Anklage? Die Geschichte der ganzen bisherigen Gesellschaft bewegte sich in Klassengegensätzen, die in den verschiedenen Epochen verschieden gestaltet waren.

Welche Form sie aber auch immer angenommen, die Ausbeutung des einen Teils der Gesellschaft durch den andern ist eine allen vergangenen Jahrhunderten gemeinsame Tatsache. Kein Wunder daher, daß das gesellschaftliche Bewußtsein aller Jahrhunderte, aller Mannigfaltigkeit und Verschiedenheit zum Trotz, in gewissen gemeinsamen Formen sich bewegt, in Bewußtseinsformen, die nur mit dem gänzlichen Verschwinden des Klassengegensatzes sich vollständig auflösen.“

[Marx/Engels, Manifest der Kommunistischen Partei, ME Ausgewählte Werke in 6 Bänden, Bd. I, S. 436]

Im Sozialismus, der Diktatur des Proletariats als Übergangsgesellschaft, ist eine sozialistische Moral natürlich nicht ausgeschlossen.


Die bürgerliche Sexualmoral ist eine unserer härtesten Gegner

Unser Ansatzpunkt, die bürgerliche Sexualmoral zu kritisieren, ist ein schwieriges Unterfangen. Wir brauchen uns nicht einzubilden, dass wir Kommunistinnen und Kommunisten davon frei wären, genauso wenig, wie wir uns endgültig von anderen Formen kapitalistischer Ideologie lösen können. Und doch gibt es noch einen Aspekt, der die bürgerliche Sexualmoral tiefer sitzen läßt, der erklärt, warum wir uns immer noch scheuen, die Frage in unser Programm aufzunehmen:

„Wir sind in Familien aufgewachsen und sind im kapitalistischen System aufgezogen worden. Man wird nun einwenden, es sei ein großer Unterschied, zwischen proletarischen und bürgerlichen Familien. So einfach liegt die Sache nicht. Wir müssen erst fragen, in welcher Hinsicht die proletarischen Familie proletarisch und in welcher sie gut bürgerlich ist. Wir brauchen nicht lange nachzudenken, um die Antwort herauszubekommen; es genügt, wenn wir die einzelnen Elemente der Lebens- und Denkweise gesondert betrachten. Haben wir uns von der bürgerlichen Eigentumsideologie freigemacht? Ja, weitgehend, weil in den Besitzverhältnissen ein scharfer Unterschied ist zwischen Bürger- und Arbeiterfamilien. Haben wir uns von der Religion ganz freigemacht? Es gibt tausende proletarischer Familien, die religiös sind, und je weiter wir in das kleinbürgerliche Proletariat vordringen, desto tiefer sitzt die Religion. Und wie ist es mit der Sexualmoral? Ist sie nicht in der Eigenheit der Familie selbst verwurzelt, die auch der Proletarier infolge der Lebensverhältnisse in der kapitalistischen Gesellschaft zu gründen gezwungen ist? Gehört nicht die sexuelle Unterdrückung und die Einpflanzung der bürgerlichen Sexualmoral wie wir das ja schon früher begründet haben, zum Bestand der bürgerlichen Ehe und Familie? Gewiß, die Widersprüche zwischen der Lebensweise des Arbeiters und der bürgerlichen Familienmoral, der er unterworfen ist, sind sehr groß; es sind Widersprüche, die in der mittleren und höheren Bourgeoisie fehlen; aber diese bürgerliche Sexualmoral ist doch im Proletariat vorhanden; sie ist von allen bürgerlichen Ideologien am tiefsten verankert, weil sie von frühester Kindheit an am stärksten eingepflanzt wurde. Sie ist eine der mächtigsten ideologischen Stützen des Bürgertums innerhalb der unterdrückten Klasse. Wir sehen es täglich und stündlich, daß sich auch die klassenbewußten Jugendlichen von ihr am allerschwersten freimachen können. Die bürgerliche Sexualmoral, deren wesentlichstes Stück ist, das Sexualleben nicht natürlich, selbstverständlich, im klaren Zusammenhang mit der jeweiligen Gesellschaftsordnung zu sehen, es zu verneinen, Scheu und Angst davor zu haben, steckt uns Kommunisten viel tiefer in den Knochen als wir alle glauben.“ [Wilhelm Reich, Der sexuelle Kampf der Jugend, S. 71f.]

Die Tatsache, dass wir Wilhelm Reich zitieren, heißt nicht, dass wir uns auf sein Leben und Wirken ausschließlich positiv beziehen.

Aufgrund der Verankerung der bürgerlichen Sexualmoral ist erklärlich, dass bis heute in der kommunistischen Bewegung Positionen Bestand haben können, die ganz im Widerspruch zu unserer sonstigen zukunftsgewandten Einstellung stehen. So gibt es die Position, die Ehe zwischen Revolutionären sei eine revolutionäre Ehe; oder die Monogamie sei legitim, wenn sie beiderseits gelebt wird und das sogenannte Fremdgehen sei Ausdruck der Unterdrückung der Frau; die „wahre Liebe“ (im Sinne von einer/m PartnerIn, die man nur finden müsse) wäre etwas, was wir für alle Menschen anstreben; oder auch die Position, dass die Liebe fester Bestandteil der Sexualität sein müsse bis hin zu der Einstellung, Homosexualität sei pathologisch usw. usf.



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bjk

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New PostErstellt: 05.11.07, 11:39  Betreff: Re: Anarchistischer Feminismus  drucken  weiterempfehlen




- Fortsetzung -



Wie sieht Sexualität im Kommunismus aus?

Wer dem Vorhergesagten zur Moral gefolgt ist, wird die Antwort schon erraten können: wir wissen es nicht. Und wir werden uns hüten, mit unserer kapitalistischen Sozialisation Hirngespinste zu entwickeln, was die Bedürfnisse eines kommunistischen Menschen sein werden. Würden wir dies tun, kämen entweder Absurditäten heraus (wir erinnern an Paradiesbilder der Zeugen Jehovas, auf denen die Menschen mit Tigern kuscheln) oder wir verhielten uns selbst wieder herrschaftlich (zumindest hätten wir einen Einfluß in dieser Frage) und wollten eine neue (oder alte?) Moral den Menschen in spe auferzwingen. Das wollen und werden wir nicht tun.

Sicherlich gibt es aber dennoch Aussagen, die wir über das Sexualleben im Kommunismus machen können.

Die Unterdrückung der Frau wird aufgehoben sein. Die Frau wird wieder ein gesellschaftliches Wesen sein. Die erzwungene Monogamie wird mit der Unterdrückung der Frau fallen. Ob dann alle Menschen polygam und polyam leben, wissen wir nicht. Wir können jedoch stark vermuten und sogar annehmen, dass die freiwillige Monogamie nicht die herrschende Form der zwischenmenschlichen geschlechtlichen Beziehungen sein wird, da sie menschheitsgeschichtliche nie wirklich existiert hat.

„Aber ihr Kommunisten wollt die Weibergemeinschaft einführen, schreit uns die ganze Bourgeoisie im Chor entgegen.

Der Bourgeois sieht in seiner Frau ein bloßes Produktionsinstrument. Er hört, daß die Produktionsinstrumente gemeinschaftlich ausgebeutet werden sollen, und kann sich natürlich nichts anderes denken, als daß das Los der Gemeinschaftlichkeit die Weiber gleichfalls treffen wird.
Er ahnt nicht, daß es sich eben darum handelt, die Stellung der Weiber als bloßer Produktionsinstrumente aufzuheben.

Übrigens ist nichts lächerlicher als das hochmoralische Entsetzen unserer Bourgois über die angebliche offizielle Weibergemeinschaft der Kommunisten. Die Kommunisten brauchen die Weibergemeinschaft nicht einzuführen, sie hat fast immer existiert.

Unsere Bourgeois, nicht zufrieden damit, daß ihnen die Weiber und Töchter ihrer Proletarier zur Verfügung stehen, von der offiziellen Prostitution gar nicht zu sprechen, finden ein Hauptvergnügen darin, ihre Ehefrauen wechselseitig zu verführen.

Die bürgerliche Ehe ist in Wirklichkeit die Gemeinschaft der Ehefrauen. Man könnte höchsten den Kommunisten vorwerfen, daß sie an die Stelle einer heuchlerisch versteckten eine offizielle, offenherzige Weibergemeinschaft einführen wollen. Es versteht sich übrigens von selbst, daß mit der Aufhebung der jetzigen Produktionsverhältnisse auch die aus ihnen hervorgehende Weibergemeinschaft, d.h. die offizielle und nichtoffizielle Prostitution, verschwindet.“ [Marx/Engel, Manifest...aaO, S. 434f.]

Dem können wir nur noch hinzufügen, dass wir selbstverständlich nicht nur die Frauen-, sondern auch die Männergemeinschaft einführen wollen.

Einen letzten Punkt (und dies ist nur die Reihenfolge, nicht die Priorität) wollen wir der homo-, trans- und bisexuellen Frage widmen. Es versteht sich von selbst, dass die menschlichen Bedürfnisse im Kommunismus ausgelebt werden können. Es ist auch zu vermuten, dass die Geschlechtlichkeit weit phantasiereicher ablaufen wird als wir das heute denken. Denn dass Streß und Sorgen lusthemmend sind, wird wohl jede/r bestätigen. Das gilt auch für die Offenheit im bürgerlichen Sinne außerkonventioneller Sexualität. Seit es Überlieferungen menschlicher Sexualität gibt, weiß man von den homo- und bisexuellen Bedürfnissen der Menschen. Es ist zu vermuten, dass eine Kategorisierung im Kommunismus nicht mehr im Vordergrund stehen wird. Denn das Individuum steht im Mittelpunkt gesellschaftlichen Interesses. Ob der Mensch Frau, Mann, homo-, bi-, trans- oder heterosexuelle Bedürfnisse hat, wird das Ermessen seiner eigenen Bedürfniswelt unterliegen.


Was ist Sexualität?

Sexualität wird definiert als Geschlechtlichkeit bzw. Geschlechtsleben. Damit ist dies weit mehr als der Geschlechtsverkehr als solcher, sondern umfaßt alles Handeln, was mit den geschlechtlichen Bedürfnissen zu tun hat.

Die Sexualität gehört zu den grundlegenden Bedürfnissen menschlicher Existenz. Wir wollen nicht bestreiten, dass es möglich ist, auch ohne Sexualität zu überleben. Davon zeugen die wenigen Beispiele gelebten Zölibats. Genauso ist es möglich, lange Zeit ohne Nahrung zu überleben.

Es ist aber unbestreitbar, dass ein befriedigendes Leben ohne Sexualität undenkbar ist. Es ist nachgewiesen, dass befriedigende Sexualität das Immunsystem steigert, dass sogar das Herzinfarktrisiko verringert wird. Wir befürworten die Sexualität. Wir kämpfen für eine Gesellschaftsordnung, in der jeder nach seinen Bedürfnissen leben kann. Denn der Kommunismus ist eine lustbejahende Weltanschauung.
In diesem Zusammenhang äußerte auch Lenin in einem Gespräch mit Clara Zetkin:

„Der Kommunismus soll nicht Askese bringen, sondern Lebensfreude, Lebenskraft, auch durch erfülltes Liebesleben.“
[zitiert nach: Wilhelm Reich, aaO, s. 71]


Zur sexuellen Sprache

Ob man nun von einer Tabuisierung der Sexualität ausgeht oder der Ansicht ist, die Diskurse über Sexualität haben zu einer Überthematisierung geführt – Fakt ist, dass der Umgang mit Sexualität nicht derart ist, wie man ihn mit anderen Verhaltensweisen und Bedürfnissen hat. So ist es unüblich, öffentlich zu äußern, dass man Lust auf Sex hat, während es zumindest annehmbarer scheint, Bedürfnisse nach Schlaf, Essen oder Trinken öffentlich zu äußern.

Ein weiterer Ausdruck der unterdrückten Sexualität sind die Begrifflichkeiten, die wir sprachlich zur Verfügung haben. Denn auch die Sprache ist natürlich Ausdruck der gesellschaftlichen Verhältnisse und spiegelt sie wieder.

„Die Sprache ist so alt wie das Bewußtsein – die Sprache ist das praktische, auch für andre Menschen existierende, also auch für mich selbst erst existierende Bewußtsein (...) Das Bewußtsein ist also von vornherein schon ein gesellschaftliches Produkt und bleibt es, solange überhaupt Menschen existieren.“ [Marx, Engels, Die deutsche Ideologie, ME AW in 6 Bänden, Bd. I, S. 221]

Konsequenterweise muss sich die Sprache auch im Wandel der Zeit verändern, quasi modernisieren. Sie bleibt aber als Überbau immer Ausdruck der sie repräsentierten gesellschaftlichen Verhältnisse.

Wenn also angeführt wird, wir würden zumindest in den hochindustrialisierten Ländern wie Deutschland eine befreite Sexualität haben, bleibt doch die Frage offen, warum es für alles Geschlechtliche entweder vulgäre oder medizinische Begriffe gibt. Offen bleibt natürlich hierbei die Frage, inwieweit die bürgerliche Moral Begriffe als vulgär bloß stigmatisiert. Dabei sind wir auch der Meinung, dass Wörter wie vulgär oder pervers grundsätzlich zu kritisieren sind. Denn wer legt fest, dass etwas verkehrt ist? Dies ist doch immer eine Frage der Sicht des Betrachters.

Hier ist auch zu beobachten, dass in der Arbeiterklasse ein weit offener sprachlicher Umgang mit Sexualität geübt wird als in bürgerlichen Kreisen.


(Fortsetzung folgt in Kürze)



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bjk

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New PostErstellt: 05.11.07, 11:53  Betreff: Re: Anarchistischer Feminismus  drucken  weiterempfehlen




- Fortsetzung -




Sexualität und Arbeit

Die Rolle der bürgerlichen Sexualmoral, die ihre Unterdrückung bedeutet, ist untrennbar mit der bürgerlichen Arbeitsmoral verbunden, die ja Ausdruck und Umsetzung kapitalistischen Profitstrebens und seiner Maximierung ist. Das Geschlechtsleben der Menschen in der kapitalistischen Gesellschaftsordnung wird mit solcher Strenge unterdrückt, weil es mit der Arbeitsordnung im Kapitalismus unvereinbar ist.

Gerade die Industrialisierung hat eine unglaubliche Veränderung der Arbeitsbedingungen hervorgerufen. Die Bäuerinnen und Bauern, die gewohnt waren, ihren Arbeitsalltag nach den Tages- und Jahreszeiten zu richten, wurden nun durch einen äußerst brutalen Akt an die Bedürfnisse der Industrie „gewöhnt“. Die 14-, 16-stündigen Arbeiten unter Tage, in Minen, Fabriken erforderten die komplette Unterwerfung menschlicher Bedürfnisse unter den Profit des Kapitals. Die Entfremdung der Arbeit, die einmal durch die fremdbestimmte Arbeit hervorgerufen wird, findet ihre Ergänzung in der bedürfnisfremden Arbeit. Es paßt nicht zur Profitmaximierung, wenn die Arbeiterinnen und Arbeiter essen, trinken, schlafen und sexuelle Befriedigung suchen, wenn sie ihr bedürfen. Der Arbeitsrhythmus im Kapitalismus gibt uns vor, wann wir unsere Bedürfnisse befriedigen dürfen und wann nicht. Dieses System allein führt natürlich schon zu einer Entfremdung von unseren eigenen Bedürfnissen.

So einfach die Erklärung scheint, wurde natürlich ein ganzer Ideologieapparat entstanden, um die Enthaltsamkeit herrschaftsfähig zu machen. Besonders die Reformation hat neue Gedankengerüste geschaffen, in der aller „Prasserei“ eine Absage erteilt wurde. Bis heute finden sich viele Mediziner und Ernährungswissenschaftler, die die Beschränkung der Bedürfnisse (egal ob es um Essen, Trinken, Sex oder Schlafen geht) als Fortschritt verkaufen.


Die Sexualität der Kinder

Und diese Ideologie wird uns natürlich von klein auf eingetrichtert. Spiel nicht mit Deinen Geschlechtsorganen rum, befriedige Dich nicht selbst, iß 3 mal am Tag und iß auf, schlaf um 7 und steh morgens früh auf etc. etc.

Als Ausfluß der schwarzen Pädagogik gilt der Erziehungsauftrag als Programm, um die Menschen systemkonform zu machen.

Die Problematisierung der Sexualität der Kinder setzt Michel Foucault [Der Wille zum Wissen, Sexualität und Wahrheit 1, suhrkamp taschenbuch, 1977] im 17. Jahrhundert an.

Wilhelm Reich (Einbruch der Sexualmoral) berichtet über Forschungen in Stämmen der Trobriander, in denen die Kinder in ihrer eigenen Welt lebten. Sie hatten eigene Schlafstätten, ihre eigenen Verhaltensregeln, eigene Werte und ihre eigene ununterdrückte Sexualität. Einen Erziehungsauftrag der Eltern gab es nicht. Eher nahmen die Eltern Eigenarten der Kinder belustigt war.

Mit der bürgerlichen Revolution erlangte der Erziehungsauftrag mit seiner schwarzen Pädagogik seinen offenkundigsten Höhepunkt. Dabei spielt auch die bürgerliche Familienordnung eine zentrale Ordnung. Sie institutionalisiert nämlich die Autorität der Eltern gegenüber den Kindern. Dies ist oft eine Willkürherrschaft, die die Unterordnung und Fremdbestimmung anerzieht. Diese Gewalt der Eltern wird am Stärksten über das Sexualleben der Kinder ausgedrückt. Mit den aufklärerischen und später bürgerlichen Wissenschaften wie Medizin, Pädagogik, Psychologie wurde herausgearbeitet, dass die Kinder nicht bei ihren Eltern schlafen sollen, und schon gar keine Ausübung der Sexualität mitbekommen sollen. Vielfältige Märchen über legitimieren die Unterdrückung der kindlichen Sexualität. In keiner Institution der bürgerlichen Gesellschaft tritt die autoritäre Unterjochung der Jugend so stark hervor, in keiner Institution beginnt diese Unterjochung so früh auf den kindlichen körperlichen und psychischen Organismus zu wirken wie gerade im Elternhaus.

Die sexuelle Einschüchterung und Verkrüppelung erzeugt autoritäre Angst in den Kindern wegen ihrer sexuellen Wünsche, Gedanken und Taten. Dies macht den Kern des Apparats aus, mit dessen Hilfe das Elternhaus die Jugend dem Kapital gefügig macht.


Unsere Haltung zur Prostitution

Mit Einführung der Monogamie kam die Prostitution auf. Sie ist die notwendige Kehrseite der erzwungenen Monogamie. [Vgl. unsere Broschüre, Zur Befreiung der Frau, 2002; Friedrich Engels, Der Ursprung der Familie, des Privateigentum und des Staates]

Prostitution unterscheidet sich von „freiem“ Geschlechtsverkehr dadurch, dass die Frau ihren Körper direkt gegen materielle Güter verkauft. Sie macht den Verkauf ihres Körpers zum Gewerbe. Teilweise titt die Prostitution sogar an die Stelle des regelmäßigen Geschlechtsverkehrs, während die Frau nur noch als Kindergebärapparat benutzt wird oder zur Bewahrung der bürgerlichen Familienbilds.

Prostitution ist die Ergänzung der erzwungenen Monogamie und ihrer bürgerlichen Familienorganisation. Sie ist das institutionalisierte Mittel für die Männer, die es sich leisten können, ihre Bedürfnisse zumindest ansatzweise oder scheinbar zu befriedigen.

Für Männer hat die erzwungene Monogamie nie wirklich existiert. Für sie ist das Konstrukt auch nicht entstanden. Mit der Entwicklung der Produktivkräfte und daher auch mit dem gestiegenen Lebensstandard auch der Arbeiterklasse ist die Prostitution in einem unermeßlichen Umfang gestiegen. Das Bedürfnis ist auch gestiegen, da die Flexibilisierung der Arbeitsverhältnisse die Familien zerrüttet, den Streß steigert und die Prostitution dann bei vorhanden materiellen Möglichkeiten eine Möglichkeit bietet, seine Bedürfnisse ansatzweise zu befriedigen.

Um ein Beispiel zu nennen: Nach einer Internetumfrage geben 34% an, 11-50 Mal Sex gekauft zu haben, 14% sogar 101-500 Mal, 93% haben sich schon mehrmals Sex gekauft und 2% sogar mehr als 500 Mal
In Deutschland gibt es offiziell ca. 400.000 berufsmäßige Prostituierte, die noch durch Gelegenheitsprostituierte ergänzt werden. Allein in der Bundesrepublik Deutschland wird der jährliche Umsatz mit der Prostitution auf über 5 Milliarden Euro geschätzt. Der Gesamtumsatz der Sexindustrie, also der von Prostituierten, sowie Bars, Clubs, Pornofilmen, Pornomagazinen usw. dürfte erheblich höher liegen. [vgl. Judith Mackay, Der Fischer Atlas, Sexualität, S. 66]

Wie stehen wir Kommunisten zur Prostitution? Es ist ein Thema, das weitgehend ausgespart wird. Wir sind der Meinung, es ist die natürliche Kehrseite der erzwungenen Monogamie. Auch in der kommunistischen Bewegung wird nicht selten die Doppelmoral gelebt, wird Prostitution MORALISCH abgelehnt.

Natürlich, wir Kommunistinnen und Kommunisten lehnen die Prostitution ab, weil wir die Ausbeutung der Menschen durch den Menschen ablehnen. Für uns ist die Prostitution qualitativ nichts anderes als andere kapitalistische Ausbeutung durch Lohnarbeit. Aber genauso lehnen wie die erzwungene Monogamie ab, die durch die bürgerliche Ehe institutionalisiert ist. Aber den Männern moralisch vorzuwerfen, ihre Sexualität durch die vorgegebenen Formen auszuleben, das tun wir nicht. Das ist die gelebte Doppelmoral, die durch die herrschende Moral propagiert wird. Die Prostitution ist eine notwendige Institution im Kapitalismus.

Durch die bürgerliche Familienordnung sind die Menschen gezwungen, ihre Sexualität und intimsten Bedürfnisse den moralischen Vorstellungen der Herrschenden zu unterwerfen. Die Männer können zum Teil diese Tabuisierung und Hemmung ihrer sexuellen Bedürfnisse durch Ventile wie die Prostitution zumindest scheinbar entkommen.

Davon strikt zu trennen ist selbstverständlich der Frauenhandel. Hier besteht eindeutig ein qualitativer Unterschied zur kapitalistischen Lohnarbeit. Der Frauenhandel ist die Sklaverei. Ebenso zu bewerten ist die Prostitution zu Hungerlöhnen, in denen die Frauen ihren Zuhältern quasi Eigentum sind.


(Fortsetzung demnächst)



Es ist allerhöchste Zeit, Art. 1, Abs. 1 und Art. 20, Abs. 4, GG, Geltung und Wirkung zu verschaffen!
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Isquierda

Beiträge: 279
Ort: Magdeburg

New PostErstellt: 06.11.07, 10:41  Betreff: Re: Anarchistischer Feminismus  drucken  weiterempfehlen

Danke, lieber Bernd!

ich freue mich wirklich! Danke!

Ich hoffe, hier etwas erfolgreich zum Thema beitragen zu können. Wie genau mein beitrag aussehen woll, weiß ich nicht genau - aber es besteht Diskussionsbedarf, das durfte ich in anderen Foren bereits hinreichend testen!

Auf eine spanndende und angenehme Unterhaltung!

Liebe Grüße nach Berlin

Isi



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Riker


New PostErstellt: 07.11.07, 12:46  Betreff: Re: Anarchistischer Feminismus  drucken  weiterempfehlen

hm - ich hab mir das jetzt durchgelesen.
wenn's nur so einfach wäre - wir schaffen die Monogamie ab und alle sind happy - der Kommunismus als Swingerveranstaltung - aha

Das Grundbedürfnis des Menschen ist die Sehnsucht danach so geliebt zu werden wie man ist und da wird es schon schwierig, denn die indoktrinierte Konditionierung von Seiten der Gesellschaft steht da schon im Weg. Die Unterdrückungs- und Herrschaftsmechanismen forcieren die Minderwertigkeit des Menschen und sich davon zu lösen ist schwer.
Im Idealfall und m.E. im natürlichen Fall läuft es doch so - - Zwei Menschen verlieben sich ineinander und landen dann im Bett (das hat mit Ideologie mal rein gar nichts zu tun). Uund weil sie von einander begeistert sind schwören sie sich dann ewige Treue... - es mag auch so sein: zwei sind scharf aufeinander gehen miteinander ins bett und verlieben sich trotzdem ineinander, wobei ich glaube daß das eher seltener der fall ist.

was mich an der eingestellten Analyse stört.
da wird die bedürfniswelt des menschen auf essen, schlafen, trinken und sex reduziert. das wörtchen liebe fällt dabei gar nicht mal. wenn er/sie also genügend essen, schlafen und sex haben darf ja dann ist er/sie glücklich.
Natürlich ist es so, daß so jemand seine bedürfnisse nicht befriedigen kann das als Leid wahrnimmt und einen Ausweg sucht, denn wenn man z.b. nichts zu essen hat verhungert man...

Wann geht er fremd - ist fremdgehen normal wie das hier postuliert wird?
klar es passiert andauernd...Ehebruch - folgende Scheidung weil sie oder er sich betrogen und nicht mehr geliebt fühlt.
Klar es mag notorische fremdgeher geben aber im allgemeinen ist da wohl ein Vorgeschichte und Problematik am Werken, aus der dann das Fremdgehen resultiert. eingeschlafenes Sexleben - der Partner geht nicht auf die Bedürfnisse des anderen ein - herrührend aus Komplexen oder Machtspielchen usw. usf. oder man traut sich nicht die bedürfnisse dem partner zu sagen und weil der partner in der regel kein hellseher ist kommt er da dann nicht da drauf und selbst wenn er drauf kommen sollte, kann es sein, daß der andere die erfüllung seiner intimisten Wünsche nicht zu leben traut. die "normalität" des fremdgehens herrührend und entstehend aus dem Reservoir der Absurditäten...

de facto besteht dabei ein Kommunikationsproblem herrührend aus der Scham voreinander oder vor sich selbst, daß wiederum systeminament vom menschenentwürdigenden Kapitalismus induziert ist - daß das Liebesleben zwischen Mann und Frau - oder Mensch Mensch gefährdet.

Prostitution.
klar da ist viel wahres dran in der oben eingestellten Analyse
und daß darin viele ihren ausweg bzw. ventil suchen ist verständlich
aber mir wird beim Gedanken an Sex gegen Geld übel. Gefühlskalter Sex - Nein Danke. Das soll aber nicht heißen, daß ich eine Prostituierte verachte - aber aus meiner Sicht gehören Sex und Liebe zusammen, wenn es guter Sex sein soll...



don't worry be happy
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bjk

Beiträge: 7353
Ort: Berlin


New PostErstellt: 09.11.07, 12:11  Betreff: Re: Anarchistischer Feminismus  drucken  weiterempfehlen

    Zitat: Riker
    hm - ich hab mir das jetzt durchgelesen.
hier ist noch mehr Mutiges zum Durchlesen:

Gruß
bjk
ALG II-Unterschichtler



Fortsetzung aus: http://www.bolschewiki.org/html/to-wzp/to-wzp13.htm#b


Kann es eine sexuelle Befreiung im Kapitalismus geben?

Nein. Solange bürgerliche Wirtschaft und bürgerliche Erziehung herrschen, kann es keine Lösung dieser Frage geben. Die kapitalistische Gesellschaftsordnung steht in einem antagonistischen Widerspruch zu unseren sexuellen Bedürfnissen.

Das heißt natürlich für uns nicht, dass wir die bürgerliche Sexualmoral für uns theoretisch wie praktisch akzeptieren. Das heißt auch nicht, dass wir die sexuelle Befreiung auf den Tag nach der Revolution verschieben. Und das heißt auch nicht, dass wir nicht versuchen, den Rahmen der Emanzipation, den uns die bürgerliche Gesellschaftsordnung bietet, bis zum Letzten versuchen auszureizen. Wir wären nicht Kommunistinnen und Kommunisten, wenn wir nicht den Anspruch hätten, unsere Weltanschauung auch in unserem Verhalten umzusetzen.

Die Erkenntnis, dass die sexuelle Befreiung an materielle Grundvoraussetzungen geknüpft ist, heißt für uns aber, dass idealistische Projekte sexuell befreiter Kommunen im Kapitalismus für uns keine Lösung sind. Projekte wie die Kommune 1, 2 etc. müssen im Kapitalismus Utopie bleiben und sind als Illusion schon von vornherein zum Scheitern verurteilt. Diese Projekte kamen in Folge der 68er Bewegung und der sogenannten sexuellen Revolution in Westdeutschland auf. In diesen Wohngemeinschaften sollte die freie Sexualität praktiziert werden. Oftmals stellte sich dies nur als Freibrief für die Männer heraus. Wir wissen, dass wir im Kapitalismus nicht zum befreiten Menschen mutieren können.

Aber ebenso wie wir mit unserer Solidarität mit Kolleginnen und Kollegen die bürgerliche Arbeitsmoral erschüttern können, sind wir in der Lage, kleine Schritte hin zu unserer sexuellen Befreiung zu gehen und damit Grundlage der institutionalisierten Macht über unsere Bedürfnisse den Boden entziehen.

Die bürgerliche Sexualmoral ist die wesentliche Stütze der Unterdrückung der Frau in dieser Gesellschaftsordnung. Der Kampf für die sexuelle Befreiung ist damit ein wichtiger Bestandteil im Kampf um die Befreiung der Frau und diese ist wiederum eine wichtige und notwendige Voraussetzung für den erfolgreichen Kampf für den Sozialismus.

"Die Emanzipation der Frau verlangt als erste Bedingung die Wiedereingliederung des ganzen weiblichen Geschlechts in die gesellschaftliche Industrie, was gleichzeitig erfordert, daß die individuelle Familie als wirtschaftliche Einheit der Gesellschaft aufgehoben wird." [Karl Marx, Brief an Kugelmann]


Die Monogamie und die Frauen

Wir Frauen sind weit stärkerem moralischem Druck als die Männer unterworfen. Denn für uns ist die erzwungene Monogamie schließlich entstanden. Gehen wir sogenannt fremd, lassen uns scheiden, sind wir großem sozialem und moralischem Druck ausgesetzt. Was bei Männern Recht ist, ist bei den Frauen Unrecht, Unmoralität und Verbrechen.

Der unterdrückende Umgang mit der Sexualität vor allem der Frauen wirkt natürlich auf das Bewußtsein, sowie das Selbstbewußtsein der Frauen. Labilität und Krankheiten finden eine ihrer Ursachen darin. Doch ist die Aufrechterhaltung der auferzwungenen Monogamie und die bürgerliche Familienordnung gerade von dem Verhalten der Frauen mit ihrer Sexualität abhängig, wodurch weiterhin die Propagandamaschinerie zur Aufrechterhaltung des bürgerlichen Frauenbildes läuft. Nur zu oft hört man, dass die sexuellen Bedürfnisse der Frauen geringer sein, als die der Männer. Wem nützt das? Das dient einzig und allein der Legitimation bürgerlicher Sexualmoral.

Von daher ist der Marxismus vollkommen gegen die These der "menschlichen Natur" als ewige, unveränderbare Wirklichkeit unabhängig von den sozialen Bedingungen, denn diese entspricht der idealistischen und metaphysischen Position der Reaktion.
Da der Marxismus den Menschen als eine konkrete Wirklichkeit versteht, die im Laufe der Geschichte von der Gesellschaft hervorgebracht wird, ist er gegen die These der "weiblichen Natur", denn diese ist nichts anderes als die Ergänzung der sogenannten "menschlichen Natur", und von daher eine Bestätigung, daß die Frau über eine ewige und unveränderbare Natur besitzt. Noch schlimmer ist, daß, wie wir gesehen haben, der Idealismus und die Reaktion unter der "weiblichen Natur" eine "mangelhafte, im Vergleich zur männlichen minderwertige Natur" verstehen.

Für den Marxismus ist die Frau ebenso wie der Mann das Produkt ihrer sozialen Beziehungen, die durch die Geschichte bestimmt werden und die sich gemäß des Wandels der Gesellschaft in ihrem Entwicklungsprozeß verändern. Die Frau ist also ein soziales Produkt und ihre Veränderung verlangt die Veränderung der Gesellschaft.

Die Unterdrückung grundlegender menschlicher Bedürfnisse führt zu Anomalien. Wie bei Menschen, die hungern, Kannibalismus auftreten kann, sind die sexuellen Gewalt in der bürgerlichen Sexualmoral begründet.

Nun wollen wir uns einigen konkreten Fragen widmen. Unsere grundsätzliche Ablehnung der bürgerlichen Sexualmoral zum Ausdruck gebracht, ist doch die Frage, wie wir uns heute hier im Kapitalismus als Kommunistinnen und Kommunisten zu verhalten haben. Am Anfang von allem steht die Erkenntnis, dass wir in der bürgerlichen Sexualmoral gefangen sind. Wir müssen sie erkennen und kritisieren. Die Unterscheidung zwischen bürgerlicher und proletarischer Familienordnung greift hier zu kurz. Denn die Moral der Herrschenden ist auch bei uns noch die herrschende Moral. NOCH.


Unsere Haltung zu klassischen 2er Beziehungen

Die heterosexuelle Beziehung zwischen zwei Personen ist die vorgegebene sexuelle Beziehung zwischen Menschen in dieser Gesellschaftsordnung. In Ländern wie Deutschland ist es in großen Teilen der Bevölkerung sozial akzeptiert, dass man vorehelichen Geschlechtsverkehr betreibt. Nichtsdestotrotz geht die Konzeption der klassischen 2er Beziehungen dahin, dass man ein bißchen probieren kann, bis man den oder die „Richtige“ gefunden hat. D.h. die Person, mit der man dann eine bürgerliche Ehe eingehen wird. Die klassische 2er Beziehung ist damit die Vorform der Ehe und stellt ein Fundament der bürgerlichen Familienordnung dar.
Dürfen also Kommunistinnen und Kommunisten in klassischen 2er Beziehungen leben? Wie Anfangs betont, stellen wir keine neue Moral auf, da wir dies ablehnen. Aber Erkenntnis ist der erste Weg zur Besserung. Wir haben den Anspruch, unsere Bedürfnisse soweit möglich im Kapitalismus zu erkennen und versuchen, diese auszuleben. Nun ist das Problem bei den Beziehungen, dass die bürgerliche Sexualmoral tief verankert ist. Außerdem ist es DIE Form der Geschlechtsbeziehung, die uns in dieser Gesellschaft geboten wird. Und allein die Absage an diese Beziehungsform stellt noch keine progressive Lösung dar. Außerdem ist es ja auch möglich, dass Menschen in dieser 2er Konstellation ihre Bedürfnisse befriedigen können. Wichtig ist für uns daher, den Zusammenhang dieser Beziehungsform mit der bürgerlichen Familienordnung zu erkennen und reflektiv in solchen Beziehungen – sollten Genossinnen oder Genossen sie eingehen – umzugehen. Gerade für die Frauen stellen alle eheähnlichen Beziehungskonstrukte eine besondere Einschränkung dar, die die GenossInnen kritisch hinterfragen müssen. Daran muß gearbeitet werden.


Unsere Haltung zur Ehe
Ähnlich ist unsere Haltung zur bürgerlichen Ehe. Viele Ehen werden aufgrund der materiellen Anreize wie Steuervergünstigungen geschlossen. Aber immer noch ist die bürgerlichen Ehe als ideologisches Fundament in der Arbeiterklasse weit verbreitet. Hier wirkt die bürgerliche Sexualmoral stark.

Wir können niemandem vorwerfen, seine materielle Situation mittels einer Eheschließung verbessern zu wollen. Gegen idealistische Ehevorstellungen gehen wir natürlich vor. Aber auch hier muss die Situation der Ehefrauen besondere Berücksichtigung finden. Es kann nicht angehen, dass Ehen von GenossInnen die Frauen in besondere Abhängigkeit bringen.

Es kann nicht angehen, dass Kommunisten am abend unter der Bettdecke keine mehr sind. Es kann nicht angehen, dass sich Kommunisten zu Hause von ihrer Frau bekochen lassen und den Haushalt machen lassen. Kommunist sein, heißt eine bestimmte zukunftsgewandte Lebenseinstellung zu haben und diese auch zu praktizieren.


Dürfen KommunistInnen eine Familie gründen?

Derzeit ist es so, dass die vorgegebene Organisationsform beim Kinderkriegen die Familie mit der bürgerlichen Ehe ist. Gerade für Frauen bedeutet Alleinerziehen immer sozialer Abstieg – sowohl materiell als auch im sozialen Umgang. Wir vertreten keinen Kommunegedanken. Wir wissen, dass eine wirklich neue Gesellschaftsstruktur nur im Sozialismus aufgebaut werden können. Wir haben aber die Pflicht als Kommunistische Organisation, langfristig Strukturen zu schaffen, in denen auch Menschen, die NICHT in der vorgegeben bürgerlichen Familienordnung leben, aufgefangen werden.

In der KPD/ML in den 70er Jahren wurde zum Beispiel die Kinderbehütung von der Organisation übernommen, damit möglichst viele GenossInnen an politischen Aktionen teilnehmen können. Das setzt natürlich einen gewissen Grad der Bewegung voraus, den wir derzeit noch nicht haben. Fakt ist aber, dass Kinder von GenossInnen auch der Verantwortung der Organisation unterliegen. Wir kümmern uns ja auch um GenossInnen, die in finanziellen, psychologischen oder sogenannt persönlichen Problemen stecken. Das Private ist politisch.


Unsere Haltung zur Rolle des Sexes

Sexualität bei Menschen ist nicht in erster Linie für die Fortpflanzung da. In den meisten Fällen dient Sexualität einzig der Lustbefriedigung. Sexualität ist nichts Schlechtes, im Kommunismus werden die Menschen wieder wirkliche Befriedigung ihrer sexuellen Bedürfnisse erfahren.


Unsere Haltung zu Inzest

Da wir die Lustsexualität als dominante Form des Sexes begreifen, ist es nur konsequent, dass für uns ein Verbot der Geschwisterliebe nicht in Frage kommt. Auch hier gilt die Prämisse, dass es nicht an uns ist, die Bedürfnisse der Menschen festzulegen. Hinzukommt, dass Bedürfnisse – sind sie vorhanden – auch irgendwie ausgelebt werden. Verbote können menschliche Bedürfnisse nicht unterdrücken. Ein Verbot des Inzest wie im §173 Strafgesetzbuch kommt für uns im Sozialismus nicht in Frage.


Unsere Haltung zu Polygamie und Polyamie

Menschheitsgeschichtlich haben die Menschen meisten polygam und polyam gelebt. Polygam heißt, dass ein Mann viele Frauen hat; Polyam heißt, dass eine Frau viele Männer hat. Wir weiten die Definition selbstverständlich auch auf homosexuelle Partnerschaften aus.

Wir sind natürlich für diverse Beziehungsformen offen. Ein Verbot der Doppelehe wie in § 172 Strafgesetzbuch ist für uns im Sozialismus nicht denkbar.

Wir machen auch nicht die Aussage, dass alle Menschen polygam oder polyam leben werden. Es wird an ihnen sein, dies festzulegen. So händeln wir das auch heute. Wir Kommunistinnen und Kommunisten sind keine bürgerlichen Sexualprediger. Solange alle beteiligten Menschen freiwillig teilnehmen, ist es an ihnen, ihre Sexualität in der für sie bevorzugten Form auszuleben.

Wir sehen natürlich das Problem, das moralisch konstruierte Bedürfnisse oder auch ihre Ausflüsse, die Perversionen, scheinbare Bedürfnisse sein können. Da sind wir aber nicht in der Lage, Maßregeln festzulegen. Die Bedürfnisse, die ausgelebt werden wollen, sollen es auch.


Unsere Haltung zur Homosexualität

Bei allen erkämpften Freiräumen der homosexuellen Bewegung existiert die Diskriminierung der Homosexualität weiter – sowohl offen als auch verdeckt. Es ist hier unsere Aufgabe aufzuzeigen, dass die Homosexualität der bürgerlichen Sexualmoral widerspricht. In unserer Bewegung müssen wir gegen homophobe Tendenzen vorgehen. Homophobie ist die Angst vor gleichgeschlechtlichen Sexualkontakten; nicht nur bei sich selbst selbst, sondern auch die Existenz der Homosexualität als solche. Wir müssen die Genossinnen und Genossen in dem Weg für ihre sexuelle Identitätsfindung unterstützen. Wir müssen die fortschrittlichsten Teile der heterogenen homosexuellen Bewegung gewinnen, denn es kann keine sexuelle Befreiung ohne sexuelle Revolution geben.

Gerade die lesbische Bewegung muss für uns besonderes Augenmerk finden, denn ganz im Sinne der Unterdrückung der Frau hat die lesbische Bewegung weit weniger soziale, rechtliche, und finanzielle Freiräume erkämpft als die schwule Bewegung.


Unsere Haltung zur Bi- und Transsexualität

Die Bi- und Transsexuellen sind noch weit mehr diskriminiert als die Homosexuellen. Den Bisexuellen wird oft eine verkappte Heterosexualität unterstellt und sie stehen im wahrsten Sinne des Wortes zwischen den Stühlen.

Gerade bei Transsexuellen ist die pathologische Erklärung ein noch sehr gängiges Modell.
Besonders hier ist es unsere Aufgabe, die Individualität der menschlichen sexuellen Bedürfnisse darzustellen.


Unsere Haltung zur Eifersucht

Eifersucht ist die anerzogene Moralvorstellung zur Aufrechterhaltung der bürgerlichen Sexualmoral. Sie ist das Eigentumsdenken bezüglich anderer Menschen. Diese müssen wir bekämpfen. Wir können keiner/m GenossIn vorwerfen, wenn sie eifersüchtig ist, denn wir sind hier sozialisiert. Aber wir können erwarten, dass wir uns kollektiv und individuell mit diesem bürgerlichen Laster auseinandersetzen und versuchen, die Eifersucht so weit als möglich abzubauen. Wir sind für die Befreiung der Menschheit. Eigentum und Besitz an Menschen lehnen wir ab.


Unsere Haltung zum „fremdgehen“

Zunächst einmal lehnen wir den Begriff fremdgehen ab. Denn er impliziert, dass die Person, die mit einer anderen Person eine Beziehung eingeht, sein/ihr eigen ist. Nur dann kann man ja fremdgehen.

Wir verurteilen es nicht, wenn Menschen ihre sexuellen Bedürfnisse ausleben. Es ist aber auch nicht fortschrittlich, in der Gegend rumzupoppen, genauso wie es nicht fortschrittlich ist, eine Ehe einzugehen. Wir sind aber keine Moralapostel zur Verfechtung einer Seite der bürgerlichen Sexualmoral. Insofern paßt der Satz: Es gibt kein richtiges Leben im Falschen. Wir sagen ja auch nicht, dass es fortschrittlich ist, sich der Lohnarbeit hinzugeben. Das sind erst einmal einfach die gesellschaftlichen Strukturen, die uns diese Form des Lebens aufdrücken. Die Menschen, die ihre sexuellen Bedürfnisse mehr ausleben, sind wahrscheinlich mehr befriedigt, als die Menschen, die ihre sexuellen Bedürfnisse fast ganz unterdrücken – wie das bei den meisten Frauen der Fall ist.


Unsere Haltung zur Pornographie

Wir sind keine asexuellen Menschen. Wir müssen bei sexuellen Filmen differenzieren. Natürlich ist es ok, wenn jemand optische Reize benutzt, um sich sexuell zu befriedigen. Wenn dabei jedoch die Frau herabwertend behandelt wird, ist es Teil bürgerlicher Sexualmoral, gegen die wir vorgehen müssen. Denn auch Filme fördern das herrschende Bewußtsein.

Mit gleicher Kritik müssen wir jedoch dagegen vorgehen, wenn reaktionäre Filme im nicht-sexuellen Bereich geguckt werden (z.B. Kriegsfilme). Da besteht für unskein Unterschied. Wir sind als Kommunisten die Sexualität Befürwortende und nicht verklemmt.


Unsere Haltung zu Beziehungen mit großen Altersunterschieden

Sollen wir es ablehnen, dass eine junge Frau mit einem alten Mann zusammen ist? Oder ein junger Mann mit einer alten Frau? Oder ein junger Mann mit einem alten, eine junge Frau mit einer alten? Problematisch hieran ist, dass zum Teil Vaterkomplexe o.ä. eine Rolle bei dieser Partnerwahl spielen. Aber psychische Störungen sind auch bei anderer Partnerwahl eine nicht unerhebliche Rolle. Dieses am Alter festzumachen, halten wir für falsch und moralisch vorbelastet. Gegen diese Diskriminierung müssen wir also vorgehen.


Unsere Forderung: Für die Politisierung der sexuellen Frage!

Unsere Aufgabe ist es, ein Klima zu schaffen, in dem wir in der Lage sind, unsere WIRKLICHEN Bedürfnisse so weit als hier möglich herauszufinden und so weit wie hier möglich auch zu leben. Gerade bei Frauen müssen wir da ansetzen, da wir hier mehr Zwängen unterworfen sind.

Wir müssen die Tabuisierung der Sexualität überwinden. D.h. auch, dass auf unseren politischen Treffen ein Klima herrschen muss, wo über Fragen dieser Art diskutiert werden kann. Dabei wollen wir nicht in das bürgerliche Geschwätz über Sexualität einsteigen. Wir müssen diese Diskussionen politisch führen. Insofern hatte Lenin auch in dem bekannten Gespräch mit Clara Zetkin recht, als er die verflachten Diskussionen der deutschen Kommunistinnen und Kommunisten über Sexualität kritisierte.


Die sexuelle Kampffront wird viele Kräfte freisetzen

Viele mögen jetzt einwenden, ist ja schön und gut, aber wir haben so viele ungelöste Aufgaben. Warum beschäftigt ihr euch gerade mit der sexuellen Frage? Gibt es nichts Wichtigeres?

Natürlich ist die sexuelle Frage nur ein Bereich unseres Kampfes für den Sozialismus. Aber wir dürfen nicht vergessen, das die Frage der Befreiung der Frau unmittelbar an die sexuelle Frage geknüpft ist und diese eine unserer wichtigsten Aufgaben ist.

Außerdem sind wir auch der Ansicht, wenn Bedürfnisse unterdrückt werden, diese Hemmung den Gesamtorganismus beeinflusst. Wer hungert, kann schlechter politisch arbeiten. Wer seine sexuellen Bedürfnisse nicht annähernd ausleben kann, ist gehemmt.

Der Kampf für die sexuelle Befreiung kann ein Hebel zur Freisetzung politischer Energien werden.


Anmerkung zur Diskussion

Wir wissen, dass wir mit diesem Aufsatz noch entfernt von einer Analyse der bürgerlichen Sexualmoral sind. Wir wollen hiermit die Diskussion über die sexuelle Frage entfachen und warten auf Eure LeserInnenbriefe!


weiterlesen in: http://www.bolschewiki.org/html/to-wzp/to-wzp13.htm#b



Es ist allerhöchste Zeit, Art. 1, Abs. 1 und Art. 20, Abs. 4, GG, Geltung und Wirkung zu verschaffen!


[editiert: 09.11.07, 12:12 von bjk]
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zarathustra


New PostErstellt: 17.01.09, 13:14  Betreff: Re: Anarchistischer Feminismus  drucken  weiterempfehlen

„... Dabei ist die Frage der sexuellen Befreiung ein wesentlicher Bestandteil der Frage der Befreiung der Frau, die wiederum notwendig für unsere soziale Befreiung ist.“
– ich würde das ergänzen: Die sexuelle Befreiung des Menschen ist notwendig für die soziale Befreiung der ganzen Gesellschaft! Das fängt nicht bei der Frau an, die natürlich durch patriarchale Unterdrückung unfrei ist; das fängt eben bei dem Menschen an sich an, denn die sexuelle Emanzipation des Menschen (auch Männer sind in gewissen Rollen gefangen) schafft in logischer Konsequenz auch alle patriarchalen Strukturen ab. Es geht hier um einen Kampf, den Männer und Frauen gemeinsam auszufechten haben. Um es deutlicher auszudrücken, das Beharren auf dem Unterschied von Mann und Frau und demzufolge unterschiedlichen Befreiungskämpfen, führt die Ungleichheit zwischen Mann und Frau nur fort und ermöglicht damit eben immer noch die gleichen Unterdrückunsmuster. Wir müssen uns einfach mehr als Menschen, denn als Mann oder Frau begreifen.

Erst zitierst du Marx: „Der Kommunismus aber schafft die ewigen Wahrheiten ab, er schafft die Religion ab, die Moral, statt sie neu zu gestalten, er widerspricht also allen bisherigen geschichtlichen Entwicklungen.“ und sagst dann: „Im Sozialismus, der Diktatur des Proletariats als Übergangsgesellschaft, ist eine sozialistische Moral natürlich nicht ausgeschlossen.“
der Kommunismus schließt eben doch eine sozialistische Moral aus, denn eine solche wäre nur eine Neugestaltung der gängigen Moral, hinter der noch immer die gleichen Prinzipien wirken. (wurde das göttliche Prinzip abgeschafft, indem sich der Mensch einfach nur an den Platz Gottes gesetzt hat, ohne den Platz Gottes selbst abzuschaffen?)

Zu dem Zitat von Wilhelm Reich: „|...| Man wird nun einwenden, es sei ein großer Unterschied, zwischen proletarischen und bürgerlichen Familien. |...| Wir müssen erst fragen, in welcher Hinsicht die proletarischen Familie proletarisch und in welcher sie gut bürgerlich ist. |...| Haben wir uns von der bürgerlichen Eigentumsideologie freigemacht? Ja, weitgehend, weil in den Besitzverhältnissen ein scharfer Unterschied ist zwischen Bürger- und Arbeiterfamilien.“
diese Betrachtungsweise ist veraltet und teilweise sogar falsch. Zum einen wüsste ich gerne mal wo nun heutzutage genau der Unterschied zwischen bürgerlichen und proletarischen Familien, bzw. einer bürgerlichen und proletarischen Klasse sein soll? In meiner Wahrnehmung sind diese beiden Klassen zu einer verschmolzen. Und zeig mir bitte den Menschen, der frei von bürgerlicher Eigentumsideologie ist... ersetze einfach jedes mal die Unterscheidungen von Bürgertum und Proletariat mit dem Wort Mensch und der Kern der Sache, kommt viel deutlicher ans Licht: der Mensch, der in der heutigen kapitalistischen Gesellschaft lebt, ist bis ins Mark geprägt von Eigentumsideologie, Religiösen/moralischen Werten, einer gewissen Auffassung von Familie/Beziehung und einer dementsprechenden unterdrückenden Sexualmoral. Das steckt in allen Menschen, also auch in Kommunisten und Anarchisten, die sich beide gleich schwer tun diese gesellschaftlich produzierte Sexualmoral zu überwinden, was hier zum Beispiel in dem Thread zur „wahren Beziehung“ ganz deutlich wird, in dem merkwürdigerweise niemand widersprochen hat (der gehört eigentlich fast schon in den Satire Thread).

„Aufgrund der Verankerung der bürgerlichen Sexualmoral ist erklärlich, dass bis heute in der kommunistischen Bewegung Positionen Bestand haben können, die ganz im Widerspruch zu unserer sonstigen zukunftsgewandten Einstellung stehen. So gibt es die Position, die Ehe zwischen Revolutionären sei eine revolutionäre Ehe; oder die Monogamie sei legitim, wenn sie beiderseits gelebt wird und das sogenannte Fremdgehen sei Ausdruck der Unterdrückung der Frau; die „wahre Liebe“ (im Sinne von einer/m PartnerIn, die man nur finden müsse) wäre etwas, was wir für alle Menschen anstreben; oder auch die Position, dass die Liebe fester Bestandteil der Sexualität sein müsse bis hin zu der Einstellung, Homosexualität sei pathologisch usw. usf.“
da hast du meine volle Zustimmung, außer dass ich anstelle von „kommunistische Bewegung“ die Bezeichnung „die (radikale) Linke“ setzen würde, da gibt’s nämlich noch mehr außer Kommunisten...


„Das Geschlechtsleben der Menschen in der kapitalistischen Gesellschaftsordnung wird mit solcher Strenge unterdrückt, weil es mit der Arbeitsordnung im Kapitalismus unvereinbar ist |...| die komplette Unterwerfung menschlicher Bedürfnisse unter den Profit des Kapitals |...| Der Arbeitsrhythmus im Kapitalismus gibt uns vor, wann wir unsere Bedürfnisse befriedigen dürfen und wann nicht.“
Da hat sich einiges gewandelt. Wie viele tausend Ratgeber gibt es zur sexuellen Befriedigung, oder zur richtigen Beziehung usw.? Wie Guy Debord in „die Gesellschaft des Spektakels“ oder Adorno in „die Dialektik der Aufklärung“ festgestellt haben, haben Beziehungen und Sexualität heute in erster Linie die Funktion eine Regenerationsmaschinerie zu sein, denn ein erholter Arbeiter ist ein besserer Arbeiter. Das gilt natürlich für die ganze Kulturindustrie selbst. Da wurde also ein Stück weit Platz gemacht. Letzten Endes gibt der Arbeitsrhythmus eben nur die Zeit vor, in der man seine sexuellen Bedürfnisse ausleben kann, mehr nicht! Den Rest übernimmt die Kulturindustrie... diese liberalisiert sich zumindest, da sie sämtliche revolutionären Positionen assimiliert und in einen unüberschaubaren Brei integriert, so dass die Schärfe revolutionärer Kritik genommen wird. Was ich meine ist, man kann sich so ziemlich jede Information beschaffen, die man will und in seinem privatem Kämmerlein kann man ungeniert allem nachgehen worauf man Lust hat. Es gibt ja durchaus auch Berichte Dokus usw. die ohne Vorwurf von selbstbewusster Sexualität von Frauen berichten, oder von homosexuellen, das ist inzwischen immer weniger anstößig. Ich sag nur Klaus Wowereit, Alfred Biolek usw. Je mehr es die älteren Generationen dahinrafft desto offener wird die ganze Sache scheinbar... (das ist aber ne Steilthese von mir, da lass ich mich auch gerne berichtigen)

„Mit Einführung der Monogamie kam die Prostitution auf.“ – das stimmt so nicht würde ich sagen, es heißt schließlich nicht umsonst, Prostitution sei das älteste Gewerbe der Welt. Prostitution hat definitiv auch immer in Zeiten und in Gesellschaften gegeben, die keine Monogamie praktizierten.

„Prostitution ist die Ergänzung der erzwungenen Monogamie und ihrer bürgerlichen Familienorganisation. Sie ist das institutionalisierte Mittel für die Männer, die es sich leisten können, ihre Bedürfnisse zumindest ansatzweise oder scheinbar zu befriedigen.“ – es gibt also keine Frauen, die von Prostitution gebrauch machen? (aber unbestritten ist natürlich, dass Prostitution überwiegend von Männern genutzt wird, ich will nur noch ergänzen, dass es auch Männerstriche gibt, dass sic also nicht nur Frauen prostituieren...

„Für Männer hat die erzwungene Monogamie nie wirklich existiert“ – das stimmt, aber sie existierte trotzdem auch für viele selbstbewußte Frauen nicht. Es gab da mal ne Studie in der GEO bei der rauskam, dass auch 70% der Frauen fremdgehen oder schonmal fremdgegangen sind. Wenn man vom heutigen Stand ausgeht, muss man feststellen, dass es vor allem auch in den jüngeren Generationen immer mehr offene Beziehungen gibt. Das Gegenstück in den jüngeren Generation ist aber tatsächlich die Gegenseitigkeit was die Monogamie angeht. Der Bruch der Monogamie ist ja inzwischen wohl auch der Hauptgrund, an dem die ganzen Zweierbeziehungen scheitern. (wiederum ne These von mir) Es trennen sich ja auch Frauen gerne mal von ihren Mackern.

„Die Prostitution ist eine notwendige Institution im Kapitalismus“ – sie ist aber auch im Kommunismus denkbar oder in irgendeiner Form von Anarchie!

„Die Männer können zum Teil diese Tabuisierung und Hemmung ihrer sexuellen Bedürfnisse durch Ventile wie die Prostitution zumindest scheinbar entkommen“ – das können Frauen aber auch! Und nochmal, im privaten Kämmerlein können dennoch sämtliche Perversionen ausgelebt werden, man muss nur die richtigen Menschen treffen, was durch Internet usw nicht mehr sonderlich schwer ist...

„Dem können wir nur noch hinzufügen, dass wir selbstverständlich nicht nur die Frauen-, sondern auch die Männergemeinschaft einführen wollen.“ – Also ich will eine Menschengemeinschaft, scheiß auf Gender!

„Die bürgerliche Sexualmoral ist die wesentliche Stütze der Unterdrückung der Frau in dieser Gesellschaftsordnung. Der Kampf für die sexuelle Befreiung ist damit ein wichtiger Bestandteil im Kampf um die Befreiung der Frau und diese ist wiederum eine wichtige und notwendige Voraussetzung für den erfolgreichen Kampf für den Sozialismus.“ – das klingt eigentlich gar nicht mehr so revulutionär, eher reformistisch, so in kleinen Schritten zum Sozialismus kommen und so... auch hier kann ich nur Wiederholen, dass das eigentliche Problem in der Genderkonstruktion steckt. Es gibt rein Biologisch 6 Indikatoren die das Geschlecht definieren und von diesen 6 Indikatoren gibt es wiederum mehrere Varianten, damit kann man nach dem heutigen Wissensstand über 100 verschiedene Geschlechter konstatieren! Wo ist der Unterschied, ob ich meinen Penis in den Po einer Frau stecke oder in den eines Mannes? Wo ist der unterschied ob ich meinen Penis in den Mund einer Frau oder eines Mannes stecke? Oder ob ich einen Penis in den Mund nehme oder ne Klitoris usw.?

„Wir Frauen sind weit stärkerem moralischem Druck als die Männer unterworfen. Denn für uns ist die erzwungene Monogamie schließlich entstanden. Gehen wir sogenannt fremd, lassen uns scheiden, sind wir großem sozialem und moralischem Druck ausgesetzt. Was bei Männern Recht ist, ist bei den Frauen Unrecht, Unmoralität und Verbrechen.“ – auch das wandelt sich. Wenn eine Frau eine Beziehung beendet oder sich scheiden läßt, weil ihr Mann fremdgegangen ist, wird sie nicht mehr so merkwürdig angeschaut, wie früher.

Insgesamt fällt mir negativ auf, dass du die Rolle der Frau hervorhebst (aber heißt ja auch Feminismus) und die Befreiung der Gesellschaft scheinbar einzig und allein von der Befreiung der Frau abhängig machst. Ich habe hier oft von Wandel gesprochen und da ist natürlich nicht zu bestreiten, dass dieser Wandel erst durch den feministischen Kampf ermöglicht wurde. In diesem Sinne ist Feminismus durchaus berechtigt. Aber wie gesagt, das eigentliche Problem liegt in der Konstruktion des sozialen Geschlechts und da fällt Feminismus als revolutionäre Bewegung hinter die Anti-Gender Bewegung zurück und erscheint fast schon reformistisch und überholt. Es geht mir klipp und klar darum Feminismus als reaktionär zu entlarven, weil er eben nicht an den Grundfesten der Gesellschaft rüttelt, sondern lediglich Erscheinungsformen kritisiert und in gewisser Weise verkürzte Denkmuster verwendet. Es geht schließlich um Menschen, nicht um Mann oder Frau! Wir leben zwar in einer Gesellschaft, die auf der Konstruktion der sozialen Geschlechter Mann und Frau aufbaut, aber gerade darum gilt es diese Konstrukte an sich anzugreifen und das macht der Feminismus nicht...

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Frans

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New PostErstellt: 30.01.12, 03:27  Betreff: Re: Anarchistischer Feminismus  drucken  weiterempfehlen

Hallo zusammen,

mit Interesse habe ich den Beitrag "Kann es eine sexuelle Befreiung im Kapitalismus geben?" gelesen. Im Wesentlichen kann ich die aufgeführten Kategorien nachvollziehen - bis auf die Inzestfrage.

Wenn man die Lustsexualität als dominante Form des Sexes begreift, wäre es dann nicht konsequent auch die Erziehung der Kinder nach diesem Prinzip auszurichten. Ich weiß, das ist ein heikles Thema, dennoch bleibt festzustellen, dass Kinder auch sexuelle Wesen sind. Welche Meinung habt ihr zur Pädophilie? Ist sie "krankhafte Perversion", oder eine sexuelle Ausrichtung wie z.B. die Homosexualität?

Gruß
Frans

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