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Freies Politikforum für Demokraten und Anarchisten
PLATTFORM FÜR LINKE GEGENÖFFENTLICHKEITEN
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Torsten
Beiträge: 163 Ort: Dresden
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Erstellt: 02.01.06, 09:45 Betreff: Re: Hi Torsten!
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Zitat: bjk
Die Grundsicherung ist eins davon und ziemlich genau ausgearbeitet. |
Ziemlich - bis auf alle wesentlichen Punkte. Z.B. von den Kapitalismusverbesserungsspinnern von attac.
Zitat:
Der Traum vom Grundeinkommen Der Kapitalismus ist schön und das Leben darin erstrebenswert. Er hat nur ein paar Mängel, die aber ohne Weiteres zu beseitigen sind, wenn nur die Richtigen kommen und ein durchdachtes Konzept zur Beseitigung bestimmter Mißstände vorlegen.
Um einen dieser Mißstände - zunehmende Verarmung und Verelendung durch einen rasanten Sozialabbau - zu beseitigen, ist lediglich erforderlich, Jeder und Jedem ohne Bedürftigkeitsprüfung und Arbeitszwang ein Grundeinkommen von knapp 1000,- Euro zu gewähren. Das erlaubt auch gleichzeitig, weitere Fliegen mit derselben Klappe zu schlagen. Durch vermehrte Kaufkraft würde die Wirtschaft angekurbelt und zunehmenden Tendenzen des Lohndumping das Wasser abgegraben. Wer würde schon für einen Sklaventreiber arbeiten, wenn er für das gleiche (oder etwas weniger) Geld zuhause bleiben kann?
Die Finanzierung ist auch ganz einfach, aus Steuern und nur unwesentlich teurer als die bisherigen Leistungen für die Zielgruppen, welche dann leistungsfrei (=ohne Lohnarbeit) dieses Grundeinkommen erhalten.
Alternativ existieren mehrere ähnliche Modelle von Grundeinkommen (ohne Bedürftigkeitsprüfung) oder Grundsicherung (mit Bedürftigkeitsprüfung), von denen nur noch das beste herausgearbeitet werden muß, um diese segensreiche Regelung dann praktisch umzusetzen.
Eine Vision zeigt, wie es denn wäre, wenn die gesellschaftlichen Reichtümer der BRD gleichverteilt würden: 30 Wochenarbeitsstunden für alle Arbeitsfähigen, Monatsnetto 1800,- Euro zzgl. 300,- Euro Kapitalerträge verschiedener Art, wohnen in Wohneigentum mit niedrigen Betriebskosten, 78000,- Euro Kapitalanlagen und 150000,- Euro Geldvermögen (soweit ich die Fakten richtig behalten habe).
Wir brauchen eine neue Ethik, nicht das alte "Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen", sondern die Freiheit, sein Grundeinkommen ohne Armutsgefahr auch ohne Arbeit zu erhalten.
Der Sozialstaat ist kaputt und muß wieder aufgebaut werden.
Zudem ist nur notwendig, die vorhandene Arbeit unter den Arbeitsfähigen aufzuteilen, um der Arbeitslosigkeit den Garaus zu machen.
Soweit die (etwas überspitzt dargestellten) Aussagen der drei Referenten Johannes Beisiegel (attac-AG "Genug für Alle", Kiel), Werner Schmiedecke (attac Dresden) und Ronald Blaschke (Netzwerk Grundeinkommen, Dresden) auf der Veranstaltung "Grundeinkommen" am 7.3.2005 im Haus an der Kreuzkirche in Dresden. Sie stellten das Ganze als sehr weit gediehenes Konzept vor, dem nur noch der letzte Schliff und die Umsetzung fehlt.
Solche Ideen sind nicht ganz neu. Marx und Engels setzten sich mit ihnen schon vor über 150 Jahren auseinander:
"2. Der konservative oder Bourgeoissozialismus
Ein Teil der Bourgeoisie wünscht den sozialen Mißständen abzuhelfen, um den Bestand der bürgerlichen Gesellschaft zu sichern.
Es gehören hierher: Ökonomisten, Philanthropen, Humanitäre, Verbesserer der Lage der arbeitenden Klassen, Wohltätigkeitsorganisierer, Abschaffer der Tierquälerei, Mäßigkeitsvereinsstifter, Winkelreformer der buntscheckigsten Art. Und auch zu ganzen Systemen ist dieser Bourgeoissozialismus ausgearbeitet worden.
Als Beispiel führen wir Proudhons »Philosophie dela misere« an.
Die sozialistischen Bourgeois wollen die Lebensbedingungen der modernen Gesellschaft ohne die notwendig daraus hervorgehenden Kämpfe und Gefahren. Sie wollen die bestehende Gesellschaft mit Abzug der sie revolutionierenden und sie auflösenden Elemente. Sie wollen die Bourgeoisie ohne das Proletariat. Die Bourgeoisie stellt sich die Welt, worin sie herrscht, natürlich als die beste Welt vor. Der Bourgeoissozialismus arbeitet diese tröstliche Vorstellung zu einem halben oder ganzen System aus."
[Marx/Engels: Manifest der kommunistischen Partei, S. 89. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 2661 (vgl. MEW Bd. 4, S. 488)] |
Fortsetzung (vor Allem mit den Gegenargumenten) auf http://www.weltformel.gmxhome.de/weltformel/texte/TGE2.HTML
Nur so nebenbei bemerkt: Ohne zu arbeiten essen ist doch gegenwärtig optimal umgesetzt, nämlich von den Kapitalisten. Allerdings haben die, welche solche Schmarotzer ernähren, natürlich etwas dagegen. Mit Recht.
[editiert: 02.01.06, 09:48 von Torsten]
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bjk
Beiträge: 7353 Ort: Berlin
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Erstellt: 03.01.06, 06:31 Betreff: Re: Hi Torsten!
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Zitat: Torsten
Nur so nebenbei bemerkt: Ohne zu arbeiten essen ist doch gegenwärtig optimal umgesetzt, nämlich von den Kapitalisten. Allerdings haben die, welche solche Schmarotzer ernähren, natürlich etwas dagegen. Mit Recht. |
... hi Torsten, Grundsicherung heißt doch nicht essen ohne zu arbeiten! Ich sagte doch schon, es braucht intelligentere Konzepte! Schon mal vom Trio Grottian, Narres und Roth gehört und deren Ausführungen unter anderem über Grundeinkommen und Definierung von Arbeit an sich? Hab jetzt leider - wie fast immer in den letzten Wochen - zuwenig Zeit, um detaillierter darauf einzugehen. Wir bleiben aber am Ball !
Nur noch soviel, Dein Irrtum besteht unter anderem darin, daß Du Kapitalisten offenbar gleichsetzt mit den diversen Vorstellungen von Grundeinkommen ohne jeden Vorbehalt und anarchische Denke bzw. Elemente davon, z.B. arbeitslos und Spaß daran, mit Schmarotzen gleichsetzt. Der eigentliche tiefere Sinn erschließt sich wegen Deiner dogmatischen Vorurteile nicht - aber Dir kann geholfen werden ...
Bis später bjk
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Pejder
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Erstellt: 22.01.06, 01:34 Betreff: Re: Hi Torsten!
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Tja Torsten, Deine Art von Kommunismus hat mehr Menschen zu Friedenszeiten vernichtet als Beide Weltkriege zusammen: Ich denke an die Katastrofen, die Mao ze dong in China verursacht hat, an den Mordgeilen Stalin und an Lenins Kulaken-Ausrottung: Dabei will ich gar nicht mit dem Holocaust vergleichen, denn der haelt diesen Vergleichsdaten in der Masse gar nicht stand wohl aber in der Grausamkeit!!!
Dein ewiges Gefasel von Schmarozzern disqualifiziert Dich von Gesellschaftstheoremen ganz allgemein wie auch von Sozialismus zu reden!!!
- Schmarozzer sind zunaechst erst einmal Diejenigen, welche die natuerlichen Lebensgrundlagen zerstoeren, um Menschen zu zwingen als Arbeitskraft fuer technologie- und Luxus- -Geile Bonzen und Mitlaeufer zur Verfuegung zu stehen.
- Die Unterschiedlichen Gesellschaften durch die Zeiten haben das angerichtet, was wir heutzutage vorfinden: Vergiftete Gewaesser sterbende Waelder, verseuchter (saurer) Regen, viele (auch radioaktiv) verseuchte Bodenflaechen und Beseitigung riesiger Mischwaldgebiete.
Auch Verkarstung und andere Schaeden an der Natur wie auch die Verschmutzung der Luft und die Verpestung der Luft in industriegebieten wie auch die Smogerscheinungen in Ballungsgebieten gehen zu Euren Lasten, die Ihr fuer diesen Techno-Wahn immer mehr Arbeitswillige sucht um die Menschheit noch schlimmer unter Krupp, anderen Atemwegserkrankungen, und all den anderen zivilisationsbedingten Krankheiten leiden zu lassen, damit ein paar Bonzen oder Arbeitsgeil- Kranke sich gewissen Luxus erlauben koennen:
Nein Torsten die Schmarozzer seid Ihr! Ja auch Du: Je mehr Du Arbeitest, desto mehr schmarotzzt Du: Denn mit Deinen Industrien zerstoerst Du unsere Lebensressourcen!!!
Jeder der nicht an Eurer Arbeitsgeilheit erkrankt ist, hat von Euch einen Entschaedigung zu erhalten fuer die Zerstoerung der natuerlichen Lebensgrundlage: Wer in der von Euch zerstoerten Welt nicht fuer Euch Arbeiten will hat einen Anspruch darauf, die Nahrung von Euch gestellt zu bekommen, die er sich nicht mehr aus der von Eucch zerstoerten Natur besorgen koennen.
Darueberhinaus stelle ich hier einmal einen Beitrag ein, den ich vor etlichen Jaren verfasst habe:
Peter Stoll: Arbeit und ArbeitsWahn
Wenn Der Mensch die abhaengige (Lohn-) Arbeit als LebensInhalt betrachtet, und sich ohne Arbeit HundsElend fuehlt, dann ist das ein sicheres Anzeichen fuer eine Psychische Stoerung, die als Wahn bezeichnet werden muss!!!
Auch wenn der BesitztumsDrang so maechtig wird, dass ErhohlungsPhasen nicht eingehalten werden, welche nicht allein der Erhaltung der Arbeitskraft wegen eingehalten werden muessen, sondern auch der Erhaltung der koerperlichen und seelischen Gesundheit wegen notwendig sind: Auch dann muss von ArbeitsWahn gesprochen werden!!!
Die Anzahl der Ueberstunden, welche allein wegen der Erhoehung oder (und) Erhalts des Lebensstandards geleistet werden, verschleissen viele Menschen fruehzeitig, und werden gesellschaftlich nur geduldet, weil ein kurzer Rentenbezug in Krankheit (Auch wenn Krankheit die Krankenkassen belastet) die Rentenkassen welche NOCH (Mit den WTO-GATS-Regeln bald nicht mehr) weniger belastet, als ein langer gesunder RentenVerlauf, denn die gesellschaftlichen Garantien werden dann weniger ausgeschoepft wodurch ArbeitsWahnsinnige billiger fuer die Gesellschaft sind, welche in der BRD nach Frei-Marktwirtschaftlichen (kapitalistischen) Mustern funktioniert!!!
Die Autonome Existenz der Menschen ist nicht abhaengig vom Einkommen, und daher nicht an die Arbeit anzukoppeln!!!
Der Mensch muss auch nicht zu seinem Wesen finden, Er existiert bereits, und sein Wesen wird nicht durch produktive Taetigkeit geformt, sondern durch die gesamte Summe seiner Erlebnisse!!!
Das Wesen “ArbeitsTier“, welches allein durch schoepferische ArbeitsProzesse gebildet wird, ist Kein Mensch: Es ist ein moderner Sklave, dem alles menschliche Fremd ist!!!
Den dummen aber Folgenschweren Spruch DEUTSCHER FASCHISTEN "Arbeit macht Frei" haben leider allzu Viele Menschen vergessen - Oder ist es viel mehr so, dass alzuviele Menschen diesen FaschoSpruch als Lebensweisheit uebernommen haben???
Etwa in den Abwandlungen:
"Arbeit ermoeglicht groessere Freiheiten" "Von Arbeit muss man leben koennen", "Arbeit muss sich wieder lohnen", "Arbeit muss her" etc...
All das sind dumme Sprueche!!!
Wenn in einer GesellschaftsOrdnung ein Konsenz besteht, wie sich Menschen in die GesellschaftsOrdnung einzufuegen haben, dann kann weder der Zwang zur Arbeit noch die Wirtschaftlichkeit der Arbeit als Orientierung des gesellschaftlichen Handelns dienen.
Die Gesellschaft der BRD wandelt sich zur Zeit aufgrund abgeschlossener Vertraege mit rechtlichen Bindungen von VerfasssungsRang, aus einer "Frei-Marktwirtschaftlichen (kapitalistischen) Form mit sozialer Komponente" (wie immer diese Komponente auch zu bewerten war) in eine Andere "Frei-Marktwirtschaftliche (kapitalistischen) Form ohne soziale Komponente" (Will heissen: einer sozialen Komponente, welche auf GegenLeistung des Emfaengers sozialer Leistungen beruht und im Grunde eine verachtenswerte Herabstufung der Arbeitskraftwertigkeit bedeutet!!!)
Oberste Richtlinie jeder Gesellschaft muss der Schutz der Umwelt und der Lebensraeume wie auch die natuerlichen Lebensressourcen sein.
Die bestehenden Gesellschaften sind verantwortlich zu machen, und haben die Verantwortung zu tragen, fuer die von vergangenen Gesellschaften und von ihnen selber angerichteten Schaeden.
Zerstoerte LebensGrundlagen berechtigen zu Entschaedigung, welche von den Gesellschaften zu leisten sind, welche fuer sich Gebiete abstecken um sie zu bewirtschaften. Auch fuer die nicht willkommenen geschaedigten Gebiete haben die Gesellschaften die Verantwortung zu tragen.
Den Gesellschaften, wird es nicht einfallen freiwillig auf ProfitOrientierung zu verzichten, und hier muessen die Forderungen der Menschen in die richtige Richtung finden!!!
Was aber ist die richtige Richtung???
Der Geldbeutel, der Fernseher, die Oper, Mc Donald???????
Neben dem Schutz der natuerlichen Ressoucen, muss auch der Schutz der Menschlichen Ressourcen zu den hoechsten Guetern einer Gesellschaft gehoeren!!!
Das bedeutet, dass:
"Arbeit um jeden Preis"
oder
"ehrlicher Haende Arbeit"
nie wieder eine moralische oder zentrale Bedeutung gewinnen darf!!!
"ehrlicher Haende Arbeit" stammt aus den Zeiten der kirchlichen Fron-Dienste: Verwerfliche Versklavung!!!!
Die Arbeitskraft hat dem Schutz der Gesellschaft zu unterliegen, und nicht irgendwelchen Tarif-Autonomien, und schon gar nicht eingeschlichenen ortsueblichen Tarifen: Es geht nicht darum "Arbeit muss her" zu fordern; Es geht um die Forderung, die vorhandene Arbeit den "Arbeitssuechtigen" und den "unter Zwang Uebestunden-Schiebenden" zu entreissen, und unter dem Gesichtspunkt des Schutzes den die Arbeitskraft des Menschen verdient unter den Arbeitswilligen aufzuteilen!!!
Eine Moeglichkeit waere: Reduzierung auf die theoretischen Anforderungen der ArbeitsZeit, welche aus den Ueberstundenstatistiken und den Statistiken der Arbeitgeber ueber nicht genutzte Kapazitaeten ersichtlich sind; Diese haben fuer das Jahr 2001 ergeben, dass bei einer Reduzierung der ArbeitsZeit auf 6 Stunden bei einer 5 TageWoche bei Ausnahmslosem UeberstundenVerbot die Arbeitslosenzahl nur noch eine halbe Million in der gesamten BRD betraegt.
Eine Unternehmens-Besteuerung wie zu Ludwig Erhards Zeiten unter Aufhebung der MehrwertSteuer und anderer SonderSteuern und eine Anhebung der unteren Loehne auf das Niveau der mitleren Loehne bei Absenkung der Spitzen-Loene auf das Nivaue der mittleren Loehne bringt genug EinkommensAbstand zu Entschaedigungszahlungen an die Wenigen, welche sich nicht den Luxus der Gesellschaft leisten wollen, und mit wesentlich geringerem Einkommen, und trotzdem hoeheren Zahlungen als die jetzige Sozialhilfe fuer die Unmoeglichkeit Gesellschaftsungebunden zu Leben entschaedigt werden wollen!!!
Die Gesellschaften in denen die Menschheit heute lebt, werden derartiges nicht mitmachen wollen, und deshalb muss jede Forderung welche gestellt wird: am Beduerfnis der Menschen ausgerichtet werden, nicht am Beduerfnis der Gesellschaft!!!
Eine Gesellschaft hat NUR dort eine Existenzberechtigung, wo die Gesellschaft den Menschen allgemein, also auch und in erster Linie den Kranken und Schwachen die Vorteile bringt, dass alle Menschen gleichwertig zu leben vermoegen!!!
Eine Gesellschaft, die diesen Anspruch nicht erfuellt, und gewisse PersonenGruppen bevorzugt, muss mit allen Mitteln bekaempft werden: Um ueberhaupt die Moeglichkeit zu haben, die schaendlichen Auswuechse in Gesellschaften bekaempfen zu koennen, kommen nur jene Mittel in Frage, welche die Gesellschaft straffrei zur Verfuegung stellt: Was will jemand leisten koennen, wenn er sich strafrechtlicher Verfolgung aussetzt???
Das aber sind wiederum nur die politischen Mittel, also Politisierung!!!
Mit diesem Mittel der Politisierung aber die Arbeitsbereitschaft zu jeweils ausgehandelten Minimalloehnen, welche Zeitaktuell als gerecht betrachtet werden, anstacheln zu wollen mit Spruechen wie:
"ehrlicher Haende Arbeit" "Von Arbeit muss man leben koennen", "Arbeit muss sich wieder lohnen", "Arbeit muss her" etc...
kann ich nur als erbaermlichen Schwachsinn betrachten!!!
Genau dieses Problem der Langen Weile wenn nicht gearbeitet werden kann, oder aufgrund des Einkommens aus der Arbeit die Langeweile nicht mit der Befriedigung durch immer neue Sensationen (etwa Theater, Kino, KatrastrophenTourismus und, oder Nervenkitzel unter Einsatz des Lebens etc.) vertrieben werden kann, zeigt doch deutlich, wie sehr diese Leute am ArbeitsWahn erkrankt sind:
Diesen Leuten muss bestaendig vor Augen gefuehrt werden, dass sie Krank sind:
Psychisch Krank: Wahnsinnig: Wahnsinn ist eine Krankheit, die heilbar ist!!!
Wer diese Menschen im Glauben laesst, dass sie gesund seien, der begeht ein schweres Verbrechen an diesen Menschen, welche uns Allesamt gefaehrden mit ihrem Arbeitswahn:
Vernichtung der Umwelt, ist dabei noch der harmloseste Aspekt: Arbeitsgeile Wissenschaftler sind noch gefaehrlicher als Arbeitsgeile Lohnsklaven!!!
Auch freiwillige Arbeit sollte deshalb der Begrenzung auf eine maximale Zeit Unterworfen sein.
Die Politisierung hat eben nicht darauf abzuzielen, aufzuzeigen, dass die Folgen des Ausschlusses eines Grossteils der Menschen vom gesellschaftlichen Reichtum wieder sichtbar wird: Die Folgen sind Sichtbar, fuer JederMensch, der sehen will!!!
Das fuehrt lediglich zur Verhinderung sinvoller Politisierung!!!
Wer nicht sehen will, ist auch durch Politisierung nicht zur gleichen Art von Sehen zu bewegen, sondern verstaerkt eher seine Einflussnahme dahingehend,dass sich an seiner Weise es zu Sehen nichts aendert:
Will heissen, ein moderner Sklavenhalter setzt sich eher fuer eine Zunahme der Arbeitslosigkeit ein, als fuer die Beseitigung Derselben!!!
Die Politisierung darf nur in eine Richtung zielen:
Das Selbsbewusstsein und die Anerkennung der eigenen Wertigkeit des Lohn-Abhaengig Beschaeftigten und der Arbeitslosen, dahingehend zu staerken, dass sie nicht mehr bereit sind eine Beschaeftigung anzunehmen, wenn ihre Arbeitskraft durch die Beschaeftigungsbedingungen missbraucht wird!!!
Sind einzelne Arbeiter so "Vermessen": So zu reagieren, dann schuettet die Gesellschaft Sanktionen aus: Ist es die Mehrzahl aller Arbeiter, die eine solche Haltung annehmen, dann kann die Gesellschaft keine Sanktionen ausschuetten, weil sie (in grossem Umfang NOCH) abhaengig ist von der menschlichen Arbeitskraft!!!
Ein dahingehend veraendertes Verhaeltnis der menschlichen Sicht auf Arbeit und Arbeitskraft ist auch fuer jene Zukunft notwendig, in der die menschliche Arbeitskraft immer weniger benoetigt wird, und als Druckmittel gegenueber einer Gesellschaft keinerlei Bedeutung mehr haben kann. Was geschieht mit den Menschen dann, wenn die Gesellschaft sie nicht mehr benoetigt: Sie werden dann weder versorgt, noch finden sie dann eine Umwelt in der sie sich naehren koennen!!!
Die Zukunft des Menschen darf nicht an Arbeit geknuepft sein, sonst ist die Mehrheit aller Menschen schneller ausgerottet als sie wahrhaben will; Und zum Ausrotten der eigenen nicht mehr benoetigten Arbeiter braucht man keinen Hitlerfaschismus einzufuehren. Heutzutage geht sowas viel einfacher, und weltweit bejubelt als humanitaere Aktion, in deren Rahmen nicht mehr benoetigte Arbeiter als Cholateralschaden beklagt werden!!!
Wann die ersten Kriege ausschliesslich gefuehrt werden, um ueberfluessige Arbeiter zu beseitigen, ist zwar noch nicht abzusehen, aber dass es dazu kommen wird, kann nur durch die Arbeiter selber verhindert werden, die spaetestens HEUTE beginnen sich auf andere Werte als die "heilige Kuh Arbeit" zu besinnen!!!
Derzeitige Anschrift: Peter Stoll Schumannstr. 23 66111 Saarbrücken Telefon 0172 102 39 49 Aktuelle Adresse immer auf: h t t p : / / w w w . p s t - a u f s c h r e i . c o m
und aus anderer mehr politischer Sicht, Norbert Trenkel:
Norbert Trenkle Terrorismus der Arbeit
Arbeit ist für den westlich sozialisierten Menschen die selbstverständlichste Sache der Welt; so selbstverständlich, daß er im allgemeinen gar keinen Gedanken darauf verschwendet, um was es sich eigentlich dabei handelt. Fragt man ihn, so wird er ungefähr antworten, Arbeit sei nichts anderes als zweckorientiertes, anstrengendes körperliches oder geistiges Tun und als solches ewige Notwendigkeit des menschlichen Daseins. Vielleicht geht er gar so weit, in der Arbeit das Wesen des Menschseins zu sehen, also das, was ihn vom Tier unterscheidet und aus der Natur heraushebt. Eine Schrift mit dem Titel "Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affens", wie sie Friedrich Engels am Ende des 19. Jahrhunderts verfaßte, mag den Heutigen ein wenig zu pathetisch klingen, dennoch bringt sie den immer noch herrschenden Bewußtseinszustand auf den Punkt. Verräterischerweise zählt in "linken" Kreisen des Deutschen Gewerkschaftsbundes ausgerechnet diese Schrift zu den bewahrenswerten Texten des Marxismus. Nun wäre es absurd, abzustreiten, daß zur Erhaltung und zur angenehmen Gestaltung des Lebens allerlei nützliche Dinge produziert und die unterschiedlichsten Tätigkeiten verrichtet werden müssen. Wenn Menschen essen wollen, müssen sie Getreide, Gemüse und Obst anbauen, Tiere züchten; müssen sie Kochen und überhaupt erst einmal Felder angelegt, Stallungen, Lagerräume und Küchen gebaut und ausgestattet haben; müssen sie gelernt haben, wie man all dies tut; müssen sie sich darüber einigen, wer was und wann tut und wie die hergestellten Dinge verteilt werden usw. usf. Daran wird sich grundsätzlich nie etwas ändern, auch wenn mit Hilfe von Wissen und Technik der notwendige Zeitaufwand reduziert werden mag. Doch wieso werden solche völlig unterschiedlichen Tätigkeiten in der bürgerlichen Gesellschaft eigentlich unter einer einzigen Abstraktion - der "Arbeit" - subsumiert? Zunächst einmal könnte es so scheinen, als sei dies eine bloße Denkabstraktion, die nur der begrifflichen Erfassung der Wirklichkeit und der leichteren Verständigung dient, ganz so, wie wir "Baum" sagen können, wenn wir Buche, Eiche oder Birke meinen. Doch gibt es einen wesentlichen Unterschied. Die Abstraktion "Arbeit" bezieht sich nämlich nicht auf die Inhalte der gemeinten Tätigkeiten, sondern allein auf die gesellschaftliche Form in der sie verrichtet werden. Was als "Arbeit" gilt, darüber entscheiden nicht stofflich-sinnliche Kriterien, wie etwa die Frage danach, welche Handgriffe verrichtet und welche Produkte hergestellt werden oder welchen konkreten Nutzen sie für die Menschen haben. Entscheidend ist nur, ob eine Tätigkeit unmittelbar in den abstrakt-gesellschaftlichen Zusammenhang der Warenproduktion eingeht: und das Merkmal hierfür ist, ob sie für Geld verrichtet wird oder nicht. Deshalb kann auch eine bestimmte Tätigkeit, je nach Kontext, einmal als Arbeit gelten und ein anderes Mal nicht. Niemand wird beispielsweise den Unterschied leugnen können, der zwischen dem Tapezieren und Streichen des eigenen Wohnzimmers und derselben Tätigkeit als Angestellter eines Malerbetriebs besteht. Der Tätigkeitsinhalt ist beide Male exakt der gleiche. Aber im ersten Fall geht es mir um die Befriedigung eines ganz bestimmten sinnlichen Bedürfnisses (dem nach einem schöneren Wohnzimmer); im zweiten Fall dagegen stehe ich im Dienste eines völlig unsinnlichen Zwangs: dem gesellschaftlich-totalitären Zwang zum Geldverdienen. Vor diesem Zwang sind alle Tätigkeiten gleich, ganz unabhängig von ihrem Inhalt. Was zählt ist nur ihre Marktgängigkeit. Erst dadurch werden sie zur "Arbeit". Im sogenannten finsteren Mittelalter wäre niemand auf die absurde Idee verfallen, die Aktivitäten eines Schmiedes, einer Bäuerin, eines Ritters oder einer Nonne unter eine einzige abstrakt-allgemeine Kategorie zu subsummieren. Das macht erst dort Sinn, wo die Menschen dazu gezwungen werden, ihre Lebensenergie als "Arbeitskraft" für einen ihnen gleichgültigen und äußerlichen Zweck zu verkaufen: den blinden Selbstzweck der Kapitalakkumulation. Im Marxismus figurierte die Arbeit immer als Gegensatz des Kapitals. Sie ist dies auch, aber nur insofern sie einen Interessenpol innerhalb des gemeinsamen Bezugssystems der kapitalistischen Warenproduktion repräsentiert. Wenn "Arbeit" die Form ist, in der die Menschen ihre Lebensenergie verkaufen müssen um zu überleben, dann muß ihnen der konkrete Inhalt ihres Tuns letztlich genauso gleichgültig sein, wie dem Kapitalisten, der sie anheuert. Ob sie Pestizide herstellen oder Autobahnen bauen, Bettler aus der Fußgängerzone vertreiben oder Soap-Operas drehen - es ist ihr "Job" und der "muß getan werden". Das schließt persönliche Vorlieben und ethische Skrupel natürlich keinesfalls aus. Aber das gilt für die Kapitalisten genauso. Immer wird es welche geben, die keine Waffen produzieren wollen, aber immer finden sich auch genug andere, die gerne ihr Geld damit verdienen. Die viel beschworene moderne Wahlfreiheit bezieht sich immer nur auf Optionen innerhalb des vorausgesetzten Fetischsystems von Arbeit und Kapital. Wenn der Zwangscharakter der Arbeit den Meisten heute gar nicht mehr bewußt wird, dann verweist dies nur darauf, wie sehr er bereits verinnerlicht ist. Man sollte aber nie vergessen, daß es auch in Europa über Jahrhunderte hinweg offener Gewaltanwendung, ja eines regelrechten Krieges gegen die Bevölkerungsmehrheit bedurfte, bis die Menschen bereit waren, regelmäßig ihre Lebensenergie in den Manufakturen und Fabriken abzuliefern. Derselbe blutige Prozeß wiederholte sich dann mit einiger Zeitverzögerung in den Kolonien und in den Ländern nachholender Weltmarktmodernisierung - ohne dort jedoch die gleiche Tiefendimension der Verinnerlichung zu erreichen wie in Mitteleuropa. Hier ist den Menschen die "Arbeit" so sehr zur zweiten Natur geworden, daß sie sich kaum noch eine andere Form gesellschaftlicher Reichtumsproduktion vorstellen können. Ein erschreckendes Indiz hierfür ist, daß so ziemlich alle Tätigkeiten (auch solche, die keinesfalls direkt der Warenproduktion dienen) mittlerweile wie selbstverständlich als "Arbeit" wahrgenommen werden. Selbst noch die Auseinandersetzung mit einer geliebten Person wird zur "Beziehungsarbeit" und sogar im Schlaf verrichten wir "Traumarbeit". Das sind nicht nur sprachliche Ausrutscher, sondern Hinweise darauf, wie tief die gesellschaftlich dominante Struktur bis in die individuelle Psyche reicht. Deshalb erweisen sich auch in der Krise der Arbeitsgesellschaft die kapitalistisch geprägten Subjekte als das vielleicht größte Hindernis für die Aufhebung des herrschenden Fetischsystems. Sie wollen nicht aufhören zu arbeiten, auch wenn längst offen zutage liegt, daß die Kapitalakkumulation an ihre absoluten Grenzen stößt. Das Verrückte an dieser fundamentalen Krise ist, daß sie keinesfalls auf materiellen Mangel zurückgeht, sondern im Gegenteil auf eine ungeheuer fortgeschrittene Produktivität. Unter anderen gesellschaftlichen Bedingungen könnte diese ohne weiteres dafür genutzt werden, alle Menschen der Welt in ausreichendem Maße mit materiellen Gütern zu versorgen und außerdem noch einen gewaltigen Zeitfonds für Muße und kreativ-spielerische Betätigung jeder Art freizusetzen. Unter dem Zwangssystem der Warenproduktion und der abstrakten Arbeit jedoch führt der erreichte Stand der Produktivkraft unweigerlich zum Ausschluß einer immer größeren Zahl von Menschen vom Zugang zu den elementarsten Existenzmitteln. Jede noch so gut gemeinte Absicht der "Umverteilung" ist unter den gegebenen Bedingungen letzlich zum Scheitern verurteilt, weil das Kriterium zur Beteiligung am gesellschaftlichen Produkt die Verausgabung von Arbeit bleibt. Darum kommen auch Gedanken wie etwa die eines "Grundeinkommens" oder "Bürgergeldes" nicht herum, denn sie setzen die Abschöpfung von Wert aus dem betriebswirtschaftlichen Vernutzungsprozeß lebendiger Arbeitskraft in der Warenproduktion voraus. Soll dieser Prozeß nicht abgewürgt werden (und das wäre das Ende der ganzen Münchhausiade), kann die monetäre Umverteilung in der Praxis nur auf eine Almosenzuteilung noch unter Sozialhilfeniveau hinauslaufen. Und auch eine Arbeitszeitverkürzung oder - flexibilisierung (in welcher Variante auch immer) kann allenfalls einen kleinen Teil der Herausgefallenen temporär wieder ins System der Arbeit integrieren - und dies meist nur bei erheblich verschlechtertem Geldeinkommen. All dies läßt sich auf den fundamentalen und immanent unlösbaren Grundwiderspruch der modernen Warenproduktion zurückführen, der darin besteht, daß sie einerseits auf das massenhafte In-Bewegung-Setzen von Arbeit angewiesen ist, weil sie ihren verrückten, unsinnlichen "Sinn" der Kapitalakkumulation nur auf diese Weise erfüllen kann. Denn das Kapital ist nichts anderes als die fetischistische Darstellung von vergangener oder "toter Arbeit" (Marx), von Arbeit, die im betriebswirtschaftlichen Verwertungsprozeß verausgabt wurde. Andererseits erzwingt aber die Marktkonkurrenz eine permanente Steigerung des betriebswirtschaftlichen Produktivitätsniveaus, also gerade ein Überflüssigmachen von Arbeitskraft, und untergräbt so ständig die eigene ökonomische Existenzgrundlage. Bis in die siebziger Jahre konnte der Kapitalismus diesen Grundwiderspruch durch territoriale Expansion und durch die Erschließung neuer arbeitsintensiver Branchen und Bereiche entschärfen (z.B. Autoproduktion). Mit dem Ende des Fordismus ist jedoch diese Aufschubstrategie an ihre Grenzen gestoßen; denn die mikroelektronischen und informationstechnologischen Produktivitätspotentiale sorgen für ein massives Abschmelzen der Arbeit in den produktiven Kernsektoren der Verwertung, für die es keine auch nur annähernde Kompensation mehr gibt. Die angeblich neuen zukunftsträchtigen Sektoren der "Beschäftigung", insbesondere im sogenannten Dienstleistungsbreich, erweisen sich bei näherem Hinsehen sehr schnell als Chimäre. Soweit dort tatsächlich eine Expansion stattgefunden hat und nicht nur durch statistische Tricks vorgetäuscht wird, ist das keinesfalls ein Anzeichen für eine auch nur temporäre Lösung des kapitalistischen Dilemmas. Erstens basieren die "Beschäftigungserfolge" teils direkt, teils indirekt auf der enormen Aufblähung des Kredit- und Spekulationsbereichs, der längst zum Hauptmotor der Weltkonjunktur geworden ist. Entgegen der landläufigen Meinung stellt die Abwanderung von Kapital in diese Sphäre nämlich nicht etwa ein Hemmnis für produktive Investitionen dar, sondern bietet primär eine willkommene Ausweichmöglichkeit für Gelder, die in der Realwirtschaft nicht mehr "rentabel" angelegt werden können. Die basale Verwertungskrise wird zwar auf diese Weise nicht gelöst, aber dennoch für eine Weile aufgeschoben. Je länger freilich dieser Aufschub währt, je mehr sich die Spekulation verselbständigt, desto gewaltiger wird auch der Rückschlag auf die Realakkumulation, die Sozialsysteme und die Staatsfinanzen sein (die Ereignisse in Südostasien sind nur ein schwacher Vorschein hiervon). Solange das Spiel allerdings noch funktioniert, tragen die Rückflüsse wesentlich zum Erhalt und zur Schaffung von "Arbeitsplätzen" bei, die ansonsten niemals finanziert werden könnten. Dies gilt nicht nur für den Staatssektor, der längst auf Gedeih und Verderb am Kredittropf hängt, sondern ebenso und in zunehmendem Maße für einen großen Teil der privat-kapitalistischen "Beschäftigung"; denn die Spekulationsgewinne werden ja teilweise auch wieder für den Kauf von Konsumgütern, Gebäuden und Dienstleistungen verausgabt und setzen damit Arbeit in Bewegung. Vor allem in den USA, wo viele Kleinanleger ihr Vermögen in Aktien angelegt haben, sind die Börsengewinne in den letzten Jahre ein entscheidender Konsummotor gewesen. Und wenn der US-Staatshaushalt 1999 zum ersten Mal seit 30 Jahren ein leichtes Plus aufweisen wird, dann liegt das vor allem an den abgeschöpften Spekulationsgewinnen. Wie der ehemalige US-Notenbankgouverneur Lawrence Lindsey vorgerechnete, hat die Clinton-Regierung insgesamt 225 Mrd. Dollar entsprechender Zusatzeinnahmen bis zum Jahr 2002 fest eingeplant (vgl. Wirtschaftswoche 13.11.97). "Manna vom Himmel" nennt Lindsey dies ironisch; allerdings handelt es sich um einem höchst profanen Himmel, der ziemlich bald einstürzen dürfte. Zweitens sind aber bekanntlich die meisten neuen "Arbeitsplätze" insbesondere im tertiären Sektor nur deshalb überhaupt konkurrenzfähig, weil die Löhne extrem niedrig sind, die sozialen und arbeitsrechtlichen Sicherungen weitgehend oder völlig ausgebaut wurden und kaum noch Steuern und Abgaben gezahlt werden. Die mangelnde ökonomische Produktivität wird so durch eine extreme Ausbeutung der Arbeitskraft und durch die Verschiebung von Kosten auf den Staat oberflächlich (und nur partiell) auf der monetären Ebene ausgeglichen. Doch der die Krise induzierende Grundwiderspruch kann dadurch nicht gelöst werden. Denn vom Standpunkt der Kapitalverwertung zählt nicht einfach, daß überhaupt Arbeitskraft verausgabt wird, sondern ob und wieviel Wert sie darstellt. Das Kriterium dafür ist die auf dem gegebeben Stand der Produktivkraft gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit für die Herstellung eines bestimmten Produkts. Daher wird der Maßstab des Werts von den produktiven Kernsektoren der Weltmarktproduktion bestimmt. Dem kann sich auch der Billiglohnsektor nicht entziehen, der immer dieser Konkurrenz ausgesetzt bleibt. So können etwa 500 Arbeitsstunden einer Stoff-Zuschneiderin in einer Hinterhof-Schwitzbude durchaus weniger Stückzahlen abwerfen und daher auch weniger Wert darstellen, als eine einzige Arbeitsstunde an einem laserbestückten Textilroboter. Analoges gilt für den breiten Bereich kommerzieller Dienstleistungen, die zwar selbst keinen Wert "produzieren", aber dennoch systemisch unentbehrlich sind, weil Waren nun einmal auch verkauft werden müssen. Der gesamte Kleinst- und Straßenhandel, der vor allem in den Ländern der "Dritten Welt" einen großen Teil des informellen Sektors ausmacht, muß sich letztlich an den durchrationalisierten Supermarktketten messen lassen, die mit einem Bruchteil des Personal einen viel höheren Warenumschlag tätigen. In der entwicklungstheoretischen Diskussion der 70er Jahre war dieses Phänomen als "versteckte Arbeitslosigkeit" bekannt, weil hier, volkswirtschaftlich gesehen, überflüssige Arbeitszeit verausgabt wird. Es galt als Übergangsphänomen in den Ländern der Dritten Welt, das im Zuge einer anvisierten (und mittlerweile gescheiterten) kapitalistischen Modernisierung verschwinden sollte. Im Zynismus des neoliberalen Diskurses hingegen gilt es als das höchste der Gefühle, wenn nun auch in den westlichen Metropolen die Menschen zunehmend dazu gezwungen werden, ihre Arbeitskraft kapitalistisch unterproduktiv und daher zu den miserabelsten Bedingungen zu verkaufen. Hauptsache sie arbeiten überhaupt. Dieser Terrorismus der Arbeit kann zwar ökonomisch letztlich nicht aufgehen, doch als Krisenverwaltungsstrategie ist er momentan in erschreckendem Maße erfolgreich. Wie zu Beginn der kapitalistischen Warenproduktion wird der Arbeitszwang wieder ganz offen propagiert und eingesetzt, nun aber nicht mehr, um den Menschen die Fabrikdisziplin einzubleuen und sie für die "Armeen der Arbeit" zu rekrutieren, sondern als Disziplinierungsmittel für eine Bevölkerung, die vom Standpunkt der Verwertung eigentlich überflüssig ist. Dienten die neuzeitlichen Arbeitshäuser der Durchsetzung einer neuen Form gesellschaftlicher Reproduktion gegen den Widerstand großer Teile der Bevölkerung, so hat der aktuelle von Neoliberalen, Sozialdemokraten und Rechtsradikalen gleichermaßen propagierte Zwang zur Arbeit keinen anderen Zweck, als die Aufrechterhaltung dieser historisch längst überholten Form. Das Schlimmste ist, daß damit offenbar ein tiefverwurzeltes Massenbedürfnis bedient wird. Wo sich überhaupt Proteste regen, stehen die Menschen nicht gegen, sondern für die Arbeit auf - soweit sich ihre Wut nicht gleich in rassistischen, antisemitischen und sozialdarwinistischen Projektionen äußert. Während die Krise unaufhaltsam voranschreitet, klammern sie sich verzweifelt an die masochistische Illusion, ihre Lebensenergie weiterhin zu immer miserableren Bedingungen verkaufen zu dürfen. Wenn es nicht gelingt, diese fatale Fixierung aufzubrechen und ein Bewußtsein dafür zu schaffen, daß die historisch geschaffenen Potentiale gesellschaftlicher Reichtumserzeugung aus den fetischistischen Formen von Arbeit und Kapital herausgelöst werden müssen, wird die Krise der Arbeitsgesellschaft die sozialen und natürlichen Lebensgrundlagen restlos zerstören.
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