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Baba Yaga
New PostErstellt: 06.03.04, 13:44     Betreff: Re: Wer zweifelt heute noch an diesen Worten Michael Bakunins ?

Hallo, Udo!
Hallo, bjk!

Was zu beachten wäre, wenn man sich mit der politischen Philosophie Bakunin´s und anderer, z.B. auch späterer Anarchisten wie Negri, beschäftigt, ist die jeweils vorherrschende, politische Lage und Situation, von welcher aus vorwärts und bzw. rückblickend Kritikpunkte und Theorien entwickelt werden.
Bakunin hatte zu seiner Zeit als (empirischen) Erfahrungs-Ansatz verschiedene Formen von Monarchie ( - Diktaturen - hier vor allem die russische und die vorrevolutionäre in Frankreich) und Republiken, (explizit äußert er sich zur Schweiz und Nordamerika), als Ausgangs-Grundlagen für seine Theorien einbezogen.
Er hat aber auch seine Theorie gegenüber der Marxismus-Theorie klar abgegrenzt.

Beispiel als Ergänzung zum nachfolgenden Bakunin-Zitat von Udo:
"Daß aber niemand auf die Idee kommt, wir
(Bakunin, Giuseppe Garibaldi, Edgar Quinet und Ludwig Büchner, Mitglieder des Friedenskongresses 9.9.1867)
wollten die demokratische Regierung zugunsten der Monarchie kritisieren!
Wir sind fest davon überzeugt, daß die unvollkommenste Republik tausendmal besser ist als die aufgeklärteste Monarchie, denn in einer Republik gibt es immerhin Augenblicke, in denen das Volk, wenn auch weiterhin ausgebeutet, nicht unterdrückt wird.
Dergleichen wird man in Monarchien nicht niemals finden.
Und ausserdem bereitet das demokratische Regime die Massen allmählich auf das politische Leben vor, was die Monarchie niemals tut...."


Zitat Udo:
Bakunin ist natürlich ein gewaltiger Denker, dem wichtige Denkanstöße in der politischen Philosophie zu verdanken sind: Hellsichtig kritisierte Bakunin bereits 1873 autoritäre konservative Staaten genauso wie autoritäre sozialistische Diktaturen:
'Faktisch bedeuten sie beide das Gleiche; die Verwaltung einer Mehrheit durch eine Minderheit im Namen der angeblichen Dummheit Ersterer und der angeblichen Weisheit letzterer.' "


Zitat Udo:
Damit trifft er den Nagel auf den Kopf. Doch was können wir daraus folgern? Ist die Mehrheit nicht dumm, egoistisch, verantwortungsfaul? Ist die Minderheit nicht klüger, egoistischer, machtgeiler, also wirksamer?

Schon der erste Schritt in diese Analyse läßt uns stecken bleiben in dem Problem, daß jede politische Philosophie es mit den real existierenden Menschen zu tun hat, die eben so sind wie sie sind: in der Masse verführbar, egoistisch, denkfaul, verantwortungslos.


Lieber Udo, ich zähle mich zur von Dir beschriebenen Mehrheit und wie ich Bakunin interpretiere, tat er das von sich ebenfalls.
Es ist richtig, daß es Unterschiede zwischen dem einen Menschen und dem anderen gibt, aber die Unterschiede, die Du genannt hast sind,
um wiederum Bakunin zu Wort kommen zu lassen:
"...infolge erblicher Ungleichheit der Beschäftigungen, der Vermögen, der Bildung und der Rechte, welche die menschliche Gesellschaft in verschiedene Klassen spaltet"
verursacht!
Jedenfalls billige ich jener, von Dir so trefflich beschriebenen Minderheit weder ein Mandat noch eine Berechtigung zu, die Mehrheit, wie sie Bakunin wahrgenommen hat, nach Strich und Faden auszubeuten und für machtpolitische Zwecke zu verheizen (aktuelles Beispiel USA).

Zitat Udo:
Der Charme der Demokratie besteht darin, daß sie ein Herrschaftssystem konstruiert, in dem die Beschränktheit des "Menschen an sich" am wenigsten Schaden anrichten kann.

Oho, Udo! Dazu braucht´s keiner Demokratie (in der Form einer Republik)

Zitat Udo:
Der repräsentativen Demokratie genügt die "Fiktion des mündigen Bürgers" - und weiß dabei genau, daß kaum jemand in diesem Sinne "mündig" ist.

Genau!
Diese Form der "Repräsentativen Demokratie" ist die Zurücknahme und Streichung von Mitbestimmungs- und Gestaltungsrechten, wie diese in einer Demokratie "dem Volke" noch zugestanden werden.
Kommt dann noch ein "Parteienprivileg" hinzu, kann man korrekter und ehrlicher Weise nicht mehr von Demokratie im Sinne des Wortes reden!
Es ist also eine Begriffs-Lüge, wenn Deutschland als Demokratie bezeichnet wird (auch weil weitere Merkmale, wie die Gewaltenteilung, nicht konsequent durchgesetzt sind)!

Zitat Udo:
Das schadet aber nichts, weil die Macht aufgeteilt ist und ein institutionell verwurzeltes System von checks and balances dafür sorgt, daß Auswüchse frühzeitig erkannt und möglichst elegant begradigt werden.

Na, Udo! Mußt Du da nicht selbst darüber lachen?
Weder ist "die Macht" aufgeteilt,
...dieses Manko beginnt schon bei den untersten staatlichen Gliederungen, z.B. bei der Personaleinheit eines Bürgermeisters oder Landrates als Gesetz- und Satzungs-Organ und anderseits als Chef für Vollzuges der erlassenen Gesetzes des eigenen Wirkungsbereiches.
Das setzt sich fort bei der Kette Polizei-Staatsanwaltschaft-Richter (das solltest Du aber noch in Erinnerung haben ) und endet bei den vielfältigen formalen, gesetzlichen und politischen "Beschränkungen" staatlicher Überwachungsbehörden und Prüfinstitutionen.

Vielleicht hättest Du die Presse nennen können, welche bisher jedenfalls Skandale ans Licht zerrte, die ansonsten der Öffentlichkeit verborgen geblieben wären, die aber nur die Spitze des Eisberges bilden!
Wie lange uns allen die Presse noch als ein wirksames Korretiv erhalten bleibt, in jenen Strukturen , die Du so enthusiastisch als Demokratie feierst, ist fraglich. Jedenfalls hat der massive Machtzugriff der Politikerkaste auf alle Medien ungenehme Kritik zum Verstummen gebracht!
Die geplanten Kontrollen und Beschränkungen der Kommunikationsplattform Internet gehen auch in diese Richtung!

Zitat Udo:
Anarchie dagegen erfordert heroisch altruistische Menschen, die auf diesem Planeten nicht zu haben sind. Welches Menschenbild ist nötig um sicherzustellen, daß etwa anarchistische Daseinsweisen weniger Übel anrichten als Demokratien mit all ihren Fehlern und Mängeln? Was wird aus der Anarchie, wenn die Menschen nicht auf der geistigen und charakterlichen Höhe des Anarchismus stehen? Es steht zu befürchten, daß es auf breiter Front zu Mord und Todschlag kommt. Wenn die real existierenden Menschen in der Demokratie dagegen nicht dem Ideal des Demokraten entsprechen, welche Greuel sind dann zu befürchten? - Gar keine, denn das ist der Normalfall: Durch Demokratie werden die gewalttätigen Instinkte des Menschen weitgehend domestiziert, die repräsentatie Demokratie ist geradezu darauf zugeschnitten, mit nicht-idealen "Demokraten" eine "normal" funktionierende Demokratie einzurichten.

Auch wenn Du eingangs Deines Zitates Anarchisten zugestehst, einen hohen moralischen Anspruch zu verinnerlichen, so zeigst Du mit Deiner Befürchtung, daß Du unter "Anarchie" immer noch hemmungslose Gewaltfreiheit verstehst.
Du zeigst aber auch, daß Du kein Vertrauen in die Vernunft und den Selbsterhaltungswillen jener Menschen setzt, die Du als "Volk" bezeichnest.
Ich zähle mich zu diesem "Volk" und schließe von mir auf andere, selbst wenn mir bewußt ist, daß einige menschliche Bedürfnisse der Anderen, sich von meinen unterscheiden.
Im Gegensatz zu Dir, bringe ich weder Vertrauen noch Loyalität zu jener, von Dir so trefflich beschriebenen Minderheitengruppe auf, welche die Macht für ihre Zwecke und Interessen korrumpiert.

Gruß
Baba Yaga


[editiert: 06.03.04, 13:57 von Baba Yaga]
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