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Aber die Kirche tut doch so viel Gutes ... ... ...

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bjk

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New PostErstellt: 10.07.05, 23:09  Betreff: Ankündigung:  Aber die Kirche tut doch so viel Gutes ... ... ...  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen




kopiert aus: http://www.jungewelt.de/2005/07-11/022.php


Peter Wolter

Sumpfiges Imperium



Caritas und Diakonie besitzen zusammen ein Immobilienvermögen im Wert von 230 Milliarden Euro. Carsten Frerk legt exakte Zahlen über die kirchlichen Wohlfahrtskonzerne vor

Aber die Kirche tut doch so viel Gutes«, wird einem oft entgegengehalten, wenn man jemanden zum Kirchenaustritt bewegen will. Gegenüber diesem Argument verblassen alle Hinweise auf die Abermillionen Toten, die allein die katholische Kirche bis auf dem Gewissen hat. Ohne Wirkung bleibt auch der Verweis darauf, daß gerade der Vatikan sich mit fast jedem faschistischen oder faschistoiden Regime bestens versteh.. Man kann ebenso die Unterdrückung der Frauen anführen, den himmelschreienden Blödsinn bei der Begründung der Jungfrauengeburt oder der heiligen Dreifaltigkeit – es nützt nichts: Die Kirchen tun Gutes, sie haben ja die Caritas und die Diakonie. Und dafür zahlt man gerne Kirchensteuer.

Finanzstrukturen

Wieviel Gutes tun die Kirchen tatsächlich? In seinem Buch »Caritas und Diakonie in Deutschland« ist es Carsten Frerk wohl erstmals gelungen, die finanziellen Strukturen dieser beiden Mammutorganisationen der »christlichen Nächstenliebe« zu durchleuchten. Das Ergebnis vorweg: Beide zusammen setzten 2002 rund 45 Milliarden Euro um (Caritas 25 Milliarden Euro, Diakonie 20 Milliarden Euro). Die Amtskirchen steuerten dazu 828 Millionen Euro bei – eine gigantische Summe zwar, aber nur 1,8 Prozent der gesamten Finanzierung. 98,2 Prozent des Gesamtumsatzes berappt der Steuerzahler.

Es ist schon vermessen, die 1,8 Prozent Kirchenmittel als Beweis dafür zu nehmen, daß die Kirche Gutes tut. »Diese kirchlichen Gelder gehen dann übrigens (so gut wie ausschließlich) in drei Bereiche: für die Kindertagesstätteneinrichtungen (376 Millionen Euro) – dort wird der Nachwuchs der Kirchensteuerzahler erzogen –, in die Verbandsarbeit (300 Millionen Euro) – dort wird konfessionelle Gesundheitspolitik betrieben – und in die Beratungsdienste (146 Millionen Euro) – in denen dafür gesorgt wird, daß die Beratenen auch den Weg in die stationären Einrichtungen der beiden Werke finden.« Werbungskosten in Höhe von 828 Millionen Euro also – man darf schließlich nicht vergessen, daß ein Kirchenschäfchen am Ende seines Berufslebens so viel Geld an die Schwarzröcke gezahlt hat, daß man als sogenannter Durchschnittsverdiener davon locker ein Einfamilienhaus finanzieren kann.

Wohlfahrtskonzerne

Frerk ist nicht der erste, der versucht, Licht in das verschachtelte Imperium der beiden Wohlfahrtskonzerne zu bringen. Der bisher wohl bekannteste Ansatz ist das 1996 zuletzt aufgelegte Buch des Münsteraner Soziologieprofessors Horst Herrmann »Die Caritas-Legende. Wie die Kirchen die Nächstenliebe vermarkten«. Während Herrmann allerdings dabei stehenbleibt, die Rolle der Caritas in der Propaganda und der Praxis der katholischen Kirche zu durchleuchten, liefert Frerk exakte Zahlen. Er skizziert die zahllosen Verflechtungen beider Konzerne mit Stiftungen, Unterfirmen und Vereinen – alles beim Finanzamt als »gemeinnützig« registriert. Was mit den gut 44 Milliarden Euro an öffentlichen Geldern genau geschieht, bleibt im dunkeln – denn beide Wohlfahrtskonzerne stehen außerhalb der Kontrolle der Rechnungshöfe. Bis auf Bayern übrigens, der dortige Oberste Rechnungshof untersuchte in seinem Jahresbericht 1997 die »ambulanten sozialpflegerischen Dienste« und kam zu dem Schluß, in mehr als der Hälfte der Fälle sei eine staatliche Förderung im gewährten Umfang nicht notwendig gewesen. »Fazit: Bei 118 Prüfungen gab es 91 Fälle mit Rückforderungen. Von den bewilligten Zuwendungen (7,45 Millionen DM) wurden 3,89 Millionen DM zurückgefordert – eine Rückforderungsquote von 52,2 Prozent«.

Geldschwemme

Das Grundgesetz sieht die Bundesrepublik Deutschland zwar als säkularen Staat – bei näherem Hinschauen allerdings stellt man fest, daß die Amtskirchen wie Kraken die Gesellschaft umklammern. Beide Kirchen schwimmen im Geld, als Kirchenbetriebe zahlen beide Wohlfahrtskonzerne keine Steuern. Ihr gesamtes Immobilienvermögen schätzt Frerk auf rund 230 Milliarden Euro.

Die größten deutschen Autoproduzenten – VW, DaimlerChrysler und BMW – kommen hierzulande zusammen auf etwa 434 000 Mitarbeiter – nach den Kriterien der Berufsgenossenschaften beschäftigt die Caritas
715 000, die Diakonie sogar 732 000 Menschen. Mitbestimmungsrechte gibt es so gut wie nicht, die kirchlichen Mitarbeiter müssen sich nach wie vor diskriminierenden Vorschriften wie obligatorischer Kirchenmitgliedschaft, Scheidungsverbot etc. unterwerfen.

Wieviel Gutes tun die Kirchen also? Nicht viel – das, was sie tun, geschieht mit öffentlichen Geldern, über die sie unkontrolliert verfügen. Für alle diejenigen, die das ändern möchten, bietet Frerks Buch Argumente. Wünschenswert wäre z. B. eine Anleitung, wie kommunale Haushalte nach versteckten Zuwendungen an die Schwarzröcke beider Fraktionen durchkämmt werden können. Aber das wäre Thema einer neuen Publikation, die hiermit angeregt wird.

* Carsten Frerk: Caritas und Diakonie in Deutschland. Alibri-Verlag, Aschaffenburg 2005, 366 Seiten, 22,50 Euro, ISBN 3-86569-000-9
(siehe auch jW vom 22. Juni)



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[editiert: 19.04.06, 11:31 von bjk]
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bjk

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New PostErstellt: 19.07.05, 09:52  Betreff:  Re: Aber die Kirche tut doch so viel Gutes ... ... ...  drucken  weiterempfehlen




Für Kirchenfunktionäre ist Demokratie offenbar noch immer Teufelszeug



kopiert aus http://www.n-tv.de/557310.html


Dienstag, 19. Juli 2005

Engagement in Linkspartei

Geistlichen droht Überprüfung



Evangelische Geistliche, die sich für die neue Linkspartei engagieren, müssen mit einer Loyalitätsprüfung durch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) rechnen. Die Prüfung gelte auch für hauptamtliche Mitarbeiter in Kirche und Diakonie, sagte der für Arbeitsrecht zuständige EKD-Referatsleiter Detlev Fey dem Bielefelder "Westfalen-Blatt". Es müsse aber zunächst abgewartet werden, wofür die neue Linkspartei stehe und welche konkreten Inhalte sie vertrete.

Nach der neuen am 1. September in Kraft tretenden "Loyalitätsrichtlinie" für die 650.000 Mitarbeiter in Kirche und Diakonie dürfen Beschäftigte keine Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Kirche hervorrufen. Dies wäre dem Bericht zufolge der Fall, wenn sie sich außerhalb der Arbeitszeit für eine rechts- oder linksextreme Gruppierung engagierten.

Vor rund einem Jahr hatte der Ratsvorsitzende der EKD, Bischof Wolfgang Huber, bereits erklärt, nach seinem Verständnis seien Pfarramt und PDS-Mitgliedschaft unvereinbar. Er sagte in einem Zeitungs-Interview: "Ein Pfarrer kann nach meinem Verständnis weder NPD- noch PDS-Mitglied sein. Die NPD ist totalitär, fremdenfeindlich, zum Teil antisemitisch, die PDS hat kein Verständnis für Religion und freie Religionsausübung."





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nyx

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Ort: jena

New PostErstellt: 21.07.05, 12:21  Betreff: Re: Aber die Kirche tut doch so viel Gutes ... ... ...  drucken  weiterempfehlen

Aber stimmt es denn nicht, dass die Kirche tief verschuldet ist und deswegen Stellen streicht und Dienste zurückfährt?
Wohin fließt denn dann die ganze Asche, und welche Möglichkeiten hat mensch, das Finanzwesen der Kirchen transparent zu machen?
Übrigens stimme ich nicht hundertprozentig mit der Aussage überein:

    Zitat:
    Mitbestimmungsrechte gibt es so gut wie nicht, die kirchlichen Mitarbeiter müssen sich nach wie vor diskriminierenden Vorschriften wie obligatorischer Kirchenmitgliedschaft, Scheidungsverbot etc. unterwerfen.
Als freier Träger hat man schon mal mehr Freiheiten denn als staatliche Einrichtung. Allerdings muss man sich auch bewähren, jedoch weniger um sich für kirchliche als für staatliche Subventionen zu legitimieren.

(achso; hallo, ich bin neu, freut mich euch lesen zu lernen.)

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bjk

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New PostErstellt: 30.08.05, 17:32  Betreff:  Re: Aber die Kirche tut doch so viel Gutes ... ... ...  drucken  weiterempfehlen

    Zitat: nyx
    Aber stimmt es denn nicht, dass die Kirche tief verschuldet ist und deswegen Stellen streicht und Dienste zurückfährt?
    Wohin fließt denn dann die ganze Asche, und welche Möglichkeiten hat mensch, das Finanzwesen der Kirchen transparent zu machen?
Hallo nyx,

sieh's mir bitte nach, wenn ich erst jetzt antworte
und das auch "nur" mit einer URL, die aber lohnt, da mal reinzuschauen

http://www.stop-kirchensubventionen.de

vielleicht gehen Dir und anderen LeserInnen nun die Augen über

Gruß
bjk



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bjk

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New PostErstellt: 30.08.05, 17:39  Betreff:  Re: Aber die Kirche tut doch so viel Gutes ... ... ...  drucken  weiterempfehlen






kopiert aus: http://www.freitag.de/2005/34/05340601.php



Hans-Detlev von Kirchbach

Papst ist Pop


[b]WELTJUGENDTAG Hunderttausende waren gekommen, um ihrem Superstar zu applaudieren. Eindrücke eines Massenspektakels



"Wir rufen jetzt hier vom Stadion in Köln zum Himmel hinauf: Heiliger Vater Johannes Paul II., wir warten auf Dich! Und wir rufen nach Rom hinüber: Heiliger Vater Benedikt XVI., wir warten auf Dich!"

So rief vor Hunderttausenden begeistert applaudierender junger Menschen aus aller Welt Kardinal Joachim Meisner in seiner Eröffnungspredigt zum Weltjugendtag den Papst im Jenseits und den im Diesseits gleichzeitig herbei. Ein herausragendes Ergebnis dieses Weltjugendtages war die mediengeschichtlich bahnbrechende Live-Übertragung der wahrscheinlich größten spiritistischen Massenseance aller Zeiten - dank Meisners intimen Umgangs mit dem Transzendenten.

Im Vorfeld des Mega-Events hatte Meisner, wegen seiner "Soldatengottesdienste" und seiner Neigung zu sprachlicher Militanz als "Sturmgeschütz Gottes" berühmt, wieder eine Breitseite gegen die Sorte Menschen abgefeuert, die ihm neben den Konfessions- und Glaubenslosen am meisten zuwider sind: die Achtundsechziger. Die Eltern der Achtundsechziger-Generation seien "metaphysische Asylanten, Obdachlose", schimpfte der Kirchenfürst am 9. August, dem dabei zugleich entfuhr, was er eigentlich von "Asylanten" und "Obdachlosen" hält. Und weil die "metaphysisch obdachlosen" Achtundsechziger-Eltern "die Jugend nicht mehr an die Quellen des Lebens" geführt hätten, mithin also zur Katholischen Kirche, komme es "zu Ersatzhandlungen wie etwa zum Griff nach Kondomen und der Pille", erkannte der Zölibatär scharfsichtig. Ach, wenn er da doch nur ein bisschen genauer auf seine eigenen Jungschäfchen aus allen Ländern des Herrn geschaut hätte. Die, denen man auf den Straßen begegnete, die man in den überfüllten Bahnen und Bussen sah, fanden auf durchaus jugendübliche Weise zueinander, nicht anders als Jugendliche überall sonst. Sie werden wohl kaum nur Bibelworte ausgetauscht haben, die 14- und 16-Jährigen, die selbstvergessen ihre Lippen aufeinander pressten. Irreal daher schon das hoheitliche "Kondomverbot".

Aber der Blick auf Jugendliche, die sich jenseits der religiösen Begeisterung ansonsten recht normal verhielten, lachten, lärmten und anscheinend auch der Liebe nicht abhold waren, wirkte auf den außenstehenden Betrachter fast beruhigend. Allzuweit her kann es denn auch bei den gläubigsten Jugendlichen im Alltag nicht sein mit wortstrenger Befolgung rigoroser Gebote, wie sie die ansonsten so enthusiastisch bejubelten Oberen von ihnen und darüber hinaus ganz selbstverständlich von der gesamten Gesellschaft einfordern. Und so war dieser WJT nicht nur ein Dokument für die weiterwirkende Macht der Kirche, sondern eben auch für den unauflöslichen Widerspruch zwischen Lehre und Leben.

Solche Brüche vermochten die perfekt organisierte Event-Performance freilich nicht zu beeinträchtigen. Ein unkundiger Beobachter hätte meinen können, in Deutschland gäbe es nur papsttreue Katholiken - jedenfalls, wenn er sich nur an den Jubelfanfaren fast aller Medien und den Ergebenheitsadressen der hochrangig versammelten Politik orientiert hätte. "Köllelujah" - so begrüßte das auflagenstärkste Kölner Boulevardblatt Express die "fröhliche Invasion"; Bild beschwor das "gütige Herz des Papstes", dem doch sein unnachsichtiger Kampf gegen Frauenrechte und Reformchristen einst das Image eines legitimen Erbwalters der Inquisition eintrug; der Express wiederum übertrumpfte die Springer-Konkurrenz zum Abschluss der Weltjugendjubelwoche mit der jauchzenden Schlagzeile "Göttlich!"

Der Enthusiasmus der jugendlichen Massen erinnerte überhaupt mehr an ein Popfestival als an Kirche im übliche Sinne. Auch wenn nicht immer "Papstwetter" herrschte, tat dies der freudigen Erhitzung keinen Abbruch. Hunderttausende säumten am Freitag die Nord-Süd-Fahrt, um ihrem Superstar zu applaudieren. Als das Papamobil unter Polizeieskorte vorbeifuhr, war die Masse nicht mehr zu halten und jubelte, ungeachtet der aus vollen Eimern niedergießenden Regenfluten, ihrem 78-jährigen Idol mit einer Verzückung zu, als wäre Elvis leibhaftig auferstanden. Beglückt tanzten die Enkelinnen und Enkel des Heiligen Vaters auf der Straße - weniger ein gemessener Reigen seliger Geister als ausgelassenes Dancing in the rain. Das hätte der ätherisch wirkende Professor für Dogmatik und kompromisslose vatikanische Glaubenshüter, der wegen seiner Wehrmachtsvergangenheit besonders von der ausländischen Presse "Panzerkardinal" tituliert wurde, sicher nie erwartet - einmal im Mittelpunkt jugendlicher Begeisterung zu stehen.

Verglichen mit solchem Überschwang erschien die Bilanz des Bischofs von Trier von fast karger Nüchternheit: "Großartige Tage der Begegnung", so die Erfolgssumme von Reinhard Marx. Dessen weitläufiger Vorfahre, ein Kirchenkritiker namens Karl Marx, hätte sich nach diesen "großartigen Tagen" sicher in seiner Diagnose bestätigt gefühlt, dass Religion das Opium des Volkes sei. Jedenfalls hätte die Euphorie der TeilnehmerInnen aus allen Weltgegenden größer kaum sein können. Wer dieses Massenspektakel gesehen hat, begreift einen wesentlichen Grund für die hartnäckige Überlebensfähigkeit irrationaler Kulte und transzendental orientierter Glaubenssysteme, und allen voran der Katholischen Kirche. Eine ehemalige Bhagwan-Jüngerin fühlte sich angesichts der im Regen jubelnden und tanzenden jugendlichen Massen und des paradierenden Papamobils gar an die Auftritte des Gurus erinnert, der gern in seinen Nobelschlitten winkend an seinen begeisterten Anhängern vorbeifuhr. Mag auch der Vergleich zwischen dem weithin längst vergessenen luxusversessenen Esoterik-Scharlatan und dem fast bedürfnislos wirkenden "Heiligen Vater" auch abwegig klingen, so verdeutlicht er doch, wie irrationale, charismatische Kulte funktionieren, jedenfalls, was die Gefolgschaft betrifft.

Es waren schließlich mehr als eine Million Menschen, die bei der Abschlussfeier auf dem Marienfeld den Glauben an Auferstehung und ewiges Leben zelebrierten. Da ging es nicht um abstrakte Theologie oder kritische Reflexion, sondern ums schiere Gefühl, gespeist aus Quellen, gegen deren verzückende Wirkung jede Vernunft anscheinend machtlos ist. Und so blieb denn auch das antiklerikale Gegenprogramm der "religionsfreien Zone", mit dem die veranstaltende Giordano-Bruno-Stiftung und etliche freigeistige Verbände einen vernehmbaren Kontrapunkt zur religiösen Vereinnahmung setzen wollten, auf ein paar hundert Interessenten beschränkt.

Doch der Realist Ratzinger wäre wohl der Letzte, der sich von der eigenen PR blenden ließe. Vor seinen Bischöfen bezeichnete er die Bundesrepublik als "Missionsgebiet". Denn der Katholizismus repräsentiert heute eine - wenn auch immer noch starke - Minderheit von etwa 30 Prozent der Bevölkerung, Säuglinge und Kleinkinder eingeschlossen. Die Gruppe der Konfessionslosen, die im Gegensatz zu den christlichen Kirchen in Politik und Medien kaum vorkommen, wird bundesweit mittlerweile fast gleichauf mit den Katholiken liegen. Doch unabhängig von demoskopischen Prozentanteilen dürfte sich der Einfluss der Katholischen Kirche auf den öffentlichen Diskurs, auf Medien und Politik, durch den Erfolg dieses Weltjugendtages auf absehbare Zeit nachhaltig stabilisiert haben.

Was kleinere Niederlagen freilich nicht ausschließt: Noch zu Beginn der Feierwoche scheiterte der kirchliche Versuch, die ohnehin ungeliebte allwöchentliche Montagsdemo auf dem Domvorplatz polizeilich verbieten zu lassen. Ganz unbegrenzt war die Macht der Kirche denn doch nicht einmal im "hillije Kölle" während des Weltjugendtages.






[editiert: 30.08.05, 17:42 von bjk]
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bjk

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New PostErstellt: 26.11.05, 18:05  Betreff:  Wenig adventliches Gesabbel vom evangolen Bischof Huber  drucken  weiterempfehlen




kopiert aus: http://www.nachdenkseiten.de/cms/front_content.php?client=1〈=1&idcat=5&idart=1202




Eure Rede sei Ja, Ja oder Nein, Nein, was darüber ist, das ist vom Übel, sagt Matthäus in der Bibel. Der EKD-Vorsitzende Bischof Huber kann offenbar Ja und Nein zugleich sagen – und davon könnte einem Übel werden.



beflissen, devot - den "Mächtigen" gegenüber

Vom Ratsvorsitzenden der EKD, Bischof Wolfgang Huber, haben wir gerade in letzter Zeit, anlässlich der Synode der Evangelischen Kirche in Berlin viele nachdenkliche Reden und Interviews gehört, in denen er sich mahnend für die Wahrung der sozialen Gerechtigkeit ausgesprochen hat. Wenn er sich aber nicht an seine Mitchristen sondern an Politiker wendet, wird er aber offenbar selbst zum Politiker und biedert sich an. (WL)

Was ist es anderes als schiere Anbiederung und damit letztlich ein Verlust an Glaub- und Vertrauenswürdigkeit in kirchliches Engagement, wenn Bischof Huber folgende Sätze veröffentlichen lässt:

„Die große Koalition habe in ihrem Koalitionsvertrag deutlich gemacht, dass sie ihre parlamentarische Mehrheit für strukturelle Reformen nutzen wolle. Sie kündige große eigene Anstrengungen an und wolle zugleich das Vertrauen der Menschen in die Zukunftsfähigkeit ihres Landes stärken. Dafür setze sich auch die EKD ein. "Deshalb nehme ich dankbar zur Kenntnis, dass Sie sich dieser Aufgabe stellen wollen." Huber sicherte der Bundeskanzlerin die Fürbitte und aktive Unterstützung der evangelischen Kirche zu.“

Oder:

„Dem scheidenden Bundeskanzler Gerhard Schröder dankte Huber in einem Schreiben für sein Wirken "im Interesse unseres Landes und seiner Bürgerinnen und Bürger". Es sei Gerhard Schröder und seiner Regierung als besonderes Verdienst anzurechnen, die notwendige Reform der sozialen Sicherungssysteme trotz zum Teil massiven Widerstandes in Angriff genommen zu haben. "Mit großem Respekt habe ich verfolgt, wie Sie an Ihrer politischer Überzeugung auch unter Inkaufnahme schmerzlicher persönlicher Erfahrungen und möglicher politischer Rückschläge unbeirrt festhielten, ohne sich dabei aber nötigen Korrekturen zu verschließen", schreibt der Ratsvorsitzende an Gerhard Schröder.“

Weiß Huber eigentlich, wovon er redet, wenn er die aktive Unterstützung der Evangelischen Kirche für „strukturellen Reformen“ andient? Weiß er nicht, dass sich hinter „strukturellen Reformen“ im Falschsprech der Wirtschaftsliberalen nichts anderes als Sozialabbau, weniger Staat und mehr Markt, weniger Solidarität und mehr Eigenverantwortung (sprich private Vorsorge) verbirgt?

Wie „glaub“-würdig sind Hubers pastorale Worte an die Gläubigen über soziale Gerechtigkeit, wenn er Schröder als Verdienst anrechnet, die „notwendige Reform der sozialen Sicherungssysteme“ (und dazu gehört schließlich auch die Arbeitslosenversicherung und Alg II) „trotz massiven Widerstandes in Angriff genommen zu haben“? Haben nicht gerade viele Pfarrer, die vor Ort mit den Auswirkungen konfrontiert sind, diesen Widerstand mitgetragen?

Was meint eigentlich Bischof Huber damit, dass Schröder die Reform der sozialen Sicherungssysteme „in Angriff genommen“ habe. Meint er etwa, man müsse den „Angriff“ auf den Sozialstaat fortsetzen? Und das mit der „Fürbitte und aktiven Unterstützung“ der Kirche?

Fühlt sich die Amtskirche in Deutschland wirklich schon wieder so ohnmächtig, dass sie keine andere Wahl sieht, als sich den Mächtigen nur noch anzubiedern? Wo ist eine sich zur sozialen Gerechtigkeit bekennende Kirche?

Quellen:
Presseportal der EKD
Siehe aber dazu die Berichterstattung über die Synode der EKD




Tja, Pfaffen!
bjk


[editiert: 26.11.05, 18:14 von bjk]
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bjk

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New PostErstellt: 27.11.05, 13:25  Betreff:  "Erbauliches" zum 1. Advent ...  drucken  weiterempfehlen




kopiert aus: http://www.geocities.com/RainForest/3612/opfer.html


Wie viele Menschen wurden seit biblischen Zeiten von Christen ermordet?

OPFER DES CHRISTLICHEN GLAUBENS

"WUNDERSAME TATEN ZUM RUHME UND ZU EHREN GOTTES"


Die Geschichte der Christlichen Kirche ist mit jenem ganz besonderen Saft geschrieben, dem auch in ihrer Lehre die finsterste Bedeutung zukommt.
- Hans Wollschläger



Im Folgenden sind nur Ereignisse aufgezählt, die auf Befehl oder unter Beteiligung kirchlicher Autoritäten geschahen, sowie Taten, die im Namen des Christentums begangen wurden. Und diese Liste ist bei weitem nicht vollständig.

Heiden in der Antike


* Kaum war im römischen Reich durch den imperialen Erlaß des Jahres 315 das Christentum offiziell erlaubt, begann man schon damit, heidnische Tempel zu zerstören und die heidnischen Priester zu erschlagen.
* Zwischen dem Jahr 315 und dem 6. Jahrhundert erschlug man Tausende von heidnischen Gläubigen.
* Beispiele zerstörter Tempel: das Aeskulap-Heiligtum in Aegaea, der Aphrodite-Tempel in Golgatha, Aphaka am Libanon, Heliopolis.
* Christliche Priester wie etwa Markus von Arethusa oder Kyrill von Heliopolis wurden sogar als "Tempelzerstörer" berühmt. [DA468]
* Auf Ausübung der heidnischen Gottesdienste stand seit 356 die Todesstrafe. [DA468]
* Der christliche Imperator Theodosius (408-450) ließ sogar Kinder hinrichten, weil sie mit Überresten heidnischer Statuen gespielt hatten. [DA469]
Nach Auskunft christlicher Chronisten aber "befolgte er gewissenhaft jede christliche Lehre..."
* Im sechsten Jahrhundert schließlich erklärte man Heiden für völlig rechtlos.
* Im frühen vierten Jahrhundert wurde auf Betreiben christlicher Priester der Philosoph Sopatros hingerichtet. [DA466]
* Die weltberühmte Gelehrte und Philosophin Hypatia von Alexandria wurde 415 von einem christlichen Mob unter der Führung eines Predigers namens Petrus mit Glasscherben regelrecht zerstückelt, anschließend warf man ihren Leichnam in einen Abort.
[DO19-25]

Mission

* Karl der Große ließ 782 etwa 4500 Sachsen, die sich nicht zum Christentum bekehren lassen wollten, den Kopf abschlagen. [DO30]
* Die Stedinger Bauern in Norddeutschland, die ihre erdrückende Steuerlast nicht mehr ertragen wollten, wurden am 27. Mai 1234 von einem Kreuzesheer niedergemetzelt, ihre Höfe mit frommen Katholiken besetzt. Dabei kamen zwischen 5 000 und 11 000 Männer, Frauen und Kinder ums Leben. [WW223]
* Schlacht von Belgrad im Jahr 1456: etwa 80 000 Türken wurden hier abgestochen. [DO235]
* 15. Jahrhundert in Polen: Christliche Ordensritter plündern 1019 Kirchen und 17987 Dörfer. Wieviele Menschen dabei umkamen, ist nicht bekannt. [DO30]
* 16. und 17. Jahrhundert. Englische Truppen "befriedeten und zivilisierten" Irland. Dort gab es nur gälische "Wilde", "unvernünftige Tiere ohne jede Ahnung von Gott oder guten Manieren, die sogar in Gütergemeinschaft ihr Vieh, ihre Frauen, Kinder und alle anderen Dinge teilten."
Einer der erfolgreicheren Militärs, ein gewisser Humphrey Gilbert, Halbbruder von Sir Walter Raleigh, ließ "die Köpfe all jener (wer sie auch sein mochten), die am Tage getötet worden waren, von den Körpern abtrennen und rechts und links des Weges auslegen" ("the heddes of all those (of what sort soever thei were) which were killed in the daie, should be cutte off from their bodies... and should bee laied on the ground by eche side of the waie").
Dieser Versuch, die Iren zu zivilisieren, bewirkte dann in der Tat "großes Entsetzen im Volk, als sie die Köpfe ihrer toten Väter, Brüder, Kinder (!), Verwandten und Freunde auf dem Boden sahen" ("greate terrour to the people when thei sawe the heddes of their dedde fathers, brothers, children, kinsfolke, and freinds on the grounde").
Zehntausende gälischer Iren fielen diesem Blutbad zum Opfer. [SH99, 225]

Kreuzzüge (1095-1291)

* Der Erste Kreuzzug begann 1095 auf Befehl des Papstes Urban II. [WW11-41]
* Zwischen dem 12.6.1096 und dem 24.6.1096 kamen bei Gemetzeln in Ungarn, bei Wieselburg und Semlin, Tausende ums Leben (alles Christen, einschließlich der Kreuzfahrer). [WW23]
* Vom 9.9.1096 bis zum 16.9.1096, bei der Belagerung der türkischen Residenzstadt Nikaia, erschlugen französische Kreuzritter abermals Tausende (sie sollen dort kleine Kinder in Stücke gehauen oder lebendig gebraten haben). [WW25-27]
* Um den 26.9.1096 beteiligten sich deutsche Kreuzritter bei der Eroberung der Festung Xerigordon, an ähnlichen Veranstaltungen.
* Bis zum Januar 1098 wurden insgesamt 40 Hauptstädte und 200 Burgen erobert. Die Zahl der Opfer ist nicht bekannt. [WW30]
* Am 3.6.1098 eroberten die Kreuzfahrer Antiochia. Dabei wurden zwischen 10 000 und 60 000 Türken erschlagen. Aus der Chronik des Raimund von Aguilers, Zeltkaplan des Grafen von Toulouse:
"Auf den Plätzen häuften sich die Toten dermaßen, daß ob des furchtbaren Gestankes es niemand ertragen konnte, dort zu verweilen: keinen Weg mehr gab es durch die Stadt, der nicht über Leichen führte." [WW33]
* Am 28.6.1098 brachte man wieder 100 000 Türken, einschließlich ihrer Frauen und Kinder, um.
Wie der christliche Chronist berichtet, fanden die Christen im türkischen Lager nicht nur reiche Beute, darunter "unzählige Bücher, in welchen die gotteslästerlichen Riten der Sarazenen und Türken aufgeschieben waren mit ganz fluchwürdigen Schriftzeichen", sondern auch "Weiber, zarte Kinder, Säuglinge; die einen hieben sie nieder, die anderen zertraten sie mit den Hufen ihrer Pferde und füllten die Felder mit jämmerlich zerfetzten Leichen". So wollte es Gott. [WW33-35]
* Am 11.12.1098 wurden bei der Eroberung der Stadt Marra (Maraat an-numan) wieder Tausende umgebracht. Wegen der darauf einsetzenden Hungersnot wurden "die schon stinkenden Leichen der Feinde vom Christenvolke verzehrt", berichtete der christliche Chronist Albert Aquensis. [WW36]
* Am 15. Juli 1099 wurde schließlich Jerusalem gestürmt, mehr als 60 000 Menschen wurden dabei umgebracht (Juden, Moslems, Männer, Frauen, Kinder). [WW37-40]
Aus einem Augenzeugenbericht: "dort [vor dem Tempel Salomonis] entstand ein solches Gemetzel, daß die Unseren bis zu den Knöcheln ihrer Füße im Blute der Feinde wateten", und wiederum Albert schrieb: "Weiber, die in betürmten Palästen und Gebäuden Zuflucht gesucht hatten, machten sie nieder mit der Schärfe des Schwerts; Kinder, Säuglinge noch, traten sie mit dem flachen Fuß den Müttern vom Busen oder rissen sie aus den Wiegen, um sie sodann gegen Mauern oder Türschwellen zu schmettern." [WW38]
Der Erzbischof Wilhelm von Tyros fügt noch hinzu: "Glücklich und vor übergroßer Freude weinend zogen die Unseren alsdann zu unseres Erlösers Jesu Grab, es zu verehren, und trugen ihre Dankesschuld ab... Und es war nicht nur der Anblick der Leichen, der zerhackten, entstellten, verstümmelten, welcher dem Beschauer bange werden ließ; wahrhaft beklemmend wirkte auch das Bild der Sieger selbst, die vom Scheitel bis zur Sohle von Blute troffen, und ein Grauen packte alle, die ihnen begegneten." [WW39-40,TG79]
* Der christliche Chronist Eckehard von Aura hielt fest, daß noch im folgenden Sommer 1100 "in ganz Palästina die Luft vom Leichengestank verpestet war. Von solchen Gemetzeln hat keiner je im Heidenvolke vernommen..."
Der Erste Kreuzzug hatte über eine Million Menschen das Leben gekostet: "Gedankt sei Gott!" [WW41]
* In der Schlacht von Askalon, am 12.8.1099 wurden 200 000 Heiden "im Namen des Herrn Jesu Christi" zu Tode gemetzelt. [WW45]
* Vierter Kreuzzug: Am 12.4.1204 plünderten Kreuzfahrer (das christliche!) Konstantinopel, die Zahl der Opfer ist nicht überliefert. [WW141-148]
* Die übrigen Kreuzzüge zusammengefaßt: bis zum Fall von Akkon 1291 etwa 20 Millionen Opfer (im Heiligen Land und Arabisch/Türkischen Gebieten). [WW224]

Hinweis: Alle Zahlen nach christlichen Chronisten.

Ketzer und Atheisten

* Schon im Jahr 385 u.Z. wurden die ersten Christen als Ketzer durch andere Christen hingerichtet, nämlich der Spanier Priscillian mitsamt sechs seiner Anhänger, die in Trier geköpft wurden. [DO26]
* Die Manichäische Ketzerei: Zwischen 372 u.Z. und 444 u.Z. wurden die Manichäer, eine quasi christliche Sekte, bei denen Geburtenkontrolle praktiziert wurde und die daher mehr Verantwortungsbewußtsein zeigten als fromme Katholiken, im Verlauf mehrerer großangelegter Kampagnen im ganzen Römischen Reich vollständig ausgerottet. Viele Tausende Opfer. [NC]
* Die Albigenser fielen dem ersten Kreuzzug zum Opfer, der sich von Anfang an gegen Christen richtete. [DO29]
Diese, auch unter dem Namen Katharer bekannt, sahen sich selbst als gute Christen, erkannten aber weder den Papst an noch das römisch-katholische Verbot der Empfängnisverhütung, und sie wollten auch keine Kirchensteuern bezahlen. [NC]
Auf Befehl des Papstes Innozenz III (dem größten Massenmörder vor Hitler) begann der Kreuzzug 1209. Die Stadt Beziérs (im heutigen Südfrankreich) wurde am 22.7.1209 zerstört, alle Einwohner umgebracht, einschließlich der Katholiken, die die Auslieferung der Ketzer verweigert hatten. Die Zahl der Toten wird zwischen 20 000-70 000 geschätzt. [WW179-181]
* Nach der Einnahme von Carcassonne am 15.8.1209 erschlug man wiederum Tausende, und vielen weiteren Städten erging es ähnlich. [WW181]
* In den folgenden 20 Jahren Krieg wurde das Land verwüstet, fast alle Katharer (immerhin etwa die Hälfte der Bevölkerung des Languedoc, im heutigen Südfrankreich) erschlagen, gesteinigt, ersäuft, verbrannt. [WW183]
* Nach dem Ende des Krieges (1229) wurde 1232 die Inquisition gegründet, um die überlebenden Ketzer in ihren Verstecken aufzuspüren und zu vernichten. Den letzten der Katharer, Guillaume de Belibaste, verbrannte man 1324 auf dem Scheiterhaufen. [WW183,LM]
* Etwa eine Million Opfer allein unter den Katharern. [WW183]
* Weitere Ketzereien: Waldenser, Paulikianer, Runcarier, Josephiten, und viele mehr. Die meisten dieser Sekten wurden ausgerottet (einige Dutzend Waldenser gibt es m.W. heute noch, obwohl sie 600 Jahre lang verfolgt wurden). Nach meinen Schätzungen sind weitere hunderttausend Opfer nicht zu gering angesetzt (einschließlich der Spanischen Inquisition, aber ohne die Neue Welt).
* Der spanische Inquisitor Tomas de Torquemada soll persönlich 10 220 Menschen zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt haben. [DO28,DZ]
* Johannes Hus, ein Kritiker des Ablaßhandels, wurde 1415 auf dem Scheiterhaufen verbrannt. [LI475-522]
* Michael Sattler, Vorsteher einer Täufergemeinde, wurde als Ketzer am 20. Mai 1527 in Rottenburg a.N. auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Einige Tage darauf exekutierte man seine Frau und weitere Anhänger. [KM]
* Den Universitätsprofessor B.Hubmaier endete 1538 in Wien auf dem Scheiterhaufen. [DO59]
* Giordano Bruno, ein Dominikanermönch, bestieg am 17.2.1600, nach siebenjähriger Kerkerhaft, den Scheiterhaufen auf dem Campo dei Fiori in Rom.
* Mitte des siebzehnten Jahrhunderts wurde der Atheist Thomas Aikenhead, ein knapp zwanzigjähriger schottischer Student, auf Betreiben der Geistlichkeit gehängt. [HA]

Hexen

* Von den frühesten Tagen des Christentums bis zum Jahr 1484 wurden vermutlich mehrere Tausend Hexen hingerichtet.
* In der eigentlichen Ära der Hexenprozesse (1484-1750) endeten nach Schätzungen moderner Historiker mehrere Hunderttausend am Galgen oder auf dem Scheiterhaufen, etwa vier Fünftel von ihnen Frauen. [WV]
* Eine (natürlich nicht vollständige) Liste mit namentlich bekannten Opfern findet man hier:
The Burning of Witches - A Chronicle of the Burning Times

Religionskriege und Reformation

* 15. Jahrhundert: Kreuzzüge gegen die Hussiten, Tausende kamen dabei um. [DO30]
* 1538 befahl Papst Paul III. einen Kreuzzug gegen das abgefallene England, und erklärte alle Engländer zu Sklaven Roms. Zum Glück schlug das Unternehmen fehl. [DO31]
* 1568 beschloß das Spanische Inquisitionstribunal die Beseitigung von drei Millionen aufständischer Holländer in den (damals spanischen) Niederlanden. Zwischen 5000 und 6000 Protestanten wurden von den spanischen Truppen des katholischen Spanien ertränkt: "ein Desaster, von dem die Bürger von Emden zuerst erfuhren, als mehrere tausend breitkrempige holländische Hüte den Fluß hinabtrieben." [DO31,SH216]
* 1572 wurden in Frankreich 20 000 Hugenotten auf Befehl des Papstes Pius V. ermordet. Bis ins 17. Jahrhundert flohen 200 000 weitere. [DO31]
* 17. Jahrhundert: Katholiken erschlugen den Führer der Protestanten, Gaspard de Coligny. Nach dem Mord verstümmelte der Mob seinen Leichnam, "sie schnitten ihm den Kopf ab, seine Hände, seine Genitalien,... und warfen ihn in den Fluß [...aber] dann erschien er es ihnen nicht einmal wert, Fischfutter zu werden, also wurde er wieder herausgezogen und seine Überreste zu den Galgen von Montfaulcon geschleppt, 'um dort als Futter und Nahrung für Raben und Krähen zu enden'." [SH191]
* 17. Jahrhundert: Das protestantische Magdeburg wird von katholischen Truppen geplündert und verwüstet, etwa 30 000 Protestanten erschlagen. "In einer einzigen Kirche fand man fünfzig geköpfte Frauen," berichtete der Dichter Friedrich Schiller, "und Kleinkinder, die noch an den Brüsten ihrer leblosen Mütter saugten." (meine Übersetzung aus dem Englischen) [SH191]
* 17. Jahrhundert: Der Dreißigjährige Krieg (Protestanten gegen Katholiken) dezimiert etwa 40% der Bevölkerung, vor allem in Deutschland. [DO31-32]

Juden

* Schon im 4. und 5. Jahrhundert brannten Christen Synagogen nieder.
* In der Mitte des vierten Jahrhunderts wurde die erste Synagoge auf Befehl des Bischofs Innozenz von Dertona, Norditalien, zerstört. Die erste Synagoge, die niedergebrannt wurde, hatte in der Nähe des Euphrat gestanden. Den Befehl zu ihrer Zerstörung erteilte der Bishof von Kallinikon im Jahr 388. [DA450]
* 694 beschließt das 17. Konzil von Toledo, die Juden zu versklaven, ihr Eigentum zu konfiszieren, und ihre Kinder zur Taufe zu zwingen. [DA454]
* 1010 ließ der Bishop von Limoges die Juden der Stadt, die sich nicht zum Christentum bekehren wollten, vertreiben oder umbringen. [DA453]
* 1096 Zu Beginn des Ersten Kreuzzugs wurden Tausende Juden erschlagen, im Ganzen vielleicht 12.000. Unter anderem waren betroffen: Worms am 18.5.1096, Mainz am 27.5.1096 (1100 Personen), Köln, Neuss, Altenahr, Wevelinghoven, Xanten, Moers, Dortmund, Kerpen, Trier, Metz, Regensburg, Prag (alle in Deutschland außer Metz und Prag). [EJ]
* 1147 Ebenfalls zu Anfang des Zweiten Kreuzzugs erschlug man in den franösischen Orten Ham, Sully, Carentan, und Rameru mehrere Hundert Juden. [WW57]
* 1189/90 Die jüdischen Gemeinden Englands plünderte man aus Anlaß des Dritten Kreuzzugs. [DO40]
* 1235 wurden in Fulda 34 jüdische Männer und Frauen umgebracht. [DO41]
* 1257 und 1267 beseitigte man die jüdischen Gemeinden von London, Canterbury, Northampton, Lincoln, Cambridge, und anderen Städten. [DO41]
* 1290 sollen in Böhmen 10 000 Juden umgebracht worden sein. [DO41]
* 1337 Ausgehend von Deggendorf verbreiteten sich hysterische antijüdische Pogrome über 51 Städte in Bayern, Österreich und Polen. [DO41]
* 1348 verbrannte man die Juden von Basel und Straßburg, insgesamt zweitausend Menschen. [DO41]
* 1349 wurden in mehr als 350 Städten Deutschlands alle Juden ermordet, zumeist lebendig verbrannt. In diesem einzigen Jahr wurden mehr Juden von Christen ermordet, als in Hunderten von Jahren antiker römischer Christenverfolgung zum Opfer gefallen waren. [DO42]
* 1389 schlachtete man in Prag 3 000 Juden ab. [DO42]
* 1391 ermordete man unter Führung des Erzbischofs Martinez in Sevilla etwa 4 000 Juden und verkaufte weitere 25 000 als Sklaven. [DA454]
Sie waren leicht zu erkennen gewesen, denn man hatte alle Juden ab dem Alter von zehn Jahren gezwungen, ein farbiges "Schandabzeichen" an der Kleidung zu tragen, der historische Ursprung des späteren "Judensterns" der Nazizeit.
* 1492, im selben Jahr, als Kolumbus die Segel setzen ließ, eine Neue Welt zu erobern, wurden am 30.6.1492 mehr als 150 000 Juden aus Spanien vertrieben, viele von ihnen kamen unterwegs um. [MM470-476]
* 1648 brachte man in den sog. Chmielnitzki Massakern in Polen etwa 200 000 Juden um. [DO43]

(Mir wird übel ...) so geht das weiter und weiter, Jahrhundert um Jahrhundert, geradewegs bis hin zu den Öfen von Auschwitz.

Ureinwohner


* Bereits mit Christoph Kolumbus, einem ehemaligen Sklavenhändler, der später Karriere als Heiliger Kreuzfahrer machen sollte, begann die Eroberung der Neuen Welt, wie üblich zum Zwecke der Verbreitung des Christentums.
* Schon wenige Stunden nach der Landung auf der ersten bewohnten Insel, auf die er in der Karibik stieß, ließ er sechs Eingeborene gefangennehmen und fortschaffen, die, so schrieb er, "gute Diener und Knechte abgeben müßten, ... [und] die man leicht zum Christentum bekehren könnte, denn wie mir schien, gehörten sie gar keiner Religion an." [SH200]
Während Kolumbus so die Ureinwohner als "Götzendiener" bezeichnete und als "Sklaven, soviel auch immer die Spanische Krone geliefert haben möchte," beschrieb sein Kumpan Michele de Cuneo, ein italienischer Edelmann, die Eingeborenen als "Tiere", denn "sie essen, wenn sie Hunger haben," und sie "lieben sich ganz offen, wann immer ihnen danach ist." [SH204-205]
* Auf jeder Insel die er betrat, rammte Kolumbus ein Kreuz in den Boden, "und verlas die erforderliche Verlautbarung" - das Requerimiento - um die Insel im Namen seiner Katholischen Herren für Spanien in Besitz zu nehmen. Und "niemand erhob Einspruch." Sollten die Indianer freilich ihre Zustimmung verweigern (oder vielleicht schlicht kein Wort Spanisch verstehen?), hieß es im Requerimiento weiter:

"Hiermit garantiere ich, daß wir mit Gottes Hilfe und aller Macht in Euer Land eindringen werden, gegen Euch Krieg führen werden, ... um Euch dem Joch und der Herrschaft der Kirche zu unterwerfen ... wir werden Euch jeden erdenklichen Schaden zufügen soviel wir nur immer vermögen, gerade so wie widersetzlichen Vasallen, die ihren Herrn nicht anerkennen und nicht gehorchen wollen, sondern widersprechen." [SH66]

* Entsprechend lauteten auch die Worte von John Winthrop, dem ersten Gouverneur der Massachusetts Bay Colony: "justifieinge the undertakeres of the intended Plantation in New England ... to carry the Gospell into those parts of the world, ... and to raise a Bulworke against the kingdome of the Ante-Christ." [SH235]
(Übers.: ...rechtfertigt die Unternehmung der geplanten Pflanzung in Neuengland, ... das Evangelium in jene Teile der Welt zu bringen, ... und daselbst ein Bollwerk gegen das Reich des Antichrist zu errichten.)
* Im Schnitt gingen schon zwei Drittel der Ureinwohner an den von Europäern eingeschleppten Pocken zugrunde, bevor es überhaupt zu Gewalttätigkeiten kam. Das allerdings war den Christen selbstverständlich "ein wunderbares Zeichen der unermeßlichen Güte und Vorsehung Gottes!"
So schrieb zum Beispiel der Gouverneur der Massachusetts Bay Colony 1634, "was die Eingeborenen betrifft, so sind sie fast alle an den Pocken gestorben, und so hat denn der HERR unseren Anspruch auf unseren Besitz geklärt." [SH109,238]
* Allein auf der Insel Hispaniola, nach den ersten Besuchen durch Kolumbus, betrauerten die eingeborenen Arawak, ein vergleichsweise harmloses und glückliches Volk, das auf einer Insel üppiger Ressourcen lebte, einem wahren Paradies, bald fünfzig Tausend Tote. [SH204]
* Die überlebenden Indianer fielen spanischen Angriffen, Morden, Vergewaltigungen und der Versklavung zum Opfer.
* Einer der Täter berichtete: "So viele Indianer waren tot, daß man sie gar nicht zählen konnte. Über das ganze Land verstreut lagen überall tote Indianer. Der Gestank war durchdringend und pestilenzialisch." [SH69]
* Der indianische Häuptling Hatuey floh mitsamt seinem Volk, wurde aber gefangengenommen und lebendig verbrannt. Als "sie ihn auf den Scheiterhaufen banden, bat ihn ein Franziskanerbruder inständig, er möge Jesus sein Herz öffnen, damit seine Seele in den Himmel eingehen könne, anstatt in die Verdammnis hinabzufahren. Hatuey erwiderte, wenn der Himmel der Ort sei, an den die Christen kämen, ziehe er die Hölle vor." [SH70]
* Was dann mit seinem Volk geschah, beschrieb ein Augenzeuge:
"Den Spaniern gefiel es, sich allerlei absonderliche Grausamkeiten einfallen zu lassen... Sie machten auch breite Galgen, so, daß die Füße beinahe die Erde berührten [um der Erstickung vorzubeugen], hingen zu Ehren des Erlösers und der zwölf Apostel je dreizehn und dreizehn Indianer an jeden derselben, legten dann Holz und Feuer darunter, und verbrannten sie lebendig." [SH72, DO211]
Bei anderen Gelegenheiten erfand man weitere Lustbarkeiten:
"Die Spanier hackten den einen den Arm ab, anderen die Hüfte oder ein Bein, um manchen mit einem Schlag den Kopf abzutrennen, nicht anders als Metzger, die Schafe für den Markttag schlachten. Sechshundert, einschließlich des Kaziken, wurden so abgeschlachtet wie wilde Tiere.... Vasco [de Balboa] ließ vierzig von ihnen von Hunden zerreißen." [SH83]
* Die "Bevölkerung der Insel, die auf etwa acht Millionen zur Zeit von Kolumbus Ankunft geschätzt wird, war so bereits um die Hälfte oder gar zwei Drittel gesunken, noch ehe das Jahr 1496 zu Ende ging." Schließlich, nachdem die Einwohner der Insel völlig ausgerottet waren, sahen sich die Spanier "gezwungen", ihre Sklaven von anderen Karibikinseln zu importieren, die jedoch bald dasselbe Schicksal erlitten. So "wurden die Millionen von Ureinwohnern der Karibik in weniger als einem Vierteljahrhundert effektiv liquidiert." [SH72-73]
"In weniger als der normalen Lebensspanne eines einzigen Menschen wurde damit eine ganze Kultur von Millionen Menschen, die für Tausende von Jahren in ihrer Heimat ansässig gewesen waren, ausgerottet." [SH75]
* "Und darauf wandten die Spanier ihre Aufmerksamkeit dem Festland von Mexiko und Zentralamerika zu. Das Gemetzel hatte noch kaum begonnen. Die edle Stadt Tenochtitlán [Mexico City] kam als nächstes." [SH75]
* Hernando Cortez, Francisco Pizarro, Hernando DeSoto und Hunderte anderer spanische Konquistadoren plünderten und zerstörten süd- und mittelamerikanische Zivilisationen im Namen ihres Herrn Jesus Christus (DeSoto plünderte außerdem noch Florida - die "Blühende").
* "Als sich das 16. Jahrhundert dem Ende zuneigte, hatten sich etwa 200 000 Spanier in Amerika angesiedelt. Zu diesem Zeitpunkt waren wahrscheinlich schon mehr als 60 000 000 Ureinwohner tot." [SH95]

Natürlich verhielten sich die ersten Siedler auf dem Gebiet der heutigen U.S.A. kein bißchen anders.

* Obwohl kaum einer der Siedler ohne indianische Hilfe den Winter überlebt hätte, machten sie sich schon bald daran, die Indianer zu vertreiben und auszurotten.
Der Krieg nordamerikanischer Indianer untereinander war eine vergleichsweise harmlose Angelegenheit, gemessen an dem, was in Europa üblich war, und diente eher dem Ausgleich von Beleidigungen, keineswegs aber dem Erobern von Land. So wunderten sich denn auch die christlichen Pilgerväter: "ihre Kriege sind bei weitem nicht so blutig..." ("their Warres are farre less bloudy"), und daher gebe es "auf beiden Seiten kein großes Gemetzel" ("no great slawter of nether side").
Tatsächlich könne "es vorkommen, daß sie sieben Jahre Krieg führen und dabei nicht einmal sieben Mann umkommen", ("they might fight seven yeares and not kill seven men".)
Außerdem war es bei Indianern üblich, die Frauen und Kinder des Gegners zu verschonen. [SH111]
* Im Frühsommer 1612 fanden einige englische Siedler das Leben der zumeist freigiebigen und freundlichen Indianer so verlockend, daß sie Jamestown verließen - "die Müßiggänger ... flüchteten zu den Indianern" ("being idell ... did runne away unto the Indyans"), um bei diesen zu leben (womit vermutlich auch einem sexuellen Notstand abgeholfen wurde).
Doch "Gouverneur Thomas Dale ließ sie zusammentreiben und exekutierte sie: 'Einige ließ er hängen, einige verbrennen, andere aufs Rad flechten, wieder andere wurden auf Pfähle gespießt, und einige erschossen.' ('Some he apointed to be hanged Some burned Some to be broken upon wheles, others to be staked and some shott to deathe')." [SH105]
Selbstverständlich blieben derlei elegante Maßnahmen den Engländern vorbehalten: "Das war die Verfahrensweise bei jenen, die sich wie Indianer verhielten. Für diejenigen aber, die dabei gar keine Wahl hatten, eben weil sie die Urbevölkerung von Virginia waren," machte man gleich tabula rasa:
"als ein Indianer von einem Engländer beschuldigt wurde, eine Tasse gestohlen zu haben und sie nicht wieder hergab, war die englische Reaktion darauf Gewalt: man attackierte die Indianer und brannte ihr ganzes Dorf nieder." [SH105]
* Auf dem Gebiet des heutigen Massachusetts verübten die Pilgerväter der Kolonien einen Völkermord, der als Krieg der Pequots in die Geschichte eingegangen ist. Die Mörder waren jene puritanischen Christen Neuenglands, die selbst vor religiöser Verfolgung aus ihrer alten Heimat England geflohen waren.
* Als man einen Engländer tot auffand, der möglicherweise von Kriegern der Narragansett umgebracht worden war, wollten die Puritaner Blut sehen. Obwohl der Häuptling der Narragansetts um Schonung bat, bliesen sie zum Angriff.
Irgendwie scheinen sie unterwegs aber aus dem Auge verloren zu haben, auf was sie eigentlich aus gewesen waren, denn als sie später von einigen Pequot begrüßt wurden, die selbst seit langem mit den Narragansetts in Fehde lagen, griffen die puritanischen Truppen die Pequots an und brannten ihre Dörfer nieder.
Der Kommandant der Puritaner, John Mason, schrieb nach einem der Massaker:
"Und fürwahr, solchen Schrecken brachte der Allmächtige über ihre Seelen, daß sie vor uns flohen, geradewegs in die Flammen, wo viele von ihnen zugrunde gingen ... Gott kam über sie und hohnlachte über seine Feinde, die Feinde seines Volkes, und ließ sie zu einem Feuerofen werden ... So richtete der HERR die Heiden, und häufte die Toten auf": Männer, Frauen, Kinder.
("And indeed such a dreadful Terror did the Almighty let fall upon their Spirits, that they would fly from us and run into the very Flames, where many of them perished ... God was above them, who laughed his Enemies and the Enemies of his People to Scorn, making them as a fiery Oven ... Thus did the Lord judge among the Heathen, filling the Place with dead Bodies") [SH113-114]
* Und so "gefiel es denn dem HERRN, unsere Feinde ins Hinterteil zu treten, und uns ihr Land zum Erbteil zu geben" ("the Lord was pleased to smite our Enemies in the hinder Parts, and to give us their land for an inheritance". [SH111].
* Da Mason davon ausgehen konnte, daß seine Leser ihre Bibel kannten, brauchte er nicht noch die Worte zitieren, die sich hier anschließen:
"Aus den Städten dieser Völker jedoch, die der Herr, dein Gott, dir als Erbbesitz gibt, darfst Du nichts, was Atem hat, am Leben lassen. Vielmehr sollst du [sie] der Vernichtung weihen, so wie es der Herr, dein Gott, dir zur Pflicht gemacht hat..." (5.Mose 20).
* Sein Kumpan Underhill erinnerte daran, wie "eindrucksvoll und trübselig der blutige Anblick für die jungen Soldaten war" ("how great and doleful was the bloody sight to the view of the young soldiers"), doch, so versicherte er seinen Lesern, "manchmal bestimmt die Heilige Schrift nun einmal, daß Frauen und Kinder mitsamt ihren Eltern untergehen müssen" ("sometimes the Scripture declareth women and children must perish with their parents"). [SH114]
* Andere Indianer fielen Giftanschlägen zum Opfer. Die Siedler richteten sogar Hunde speziell darauf ab, Indianer zu jagen und kleine Kinder von den Armen ihrer Mütter zu reißen und zu zerfleischen. Um sie mit ihren eigenen Worten zu zitieren: "Bluthunde um sie zu jagen und Mastiffs, sie zu ergreifen" ("blood Hounds to draw after them, and Mastives to seaze them"). Hierbei hatten sich die Puritaner von den Methoden ihrer spanischen Zeitgenossen inspirieren lassen.
So ging das fort, bis die Pequot nahezu ausgerottet waren. [SH107-119]
* Die Handvoll Überlebender wurde dann "unter die Siedler verteilt, um in Knechtschaft zu leben. John Endicott und sein Pastor schrieben an den Gouverneur und erbaten sich ihren 'Anteil' an den Gefangenen, 'insbesondere eine junge Frau oder ein Mädchen, und einen Knaben, wenn es beliebt', ('a young woman or girle and a boy if you thinke good')." [SH115]
* Andere Indianerstämme erlitten dasselbe Geschick.
* So kommentierten die frommen Ausrotter: "Gottes Wille, der uns zuguterletzt doch Grund gibt zu sagen: 'Wie herrlich ist seine Güte! Wie herrlich ist seine Pracht!" ("God's Will, which will at last give us cause to say: How Great is His Goodness! and How Great is his Beauty!")
"Und so brachte sie denn unser Herr Jesus dazu, sich vor ihm zu verneigen und Staub zu lecken!" ("Thus doth the Lord Jesus make them to bow before him, and to lick the Dust!") [TA]
* Wie noch heute, war das Lügen zur höheren Ehre Gottes, oder zu ihrem Vorteil gegenüber Heiden, für die damaligen Christen erlaubt: "Friedensverträge wurden bereits mit der Absicht unterzeichnet, sie zu brechen. So riet etwa der Staatsrat von Virginia, wenn die Indianer 'nach dem Vertragsabschluß erst beruhigt sind, haben wir nicht nur den Vorteil sie zu überraschen, sondern auch ihren Mais zu schneiden.'" ("[when the Indians] grow secure uppon the treatie, we shall have the better Advantage both to surprise them, & cutt downe theire Corne.") [SH106]
* Im Jahre 1624 hackten etwa sechzig schwerbewaffnete Engländer 800 wehrlose indianische Männer, Frauen, und Kinder in Stücke. [SH107]
* Bei einem einzigen Massaker während des "King Philip's War" von 1675-1676 wurden etwa "600 Indianer umgebracht. Der angesehene Pastor der Zweiten Kirche von Boston, Cotton Mather, bezeichnete das Massaker später als 'Grillpartie' ('barbeque')." [SH115]
* Um zusammanzufassen: Vor der Ankunft der Engländer hatte die Bevölkerung der Abenaki im westlichen New Hampshire und Vermont etwa 12 000 gezählt. Weniger als ein halbes Jahrhundert waren noch etwa 250 am Leben geblieben - eine Vernichtung von 98%. Das Volk der Pocumtuck hatte mehr als 18 000 gezählt, fünfzig Jahre später war ihre Zahl auf 920 gefallen - 95% waren tot. Das Volk der Quiripi-Unquachog hatte etwa 30 000 gezählt, nach fünfzig Jahren blieben gerade noch 1500 am Leben - 95% waren tot. Das Volk der Massachusetts hatte mindestens 44 000 Personen gezählt, nach fünfzig Jahren lebten kaum noch 6000 - 81% waren tot. [SH118]
Dies sind nur einige Beispiele der Vielzahl von Stämmen, die vor der Ankunft der Christen in Nordamerika lebten. All dies geschah noch vor der großen Pockenepidemie der Jahre 1677 und 1678. Und das Blutbad hatte gerade erst begonnen.
* All das war erst der Beginn der Kolonisation durch Europäer, vor der eigentlichen Zeit des sogenannten Wilden Westens.
* Im ganzen kamen wahrscheinlich mehr als 150 Millionen Indianer (in Nord- und Südamerika) zwischen 1500 to 1900 ums Leben, im Durchschnitt etwa zwei Drittel durch von Eurpoäern eingeschleppte Pocken und andere Epidemien (wobei nicht unerwähnt bleiben sollte, daß seit etwa 1750 Indianer durch infizierte Geschenke auch absichtlich angesteckt wurden). Damit bleiben noch immer 50 Millionen, deren Tod direkt auf Gewalt, unmenschliche Behandlung oder Sklaverei zurückzuführen ist.
* Und in etlichen Ländern, wie zum Beispiel Brasilien und Guatemala, setzt sich das - auf kleiner Flamme sozusagen - bis heute fort.

Weitere ruhmreiche Stationen der Geschichte der U.S.A.

* Pastor Solomon Stoddard, eine der angesehensten religiösen Autoritäten von Neuengland, "ersuchte 1703 ganz formell den Gouverneur von Massachusetts, den Kolonisten die finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen, um große Hundemeuten zu erwerben und die Hunde darauf abrichten zu können, 'Indianer so wie Bären zu jagen'." [SH241]

* Das Massaker von Sand Creek, Colorado, 29. November 1864. Colonel John Chivington, ein früherer Methodistenprediger und noch immer im Gemeindevorstand ("Ich brenne darauf in Blut zu waten") ließ ein Dorf der Cheyenne mit etwa 600 Bewohnern - fast nur Frauen und Kinder - zusammenschießen, obwohl der Häuptling eine weiße Fahne schwenkte: etwa 400-500 Tote.
Ein Augenzeuge berichtete: "Da waren etwa dreißig bis vierzig Squaws, die sich schutzsuchend in einem Loch versteckten; sie schickten ein kleines Mädchen, etwa sechs Jahre alt, mit einer weißen Fahne an einem Stock, heraus. Sie war erst ein paar Schritte weit gekommen, da wurde sie getroffen und erschossen. Später wurden alle Frauen in dem Loch getötet..." [SH131]
Noch mehr blutige Einzelheiten. (engl.)

* Um 1860 "kommentierte der Geistliche Rufus Anderson das Blutbad, das die Urbevölkerung der Insel Hawaii bis dahin schon um mindestens 90 Prozent dezimiert hatte. Er konnte darin keine Tragödie erkennen: das zu erwartende totale Aussterben der Urbevölkerung von Hawaii war schließlich ganz natürlich, sagte der Missionar, in etwa vergleichbar 'mit der Amputation kranker Glieder am Körper'." [SH244]

Kirchliche Greuel im 20. Jahrhundert

* Katholische Vernichtungslager
Überraschend wenige wissen, daß die Vernichtungslager der Nazis in Europa zur Zeit des zweiten Weltkriegs keineswegs die einzigen waren. In den Jahren 1942-1943 gab es auch in Kroatien zahlreiche Vernichtungslager, die von den Katholischen Ustaschi unter ihrem Diktator Ante Paveliç betrieben wurden, einem praktizierenden Katholiken, der regelmäßig den damaligen Papst besuchte. Es gab sogar Konzentrationslager speziell für Kinder!
In den kroatischen Konzentrationslagern wurden vor allem christlich-orthodoxe Serben, aber auch eine beträchtliche Zahl von Juden ermordet. Am berüchtigtsten war das Lager Jasenovac, sein Kommandant war zeitweilig ein gewisser Miroslav Filipoviç, ein Franziskanerpater, der als "Bruder Tod" gefürchtet war. Wie die Nazis verbrannten hier die katholischen Ustaschi ihre Opfer in Öfen, allerdings lebend, anders als die Nazis, die ihre Opfer wenigstens zuvor vergast hatten. Aber die meisten ihrer Opfer wurden schlicht erschlagen, erstochen, und erschossen, man schätzt ihre Gesamtzahl auf immerhin etwa 300 000 bis 600 000, und das in einem ja vergleichsweise kleinen Land. Viele der Mörder waren Franziskanermönche, die damals oft mit Maschinenpistolen bewaffnet waren. Diese kroatischen Greueltaten waren derart entsetzlich, daß selbst einige Offiziere vom Sicherheitsdienst der SS (!), die das Geschehen beobachtet hatten, bei Adolf Hitler Beschwerde einreichten (was diesen allerdings nicht weiter interessierte). Der damalige Papst aber wußte von diesen Greueln, und tat nichts, um sie zu verhindern. [MV]
(Nachtrag des Autors: Vor dem Hintergrund dieser Geschichte wirkte die Berichterstattung der Medien über den jüngsten Balkankonflikt manchmal geradezu gespenstisch, fielen da doch die Namen von Orten wie Banja Luka, oder Flüssen wie der Save, wo man gelegentlich noch heute Gebeine der ein halbes Jahrhundert zuvor Ermordeten finden kann).

* Katholischer Terror in Vietnam
Im Jahr 1954 hatten vietnamesische Freiheitskämpfer - der Viet Minh - endlich die französische Kolonialregierung in Nordvietnam besiegt, die bis dahin von den U.S.A. schon mit mehr als 2 Milliarden Dollar unterstützt worden war. Obwohl die Sieger religiöse Freiheit für alle proklamierten - die meisten nicht buddhistischen Vietnamesen waren katholisch -, veranlaßten großangelegte antikommunistische Propagandakampagnen eine Vielzahl von Katholiken, in den Süden des Landes zu fliehen. Mit Hilfe der katholischen Lobby in Washington, und mit Unterstützung durch Kardinal Spellman, dem Sprecher des Vatikan in der amerikanischen Politik, der später die amerikanischen Streitkräfte in Vietnam als "Truppen Christi" bezeichnen sollte, wurde ein Staatsstreich geplant, um demokratische Wahlen im Süden des Landes zu unterbinden. Wahrscheinlich wären nämlich aus solchen Wahlen auch im Süden die kommunistischen Viet Minh als Sieger hervorgegangen. Statt dessen ernannte man den fanatischen Katholiken Ngo Dinh Diem zum Präsidenten von Südvietnam. [MW16ff]
Diem sorgte dafür, daß Hilfsmittel aus den U.S.A., Nahrungshilfen und Medikamente, technische und sonstige Unterstützung nur Katholiken zugute kamen. Buddhisten und buddhistische Dörfer wurden entweder ignoriert oder mußten für die Hilfen bezahlen, die die Katholiken aber umsonst erhielten. Die einzige offiziell geförderte Religion war die römisch-katholische Kirche.
Die antikommunistische Hysterie entfaltete sich in Vietnam noch brutaler als ihr U.S. amerikanisches Gegenstück, die politische Hexenjagd der McCarthy Ära. 1956 erließ Präsident Diem eine Verfügung, in der es hieß:

"Individuen, die die nationale Verteidigung oder die allgemeine Sicherheit gefährden, können durch die Behörden in ein Konzentrationslager eingewiesen werden."

Angeblich um den Kommunismus zu bekämpfen, wurden so tausende buddhistischer Demonstranten und Mönche in "Sicherheitsverwahrung" genommen. Aus Protest übergossen sich Dutzende buddhistischer Lehrer und Lehrerinnen, aber auch Mönche mit Benzin und verbrannten sich selbst (man beachte, daß hier Buddhisten sich selbst verbrannten: im Gegensatz dazu neigen Christen eher dazu, andere zu verbrennen, siehe dazu auch den letzten Absatz).
In der Zwischenzeit hatten sich einige der Gefängnislager - in denen längst auch protestanische Christen und sogar Katholiken einsaßen - zu regelrechten Todeslagern entwickelt. Man schätzt, daß in dieser Zeit des Terrors (1955-1960) mindestens 24 000 Personen bei Unruhen verwundet, etwa 80 000 Menschen hingerichtet, 275 000 festgenommen und gefoltert worden sind, und etwa 500 000 waren in Konzentrations- oder Gefangenenlager verschleppt worden. [MW76-89].
Zur Unterstützung einer solchen Regierung verloren darüberhinaus im Verlauf des nächsten Jahrzehnts tausende amerikanischer Soldaten ihr Leben.

* Virus Catholicus
Am 1. Juli 1976 starb die 23 Jahre alte Pädagogikstudentin Anneliese Michel: sie hatte sich im wahrsten Sinne des Wortes zu Tode gehungert. Monatelang schon war sie von dämonischen Visionen und Erscheinungen heimgesucht worden. Ebenfalls monatelang hatten zwei katholische Priester - und zwar mit offizieller Genehmigung des Bischofs von Würzburg - das arme Mädchen außerdem noch mit Exorzismen und Teufelsaustreibungen gepeinigt und gequält. Als sie im Krankenhaus von Klingenberg starb, war ihr Körper übersät von blutigen Wunden. Ihre Eltern, beide fanatische Katholiken, wurden wegen unterlassener Hilfeleistung - insbesondere weil sie keinen Arzt konsultiert hatten - zu sechs Monaten Haft verurteilt. Doch keiner der Priester wurde gemaßregelt. Im Gegenteil: inzwischen wird das Grab von Anneliese Michel regelmäßig von ähnlich gläubigen katholischen Pilgern aufgesucht und verehrt (im siebzehnten Jahrhundert war Würzburg für seine ausgedehnten Hexenverbrennungen berüchtigt).
Dieser eine Fall ist nur die Spitze eines Eisbergs solch gefährlichen Aberglaubens und ist nur aufgrund des tödlichen Ausgangs bekanntgeworden. [SP80]

* Massaker in Ruanda
Im Jahr 1994 wurden in dem kleinen afrikanischen Land Ruanda innerhalb weniger Monate mehrere hunderttausend Zivilisten abgeschlachtet. Scheinbar handelte es sich dabei um einen Konflikt zwischen den ethnischen Gruppen der Hutu und der Tutsi (Watussi).
Geraume Zeit hörte ich nur Gerüchte über eine Verstrickung des katholischen Klerus in die Greueltaten. Seltsame Dementis wurden in katholischen Kirchenpostillen abgedruckt, und das, bevor irgendjemand katholische Kirchenangehörige offiziell der Mittäterschaft beschuldigt hatte.
Doch am 10. Oktober 1996 brachte der Rundfunksender S2 - der dem Christentum alles andere als kritisch gegenüber steht - in der Nachrichtensendung S2 Aktuell um 12 00 die folgende Meldung:

"Sowohl anglikanische, vor allem aber katholische Priester und Nonnen stehen unter der schweren Beschuldigung, sich aktiv an der Ermordung von Menschen beteiligt zu haben. Besonders das Verhalten eines katholischen Geistlichen hat die Öffentlichkeit nicht nur in der ruandischen Hauptstadt Kigali monatelang beschäftigt. Er war Seelsorger an der Kirche zur Heiligen Familie und soll Tutsis auf die grausamste Art umgebracht haben. Unwidersprochen sind Zeugenaussagen, wonach der Geistliche mit einer Pistole im Gürtel marodierende Hutu-Milizen begleitet hat. Tatsächlich ist es in seiner Pfarrei zu einem blutigen Massaker an Tutsis gekommen, die sich schutzsuchend in dieses Gotteshaus geflüchtet hatten. Selbst heute, zwei Jahre später, gibt es noch viele Katholiken in Kigali, die wegen der nach ihrer Meinung erwiesenen Mittäterschaft eines Teils der Priester keinen Schritt mehr über die kirchlichen Schwellen setzen. Es gibt in Ruanda kaum eine Kirche (!), in der nicht geflohene Menschen - Frauen, Kinder, alte Leute - im Anblick des Kreuzes brutal erschlagen, abgeschlachtet worden sind. Augenzeugen berichten, Geistliche hätten in Verstecken untergetauchte Tutsis verraten und sie an die machetenartigen Messer der Hutu-Milizen geliefert.
Es gibt inzwischen auch erdrückende Beweise dafür, daß sich ganz offenbar auch katholische Nonnen während der Zeit des Völkermords in Ruanda mit schwerer Schuld beladen haben. In diesem Zusammenhang werden immer wieder zwei Benediktinerinnen erwähnt, die inzwischen in ein belgisches Kloster geflüchtet sind, um sich dem Zugriff der ruandischen Justiz zu entziehen. Die eine hat nach übereinstimmenden Aussagen von Überlebenden die Hutu-Mörder gerufen und sie zu mehreren tausend Menschen geführt, die in ihrem Kloster Zuflucht gesucht hatten. Mit Gewalt seien die Todgeweihten aus der Kirchenanlage herausgetrieben worden und unmittelbar vor den Türen im Beisein der Nonne ermordet worden. Auch die andere Benediktinerin habe direkt mit den Mörderbanden der Hutu-Milizen zusammengearbeitet. Auch von ihr berichten Augenzeugen, sie habe kaltblütig und ohne eine Reaktion zu zeigen mitangesehen, wie Menschen abgeschlachtet wurden. Man wirft ihr sogar vor, und auch dafür gibt es Zeugnisse, daß sie den Killern Petroleum besorgt hat, mit dem die Opfer bei lebendigem Leib angezündet und verbrannt wurden." [S2]

Offenbar hat diese Nachricht einen Nachtrag erhalten. Meldung der BBC:

Priests get death sentence for Rwandan genocide
BBC NEWS April 19, 1998

A court in Rwanda has sentenced two Roman Catholic priests to death for their role in the genocide of 1994, in which up to a million Tutsis and moderate Hutus were killed. Pope John Paul said the priests must be made to account for their actions. Different sections of the Rwandan church have been widely accused of playing an active role in the genocide of 1994...

* Wie man also sieht, ist für das Christentum das Mittelalter niemals wirklich zu Ende.

* Das Entsetzlichste aber ist, daß jede Generation von Christen die Verbrechen und Greuel, die eine Generation früher von ihren Glaubensgenossen im Namen des Christentums begangen wurden, verleugnen und bestreiten, oder, falls das nicht mehr möglich ist, flugs behauptet wird: oh, aber das waren ja keine richtigen Christen! Wahre Christen sind nur diejenigen, die ihren Nächsten lieben, Gutes tun usw. usw.

Als ob das nicht Anhänger jeder beliebigen Religion von sich behaupteten.

Wenn ich heute Christen über Moral sprechen höre, wird mir übel.
Quellen
Alle Übersetzungen aus dem Englischen von mir.

[DA]
K.Deschner, Abermals krähte der Hahn, Stuttgart 1962.
[DO]
K.Deschner, Opus Diaboli, Reinbek 1987.
[DZ]
DIE ZEIT Nr.5, 1998.
[EC]
P.W.Edbury, Crusade and Settlement, Cardiff Univ. Press 1985.
[EJ]
S.Eidelberg, The Jews and the Crusaders, Madison 1977.
[HA]
Hunter, M., Wootton, D., Atheism from the Reformation to the Enlightenment, Oxford 1992.
[KM]
Schröder-Kappus, E., Wagner, W., Michael Sattler. Ein Märtyrer in Rottenburg, Tübingen, TVT Medienverlag 1992.
[LI]
H.C.Lea, The Inquisition of the Middle Ages, New York 1961.
[LM]
E.Le Roy Ladurie, Montaillou. Ein Dorf vor dem Inquisitor 1294-1324, Frankfurt/M 1982.
[MM]
M.Margolis, A.Marx, A History of the Jewish People.
[MV]
A.Manhattan, The Vatican's Holocaust, Springfield 1986.
Außerdem: V.Dedijer, The Yugoslav Auschwitz and the Vatican, Buffalo NY, 1992.
[NC]
J.T.Noonan, Contraception: A History of its Treatment by the Catholic Theologians and Canonists, Cambridge/Mass., 1992.
[S2]
Nachrichtensendung von S2 Aktuell, 10. Oktober '96, 12:00.
[SH]
D.Stannard, American Holocaust, Oxford University Press 1992.
[SP]
Nachrichtenmagazin Der Spiegel, no.49, 12/2/1996.
[TA]
A True Account of the Most Considerable Occurrences that have Hapned in the Warre Between the English and the Indians in New England, London 1676.
[TG]
F.Turner, Beyond Geography, New York 1980.
[WW]
H.Wollschläger: Die bewaffneten Wallfahrten gen Jerusalem, Zürich 1973.
(Das beste was ich je zum Thema Kreuzzüge gelesen habe. Enthält eine Zusammenstellung christlicher mittelalterlicher Chroniken. Leider nicht mehr im Druck).
[WV]
Schätzungen der Anzahl hingerichteter Hexen:

* N.Cohn, Europe's Inner Demons: An Enquiry Inspired by the Great Witch Hunt, Frogmore 1976, 253.
* R.H.Robbins, The Encyclopedia of Witchcraft and Demonology, New York 1959, 180.
* J.B.Russell, Witchcraft in the Middle Ages, Ithaca/NY 1972, 39.
* H.Zwetsloot, Friedrich Spee und die Hexenprozesse, Trier 1954, 56.







Na dann noch eine schöne, besser eine nachdenklich-besinnliche Adventszeit ... ... ...
bjk


[editiert: 27.11.05, 13:26 von bjk]
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New PostErstellt: 03.04.06, 08:54  Betreff:  Re: Aber die Kirche tut doch so viel Gutes ... ... ...  drucken  weiterempfehlen





Christlicher Werteterror in NRW-Schulen?



[b]zitiert aus:
http://www.vbe-nrw.de/downloads/PDF%20Dokumente/schulges2.pdf


Referentenentwurf - Stand: 24.01.2006

Referentenentwurf eines 2. Schulrechtsänderungsgesetzes
Art. 1 - Änderung des Schulgesetzes NRW


Das Schulgesetz für das Land Nordrhein-Westfalen (Schulgesetz NRW –SchulG) vom 11. Februar
2005 (GV. NRW. S. 1029 wird wie folgt geändert:

[...]

2. § 2 wird wie folgt geändert:
a) Nach Absatz 1 wird folgender Absatz 2 eingefügt:

"(2) Ehrfurcht vor Gott , Achtung vor der Würde des Menschen und Bereitschaft zum
sozialen Handeln zu wecken, ist vornehmstes Ziel der Erziehung. Die Jugend soll
erzogen werden im Geist der Menschlichkeit, der Demokratie und der Freiheit, zur
Duldsamkeit und zur Achtung vor der Überzeugung des anderen, zur Verantwortung
für Tiere und die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen, in Liebe zu
Volk und Heimat, zur Völkergemeinschaft und zur Friedensgesinnung."






... die Verwandte bzw. die Fortsetzung der fundamentalchristlich-besitzbürgerlichen Denkart ist der Nationalsozialismus
... wen wundert's ernsthaft, wenn von "christlichen" PolitikerInnen massivst faschistisches Gedankengut in Verniedlichungsform sogenannter "Rückbesinnung" auf christlich-abendländische Werte gefordert wird?
... wen wundert ernsthaft das (erwünscht-geduldete?) Erstarken neonazistischer Umtriebe in fundamentalchristlichen Demokraturen?

bjk



Mensch bleiben muß der Mensch ...
von Tegtmeier


[editiert: 03.04.06, 09:48 von bjk]



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kopiert aus: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/22/22371/1.html



Welche Werte brauchen wir?

Goedart Palm 03.04.2006

In Nordrhein-Westfalen soll "Ehrfurcht vor Gott" als Erziehungsziel in das Schulgesetz aufgenommen werden



"Die Christenheit muss wieder lebendig und wirksam werden und sich wieder eine sichtbare Kirche ohne Rücksicht auf Landesgrenzen bilden, die alle nach dem Überirdischen durstige Seelen in ihren Schoß aufnimmt und gern Vermittlerin der alten und neuen Welt wird." - Novalis, Die Christenheit oder Europa, 1799.

Was Novalis als romantischen Vorstoß gegen das Gift der Aufklärung verkündete, hat auch in diesen Tagen wieder Auftrieb. Das europäische Christentum ist vielfältig umstellt. Angeschlagen von der "Wissenschaftsgläubigkeit" (Kardinal Meisner), der Islamisierung des Westens und einer "heidnischen" Alltäglichkeit wird die "Revangelisierung" das Gebot der Stunde.

Liebe Schwestern und Brüder! Wir sprechen zu Recht davon, dass eine Reevangelisierung in Deutschland und in ganz Mitteleuropa nötig ist.
Erzbischof von Bamberg, Dr. Ludwig Schick, bei der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda am 25. September 2003

Ein Jahr zuvor formulierte das Kardinal Meisner auf der Deutschen Bischofskonferenz in Stuttgart noch direkter und ließ seitdem nicht ab, den Willen zur Reevangelisierung ( Das Gift der Inquisition light) durch weitere Verkündigungen zu belegen: "Unsere Welt braucht einen unverschämten Glauben."

Alles, was von Gott geboren, Ist zum Siegen auserkoren

Der moderne laizistische Staat hielt die religiöse Toleranz einschließlich des Respekts vor dem Nichtglauben bislang für eine seiner herausragenden Tugenden. Der immer schwelende Kopftuch-Streit wurde nicht nur in Frankreich zum Anlass, diese Tugend einzufordern. Vor der religiösen Erziehung steht die Entscheidung der Eltern respektive des Schülers, sich freiwillig oder gar nicht in die religiösen Anfangsgründe einweisen zu lassen.

Offensichtlich ist die Erinnerung an Zeiten, in denen ein "unverschämter Glaube" Menschen und Gesellschaften terrorisierte, längst nicht ausreichend, den Seelenfrieden christlicher Kirchtürme im Dorf zu lassen. Nun soll das Schulgesetz für das Land Nordrhein-Westfalen (Schulgesetz NRW –SchulG) vom 11. Februar 2005 (GV. NRW. S. 1029) nach dem Referentenentwurf der Landesregierung NRW wie folgt geändert werden:

Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor der Würde des Menschen und Bereitschaft zum sozialen Handeln zu wecken, ist vornehmstes Ziel der Erziehung. Die Jugend soll erzogen werden im Geist der Menschlichkeit, der Demokratie und der Freiheit, zur Duldsamkeit und zur Achtung vor der Überzeugung des anderen, zur Verantwortung für Tiere und die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen, in Liebe zu Volk und Heimat, zur Völkergemeinschaft und zur Friedensgesinnung.

"Ehrfurcht vor Gott" steht auf der neuen Prioritätenskala der Schulerziehung also ganz vorn, so wenig sich die religiöse Semantik selbst dem Frömmsten leicht erschließen dürfte. Um welchen Gott handelt es sich überhaupt, der da mit diversen säkularen Tugenden eingeschmuggelt wird? Es klingt nach einem ökumenisch windigen Formelkompromiss, den sich Pontius Pilatus ausgedacht haben könnte, wenn man in Zeiten konkurrierender Religionen eine eindeutige Zuordnung vermissen lässt. Und weiter: Kann ein persönlicher Gott überhaupt auf den Leisten eines Curriculums geschlagen werden? Was heißt überdies Ehrfurcht und wie wird sie überprüfbar von den Zöglingen eingefordert? Gottlose Lehrer unterfallen dann demnächst auf untergeordneten Regelungsebenen einem "Atheisten-Erlass". Bekennende Zweifler und Nichtgläubige unter den Schülern verfehlen das Klassenziel. Denn es geht ja in beiden Fällen nicht um ein marginales Versagen, sondern um das "vornehmste" Erziehungsziel. Vielleicht hilft solchen gefallenen Seelen dann nur noch die "Duldsamkeit" des Referentenentwurfs, die den strapazierten Begriff der "Toleranz" wohl durch seine demütigere, christliche Begriffsvariante ersetzen soll.

Die beabsichtigte Gesetzesänderung verletzt die durch Artikel 4 des Grundgesetzes garantierte Weltanschauungsfreiheit. Dem Staat als ‚Heimstatt aller seiner Bürger' ist die religiös-weltanschauliche Neutralität strikt vorgeschrieben ... Dem Staat fehlt jede Kompetenz, über Gott positiv oder negativ etwas auszusagen. Die Nennung Gottes in der Präambel des Grundgesetzes ist eine unverbindliche Deklamation, nur Dekor und nicht mal Programm. Sie stellt keinesfalls ein Bekenntnis des Staates zu einem persönlichen Gott dar. Im staatlichen Schulwesen können sich Bekenntnisse nur insoweit entfalten, wie dies das Grundgesetz per explizite Ausnahmeregelung für den konfessionellen Religionsunterricht zulässt.
Kommentar des Internationalen Bunds der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA)

In Zeiten, in denen weltliche Frohbotschaften knapp werden, könnte wieder die Stunde überirdischer, "unverschämter" Frohbotschaften a la Meisner schlagen. Längeres Zuwarten könnte den Auszug der christlichen Gemeinde aus der Gesellschaft endgültig besiegeln und den Siegeszug des Islam, nicht weniger den des alltäglichen Atheismus und Indifferentismus, unwiderruflich machen. Die "Ehrfurcht vor Gott" lenkt zudem vom Relativen menschlicher Verhältnisse ab. Wer von jenseitiger väterlicher Autorität redet, kann sich den Umweg zum fragilen Glück über sichere Renten oder gar Wohlstand zu Lebzeiten verkürzen. Wer legt schon die Fährnisse einer kurzen Lebenszeit und seine Arbeitslosigkeit in die Waagschale, wenn es um das ewige Leben und die Vermeidung von langfristiger Höllenpein geht?

"Herr, gib uns unser täglich Brot" ersetzte in präziser Lesart seit je Lebensplanung durch Gottvertrauen, Altersvorsorge durch warme Worte. Die "Ehrfurcht vor Gott" als autoritäre Unterordnung hat nicht zufällig wieder politische Konjunktur, wenn die ökonomische auf sich warten lässt und die Sozialstaatsdemontage eines schlingernden Staates von der gegenwärtigen Politik nicht aufzuhalten ist. Und ist nicht auch das in diesen Tagen erregt geschilderte Chaos unbändiger Schüler an der Berliner Rütli-Schule allein durch eine staatlich verordnete (Rück)Besinnung der Schüler auf die guten alten christlichen Werte zu lösen, wenn Metalldetektor-Gesellschaft und Polizeiknüppel selbst ihren eifrigsten Apologeten nicht als Dauerlösung erscheinen dürften?

Die Protagonisten der Reevangelisierung zielen nicht nur auf eine Wertefundierung des christlichen Europas, sondern glauben wohl, dass nur die von Augustinus ausgerufene "civitas dei", die alles auf Gott als höchstes Gut bezieht, eine Aussicht auf Wiederkehr ihres Glaubens in der Konkurrenz der Religionen bietet. Es handelt sich nicht nur um konkurrierende Offerten von Heilsbotschaften und Erlösungsszenarien, sondern um einen politischen Generalangriff auf die vielen jungen Herzen der Finsternis, der mit dem kirchlichen Segen in eine alte Schlacht zieht.

Religion und Wissenschaft

Alte Religionen gleichen den alten Weinen, die das Herz erwärmen, aber den Kopf nicht entflammen.
Joseph Joubert

Doch so einfach wie die neuen alten Ehrfurchtprediger glauben mögen, dürfte der christliche Wertetransfer auf eine leidlich aufgeklärte, aber funktional hochdifferenzierte und religiös wie kulturell heterogene Gesellschaft, vulgo: Sündenhaufen (massa peccati), längst nicht mehr funktionieren.

Niklas Luhmann sah das Kernproblem der Säkularisierung darin, dass die bloße Mitgliedschaft in der Kirche nicht mehr ausreicht, die "Mikromotivation" der Gläubigen sicherzustellen. Mit anderen Worten: Es wird für die Kirchen schwerer, den Einzelnen über päpstliche Hirtenworte und Kanzelpredigten überhaupt noch zu erreichen. Frohbotschaften nutzen sich im Laufe ihres Gebrauchs ab, wenn sie nicht mit den je spezifischen Lebenserfahrungen der Gläubigen verquickt werden können und ihre Heileffekte dauerhaft ausbleiben. Die säkulare Aufweichung der Religion muss verhindert werden, auch zu dem Preis einer vermeintlichen Weltfremdheit der Religion, die von außen als Starrheit und Bornierung wahrgenommen wird. Das Wort des Herrn leidet seit längerem unter quälendem Aktualisierungs- und Authentizitätsdruck, ohne dass der heilige Geist bisher die Probleme zufriedenstellend gelöst hätte. Was taugt biblische Lebenshilfe in einer pluralistischen Gesellschaft und ihrer Unteragentur "Schule" mit sozialen, ökonomischen, kulturellen, ethnischen und ethischen Provokationen, die kein Kirchenvater voraussehen konnte?

Dass nun ausgerechnet die Religion das malade Schulwesen, die Pisa-Waisen und gleichermaßen lernunwilligen wie ehrfurchtslosen Prügel-Rowdies retten soll, ist eine historisch schwer zu überbietende Ironie. Das Verhältnis der Wissenschaft zur Religion ist vornehmlich eine Geschichte theologischer Blamagen. Beginnend mit dem heiligen Paulus, dem nicht weniger heiligen Augustinus bis hin zu Luther und weit darüber hinaus sind die borniertesten Ressentiments gegen das bloße Wissen, die fröhliche Neugier des Menschen auf die Welt zahlreich. Der wahre Gläubige solle sich um sein Seelenheil, d.h. Gott, kümmern und nicht um die "Faseleien der Physiker" (Lactantius). "Die Weisheit dieser Welt ist Torheit bei Gott", verkündete Paulus paradigmatisch.

Wir brauchen seit Jesus Christus keine Wissbegierde und seit dem Evangelium keine Forschung.
Tertullian, De praescriptione haereticorum

Und das war nicht nur das Verdikt wider Philosophie und Wissenschaft, sondern mindestens ebenso aus dem Instinkt heraus gesagt, dass das scheinbar ohnmächtige Machtspiel der frühen Gemeinden gegen die Mächtigen der Welt, vor allem gegen den Staat mit nicht aufgeklärten Schäflein am besten zu führen wäre.

Argwohn gegenüber der Wissenschaft bleibt ein Grundzug des Christentums, das zwar die Empirie nicht mehr mit päpstlichen Bullen von den darwinistischen Füßen auf den kreationistischen Kopf stellt, aber immer noch mit Ignoranz und moralischer Anmaßung dieser Konfrontation heute begegnet. Wer das Loblied der christlichen Wissenschaft singt, wer behauptet, dass ohne das Christentum die abendländische Wissenschaft nicht entstanden wäre und diese christliche Union nun in die Schulen schleusen will, ignoriert die notorische Wissenschaftsfeindlichkeit nicht nur dieses Religionsbekenntnisses, die bis zu den heutigen Angriffen Kardinal Meisners gegen "Wissenschaftsgläubigkeit" reicht. Denn jede wissenschaftliche Erkenntnis bedeutet unwiderruflich Bodenverlust für den religiösen Universalismus, der seinen einzigen Fluchtpunkt in Gott respektive der Ehrfurcht vor ihm findet.

Sollen die zahlreiche Differenzen von staatlich säkularen Lerninhalten, gesellschaftlichen Überzeugungen und Bibelwahrheiten nun auf einmal in einer alten "unio mystica" wieder vermittelbar sein? Niklas Luhmann hielt Pauschalkonfrontationen von Religion und Wissenschaft zwar für antiquiert. Doch die Konkurrenz beider in der sehr unterschiedlichen Suche nach letzten Antworten, wird durch den Kampf um Programmatik und Menschenbild der Schulen wieder aktualisiert. Religionen reklamieren für ihren Glauben, die umfassende Wahrheit für alle menschlichen Belange zu bieten. "In der göttlichen Allwissenheit erhebt sich der Mensch über die Schranken seines Wissens", erkannte bereits der vielleicht energischste Religionskritiker, Ludwig Feuerbach. Und je fundamentalistischer der religiöse Anspruch und je diffuser die Ehrfurcht sind, desto weitreichender wird die Einmischung des Glaubens noch in die alltäglichsten Lebensvollzüge hinein.

Die neue Postmoderne der Antimodernen

Die christliche Kirche und ihre neuen alten Apologeten in Regierungen und Parteien geraten in das Dilemma, einerseits diese Tradition als ihr ureigenes Kapital nicht aufgeben zu können, weil anders ihr hartnäckig ersehntes Leitbild sich nicht konturieren will. Andererseits reicht diese – selbst bei ihren selbst ernannten Hütern anämisch gewordene - Tradition aber nicht aus, die vielfältigen Orientierungs- und Identitätsprobleme ihrer Mitglieder und Konkurrenz zu anderen Kulturen zufriedenstellend zu lösen.

Allen Frohbotschaften fehlt die Komplexität, die ihr von einer komplexen Welt abgefordert wird, weil sie alte Antworten auf neue Fragen geben. Die christlichen Traditionalisten wollen nun aus dieser Not eine kämpferische Tugend machen, auch da mitzureden, wo sie wenig oder gar nichts zu sagen haben. Hardliner wie Kardinal Meisner beharren auf vormodernen Werten, deren postmoderne Stunde wieder irgendwann schlagen soll wie in jenen seligen prämodernen Zeiten, wo sich die Verkünder der heiligen Dreifaltigkeit noch auf die "sancta simplicitas", die heilige Einfalt, oder eben auf finale pyrotechnische Lösungen verlassen konnten.

Der Antimodernismus war zuvor explizite Weltflucht und relativierte sich noch nicht hinter Weichformeln wie der "Ehrfurcht vor Gott", die nun scheinbar harmlos in den bunten Wertekatalog einer demokratischen Gesellschaft eingestreut werden. Der berühmt-berüchtigte "Syllabus" Pius IX. (1864) und die Enzyklika "Pascendi Dominici gregis" Pius X. (1907) markierten diesen (Irr-)Weg der Kirche in einer an Irrwegen nicht gerade armen Geschichte. Alle Theologen und alle Priester mussten bis knapp vor dem II. Vatikanischen Konzil den "Antimodernisten-Eid" von 1910 ablegen.

Wird diese historisch scheinbar unhintergehbare Zäsur jetzt zurück genommen? Die Chicagoer Erklärung zuur biblischen Irrtumslosigkeit von 1977, eine Art Magna Charta für christliche Fundamentalisten und selbstgefälliges Pamphlet der Ignoranz, wird uns so erläutert

Durch das Bekenntnis zur Irrtumslosigkeit und Unfehlbarkeit der Bibel wird die Selbstanmaßung des modernen Menschen, die Welt allein mit eigenen Mitteln zuverlässig verstehen und interpretieren zu können, in ihre Schranken verwiesen.

Die Wiederbelebung des Konkreten, die Verdinglichung des Bildhaften, die Rückkehr zum Wunder könnten gegenwärtig das wichtigste Kapital sein, das Religionen gegen ihre säkulare Aufweichung in die Schlacht zu werfen haben.

Zeitgenössische, ungläubige Philosophen - wie etwa Max Horkheimer - haben den Versuch von Theologen angeprangert, sich am Glaubenskern vorbeizumogeln, indem sie etwa die Heiligste Dreifaltigkeit, den Himmel und die Hölle, die Menschwerdung und damit verbunden die Jungfrauengeburt, die eucharistische Realpräsenz sowie die Erzählungen der Bibel ins rein Symbolische zurückstufen und so "unanstößig" machen.

So beklagte sich Kardinal Meisner 2002 in Bezug auf einen unverdächtigen Zeugen, der wohl die Objektivität religiöser Selbstreflexion belegen soll. Man besinnt sich also auf diesen ältesten Trick des Glaubens, den Ludwig Feuerbach so beschreibt:

Wo daher einmal die Einbildungskraft des Glaubens eine solche Gewalt über die Sinne und Vernunft sich angemaßt hat, dass sie die an evidenteste Sinnenwahrheit leugnet, da ist es auch kein Wunder, wenn sich die Gläubigen selbst bis zu dem Grade exaltieren konnten, dass sie wirklich statt Wein Blut fließen sahen.
Ludwig Feuerbach: Das Wesen des Christentums

Dass die veränderte mentale Ausstattung von Menschen längst keine Garantie ist, in solche irrationale, kategorienschwache Ehrfurcht zurückzufallen, machen immer neue Epiphanien bis hin zum jüngst in der russischen Taiga zum zweiten Mal wiederauferstandenen Jesus klar, der bis 1990 noch als russischer Polizeibeamter Sergei Torop tätig war. Der selbsternannte Jesus mit dem etwas anderen Namen Vissarion soll schon 5.000 Seelen gefangen haben, die bereit sind, mit ihm in einer urchristlichen Kommune zu leben. Träumt auch das projektierte NRW-Schulgesetz von diesen urparadiesischen Zuständen, die weder Fragen nach dem Kampf der Kulturen noch der Integration Andersdenkender oder gar konkreter Bildungspolitik aufwerfen?

Die in der modernen Theologie blass gewordenen Schatten des Schreckens werden seit einiger Zeit nachkonturiert, um wieder an menschliche Urängste zu rühren, die weder von Vernunft noch keimfreier Wissenschaft zu vertreiben sind. Mindestens so real wie der Satan in der Hölle ist das Böse, dem der glaubensstarke Präsident Bush wieder einen fundamentalistischen Namen gegeben hat: Globaler Terrorismus. Doch der noch größere Satan der zeitgenössischen Kirche ist der gottlose Zeitgeist und die drängendste Gefahr nicht nur nach Kardinal Meisner, dass die Kirche sich darin verflüchtigt und schließlich zu einer Sekte unter vielen wird.

Die Spannung zwischen Dogma, kasuistischen Vorschriften und einer probabilistischen Lebenspraxis der Gläubigen, die je individuell einen Moralentwurf annehmen, um einen weniger bequemen zu verwerfen, wurde zum Grundmerkmal der modernen, aufgeweichten Religiosität des Christentums. So pflegte man etwa den Kirchgang, aber betrieb Empfängnisverhütung auch jenseits von Knaus-Ogino und Gottvertrauen. Vor allem wird die Nächstenliebe auf überschaubare Dimensionen eingeschrumpft, weil das Weltelend zu groß und der eigene unhintergehbare Lebensstandard zu hoch ist. Diese Variante der "Ehrfurcht vor Gott" ist eher preiswert erhältlich und von einem "unverschämten" Glauben Lichtjahre weit entfernt.

Lasset die Kindlein zu mir kommen

Die Zeiten der freundlicheren Assimilierer, die vormals Jugendtreffs, Jazz-Gottesdienste und modernistische Populärversionen ihrer uralten Wahrheiten unter dem Druck einer unbotmäßig werdenden Gesellschaft offerierten, um die so indifferenten Kids jenseits der Schule für das Wort des Herrn zu retten, könnten erledigt sein. Setzt mit der "Ehrfurcht vor Gott" jetzt eine konzertierte Aktion von Kirche und Staat ein, das lau gewordene Christentum als verbindlichen Wertekanon wieder scharfzüngiger zu retten?

Bekannt wurden hierzulande die hartnäckigen Weigerungen religiöser Fanatiker, der staatlichen Schulpflicht zu entsprechen und ihre Kinder in die öffentlichen Schulen zu schicken. Ein zentraler Stein des religiösen Anstoßes war, dass statt der biblischen Schöpfungsgeschichte die Evolutionslehre in unschuldige Kinderherzen verankert wird. Der Glaubenskonflikt, der das Landgericht Gießen beschäftigte, machte paradigmatisch klar, dass Lerninhalte staatlicher Curricula nicht mit der wortgläubigen Bibelauslegung übereinstimmen. Soll das nun in der "Ehrfurcht vor Gott" nachharmonisiert werden?

Der bibeltreuen Familie Bauer erschienen die öffentlichen Schulen wie Horte der Zügellosigkeit und Ausschweifung, die sich nun grosso modo in einigen Klagen über die anarchischen Zustände der Rütli-Schule wiederfinden. Ähnlich radikal geriert sich die Urchristen-Gemeinde Zwölf Stämme, deren Mitglieder gemeinsam in Bayern immer noch vergeblich auf die Apokalypse warten und jeglichen Einfluss des Zeitgeistes auf ihren Nachwuchs ablehnen:

Wir lehnen es ab, unsere Kinder in unordentliche Klassenzimmer zu schicken, in denen Rebellion gegen Eltern, Lehrer, die Menschenwürde und die Religionsfreiheit (die vom Grundgesetz geschützt wird) vorherrscht. Außerdem nehmen sexuelle Freizügigkeit, Drogenmissbrauch und antichristliches Gedankengut überhand. Es ist uns von unserem Herrn und Gott geboten, uns im Denken und Lebenswandel nicht dieser Welt anzugleichen, sondern separat von ihr zu sein (Römer 12,1-2 Einheitsübersetzung).

Das ist in der Tat zu befürchten, wenn unterschiedslos alle Menschheitsübel in eine religiöse Waagschale geworfen werden. Der Teufel in seiner jeweiligen Menschengestalt hat in diesen erlösungsbedürftigen Weltbildern eine Generalermächtigung für alle Menschheitsplagen. Die Seelenfänger betreiben jedoch selbst ein leicht durchschaubares Spiel, eben ihre christologischen Rezepturen als Allheilmittel anzupreisen, so wenig zweitausend Jahre reichten, nennenswerte Fortschritte in der moralisch-religiösen Therapie der dauermaladen Menschheit zu verzeichnen.

Nun macht die staatliche Schulpflicht gerade ihren guten Sinn, Kinder wenigstens streckenweise aus dem ideologischen Dunstkreis solcher Familien zu entfernen, die selbst gefährdet sind, gemeinschaftsunverträgliche Brutstätten von Eiferern und Störenfrieden aller Sorten zu kultivieren. Das Landgericht Gießen entschied zu Recht zu Gunsten der Schulpflicht. Aber der Kampf um die gottlosen Kinderseelen ist damit längst nicht entschieden.

Der Prälat des Opus Dei, Monsignore Javier Echevarría, erklärte den Pilgern zum Marienwallfahrtsort Torreciudad, dass es gerade die Familie sei, "wo die verschiedenen Berufungen in der Kirche geschmiedet werden." Der Glaube versetzt bekanntlich Berge, auch die der nicht anzuzweifelnden Statistiken über den ansteigenden Exodus aus dem Schoß der Kirchen. Die römisch-katholische Bewegung "Miles Jesu" ("Soldaten Jesu") beobachtet unberührt davon den neuen "Trend im Katholizismus" dass eine wachsende Zahl von Anglikanern, Protestanten und Muslimen zum katholischen Glauben überläuft. Die Mitglieder von Miles Jesu sehen sich selbst an der vordersten Front der Neuevangelisierung.

Die Zeit drängt. Denn konservative Christen, zudem jene, die Christentum und Mission weiterhin in einem Zuge denken, gehen von islamischen Eroberungsabsichten aus. Die Gründung einer "Medina", eines islamischen Gottesstaates in Deutschland steht angeblich bevor. Selbst wenn einige islamische Gruppen diese Absichten hegten, kann das gerade kein Grund sein, in atavistisch-religiöse Reflexe zu verfallen. Das festgeschriebene Feindbild der Anderen belegt dann das eigene und die damit eingeläuteten Bekehrungsszenarien stellt man sich besser erst gar nicht vor.

Die politische Betätigung der Katholiken und die Beziehungen zwischen Kirche und Staat dürften nicht zur "Theologisierung der Politik oder zur Ideologisierung der Religion" führen, beschwichtigte dagegen der Papst zuvor in seiner Eigenschaft als Präfekt der Glaubenskongregation bei einem Runden Tisch an der Päpstlichen Universität Santa Croce in Rom. Doch zugleich erklärte er: Der Glaube könne eine kranke Vernunft heilen, denn "es gibt eine gewisse Verbindung zwischen Glaube und Vernunft: der Glaube kann sie erleuchten und heilen, wenn sie krankt, und er kann ihr helfen, ganz sie selbst zu sein".

Das Schulgesetz macht sich darauf jetzt den pädagogischen Endreim: Ohne Ehrfurcht vor Gott kann es keine vernünftige Lebens- und Wertepraxis geben. Die für Aufklärer paradoxe Engführung von Glaube und Vernunft ist eine alte Kompetenzanmaßung, die bis zur mittelalterlichen Theologie des Thomas von Aquin zurückreicht, der die Vereinbarkeit von Vernunft und Glauben so erläuterte, dass die natürliche Vernunft dem Glauben untertan sei. Solche reanimierten Auffassungen schaffen dann die Legitimation, den überlegenen Glauben der vorgeblich kränkelnden Vernunft in vielen gesellschaftlichen Bereichen zu oktroyieren. Die Partei der bibeltreuen Christen definiert sich folgerichtig als das Gewissen in der Politik, wo wir Staatsziele, Transparenz und Kontrolle für vorzugswürdig gehalten hätten. Der Materialdienst der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) erklärt dazu:

Da sich die PBC als Produkt göttlichen Wirkens begreift, schreibt sie ihrem Programm eine göttliche Inspiration zu ... Damit werden politische Sachfragen sehr schnell zu Glaubensfragen stilisiert und die innerparteiliche Meinungsbildung behindert.

Die PBC hat dementsprechende Antworten für die neuen Curricula der religiös zu erneuernden Gesellschaft:


Jüngste Berichte des Verfassungsschutzes belegen eindeutig die scheinheilig beteuerte Friedfertigkeit des Islam. Wie lange wollen sie noch tatenlos dieser Wühlarbeit zusehen, die eines im Sinne hat, die Demokratie und damit auch unsere Glaubensfreiheit zu zerstören? Die Antwort auf diese Herausforderung kann nur sein: Alle Kräfte zu mobilisieren um den vielen Muslimen in unserem Land das Evangelium in Wort und Schrift zu bringen. Dadurch würden viele Anhänger des Islam durch die Kraft des ewig gültigen Wortes Gottes selbst verwandelt und in die Nachfolge Jesu Christi geführt.

Dieses Zitat belegt gut die symptomatische Weltbildverwirrung, die vergebliche Suche nach einem eigenen starken Leitbild, das ja nur dann eines wäre, wenn es sich den vermeintlich Ungeleiteten intrinsisch erschließen würde. Doch die Wandlung jenes Glauben, der nach Joseph Joubert den Kopf nicht mehr entflammt, zu einem "anschlussfähigen" Evangelium vermitteln alte Welterschließungsagenturen nicht, die Zeit genug hatten, die irdische Bedingtheit ihrer Methoden unter Beweis zu stellen und sich auf neue besinnen müssten, wenn es denn welche gäbe.

Wir schlagen bis dahin vor, die Änderungsvorschläge des Schulgesetzes von NRW zu überdenken und die "Ehrfurcht vor Gott", wenn´s denn schon pathetisch werden soll, in die "Achtung vor der Vernunft" umzutaufen. Das löst zwar wie alle Wertebeschwörungen par ordre de mufti auch nicht das geringste Problem unserer kränkelnden Schulen, besitzt aber immerhin den heuristischen Charme, nicht über Gottes-, sondern Menschenbilder nachzudenken, die nicht mit ältesten Hypotheken beschwert sind. Wenn dann noch die Bildungspolitik teuflisch gut würde, etwa durch den Bannfluch gegen die bleierne Kulturhoheit der Länder, könnte man sich Glaubensbekenntnisse nach alter sowie neuer Rechtschreibung für den Kirchgang aufheben.



Mensch bleiben muß der Mensch ...
von Tegtmeier


[editiert: 03.04.06, 09:32 von bjk]
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New PostErstellt: 03.04.06, 13:05  Betreff: Re: Aber die Kirche tut doch so viel Gutes ... ... ...  drucken  weiterempfehlen

    Zitat:
    Wir schlagen bis dahin vor, die Änderungsvorschläge des Schulgesetzes von NRW zu überdenken und die "Ehrfurcht vor Gott", wenn´s denn schon pathetisch werden soll, in die "Achtung vor der Vernunft" umzutaufen. Das löst zwar wie alle Wertebeschwörungen par ordre de mufti auch nicht das geringste Problem unserer kränkelnden Schulen, besitzt aber immerhin den heuristischen Charme, nicht über Gottes-, sondern Menschenbilder nachzudenken, die nicht mit ältesten Hypotheken beschwert sind. Wenn dann noch die Bildungspolitik teuflisch gut würde, etwa durch den Bannfluch gegen die bleierne Kulturhoheit der Länder, könnte man sich Glaubensbekenntnisse nach alter sowie neuer Rechtschreibung für den Kirchgang aufheben.
"Ehrfurcht vor dem Leben" dürfte es wohl besser treffen aber ansonsten sehr guter Beitrag, der die faschistoiden Machtgelüste der Kirchenfürsten entlarvt
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bjk

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New PostErstellt: 12.04.06, 09:19  Betreff:  Re: Aber die Kirche tut doch so viel Gutes ... ... ...  drucken  weiterempfehlen




... ausgerechnet ein seniler Oberpfaffe, der Millionendefizite im Haushalt des Berliner Bistums zu verantworten hat, motzt die heidnischen Ossis an, sie seien 50 Jahre lang faul gewesen und bräuchten sich jetzt nicht zu beklagen, daß es ihnen schlechter gehe als den Wessis

... und wenn mensch weiß, daß diese Kirchenschmarotzer auch noch ihr volles Gehalt vom Steuerzahler beziehen und nebenher noch Kirchensteuer und staatsvertragliche Millionen-Subventionen einstreichen, dann kann mensch nur noch ...


... am besten, das ganze klerikale Schmarotzerpack zum Teufel jagen!





kopiert aus: http://www.jungewelt.de/2006/04-12/018.php


Kardinal mahnt Ossis zu Geduld


Berlin.
Der katholische Erzbischof von Berlin, Georg Sterzinsky, verlangt von den Ostdeutschen mehr Geduld. »Was in 50 Jahren mit Fleiß und unter günstigen Umständen im Westen aufgebaut worden sei, habe sich auch in 15 Jahren im Osten so nicht erreichen lassen«, sagte Sterzinsky der Zeitschrift Super Illu laut einem Vorabbericht. Der 70jährige Theologe betonte, daß Ostdeutschland vom Westen »so tatkräftig unterstützt und gefördert« worden sei, »wie man das gar nicht erwarten konnte«. Es sollte auch nicht vergessen werden, daß »das total verrottete System der DDR Schuld an der heutigen Misere hat«. (ddp/jW)



Mensch bleiben muß der Mensch ...
von Tegtmeier

[editiert: 08.08.11, 09:27 von bjk]



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bjk

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New PostErstellt: 14.04.06, 19:26  Betreff:  Re: Aber die Kirche tut doch so viel Gutes ... ... ...  drucken  weiterempfehlen




... das paßt auch in diesen Pfaffen-Thread



kopiert aus: http://www.taz.de/pt/2006/04/13/a0100.1/text



verboten

Don Corleone (Mafia) und Don Camillo (Pfarrer) betreten die Bühne.

Beichtstuhl, Rom.




Don Corleone:
Ich habe ein Problem.

Don Camillo: Sprich, Bruder.

Don Forza: Don Silvio braucht noch Wähler.

Don Camillo: Aber das Volk hat doch gewählt, Bruder.

Don Corleone: Verdammt! Aber nicht Don Silvio!

Don Camillo: Ich habe vorhin drei volle Wahlurnen gefunden. Aber die kann ich dir nicht geben.

Don Corleone: Was willst du?

Don Camillo: Mein reines Herz behalten, Bruder.

Don Corleone: 5 Millionen Euro? 6 Millionen?

Don Camillo: Nein, mein Bruder.

Don Corleone: 10 Millionen? 20 Millionen?

Don Camillo: Gut! Es würde mir reichen, wenn du dich der Polizei stellen würdest!

Don Corleone: Nein. Dann bleib ich dabei - und jage Don Silvio ein paar Kugeln in den Kopf.

Don Camillo: Gut so! Drei Ave Maria, Bruder!

Beide ab. Vorhang.


taz vom 13.4.2006, S. 1, 22 Z. (Kommentar)



Was ist Ihnen die Online-taz wert?



Mensch bleiben muß der Mensch ...
von Tegtmeier


[editiert: 14.04.06, 19:46 von bjk]



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bjk

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New PostErstellt: 19.04.06, 11:43  Betreff:  ... durchgeknallten Christeneltern die rote Karte zeigen!  drucken  weiterempfehlen




kopiert aus: http://www.jungewelt.de/2006/04-19/036.php


Verfassungskläger des Tages: Dreiste Christen


Gibt es ein Grundrecht auf die Vermittlung von Wahnvorstellungen in öffentlichen Schulen? Mit dieser Frage muß sich das Bundesverfassungsgericht beschäftigen, nachdem zwei Berliner Elternpaare, die perfiderweise ihre Töchter vor den Karren gespannt haben, am Dienstag eine entsprechende Klage bei den Karlsruher Richtern eingelegt haben.

Hintergrund ist die Einführung eines bekenntnisfreien Pflichtfachs Ethik, das nach den Sommerferien in allen Berliner Oberschulen ab der 7. Klasse unterrichtet wird. Den Schülerinnen könne nicht zugemutet werden, an »einem nichtchristlichen Unterricht teilzunehmen«, heißt es in der Klagebegründung. Die Kläger verlangen, daß die Berliner Schulbehörde eine Wahlmöglichkeit zwischen Religions- und Ethikunterricht zuläßt.

Falls die christlichen Streiter obsiegen, müßte allerdings der gesamte Fächerkanon auf den Prüfstand gestellt werden. Keinem Sprößling von Schöpfungsanhängern wäre künftig der Biologieunterricht zuzumuten, und warum muß ein Fremdmuttersprachler überhaupt Deutsch lernen? Jeder Kürbisanbeter und Glaskugelfetischist hätte das Recht auf ein eigenes Unterrichtsfach, und auch Physik und Mathematik sind für diverse Verwirrte dieser Welt ebenso Teufelszeug wie Musik und somit als Pflichtfächer unzumutbar.

Die groteske Klage der grob ihre Erziehungspflichten vernachlässigenden Eltern sollte Anlaß für eine Gegenkampagne sein. Warum wird in Deutschland überhaupt zugelassen, daß religiöse Quacksalber aller Couleur in öffentlichen Schulen oftmals noch wenig urteilsfähigen Kindern ihren Schwachsinn eintrichtern dürfen? Warum werden Religionsgemeinschaften nicht generell als Vereine behandelt, die dann in Konkurrenz mit Sportklubs, Jugendfeuerwehren, Volkstanzkreisen, Laubsägezirkeln und Naturschutzgruppen um jugendliche Mitglieder werben müssen?

Fragen über Fragen, mit denen sich das Bundesverfassungsgericht jetzt leider nicht beschäftigen wird. Bleibt nur zu hoffen, daß es den durchgeknallten Christeneltern die rote Karte zeigt. (balc)



Mensch bleiben muß der Mensch ...
von Tegtmeier


[editiert: 08.08.11, 12:39 von bjk]
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bjk

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New PostErstellt: 20.04.06, 15:51  Betreff:  Re: Aber die Kirche tut doch so viel Gutes ... ... ...  drucken  weiterempfehlen




kopiert aus: http://www.jungewelt.de/2006/04-20/042.php



»Das läuft auf Ausgrenzung hinaus,

nicht auf Integration«


GEW kritisiert von der Leyens (CDU) »Wertegipfel« als nicht integrationsfördernd. Scharfe Kritik an exklusiver Teilnahme der Kirche. Ein Gespräch mit Norbert Hocke

Norbert Hocke ist Leiter des Vorstandsbereichs Jugendhilfe und Sozialarbeit bei der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)



F: Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) startet am heutigen Donnerstag das sogenannte »Bündnis für Erziehung«. Was hat es damit auf sich?

Die Idee dazu stammt ursprünglich von der Vorgängerin von der Leyens, Renate Schmidt. Ihr Ziel war es, alle an den Bereichen Bildung und Erziehung beteiligten Akteure an einen Tisch zu bringen, um gemeinsam eine Diskussion über Wertevermittlung in der Gesellschaft und insbesondere in Kindergärten, Schulen und in Jugendeinrichtungen voranzubringen.


F: Frau von der Leyen schwebt offensichtlich etwas anderes vor. Zum sogenannten Wertgipfel in Berlin sind heute lediglich Vertreter der beiden großen christlichen Kirchen geladen.

Das irritiert uns bei der GEW ganz außerordentlich. Es entsteht der Eindruck, in Deutschland müßten einzig und allein christliche Wertvorstellungen an die nachfolgenden Generationen weitergeben werden. Was aber ist mit den demokratischen, humanistischen Werten? Sind die nichts wert in dieser Gesellschaft? Was ist mit den vielen hierzulande lebenden Angehörigen anderer großer Religionen? Ist Deutschland nicht längst ein Einwanderungsland? Auch Migranten müssen ihren Beitrag zu einer Wertediskussion und -vermittlung in diesem Land leisten. Diese Möglichkeit zu unterschlagen, bedeutet nichts anderes, als Menschen anderer Nationalität und Religion per se auszuschließen. Das wiederum widerspricht aber einem – auch im Christentum – wesentlichen Wert: nämlich dem der Toleranz.


F: Trauen Sie die Vermittlung demokratischer und humanistischer Werte den christlichen Kirchen nicht zu?

Man kann nicht von oben herab Werte diktieren und beten, daß sie dann praktiziert und geachtet werden. Solange man diejenigen, die die Diskussion vor allem betrifft, von vornherein aus der Debatte ausschließt, führt die Sache entweder zu nichts oder geht sogar nach hinten los. Wir brauchen bei einem so sensiblen Thema einen Dialog aller gesellschaftlichen Akteure, aber insbesondere die Einbeziehung derjenigen, die die Vermittlung von Werten zu verantworten haben: also Eltern, Erzieher und Lehrer. Andernfalls droht dem Wertegipfel ein kapitaler Fehlstart.


F: Seit den Geschehnissen an der Berliner Rütli-Schule ist das Thema »Integration« in aller Munde. Welches Signal sendet ein christlich determinierter Wertegipfel in Richtung religiöser Minderheiten in Deutschland aus?

Bleibt es bei dieser Ausrichtung, dann lautet die Botschaft nicht Integration, sondern Ausgrenzung.


F: Mit welchen Folgen?

Kinder und Jugendliche werden wohl von diesem Gipfel gerade in Berlin Neukölln nicht allzuviel mitbekommen, wenn es bei der vorgegebenen Struktur bleibt. Sie bekommen durch den Gipfel keine Ansprache, schlimmer noch: Sie könnten empfänglich werden für Weltbilder, die den demokratischen und humanistischen Werten fundamental zuwiderlaufen: etwa die Gleichberechtigung der Geschlechter, der Respekt vor Minderheiten oder eben die freie Religionswahl. So betrachtet, droht dieser Wertegipfel sogar ein gefährliches Signal auszusenden.


F: Bleibt die Diskussion um Werte nicht so lange esoterisch, wie man deutsche Bildungseinrichtungen weiter finanziell ausbluten läßt und beispielsweise Hauptschulen nichts als Verwahranstalten von gesellschaftlich Gestrandeten sind?

Kinder und Jugendliche erkennen sehr genau an ihrer Umgebung, daß heutzutage soziale Auslese, Elitedenken und Leistungsdruck im Bildungswesen bestimmend sind. All diese Faktoren verhindern Gemeinsamkeit und Zusammenhalt. Wenn ein Wertegipfel diese Mechanismen der Ausgrenzung in seiner Zusammensetzung selbst widerspiegelt, helfen auch die schönsten Sonntagsreden nicht weiter. Glaubwürdig wird aber auch eine breiter angelegte Wertedebatte erst dann, wenn die Politik endlich bereit ist, die nötigen finanziellen Mittel für das Bildungssystem zu mobilisieren.


Interview: Ralf Wurzbacher



Mensch bleiben muß der Mensch ...
von Tegtmeier


[editiert: 08.08.11, 09:28 von bjk]



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unGEZogen

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Ort: Erde


New PostErstellt: 07.08.06, 15:18  Betreff:  Re: Aber die Kirche tut doch so viel Gutes ... ... ...  drucken  weiterempfehlen

heute in der jungen Welt unter http://www.jungewelt.de/2006/08-07/055.php


Bischof: Zuwanderer müssen Jesus kennen

Trier/Mainz.
Zuwanderer in Deutschland sollten nach Ansicht des Trierer Bischofs Reinhard Marx wichtige Inhalte des christlichen Glaubens kennen. Dies dürfe man von ihnen verlangen, auch wenn sie einer anderen Religion angehören, sagte Marx am Sonntag im SWR. Zuwanderer müßten das Christentum vor allem deshalb kennen, da die Gestalt Jesu zentral zur Geschichte der europäischen und deutschen Kultur gehöre.

(ddp/jW)



SCHLIESST SOLCHE ZWANGSANSTALTEN WIE GEZ, KIRCHE UND ÖFFENTLICH RECHTLICHE RUNDFUNK- UND FERNSEHANSTALTEN - JETZT - SOFORT!

meint
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unGEZogen

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New PostErstellt: 07.08.06, 15:28  Betreff:  Re: Aber die Kirche tut doch so viel Gutes ... ... ...  drucken  weiterempfehlen

Kirchenaustritt http://www.kirchenaustritt.de/


In Deutschland muss der Kirchenaustritt bei
einer staatlichen Behörde erklärt werden.


Öffentliche Petitionen - DEUTSCHER BUNDESTAG – Petitionsausschuss -

Kirchensteuer: Religionszugehörigkeit auf der Lohnsteuerkarte,
Erhebung der Kirchensteuer

Eingereicht durch: Dr. Jan Helle


Mit der Petition wird gefordert, die Religionszugehörigkeit auf den Lohnsteuerkarten nicht mehr zu vermerken sowie grundsätzlich den Auftrag zur Erhebung der Kirchensteuer an die betreffenden Religionsgemeinschaften zurückzugeben.

Begründung:

Das System der Koppelung der Lohn- /Einkommenssteuerzahlung mit der Erhebung der Kirchensteuer für die beiden großen christlichen Religionsgemeinschaften ist antiquiert, widerspricht dem Grundsatz der grundgesetzlich verankerten Trennung von Kirche und Staat und sollte der ethnischen Entwicklung der letzten 30 Jahre in Deutschland mit vermehrten Kirchenaustritten, dem hohen Anteil an nicht religionsgebundenen Steuerzahlern in den Neuen Bundesländern, und dem wachsendem Anteil an Neubürgern anderer Religionsgemeinschaften Rechnung tragen.
Religion ist Privatsache und sollte nicht anhand der Steuerdaten erkennbar sein.
Die Mitteilung einer konfessionellen Bindung sollte allein dem betreffenden Bürger obliegen in alleiniger Abwägung von individueller Selbstbestimmung und gesellschaftlichem Interesse.
Z.B. Bewerbungen bei Religionsgemeinschaften mit der Auflage einer entsprechenden Religionszugehörigkeit, oder Ausschreibungen religiöser Träger mit Bevorzugung von Auftragnehmern mit gleicher Konfessionszugehörigkeit.

Unterstützen Sie die Petition online!



Nordrhein-Westfalen:

CDU-FDP-Regierung führt Kirchenaustrittsgebühren ein!

Am 21.03.06 hat das Kabinett in Düsseldorf beschlossen eine Kirchenaustrittsgebühr in Höhe von 30 Euro einzuführen. Eines der Motive dürfte dabei sein, den Mitgliederschwund der christlichen Kirchen zu stoppen. Der IBKA sieht darin eine unzulässige Einschränkung der durch Artikel 4 des Grundgesetzes garantierten Weltanschauungsfreiheit. Nach dem Vereinsrecht stellen Austrittsgebühren eines Vereins eine sogenannte ´unzulässige Erschwerung des Austritts` dar und dürfen aus diesem Grunde nicht erhoben werden. "Für Schüler, Studenten, Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger und Bezieher niedriger Einkommen stellen diese 30 Euro oft eine soziale Härte dar, so dass die Verwirklichung des Austrittswunsches dadurch be- oder gar verhindert wird", so Rudolf Ladwig,
1. Vorsitzender des IBKA.

Der Düsseldorfer Landtag hat das Gesetz am 31.05.06 gegen die Stimmen der Opposition beschlossen. Dieses Gesetz tritt mit seiner Veröffentlichung in Kraft.

Kirchenaustritt in NRW



"Caritas und Diakonie bekommen nur 1,8 Prozent ihrer Gelder von den Kirchen.
Die restlichen 44 Milliarden Euro berappt der Steuerzahler."



Das ist eine Riesensauerei
findet
unGEZogen



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Proteststudent

Beiträge: 18


New PostErstellt: 07.08.06, 18:08  Betreff: Re: Aber die Kirche tut doch so viel Gutes ... ... ...  drucken  weiterempfehlen

FUCK! Warum lebe ich in diesem Scheiss NRW?!
Warum sind wir mit 'ner "korrupten" (lieber Staatsschutz ich habe das extra in Klammern gesetzt um diese "tollen" Menschen nicht zu verleumden - man will sich ja nicht strafbar machen) schwarz- gelben Reg(ul)ierung gestraft?
Wenn Rüttgers, Pinkwart ( http://www.pinky.bo-alternativ.de/ ) und ihre Lakaien weiter so 'nen Mist bauen kotz ich demnächst jedem ihrer Wähler persönlich ins Gesicht kotzen!
Warum bin ich auch nicht früher aus der Kirche ausgetreten? (Faulheit!)
Und NATÜRLICH trifft's mich als Studi doppelt hart...
Kann ich nicht einfach 'nen Pfaffen hauen und werd dadurch exkommunist ..öh.. exkommunizert? Exkommunizieren Evangelen überhaupt?
Hab solange mit keinem Schafhirten mehr kommuniziert, weiß sowas nich...
Vielleicht wenn ich ihm erzähl, dass wir damals als Konfirmantengruppe die Kollekte kollektivert haben?
Hilfe! I want to get out!






____________________
"Menschliche Wesen versuchten, sich wie menschliche Wesen zu benehmen und nicht wie ein Rädchen in der kapitalistischen Maschine."
George Orwell "Mein Katalonien"

„Mein herrschaftsfreies Streben galt stets der Errichtung einer gewaltlosen Ordnung an Stelle der organisierten Gewalt.“
Augustin Souchy "Vorsicht, Anarchist!"

"Überzeugend ist es aber mal null." chain reality
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Sphinx


New PostErstellt: 09.08.06, 22:38  Betreff: Re: Aber die Kirche tut doch so viel Gutes ... ... ...  drucken  weiterempfehlen

Also ein Freund von mit hat als er Jung war den Kirchdiener gespielt und bei der Geldsammlung immer die Scheine aus der Sammlung als "Nebeneinkommen" behalten......DAS nenne ich Wiederstand gegen die Kirche......



Ich mag Sex - bin ich nun ein Sexist?
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bjk

Beiträge: 7353
Ort: Berlin


New PostErstellt: 24.08.06, 11:20  Betreff: Re: Aber die Kirche tut doch so viel Gutes ... ... ...  drucken  weiterempfehlen




Christliche Religionsfanatiker gibt's nicht nur in den USA

Drehen Berliner Evangolen jetzt völlig durch?


kopiert aus:
http://www.kirchengemeinde-lichtenrade.de/religionsunterr/Werte%20brauchen%20Gott.htm


Aus dem Gemeindebrief Juli/August 2006:

Werte brauchen Gott! Religionsunterricht in der Schule

Liebe Eltern, Schülerinnen und Schüler der Gemeinde,

bald beginnt das neue Schuljahr. Viele Neuerungen wird es geben, die Stundentafel wird erhöht und es kommt ein neues Fach: Das Fach Ethik, an dem alle Schülerinnen und Schüler in der siebten Klasse verbindlich teilnehmen müssen.

Natürlich kann am Religionsunterricht weiterhin freiwillig teilgenommen werden. Der Senat hat den beiden Kirchen gesagt: "Auch wenn das Fach Ethik mit der siebten Klasse eingeführt wird, am Religionsunterricht wird sich nichts ändern. Es bleibt alles so wie es ist, denn der Religionsunterricht hat sich über die vielen Jahr-zehnte hinweg in dieser Stadt als freiwilliges Angebot bewährt." Ja, das ist schön gesagt und soll wohl alle die beruhigen, die darüber anders denken, vor allem die Religionslehrerinnen und -lehrer an den Oberschulen.

Sie befürchten zu Recht, dass der Religionsunterricht noch mehr als bisher in den Randstundenbereich gedrängt wird. Welche noch so willigen Schülerinnen und Schüler, die ohnehin schon fast 34 Std. in der Schule sitzen müssen, machen noch zwei zusätzliche Stunden Religionsunterricht mit? Und das in der 8.und 9. Stunde? Ach, und der Konfirmandenunterricht muss ja auch noch besucht werden!

Das bekommen die Schülerinnen und Schüler kaum in die schon volle Woche gepackt, denn sie haben auch noch andere Aktivitäten und Schularbeiten müssen auch gemacht werden. So werden sich viele vom Religionsunterricht abmelden, auch wenn sie am Konfirmandenunterricht teilnehmen und besonders dann der Religionsunterricht wichtig ist.

Was also müssen wir tun? Wir müssen uns weiter dafür einsetzen - Eltern, Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler, viele Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt -, dass es eine Wahlmöglichkeit zwischen Religionsunterricht und dem Fach Ethik gibt, Religionsunterricht also zu einem Wahlpflichtfach wird. Dann würde es auch ein "ordentliches" Lehrfach werden.

Natürlich wird die Kirche sich um eine Kooperation mit dem Fach Ethik bemühen, aber diese müssen auch alle wollen. In der Schulkonferenz muss das beschlossen werden. Aber das Wahlpflichtfach wird dabei nicht vergessen werden. Darum starten einige Kirchenkreise in Berlin in der letzten Sommerferienwoche und in der ersten Schulwoche eine große Plakataktion "Werte brauchen Gott, Religionsunterricht oder Ethik, meine Entscheidung".

Alle sollen mitreden und aktiv die Politik während der letzten Phase des Wahlkampfes zum Religionsunterricht und zur Wertevermittlung befragen und sie überzeugen, dass nur die Wahlmöglichkeit die beste Lösung für alle ist, weil sie gerecht ist und unserer Demokratie entspricht. Religionsunterricht ist und bleibt ein Bildungsangebot der beiden Kirchen in der öffentlichen Schule. Dieses darf von dem jetzigen und von dem zukünftigen Senat nicht beschnitten oder aus der Schule verdrängt werden. Religionsunterricht muss von Lehrkräften unterrichtet werden, die Christinnen und Christen sind und die Zeugnis ablegen von der frohen Botschaft Jesu Christi.

Liebe Schülerinnen und Schüler der zukünftigen 7. Klasse: Wir laden euch herzlich zum Religionsunterricht ein, damit ihr weiterhin über die Bibel, über die Kirchengeschichte, über die Weltreligionen und auch über das Leben christlicher Männer und Frauen viel erfahren und viel neues dazulernen könnt.

Weitere Informationen gibt es in der
Arbeitsstelle für Evang. Religionsunterricht Tempelhof-Schöneberg,
Alt-Mariendorf 39,
12107 Berlin, Tel.: 705 10 11,
eMail: Beauftragte: Christine Hopp



weiterführender Link: http://www.religionsunterricht-berlin.de/





... und aus welchen Geldquellen wird wohl diese zigtausend Euro teure Meinungsterror-Kampagne (siehe Fotos unten) bezahlt

... richtig geraten: aus dem Zwangs-Kirchensteuertopf !!!

... und aus Mitteln des unter RotRot abgeschlossenen Staatsvertrages mit der Stadt Berlin

bjk
KEIN PFAFF - KEIN STAAT - KEIN HERR - KEIN SKLAVE



Mensch bleiben muß der Mensch ...
von Tegtmeier


[editiert: 08.08.11, 13:15 von bjk]
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bjk

Beiträge: 7353
Ort: Berlin


New PostErstellt: 07.12.06, 19:13  Betreff:  Re: Aber die Kirche tut doch so viel Gutes ... ... ...  drucken  weiterempfehlen




... religiöser Meinungsterror hat derzeit weltweit Hochkonjunktur - und nicht nur, weil wir seit Wochen vorweihnachtlich zwangsberieselt und vollgedröhnt werden
... religiöser Meinungsterror ist beileibe keine Domäne islamischer Fundamentalisten wie uns vor allem irre US-Evangolen, selbsternannte "Stellvertreter Gottes auf Erden" und beflissen mitschmarotzende "christliche" PolitikerInnen weismachen wollen
... in http://www.sopos.org/ habe ich hierzu einen, wie ich finde, hochinteressanten klugen Aufsatz gefunden, den ich nachfolgend hierherkopiert habe, vielleicht entwickelt sich ja eine spannende Diskussion daraus

bjk
ALG II-Unterschichtler




kopiert aus:
http://www.sopos.org/aufsaetze/4546c5d5cf6d2/1.phtml



Ethik ohne Gott

Michael Schmidt-Salomons Religionskritik


von Utz Anhalt (sopos)



Der Religionskritiker und Philosoph Michael Schmidt-Salomon hielt im Oktober 2006 bei den Freien Humanisten Hannover einen Vortrag über die "neuen zehn Gebote - eine Ethik ohne Religion". Er analysierte zunächst den Inhalt der Zehn Gebote aus der Bibel und verdeutlichte an einigen Beispielen, daß sich prominente Vertreter der "christlichen Leitkultur" diese Mühe nicht machen. So habe Edmund Stoiber auf die Frage, welches Gebot ihm am wichtigsten sei, geantwortet: "Die Nächstenliebe". Von Nächstenliebe sei aber in keinem der zehn Gebote die Rede. Die Familienministerin Ursula von der Leyen bezeichnet die zehn Gebote sogar als Zusammenfassung des Grundgesetzes, so Schmidt-Salomon. Das Lachen bleibt einem buchstäblich im Hals stecken. Schmidt-Salomon machte deutlich, in was für einem Staat wir, Ursula von der Leyen zufolge, leben. So sei gleich das erste Gebot eines der unethischsten Gesetze der Menschheitsgeschichte. Wer Gottes Feind ist, soll verfolgt werden bis in das dritte Glied. Im Klartext: Religionszwang und Sippenhaft. Demnach müßte für seinen religionskritischen Vortrag nicht nur der Referent selbst bestraft werden, sondern auch sein fünfjähriger Sohn, dessen Kinder und deren Kinder.

Schmidt-Salomon verwies auf das Gebot "Du sollst nicht morden", dessen Zusatz "liberale Christen" gerne vergessen. Er lautet: "Eine Hexe sollst du nicht am Leben lassen". Der Religionskritiker erläuterte auch noch das zehnte Gebot, in dem Frauen wie Sklaven mit Tieren und Sachen gleichgesetzt werden und Besitztümer des Mannes sind. Schmidt-Salomon kam zum Ergebnis, daß die christlichen Gebote sämtliche modernen Werte wie Meinungs- oder Pressefreiheit, Gleichberechtigung von Mann und Frau, aber auch die Unantastbarkeit der Menschenwürde unterschreiten. Warum solche absurden Konstruktionen wie die von der Leyens trotzdem in die Öffentlichkeit kommen, ohne einen Aufschrei auszulösen, erklärte der Redner mit dem Phänomen der Ahnungslosigkeit und Traditionsblindheit. Ahnungslosigkeit bedeutet dabei, daß Christen ihre eigenen, oft menschenverachtenden, Quellentexte nicht kennen. Traditionsblindheit meint, (christliche) Traditionen zu praktizieren, ohne bereit und in der Lage zu sein, diese kritisch-rational zu hinterfragen. Es resultiert daraus, daß Menschen als Kinder mit religiöser Indoktrination aufwachsen und als Erwachsene nur mit psychischen Problemen in der Lage sind, diese angelernten Muster zu überwinden. Schmidt-Salomon wehrte sich dagegen, solche Konstrukte als Realität anzusehen. Wer das zum Beispiel bei der Auferstehung Christi tue, müsse das gleiche Recht jedem zugestehen, der in der Psychiatrie sitzt, weil er sich für die Wiedergeburt von Elvis Presley hält.

Auch bei Ursula von der Leyen fragt sich Schmidt-Salomon, ob sie die Leute einfach für dumm verkaufen möchte oder noch nie über ihre "christlichen Werte" nachgedacht hat. Sein erschütterndes Ergebnis: Ursula von der Leyen glaubt vermutlich selbst, daß die zehn Gebote mit der Achtung der Menschenwürde, Religionsfreiheit und anderen Grundrechten identisch seien.

Ein entscheidendes Problem bei den "Weichfilterchristen", stelle die Mischung aus Traditionsblindheit und der Zähmung des Christentums durch die Aufklärung dar, die ihnen selbst oft gar nicht bewußt ist. So vertreten "liberale Christen" keine christlichen Werte in Reinform, sondern durch die Aufklärung und den Humanismus gegen das Christentum erkämpfte Grundrechte und -werte. Das Problem mit diesen "getarnten" Humanisten sei, daß sie überkommene und mit modernen Menschenrechtsvorstellungen unvereinbare Vorstellungswelten in einer Form von intellektueller Unredlichkeit in das 21. Jahrhundert retten wollen. Intellektuell unredlich sei die Argumentation "aufgeklärter Christen" deshalb, weil sie sich und andere permanent selbst belügen und "intellektuelle Kapriolen" schlagen, um Unsinn zu Sinn umzuinterpretieren und zum Beispiel eindeutige Aufrufe zum Völkermord in der Bibel als rein symbolisch darzustellen, obwohl die Quellentexte zeigen, daß diese Aufrufe zur Vernichtung der "Ungläubigen" direkte Handlungsanleitungen sind und Christen befohlen wird, diese zu befolgen.

Nimmt man aber, so Schmidt-Salomon, die Quellentexte beim Wort, so zeige sich "ein jenseitiges Auschwitz für die Ungläubigen", in dem "Engel an der himmlischen Rampe selektieren" und zwar nicht nur durch die Gläubigen, sondern auch durch die Gott zugesprochenen Taten selbst. Würde es diesen Gott geben, so Schmidt-Salomon, müßte er wegen kolossaler Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor Gericht stehen. Er nannte den fast vollständigen Genozid an der Menschheit in der Sintflut und die Auslöschung der Städte Sodom und Gomorrha. Die Quellentexte insgesamt stünden weit unter den Mindeststandards jeder halbwegs zivilisierten Gesellschaft und seien an Grausamkeit und psychopathologischen Rachephantasien kaum zu übertreffen. Die Geschichte des Christentums sei eine Kriminalgeschichte.

Schmidt-Salomon betonte, daß er keinesfalls alle Übel der letzten Jahrtausende auf das Christentum zurückführt. Trotz außerreligiöser Ursachen sei aber das ideologische Fundament, die Bibel, das beste Rechtfertigungsargument gewesen. Die Kreuzfahrer hätten sehr wohl materielle Interessen gehabt, wie die Plünderung des "Heiligen Landes". Ihre blutgetränkten Hände konnten sie aber mit dem Slogan "Gott will es" in Unschuld waschen. Das Brennen der Scheiterhaufen für Ketzer und Hexen war durch "Gottes Willen" legitimiert.

Deswegen hält Schmidt-Salomon auch die gegenwärtige Diskussion, in der gesellschaftliche Probleme angeblich aus dem Verfall der alten Werte resultieren, für entweder unaufgeklärt oder makaber. Politiker verwechselten regelmäßig die Werte des Christentums mit denen der Aufklärung und bräuchten dringend eine Pisastudie, um ihr historisches Wissen zu verbessern. Sämtliche Menschenrechte haben die Humanisten gegen die Machtansprüche der Religionen durchgesetzt und sich dabei auch auf die von Christen verbotenen Texte gestützt. So habe die Renaissance zaghaft das von den Christen als heidnisch verurteilte Erbe der antiken Philosophie wiederentdeckt und damit eine neue Perspektive nach tausend Jahren christlich fundierter Unterentwicklung eröffnet.

Dieser Kampf des Christentums gegen die Aufklärung sei keinesfalls mit dem Ende der Scheiterhaufen in ein Arrangement übergegangen, die Unterdrückung der Menschenrechte habe lediglich andere Formen angenommen. Im katholischen Dogma seien noch im 19. Jahrhundert die "Irrtümer der Moderne" verurteilt worden, wörtlich Rationalismus, Naturalismus, Liberalismus, Menschenrechte, Demokratie und Trennung von Staat und Kirche. Der Vatikan habe als einziger europäischer Staat bis heute die Europäische Menschenrechtskonvention nicht unterschrieben. Schmidt-Salomon hält das aus dem weltanschaulichen Hintergrund des Katholizismus für logisch.

Er verwies auf den Unterschied zwischen der (christlichen) Religion in ihrer fundamentalistischen und der von der "Dompteurpeitsche der Aufklärung gezähmten" Variante. Die Fundamentalisten lehnten wissenschaftliche Tatsachen einfach als Teufelswerk und Blasphemie ab, ob es sich um die Evolutionstheorie oder Stephen Hawking handelt und Kritiker wie Michael Morddrohungen ins Haus schicken. Die "Weichfilterchristen" haben weltliche Elemente integriert und sich - insbesondere nach der NS-Zeit - eine "Religion light" gebastelt. Auf der Basis ihrer Quellen dürften sie sich redlicherweise also nicht als Christen bezeichnen: Sie bezweifelten zwar nicht Gottes Existenz, wohl aber die des Teufels, sie plädierten für die Gleichberechtigung von Mann und Frau und sehen kirchliche Gebote nicht als zwingend an. Die Quellentexte selbst verböten aber dies.

Warum sollten sich Humanisten mit solchen "netten Christen" nicht achselzuckend abfinden? Sie tun ja keinem etwas zuleide und achten die Grundrechte.

Leider sprechen alle empirischen Untersuchungen - global - für einen konsequenteren Umgang mit Religion. Nicht den Fundamentalisten und den Konfessionslosen, sondern den "zwischen den Stühlen sitzenden Christen im humanistischen Gewand" liefen die Leute davon. Fundamentalistische Christen gewinnen an Attraktivität. Im Unterschied zu "Weichfilterchristen" wüßten sie, daß ein Christentum ohne Hölle wie ein Elfmeterschießen ohne feindliche Mannschaft sei und argumentierten zumindest in sich logisch: Als konsequente Anhänger der Schöpfungslehre müßten sie sich mit "Teufelswerk" wie der Wissenschaft gar nicht erst beschäftigen. Auf der anderen Seite gebe es für Menschen, die wissenschaftliche Tatsachen akzeptieren und offensiv vertreten, beim heutigen Stand der Forschung keinen Grund, statt der Aufklärung ihre unausgegorene "christlich-liberale Kopie" zu bevorzugen. Wir befinden uns also, so Schmidt-Salomon, in einer Phase der Polarisierung, in der von Humanisten konsequentes Denken und Handeln gefordert sei, statt den real existierenden Kulturkampf zu ignorieren.

Schmidt-Salomon ist der Ansicht, daß wir uns tatsächlich in einem globalen Kulturkampf befinden. Dieser sehe aber ganz anders aus, als Samuel Huntington ihn sich vorstellt. Es handle sich nicht um den Kampf des "christlichen Europa" gegen die "islamische Welt"; es handle sich vielmehr um die Auseinandersetzung zwischen "kritischer Rationalität und Humanismus" einerseits gegen "religiösen Fundamentalismus" andererseits. Schmidt-Salomon vertiefte diese These anhand einiger Beispiele, um zu erklären, daß christliche und islamische Fundamentalisten sich in ihrem Kampf gegen die Menschenrechte gegenseitig in die Hände spielen. So haben christliche Politiker in Deutschland die islamischen Pogrome wegen der Mohammedkarikaturen zum Anlaß genommen, schärfere Strafen wegen "Gotteslästerung" zu fordern. Schmidt-Salomon hält das für logisch, da die Freiheit der Kunst für konsequente Christen schon immer ein rotes Tuch war.

Schmidt-Salomon ruft dazu auf, die Kritik sowohl am religiösen Fundamentalismus als auch an der "Religion light" weiterzuentwickeln und sich von dem Slogan "Verletzung religiöser Gefühle" nicht beirren zu lassen. "Verletzung religiöser Gefühle" bedeutet von denjenigen, die sich darauf zurückziehen, nichts anderes als ihre weltanschauliche Borniertheit abzusegnen, um die eigene Meinung heilig, das heißt unantastbar, zu machen. Er zeigte die Gefahr für Humanisten, die Rücksicht auf "religiöse Gefühle" nehmen. Mit diesem willfährigen Argument, wenn es gesetzlich verankert ist, ließe sich jede Lesung von Nietzsche-Texten verbieten.

Religiöse Fundamentalisten machten zwar fleißig Gebrauch von den Früchten der Aufklärung, aber nur, um - auch mit Waffengewalt - zu verhindern, daß die Prinzipien der Aufklärung auf ihre eigene Weltanschauung Anwendung finden. So seien die Flugzeuge, mit denen die Massenmörder das World Trade Center zerstörten, ein Produkt des aufgeklärten Denkens, der Logik und Rationalität. Das Kleinkinder-Weltbild von Al Qaida ebenso wie das von George W. Bush könne dagegen Maschinen wie Flugzeuge niemals entwickeln.

Schmidt-Salomon fragte, was eine zeitgemäße Ethik auszeichnet. Er bezeichnete eine zeitgemäße Ethik als humanistische Ethik. Das bedeute als Voraussetzung, daß wir ein Universum sinnlich erfassen können, das sich in einer metaphysischen Sinnlosigkeit befinde. Das höre sich zunächst schrecklich an, sei es aber nicht: Wir Menschen haben in diesem sinnlosen Universum als einzige Lebewesen das Privileg, den Sinn des Lebens aus dem Leben selbst zu schöpfen, könnten also die Regeln, unter denen wir leben wollen, untereinander aushandeln und das höchstwahrscheinlich einzige Leben, was wir als Individuen haben, genießen. Schmidt-Salomon plädierte an dieser Stelle für einen reflektierten Hedonismus. Dieser verfalle weder in die orientierungslose Konsumsucht der Postmoderne, noch müsse er sich metaphysischer Moral, göttlichen Richtern, unendlicher Höllenstrafe, der Erbsünde und anderen Qualen unterwerfen.

Bereits zu Anfang hatte Schmidt-Salomon die Begriffe Moral und Ethik scharf voneinander getrennt. Moral versteht er dabei als metaphysisches Urteil über gut und böse, das weder verhandelbar noch hinterfragbar ist. Ethik erkennt Schmidt-Salomon hingegen als die Regeln, die Menschen untereinander auf der Basis unterschiedlicher Interessen entwickeln. Der Ethiker akzeptiere Bedürfnisse, der Moralist nicht. Der Moralismus beschwöre die Doppelmoral deshalb, weil er seinem metaphysischen Konstrukt gar nicht gerecht werden kann. Ethik heiße kreative Lösung, Moral autoritäres Dogma. Moralismus sei das naiv-archaische Instrumentarium vormoderner Kulturen und Ethik bedeute, Moralismus zu bekämpfen. Die Losung des Ethikers sei: "Trau keinem erhabenen Motiv, wenn es nicht auch ein handfestes gibt." Das moralisierende Weltbild ist für ihn sogar der entscheidende Punkt, um Menschen in Kriege wie den Irakkrieg hetzen zu können. Moral sei die Verfestigung irrationaler Standpunkte und verurteile Menschen außerhalb jeglichen Zusammenhangs aufgrund persönlicher Schuldfähigkeit. Ethik entstünde nicht aus irrationalen Standards, sondern aus der flexiblen Verhandlung über unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse, suche zwischen verschiedenen Menschen Lösungen für Interessenskonflikte. Ziel sei also nicht die Strafe des "Bösen", sondern Fair Play.

Eine "Selbstversündigung" könne es in einer Ethik, die Personen mit anderen Personen aushandeln, nicht geben, im Gegensatz zu Moral. Schmidt-Salomon nennt als Beispiel die Onanie die allein das Selbst betrifft, also nicht "unethisch" sein kann. Homosexualität, Analverkehr und Oralverkehr, können, bei beiderseitigem Einverständnis, ebenfalls nicht unethisch sein. Bei der metaphysischen Irrationalität, der Moral, sehe das anders aus; deshalb sei es logisch, daß in einigen islamischen Ländern Homosexualität unter Todesstrafe stehe.

Die Diskussionen mit dem Publikum kreiste schließlich um den von Schmidt-Salomon verwendeten Begriff des aufklärerischen Kampfes. Jemand vertrat die Ansicht, daß Humanisten doch in der Auseinandersetzung den "Anderen" auf ebendieser ethischen Basis ansprechen und Vorstellungen von "Kampf" und "Feind" den Religionen überlassen sollten.

Schmidt-Salomon warnte davor, die Lage zu unterschätzen. Er habe mit Frauen zu tun, die gegen ihren Willen aus islamischen Ländern nach Deutschland importiert werden und hier nicht einmal die elementarsten Menschenrechte gewährt bekommen. Dazu müsse man Position beziehen und sich konsequent gegen den Übergriff der Religionen wenden. Wenn zum Beispiel die Hälfte der Schüler nicht beim Sexualkundeunterricht oder beim Sport mitmachen dürfe, befinde man sich in diesem Sinne in einer Kampfsituation. Die Aufklärung der letzten Jahrhunderte sei immer ein Kampf gewesen, die Reaktion, der Klerus hat seine Machtstrukturen brutal verteidigt und tue es noch heute. Schmidt-Salomon vertritt aufklärerische Positionen und auch Provokationen "mit Biß", aber ohne "bissig zu sein". In diesem Kontext appellierte er, die Aufklärung harsch zu betreiben und Klartext zu reden. Er vertiefte seinen Appell dahingehend, daß die Aufklärung automatisch in der Gesellschaft "verwässere". Je vehementer man aufklärerische Positionen in die Öffentlichkeit bringt, desto mehr könne man hoffen, daß ein kleiner Teil davon die Öffentlichkeit auch erreiche.

Auf die Fragen, wie Humanisten mit dem Problem der Vereinnahmung umgehen sollten, mit wem solle man einen Dialog führen, gegenüber wem müsse man sich abgrenzen, um zu verhindern, daß insbesondere die sinnliche Befreiung durch humanistisches Handeln auch für "Weichzeichnerchristen" attraktiv sei und wie man damit umgehen soll, daß sie Fragmente für sich "stehlen" und in ihre Kirchen einbastelten, antwortete Schmidt-Salomon, das Beste sei, die aufklärerischen Positionen immer wieder massiv aufzuzeigen, das Original ließe sich von der Kopie unterscheiden.

Wie kann sich der evolutionäre Humanismus als eigenständige Kraft vermitteln? Schmidt-Salomon sieht Probleme darin, daß die Berichterstattung über die Religionen die Medien beherrscht, obwohl es in Deutschland inzwischen mehr Konfessionslose als Katholiken gibt, die Konfessionslosen also die größte "Konfession" darstellen. Nichtgläubige seien als Rettungssanitäter, Erzieher und in anderen Bereichen gezwungen, in kirchlichen Institutionen zu arbeiten, Journalisten müssen Kirchenveranstaltungen dokumentieren, die sie persönlich ablehnen. Religionskritiker würden zu Talkshows entweder gar nicht erst eingeladen oder im letzten Moment auf kirchlichen Druck hin wieder ausgeladen. In Talkshows zu Kirchenthemen sei der "Gegenpol" zu einem Fundamentalisten in der Regel ein "Weichzeichnerchrist". Humanisten kommen vor allem durch Kritik an den "Anderen" in die Medien. So habe sich die "religionsfreie Zone" während des katholischen Weltjugendtag, bei dem Religionskritiker eine Tyrannosaurusfigur im Klerikalengewand eine Schafherde durch Köln trieben, nicht ignorieren lassen.

Die Leitkultur der Aufklärung sei immer eine Streitkultur gewesen, und es gelte, den gegenwärtigen Trend zum religiösen Fundamentalismus in die Öffentlichkeit zu bringen. So wisse kaum jemand in Deutschland, daß Ratzinger Exorzisten ausbilde und an Dämonen glaube, sowie in Deutschland den großen Ablaß erließ. Die Vorlage für die "Weichfilterchristen" sei, daß ihnen solche Lächerlichkeiten peinlich sind und sie zu "ihrer Kirche" auf Distanz gehen müßten, um nicht selbst der Lächerlichkeit zu verfallen. Überhaupt meinte Schmidt-Salomon, sollten wir daran arbeiten, daß Begriffe wie "Gott ist mit uns" oder "in Gottes Namen" keine Ehrfurcht, sondern Lachsalven auslösen und erinnerte an die subversive Kraft des Humors als schärfste Waffe gegen religiöse Dogmen.

Zu guter Letzt fragten Zuhörer, wie sich denn Humanisten gegenüber den kirchlichen Macht- und Unterdrückungsapparaten als eigenständige Kraft präsentieren könnten. Konsens bestand darüber, daß freie Humanisten keine neue Kirche sein können und wollen. Schmidt-Salomon zeigte sich zwar überzeugt davon, daß der evolutionäre Humanismus als freie Alternative zur religiösen Ein- und Unterordnung Alleinstellungsmerkmale definieren und sein Profil schärfen muß, PR bedeute drastische Aufklärung und Aufklärung als reflektierter Hedonismus.

Insbesondere interessierte mich, wie Schmidt-Salomon den - wenn überhaupt vorhandenen - Umgang der deutschen "Linken" mit dem Islamismus und den Mohammedkarikaturen bewertet. Er kritisierte, daß viele Linke nicht in der Lage seien, die Prinzipien der Aufklärung, die kritische Rationalität, auf ihre eigene Weltanschauung anzuwenden und deshalb dem religiösen Denken verfallen, während zum Beispiel einem Karl Marx die Vorstellung, daß jemand seine Texte wie die Bibel zitiert, tief zuwider gewesen wäre. Schmidt-Salomon bewertet den Stalinismus als politische Religion, die alles beinhaltet, was eine "anständige Religion" ausmacht: Idolatrie, Gott gewordene Menschen, Heiligenkult, Reliquienkult, Inquisition, Ketzerprozesse, eine Hölle auf Erden für die Ungläubigen und vor allem das Prinzip der verfestigten Irrationalität gegen die kritische Rationalität.

In unserer Gesellschaft sieht er hingegen das Problem, daß die "Großen" unter den Religionskritikern zwar ständig zitiert werden, ohne aber ihre Religionskritik zu erwähnen. So hätten auch "Weichzeichnerchristen" keine Probleme mit Freud, Goethe oder Heine, die alle für das Christentum ihrer Zeit Verachtung empfunden haben und ihre Religionskritik akribisch begründeten.

Linke, die die Islamisten als soziale Revolutionäre oder nationale Befreiungsbewegungen mißverstehen, haben den Unterschied zwischen aufgeklärtem und religiösem Denken nicht verstanden. Er bekomme als konsequenter Humanist, der den Menschen als entwickelten Primaten und Bestandteil der Evolution begreift, immer wieder Anfeindungen von dogmatischen Linken, die bei der Erwähnung von Darwin in ihrem Viertel- oder Achtelwissen sofort Assoziationen wie Rassismus oder Nazismus abspulen. Diese "Kritiker" würden nicht begreifen, daß sie mit diesen Angriffen auf wissenschaftliche Tatsachen den antiwissenschaftlichen Anhängern der christlichen Schöpfungslehre in die Hände spielen. Schmidt-Salomon erwähnte in diesem Kontext den dogmatischen Linken Peter Kratz, der sogar Erich Fromm in eine nazistische Ecke rückt, aber die "Christen, die an der Bergpredigt festhalten" lobt, ohne in der Lage zu sein, die Bergpredigt in ihrer Zeit als Bestandteil eines Systems zu erfassen, daß elementarsten humanistischen Standards der Moderne widerspricht.

Seinen Appell, humanistische Netzwerke zu bilden und zwar nicht als Intellektuelle, sondern in der gesamten Gesellschaft, halte ich für dringlich. Im Klartext: Wir können in dieser Gesellschaft als Atheisten, Agnostiker und Konfessionslose nicht ohne kirchliche Zumutungen leben. Wenn wir uns ein Bein brechen, landen wir meistens in einem religiösen Krankenhaus, wenn wir sterben, auf einem religiösen Friedhof, unsere Kinder gehen in christlich geführte Kindergärten usw.. Humanistisch leben zu können, bedeutet - nach Michael Schmidt-Salomon -, eindeutig vom Humanismus leben zu können. Dazu sind die Humanistenverbände gegenwärtig leider noch zu finanz- und mitgliederschwach.





[editiert: 08.08.11, 09:29 von bjk]
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zystein


New PostErstellt: 07.12.06, 19:20  Betreff: Re: Aber die Kirche tut doch so viel Gutes ... ... ...  drucken  weiterempfehlen

Oooh, was es doch auch für tolle Leute im Spalter-Provinznest Hannover gibt!
Den kannte ich noch nicht.
(Siehste, bjk, Hannover besteht/bestand nicht nur aus blöd blöder Schröder...)

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bjk

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New PostErstellt: 07.12.06, 19:36  Betreff: Re: Aber die Kirche tut doch so viel Gutes ... ... ...  drucken  weiterempfehlen

    Zitat: zystein
    (Siehste, bjk, Hannover besteht/bestand nicht nur aus blöd blöder Schröder...)
... wie wahr, es gibt ja dort auch einen zystein

Gruß aus Berlin
bjk
ALG II-Unterschichtler



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bjk

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New PostErstellt: 08.12.06, 16:05  Betreff:  Re: Aber die Kirche tut doch so viel Gutes ... ... ...  drucken  weiterempfehlen




kopiert aus: http://www.sopos.org/aufsaetze/3c5184a5b868f/1.phtml


Gottes Wort ist ewig und unabänderlich

Offener Brief des US-Bürgers Jake an Dr. Laura



Der folgende Text kursiert seit einiger Zeit im Internet. Er stammt aus den USA, wo die bekannte Radio-Moderatorin Laura Schlessinger Leuten, die in ihrer Sendung anrufen, Ratschläge erteilt. Dabei sagte sie, daß Homosexualität unter keinen Umständen befürwortet werden kann, da diese nach Leviticus 18:22 ein Greuel wäre.


Liebe Dr. Laura,

vielen Dank, daß Sie sich so aufopfernd bemühen, den Menschen die Gesetze Gottes näher zu bringen. Ich habe einiges durch Ihre Sendung gelernt und versuche das Wissen mit so vielen anderen wie nur möglich zu teilen. Wenn etwa jemand versucht, seinen homosexuellen Lebenswandel zu verteidigen, erinnere ich ihn einfach an das Buch Mose 3, Leviticus 18:22, wo klargestellt wird, daß es sich dabei um ein Greuel handelt. Ende der Debatte.

Ich benötige allerdings ein paar Ratschläge von Ihnen im Hinblick auf einige der speziellen Gesetze und wie sie zu befolgen sind:

1. Wenn ich am Altar einen Stier als Brandopfer darbiete, weiß ich, daß dies für den Herrn einen lieblichen Geruch erzeugt (Lev. 1:9). Das Problem sind meine Nachbarn. Sie behaupten, der Geruch sei nicht lieblich für sie. Soll ich sie niederstrecken?
2. Ich würde gerne meine Tochter in die Sklaverei verkaufen, wie es in Exodus 21:7 erlaubt wird. Was wäre Ihrer Meinung nach heutzutage ein angemessener Preis für sie?
3. Ich weiß, daß ich mit keiner Frau in Kontakt treten darf, wenn sie sich im Zustand ihrer menstrualen Unreinheit befindet (Lev. 15:19-24). Das Problem ist, wie kann ich das wissen? Ich hab versucht zu fragen, aber die meisten Frauen reagieren darauf pikiert.
4. Lev. 25:44 stellt fest, daß ich Sklaven besitzen darf, sowohl männliche als auch weibliche, wenn ich sie von benachbarten Nationen erwerbe. Einer meiner Freunde meint, daß würde auf Mexikaner zutreffen, aber nicht auf Kanadier. Können Sie das klären? Warum darf ich keine Kanadier besitzen?
5. Ich habe einen Nachbarn, der stets am Samstag arbeitet. Exodus 35:2 stellt deutlich fest, daß er getötet werden muß. Allerdings: Bin ich moralisch verpflichtet, ihn eigenhändig zu töten?
6. Ein Freund von mir meint, obwohl das Essen von Schalentieren, wie Muscheln oder Hummer, ein Greuel darstellt (Lev. 11:10), sei es ein geringeres Greuel als Homosexualität. Ich stimme dem nicht zu. Könnten Sie das klarstellen?
7. In Lev. 21:20 wird dargelegt, daß ich mich dem Altar Gottes nicht nähern darf, wenn meine Augen von einer Krankheit befallen sind. Ich muß zugeben, daß ich Lesebrillen trage. Muß meine Sehkraft perfekt sein oder gibt's hier ein wenig Spielraum?
8. Die meisten meiner männlichen Freunde lassen sich ihre Haupt- und Barthaare schneiden, inklusive der Haare ihrer Schläfen, obwohl das eindeutig durch Lev. 19:27 verboten wird. Wie sollen sie sterben?
9. Ich weiß aus Lev. 11:7-8, daß das Berühren der Haut eines toten Schweines mich unrein macht. Darf ich aber dennoch Fußball spielen, wenn ich dabei Handschuhe anziehe?
10. Mein Onkel hat einen Bauernhof. Er verstößt gegen Lev. 19:19, weil er zwei verschiedene Saaten auf ein und demselben Feld anpflanzt. Darüberhinaus trägt seine Frau Kleider, die aus zwei verschiedenen Stoffen gemacht sind (Baumwolle/Polyester). Er flucht und lästert außerdem recht oft. Ist es wirklich notwendig, daß wir den ganzen Aufwand betreiben, das komplette Dorf zusammenzuholen, um sie zu steinigen (Lev. 24:10-16)? Genügt es nicht, wenn wir sie in einer kleinen, familiären Zeremonie verbrennen, wie man es ja auch mit Leuten macht, die mit ihren Schwiegermüttern schlafen? (Lev. 20:14)

Ich weiß, daß Sie sich mit diesen Dingen ausführlich beschäftigt haben, daher bin ich auch zuversichtlich, das Sie uns behilflich sein können.

Und vielen Dank nochmals dafür, daß Sie uns daran erinnern, daß Gottes Wort ewig und unabänderlich ist.

Ihr ergebener Jünger und bewundernder Fan

Jake





[editiert: 08.08.11, 09:29 von bjk]
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Han

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New PostErstellt: 15.12.06, 17:07  Betreff: Re: Aber die Kirche tut doch so viel Gutes ... ... ...  drucken  weiterempfehlen

Ironisches zum Thema:

http://www.thebricktestament.com/


[editiert: 15.12.06, 17:08 von Han]
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Han

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New PostErstellt: 18.12.06, 15:31  Betreff: Re: Aber die Kirche tut doch so viel Gutes ... ... ... o.T.  drucken  weiterempfehlen



[editiert: 18.12.06, 15:32 von Han]



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bjk

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New PostErstellt: 12.01.07, 23:29  Betreff: Massenmörderfreundin will Gottesbezug in der EU-Verfassung  drucken  weiterempfehlen

ist sie wie ihr Freund, der Massenmörder Bloody-Bush, hat sie auch den Heiligen (Wein)Geist intus und ist besoffen, äh, beseelt von selbigem?





kopiert aus: http://www.taz.de/pt/2007/01/13/a0142.1/text


Europa ohne Gott

Angela Merkel will die EU-Verfassung - mit Gottesbezug. Das ist absurd. Es schließt Millionen Nicht- und Andersgläubige aus und ignoriert die Gräuel des Christentums



Wie gut, dass wir eine gute Verfassung haben, unser Grundgesetz. In welcher Verfassung sich ein Land befindet - das allerdings sagt der nach aller Sitte, Vernunft und juristischer Contenance erarbeitete Text nicht aus. Allenfalls, in welcher Verfassung es sich befinden sollte.

Was dem vorgestellten Ideal entsprechen und was den Freiheitsgraden unterworfen werden soll, darum streiten sich die Parteien seit Jahr und Tag - wie an den Wortmeldungen zur künftigen Verfassung der Europäischen Union neuerlich zu erleben.

Derzeit scheiden sich die Geister, neben der Forderung nach sozialer Ausgewogenheit, an der Frage: Soll in die Präambel ein Bezug auf das Christentum aufgenommen werden oder nicht? Dass der Papst und die christlichen Kirchen mit Vehemenz dafür sprechen, versteht sich von selbst. Aber Politiker kraft ihrer Staatsfunktion?

Die Bundeskanzlerin Merkel drängt zu jeder passenden Gelegenheit darauf, Gott in die Verfassung hineinzuschreiben. Zum Katholikentag in Saarbrücken, als sie Benedikt XVI. in dessen Sommerresidenz Castel Gandolfo ihre Aufwartung machte, und beim Papstbesuch in München: Stets sinnt Frau Merkel auf eine religiöse Grundierung der EU-Verfassung, und es ist zu befürchten, dass sich dieser Glaubensdrang nun in der deutschen Ratspräsidentschaft verstärken wird.

Warum das Beharren auf einen Gottesbezug? "Weil das Christentum wesentlich unsere europäische Geschichte geprägt hat", sagt Merkel. Das bestreitet ja niemand. Aber eine Verfassung ist kein Geschichtskommentar, sondern ein Verhaltenskodex. Und wenn schon Geschichte, neuere Geschichte, die den in der Verfassung zu legitimierenden Europagedanken vorherbestimmen soll, dann wäre zumindest auch an die Aufklärung zu denken sowie an die von der Französischen Revolution deklarierten Menschenrechte. Der Entwurf des EU-Vertragswerks kommt dem entgegen. Da ist die Rede vom "kulturellen, religiösen und humanistischen Erbe Europas, aus dem sich die unverletzlichen und unveräußerlichen Rechte des Menschen sowie Freiheit, Demokratie, Gleichheit und Rechtsstaatlichkeit als universelle Werte entwickelt haben".

Warum trotzdem das Insistieren auf die "christlichen Wurzeln des Abendlandes"? Es besteht der Verdacht, dass die Präambel des deutschen Grundgesetzes auf europäische Verhältnisse übertragen werden soll. Darin steht, das Volk habe sich dieses Grundgesetz gegeben "im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott".

Eine absurde Festschreibung, der nur ein Teil des Volkes, jener religiösen Gemüts, folgen kann. Ein nichtreligiöser Mensch, ein Atheist empfindet keine und hat auch keine Verantwortung vor Gott. Das heißt, vorsätzlich der Präambel in ihrem Wortsinn kann ein Atheist gar nicht auf das Grundgesetz verpflichtet werden. Auch nicht ein Muslim. Denn mit dem Gott ist der christliche Gott gemeint. Streng genommen ist für diese Bürger das Grundgesetz nichtig.

Diese Präambel steht in klarem Widerspruch zum Verfassungsgrundsatz der Trennung von Staat und Kirche, wie sie 1919 vollzogen und als Artikel 140 ins Grundgesetz übernommen worden ist. Nun sagen nicht nur orthodoxe Konservative, sondern auch der ehemalige Bundestagspräsident Thierse (SPD): Religion ist keine Privatsache. Was dann? Doch eine Staatsangelegenheit? Das Christentum nicht de jure, aber de facto doch eine Staatsreligion? (Was sich laut Grundgesetz verbietet!)

Denkt man an die Privilegien, die kirchliche Gemeinschaften hierzulande genießen, könnte man zu dieser Ansicht gelangen. Die Kirchensteuer wird erst einmal vom Staat bevormundend eingezogen (und er trägt die Kosten dafür). Mit Steuergeldern auch von Konfessionslosen werden theologische Fakultäten unterhalten; allein in Bayern sind es acht mit traumhaft vielen Professoren. Die karitativen Unternehmungen, die sich die Kirche zugute hält, werden etwa zu 80 Prozent vom Staat bezahlt - um nur ein Beispiel zu nennen.

Der Humanwissenschaftler Markus Meßling spricht von einer "finanziellen Verwebung des Staates mit der Kirche", und der Spiegel widmete eine seiner Titelgeschichten dem immer noch währenden Bündnis von "Thron und Altar". In Deutschland wurde die Trennung von Kirche und Staat nie konsequent vollzogen. Die Buhlschaft umeinander hat zu vielen faulen Kompromissen geführt.

Indes sollten vor allem die Protestanten unter den Aposteln einer Rechristianisierung der Politik die Worte eines ihrer herausragenden Religionsphilosophen bedenken. Friedrich Schleiermacher, emphatisch gläubiger Priester und Staatstheoretiker, der doch unzweifelhaft auch zu den "christlichen Wurzeln" gehört, trat für die saubere Trennung von Kirche und Staat ein - und zwar aus Gründen der Glaubensreinheit. Religion und Spekulation (womit Philosophie gemeint ist) "sind bestimmt, aus dem Dominium des Staates entlassen zu werden in das Gebiet der Einzelnen als solcher", schrieb er in seiner Staatslehre. "Ob sie sich dann organisieren oder nicht, geht den Staat nicht an; ob, wenn sie es tun, er davon Notiz nimmt oder nicht, hängt von den Umständen ab."

Angela Merkel im Verein mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Karl Lehmann und dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche Wolfgang Huber begründen ihr Ansinnen nach einer auf das Christentum bezogenen EU-Verfassung damit, dass Moral und Ethik vornehmlich durch Religion vermittelt werde. Das genau ist die päpstliche Doktrin, der zufolge die "Letztbegründung" aller ethischen Werte bei Gott liege. Und da Politik, in verantwortlicher Weise betrieben, der ethischen Klärung bedürfe, kann Bischof Huber fordern: "Ohne Gott ist kein Staat zu machen."

Was soll das heißen? Kann ein konfessionell ungebundener Mensch kein verantwortungsbewusster Staatsbürger sein? Soll er von der Politik ausgeschlossen werden? Ist er zu weniger Anstand, Menschenachtung und Mitgefühl fähig, weil er Freidenker ist oder sich von allein humanistischen Maximen leiten lässt?

Die Berufung auf ethische Werte der Religion ist gewiss in freundlicher Absicht gemeint und kann für den Einzelnen eine Hilfe sein; dagegen ist gar nichts einzuwenden. Aber in Gottes Namen sind keineswegs nur freundliche Dinge geschehen. Das christliche Europa hat die furchtbarsten Gräuel über die Menschheit gebracht - von den Kreuzzügen über Kolonialismus bis zu Weltkriegen und Völkermord. Das gehört auch zu der angeblich in christlichen Wurzeln schlummernden "europäischen Identität". Sie als nur positive Identität auszugeben, weil sie als eine "göttlich" beschworen wird, beruht auf einem Gespinst von Lügen.

Erinnern wir uns besser eines Satzes von Ludwig Feuerbach, dem bis in unsere Tage bedeutendsten Religionskritiker: "Ein Staat, der den Glauben zu einer indirekten Steuer macht, gebietet direkt die Heuchelei."

JENS GRANDT





[editiert: 08.08.11, 09:30 von bjk]
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bjk

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New PostErstellt: 08.06.07, 09:44  Betreff: Re: Aber die Kirche tut doch so viel Gutes ... ... ...  drucken  weiterempfehlen

kopiert aus: http://de.indymedia.org/2007/06/182759.shtml?c=on#comments2



Kirche für 25,- € am Tag - Kirchentag Köln

Tomas M. Santillan 07.06.2007 16:28



Beim Eintrittspreis kennt die Kirche keine Gnade.
Soziale Ausgrenzung auf dem Kirchentag


Köln im Zeichen des Kirchentags: Etwa 400.000 Menschen haben am Mittwoch und Donnerstag das 31. Treffen der deutschen Protestanten die kostenlosen und offen Veranstaltungen in der Domstadt besucht. Doch bei den geschlossen Aktivitäten sieht das schon ganz anders aus. Mit 79,- € für eine Dauerkarte und Tagespreisen von 25,- € normalen Eintritt an der Tageskasse kennt die Kirche keine Gnade.

Da bleiben die Veranstaltungen in den kölner Messehallen wohl eher den wohlhabenden Gläubigen vorenthalten. Hartz-IV Empfänger können das wohl nicht mal eben aus der Haushaltskasse zahlen und auch diejenigen, die schon immer brav 7% Kirchsteuer auf Ihren monatlichen Lohn zahlen, stehen verblüfft an der Kasse.

Die hohen Eintritte sind umso verblüffender, da 50% der Kosten für den Kirchentag durch staatliche Zuschüsse finanziert werden. Die evangelische Kirchen selbst tragen nur ca. 20% Kosten.

Da bleiben nur die kostenlosen offenen Aussenveranstaltungen und der übliche Kommerz auf der sogenannten "Kulturmeile" am Rheinufer. Hier muss man die Kultur zwischen Wurstbratbuden, Kneipen und übblichen Kommerz mit der Lupe suchen und ohne die öffentlich finanzierten Bühnen des WDR würde die Kultur in Mayonnaise versinken.

Mail: Homepage: http://www.koeln-online.de


...........................................................................................................




... wenn Kirchen - egal welcher Glaubensrichtung - keinen anderen Status haben als Karnickelzüchtervereine oder Initiativen wie "Rettet die Gartenzwerge", dann bringe ich Toleranz auf im Sinne von "jedem Tierchen sein Pläsierchen" - aber sooo

bjk
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Es ist allerhöchste Zeit, Art. 1, Abs. 1 und Art. 20, Abs. 4, GG, Geltung und Wirkung zu verschaffen!



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New PostErstellt: 20.10.07, 08:04  Betreff:  Kannibalenmahl: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt ... ... ..."  drucken  weiterempfehlen

kopiert aus: http://www.linkezeitung.de/cms/index.php?option=com_content&task=view&id=3583&Itemid=250



Satire: „Oblade Melanie" soll Kirchen wieder füllen
von Claude Michael Jung , 19.10.2007


Schokolade soll Kannibalenmahl abrunden


Schon den alten Römern waren die Christen nicht geheuer. „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag." Mit diesen Worten aus dem Johannesevangelium (Joh 6,54) haben Jesus und Johannes ganz schön für Verwirrung unter den Menschen gesorgt. Im Imperium romanum galten die Christen deswegen lange Zeit als Kannibalen. Den Häuptling hinterrücks abmurksen hat durchaus heute noch Tradition, aber ihn auch noch aufessen, das käme nicht einmal einem Sozialdemokraten in den Sinn. Kurt Beck oder Münte mit Klößen und Rotkohl, einfach zum kotzen.

Überhaupt hat der Run auf den Leib Christi in den letzten 35 Jahren stark nachgelassen. Die Kirchen bleiben sogar an Sonntagen meist leer und die Heizung jubelt nur noch für die Mäuse unter dem Altar. Gerüchte verdichten sich, wonach in einigen Großstadtkirchen die Orgeln unter Naturschutz gestellt werden mussten, da in den Orgelpfeifen seltene Fledermauspopulationen nisten. Ganze Gotteshäuser stehen zum Verkauf und könnten schon in wenigen Jahren als Moscheen oder heidnische Tempel, eine nichtgewollte Wiederauferstehung feiern.

„Schluß damit", fordert Schwester Melanie vom „Orden der ewigen Jungfrauen". Zwar möchte Schwester Melanie nicht in der heiligen Messe auf den Leib Christi verzichten, schmecken soll er aber wenigstens. In der Küche ihres Klosters hat sie in nächtelangen Selbstversuchen eine wunderbare Zartbittercreme mit Mandeln und Nüssen kreiert. „Eine Messerspitze davon auf den Leib des Herrn gestrichen und die Kirchen werden sich wieder füllen, wie zu Zeiten des Hunnensturms auf Europa" sagt die bescheidene Ordensfrau. Auch ihre Mitschwester Nixnutzia, sowie die Oberin des Klosters, Schwester Vagina, sind von der Zartbittercreme auf der „Oblade Melanie" hin und her gerissen.

Sogar Bruder Johannes, er ist vom „Orden der raufenden Brüder Christi" ist begeistert von der „Oblade Melanie". Bruder Johannes, der alte Bedenkenträger ist aber der festen Meinung, der Leib Christi müsse sich den Geschmacksnerven der Gläubigen in den einzelnen Regionen anpassen. So schlägt Bruder Johannes vor, den Hessen die Oblade mit Leberwurst zu bestreichen, den Bayern gar eine Weißwurst oder einen Radi dazu zu reichen und den Saarländern ihre Oblade einfach in deren flüssiges Lieblingsgewürz „Maggi" zu tunken. Für die Berliner soll es ne Bockwurst dazu geben und für den Rest der Republik tut es einfach Ketchup oder Mayonaise.

Bruder Johannes geht aber noch einen Schritt weiter. Er will die gottlosen Ossis wieder in den Schoß der heiligen katholischen Kirche zurückholen. Bruder Johannes weis genau, die Ossis lasen sich nicht so einfach mit der Schoko-Oblade von Schwester Melanie oder mit einem billigen Wurstaufstrich auf dem Leib Christi über den Altar ziehen. Deswegen hat Bruder Johannes einige Paletten Rotwein vom Berg Golgata, in der praktischen 1,5 Liter PET-Flasche von seinem Getränkemarkt nebenan geordert. Das Blut Christi will Bruder Johannes von seinem Bischof Albrecht Wixer segnen lassen und in den ungläubigen Osten verfrachten, damit der ganze atheistische Landstrich endlich katholisch wird.

Unterdessen soll die „Stiftung Warentest" der „Oblade Melanie" insgesamt ein GUT aufgedrückt haben. Allerdings wurde der Kaloriengehalt als durchweg „übermäßig" bis „maßlos" bemängelt. Dem Rotwein vom Berg Golgata, in der praktischen 1,5 Liter PET-Flasche, bescheinigten die trinkenden Warentester allerdings ein MANGELHAFT was die Qualität und den Geschmack anbelangt. Dr. Henry Kluckermann, der den Rotwein vom Berg Golgata in der praktischen 1,5 Liter PET-Flasche, tagelang ausgiebig in selbstloser Art und Weise getestet hat, sagte gegenüber unserer Redaktion: „Mit dem Zeug kann man Tote wieder auferwecken und selbst den Dalai Lama freiwillig ins chinesische Exil treiben". Weiter ist Dr. Henry Kluckermann der felsenfesten Überzeugung, das nur wenige Liter des Gottessaftes vom Berg Golgata, in der praktischen 1,5 Liter PET-Pulle, genügt hätten, um Josef Wissarionowitsch Dschugaschwili, genannt Stalin, zum fanatischen Kleriker mit Aufstiegschancen bis nach ganz oben zu machen.

Bei dem Gedanken an einen Papst Stalin I., der genau wie Paul VI., genannt Pillen-Paul, die verruchte Verhütungspastille verboten hätte und die lüsternen Nutznießerinnen noch obendrein nach Sibirien zur Einkehr verbannt hätte, beginnt der Vatikan in seinen Grundfesten zu wackeln. Schwester Melanie vom „Orden der ewigen Jungfrauen" und Bruder Johannes vom „Orden der raufenden Brüder Christi" wollen jedenfalls den Pontifex maximus schon kommende Woche in ihre Christianisierungs-Offensive einweihen. Ob Papst Benedikt XVI. nach einem Schluck aus der praktischen 1,5 Liter PET-Flasche der Christianisierungs-Offensive von Schwester Melanie und Bruder Johannes zustimmen wird, darüber wird im Vatikan zur Zeit wild in alle Richtungen spekuliert.

Au, den 19.Oktober 2007




Es ist allerhöchste Zeit, Art. 1, Abs. 1 und Art. 20, Abs. 4, GG, Geltung und Wirkung zu verschaffen!


[editiert: 21.10.07, 09:39 von bjk]
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New PostErstellt: 21.10.07, 10:00  Betreff:  Erzreaktionärer klerikaler Größenwahn + nazistisches Gedankengut = Kirchenpolitik  drucken  weiterempfehlen

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Hannibal ante portas

Joseph Ratzinger, der Papst aus Karthago

Von Hans Heinz Holz
 
Benedikt XVI.
spricht gern von seinen geistigen Wurzeln. Nein, nicht von Kardinal Faulhaber und von dem zwieschlächtigen Verhältnis von katholischer Jugend und Hitlerjugend.
Viel Früheres hat er im Sinn: die Kirchenväter. Unter ihnen liegt ihm besonders Cyprian am Herzen, der Bischof von Karthago (200–258). Angesichts der aggressiven kirchenpolitischen Aktionen der letzten Monate lohnt es sich zu fragen, wer denn da sein geistiger Gewährsmann ist.

Die katholische Kirche steckt in einer Krise. Seit langem schon. Die Arbeiterpriester in Frankreich, die Befreiungstheologen in Lateinamerika, in ihrem Glaubensverständnis von der sozialen Frage erschüttert, rüttelten an der Hierarchie und drängten auf ein neues Gesellschaftsverständnis; die Allianz von Kirche und herrschender Klasse sollte aufgebrochen werden. Der Impuls wurde durch disziplinäre Maßnahmen erstickt.

Die Kompromisse der Kirche mit dem Faschismus – die durch Konkordate abgesicherte Unterstützung der Mussolini, Hitler, Franco, der offene Faschismus der Kardinäle in Osteuropa, Stepanic in Jugoslawien, Mindszenty in Ungarn – konnten verschleiert werden, weil es auch tapfere Antifaschisten im Katholizismus gab, wie zum Beispiel den in Auschwitz ermordeten Pater Maximilian Kolbe; sie waren die Alibifiguren, hinter denen sich eine profaschistische Kurienpolitik verstecken konnte.

Der Einbruch einer theologisch unzulänglichen Liberalität, für die im deutschen Sprachraum die zwei publizistisch wirksamen, aber theoretisch schwachen Dissidenten Hans Küng und Eugen Drewermann stehen, ist dem Kirchenregiment unangenehm, weil sie die Gläubigen der organisatorischen Disziplin entfremdet. Dem allerdings war durch viel propagandistischen Aufwand entgegenzuwirken.

Jetzt kommen noch die persönlichen Skandale hinzu, nicht neu, aber zum erstenmal mit großer Öffentlichkeitswahrnehmung und juristischen Folgen: Sex und Mißbrauchsaffären von Österreich bis Kalifornien, nun sogar, vom Spiegel genüßlich ausgebreitet, im Bistum Regensburg. Die Verquickung kirchlicher Instanzen mit Geheimdiensten, der Missionen mit der CIA, des polnischen Episkopats mit dem Geheimdienst der Volksdemokratie – immer mit der jeweils herrschenden Macht. Die Glaubwürdigkeit der Kirche ist erschüttert, ihre Geschlossenheit bedroht.

Bislang haben die Päpste darauf kirchenpolitisch reagiert. Pius XII. (Pacelli) mit der Unterstützung extrem reaktionärer imperialistischer Regime in aller Welt und einem militanten Antikommunismus, der bis zur Legitimation eines möglichen Atomkriegs ging; Johannes XXIII. (Roncalli) mit der Scheinmodernisierung und Liberalisierung des 2. Vaticanum (1962–65), die wirklich nur scheinbar und an der Oberfläche einen Wandel vortäuschte; seine Nachfolger mit schrittweiser Restauration, die im 2. Vaticanum schon angelegt war. Zuletzt Johannes Paul II. (Wojtyla), hinter dem schon Joseph Ratzinger die Fäden zog.


Reaktionäres Konzept

Jetzt haben wir, was es seit dem 1. Vaticanum nicht mehr gab: einen Papst, der eine kirchenpolitische Strategie auf eine durchdachte theologische Systematik aufbaut. Ratzinger hat ein Konzept. Die auf seine leutselige Art hereinfallen, schließen die Augen vor der Härte und Rückschrittlichkeit dieses Konzepts.

In einem Kommentar zu den fünf Regensburger Reden Papst Benedikts vom September 2006 schrieb ich: »Von diesem Papst ist noch einiges zu erwarten. Das Dossier Ratzinger ist noch nicht geschlossen.«1 Das war nicht schwer vorherzusagen. Verblüffend ist nur, wie schnell der oberste Feldherr der ecclesia militans seine Attacken aufeinander folgen läßt. Es lohnt sich schon, seinen Verlautbarungen auf der Spur zu bleiben, mit denen er eine generalstabsmäßig geplante Offensive gegen jede Modernisierung der alleinseligmachenden Kirche in einer pluralen Welt einleitet. Und es unterscheidet ihn von seinen Vorgängern, daß er seinem reaktionären kirchenpolitischen Programm aus subtiler Vertrautheit mit der Dogmengeschichte eine schwer anzufechtende theologische Grundlage zu geben vermag, von der aus er seine innerkirchlichen Kritiker in Schach hält und die externe Diskussion in die von ihm gewünschten Bahnen lenkt, das heißt: ablenkt.

Es ist erstaunlich, wie bereitwillig und naiv die protestantischen und säkularen Partner des ökumenischen Gesprächs sich auf diese Vorgabe einlassen. Gerade hat der Herder-Verlag, ein knappes Jahr nach dem Regensburger Eklat, einen Sammelband mit Reaktionen darauf veröffentlicht, der unter dem Titel »Die Religionen und die Vernunft« ein Reihe von Stimmen, kritische und zustimmende, zusammenführt.2

Die Neue Zürcher Zeitung (14.8.2007) konstatiert, es habe »eine lebhafte Diskussion eingesetzt, die vor allem um die Forderung nach einer neuen Synthese von Glaube und Vernunft zentriert ist. So ist man dem Vogelfänger auf den Leim gegangen! Es geht ihm ja gar nicht um die Synthese von Glaube und Vernunft, sondern um die Unterordnung der Vernunft unter den Glauben. »Das Festhalten am universalen Wahrheitsanspruch des Glaubens« sei »die Voraussetzung dafür, mit einer klar konturierten Position den Dialog zu suchen«, schrieben zwei Freiburger Theologen schon 2005 in einer Analyse der vom Pontifikat Benedikts zu erwartenden Position.3 Der universale Wahrheitsanspruch des Glaubens schließt aber eben die Intervention der kritischen Vernunft aus.

Wirkliche Kritik kann man von einem Buch des katholischen Herder-Verlags (wie liberal dieser auch zuweilen ist) nicht verlangen. So versuchen alle Gesprächspartner, sich auf Ratzinger einzulassen. Von Jürgen Habermas darf man annehmen, daß er von den patristischen und scholastischen Voraussetzungen, die in Ratzingers Kundgaben eingehen, zu wenig weiß, um die Fallgruben zu erkennen, die der Papst im Gesprächsfeld versteckt hat. Und wenn Habermas sich jetzt in einem Kongreßvortrag in Rom gleichsam als Überpapst geriert und dekretiert, »daß wir in dieser postsäkularen Welt nicht einfach weiter so tun können, als ob es Gott nicht gäbe«, dann darf man das schon als einen Punktsieg Ratzingers buchen; allerdings weiß Habermas nicht, wovon er redet, wenn er dem Papst bei anderer Gelegenheit das Stichwort liefert, die »Ideen von Freiheit und solidarischem Zusammenleben seien unmittelbar ein Erbe der jüdischen Gerechtigkeit und der christlichen Liebesethik«. Wo Habermas im Alten Testament Gerechtigkeit finden will, ist mir rätselhaft; sein Inhalt ist doch der Eifer Gottes für das von ihm vorgezogene auserwählte Volk, mit dem er einen Bund schließt, in dessen Namen auch größte Ungerechtigkeit gegen Nachbarvölker gerechtfertigt wird. Und daß im Neuen Testament Jesu Liebesbotschaft oft genug in »Drohreden« (der evangelische Theologe Rudolf Bultmann) umschlägt gegen jene, die ihm den Glauben an seine Gottessohnschaft verweigern, scheint dem flüchtigen Bibelleser auch entgangen zu sein.

Lassen wir es dabei bewenden! Dagegen hätte Kurt Flasch, einer der besten Kenner der christlichen Philosophie des Mittelalters, das Zeug dazu gehabt, zur Gegenoffensive übergehen zu können; auch er hat die Chance zu einer wirklichen Auseinandersetzung verschenkt. Daß die katholischen Kritiker Ratzingers zurückhaltender sind, versteht sich; allerdings spürt man bei den Äußerungen von Kardinal Walter Kaspar, dem Präsidenten des päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, das Unbehagen an der retrograden Tendenz der Papstreden. Daß indessen der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, ernstlich glaubt, mit diesem Oberhaupt der katholischen Kirche in einen Diskurs eintreten zu können, ist unverständlich, wenn nicht duckmäuserisch. Benedikts Rigorismus ist ja gerade die Verweigerung des Diskurses. Die Protestanten erhielten auch sofort eine Ohrfeige, als der Papst ihnen absprach, eine kirchliche Gemeinschaft in der Christenheit zu sein, und sie sozusagen zu religiösen Freibeutern degradierte. Nun werden sie, friedlich unterwürfig, auch die andere Wange zum Backenstreich hinhalten.


Ausgrenzungspolitik

Ein halbes Jahrtausend zuvor hat Luther die päpstliche Bannbulle und die Schriften des kanonischen Rechts feierlich in Wittenberg verbrannt und das damit begründet, der Papst nehme es sich, das Bibelwort Matthäus 16,19 von der Schlüsselgewalt Petri bewußt mißdeutend, heraus, »die ganze Christenheit mit seinen mutwilligen Gesetzen zu beschweren«. Wo ist Luthers Aufbegehren gegen den römischen Machtanspruch geblieben? »Dadurch ist die römische Kirche, die vor Zeiten die allerheiligste war, nun eine Mordgrube, schlimmer als alle Mordgruben, ein Bubenhaus, schlimmer als alle Bubenhäuser, ein Haupt und Reich aller Sünde, des Todes und der Verdammnis geworden. (...) Es ist aus mit dem römischen Stuhl, Gottes Zorn hat ihn überfallen ohne Aufhören.«

Nicht nur die Protestanten schließt Benedikt aus der Gemeinschaft der Christenheit aus (obwohl diese doch längst Luthers Streitbarkeit abgelegt haben). »Schnittmengen der Gemeinsamkeit sind wohl in der Sicht des Papstes im katholisch-evangelischen Verhältnis gegenwärtig nicht vorhanden, (...) und je mehr sich die kontroverstheologische Diskussion auf die zentralen Fragen des Kirchenverständnisses zubewegt, desto geringer werden die Aussichten auf eine rasche Einigung«, konstatierte nüchtern schon vor zwei Jahren der frühere bayerische Kultusminister und Präsident des Zentralkomitees deutscher Katholiken, Hans Maier. Überhaupt haben für Ratzinger Menschen, die sich aus dem durch die katholische Kirche gestifteten »Zusammenhang der sittlichen Ordnung der Menschen verabschieden«, ihr Menschsein verloren, und ihre Wissenschaft werde »pathologisch und lebensgefährlich«.4 Man muß solche Aussagen, die dicht an die Ideologie vom »Unmenschen« oder »Untermenschen« herankommen, wenn sie auch diese Vokabeln klug vermeiden, im Kontext von Ratzingers theologischem Konzept lesen. »Ohne Kirche kein angemessener Zugang zu Jesus Christus, ohne Jesus Christus kein angemessener Zugang zur Wahrheit des lebendigen Gottes – so ließe sich der Grundakkord der Theologie des neuen Papstes zusammenfassen«, resümieren die beiden schon zitierten Freiburger Theologen.

Was Ratzinger sagt, sind keine dahingeredeten Worte, die man einfach wieder zurücknehmen könnte. Ein Papst will doch wohl ernst genommen werden. Also nehmen wir seine »Ausrutscher« ernst! Es ist wohlüberlegt, wenn er die 2. Koran-Sure falsch zitiert; es ist wohlüberlegt, wenn er dem nicht-katholischen »Ungläubigen« eine Perversion der Humanität vorwirft; es ist wohlüberlegt, wenn er den in der Öffentlichkeit und im Bewußtsein der Gläubigen doch wenig präsenten Kirchenvater Cyprian (Bischof von Karthago 200–258) als Kronzeugen rechter katholischer Gesinnung bemüht. Den Insidern sagt das, wohin der Papst steuert. Was er damit meint, belegt die Ansprache, die Benedikt am 6. Juni 2007 vor etwa 50000 Zuhörern anläßlich der Generalaudienz auf dem Petersplatz in Rom gehalten hat.5 Sie widmete sich Cyprian (auf den auch schon im Jesus-Buch des Papstes6 immer wieder hingewiesen wird).

Werfen wir einen Blick auf Werk und Wirken Cyprians, um das ideologische Gewebe zu entwirren, in dem sich der Unkundige verfangen soll. In der überwiegenden Mehrheit seiner Schriften und Briefe tritt uns Cyprian als ein theoretisch nicht sonderlich reflektierter Seelsorger entgegen – ein Mahnprediger, der seine Gemeinde zu rechtem Lebenswandel, zu Gehorsam gegen die Oberen und zu fragloser Gläubigkeit anhält; das sind Ziele, die auch Ratzinger immer wieder an ihm hervorhebt, vor allem in seinem Jesus-Buch, in dem er von Cyprians Auslegung des Vaterunser reichlich Gebrauch macht. In der Ansprache auf dem Petersplatz sagt er von ihm: »Er war streng, aber nicht unbeugsam, sehr menschlich und vom echten Geist des Evangeliums durchdrungen, unerschütterlich bei der Bekämpfung der verdorbenen Sitten und der Sünden, immer mit seinem pastoralen Dienst verbunden. Er neigte wenig zur theologischen Spekulation und schrieb vor allem für den Aufbau der Gemeinde und für das gute Verhalten der Gläubigen.« Kann es das sein, weswegen Ratzinger den Cyprian allen anderen Kirchenvätern vorzieht? Will er, seit Jahrzehnten ein versierter Kirchenpolitiker, sich in der Orientierung an einem Vorbild zum besorgten Vater der Christengemeinde stilisieren? Das möchte wohl zur Verrätselung des Papstnamens gehören, die darauf angelegt ist, bei dem Namen Benedikt eher an den Gründer des Benediktinerordens zu denken als an den Kirchenorganisator des 14. Jahrhunderts.7

Nicht gefehlt, der Satz über den Aufbau der Gemeinde und das gute Verhalten der Gläubigen geht nahtlos über in das eigentliche Thema Benedikts: »In der Tat, die Kirche ist das Thema, das ihm am meisten am Herzen liegt; er erklärt kraftvoll, daß die Kirche eine einzige ist, die auf Petrus gründet.« Darauf kommt es Ratzinger an, darum liegt ihm Cyprian besonders nahe.

Denn Cyprian war es, der überhaupt erst in seiner Schrift »Die Einheit der katholischen Kirche« die Lehre von der Kirche begründete. Bis ins 3. Jahrhundert bildete die Christenheit im Römischen Reich einen lockeren Verband von lokalen Gemeinden mit Bischöfen eigener Kompetenz. In Einzelheiten des Glaubens und des Kultus unterschieden sich die Ortsgemeinden oft recht stark voneinander. Die Mission des Paulus hatte zwar ein Band spiritueller Gemeinsamkeit geschaffen, aber noch keine Organisationsform. Doch ließen die rasche Ausbreitung des Christentums in weiten Teilen des Reiches und die Selbstbehauptung gegen heidnische Kritik und staatliche Verfolgung das Bedürfnis nach einem engeren Zusammenhalt entstehen. In diese Situation hinein schrieb Cyprian sein Programm einer Einheitskirche.

Er legte seine Argumentation in drei Denkschritten an. Nachdem er die Gefahr der Spaltung der Christenheit beschworen hat, entwickelt er die Idee der Einheit des Christentums in der Form der Kirche mit hierarchischem Aufbau. Sodann schließt er alle von der einen Kirche Entfernten und die in den Verfolgungen abtrünnig Gewordenen von dem Genuß der Heilsbotschaft und der Erlösung aus und verstärkt den Bannstrahl noch durch harte Drohreden. Der Schluß klingt dann in der Ermahnung zu rechtem Tun und der Lobpreisung der Gerechten aus, die sich in der Einheit der Kirche sammeln und diese verteidigen. Der »Zorn Gottes dagegen wird die anderen treffen, mit schweren Strafen, die über die Ungläubigen kommen werden« und mit »ewigen Qualen, die für die Treulosen festgesetzt sind.

Das klingt nicht gerade menschlich und vom echten Geist der Evangelien durchdrungen; eher schon nach der inquisitorischen Erbitterung, mit der Ratzinger als Leiter der Glaubenskongregation die progressiven Priester und Bischöfe Lateinamerikas bekämpfte und maßregelte. In Cyprian fand der bayerische Eiferer einen Gesinnungsverwandten mit kanonischer Autorität, auf den er sich theologisch korrekt berufen konnte. Natürlich zitiert Benedikt den markigen Satz Cyprians: »Gott kann der nicht mehr zum Vater haben, der die Kirche nicht zur Mutter hat.« Diesem geht bei Cyprian voran: »Jeder, der sich von der Kirche trennt, (...) ist ein Fremder, er ist ein Unheiliger, er ist ein Feind.« Das muß man mitlesen, wenn man Benedikts Predigt liest. Und danach heißt es: »Wer außerhalb der Kirche sammelt, der zerstreut die Kirche Christi (...) Wer an dieser Einheit nicht festhält, der hält nicht fest an Gottes Gesetz.« Und einige Kapitel später werden die geächtet, die »unter Mißachtung der göttlichen Überlieferung neuen Lehren sich zuwenden und Schulen rein menschlicher Erfindung begründen«. Wen wundert's da, daß die Protestanten verstoßen werden. Ausdrücklich gebietet ja Cyprian: »Zurückziehen muß man sich von den Sündern oder vielmehr sich vor ihnen fliehen«. Herr Huber mag sich's ins Stammbuch. schreiben!


Die Kirche hat das Sagen

Genug der Blütenlese! Nur eines ist noch hinzuzufügen: Vom Kirchenvater lernt der Heilige Vater, wer das Sagen hat: »Der Vorrang wird dem Petrus zugewiesen. Auf einen baut er die Kirche, und ihm übergibt er seine Schafe zur Weide. Wer den Stuhl Petri verläßt, auf den die Kirche gegründet ist, ist der noch überzeugt, innerhalb der Kirche zu stehen?« Das ist ganz nach dem Sinne Ratzingers: der Bischof von Rom, in der Nachfolge Petri, ist der unanfechtbare Selbstherrscher aller Christen und befindet darüber, wer zu seinen Schafen gehört. Noch einmal Cyprian (nach Johannes 15,14): »Wenn ihr tut, was ich euch gebiete, so nenne ich euch nicht mehr Knechte, sondern Freunde.«

Zu Anfang des Ratzingerschen Pontifikats haben die zwei Freiburger katholischen Theologen darauf aufmerksam gemacht, daß im Zentrum seines Interesses seit seiner Dissertation über Augustinus immer die Lehre von der Kirche gestanden habe; nicht der jenseitige Gott (für ihn, wie für den Protestanten Karl Barth ein »ganz Anderes«, das sich unserem Vorstellen und Begreifen entzieht), auch nicht Christus als Gottessohn und gottgleich, sondern dieser in seiner Gestalt als Mensch, der stellvertretend für alle Menschen die Sünden am Kreuz abbüßt, ist der Bezugspunkt. Alle Menschen – darum geht es. Sie treten die »Nachfolge Christi« in der Kirche an, die Kirche ist der »Leib des Herrn«, das heißt seine weltliche Existenzform, und darum wird in der Zugehörigkeit zur Kirche der Mensch erst wirklich zum Menschen. Die Teilnahme am kirchlichen Ritual, der Eucharistie, verbindet den Gläubigen mit der Göttlichkeit des Menschen Jesus. Der Vollstrecker des Rituals und Verwalter der göttlichen Gnade ist der Priester, der seine Autorität vom Bischof erhält, und vermittelt durch diesen in letzter Instanz vom Papst, dem Bischof von Rom und als solcher Nachfolger des Apostelfürsten Petrus. Eine strenge Pyramide von einer ersten Spitze herab bis zur Basis des Fußvolks. Ratzingers Christusglaube realisiert sich in dem organisationssoziologisch autoritären Modell einer strengen Hierarchie. Diese Sicht habe er, schrieben die Freiburger Theologen, in die nachkonziliare Diskussion eingebracht, »auch um einer einseitigen Sicht der Kirche als ›Volk Gottes‹ und damit verbundenen Demokratisierungsforderungen gegenzusteuern.«

Nun sehen wir also, warum ihm Cyprian – wie Ratzinger selbst sagt – unter den Kirchenvätern der liebste ist. Der ebenso frömmelnde wie disziplinarisch strenge Bischof von Karthago hat als erster das Prinzip der einheitlichen Welt-Kirche unter der Weisungsbefugnis des Bischofs von Rom, des Papstes, in die Gemeinschaft der Christen eingeführt und damit die institutionelle Entwicklung des Katholizismus vorgezeichnet.

Wie die Alten sungen, so zwitschern die Jungen. Ratzinger sagt's auf die feine Art mit der Gelehrsamkeit des Dogmatikers und Historikers. In Köln hat er den Mann fürs Grobe. Wo Ratzinger den Nicht-Katholiken die Humanität abspricht und sie »pathologisch« nennt, sagt sein Kardinal Meisner im Klartext »entartet«. Er sagt auch »Pervertierung« – und wiederholt dieses Wort in seiner Rechtfertigung, obwohl er wie jeder wissen kann, daß das nur das latinisierende Fremdwort für dieselbe Sache ist. Und damit jeder weiß, aus welcher Ecke des Reichs der Dunkelmänner er kommt, spielt er auch noch auf Hans Sedlmayrs »Verlust der Mitte« (1948) an, jene polemische Kampfschrift gegen alles Moderne in der Kunst, was sich seit dem 19. Jahrhundert entwickelt hat. Meisner betont den »Zusammenhang von Kultur und Kult«, und man muß schon lächeln, wenn gerade ein katholischer Kirchenfürst die »Ritualisierung des Kults« als Indiz der Entartung nimmt. Wo wäre der Kult ritualisierter als im katholischen Gottesdienst?


Klerikale Offensive

Das Kölner Kunstintermezzo ist kein Zwischenfall und noch weniger ein Mißverständnis, wie die Verteidiger des Kardinals zu seiner Entlastung behaupten. Es ist Teil einer Strategie des Vatikans, die Kirche auf den vormodernen Stand der Gegenreformation zurückzuführen. Selbst in der einer reaktionären Ideologie doch nicht abholden Welt nennt der Journalist Alan Posener das Kind beim Namen: »Hier spricht eine selbstbewußte katholische Kirche, die sich anschickt, eine Roll-Back-Strategie gegen die Moderne zu entwickeln. Papst Benedikt XVI. selbst erklärt, es dürfe keinen Widerspruch zwischen Vernunft und Glauben geben – also habe die Vernunft sich der Leitung des Glaubens zu unterwerfen. Kardinal Christoph Schönborn, Erzbischof von Wien, erklärt dem »Evolutionismus« den Kampf und propagiert die Theorie von »Intelligent Design«. Der Chefhistoriker des Vatikans, Walter Brandmüller, findet das Urteil gegen Galilei in Ordnung und verteidigt die Inquisition als »rationale Veranstaltung«. (Die Welt v. 16.9.2007) Schlagendere Belegstücke für eine generalstabsmäßig geplante Offensive kann man kaum finden. Ratzinger liefert dafür die dogmengeschichtliche Munition, mit der die Bataillonskommandeure in die Schützengräben gehen. Es ist aus dem Geiste Cyprians gesprochen, wenn Meisner den Kirchenvater Irenäus auf den Kopf stellt; dieser sagte: »Die Herrlichkeit Gottes ist der lebendige Mensch«. Meisner meint dagegen: »Und wir können es umgekehrt sagen: ›Der lebendige Gott ist die Herrlichkeit des Menschen‹«. Für ihn lebt der lebendige Gott in der Kirche und als Kirche. Was sie wirkt, ist das Werk Gottes – oder lateinisch: Opus Dei.




1 Hans Heinz Holz, Marxistische Blätter, Heft 6/2006, S. 72 ff.
2 Knut Wenzel (Hg.), Die Religionen und die Vernunft, Freiburg/Br. 2007
3 Helmut Hoping/Jan Heiner Tück, »Der Wahrheitsanspruch des Glaubens«, in: Neue Zürcher Zeitung v. 22.4.2005
4 Joseph Ratzinger, Werte in Zeiten des Umbruchs, Freiburg/Br. 2005
5 Benedikt XVI., Cyprian-Rede, www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/audiences/2007/documents/hf_ben-xvi_aud_20070606_ge.html
6 Joseph Ratzinger – Benedikt XVI, Jesus von Nazareth, Freiburg/Br. 2007
7 Vgl. Hans Heinz Holz, »Der Name der Rose«, in: jW v. 13./14.8.2005



Es ist allerhöchste Zeit, Art. 1, Abs. 1 und Art. 20, Abs. 4, GG, Geltung und Wirkung zu verschaffen!


[editiert: 08.08.11, 09:31 von bjk]
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New PostErstellt: 20.07.08, 16:01  Betreff:  Kreuz und Hakenkreuz  drucken  weiterempfehlen

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Kreuz und Hakenkreuz

Vor 75 Jahren wurde das Reichskonkordat geschlossen


Von Kurt Pätzold


Am 20. Juli 1933 unterzeichneten im Vatikan der Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli – vordem mehrere Jahre Nuntius in Deutschland, ab 1939 Papst Pius XII. – und der deutsche Vizekanzler Franz von Papen, Hitlers Stellvertreter in dessen Eigenschaft als Regierungschef, ein Abkommen: das sogenannte Reichskonkordat, mit dem die Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Deutschen Reich auf eine vertragliche Basis gestellt wurden. Am 10. September erfolgte der Austausch der Ratifikationsurkunden, und der Vertrag trat in Kraft. Zwei Tage später wurde ein Reichsgesetz beschlossen, das den Innenminister ermächtigte, das Weitere zu regeln. Seit dem Ende des Kaiserreichs 1918 hatte die päpstliche Diplomatie versucht, mit den Regierungen der Weimarer Republik zu einer derartigen Abmachung zu gelangen, war dabei jedoch nicht an ihr Ziel gekommen. Jedoch hatten die Landesregierungen von Bayern (1924), von Preußen (1929) und von Baden (1932) mit dem Vatikan vertraglich geregelt, welche Rechte und Pflichten die jeweiligen Seiten gelten ließen und übernahmen.

Das aufgewertete Regime

Keine Frage, daß das Bekanntwerden dieses Schritts der katholischen Kirche, gegangen in einem Augenblick, da dem neuen Regime in Deutschland in vielen Staaten und namentlich in denen seiner unmittelbaren Nachbarn Mißtrauen und Ablehnung entgegenschlug, weithin Aufsehen erregte. Das sollte er nach den Interessen der Hitler-Regierung auch, die schon kurz nach ihrem Antritt die Chance gesucht hatte, Reputation auf jede denkbare Weise zu gewinnen. Es lag in dieser Absicht, daß Hitler in seiner Regierungserklärung am 23. März in der Kroll-Oper u. a. versicherte, daß das Christentum das »unerschütterliche Fundament des sittlichen und moralischen Lebens unseres Volkes« bleiben werde. Zwei Tage zuvor, am »Tag von Potsdam«, hatten sich die Abgeordneten, je nach ihrem Bekenntnis vor dem Weg in die Garnisonkirche zu Gottesdiensten in eine der beiden christlichen Kirchen begeben und dort für ihr Ja zum Begräbnis der Weimarer Republik den Segen empfangen.

Keine Frage, Ansehen und Geltung der neuen Machthaber waren dadurch erheblich gehoben, daß der Vatikan mit seiner hohen Autorität ihnen bescheinigte, verläßliche Partner eines Abkommens zu sein, das den Schutz des Glaubens und die Bewegungsfreiheit der Kirche garantierte und gleichzeitig die Pflichten der Geistlichen gegenüber dem Staat fixierte. Ganz überraschend war diese Verständigung nicht gekommen. Schon am 12. April 1933 hatte Papst Pius XI. Vizekanzler Papen und mit diesem Hermann Göring, den Reichsminister und Mann auf dem Platz zwei in der Führerhierarchie der NSDAP, in Privatau­dienz empfangen. Zu derlei Beziehungen verstand sich bis dahin kein Staatsmann einer bedeutenden europäischen Macht.

Später, als der Zwang zur Rechtfertigung dieses Abkommens entstanden war, ist erklärt worden, es sei aus Sorge um die Zukunft der Kirche und die Glaubensfreiheit ihrer Anhänger geschehen. Doch ließ das nur fragen, was die Obrigkeit in Rom und ihre Berater in Deutschland von der Führungsgruppe eigentlich hielt, die in Berlin an das Staatsruder gelangt war. Daß der Heilige Stuhl über sie, ihre Ideologie und Praktiken unzureichend informiert gewesen sei, ließ sich zwar sagen und schreiben, aber schwer glaubwürdig machen. Die Kunde von den Verfolgungen, den Konzentrationslagern (offiziell befanden sich 27000 Menschen zum Zeitpunkt des Abkommens in ihnen), den Drangsalierungen der Juden, den Fluchten der Nazigegner ins rettende Ausland, den Bücherverbrennungen war fraglos auch in die abgeschiedenen Gemächer des Vatikans und zu dessen Deutschland-Experten gedrungen. Und die Bischöfe von Breslau bis Trier konnten die Reden Görings, gespickt mit brutalen Drohungen gegen alle Widersacher, ebensowenig überhört haben, wie ihnen die Praxis der durch sie angefeuerten Sturmabteilungen entgangen sein konnte, jene blutigen Orgien, die sich nicht wie später »im Osten«, sondern unfern ihrer Bischofssitze zutrugen.

Von aktuellem Schwergewicht war der Vertrag im Reichsinnern mit seiner Wirkung auf das nach Millionen zählende treukatholische Volk. Das hatte bislang und noch im März 1933 ohne schwerwiegende Einbußen die Parteien gewählt, die ihnen auch von ihren Priestern als die allein akzeptablen und unterstützungswürdigen bezeichnet worden waren, das Zentrum und seine bayerische, sich als Volkspartei bezeichnende Schwester. Die beiden Organisationen des politischen Katholizismus, die in der Republik wiederholt Reichskanzler gestellt hatten, zuletzt den inzwischen ebenfalls außer Landes geflohenen Heinrich Brüning, und an der Mehrzahl ihrer Regierungen beteiligt gewesen waren, hatten sich wenige Tage vor der Unterzeichnung des Konkordats selbst aufgelöst und sich ruhmlos auch dadurch aus deutscher Geschichte verabschiedet, daß sie – in Übereinstimmung mit dem Text des Konkordats – ihre Anhänger dazu aufriefen, sich hinter die »nationale Regierung« zu stellen.

»Gebt dem Führer ...«

- Nun waren die deutschen Katholiken also mehrfach und eben auch durch den Papst, dessen Platz damals Pius XI. besetzte, zur Befolgung des Grundsatzes gedrängt: »Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist« (Matthäus 22,21), mithin zu striktem Gehorsam gegenüber der staatlichen Obrigkeit verpflichtet. Katholiken, wenn sie sich nicht schon durch vorherige Winke ihrer Bischöfe oder eigene Entschlüsse dazu gefunden hatten, zum Kreuz auch das Hakenkreuz zu akzeptieren, wurden in die Reihen der rasch wachsenden Gefolgschaft des Regimes beordert. Was von ihnen erwartet wurde, ließ sich unmißverständlich im Artikel 16 des Vertrages lesen, der den Text für den Treueid enthielt, den Bischöfe »in die Hand des Reichsstatthalters bzw. des Reichspräsidenten« zu leisten hatten, bevor sie von ihrer Diözese Besitz ergriffen: »Vor Gott und auf die heiligen Evangelien schwöre und verspreche ich, so wie es einem Bischof geziemt, dem Deutschen Reich und dem Lande (...) Treue. Ich schwöre und verspreche, die verfassungsmäßig gebildete Regierung zu achten und von meinem Klerus achten zu lassen. In der pflichtmäßigen Sorge um das Wohl und das Interesse des deutschen Staatswesens werde ich in Ausübung des mir übertragenen geistlichen Amtes jeden Schaden zu verhüten trachten, der es bedrohen könnte.«

Damit war eine Norm für das Verhältnis der Katholiken zur sich etablierenden Diktatur formuliert. Zu deren Einhaltung sollten die jüngsten Gläubigen bei Zeiten erzogen werden, wie Artikel 21 bestimmte, der vom Religionsunterricht an den allgemeinbildenden Schulen handelte: »Im Religionsunterricht wird die Erziehung zu vaterländischem, staatsbürgerlichem und sozialem Pflichtbewußtsein aus dem Geiste des christlichen Glaubens (...) mit besonderem Nachdruck gepflegt werden, ebenso wie es im gesamten übrigen Unterricht geschieht.« Nebenbei war in diesem Text den Machthabern um Hitler ein Dienst dadurch erwiesen, daß ihnen attestiert wurde, ihr Regiment sei »verfassungsmäßig gebildet« worden, und damit eines ihrer Trugbilder gestützt, auf daß sie bei allem Gerede von der »nationalsozialistischen Revolution« doch und namentlich für ihre Auslandspropaganda Wert legten. Diese Deutung, die sich in mancher Geschichtsliteratur bis heute finden läßt, verficht den grotesken Standpunkt, daß die Übergabe der Macht an eine Politikergruppe, die erklärtermaßen die existierende Verfassung beseitigen will, mit eben dieser Verfassung vereinbar wäre.

Es konnte kein Zweifel sein, daß die Machthaber die neue Situation unverzüglich und weidlich ausbeuten würden. Das geschah beispielsweise im November 1933, als nachträglich zur Zustimmung zum schon erfolgten Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund und der Wahl eines neuen Reichstags gerufen wurde. Prompt plakatierte die NSDAP im »Traditionsgau« München-Oberbayern, einer Gegend des Reiches mit nahezu ausschließlich katholischer Bevölkerung, einen Text mit der Frage: Warum ein Christ Hitler wählen müsse und begründete das mit den Verweisen auf die Zusicherungen des Konkordats. Opposition oder gar der Schritt in den antinazistischen Widerstand bedeuteten eine Verletzung der Forderung nach Staatstreue und Unfolgsamkeit auch gegenüber der kirchlichen Obrigkeit.

Eine Wende mit Folgen

Die nun bezogene Haltung des Vatikans und der deutschen Bischöfe war eine Kehrtwende. Denn wenn Führer des politischen Katholizismus, Priester und höhere Autoritäten der Kirche, die selbst nichts weniger als eine demokratische Einrichtung darstellt, an manchen Seiten dieses »Nationalsozialismus« auch Gefallen gefunden hatten, in erster Linie an dessen Frontstellung gegen den »gottlosen Bolschewismus« und gegen alle Richtungen der emanzipatorischen Arbeiterbewegung, so lagen zwischen beiden doch Differenzen ernster Natur genug. Indessen: Frühere Warnungen und Abmahnungen, ja an die Gläubigen gerichtete Verbote der Kirchenführer, sich von der NSDAP und ihren Gliederungen fernzuhalten, waren widerrufen oder außer Kraft gesetzt.

Das höchste Gremium der Kirche in Deutschland, die Fuldaer Bischofskonferenz, hatte diesen Wandel eingeleitet und nach einer telegrafischen Verständigung zwischen ihren Angehörigen, deren Zeugnisse sich im Archiv ihres Vorsitzenden, des Kardinals und Breslauer Erzbischofs Adolf Bertram befinden, die dem Kirchenvolk bis dahin auferlegten Verbote zurückgenommen. Das war am 28. März 1933 geschehen, fünf Tage nach der Annahme des Ermächtigungsgesetzes im Reichstag, das mit den Stimmen der katholischen Zentrumspartei und ihrer bayerischen Schwester die notwendige Zweidrittelmehrheit erhalten hatte, die anders nicht zu erreichen gewesen wäre. Katholiken war von da an nicht mehr untersagt, sich einer der Organisationen der NSDAP anzuschließen, ausgenommen, was dem veröffentlichten Text bei aller Umschreibung unschwer entnehmen ließ, der Schutzstaffel (SS), die wegen des in ihr gepflegten Rassedünkels ausgenommen wurde. Diese Entscheidung machte nun auch für den kirchentreuen Volksteil den Weg frei, sich in die Reihen derer zu begeben, die wegen ihres frühen und berechnenden Hineindrängens in die Naziorganisationen als »Märzgefallene« bezeichnet wurden.

Gemiedene Fragen

Heftig ist unter Geschichtsschreibern, deren Gegenstand die Geschichte der katholischen Kirche und des politischen Katholizismus bildet, darüber gestritten worden, ob die Zustimmung zur Liquidierung der Republik – denn das war Kern und Ziel dieser die Verfassung von 1919 auf den Müllhaufen der Geschichte befördernden Ermächtigung – durch die katholischen Abgeordneten nicht wie eine Planierraupe den Weg zum Reichskonkordat freigemacht habe oder eben die für dessen Abschluß zu entrichtende Anzahlung darstellte. Über diesen an den Akten nicht zu entscheidenden Streit und die Erörterung der Frage, wie diese Abmachung zustande gekommen sei, ist die Debatte darüber in den Hintergrund gelenkt worden, wie sich der Vatikan überhaupt darauf einlassen konnte, der sich im Prozeß ihrer Etablierung befindlichen Nazimacht derart Verfestigungshilfe zu leisten und das allein aufgrund von deren doch eher zu bezweifelnden Versprechungen.

Warum und wie konnten die Vorbehalte und Ablehnungen, die auf seiten der Kirche mit guten Gründen gegen die deutsch-faschistische Ideologie existierten und sich in scharfen und verwirklichten Drohungen gegen Katholiken äußerten, die in den Reihen der NSDAP als Aktivisten hervortraten, so rasch aufgegeben werden? Selbst noch 1932 war von jenen Theoretikern und Ideologen der katholischen Kirche, die einem Regierungsbündnis von Zentrum und Nazipartei Raum zu schaffen trachteten, es als conditio sine qua non angesehen worden, daß sich Hitler samt seiner Mitführer von der Rassenideologie lossagte, die dem Anspruch der Kirche schroff widersprach, Hirte aller Menschen zu sein, die jedenfalls vor Gott gleich seien. Vergangen? Vergessen? Jedenfalls – vorüber.

Sich auf Tatbestände einzulassen, die diese Fragen hervorrufen, macht in Deutschland noch immer Schwierigkeiten, wo der selbstkritische Umgang mit der Geschichte zwar Tag für Tag gefordert wird, freilich immer mehr nur hin in eine politische Richtung und von einem Adressaten: der und den Linken. Am besten, man läßt sich auf die heiklen Fragen nicht ein, mögen sich auch die beiden Autoren eines 2000 in Bamberg erschienenen, den Zeitraum der Weimarer Republik und die Nazijahre umfassenden Schulgeschichtsbuchs gesagt haben. Und das an einem Orte, an dem seit 1818 ein Erzbistum existiert und an dem 2007 das tausendjährige Bestehen des Bischofssitzes gefeiert werden konnte. Kurzum, das Reichskonkordat hat es diesem Lehrbuch zufolge nicht gegeben und – mehr noch – während der meist Deutschlands »dunkle Jahre« genannten Nazizeit auch keine Kirchen, will man dafür nicht ersatzweise die Erwähnung zweier Ausnahmeerscheinungen, des Bischofs von Münster, Graf Galen, und des evangelischen Pastors Martin Niemöller, nehmen. So kann man lästige Fragen auch loswerden, solche zur Militärseelsorge beispielsweise oder zum »Kreuzzug gegen den Bolschewismus«, deren Beantwortung auch das meist geschönte Bild des Kirchenfürsten aus westfälischem Adelsgeschlecht ins vergangene Wirkliche stellen würde. Denn von Galen, der allein als Verteidiger allen menschlichen Lebens erinnert wird, hat mit Erklärungen von 1939 und 1941 geholfen, junge Deutsche zum Kriegs- und Frontdienst zu rufen, um »das Vaterland zu schirmen«, und namentlich ihrem Kampf gegen »die Pest des Bolschewismus« seinen Segen erteilt. Zudem hilft die Tabuisierung von Fragen womöglich, verkaufshindernde Einsprüche gegen Schulbuchtexte seitens staatlicher oder auch kirchlicher Behörden zu vermeiden. So genießt, wo von der Kirche insgesamt gehandelt wird, jenes Verfahren den Vorzug, daß Konflikte von Kirchenoberen mit der Macht hochgespielt und insbesondere die Einschränkungen der Aktionsräume der Kirchen und die Verfolgungen von Gläubigen dargestellt werden.

Gegensätze, Konflikte

In der Tat waren Verletzungen des Abkommens durch kirchenpolitische Maßnahmen der Machthaber und durch eigene Aktionen von Führern auf mittlerer Ebene und durch das nazistische Fußvolk namentlich im Vorkrieg eine Alltagserscheinung. Die traten deutlich hervor, denn in seinem 34 Artikel und dazu mehrere Erläuterungen umfassenden Text war keine Tätigkeit und Interessen der Kirche oder einer ihrer Einrichtungen betreffende Frage ausgelassen, seien es die Gottesdienste, der Religionsunterricht an den Schulen, die Ausbildung an den katholisch-theologischen Fakultäten, das Leben der Orden, das kirchliche Eigentum, die Existenz katholischer Verbände, die Finanzierung der Kirche durch Steuern usw. Streitfragen in der Auslegung des Fixierten waren da kaum möglich. Selbst für den gedachten und von den päpstlichen Autoren des Textes offenbar erwarteten Fall der Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht, eine eklatante Verletzung des Versailler Vertrages von 1919, war vorgesorgt. Ein geheimer Zusatz regelte, wie es dann um den Wehrdienst von Geistlichen und speziell unter den Bedingungen einer Mobilisierung stehen werde, wer von ihm ausgenommen sei und wer ihn als Sanitätssoldat abzuleisten habe.

Es gehört viel Glaubensfähigkeit dazu anzunehmen, daß im Vatikan nicht vorhergesehen wurde, daß sich die Machthaber dieses Nazireiches an die Bestimmungen des feierlich geschlossenen Abkommens nicht halten würden, sobald sie ihre Positionen im Inland wie auf internationalem Feld gefestigt hatten. Am frühesten standen sich die Vorsätze und Inhalte bei der Erziehung und Ausrichtung der Jugend gegenüber, worauf die NSDAP mit dem 1933 zum Reichsjugendführer ernannten Baldur von Schirach ungeteilten Anspruch erhob. Folglich wurde die Tätigkeit der kirchlichen Verbände unter den Angehörigen der jungen Generation, zu der bis dahin vielerlei gemeinschaftliche Unternehmen und Erlebnisse gehört hatten, darunter Sport- und andere gesellige Veranstaltungen wie Wanderfahrten und Zeltlager, zunehmend eingeschränkt und behindert.

Hitlers und seiner Mitführer Vorstellungen von der geistigen, physischen und emotionalen Verfassung namentlich des männlichen Teils der Jugend wichen von den Zielen der Kirche nicht nur ab, sondern waren diesen entgegengesetzt. Der Diktator wollte eine Jugend, die keine höhere Autorität anerkannte als die seine, die jedem seiner Befehle bedingungslos folgte, die ihr Gewissen an ihn, den Gewissenlosen, abgetreten hatte, die bereit war, die Lebensrechte aller und jeder, die ihr auf dem geplanten Eroberungszug begegnen würden, zu mißachten, und das ohne zu fürchten, dafür lebend oder tot je zur Verantwortung gezogen zu werden. Das vertrug sich mit den Dogmen der christlichen Morallehre nicht. Wer die vollkommen ernst nahm und jenen außergewöhnlichen Grad an Mut aufbrachte, der dazu notwendig war, ihnen gemäß zu handeln, zog nicht in diesen Krieg und endete unter dem Fallbeil.

Die katholische Kirche in Deutschland bekam ihre Märtyrer. Nur dürfte die Erinnerung an sie nicht dazu benutzt werden, die Vorgeschichte dieses Märtyrertums zu beschweigen. Sie begann nicht erst 1933, sondern schon vordem, mit der Herstellung der guten Beziehungen zwischen dem Vatikan und dem an die Macht gelangten italienischen Faschismus. Sie wurden am 11. Februar 1929 in den Lateran-Verträgen fixiert, die zwischen dem Papst Pius XI. und dem italienischen König Viktor Emanuel III. durch dessen Bevollmächtigte, den Kardinalstaatssekretär Pietro Gasparri und den »Herrn Cavalliere Benito Mussolini«, abgeschlossen wurden. Mit ihnen war der seit 1870 existierende, als »römische Frage« umschriebene Streit zwischen Italien und dem Vatikan beigelegt worden. Indessen und anders als das Reichskonkordat vier Jahre später vermied dieser Vertrag zur Kennzeichnung der beiderseitigen Beziehungen jede überschwengliche Formulierung. Im Text von 1933 aber war in der Präambel die Absicht erklärt, »die zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Deutschen Reich bestehenden freundschaftlichen Beziehungen zu festigen und zu fördern«.

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zum Thema passender Link (Einschub von bjk):

hier klicken > Bayern kürzt Unterricht über NS-Zeit


Der neue bayerische Lehrplan für das Fach Geschichte sieht in den zwei Oberstufenjahren des Gymnasiums nur noch insgesamt sieben Schulstunden zur NS-Geschichte vor, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Auch die Weimarer Republik werde in dem Zeitraum nur noch in sieben Schulstunden behandelt. Für den Nahost-Konflikt seien hingegen 10 Stunden vorgeschrieben, für das "Leben in der entstehenden Industriegesellschaft des 19. Jahrhunderts" sogar 14 Stunden.
weiterlesen unter: http://www.tagesspiegel.de/politik/international/Bayern-NS-Zeit;art123,2575528



Es ist allerhöchste Zeit, Art. 1, Abs. 1 und Art. 20, Abs. 4, GG, Geltung und Wirkung zu verschaffen!

[editiert: 20.07.08, 16:13 von bjk]
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Detlef

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New PostErstellt: 14.01.09, 01:20  Betreff: Re: Aber die Kirche tut doch so viel Gutes ... ... ...  drucken  weiterempfehlen

Dazu läßt sich auch das Buch von Karl Heinz Deschner:

Die Politik der Päpste im 20 Jahrhundert empfehlen.

http://www.deschner.info/de/werk/31/kurzbeschreibung.htm

Nach diesem Buch glaubte ich nie mehr, dass die Kirche im 3. Reich nur Mitläuferin der Nazis gewesen war. Kirchen waren von Nazis nie zu erpressen. Das wussten Nazis ganz genau und deshalb kauften sie die Kirchen durch Reichskonkordate.


[editiert: 14.01.09, 01:26 von Detlef]
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bjk

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New PostErstellt: 26.12.09, 23:27  Betreff:  ... aber die Kirche tut doch so viel Gutes  drucken  weiterempfehlen

kopiert aus: http://www.neues-deutschland.de/artikel/161766.im-zweifel-fuer-die-kirche.html



Von Ingolf Bossenz

Im Zweifel für die Kirche?


Der Sonntagsstreit und andere Streiflichter eines Kulturkampfes


Pünktlich zum Beginn der Weihnachtszeit konnten die beiden christlichen Großkirchen einen wichtigen juristischen Sieg verbuchen. Am 1. Dezember gab das Bundesverfassungsgericht den Beschwerden der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und des Erzbistums Berlin gegen die Ladenöffnungsmöglichkeiten in Berlin speziell an allen vier Adventssonntagen statt und verwarf diese Praxis als nicht verfassungsgemäß.

Auch die Gewerkschaften begrüßten das Urteil und in den Medien wurde es überwiegend positiv kommentiert. Ein Riegel gegen hemmungslosen Konsumismus, gegen immer rigorosere Ausbeutung der im Handel Beschäftigten – was wäre an einer solchen »vernünftigen« Entscheidung der Karlsruher Richter auszusetzen?

Indes: Den klagenden Kirchen ging es mitnichten um den Schutz der Verkäuferinnen und Verkäufer. Das wäre auch kaum zu erwarten angesichts der restriktiven arbeitsrechtlichen Regelungen für Mitarbeiter der Kirchen und kirchennaher Organisationen, die hierzulande erheblich zu den für sonstige Arbeitnehmer anwendbaren Bestimmungen differieren. Es ging um die Kirchen selbst. Und um deren Betroffenheit von der Berliner Regelung, die das Gericht ausdrücklich anerkannte. Doch worin eigentlich liegt diese Betroffenheit? Eine Beeinträchtigung religiöser Veranstaltungen ist nicht erkennbar. Die hauptsächliche Zeit für Gottesdienste ist der Vormittag und die Geschäfte öffneten an den Sonntagen erst ab 13 Uhr.

Laut dem erstaunlichen Fazit des Bundesverfassungsgerichts liegt die Betroffenheit der Kirchen darin, »dass sich durch die in Rede stehenden Ladenöffnungszeiten generell der Charakter der Sonn- und Feiertage als Tage der Arbeitsruhe, aber auch der Besinnung verändert, weil diese Tage auch in ihrer Ganzheit als Tage der Ruhe und der seelischen Erhebung religiöse Bedeutung für die Beschwerdeführer haben«. Das Gericht zitiert zur Untermauerung seiner Argumentation sogar die entsprechende Bibelstelle »... am siebten Tage sollst Du ruhen, ...«.

Es ging den Kirchen also – und das ist alles andere als erstaunlich – darum, die eigene Sicht der Sonntage »in ihrer Ganzheit« juristisch als gesellschaftlich gültige Deutungshoheit legitimieren zu lassen. Was vollauf gelang. Zudem mit einem weitgehend positiven Echo, das allerdings diese religionspolitischen Implikationen so gut wie völlig ausblendete.

Der Rechtswissenschaftler Gerhard Czermak erläuterte gegenüber ND, was »ärgerlich an dem Urteil ist«. Dessen Lektüre, so der ehemalige Verwaltungsrichter und Verfasser eines bislang singulären Lexikons zu Religion und Weltanschauung*, verstärke wieder einmal »den Eindruck, es gelte immer noch der Grundsatz ›in dubio pro ecclesia‹ (im Zweifel für die Kirche)«. Die Entscheidung lasse an einzelnen Stellen »klar erkennen, dass die Förderung speziell christlicher Tradition dem Gericht nicht fern liegt«. Dem Sonn- und Feiertagsschutz werde eine religiöse Teilkomponente zuerkannt. Czermaks Resümee: »Vergessen wird die alte Erkenntnis des Bundesverfassungsgerichts, dass alle Verfassungsbegriffe im nur weltlich legitimierten Staat nur säkular verstanden werden dürfen, auch wenn der Staat auf Religion und Weltanschauung – gleichberechtigt – Rücksicht nimmt.«

Im Zweifel für die Kirche? Am 24. September wies der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg eine Beschwerde gegen die Kirchenaustrittsgebühr in Deutschland ab, nachdem dies ein Jahr zuvor bereits das Bundesverfassungsgericht getan hatte. Bekanntlich ist es auch hierzulande üblich, Säuglinge per Taufe zu Mitgliedern der Kirchen zu machen. Wer die Zwangsmitgliedschaft im fortgeschrittenen Alter aufkündigen möchte, muss seinen Wunsch nicht etwa gegenüber dem zuständigen Pfarrer, sondern gegenüber einer staatlichen Stelle – in der Regel ist dies das Standesamt – erklären. Abgesehen von der Merkwürdigkeit, dass die Kirchen die einzigen Vereine sind, deren Verlassen dem Staat anzuzeigen ist, kostet diese Praxis in den meisten Bundesländern die Austrittswilligen auch noch Geld – bis zu 50 Euro (Baden-Württemberg). Der Staat erschwert also einerseits die Aufkündigung der Kirchenzugehörigkeit. Andererseits verdient er an denen, die sich davon nicht abschrecken lassen. Manus manum lavat.

Solche über Jahrhunderte bewährte deutsche Tradition der einander waschenden Hände von »Thron und Altar« wurde erst jüngst auf hoher politischer Ebene bekräftigt. Erzbischof Robert Zollitsch, Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, und Hermann Gröhe, neuer CDU-Generalsekretär, würdigten bei einem Treffen die Zusammenarbeit zwischen Politik und Kirche. Das »vertrauensvolle Miteinander« zwischen Bischofskonferenz und CDU werde fortgesetzt, hieß es aus der CDU-Pressestelle. Demnach begrüßten Zollitsch und Gröhe, dass den Kirchen im Koalitionsvertrag »eine unverzichtbare Rolle bei der Vermittlung der unserem Gemeinwesen zugrunde liegenden Werte« zugesprochen worden sei.

Diese Festschreibung »einer unverzichtbaren Rolle« der Kirchen im Koalitionsvertrag ist besonders pikant, als ja einer der beiden Koalitionspartner die FDP ist. Ausgerechnet diese Partei war nämlich einst – lang ist’s her: 1974 – auffällig geworden durch ein von ihrem Bundesparteitag verabschiedetes Thesenpapier »Freie Kirche im freien Staat«, das mit Blick vor allem auf die Stellung der beiden Großkirchen unter anderem folgende Essentials enthielt:

– Der Körperschaftsstatus der Kirchen ist durch ein neues Verbandsrecht abzulösen;

– Kirchenmitgliedschaft ist rein intern zu regeln;

– die Kirchensteuer ist durch ein kircheneigenes Beitragssystem zu ersetzen;

– das Neutralitätsprinzip des Staates ist auch im Landesrecht und bei religiösen Symbolen zu beachten;

– Kirchenverträge und Konkordate sind aufzuheben und gegebenenfalls durch Gesetze oder Einzelvereinbarungen zu ersetzen;

– Staatsleistungen und finanzielle Sondervorteile sind aufzuheben;

– Militärseelsorge ist die alleinige Sache der Kirchen, Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften;

– in den öffentlichen Gremien ist die Vertretung der Kirchen und anderer gesellschaftlicher Gruppen auf die jeweilige Funktion der Verbände zu überprüfen.

Nachdem das FDP-Papier seinerzeit von Kirchen und Konservativen massiv angefeindet und diffamiert worden war, verschwand es in der Schublade. Seine Forderungen bleiben hochaktuell. Allerdings ist es kaum wahrscheinlich, dass heute eine etablierte Partei einen Vorstoß von vergleichbarer Konsequenz wagt. Schon gar nicht die endlich wieder an der Macht teilhabenden Freidemokraten.

Nimmt man das Karlsruher Sonntags-Urteil und die versprochene Einbindung in die Politik der schwarz-gelben Koalition, beschert das Jahr 2009 den christlichen Großkirchen einen versöhnlichen Ausklang. Zunächst sah das gar nicht so aus. Ein veritabler Kulturkampf tobte um das für die an Berliner Schulen Lernenden obligatorische Fach »Ethik«. Er endete zum Showdown in einem Volksentscheid. Dabei sprach sich im April eine klare Mehrheit der wahlberechtigten Hauptstädter für die Beibehaltung dieser Regelung der rot-roten Koalition aus. Religionsunterricht bleibt also freiwilliges Zusatzfach. Ungeachtet der düsteren Propaganda der Kirchen und ihnen nahestehender Kreise. Sah sich doch der Erzbischof von Berlin, Georg Kardinal Sterzinsky, durch einen »neutralen« Werteunterricht an die NS-Zeit erinnert und für den damaligen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Bischof von Berlin-Brandenburg, Wolfgang Huber, war eine solche Regelung ein »gefährliches und verantwortungsloses Vorgehen«.

Der Unmut der Kirchenoberen ist verständlich: Ein ausschließlich auf Freiwilligkeit beruhender Religionsunterricht erschwert unweigerlich den Zugriff auf die besonders wichtige Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen. Im Oktober veranstaltete die EKD in Erfurt eine Tagung zum Thema Kindergottesdienst mit rund 3000 Teilnehmern. Angesichts einer zunehmenden Unkenntnis von elementaren Grundkenntnissen zum christlichen Glauben müsse deren Vermittlung schon im Kindergartenalter beginnen, explizierte dort der stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende Christoph Kähler. Schließlich, sei ergänzt, geht es um die Kirchensteuerzahler von morgen.

Ungeachtet der hier zweifellos fließenden Grenzen zur »Indoktrination« haben Kirchen natürlich wie jeder Verein und jede Gruppe in einem demokratischen Gemeinwesen das selbstverständliche Recht, sich im Rahmen von Verfassung und Gesetzen um die Vermittlung der ihnen wichtigen Überzeugungen zu bemühen. Problematisch wird die Sache indes, wenn diese Sichten als allgemein verbindliche Normen einer zunehmend kirchendistanzierten Gesellschaft oktroyiert werden sollen. Während in der Bonner Republik 1950 noch über 96 Prozent der Bevölkerung formal einer der beiden großen Kirchen angehörten, waren es 1970 immer noch knapp 94 Prozent. 1987 gehörten bereits 15,5 Prozent der Bevölkerung keiner der beiden großen Kirchen mehr an. Diese Gruppe wuchs mit dem Anschluss der DDR auf 22,4 Prozent. 2008 haben die Austritte aus beiden Kirchen bundesweit deutlich zugenommen: 160 000 Menschen verließen die evangelische Kirche, 30 000 mehr als 2007. Die katholische Kirche verzeichnete rund 120 000 Austritte gegenüber 93 000 im Jahr davor. Heute sind noch etwa 30 Prozent der BRD-Bewohner formal römisch-katholisch und ebenso viele evangelisch. Allerdings lehnen laut Umfragen selbst die formellen Mitglieder der großen Kirchen in beträchtlichem Maße zentrale Glaubenspositionen ihrer jeweiligen Konfession ab. Und am Heiligabend 2009, üblicherweise die Hoch-Zeit der Kirchenfrequentierung, planen laut Forsa-Umfrage nur 41 Prozent der 14- bis 64-Jährigen einen Gottesdienstbesuch.

Angesichts dieses Schwundes ist die Aufforderung des Erfurter katholischen Bischofs Joachim Wanke an die Entscheidungsträger der Europäischen Union, diese sollten sich wieder stärker auf christliche Werte besinnen, nachvollziehbar. Schließlich, so Wanke, helfe »das Licht des größeren Gotteshorizontes ..., das Wichtige vom weniger Wichtigen zu unterscheiden«.

Trafen diese Unterscheidung auch die Behörden im erzkatholischen Irland, als sie gemeinsam mit der Kirchenleitung jahrzehntelang einen der schlimmsten klerikalen Skandale vertuschten? Katholische Priester hatten Hunderte Kinder, die sich in ihrer »Obhut« befanden, sexuell missbraucht. Die dieses Jahr im Auftrag der Dubliner Regierung veröffentlichte Untersuchung ist ein Blick in Abgründe. Abgründe, die umso schauerlicher sind, als sie von jenen aufgerissen wurden, die als inkarnierte Bannerträger einer Moral gelten, die der Papst – wenn er denn die Macht hätte – gern allen Menschen aufdrückte.

Irland, USA, Australien, Österreich, Polen, auch Deutschland ... Wären die jetzt bekannten Dimensionen sexuellen Missbrauchs einer sogenannten Sekte angelastet worden – der Verein wäre vermutlich längst verboten. Aber die katholische Kirche bleibt natürlich weiter ein unverzichtbarer Hort höchster Sittlichkeit.

Bemerkenswerterweise forderte die Sekten- und Scientology-Beauftragte des Hamburger Senats, Ursula Caberta, jetzt ein Gesetz für »religiösen Verbraucherschutz«. Indes geht es bei dieser Initiative nicht um die gewiss nicht zu unterschätzenden Risiken und Nebenwirkungen der etablierten Religionen, sondern vor allem um esoterische Gruppen und sogenannte okkulte Praktiken. Die Kirchen dürften ein solches Gesetz begeistert begrüßen, sind es doch in Sonderheit die von ihnen selbst ernannten und bezahlten Sektenbeauftragten, die der Öffentlichkeit die potenzielle Gefährlichkeit der sich auf dem schillernden Markt der spirituellen Angebote tummelnden Konkurrenten suggerieren. Treffend formulierte der Religionswissenschaftler Hubertus Mynarek, dass »der Kampf gegen die neuen religiösen Bewegungen schon wieder eine Vitalitätsspritze für die erstarrte Kirche« sei.**

Noch wichtiger ist und bleibt aber unfraglich die Vitalitätsspritze von jährlich bis zu 14 Milliarden Euro an Subventionen, Renten und Steuerbefreiungen, die Bund, Länder und Kommunen den Großkirchen injizieren.

Dass es namentlich der katholischen Amtskirche trotz aller wohlklingenden interreligiösen Bekundungen ihrer Prälaten letztlich um die politische Durchsetzung einer christlichen Dominanzkultur im säkularen Staatswesen geht, machte erst kürzlich der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx, deutlich. Marx hielt eine Rede im Bayerischen Landtag, eigentlich ein Ort der ausschließlich säkularen öffentlichen Gewalt – was in Bayern traditionell schon dadurch in Frage gestellt ist, als am Versammlungsort des Landesparlaments ein Kruzifix auf das Wirken einer »höheren«, christlich konnotierten Gewalt an dieser legislativen Lokalität verweist. Nicht nur, dass der Münchner Erzbischof die Volksvertreter mit der kryptischen Konsequenz konfrontierte, wo der Unterschied zwischen Schöpfer und Geschöpf aus dem Blick gerate, sei »die Demokratie am Ende«. Marx wandte sich zudem entschieden gegen eine Gleichbehandlung aller Religionen durch den Staat. Die Unterschiede müssten danach bemessen werden, wie viel die jeweilige religiöse Gruppe zum Erhalt des Gemeinwesens beitrage. Klar, dass der Gottesmann eine solche Idee nicht ohne die feste Überzeugung initiierte, dass sein eigener Verein bei einem derartigen Religionslotto selbstredend die Kreuze an die richtigen Stellen setzt (siehe das Kreuz im Landtag). Schließlich, so Marx, müsse in Rechnung gestellt werden, dass die Ideen der Menschenrechte und der Demokratie nicht zufällig im christlichen Kulturkreis entwickelt worden seien. Zwar räumte der Erzbischof ein, dass dies auch gegen kirchliche Widerstände geschehen sei. Die Wahrheit ist: Es geschah nicht a u c h, sondern m a ß g e b l i c h gegen lange und erbitterte klerikale Gegenwehr.

Die Behauptung, Demokratie und Menschenrechte seien genuin christliche Werte, ist für den Leipziger Philosophieprofessor Christoph Türcke schlicht »Geschichtsklitterung«. Denn »jedes einzelne Menschenrecht« sei »dem Christentum abgerungen worden«. Und auch der österreichische Autor Robert Misik wiederholt nur eine jedem halbwegs objektiven Betrachter geläufige Evidenz, wenn er konstatiert, Menschenrechte, Demokratie und weltanschaulicher Pluralismus hätten sich »in Europa und im Westen nicht deshalb durchgesetzt, weil es hier eine ›demokratischere‹ Religion gibt, sondern weil der Machtanspruch der Religionen erfolgreich zurückgedrängt wurde«.*** Wobei korrekterweise von einem Machtanspruch der Kirche(n) die Rede sein muss. Denn dieser ist es, der Religiosität und das Bedürfnis danach seit Jahrhunderten unter institutionalisierte Kuratel stellt. Im Insistieren auf der Kernkompetenz der Glaubensvermittlung zeigten sich Luther, Calvin und andere Reformatoren nicht weniger rigide als der von ihnen bekämpfte Papst.

Angesichts sinkender Mitgliederzahlen der christlichen Kirchen wird indes meist vergessen, dass sich deren Machtfülle vor allem aus ganz konkreter Wirtschaftskraft speist. Nach einschlägigen Berechnungen verfügen die beiden Großkirchen in Deutschland über ein Gesamtvermögen von rund 500 Milliarden Euro und erzielen zusammen mit ihren Unternehmen einen Gesamtumsatz von mehr als 125 Milliarden Euro jährlich. Mag es auch mit dem Ökumenischen Probleme geben – das Ökonomische ist ein starkes Bindemittel zwischen den großen Glaubenskonzernen. Auf das Sonntagsgeschäft können sie locker verzichten. Zumindest auf das profane.

*Gerhard Czermak: Religion und Weltanschauung. Ein Lexikon für Praxis und Wissenschaft. Alibri Verlag, 404 S., 39 €.

**Hubertus Mynarek: Die neue Inquisition. Sektenjagd in Deutschland. Verlag Das Weiße Pferd, 489 S., 18 €.

***Robert Misik: Gott behüte! Warum wir die Religion aus der Politik raushalten müssen. Verlag Carl Ueberreuter, 192 S., 19,95 €.




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New PostErstellt: 06.06.11, 19:29  Betreff:  Re: Kreuz und Hakenkreuz  drucken  weiterempfehlen

gelesen in: http://www.neues-deutschland.de/artikel/199179.vorbild-kroatien.html?sstr=Vorbild|Kroatien



Kommentiert von Roland Etzel

Vorbild Kroatien


So deutlich hatte es sein Vorgänger niemals ausgesprochen. Aber Papst Benedikt XVI. bezeichnete am Wochenende während seines Besuchs in Kroatien die Geschichte der 20-jährigen Eigenstaatlichkeit des Landes als »beispielhaft« und »Grund zur Reflexion für alle anderen Völker des Kontinents«. Kein Wort verlor der Papst über nach 1991 verübte Verbrechen: ethnische Säuberungen, deren Opfer Tausende in Kroatien lebende Serben wurden, und andere Kriegsverbrechen, die selbst vom gegenüber Kroaten großzügigen Haager Tribunal als solche eingeordnet wurden.

Die Opfer werden die Papstworte als zynisch empfinden, aber aus der Warte dieses Zynismus ist es tatsächlich eine Erfolgsgeschichte; eine, an deren Zustandekommen der Vatikan maßgeblich beteiligt war. Rom darf sich rühmen, die Aufspaltung Jugoslawiens nach 1990 aktiv mitbetrieben zu haben. Die blutigen Folgen dieses Kurses der kroatischen Führung nahm Rom, das Verbrechen anderer Führer des Balkans unnachsichtig geißelte, weitgehend kritiklos in Kauf.

Auch das steht in der politische Kontinuität der Vatikan-Politik auf dem Balkan: Benedikt weilte gestern gedenkend am Grabe von Kardinal Stepinac, Militärvikar von Hitlers Verbündetem in Zagreb, und pries ihn als »Verteidiger des wahren Humanismus«. Johannes Paul II. hatte Stepinac, der nach 1945 als einziger Kardinal wegen Kriegsverbrechen verurteilt wurde, bereits selig gesprochen. Benedikt blieb in dieser Spur.



_ _ _

weiterführende Links

http://www.mutter-teresa.info/stepinac.html
http://www.mutter-teresa.info/
http://www.das-weisse-pferd.com/98_18/seligsprechung_eines_kriegsverbrechers.html


... die Evangolen sind übrigens kein bißchen weniger heuchlerisch, denn auf dem sogenannten Kirchentag in Dresden vom Vergangenen Wochenende durfte Kriegsminister die Misere widerspruchslos von notwendigen und notwendig werdenden neokolonialstischen Raubkriegen salbadern und die Pastorentochter Änschie, für die alle Südländer faul sind, hat ihm dazu die Lampe gehalten

... übrigens wurde diese bigotte Veranstaltung vom Steuerzahler mit über 2 Millionen Euro subventioniert - kaum der Rede wert, wa




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New PostErstellt: 06.06.11, 19:35  Betreff: Re: Kreuz und Hakenkreuz  drucken  weiterempfehlen

    Zitat: bjk
      durfte Kriegsminister die Misere widerspruchslos von notwendigen und notwendig werdenden neokolonialstischen Raubkriegen salbadern und die Pastorentochter Änschie, für die alle Südländer faul sind, hat ihm dazu die Lampe gehalten

... auch andere Berufslügner der im Bundestag vertretenen Parteien - auch aus der PDL (Gysi!!!) - fanden den Kirchentag und die Kirche/n ganz toll




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New PostErstellt: 06.06.11, 19:47  Betreff: Re: Kreuz und Hakenkreuz  drucken  weiterempfehlen

    Zitat: bjk
    - auch aus der PDL (Gysi!!!) - fanden den Kirchentag und die Kirche/n ganz toll


gelesen in: http://www.neues-deutschland.de/artikel/199130.die-gruene-welle-der-nischenbauer.html?sstr=Gysi|Kirchentag|Dresden

"Gysi lobte dabei, die evangelische Kirche schaffe es »in jeder Gesellschaft Nischen einzubauen«. Das habe sie in der DDR gezeigt, wo »die Opposition, gleich ob gläubig oder nicht, dort eine Stätte hatte, zu der sie gehen konnte«. Die Funktion übernehme sie auch heute, sagte Gysi und fügte hinzu, das Bewusstsein dafür wolle er in seiner Partei schärfen. EKD-Ratsvorsitzender Nikolaus Schneider nahm die Ankündigung wohlwollend zur Kenntnis. Dafür, dass es sein erster Besuch bei einer Veranstaltung der LINKEN war, hörte er eine wahrhaft frohe Botschaft."





... hat der sie noch alle?! - Die Linkspartei wird immer unwählbarer - - -




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New PostErstellt: 14.06.11, 14:21  Betreff: Re: Kreuz und Hakenkreuz  drucken  weiterempfehlen

    Zitat: bjk
    - auch aus der PDL (Gysi!!!) - fanden den Kirchentag und die Kirche/n ganz toll



gelesen in: http://www.neues-deutschland.de/artikel/199586.so-wahr-mir-gott-helfe.html?sstr=wahr|mir|Gott|helfe


Von Jürgen Schuster       11.06.2011

So wahr mir Gott helfe ...


Politische Entscheidungen und christliche Gebote


Als Kanzlerin Merkel öffentlich ihre Freude über die Tötung Osama bin Ladens verkündete, war der seltene Fall eingetreten, bei dem die Unverträglichkeit politischen Handelns mit christlichen Werten für jeden erkennbar wurde. Denn im Regelfall präsentieren bürgerliche Regierungen problematische politische Entscheidungen und Maßnahmen in religiöser Verkleidung. George W. Bush stellte sich in allen öffentlichen Auftritten als streng gläubiger Christ dar, der täglich vor dem Schlafengehen die Bibel liest. Regierungssitzungen begann er stets mit einem Gebet. Das hinderte ihn jedoch nicht daran, Irak zu überfallen und die Folter zur legitimen Verhörmethode zu erklären. Während des Vietnamkrieges verkündete der gläubige Christ und Luftwaffengeneral Curtis Le Mey, man müsse, um zu siegen, Vietnam in die Steinzeit bomben. Der Einsatz von hochgiftigen Entlaubungsmitteln auf riesigen Flächen führte zu über hunderttausend Toten, bei den Überlebenden zu Krebserkrankungen und zu Missbildungen bei Neugeborenen. Vor beiden Angriffskriegen dienten ausgeklügelte Lügen als Vorwand für die jeweilige grobe Verletzung des Völkerrechts. Für den Überfall auf Vietnam war es ein erfundener vietnamesischer Angriff auf US-Kriegsschiffe im Golf von Tonking. Und die Behauptung, Saddam verfüge über Massenvernichtungswaffen, reichten Bush aus, um in Irak einzumarschieren.

Angela Merkel stand von Anbeginn unerschütterlich an der Seite dieses Mannes und der von ihm befohlenen Irak-Invasion. Nach der Ablehnung deutscher Beteiligung an jenem Krieg durch den damaligen Kanzler Gerhard Schröder reiste sie als Oppositionsführerin in die USA, um Bush in einem Akt peinlicher Beflissenheit die Unterstützung ihrer Partei zu versichern. In der »Washington Post« wetterte sie in einer Schmähkolumne gegen die Antikriegsentscheidung Schröders.

Es ist schon erstaunlich, wie variabel christliche Politiker mit den sonst von ihnen so gern herausgestellten christlichen Werten umgehen. So hatte Merkel seinerzeit keine Probleme, gegebenenfalls deutsche Soldaten nach Irak zu schicken oder jüngst ihre Freude über einen Tötungsvorgang zu bekunden, unbeschadet aller biblischen Gebote über die Heiligkeit des menschlichen Lebens. Wenn es ihr dagegen zweckmäßig und nützlich erscheint, beruft sie sich sehr nachdrücklich auf ihre Religion. Hierzu sah sie sich auch veranlasst, als Bundespräsident Wulff in einer Festrede im Oktober letzten Jahres erklärte, dass auch der Islam zu Deutschland gehöre, was im konservativen Lager viel Unmut auslöste. Während von dieser Seite vielfach offene Ablehnung zu hören war, gingen führende CDU/CSU-Kreise, allen voran die Kanzlerin, dazu über, ihre letztlich islamfeindliche Haltung hinter lautstarken Bekenntnissen zum Christentum zu verstecken.

Auf dem Karlsruher Parteitag der CDU Ende 2010 präsentierte Merkel, begleitet von ständigen Verweisen auf die Bedeutung des Glaubens und die »ethischen Grundlagen des Christentums«, eine neue Erfindung: eine »christlich-jüdische Tradition« als »prägende Kraft«, die über Jahrhunderte zurückreiche. Die Kombination »christlich-jüdisch« suggeriert ein harmonisches Miteinander und ist nicht nur eine Konstruktion, sondern eine freche Geschichtslüge, nun in den Rang einer regierungsamtlichen Verlautbarung gehoben. Es ist durchaus lohnenswert, einmal der Frage nachzugehen, wie diese über Jahrhunderte andauernde »jüdisch-christliche« Tradition in der Geschichte in Wirklichkeit aussah.

Seit der offiziellen Anerkennung des Christentums als Staatsreligion durch Kaiser Konstantin im Jahre 313 standen judenfeindliche Beschlüsse und Aktivitäten im Mittelpunkt der christlichen Kirche. So verbot beispielsweise schon die Synode von Elvira 306 die Eheschließung von Juden und Christen sowie gemeinsame Mahlzeiten, andere Synoden ordneten die Verbrennung des Talmuds an, untersagten es Christen, jüdische Ärzte aufzusuchen, verboten Juden, öffentliche Ämter zu bekleiden und zwangen sie, nur in abgesonderten Ortsteilen zu leben. Eines der bedeutendsten Konzile des Mittelalters, das IV. Laterankonzil 1215, ordnete als Unterscheidungsmerkmal für Juden das Tragen eines gelben Flecks oder eines Spitzhutes an, verbot das Ausüben von Handwerk und Gewerbe und gestattete ihnen nur den Geldverleih.

Auch der vielleicht größte Reformer der Geschichte, Martin Luther, unterwarf sich dem Antijudaismus des Vatikans. In seiner Schrift »Die Juden und ihre Lügen« beschimpfte er sie als Mörder an Christus und verlangte, dass man ihre »Synagogen oder Schulen mit Feuer anstecke«. Bis ins 18. Jahrhundert blieb der Antisemitismus die offizielle Kirchenlehre und erlebte dann mit dem Machtantritt Hitlers seine grausame Vollstreckung.

Mit dem Abschluss des Reichskonkordats zwischen dem Vatikan und der Hitlerregierung im Sommer 1933 wollte sich die katholische Kirche ein Maß an Bewegungsfreiheit sichern und nahm dabei in Kauf, die erste völkerrechtliche Anerkennung des faschistischen Deutschland vollzogen zu haben. In ihrem Verhältnis zur Hitler-Diktatur ließ sie sich wie stets vom Paulusbrief an die Römer leiten und forderte zum Gehorsam gegenüber der Obrigkeit auf. Papst Pius XI. schwieg sich zwar über den Holocaust und andere Verbrechen aus, umso heftiger polterte er gegen den gottlosen Bolschewismus. 1937 klagte er in der Enzyklika »Divini redemptoris« die »Geißel des Kommunismus« an, der die ganze Welt bedrohe.

Ende 1936 hatten die Bischöfe in einem Hirtenbrief dem Führer versichert, ihn »in seinem weltgeschichtlichen Abwehrkampf gegen den Bolschewismus mit moralischen Mitteln auf jede Weise zu unterstützen«. Wenige Wochen nach dem Überfall auf Polen1939 ermahnten die Bischöfe »unsere katholischen Soldaten in Gehorsam gegen den Führer … opferwillig ihre Pflicht zu tun«. Selbst nach dem Zweiten Weltkrieg ermöglichte der Vatikan mit Duldung von Papst Pius XII. die Flucht führender Faschisten und Kriegsverbrecher, darunter Eichmann und Mengele, nach Südamerika über die sogenannte »Rattenlinie«.

Angesichts solcher christlicher Traditionen muss es schon Erstaunen hervorrufen, wenn führende CDU-Politiker meinen, sich auf das Christentum als Maßstab politischen Handelns berufen zu können. Aber auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen ist eine Berufung auf das Christentum mehr als problematisch. Liest man einmal nach, was die Bibel über die Rechte der Frau mitzuteilen hat, dann wird ein Erschauern nicht zu vermeiden sein. So kann man im Epheserbrief (Kapitel 5,22) lesen: »Ihr Frauen ordnet euch euren Männern unter wie dem Herrn, denn der Mann ist das Haupt der Frau.« Forderungen dieser Art finden sich an vielen Stellen des Neuen Testaments. Die Unterordnung der Frau sollte für ihre Stellung in der Gesellschaft insgesamt gelten. So fordert der Korintherbrief (Kapitel 14,34): »Wie es in allen Gemeinden der Heiligen üblich ist, sollen die Frauen in der Versammlung schweigen. Es ist ihnen nicht gestattet zu reden.«

Das Kopftuchtragen von muslimischen Frauen wird meist als Zeichen der Unterwerfung kritisiert, vielleicht nicht zu Unrecht. Wie steht die Bibel dazu? Im Korintherbrief (Kapitel 11,5) heißt es: »Eine Frau aber entehrt ihr Haupt, wenn sie prophetisch redet und dabei ihr Haupt nicht verhüllt. Wenn sie kein Kopftuch trägt, soll sie sich doch gleich die Haare schneiden lassen.« Aber: »Der Mann darf sein Haupt nicht verhüllen, weil er Abbild und Abglanz Gottes ist; die Frau aber ist der Abglanz des Mannes.«

Dieses heute antiquiert erscheinende Frauenbild prägte über historische Zeiträume die rechtlose Stellung der Frau und fand sogar noch Ende des 19. Jahrhunderts Eingang in die Gesetzgebung. Die zitierten Passagen aus dem Neuen Testament waren offenbar das Vorbild bei der Formulierung des Familienrechts im Bürgerlichen Gesetzbuch, das die Rechtlosigkeit der Frau mit deutscher Gründlichkeit ausdifferenzierte. So durfte die Frau nur mit Genehmigung des Mannes eine Arbeit aufnehmen, die er nach Belieben fristlos kündigen konnte (§ 1358), er hatte die alleinige Befugnis in allen Familienangelegenheiten (Kindererziehung, Wohnungswahl u.a.) und verfügte sogar über das von der Frau in die Ehe eingebrachte Vermögen. Die Frau war »verpflichtet, das gemeinschaftliche Hauswesen zu leiten«, wurde also per Gesetz in die Küche verbannt.

Interessanterweise brauchte das Führungspersonal der Bundesrepublik zwei Jahrzehnte, um jene Bestimmungen aus dem Kaiserreich aufzuheben.



Eidesformel

In der Bundesrepublik Deutschland leisten Bundespräsident, Bundeskanzler und Bundesminister folgenden im Grundgesetz (Art. 56) festgeschriebenen Amtseid:

Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.

Laut Art. 56 Satz 2 GG kann der Eid auch ohne religiöse Beteuerung geleistet werden. Als bisher einziger Bundeskanzler machte davon Gerhard Schröder bei seinen Vereidigungen in den Jahren 1998 und 2002 Gebrauch. Sieben Minister der ersten Schröder-Regierung folgten dem damaligen Kanzler: Oskar Lafontaine, Otto Schily, Walter Riester, Edelgard Bulmahn, Bodo Hombach, Joseph Fischer und Jürgen Trittin. Bei Merkels Amtsantritt im Jahre 2005 verzichtete lediglich Justizministerin Brigitte Zypries auf die Gottesformel.
ND



Leserkommentar:

Bernd.Kudanek, 14. Jun 2011 14:15
... das war wirklich passend zu Pfingsten

Jürgen Schuster hat die religiös verschwurbelte Heuchelei der Politkaste sehr gut auf den Punkt gebracht.

Der ehemalige Religionsbeauftragte der Linkspartei und bekennende Protestant, Bodo Ramelow, wird sicher not amused gewesen sein, daß er einen solchen Artikel ausgerechnet im ND lesen mußte. Ob er nun wohl über einen Denk- und Schreibverbots-Fraktionsbeschluß im ND nachdenkt? Man wird ja wohl noch fragen dürfen





... ich tue was Linke tun, Ungerechtigkeit bekämpfen!
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New PostErstellt: 25.09.11, 18:54  Betreff:  Papst - not welcome in Deutschland und schon gar nicht in Berlin!  drucken  weiterempfehlen

Textbericht entnommen aus: http://de.indymedia.org/2011/09/316548.shtml



[B] Demo gegen CDU Empfang für Papst-Fans

Not welcome! 22.09.2011 09:30


Der realtiv kurzfristigen Mobilisierung gegen den Empfang der CDU, an dem Kirchen und CDU-Prominenz teilnahmen, folgten rund 100 Papstgegner_innen.

Die Demo zog vom Wittenbergplatz, begleitet von Fotografen und Kamerateams, zum Konrad-Adenauer-Haus,wo es eine kurze Zwischenkundgebung gab. Während Merkel vor den Anwesenden Gästen betonte wie wichtig Religion, im speziellen das Christentum, für Deutschland sei, äußerten die Demoteilnehmer_innen draußen über die Hoffierung Joseph Ratzingers durch die Bundesregierung ihren Unmut. Kritik wurde vor allem daran geübt, dass die CDU sich für die Papstrede im Bundestag stark macht und damit signalisiert, das homophobes, frauenfeindliches und rechtsoffenes Gedankengut hier willkommen ist. Nach Ende der Kundgebung zog die Demo zum Breitscheid Platz, wo sie mit einer Abschlußkundgebung beendet wurde.

Ein wichtiges Statement, leider zu wenig Leute, viel Presse vor Ort. Im großen und ganzen waren wir mit der Aktion zufrieden und bereiten uns heute auf den Antifa-Block auf der Groß-Demo vor. Aber das ist am 22. September nicht die einzige Aktion.

Hier darum eine Zusammenfassung:

22.09.2011: „Begrüßung“ des Papstes am Flughafen Tegel. Vom Bündnis „What the Fuck“. 10.00 Uhr. Flughafen Tegel. Terminal A

22.09.2011: Den ganzen Tag über: Kreative Proteste an Orten des Papstbesuches und Public-Viewing-Punkten der Papst-AnhängerInnen. Außerdem: Überraschende Audienzen der Päpstin Rosa I.

22.09.2011: Demo „Keine Macht den Dogmen“ vom Bündnis „Der Papst kommt“. Mit Block der Gesichtslosen von Opfern sexueller Gewalt und deren UnterstützerInnen. Und mit antifaschistischen Block vom Bündnis Not Welcome“. 16:00 Uhr. Potsdamer Platz.

22.09.2011: Nachtkundgebung gegen päpstlichen Schlaf und Moralvorstellungsdingszeug vom Bündnis „What the Fuck“. 20.00 Uhr. Päpstliche Nuntiatur, Lilienthalstraße 2A, U-Bahnhof Südstern.

Fotos in: http://de.indymedia.org/2011/09/316548.shtml





18 Fotoimpressionen von bjk


Sämtliche Demo-Fotos dürfen bei namentlicher Nennung des Knipsers und Angabe der Quelle für nichtkommerzielle Zwecke gerne heruntergeladen, gespeichert und weiterverbreitet werden.


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Wittenbergplatz, Bayreuther Straße, gegen 17:30 Uhr, Polizei inspiziert Transpis und Plakate

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die Demo startet zur CDU-Zentrale

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in der Kleiststraße





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New PostErstellt: 11.06.13, 06:01  Betreff:  80 Jahre Hitler-Vatikan-Pakt - Aber die Kirche tut doch so viel Gutes ... ... ...  drucken  weiterempfehlen

entnommen aus: http://kommunisten-online.de/auch-die-ziele-die-die-neue-staatsautoritat-die-der-nazis-red-k-online-fur-die-freiheit-unseres-volkes-erstrebt-mussen-wir-katholiken-begrusen/#more-1731





80 Jahre Hitler-Vatikan-Pakt

8. Juni 1933: Vor 80 Jahren verkündet die katholische Kirche ihre Unterwerfung unter die Nazi-Diktatur

Von Martin

Quelle: Religionsfrei im Revier ( http://religionsfrei-im-revier.de/2013/06/07/8-juni-1933-vor-80-jahren-verkundet-die-katholische-kirche-ihre-unterwerfung-unter-die-nazi-diktatur/ ) vom 7. Juni 2013


Vor 80 Jahren, am 8. Juni 1933, revidierte die katholische Kirche in Deutschland öffentlich ihre kritische Haltung gegenüber der nationalsozialistischen Regierung. In einem Hirtenbrief verkündeten die in Fulda tagenden Bischöfe und Kardinäle: 
„Es fällt deswegen uns Katholiken auch keineswegs schwer, die neue, starke Betonung der Autorität im deutschen Staatswesen zu würdigen und uns mit jener Bereitschaft ihr zu unterwerfen, die sich nicht nur als eine natürliche Tugend, sondern wiederum als eine übernatürliche kennzeichnet, weil wir in jeder menschlichen Obrigkeit einen Abglanz der göttlichen Herrschaft und eine Teilnahme an der ewigen Autorität Gottes erblicken ( Röm. 13,1 ff.)”

Die katholischen Bischöfe und Kardinäle erklärten, dass sie mit den Zielen der Nazis übereinstimmen:
„Auch die Ziele, die die neue Staatsautorität für die Freiheit unseres Volkes erstrebt, müssen wir Katholiken begrüßen. Nach Jahren der Unfreiheit unserer Nation und der Mißachtung und schmachvollen Verkürzung unserer völkischen Rechte muß unser deutsches Volk jene Freiheit und jenen Ehrenplatz in der Völkerfamilie wieder erhalten, die ihm auf Grund seiner zahlenmäßigen Größe und seiner kulturellen Veranlagung und Leistung gebühren.”

Dankbar vollzog die katholische Kirche den Schulterschluss mit den Nazis im Kampf gegen den „mörderischen Bolschewismus”:
„Zu unserer großen Freude haben die führenden Männer des neuen Staates ausdrücklich erklärt, daß sie sich selbst und ihr Werk auf den Boden des Christentums stellen. Es ist das ein öffentliches, feierliches Bekenntnis, das den herzlichen Dank aller Katholiken verdient. Nicht mehr soll also der Unglaube und die von ihm entfesselte Unsittlichkeit das Mark des deutschen Volkes vergiften, nicht mehr der mörderische Bolschewismus mit seinem satanischen Gotteshaß die deutsche Volksseele bedrohen und verwüsten.”

Gleichzeitig formulierte der Klerus in dem Hirtenbrief seine Forderungen an die Nazis. Die katholische Kirche erwartete für ihre Bereitschaft sich zu unterwerfen, dass ihre Strukturen und Privilegien unangetastet bleiben. In einem Konkordat zwischen dem Deutschen Reich und dem Vatikan wurde dies am 20. Juli 1933 besiegelt.

Dies war der erste internationale Vertrag, den die Hitler-Regierung unterzeichnen konnte.

Die Initiative Religionsfrei im Revier wird auf einer öffentlichen Tagung am 13. Juli 2013 in Bochum den 80. Jahrestag der Unterzeichnung des Konkordats zum Anlass nehmen, um die Rolle der beiden großen Kirchen im Faschismus zu beleuchten.
Jörg Schnückel von der Initiative „Religionsfrei im Revier”: „Die Kirchen haben sich sehr früh mit der Nazi-Diktatur arrangiert. Sie haben als einzige Großorganisationen den Faschismus unbeschadet überstanden. Sie haben es gleichzeitig geschafft, sich als Opfer der Nazis zu inszenieren. Ein durchaus typisches Beispiel dafür, wie skrupellos sich die katholische Kirche verhalten hat, ist das geheime Zusatzabkommen des Reichskonkordats. Hierin hat die katholische Kirche bereits ihre privilegierte Stellung im Kriegsfall geregelt. Kein halbes Jahr nachdem Hitler die Macht übertragen wurde, hat der Vatikan für den Krieg vorgesorgt.”

Der zitierte Hirtenbrief ist veröffentlicht in: Hans Müller, Katholische Kirche und Nationalsozialismus, München 1965 (dtv dokumente)

Eine Kopie ist zu finden unter:
http://religionsfrei-im-revier.de/Hirtenbrief-8-6-33.pdf

Das geheime Zusatzabkommen des Reichskonkordats ist zu finden unter:
http://de.wikipedia.org/wiki/Reichskonkordat#Inhalt_des_Geheimanhangs




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von Yossi Wolfson


[editiert: 11.06.13, 06:03 von bjk]
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