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bjk

Beiträge: 7353


New PostErstellt: 20.02.06, 16:33     Betreff: Re: Wollen religiöse Irre den Super-GAU?




kopiert aus: http://www.neuesdeutschland.de/artikel.asp?AID=85406&IDC=2


08.02.06

Gedächtnis der Demütigungen

Von Jürgen Reents



Die verantwortlichen Redakteure der »Jyllands-Posten« waren auf eine handfeste Provokation aus, als sie ihre Mohammed-Karikaturen in Auftrag gaben. Niemand, dem die Genesis dieser Verächtlichmachung inzwischen bekannt ist, wird dies bestreiten können. Was als absichtsvolles Begleitfeuer für die ausländerfeindliche Politik der dänischen Regierung begann, auf eine ideologische Ertüchtigung der dänischen Rechten zielte, hat sich zur brennenden Lunte an einem internationalen Pulverfass entwickelt. Kein Zweifel: Es sind extremistische Heißsporne, die das Pulverfass nun in europäische Botschaften und Kulturhäuser rollen – und autoritäre Regimes, die aus eigenem Kalkül das Spalier dafür frei, jedenfalls nicht dicht machen. Kein Zweifel aber auch: Hingestellt und reichlich gefüllt wurde dieses Pulverfass von anderer Hand.

Journalisten (und Politiker), die meinen, sie müssten hier zur Verteidigung der Pressefreiheit auf die Barrikade gehen, sich gar mit massenhaftem Nachdruck der Karikaturen als standhaft beweisen, machen es sich zu leicht. Es ist keine Courage von unten, sondern Draufgängertum von oben. Diese Zeitung hat dem mit Bedacht entsagt. Es gibt keine »Dokumentationspflicht« (taz) und keinen journalistischen Kodex zum visuellen »Beleg« (Berliner Zeitung) von Beleidigungen, die so und nicht anders gemeint waren. Die Pressefreiheit, für die mit hehren Worten am ungeeigneten Objekt gefochten wird, verkommt so zur Rede für die ungehinderte Herrschaft von Arroganz. Es ist auch nicht glaubwürdig zu behaupten, es ginge hier nicht gegen den Islam, wenn im nächsten Kommentar das »Recht auf Blasphemie« gegen einen »frühmittelalterlichen Räuberfürsten« eingeklagt (Die Welt) oder der »islamischen Welt« eine Rückständigkeit attestiert wird, weil sie »im Unterschied zu den Europäern (man beachte das Gegensatzpaar! /jrs) die Grundlagen ihrer Kultur niemals im Sinne einer Fundamentalkritik durchforstet« habe (FAZ).

Die Mohammed-Karikaturen sind nur ein Auslöser für das Aufbrechen einer tiefen Unbehaglichkeit – irgendwann hätte auch ein anderer Vorfall gereicht. Wer jenen Muslimen zuhört, die sich empören, ohne zu zündeln, kann dies auch noch verspätet erfahren: »Man hat den Eindruck, mit den Muslimen kann man alles machen«, meinte der Berliner Al-Dschasira-Korrespondent Aktham Suliman. Die westliche Welt hat zu lange ignoriert, dass es in Ländern, die in erster Linie als Rohstoffreservoir oder strategisches Scharnier angesehen und deren Bewohner im übrigen mit westlicher Hilfe schikaniert und bedrängt werden, ein anderes Gedächtnis gibt: das Gedächtnis für die vielen Ereignisse der Demütigung.

Fast jeder in der arabischen Welt kann die uneingelösten UNO-Resolutionen präzise mit Datum und Dokumentnummer aufzählen, die ihnen Freiheit von Besatzung, Rechte und Selbstbestimmung verheißen haben. Fast jeder in der arabischen und islamischen Welt erinnert sich gut, dass US-Präsident Bush seinen »Kampf gegen den Terrorismus« – der ihnen wie uns mehr Terror gebracht hat, als zuvor war – in seiner ersten Erklärung als »Kreuzzug« titulierte und US-Piloten ihre Raketen mit »Happy Ramadan« beschrifteten. Fast jeder in der islamischen Welt wird die militärischen Drohungen der Herren Rumsfeld, McCain, Mofaz und anderen gegen Iran als Gefahr für das eigene Leben oder das seiner Angehörigen begreifen – unabhängig davon, wie nah oder fern er der Ideologie des weiß Gott und weiß Allah intoleranten Mullah-Regimes steht.

Dies ist die Stelle, an der ein Friedbert Pflüger einem Christian Ströbele notorisch entgegenschnauzt: Sie sehen das Böse immer nur in den USA. – Nein. Die Voraussetzung, dass das Pulverfass nicht brutal explodiert, ist nur, dass die tiefe Mitschuld derjenigen, die die politischen, sozialen und kulturellen Geschicke dieser Welt wie keine anderen lenken, ebenso namhaft gemacht und bereinigt wird. Sonst wird jeder Ruf nach Mäßigung verhallen, zu dem vernünftigere Stimmen sich angesichts des begonnenen Brandes nun veranlasst sehen.



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von Tegtmeier
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