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Baba Yaga
New PostErstellt: 05.03.04, 10:30     Betreff: Re: Wer zweifelt heute noch an diesen Worten Michael Bakunins ?

Guten Morgen, Udo!

Ich habe gerade hereingeschaut und Deine Beteiligung am Bakunin Thread gesehen.
Schon mal vorweg möchte ich Dir auf Deine letzte Frage antworten:

Zitat Udo:
Ist die Gewaltanwendung von unten, aus der Gosse, vom aufgehetzten Pöbel anarchistisch gesehen legitim?

Als Gegner einer durch und durch mörderisch brutalen, russischen Gesellschaft, sahen Bakunin und andere, als einzige Möglichkeit des Widerstandes die Revolution durch die unterdrückten Volksmassen,
...Netschajew (Sohn Leibeigener) als Mittel auch Terrorakte!

Vera Figner (russische Revolutionärin, 20 Jahre in Haft) sah die Probleme sehr deutlich und sie litt auch darunter.
Sie meinte dazu:
"Hätte uns jemand einen anderen Weg, als den des Terrors gezeigt, wir hätten ihn gegangen!"

Es ist nicht neu, wenn man feststellt, daß jede Zeit und jedes Regime auch im jeweiligen, die Gesellschaft bekämpfenden Teil, eine Entsprechung, ein Spiegelbild findet......

In Zeiten, z.B., in welchen Zaren Attentätern noch selbst die Köpfe abschlugen, da ist auch der Terrorist noch näher bei seinem Opfer.
Für russische Attentäter (Terroristen) war aber klar, mit dem Opfer wird auch er selbst sterben müssen, da er Blut vergossen hatte.
"Ich betrachte meinen Tod als höchsten Protest gegen eine Welt der Tränen und des Bluts!" (Albert Camus 1950 in Die Gerechten)

Viele haben seit dem aus den Quellen Bakunins und Netschajew´s "getrunken", ohne daß dies im politischen Alltag erkannt wurde!

Beispiel:
"...und ich begeisterte mich für Bakunin und Netschajews "Katechismus der Revolution", dessen Grundsätze ich, mit einigen Ratschlägen Macchiavellis, in mein eigenes Verhalten einzubeziehen suchte. Ich hielt den "Katechismus" für meine Bibel und, auf einer Ein-Mann_Plattform stehend, begann ich bewußt, diese Grundsätze in mein tägliches Leben einzuführen und eine Taktik der Schonungslosigkeit gegenüber jeden anzuwenden, mit dem ich in Kontakt kam!"

Das schrieb Eldrige Cleaver, ehemaliger Informationsminister der Black-Panther-Bewegung in seinem Buch "Seele auf Eis"

Um aus der Leibeigenschaft und der Unterdrückung auszubrechen gab es innerhalb der revolutionären und rebellischen, russischen Bewegung viele Gedanken, viele Anleitungen für die "befreiende" Tat und Zustimmung aus der staatlichen Gewalt mit Hilfe des Terrors auszubrechen. Gewalt wurde als "vorübergehende Notwendigkeit" bejaht.

Davon hebt sich jedoch Bakunin ab und das wurde ihm auch immer wieder und unmißverständlich von Netschajew zu Vorwurf gemacht.
Bakunin verachtet aus tiefster Überzeugung unsittliche, unmoralische und hinterhältige Methoden im Umgang mit Gleichgesinnten.
Er äußert jedoch auch die Feststellung, daß Aufrichtigkeit und Beibehaltung der eigenen moralischen Werte im Umgang mit den Herrschenden, stets von diesen ausgenutzt würden:
"...und das Ehrenwort der Herrschenden ist nichts weiter als eine betriebsinterne Verhaltensregel zur Aufrechterhaltung der bestehenden Machtverhältnisse. Alle Verfolgten und Gehetzten wissen das, haben es schmerzlich erfahren und wenn sie im Zustand der Raserei und Verzweiflung waren, dann lauerte die Gefahr überall, das moralisch verpflichtende Band zwischen Mittel und Zweck und Ziel zu zerreissen!"

Während Natschajew sogar Freundschaft und Solidarität von der Revolution trennt (er fordert bedingungslose und absolute Bruderschaft, mißtraut jedem und jeder),
ist das für Bakunin ein Schock und unannehmbar, denn für ihn beinhaltet die Revolution gerade das: Liebe und Freundschaft , sowie gegenseitige Hilfe und Aufrichtigkeit untereinander!

Nun, Udo, ich habe mich mit den kurzen, vorhergehenden Beschreibungen und Zitaten bestimmt nicht um eine konkrete Antwort drücken wollen.
Ich will damit zeigen, daß Deine Frage nie verallgemeinerd mit "ja" oder "nein" beantwortet werden kann.
Sowohl das "Ja", als auch das "Nein" können legitim (im Unterschied zu legal - aber das weißt Du ja selbst genau) sein!

Aber die Beschäftigung mit Bakunin, seinen WeggefährtInnen und seiner Zeit erscheinen mir wichtig im Hinblick auf die aktuellen nationalen und internationalen Probleme von Staat und Gesellschaften.

Gruß
Luise
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