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Eine Frage, die Wiedervereinigung betreffend

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Autor Beitrag
Ralf.


New PostErstellt: 22.02.04, 14:16  Betreff:  Eine Frage, die Wiedervereinigung betreffend  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen

Mich erreicht eine Anfrage aus dem fernen, ostsibirischen Irkutsk:

Lieber Ralf

...

Meine Schwester erlernt auch Deutsch in der Schule. Und sie schreibt eine Arbeit (einen Vortrag) ueber die Vereinigung Deutschlands. Sie braucht Meinungen von Deutschen darueber. Und ich bitte Sie mir ein bisschen darueber schreiben. Was bedeutet die Wiedervereinigung fuer Sie selbst. Was erinnern Sie sich daran?
Ich waere sehr dankbar ...


Mag jemand sich erinnern und dieser Schülerin helfen ?

_________________________
Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung
www.rhellbart.de
und
www.carookee.com/forum/m-wie-mensch


[editiert: 22.02.04, 14:16 von Ralf.]
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bjk

Beiträge: 7353
Ort: Berlin


New PostErstellt: 22.02.04, 19:57  Betreff:  Re: Eine Frage, die Wiedervereinigung betreffend  drucken  weiterempfehlen

Meine Erinnerungen an die Vor- und Nachwendezeit,

genannt die Wiedervereinigung Deutschlands
(Teil 1)


Ende der 80er Jahre bin ich aus beruflichen Gründen aus dem reizvollen Mittelfranken, wo ich als Urberliner fast 20 wunderschöne Jahre verlebt hatte, in’s Rheinländische gelangt. Ich sollte nämlich eine Niederlassung eines großen Lebensmittel-Heimdienstes im Raum Koblenz zunächst als Bezirks- und dann als Gebietsleiter übernehmen.

Nicht nur weil ich ehrgeizig war, hatte der Tag 30 Stunden und mehr – soll heißen, obwohl ich schon immer politisch sehr stark interessiert war, zu mehr als nur schnell mal die Zeitungsnachrichten, Leitartikel und Kommentare zu lesen blieb mir kaum Zeit und Muße. Der Flüchtlingsstrom der DDR-Bürger über die Tschechoslowakei nach Ungarn kurz vor dem SED-Zusammenbruch 1989 „bescherte“ mir einen jungen Mann aus der Niederlausitz, der Heimat meiner Mutter, als Verkaufsfahrer-Aspiranten mit weitergehenden Ambitionen. Der junge Mann mußte so manchen derben Flachs wie Stasi-Spitzel etc. aushalten. Die Neckerei war nicht bösartig gemeint aber bezeichnend für das provinzielle Spießbürgerdenken in manchen westdeutschen Köpfen, für die Sibirien noch heute gleich hinter der Elbe beginnt.

Wie auch immer, er ließ sich nicht beeindrucken, brachte gute Leistungen und ich konnte ihn sehr bald auf verschiedene Fortbildungsseminare schicken, wo er, Ironie des Schicksals, im Gegensatz zu manchen seiner spottenden Kollegen alle Prüfungen bestand.

Schon im Frühjahr 1989, als erste Signale auf eine Öffnung der DDR hindeuteten, beschloß auch unsere Geschäftsführung, den Versuch zu wagen, unseren Vertrieb auch nach Osten auszuweiten. Ich war natürlich Feuer und Flamme, sozusagen als Entdecker, als Gründer-Pionier unser bereits europaweit ausgebautes Vertriebsnetz nun in der Noch-DDR mitaufbauen zu helfen. Emotionelle Erinnerungen und Bindungen vor allem an meine Geburtsstadt Ost-Berlin und Brandenburg, die ich nach fast 4 Jahrzehnten unbedingt gerne wiedersehen wollte, spielten natürlich auch eine große Rolle. Also meldete ich schon frühzeitig meine Ambitionen bei meinem Geschäftsführer an, der über meine Veränderungspläne anfangs nicht sonderlich begeistert war und mir alle möglichen Schreckensszenarien ausmalte, würde ich aus seinem wohlgeordneten Bereich in die „Walachei“ DDR wechseln. Aber was blieb ihm letztendlich anderes übrig als dann doch seine Zustimmung zu geben und sich schon mal um einen neuen Gebietsleiter im Raum Koblenz zu bemühen.

Im Frühsommer 1989, also noch vor dem Fall der Mauer, startete mein erster zunächst 4wöchiger Einsatz in der Noch-DDR und zwar im Raum Dresden. - - - Sie vergingen wie im Traum! Es war eine hochbewegende, hochemotionelle Umbruchszeit! Die Menschen, die ich kennenlernte, mit denen ich zusammenarbeitete, die vollkommen neue Welt, in die ich eintrat, die allgemeine, kaum zu beschreibende Begeisterung und Aufbruchstimmung überall, die riesige Aufgabe, die ich zu bewältigen hatte - - - kurz, ich kam nicht zum Nachdenken, zum Luftholen – ich und alle anderen um mich herum wurden regelrecht mitgerissen! Wohl keiner der damaligen Akteure vor Ort, wo auch immer in der DDR, konnte sich dieser unglaublichen Glücksseligkeit, dieser riesigen Euphoriewelle entziehen. Der aufgeheizte allgemeine Stimmungsrausch war auch nicht durch schon damals zur Vorsicht und Behutsamkeit mahnende Stimmen zu stoppen.

Im Herbst, den konnte ich schon kaum erwarten, brach ich dann zum zweiten Einsatz nach Dresden auf, denn mittlerweile hatten wir doch so etwas wie eine Niederlassung, na ja, wenigstens war es schon mal ein Stützpunkt mit Büro und Telefon! Fantastisch wie sich meine Verkaufsfahrer schon eingefuchst hatten, welchen schier übermenschlichen Einsatz sie brachten, die Heimdienst-Vertriebsidee auch im Osten durchzusetzen - - - wie schlecht und hundsmiserabel ihnen allen das von der Firmenleitung später gedankt wurde, steht auf einem anderen Blatt.

Als im November 1989 in Berlin völlig überraschend auch noch die Mauer und die Grenzschlagbäume fielen und die alte DDR endgültig zusammengebrochen war, stand mein Entschluß längst fest:

ich verpflichtete mich nämlich vertraglich, auch meinen Wohnsitz in den nunmehr „Neuen Bundesländern“ zu nehmen und das Vertriebsnetz mit zukünftigen Niederlassungen und entsprechenden Verkaufsfahrerstrukturen in der gesamten ehemaligen DDR mit aufzubauen. Wie gesagt, eine riesige Pionier-Aufgabe, da schreckte mich auch nicht, anfängliche Unmöglichkeit bei der Wohnungssuche im noch immer rein staatlich bewirtschafteten Wohnungsmarkt, vorsintflutliches Telefonnetz mit ständigen Störungen und Ausfällen, katastrophales Straßennetz mit so gut wie keinen Hinweisschildern, völlig andere Mentalität der Menschen mit einer oft nicht zu erfüllenden Erwartungshaltung und – mancher wird’s nicht glauben wollen aber auch mein Gehalt wurde dem damaligen Ostniveau „angepaßt“ also halbiert. Aber wie gesagt, mir grauste es schon damals vor nix.

(Fortsetzung folgt)


bjk

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bjk

Beiträge: 7353
Ort: Berlin


New PostErstellt: 25.02.04, 14:50  Betreff: Re: Eine Frage, die Wiedervereinigung betreffend (Teil 2)  drucken  weiterempfehlen



Viele meiner zurückgebliebenen Westkollegen, insbesondere die aus der mittleren Führungsebene aber auch einige Gebietsleiter, bestaunten teils beschämt, weil sie selber sich gleiches nicht trauten, meinen Entschluß, den (vermeintlich) sicheren Managment-Posten und das gewohnte Umfeld so scheinbar mir nichts dir nichts und dann auch noch freiwillig aufzugeben, um im „Wilden Osten“ wieder ganz von vorne zu beginnen. Übrigens war ich der einzige im Unternehmen mit damals weit über 5.000 Mitarbeitern allein in der Bundesrepublik, der sich zu einem solchen Dauer-Ost-Einsatz (mit ungewissem Ausgang ohne „Netz und Fallschirm“) bereitgefunden hatte. Irgendwie war dieses Verhalten meiner überwiegend jüngeren Verkaufsleiter-Kollegen aus den anderen Niederlassungen auch typisch für die damalige Lebenseinstellung der meisten satten, trägen, 20- bis 45jährigen Wohlstands-Bundesbürger im Westen, den sogenannten Yuppies, die oft ohne allzu große Anstrengungen in mittleren und gehobeneren Führungspositionen „angekommen“ waren. - Vollkasko-Mentalität war später das zutreffende Schimpfwort dafür!

Wie auch immer, nachdem mein Abschied aus der Koblenzer Niederlassung feststand, überraschte mich meine tolle Mitarbeiter-Crew mit der Erfüllung eines Kindheitstraumes. Ganz heimlich hatten sie über 400.- DM gesammelt und mir ein Ticket für eine zünftige Ballonfahrt geschenkt! - - - Es wurde eine herrliche, unvergeßliche Ballonfahrt mit Aeronauten-Taufe und Titelverleihung zum „Ober-Hofmundschenk“! Die Fahrt begann von der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz, führte über die wunderschöne Mosel flußaufwärts, immer in Höhen zwischen ca. 50 und maximal 800 Metern über dem Erdboden, und endete nach knapp 2 Stunden auf einem abgeerntetem Feld irgendwo auf dem Hochplateau des linken Moselufers. – Meine Koblenzer MitarbeiterInnen und KollegInnen hatten mir damit ein wirklich unvergeßliches Abschieds-Geschenk gemacht!

Die Brücken waren nun also abgebrochen und ich tat, was ich immer getan hatte, nämlich nach vorne zu blicken und die neue Aufgabe anzupacken. – Nur gut, daß ich damals noch nicht ahnte und wohl auch gar nicht ahnen wollte, auf was alles ich mich da eingelassen hatte!

Die schier unüberwindlichen Hürden, zunächst keine Wohnung zu haben, fast keine Telefoniermöglichkeit, denn erst später erhielt ich Funktelefone, miserables Straßennetz, so gut wie kein Landkartenmaterial, Stellenanzeigen schalten, Einstellungsgespräche führen, Einarbeiten von Verkaufsfahrern und Schulen von künftigen Führungskräften im Rekordtempo, künftige Niederlassungsstandorte auskundschaften, die Logistik mitorganisieren und und und. - - - Im Rückblick wundere ich mich heute, also nach knapp 15 Jahren, wie schnell und ohne nennenswerten Widerstand sich der „Westen“ den „Osten“ mit „Haut und Haar“ einverleibt hat. Denn anders kann man es nicht bezeichnen!

Viele „Ossi‘s“ ließen sich nämlich von Heerscharen skrupelloser Glücksritter aus dem Westen wie willige Opfer auf die Schlachtbank führen, wurden nach Strich und Faden ausgenommen und nicht nur mit völlig überteuerten Schrottautos und dubiosen Versicherungsverträgen betrogen. Ihrerseits so schrecklich reingefallen und ausgeplündert, setzten diese Ossi‘s leider oft alles daran, daß auch möglichst viele ihrer Landsleute ebenfalls darauf hineinfielen. Von der heute so gern gepriesenen angeblichen früheren Solidarität der Ossi’s untereinander war zumindest damals nicht viel zu merken. Eher im Gegenteil – und deshalb kam dann der üble Begriff vom „Jurassic Park Wild-Ost“ auf.

So auch bei vielen von mir eingestellten Ost-Führungskräften, die mit der Unterschrift ihres Anstellungsvertrages ihre ehemals sozialistisch geprägte Lebens- und Berufsauffassung um 180° wendeten und oft zu schlimmeren Ausbeutern ihrer Mitarbeiter wurden als wir sogenannte West-Kapitalisten. Denn anfangs wurde auch ich von einigen als solcher angesehen!

Bemerkenswert ist, daß sich auf all meine Stellenanzeigen für Verkaufsfahrer und Führungskräfte fast nur ehemalige NVA-Offiziere bis hinauf zum General und Militär-Attaché oder StaSi-Angehörige meldeten. Ganz selten einmal aus anderen Berufen, was ich persönlich immer sehr bedauerte aber die Geschäftsführung dagegen eher begrüßt hat, weil diese Leute ja absolut gehorsam, pünktlich, zuverlässig und vor allem willig seien! – Tja, alles Eigenschaften, die für die Gewinnmaximierung eines jeden Unternehmens gefragt sind. So auch „meine“ ehemaligen StaSi-Offiziere, die meisten wurden dann die schlimmsten Antreiber und Ausbeuter ihrer unterstellten Verkaufsfahrer – vor allem aus Angst, sie könnten bei Nichterfüllung des in der Regel viel zu hohen Umsatzplanes ihrer Gruppe, ihren gerade erst mühsam erreichten Posten wieder verlieren. Was ja auch oft genug der Fall war, die Fluktuation bei unseren Führungskräften betrug über 80% aber an nachrückenden Bewerbern war damals kein Mangel – leider!

Wegen der vielen damaligen Fehleinschätzungen in Bezug auf die „Neuen Bundesländer“ und anschließenden katastrophalen Fehlentscheidungen durch bundesdeutsche Politiker, kamen die genauso desaströsen Managementfehler vieler bundesdeutscher Top-Manager, leider auch in unserem Unternehmen, so gut wie gar nicht an’s Tageslicht, jedenfalls zunächst nicht. Weil nämlich die Umsätze und ebenso die Millionen aus den öffentlichen Fördertöpfen nur so sprudelten, stießen meine Warnungen bezüglich schwerer „handwerklicher“ Fehler in Menschenführung, Führungsverhalten der neuen Ost-Niederlassungsleiter und die noch mangelhafte Ausbildung der Verkaufsfahrer zunächst lange gegen eine Mauer voller Unverständnis bei der Firmenleitung. Erst Mitte der 90er Jahre setzte allmählich ein Umdenken ein aber da waren die neuen Ost-Hierarchien schon betoniert.

Schade, denn mein persönliches Ziel als aktiv mitgestaltender Pionier und Job-Trainer vor und nach der Wende war so nur zum Teil erreicht. Das berühmte i-Tüpfelchen fehlte, nämlich möglichst den Machtmißbrauch zum Zwecke rücksichtsloser Gewinnmaximierung und des eigenen Statuserhaltes auszuschließen. Diesen Solidaritätsgedanken den ihnen anvertrauten Mitarbeitern gegenüber habe ich nicht genügend durchzusetzen vermocht, damit er dauerhaft in den Betonköpfen der StaSi-Seilschaften, also der neuen Ost-Führungsebene, verankert werden konnte. Übrigens diese StaSi-Seilschaften gab und gibt es aus den gleichen Gründen in vielen Unternehmen anderer Branchen auch.

Eine chaotische, teilweise hochdramatische Zeit damals, sicher ebenso für viele andere meiner Mitstreiter aus anderen Branchen, für die betroffenen ehemaligen DDR-Bürger sowieso - und trotzdem möchte ich keine Minute dieser Zeit missen!

(Fortsetzung folgt)

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Anja
New PostErstellt: 25.02.04, 15:58  Betreff: Re: Eine Frage, die Wiedervereinigung betreffend  drucken  weiterempfehlen

Hallo

meine Erinnerungen an die Wiedervereinigung sind sehr emotional und teilweise auch sehr persönlich.
Wir haben - wie sicher viele auch - wochenlang vorher die Berichte der Menschen in den Nachrichten verfolgt, die in die Botschaften geflüchtet sind, um von dort einen Weg in den Westen zu finden.
Der Tag der Maueröffnung war für uns - meinen damaligen Mann und mich - etwas sehr Seltsames. Uns kamen viele Erinnerungen. Wir hatten noch im Mai 89 (ich damals hochschwanger mit meiner Tochter) an der Mauer in Berlin gestanden und uns gefragt, ob irgendwann in unserem, in dem Leben unserer Tochter, wieder ein gemeinsames Deutschland entstehen könnte. Meine Eltern und mein Mann waren - im Gegensatz zu mir - noch niemals in der DDR - und es war ein sehr bewegendes Erlebnis für sie, nun vor dieser Grenze zu stehen, an der für viele das Leben zuende war, die genau wussten, welche Risiken sie in Kauf nahmen, wenn sie den Versuch wagten, in den Westen zu gelangen - und es trotzdem taten......Die vielen FAmilien, die einfach einer Nacht- und nebelentscheidung zum Opfer fielen und einfach auseinandergerissen wurden....DAs dies alles nur ein knappes halbes Jahr später auf einmal "nicht mehr da sein sollte", war für uns undenkbar.
Am Tag der Wiedervereinigung waren wir zu einer Feier eingeladen, keiner wusste etwas, alle hatten eine "Ahnung". Als wir nach Hause kamen, und die Nachrichten einschalteten, waren schon die Bilder von weinenden Menschen, Wildfremden, die sich in den Armen lagen, Menschen, die, wie noch nie zuvor dort gesehen, tanzten, feierten, mit Sekt anstießen, zunächst einfach nur glücklich waren. Interviews mit Menschen, die unter Tränen sagten, nun endlich wieder ein FAmilienmitglied, einen Freund zu sehen, von dem sie schon seit Jahrzehnten nicht mehr gehört hatten, von dem sie nicht mal mehr wussten, ob er überhaupt noch lebt, geschweige denn, wo.
Ich hab an mein friedlich schlafendes Baby in seinem Gitterbettchen gedacht und mir vorgestellt, dass sie nur noch aus Geschichtsbüchern und Erzählungen Kenntnis davon haben würde, dass es irgendwann einmal ein getrenntes Deutschland gab.
So wie mein Vater und meine Mutter mir noch heute von ihren Kriegserlebnissen erzüählten, den ich selbst nicht miterlebte, würden wir ihr nun davon erzählen. Irgendwie schon etwas seltsam.....
Auch mein Mann und ich haben uns damals zunächst wie verrückt gefreut - wir dachten nur wenig an das, was dann später kam. Für die Zeitungen und Medien war es einfach nur ein gefundenes "Fressen", um das mal so burschikos auszudrücken. Die Springer-Presse hatte nichts mehr, was sie in ihre berühmten Anführungszeichen setzen konnte, die Schlagzeilen prangten fast größer, als die ganze Zeitung war - das einzig Positive dabei war, dass endlich mal keine Mord- und Totschlagsschlagzeilen auf der ersten Seite standen, sondern wirklich Freude und Ausgelassenheit.
Ich denke, wenn ich mich richtig erinnere, gab es damals in meinem Umfeld keinen einzigen Menschen, der dem Ganzen skeptisch und überlegend gegenübestand, schon gar nicht, der forderte, die Mauer sofort wieder aufzurichten.
Ich weiß nicht, ob diese ERinnerungen von mir irgendwie helfen können, aber wenn ich heute meine Tochter ansehe und weiß, dass sie im gleichen Jahr geboren wurde, in dem die Mauer fiel, bewegt mich doch schon irgendwie immer noch.....

Liebe Grüße

Anja
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