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Udo Teichmann

Beiträge: 7

New PostErstellt: 11.03.04, 05:32     Betreff: Re: Wer zweifelt heute noch an diesen Worten Michael Bakunins ?

Liebe Mitdiskutanten,
hallo bjk,

vielen Dank für die sportlichen Einwände:

---Zitat---
1. Sind die Menschen zu Anarchismus fähig? (Teichmann)

Erstens, warum sollten sie das nicht sein? Es spricht aus meiner Sicht genauso viel dafür wie dagegen. Und zweitens muß zuvor doch wohl der Begriff „Anarchismus“ erst einmal zweifelsfrei geklärt und allgemein verbindlich definiert werden. Denn schon Baba und Udo haben grundlegende unterschiedliche Betrachtungsweisen in diesem Zusammenhang, nämlich Baba steht für Pro und Udo offensichtlich für Contra.

---tatiZ---

Sind die Menschen fähig, in einer Gesellschaftsform zu leben, in der jeder – ganz im Sinne des Goldenen Zeitalters des Ovid – aus eigenem Antrieb, ohne Gesetz, ohne Richter das Gute tut. Du fragst? „Ja, warum denn nicht?“ – Weil die gesamte Menschheitsgeschichte eine Geschichte des unvollkommenen Menschen ist, der neben seinen vielen Vorzügen eine Reihe ganz schwerer Schwachstellen hat, die ihn jedenfalls in den letzten 50 Tausen Jahren dazu unfähig gemacht haben, ohne Druck und Gewalt auszukommen.

Wo soll denn das fromme Schäfchen herkommen, wenn die Menschen seit Menschengedenken immer und immer wieder gegenseitig zum reißenden Wolf für einander geworden sind? Welche Psychotherapie oder welcher Nürnberger Trichter soll diese rauhen Seelen weichwaschen? Oder dürfen wir auf eine patentierte Genmanipulation hoffen?

---Zitat---
2. Führt Anarchismus (in der realen Welt) zwangsläufig zu „Propaganda durch die Tat“, zur amoralischen Gewaltfreiheit des Revolutionärs, zu Terror und Kriminalität, und damit zu flächendeckender Diskreditierung der ursprünglichen anarchistischen Utopie? (Teichmann)

Hmm, warum sollte Anarchismus „zwangsläufig“ in die bürgererschreckende Amoralität führen und warum soll die ursprüngliche anarchistische Idee, der auch Sie ja durchaus Positives abgewinnen, nur hehre Utopie sein, während die von Ihnen, lieber Udo, sagen wir mal, so eigenwillig unbeirrt hochgepriesene Demokratie immer der Seligkeit nahekommt, folgte man Ihrer Demokratie-Eloge?
---tatiZ---

Die Geschichte lehrt und BabaYaga betont, daß der Anarchismus wie keine andere politische Tendenz aus allen Richtungen angefeindet wurde und daß die herrschenden Strukturen sich den anarchistischen Bemühungen immer massiv entgegengestemmt haben.

Was tut man in solch einer Situation als überzeugter Anarchist? Packt man seine Theoriebücher achselzuckend in die Mottenkiste und denkt sich ein beliebteres politisches Model aus – oder geht man daran, den gewaltsamen Widerständen seinerseits gewaltsame Gegenwehr entgegenzustellen. Und schon stecken wir mitten in der Gewaltspirale. Natürlich gehören zur Gewaltspirale immer mindestens zwei und wo der Anarchismus auf einen brutalen Staatsterrorismus stößt, da dürften die anarchistischen Kämpfer sich auch großer Sympathien erfreuen – allein de Gewalt findet statt und trifft wie immer unterschiedslos konkete Individuen.

Nun bietet BabaYaga als Schlüssel zur Lösung der Gewaltkonsequenz beim Aufeinandertreffen von Herrschaft und Anarchsimus die Neuausrichtung der „Militanz“ an.

Und mit der honorigen Stimmen von Antonio Negri wird uns das zur Postmoderne gehörige Militanzkonzept vorgetragen, in einem Pathos der Undeutlichkeit, die sprachlich die Gewalt aus dem Militanzbegriff entsorgt, freilich ohne daß das tuckernde MG plötzlich Pfannkuchen in die Menge schleudert.

Das was anläßlich der Großdemos gegen Atomwirtschaft, Nachrüstung und Globalisierung an Kreativität und Leidenschaft entfaltet wurde, ist kein Geheimrezept von Signore Negri, sondern Ausdruck einer durch und durch demokratischen Bewegung. Und wenn dabei die Staatsmacht häufig im Übermaß reagierte und sich allerlei Schikanen hat einfallen lassen, so war dies alles gerichtlich überprüfbares Verhalten und von Gewicht und Ausmaß her noch meilenweit von jeder Form von Staatsterrorismus entfernt.
Und sofern sich bei diesen Anlässen auch Anarchisten der demokratischen Mittel zum Protest bedient haben, darf man sie als Demokraten willkommen heißen. Die wenigen Außenseiter, die im Rahmen dieser Aktionen zu Gewalt gegriffen haben, lassen sich bisher keiner etablierten politischen Theorie zuordnen.

So stehen wir wieder staunend vor der Fruchtbarkeit der Demokratie, die Institutionen und Formen dafür vorhält, wie mit Konflikten umgegangen werden soll. Das Schöne an der Demokratie ist, daß eben nicht alle Demokraten Engel sein müssen, daß eben nicht alle Institutionen perfekt funktionieren müssen – und trotzdem überlebt die Demokratie, weil sie klarsichtig und ohne Illusionen mit dem Menschen rechnet, wie er nun einmal ist.

Mit freundlichen Grüßen
Udo Teichmann

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