Sie sind nicht eingeloggt.
LoginLogin Kostenlos anmeldenKostenlos anmelden
BeiträgeBeiträge SucheSuche HilfeHilfe StatStatistik
VotesUmfragen FilesDateien CalendarKalender
Freies Politikforum für Demokraten und Anarchisten

PLATTFORM FÜR LINKE GEGENÖFFENTLICHKEITEN

Beiträge können nicht (mehr) eingestellt oder kommentiert werden!

 
Meta-Diskussion wegen Revolutionärer 1. Mai Demos in Berlin

Anfang   zurück   weiter   Ende
Seite: 1, 2
Autor Beitrag
tramp

Beiträge: 6

New PostErstellt: 09.05.06, 16:57  Betreff: Re: Meta-Diskussion wegen Revolutionärer 1. Mai Demos in Berlin  drucken  weiterempfehlen

    Zitat:
    ... wie ich gestern schon schrieb, Du hast gerade für einen Ex-Punk, insbesondere für einen "alternden", ein eigenartiges Verhältnis zu Staatsbütteln, Altersweisheit isses doch wohl kaum - oder?
Doch, in gewisser Weise schon , jedenfalls nimmt mit steigendem Alter das Bedürfnis ab , sich auf eine dogmatische Weltsicht zu beschränken

Jetzt mal im Ernst: Du machst es dir echt zu einfach, wenn du die angeblich freiheitsliebenden, gerechtigkeitsgeleiteten, sympatisch-verrückten, gutmenschlichen linken Demonstranten den ach so bösartigen, gewaltversessenen, knüppelwichsenden Bullen gegenüber stellst. Sicher sind da, wie in jeder menschlichen Gruppierung, auch viele Arschlöcher drunter, aber ich denke man kann dem EBLT ruhig glauben, wenn er sagt, dass sich nach solchen Einsätzen kein Bulle die Finger leckt. Aggressionen kann man schließlich auf viele verschiedene Möglichkeiten loswerden, ohne sich vorher auch noch stundenlang beschimpfen zu lassen.
Ich weiß einfach aus eigener Erfahrung, dass es eher bei den Punks und Autonomen so ist: Die vermeintliche Gegnerschaft der Bullen braucht man wie die Luft zum Atmen, damit man sich als verfolgt und unterdrückt empfinden kann, dann macht nonkonformes Verhalten nämlich erst richtig Spaß! Und jedwedes Aufbegehren in welcher Form auch immer kann dann mit Hinweis auf die allgegenwärtige Unterdrückung gerechtfertigt werden.
Masse gegen Masse, Ideologie gegen Ideologie, so wird man Teil eines größeren Sinnzusammenhangs und wächst über sein eigentlich kümmerliches Dasein als Erdenmensch weit hinaus.
Es ist aber immer die Überbetonung der angeblichen Wichtigkeit der eigenen Ideologie und ihrer Vorkämpfer, die auf den Rest der Welt so lächerlich wirkt, zumal wenn sie nicht auf wirklicher , sondern nur auf herbeigeredeter und selbstgewünschter Unterdrückung beruht.

Anfang der 90er Jahre, Demo in Göttingen, Stichwort: "Conny, von den Bullen ermordet!" (Du weisst sicher , worum es ging). Ich als guter Linker da zum Protestieren, weil ich auch mal richtig gefährlich sein wollte, hab ich mir vorher sogar ne Hasskappe geliehen. Tausende Leute da, aber der Zug kommt ewig nicht los. Plötzlich eine Lautsprecherdurchsage, vorgetragen von der typisch geschlechtskorrekten Hysterikerin auf dem vorderen Autonomenlaster: "Hier vorne im Demozug befinden sich viele Mütter mit kleinen Kindern, das ist viel zu gefährlich! Wir bitten euch, zieht euch nach hinten zurück, an die Spitze NUR DIE REVOLUTIONÄRE!"
Die Revolutionäre! Spontan brechen 10000 Menschen in Gelächter aus, was auch sonst? Wie soll man sowas ernst nehmen? Wir bzw. ihr habt nie eine Revolution gemacht und ihr werdet auch nie eine machen, findet euch damit einfach ab!
Dann während der Demo hab ich mich mal kurz in den schwarzen Block geschlichen, untergehakt, mit Hassi, einfach mal sehen wie das ist.
Und: OH, was war ich, was waren wir auf einmal mächtig, die ganze Welt, zumindest aber Göttingen musste Angst vor uns haben. Die restlichen Leutchen waren schwach und kompromisslerisch, wir aber waren die harten, die kompromisslosen, wir würden die ganze Welt auf den Kopf stellen, wartet es nur mal ab. Sofort gehen die Sprechchöre los, wider besseres Wissen stimme ich mit ein, schließlich sieht mich ja keiner: "SS, SA, SEK!" Genau betrachtet heißt das, dass SS und SA damals genau so drauf waren und genauso gehandelt haben wie die heutige Polizei; das ist natürlich gegenüber den Nazis eine Verharmlosung erster Güte, aber was solls, Hauptsache die Bullen ärgern sich.
Dann, kaum kommt die erste Bank in Sicht, schmeisst einer den ersten Stein gegen die Scheibe, spontanes Gefühl : das ist der erste Held der Stunde, großer Jubel, endlich passiert was aufregendes, der nächste Stein folgt sofort. Dabei soll es hier ja gar nicht um Banken und Kapital gehen, aber egal, es hängt ja eh alles mit allem zusammen. Wen juckts, wenn die Demo deswegen morgen ne schlechte Presse kriegt, obwohl die öffentliche Meinung bis dahin noch mit den zu Unrecht verfolgten Linken sympatisierte.
Na, ich bin dann wieder raus aus dem Block, Hassi runter, war mir irgendwie zu...prollig. Ja genau, prollig, das war es. Ich hab mich aber nie als Proll empfunden, und ich wollte keiner werden, ich war ein Gymnasiasten-Punk, der Glatzen hasste, sie jagte , aber wegen körperlicher Schwäche eher selbst verprügelt wurde, der vor der Schule die Antifa verteilte und ansonsten nur seinen Spaß haben wollte.

Selbstbewusstsein aus einer Masse zu ziehen, ist immer scheisse und vernebelt recht schnell den Blick auf Zusammenhänge, Ausnahmen und eigene Fehler.

Fortsetzung folgt

nach oben
Benutzerprofil anzeigen Private Nachricht an dieses Mitglied senden
tramp

Beiträge: 6

New PostErstellt: 09.05.06, 17:39  Betreff: Re: Meta-Diskussion wegen Revolutionärer 1. Mai Demos in Berlin  drucken  weiterempfehlen

Gleiche Zeit, andere Demo, Rostock, wegen der brennenden Asylheime. War ja echt gerechtfertigt, da hin zu gehen. Viele Bullen da, was auch sonst. Plötzlich steht am Straßenrand eine Gruppe EX-Vopos aus der ehem. DDR, sie hatten noch ihre alten Kittel an, worin sie im Gegensatz zu den gepanzerten Wessis echt ulkig aussahen, und vor allem: sie hatten die totale Unsicherheit im Blick, guckten fast ängstlich, sie hatten so einen Einsatz noch nie mitgemacht, das war klar. Also Leute, vor denen wir keinen Respekt und erst Recht keine Angst empfinden mussten.
Und wir? Natürlich haben wir höhnsch losgelacht, gelästert, was waren denn das für welche, das konnten doch keine richtigen Gegner sein!

Genau, Gegner, wir haben zwar die Polizei nicht herbei gebetet, aber wenn schon , dann wollten wir uns einer echten Gefahr , einer Bedrohung für Freiheit, Punk und Sozialismus gegenüber sehen, wenn die extra wegen uns aufmarschiert sind, dann hat uns das nämlich total aufgewertet!
Wir hätten nämlich, kämpferisch und entschlossen wie wir waren, die faschistische Stadt zerstören können, und deswegen waren die ganzen Bullen vor Ort. Irgendwie waren wir enttäuscht, dass es dann weder mit Glatzen, noch mit den Bullen zu ernsthaften Reibereien kam.

Was ich damit nur sagen will: Wenigstens zum Teil ist die Auseinandersetzung mit der Polizei, die in Kauf genommene oder die bewusste Provokation auch das Salz in der Suppe eines Daseins als Anarcho, als Punk und Autonomer. Du kannst mir erzählen was du willst, es ist so. Also gib dich nicht so unschuldig und verfolgt, du hast deinen Spaß am Konflikt mit den Bullen, doch während ich das damals so als Nebenaspekt begriffen habe, machst du hier im Internet eine riesen Show draus und postest irgendwelche Gerichtsurteile und Pinkelbilder um die Sache so groß wie möglich aufzupumpen, das ist mir eigentlich nur aufgestoßen, gemeinsam mit deiner undifferenzierten Haltung gegenüber den Maoisten/Stalinisten

Dazu der letzte Punkt: was ist nach deiner Meinung jemand, der sagt, er wäre nur ein bisschen Nazi, oder er würde den Nazis nur ein Forum zur Verbreitung ihrer Ansichten liefern, habe aber selbst damit nichts zu tun?
Genau, er wäre trotsdem ein blödes Faschoschwein.

So ist es auch mit dir und den Maos: Wer sich zu denen bekennt, kann es nicht nur ein bisschen tun, oder er ist nicht in der Lage, Dinge zu Ende zu denken. Mao und Stalin haben skrupellos und zynisch Millionen ihrer Landsleute umkommen lassen oder absichtlich ermorden lassen, genau wie Hitler unter dem Vorwand, eine neue, "gerechtere" Welt erschaffen zu wollen. Versuch mir das nicht auszureden, ich bin Historiker und weiß, wovon ich rede. Auch durch Verweis auf Systemkonfrontationen oder Verbrechen anderer Organisationen ist das nicht zu rechtfertigen. Unter solchen Vorzeichen kann aber niemals eine bessere Welt entstehen, sondern nur Terror und unermessliches menschliches Leid. Wer davor die Augen verschließt und das verharmlost, ist ein Sauhund und er bleibt ein Sauhund, bis er zu anderen Einsichten kommt. Mit zunehmendem Alter und besserem Bildungsstand kann das passieren - so wie es mir passierte.

in diesem Sinne: gute Besserung und noch ein schönes Leben!

nach oben
Benutzerprofil anzeigen Private Nachricht an dieses Mitglied senden
EBLT
New PostErstellt: 12.05.06, 00:50  Betreff: Re: Meta-Diskussion wegen Revolutionärer 1. Mai Demos in Berlin  drucken  weiterempfehlen

Ich finde gut, dass es bei euch auch Menschen gibt, die in irgendeiner Form reflektieren und mit ihrer altersbedingten Reife auch ihre Sicht auf Dinge wenigstens etwas zurückstellen!
Es ist in meinen Augen wichtig, dass man auf die Strasse geht und natürlich auch, wenn man ein vernüftiges Zielo hat (was ja nicht jedem passen muss), meint dafür kämpfen zu müssen.

Ich bin mit ganzem Herzen Polizist! ...und im Gegensatz zu den meisten Störern, empfinde ich und auch der größte Teil meiner Kollegen, keinen Hass für unser Gegenüber! Ausschreitungen bei Demos gehören irgendwie dazu,- aber niemand ist scharf darauf!
Wenn Du über 30 Stunden in voller Montur einen aufzug begleitest, man Dir Farbe und sonstwas über den Kopf (Helm) kippt, dann möchte ich denjenigen sehen, der sich nicht entsprechend wehrt, wenn es die Freigabe dazu gibt!
nach oben
Sortierung ndern:  
Anfang   zurück   weiter   Ende
Seite: 1, 2
Seite 2 von 2
Gehe zu:   
Search

powered by carookee.com - eigenes profi-forum kostenlos

Layout © subBlue design
. . . zum Politikmagazin auf diesen Button klicken >> bjk's Politikmagazin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .