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bjk

Beiträge: 7353


New PostErstellt: 20.04.06, 15:51     Betreff:  Re: Aber die Kirche tut doch so viel Gutes ... ... ...




kopiert aus: http://www.jungewelt.de/2006/04-20/042.php



»Das läuft auf Ausgrenzung hinaus,

nicht auf Integration«


GEW kritisiert von der Leyens (CDU) »Wertegipfel« als nicht integrationsfördernd. Scharfe Kritik an exklusiver Teilnahme der Kirche. Ein Gespräch mit Norbert Hocke

Norbert Hocke ist Leiter des Vorstandsbereichs Jugendhilfe und Sozialarbeit bei der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)



F: Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) startet am heutigen Donnerstag das sogenannte »Bündnis für Erziehung«. Was hat es damit auf sich?

Die Idee dazu stammt ursprünglich von der Vorgängerin von der Leyens, Renate Schmidt. Ihr Ziel war es, alle an den Bereichen Bildung und Erziehung beteiligten Akteure an einen Tisch zu bringen, um gemeinsam eine Diskussion über Wertevermittlung in der Gesellschaft und insbesondere in Kindergärten, Schulen und in Jugendeinrichtungen voranzubringen.


F: Frau von der Leyen schwebt offensichtlich etwas anderes vor. Zum sogenannten Wertgipfel in Berlin sind heute lediglich Vertreter der beiden großen christlichen Kirchen geladen.

Das irritiert uns bei der GEW ganz außerordentlich. Es entsteht der Eindruck, in Deutschland müßten einzig und allein christliche Wertvorstellungen an die nachfolgenden Generationen weitergeben werden. Was aber ist mit den demokratischen, humanistischen Werten? Sind die nichts wert in dieser Gesellschaft? Was ist mit den vielen hierzulande lebenden Angehörigen anderer großer Religionen? Ist Deutschland nicht längst ein Einwanderungsland? Auch Migranten müssen ihren Beitrag zu einer Wertediskussion und -vermittlung in diesem Land leisten. Diese Möglichkeit zu unterschlagen, bedeutet nichts anderes, als Menschen anderer Nationalität und Religion per se auszuschließen. Das wiederum widerspricht aber einem – auch im Christentum – wesentlichen Wert: nämlich dem der Toleranz.


F: Trauen Sie die Vermittlung demokratischer und humanistischer Werte den christlichen Kirchen nicht zu?

Man kann nicht von oben herab Werte diktieren und beten, daß sie dann praktiziert und geachtet werden. Solange man diejenigen, die die Diskussion vor allem betrifft, von vornherein aus der Debatte ausschließt, führt die Sache entweder zu nichts oder geht sogar nach hinten los. Wir brauchen bei einem so sensiblen Thema einen Dialog aller gesellschaftlichen Akteure, aber insbesondere die Einbeziehung derjenigen, die die Vermittlung von Werten zu verantworten haben: also Eltern, Erzieher und Lehrer. Andernfalls droht dem Wertegipfel ein kapitaler Fehlstart.


F: Seit den Geschehnissen an der Berliner Rütli-Schule ist das Thema »Integration« in aller Munde. Welches Signal sendet ein christlich determinierter Wertegipfel in Richtung religiöser Minderheiten in Deutschland aus?

Bleibt es bei dieser Ausrichtung, dann lautet die Botschaft nicht Integration, sondern Ausgrenzung.


F: Mit welchen Folgen?

Kinder und Jugendliche werden wohl von diesem Gipfel gerade in Berlin Neukölln nicht allzuviel mitbekommen, wenn es bei der vorgegebenen Struktur bleibt. Sie bekommen durch den Gipfel keine Ansprache, schlimmer noch: Sie könnten empfänglich werden für Weltbilder, die den demokratischen und humanistischen Werten fundamental zuwiderlaufen: etwa die Gleichberechtigung der Geschlechter, der Respekt vor Minderheiten oder eben die freie Religionswahl. So betrachtet, droht dieser Wertegipfel sogar ein gefährliches Signal auszusenden.


F: Bleibt die Diskussion um Werte nicht so lange esoterisch, wie man deutsche Bildungseinrichtungen weiter finanziell ausbluten läßt und beispielsweise Hauptschulen nichts als Verwahranstalten von gesellschaftlich Gestrandeten sind?

Kinder und Jugendliche erkennen sehr genau an ihrer Umgebung, daß heutzutage soziale Auslese, Elitedenken und Leistungsdruck im Bildungswesen bestimmend sind. All diese Faktoren verhindern Gemeinsamkeit und Zusammenhalt. Wenn ein Wertegipfel diese Mechanismen der Ausgrenzung in seiner Zusammensetzung selbst widerspiegelt, helfen auch die schönsten Sonntagsreden nicht weiter. Glaubwürdig wird aber auch eine breiter angelegte Wertedebatte erst dann, wenn die Politik endlich bereit ist, die nötigen finanziellen Mittel für das Bildungssystem zu mobilisieren.


Interview: Ralf Wurzbacher



Mensch bleiben muß der Mensch ...
von Tegtmeier


[editiert: 08.08.11, 09:28 von bjk]


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