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Isquierda

Beiträge: 279

New PostErstellt: 17.02.06, 08:48     Betreff: Re: Anarchie - Was ist das? - Teil II

    Zitat: soyfer
      Zitat: Isquierda
        Zitat: soyfer
        JEDER KANN JEDERZEIT AUFHÖREN UND AUS DIESEN HERRSCHAFTSVERHÄLTNISSEN AUSTRETEN.
      Das wäre doch schon ein festgeschriebenes Grundrecht, ein Menschenrecht...Natürlich noch mit dem Nachsatz, dass ihm aus diesem Austritt keinerlei Nachteil entstehen wird. Das übliche "Dann geh doch wo anders hin..." - das einem ab und an um die Ohren gehauen wird, wenn man kritik wagt, ist nämlich mit Nachteilen verbunden, darum eben auch nicht machbar. Im erdachten System ist ein Gehen aber jederzeit möglich und es entsteht einem keinerlei Nachteil, verstehe ich dich richtig?
    Irrtum, das wäre kein Grundrecht, denn dazu müsste es von irgendwem instaliert werden. Es ist ein Faktum, dass Anarchie die Herrschaft aufhebt, dem Herrscher sozusagen das Szepter aus der Hand nimmt, ohne es neu zu vergeben.
Fakten werden festgeschrieben und Grundrechte ebenso. Worauf will man sich denn sonst berufen, wenn es zu Zuwiderhandlungen kommen.

    Zitat: soyfer
    Das bedeutet nicht, dass ich gebunden bin, jetzt alle Menschen gern zu haben und mich nicht mehr wehren darf, weil wenn ich eine mich schlagende Hand aufhalte, dass das dann schon Herrschaft wäre. Nein! Da wo sich Herrschaft auf Herrschaft (und nicht als Spiel) manifestiert, da schreitet man ein.
Auf welcher Grundlage? Mit welchem Recht?

    Zitat: soyfer
    Aber nicht, weil es "Grundrecht" gibt, nicht weil es einen "Wertechanon" gibt, sondern schlicht und einfach, weil jeder einzelne seine eigene Freiheit in dem Menschen verteidigt, der einer Herrschaft als Herrschaft ausgesetzt ist.
Das ist die Theorie - aber in der Praxis gibt es ganz simple Vorgehensweisen, um die Theorie eben festzulegen, diese praktisch werden zu lassen, die Praxis einzufordern. Du kannst doch nicht einfach daherkommen und sagen, so jetzt ist Anarchie und ihr wißt ja nun, was zu tun ist, dann macht mal. Regeln und Normen müssen zugänglich sein und manifestiert werden und ja, es muß einen Wertekanon geben - nur muß der eben anders gestaltet werden, als aktuell. Absolut anders.

    Zitat: soyfer
    Das ist kein Gesetz, das ich mit dir und dem und der und vielen im Konsen beschlossen habe, auch keines, das irgendwie anders zustandekam. Es ist mein eigener Wunsch, wie der auszuschlafen, heute einen grünen und einen roten Strumpf anzuziehen oder heute freiwillig in der Schuhfabrik die Maschinen zu überwachen, damit die Produktion am Laufen bleibt. Es ist meine eigene Entscheidung, mein Wille und meine Freiwilligkeit.
Richtig, richtig, aber die Ausübung des "freien Willen" muß eben auch garantiert werden. Sonst ist es nur ein Luftschloß. Und darum geht´s mir: Wie willst du die Ausübung des "freien Willen" - den ich jetzt unhinterfragt einfach so hinnehme, obwohl er nicht definiert ist - sicher stellen? Und was ist mit denen, die da snicht wollen? Und was ist mit denen, die auch nicht können?

    Zitat: soyfer
    Nicht "wir" verhindern Herrschaft, sondern viele "Ich's".
Wir verhindern die Herrschaft eines Ich´s - und mit allem respekt: Wenn ein ICH die Herrschaft will, dann kann nur ein WIR diese verhindern.

    Zitat: soyfer
    Es ist sozusagen ein Grundrecht, das ich mit mir im Konsens beschlossen habe, und du mit dir usw.
Dem Begriff "Grundrecht" wohnt es inne, auch eine äußere Form zu haben. Alles andere sind Wünsche.

    Zitat: soyfer
      Zitat: Isquierda
      Ich denke, es ist eh nur s eine Art partielle Autorität und keine Herrschaft im üblichen Sinne. Man wird eher den informatiker an den rechner lassen, als Mutter beimer - nur dürfen ihm aus diesem Wissensvorsprung eben keine Sonderstellungen entstehen. Er darf sich nicht Experte dauerhaft etablieren und den Vorsprung für sich behalten..
    Es ist ein Unterschied, ob der Experte ein Informatiker, Arzt oder sonstwer ist oder - sozusagen - "Politiker". Denn Politiker helfen dem Menschen nicht bei seinen Problemen, sondern Politiker helfen - der Theorie nach - der Gemeinschaft, nicht aber dem einzelnen Menschen. Rommel - in Afrika - hat das mal so erklärt: ich muss überlegen, was der beste und sicherste Weg für das Afrikakorps ist, daher darf ich mich nicht darum kümmern, ob des auch der beste und sicherste Weg für den einzelnen Soldaten ist. Und bekanntlich ist Politik dasselbe mit anderen Mitteln. Der Theorie nach (in der Praxis stimmt nicht mal das) soll Politik den Volk dienen und das heißt regelmäßig den einzelnen opfern. Politiker (oder wie du sie nennen magst) haben da nichts verloren.
Bis auf den Umstand, dass ich nie Rommel zitieren würde, kann ich abe rnachvollziehen, was du mir sagen willst: natürlich ist Politik keine besondere Qualität und es bedarf auch keiner berufsmäßigen "Politiker", die die geschicke der Menschen zu leiten haben. "Politiker" sind Stellvertreter und die brauchen wir ja bekanntlich nicht. Da sind wir uns einig.

    Zitat: soyfer
      Zitat: Isquierda
      Ja, aber dafür muß das Opfer überleben, sich ausdrücken können und auch das unrecht sehen, das ihm widerfahren ist. Du kannst ja nicht wie in 1984 überall Kameras installieren...Irgendwie ist das an dieser Stelle noch nicht rund.
    Bei deinen Überlegungen denke ich, das soll in deinen Augen wohl eine Anarchie gegen den Willen der Menschen werden? Wer soll denn die Kameras installieren, wer von oben überwachen? Aber umso mehr schaut man nicht weg, wenn da drangsaliert und gezwungen wird.
Es geht um die Einschätzung der Eingreifenden, wer da und wann drangsaliert wird und wenn eingeschritten wird, so werden gleich zweierlei "freie Willen" beschnitten: Der Drangsalierer und schlimmstenfalls der des Opfers. Wie willst du festlegen, wann einzuschreiten ist? Woran stellst du fest, wann welche Grenze überschritten wird, um eingreifen zu müssen? Läufst du da nicht automatisch Gefahr, dein eigenes wertegebäude anderen aufzudrücken und noch viel schlimemr: du maßt dir an, die Situation komplett einzuschätzen. Du mischst dich schlimmstenfalls unberechtigt ein.

    Zitat: soyfer
    Schaut man nicht weg, wenn ein(e) Mitarbeiter(in) - um in den Begriffen und den Zuständen von heute zu argumentieren - gemobbt wird. Nein, ich habe nicht gesagt, jeder hängt seine Nase nicht in anderer Leute Angelegenheiten, ich habe nur gesagt, man schau nicht weg vor Leid und Elend, sondern packt an und beseitigt es, weil es keinen Grund gibt und keinen Vorteil bietet, das nicht zu tun.
Diese Option besteht bereits jetzt und ich weiß nicht, warum es dazu nun einer Anarchie bedarf.

    Zitat: soyfer
      Zitat: Isquierda
      Hm, ich war mal auf ´ner Gerichtsverhandlung, da hatte ein Vorstadtnazi des Nächtens die Köpfe zweier Plakatierer völlig unmotiviert zusammengeschlagen und zwar genau darum: er fühlte sich körperlich überlegen und wollte für "Recht und orndung" sorgen...Ich bin bald vom Stuhl gekippt. Was machen wir überhaupt mit den ganzen nazis? Als Sinnbild für die absolut Assozialen Elemete - die sterben ja nicht einfach so aus, sondern vermehren sich redlich.
    Was man mit ihnen macht? Ganz einfach, man verhindert, dass die Herrschaft ausüben, sprich, Schaden anrichten.
Und wie verhindert man das?

    Zitat: soyfer
    Aber Neonazis sind zutiefst ein Produkt dieser Zeit. Die verschwinden zwar nicht so ins nichts. Die gehören sicher zum Großteil zur "lost generation". Als Napoleon III. 1870 bei Sedan von den Preußen gefangengenommen wurde, da erhielt er für die Zeit seiner Gefangenschaft das Schloss Wilhelmshöhe in Kassel zugewiesen. Und ein Bataillon bewachte ihn, sprich schütze ihn vor ungebetenen Gästen. Wenn man sie "einsperrt" - zur Verhinderung ihrer Herrschaft -, dann muss das keine dreckige kleine Zelle sein und das Essen muss auch keine stinkende Pampe sein. Nur vor ihnen sicher muss man sein.
Hm, Repression für die Aussätzigen? Ich weiß nicht, ich weiß nicht...Klar ist, dass Rechtsextremismus oder andere Formen der Antisozialisation auch ein Ausdruck der repressiven gesellschaftsformen sind und fleischgewordener Bildungsnotstand: Bildung und freiheit können hilfreich sein, um mündige und vernünftige Mitmenschen zu sozialisieren. Klar ist aber auch, dass es immer welche gab, die nach Macht, gewalt und Herrschaft brüllten, die schikanierten und individuelle Psychosen zu kollektiven machten, sich Sündenböcke suchten. Was also, wenn das ein wirklich menschliches problem ist, vor dem man nicht gefeit ist, vor dme auch eine libertäre gesellschaftsform nicht schützt? Versteh mich nicht falsch, ich denke nicht, dass der Mensch schlecht ist oder einer Führung bedarf - aber ich will auch nicht ausblenden, dass diese immer weitgehend akzeptiert wurde. Aus der historischen Perspektive wurden Menschen immer angeführt und der Widerstand hielt sich absolut in grenzen, die Annahme, es gäbe eine soziale Evolution, den Schritt in der Menschheitsentwicklung, irgendwann endlich mündig zu werden, würde ich begrüßen - aber sie ist bisher nur eine Annahme. Der "freie Wille" ist auch ein viel zu vages Konstrukt, um darauf eine intakte Ideologie aufzubauen: Niemand weiß genau, was sich dahinter verbirgt. Ist der Wille "frei", wovon? Was ist der Wille?

    Zitat: soyfer
      Zitat: Isquierda
      Und wenn es ein Wille ist, den ich absolut nicht nachvollziehen kann? Wenn ich meine, ein anderer Wille widerspricht dem meinen? Wer legt fest, wo mein Wille anfängt und der andere endet?
    Also, wenn es nur ein Wille ist, den du nicht nachvollziehen kannst, dann stellt sich die Frage, ob man überhaupt nachvollziehen muss. Mir gefallen Irokesenhaarschnitte ganz und gar nicht. Na und , ich brauch ja auch keinen tragen. Und mein nicht-mögen wiederum geht die anderen nichts an. Und wo der eigene Wille an den anderen stößt stellt sich die Frage, wo fängt Herrschaft an und wo hört sie auf. Da kann man faktisch keine Grenze ziehen, wie geographisch (z.B. in Afrika) teilweise mit dem Lineal. Das ist doch auch individuell unterschiedlich. Nur eins ist klar, wenn jemand gegen seinen Willen zu etwas gezwungen wird, dann ist es Herrschaft.
Ja, ist es, es ist Herrschaft - aber kann man wirklich sicher stellen, dass mein Wille mit anderen konform geht, sich nicht widerspricht? Wenn ich mir zum beispiel ein Haus bauen will - angenommen, ich könnte es - setze diese auf eine wunderschöne Wiese, weil ich das so will und kann... Mein Nachbar aber meint, er hätte den Blick auf den Hügel so sehr genossen, dass mein haus da stört....was nun? Wer wägt die Willensentscheidungen ab?

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