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bjk

Beiträge: 7353


New PostErstellt: 23.11.05, 00:50     Betreff:  Re: Hi Torsten!



Hallo Torsten,
hallo soyfer,

gleich mal vorweg, dieser von soyfer angeregte Thread kann eine sehr spannende Sache werden! Darauf freue ich mich schon, denn alle die wir hier in diesem Forum diskutieren, geben uns große Mühe, bei noch so heißen Debatten mit noch so konträren Standpunkten die MitstreiterInnen niemals persönlich zu verletzen, jedenfalls nicht bewußt. Und - das halte ich für ganz wichtig - hier gibt's keine Hierarchien, selbst der Admini hier ist höchstens Primus inter Pares, also Erster (bzw. Gleicher mit besonderen Aufgaben und Pflichten) unter Gleichen, für mich gelten also ebenfalls die Moderationsregeln und die Netiquette! Wir sind hier eben nicht in einem bevormundenden Parteiforum. Diese Selbstbeweihräucherung einleitend vorausgeschickt hoffe ich nun auf möglichst interessante Beiträge nicht nur von uns Dreien zum Thema Kommunismus!



    Zitat: soyfer
    Vieles hat mir gefallen, wie die Gedichte und Lieder, [...

    so kann man derzeit erst mal ganz generell festhalten, dass uns vieles verbindet. Die Ablehnung des bestehenden unmenschlichen Kapitalismus, die Einsicht, dass sich die Gesellschaftsform zu einer klassenlosen Gesellschaft ändern muss (ich nenne sie jetzt bewußt nicht kommunistische Gesellschaft, [...]). Und nicht zuletzt die Tatsache, dass der Sozialismus nicht gescheitert ist, weil er noch nie versucht wurde. Ich z.B. trenne immer zwischen "real existierendem Sozialismus" und "der Idee des Sozialismus", [...]
bjk: Weitgehende Zustimmung bis auf eines, die Lieder haben mir nämlich nicht nur gefallen sondern ich finde sie klasse! Insbesondere die (klassen)kämpferischen Passagen, die ich als eindrucksvolles legitimes Stilmittel sehe und nicht etwa als Anleitung eventuell real zu auszuübender Gewalt. Anarchisten, auch hobbymäßige wie ich, lehnen physische Gewalt gegen Personen unbedingt ab! Animalische Ur-Instinkte können mit höchsten ekstasischen Wonnen die Liebe beiderseits beflügeln, was durchaus sehr angenehm ist - - aber diese Animalität hat nix aber auch gar nix mit Gewalt gegen Menschen zum Zwecke einer Gesellschaftsveränderung zu tun! Deshalb halte ich z. B. die russische Revulotion 1918 mit all den blutigen Massakern und Greueln für zutiefst verabscheuungswürdig, denn hier wurde nur die eine schlimme Macht durch eine andere schlimme ausgetauscht. Letztlich ist sie auch untergegangen und hat dafür gesorgt, daß heute der Sozialismus einen verächtlichen und erst recht die Anarchie einen schlimmen Zusammenhang gebracht werden. Über die Details und über Für und Wider werden wir ja hier noch hoffentlich mächtig miteinander streiten!


    Zitat: soyfer
    In dem Punkt, wo du Gott einführts trennen sich unsere Wege. Und zwar weniger, weil du Gott einführst. Denn ich realisiere und anerkenne, [...]
bjk: Hmm, auch ich erkenne eine übergeordnete "Systematik", ein alldurchdringendes Reagenz, ob es als Gott oder sonstwie bezeichnet wird, als durchaus real an. Ich sympathisiere sehr stark mit pantheistischen Elementen und meine, diese kommen dem Anarchismus eigentlich am nächsten, weil sie Respekt vor jeden lebenden und sogenannten nichtlebenden Dingen in dieser Welt einfordern. Eine bessere Grundlage für ein wahrhaft humanistisches Weltbild gibt es m. E. nicht. Was ich hier als alldurchdringendes Reagenz bezeichnet habe, hat für mich die Funktion eines Primus inter Pares, nicht mehr und nicht weniger! - Das Christentum, auch das sogenannte Urchristentum, berücksichtigt wie alle anderen monotheistischen Religionen immer nur Teilaspekte und postulieren eine willkürliche Werteskala, an der Spitze ein grausamer Gott und gleich danach angeblich der Mensch, - beides lehne ich vehement ab! Hier werden sich durch Menschen willkürliche Vorrechte gewährt, die in der jahrtausendealten sogenannten Zivilisation stets nur Gewalt und Unterdrückung hervorgerufen haben. Ein Horror für jeden Anarchisten, der doch nur Mensch im Großen Ganzen sein will.


    Zitat: soyfer
    [...] aber generell finde ich es erschreckend, Menschen und menschliches Leben mit einer Mücke zu vergleichen, die man erschlägt, wenn sie piekt.
    [...] ziemlich festen und starren Weltbild entsteht eine ganz konkrete wahre, gute und richtige Gesellschaftsform, die urchristliche, kommunistische, wie immer du sie nennst. Sie wird getragen von Menschen, [...]
    Dieses kontinuierliche sich-selbst-hintanstellen hinter die Gemeinschaftsinteressen fordert somit von jedem einzelnen Mitglied Opfer. Und wer dies Opfer nicht zu bringen bereit ist und sein Recht auf volles Privatinteresse fordert, der stellt sich gegen das Gemeinschaftsinteresse, gegen die Gesellschaft und damit gegen das göttliche Gesetz. Er wird - oder ist es schon zuvor - zum Parasiten und gehört vertrieben, wie eine Mücke, die um einen schwirrt und, sollte sie sich am Gemeinbesitz vergehen, wie die Mücke am menschlichen Blut, erschlagen.
bjk: Genauso sehe ich das auch! Was der olle Paulus vor ca. 2000 Jahren da in einem seiner Briefe geschrieben hat, nämlich "wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen" hat zur (schein)legitimierten schlimmsten Unterdrückung und Versklavung von Menschen geführt. Auch Lenin hat diese unselige Phrase zum Leitsatz erhoben, angeblich meinte er damit "nur" den faulen Adel und die ausbeuterischen Kapitalisten, in Wahrheit sind auf dieser schändlichen Grundlage z.B. Gulags in der Sowjetunion und KZ durch Nazideutschland errichtet und Abermillionen armer, nicht dem jeweiligen System angepaßter bzw. "nutzloser" Menschen viehisch ermordet worden. Von jahrhundertelangen Sklavengreueln durch christliche Kolonialmächte gar nicht zu reden! Komme mir also niemand mit Christenliebe!!!
KEIN PFAFF * KEIN STAAT * KEIN HERR * KEIN SKLAVE !


    Zitat: soyfer
    Nun ich will es gleich ganz offen sagen, ich würde wohl der erste sein, der erschlagen werden müsste, weil ich sicher weder jetzt bereit bin, mich für eine Gesellschaft einzusetzen, in der ich mein ich hinter das wir stellen muss. Wenn ich mich engagiere, damit ich mein ich endlich und sehnlichst erwünscht aus dem wir heraustreten lassen kann, in dem derzeit alle Menschen verstrickt sind. Und man müsste mich sogleich erschlagen, weil ich auch in einer neuen anderen, aber immer noch Wir-Gesellschaft, nicht rasten würde, für mein ich zu kämpfen. Und wenn ich meine Privatinteressen meine, so stelle ich mir mich nicht als raffgierigen Kapitalisten vor, wie du möglicherweise die von dir so genannten "Parasiten", sondern ich sehe mich vielmehr ruhig in einer Hängematte baumeln (klassisches Anarchistenbild). Um es so zu formulieren: ich - wie jeder Mensch - habe ein Recht auf Faulheit, und das werde ich zu erstreiten versuchen. Kein Gemeininteresse und kein göttliches Gesetz steht für mich über mir. Und kein Gemeininteresse und kein göttliches Interesse steht über dir, und so bei allen Menschen. Niemand soll mir in mein Leben hineinreden und ich rede niemand anderem hinein. Man kann es auch mit den Worten Rosa Luxemburgs sagen: die Freiheit des einzelnen hört da auf, wo die Freiheit des anderen beginnt.
bjk:Lieber soyfer, das hätte von mir sein können!


    Zitat: soyfer
    Diese Grundregel einer freien Gesellschaft, die zugegebenermaßen noch nie praktiziert wurde und daher diese freie Gesellschaft noch nie existiert hat, diese Grundregel wird in meinen Augen in deinem Weltbild nicht einmal ansatzweise erstrebt, ja geradezu das Gegenteil versucht: das Gemeinwohl ist für dich das Gefängnis der Freiheit des einzelnen. Und deine Kritik an der DDR ist nicht, dass die Bürger keine Freiheit hatten, deine Kritik ist, dass die politische Führung eine größere Freiheit hatte. Somit wäre die DDR gut gewesen, wenn alle dieselbe Knechtschaft gehabt hätten.
Hmm, da bin ich gespannt, wie uns Torsten seine Argumente aufbereiten wird. Denn daß er klug ist, steht außer Zweifel - und daß er Mensch ist, ebenfalls! In diesem Sinne auf eine weitere spannende Diskussion

Gute Nacht
bjk


[editiert: 23.11.05, 10:16 von bjk]
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