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Stammheim, der Staat und die RAF

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bjk

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Ort: Berlin


New PostErstellt: 25.10.07, 16:12  Betreff: Re: Stammheim, der Staat und die RAF  drucken  weiterempfehlen

    Zitat: Nicki
    Die Raf war eine streng hierarchische Gruppe die im wesentlichen von Andreas Baader bestimmt war.Er galt als"Tatmensch" ,brachte aber keine Vorstellung wie eine zukünftige Gesellschaft aussehen soll. Die RAF setzte auf Terror(Bombenanschlägen) und Entführungen mit Geiselnahmen wobei sie ohne Vorwarnung(Meinhof;"natürlich darf geschossen werden!")ihre Waffen einsetzte.Sie scheute sich nicht davor mit der antisemitisch orientierten palestinensischen El-Fatah-Bewegung zusammenzuarbeiten um sich in Waffengebrauch ect. ausbilden zu lassen.Um ihre Führung in Stammheim freizupressen war sie auch an der Entführung der" Landshut"beteiligt.Die RAF war somit mitschuldig an den Tod eines Piloten und dem Martyrium der Geiseln(Quellen;Butz Peters-Tödlicher Irrtum-Die Geschichte der RAF,sowie Wikipedia).
... die "herrschende Meinung" ist zunächst vor allem die Meinung der Herrschenden
... die von Dir angeführten Quellen sind nicht einmal pseudowissenschaftlich sondern lediglich tendenziös (siehe den Satz von eben), lies mal hier diese Zitate:

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.04.2005

Überaus hart geht Rezensent Rainer Stephan mit Butz Peters Versuch einer historischen Aufarbeitung der Geschichte der RAF ins Gericht. Dass Peters den umfangreichen Band als selbständiges Werk ausgibt, wo es sich in Wahrheit nur um eine erweiterte Neuauflage seines Buch "RAF -Terrorismus in Deutschland" von 1991 handelt, stimmt Stephan gleich zu Anfang ungnädig. Davon abgesehen gelingt es Peters nach Ansicht des Rezensenten trotz der Fülle von Daten und Fakten, die der Autor präsentiert, nicht, "etwas zur Erhellung auch nur einer einzigen der zahlreichen noch ungeklärten Aspekte seines Themas beizutragen." Den Mangel an neuen Erkenntnissen findet Stephan kompensiert durch einen "um Aufmerksamkeit buhlenden Erzählton", den er als "schlechtem Journalismus" voller Klischees brandmarkt. Wer schon beim Vorwart aufhöre zu lesen, resümiert der Rezensent mit unverhohlenem Hohn, "hat nichts versäumt."


und

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 29.01.2005

Recht kritisch geht Oliver Tolmein mit Butz Peters' Buch "Tödlicher Irrtum - Die Geschichte der RAF" ins Gericht. Darin erzähle der Autor die Geschichte der RAF nach, beginnend mit der Kaufhausbrandstiftung in Frankfurt am Main, endend mit der Festnahme von Andrea Klump. Zwar habe Peters sehr viele Seiten über die RAF zusammengetragen. Ein differenziertes Bild kommt nach Ansicht Tolmeins dennoch nicht heraus. Das liegt seines Erachtens einmal daran, dass Peters kaum an Ursachenforschung interessiert ist - analytische Passagen würden den Fluss seines in "Aust-Manier flockig formulierten" Buches nur stören. Zum anderen daran, dass die Auswahl dessen, was Peters berichte, überwiegend tendenziös sei. Tolmein hebt hervor, dass der Autor entgegen seiner Ankündigung im Vorwort die Anschläge, Geiselnahmen, Fahndungsaktionen und Hungerstreiks nicht rekonstruiere: "Er schreibt wie Heinrich Breloer filmt: Dokufiktion." Fragwürdig findet Tolmein auch den Umgang des promovierten Juristen mit Quellennachweisen. Zudem hält er ihm Auslassungen und Verkürzungen vor. Das "Celler Loch" etwa, mit dem der Verfassungsschutz eine Gefangenenbefreiungsaktion vorspiegeln wollte, erwähne er nur beiläufig als "merkwürdige Aktion".



    Zitat: Nicki
    Verschwörungs-und Mordtheorien sind wohl nicht aus der Welt zu schaffen.Sie sind dazu da um zu suggerieren daß die Vorbilder so"gut",dem Staat also so gefährlich waren daß die es nötig fand sie zu ermorden.Ausserdem bestätigt es eigene Überzeugung(Und eigenes Handeln)je schlimmer der Staat erscheint,und schafft größeren Zusammenhalt.
... umgekehrt wird ein Schuh daraus
... warum wohl werden derzeit in den Bertelsmann- und Springerjournaillen zusammen mit den staatsmachtlichen Zwangsrundfunkanstalten wieder volle Breitseiten auf die RAF, die Kommunisten sowieso und auf die 68er "Gutmenschen"-Ära abgefeuert?
... hingegen werden die Greuel der Nazizeit verharmlost, kleingeschrieben, relativiert, durch Geschichtsklitterung geradezu verklärt, die millionenfachen Morde nur einer bestenfalls minimalen irregeleiteten Verbecher-Clique um einen größenwahnsinnigen österreichischen Gefreiten zugeschrieben, und und und
... bewußt wird dann die ach so grauenhafte DDR ins Spiel gebracht - einmal darfste raten warum!
... selbst der Lamputzer-Revoluzzer von Mühsam würde da richtig raten.

bjk
ALG II-Unterschichtler



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bjk

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New PostErstellt: 26.10.07, 10:23  Betreff: Re: Stammheim, der Staat und die RAF  drucken  weiterempfehlen

kopiert aus: http://www.jungewelt.de/2007/10-26/062.php



Die Freiheit ist stärker

Vom Kampftag der Deutschen Wirtschaft und ihrer Bundesregierung zum Gedenken an das RAF-Opfer Hanns Martin Schleyer

Von Otto Köhler



Wir haben nach 43 Tagen Hanns Martin Schleyers klägliche und korrupte Existenz beendet«, verlautbarte vor 30 Jahren die RAF. Es war ein Mord, wie er selbst in einem Krieg, den die RAF zu führen glaubte, so nicht begangen werden durfte. Sie knallten den Gefangenen ab, wie es einst bei dessen SS-Kameraden der Brauch war. Das war nicht nur ein Verbrechen. Es war eine Dummheit, die den SS-Führer von Prag zum Blutzeugen der schwarzbraunen Seilschaften machte, die nach 1945 die Bundesrepublik beherrschten.

Hanns Martin Schleyer lebt im Gedächtnis der deutschen Nation weiter. So jedenfalls am Mittwoch in Berlin. Es war ein Kampftag, zu dem die deutsche Wirtschaft aufrief: der Bundesverband der Deutschen Industrie, die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitergeberverbände, der Bundesverband Deutscher Banken, sowie die Alfred Herrhausen Gesellschaft (Deutsche Bank), die Jürgen-Ponto-Stiftung (Dresdner Bank), die Karl-Heinz-Beckurts-Stiftung (Siemens). Sie alle veranstalteten dort, wo leider immer noch nicht ihr Ort ist, im Deutschen Historischen Museum, mit Unterstützung der Bundesregierung und unter Führung der Hanns-Martin-Schleyer-Stiftung ein Gedenken an alle Opfer des Terrorismus der RAF.

»Die Freiheit ist stärker«, rief Günther Fleig aus, der Vorstandsvorsitzende der Schleyer-Stiftung und Schleyers Nachfolger als Personalvorstand der Daimler AG. Brigitte Zypries, die Justizministerin freute sich, daß hier aller Opfer des Terrorismus gedacht werde. Fast aller. An die nach Auschwitz abtransportierten jüdischen Besitzer der Villa, die der SS-Führer Schleyer mit seiner Familie in Prag bezog, wurde keiner genötigt zu denken. Frau Zypries freute sich auch, daß »unser Staat« nicht »zum Überwachungsstaat« geworden sei. Vor ihr saß Innenminister Schäuble im Publikum, der später das Wort ergriff, und – das formulierte er wahrheitsgetreu – dem Terrorismus gern »auf Augenhöhe« begegnen möchte. Dazu müsse er alles nutzen, was »den Terroristen technisch und medial zur Verfügung« stehe. Es müsse die Möglichkeit geben, auch deren Mittel einzusetzen.

Dann durften Berliner Schüler einzeln vortreten und die Namen der 36 Opfer – jeden für sich – sprechen. Die Phoenix-Übertragung wahrte die Hierarchie und zeigte – wie es sich gehört – während der Gedenkminute ganz groß und allein das Bild von Hanns Martin Schleyer. Als nächster sprach der Präsident des Deutschen Bundestages, Norbert Lammert, und zitierte zustimmend Bettina Röhl: Die Bundesrepublik stünde ohne 1968 besser da.

Das war wie eine Empfehlung für den Film, den Phoenix in der darauffolgenden Kaffepause einspielte. Die »Dokumentation« sollte nachvollziehen, was damals geschah. Wie der »aus Protest gewachsene« Terror begann. Im Bundestag, nach der Neuwahl des Bundeskanzlers: »Herr Abgeordneter Brandt nehmen Sie die Wahl an?« – »Ja, Herr Präsident, ich nehme die Wahl an.« So geht es weiter. Eine nackte Frauenbrust wippend zur Rockmusik. Ein Transparent »Für den Sieg der vietnamesischen Revolution«. Dutschke schreit, Demonstranten stürmen durch die Straßen. Hochhäuser gehen in Flammen auf.

Grundlos? Aber ja. Nichts über den Schahbesuch. Nichts über die polizeiliche Hinrichtung von Benno Ohnesorg. Nichts über die Lynchhetze (»Störenfriede ausmerzen«) der Springerpresse gegen die Studenten. Eine öffentlichrechtliche Geschichtsfälschung wie geschaffen für diese Schleyer-Stiftung, die Leuten wie dem Geschichtsverdreher Ernst Nolte (Auschwitz war Stalins Erfindung) ihren Hanns-Martin-Schleyer-Preis verlieh.

Nach der Kaffeepause die Podiumsdiskussion. Der in der Einladung vorgesehene Podiumsgast Bernhard Schlink, ein westdeutscher Rechtswissenschaftler von der Humboldt-Universität, ward gar nicht mehr erwähnt, verständlich – er war als Romancier hervorgetreten, der die Liebe zu einer KZ-Wächterin beschrieb. Der gleichfalls angekündigte Spiegel-Chef Stefan Aust wurde dagegen als »erkrankt« entschuldigt. Er fand aus den Beständen des Historischen Museums guten Ersatz in Arnulf Baring, dem Barrikadenkämpfer der besseren Lumpenbourgeoisie. Er befindet sich in höchster Not: »Wir haben einen nationalen Sozialisten im Land und der heißt Oskar Lafontaine.« Die in PDS umbenannte SED sei hoffähig geworden. Das Land rutsche ständig nach links. Die Bevölkerung sei massiv bedroht. Rechts ist nichts zu fürchten. Aber links ist eine Gefahr. Er hebt den Zeigefinger und sieht eine »ganz bedrohliche Entwicklung innerhalb der SPD, die sich nach links anzumeiern versucht«. Und: Die Linken fackeln Autos ab, während die Rechten nur Flugblätter verteilen.

Für den kongenialen Klaus von Dohnanyi ist der RAF-Terror aufs neue ausgebrochen. Zweimal sei er in letzter Zeit an der Hamburger Universität niedergeschrieen worden. Die beteiligten Studenten müssen relegiert werden, verlangt er. Nicht nur in Hamburg, sondern an allen deutschen Universitäten.

Wie die anderen legte Schäuble auch in der Podiumsdiskussion ein klares Bekenntnis gegen die Sympathisanten des Terrors und für die Sicherheitsorgane ab. Doch das Unionsmitglied Schäuble steckt – im Kabinett und in der Union – mitten im tiefsten Sympathisantensumpf für gerichtlich anerkannte Massenmörder. Am Mittwoch veröffentlichte die junge Welt ein Foto vom diesjährigen Pfingsttreffen der Gebirgsjäger in Mittenwald. Es zeigt den Kriegsverbrecher Josef Scheungraber, der in Italien wegen 14- fachen Mordes an Zivilisten in Falzano zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Umringt von Bundeswehrsoldaten, die ihn nicht etwa festhalten, um ihn der Polizei auszuliefern. Sie schützen ihn vor Demonstranten, die – wie wir schon immer wissen – von der Polizei zusammengeprügelt werden.

Der Massenmörder ist ein Unionsparteifreund von Wolfgang Schäuble. Scheungraber hat im Gegensatz zu den RAF-Terroristen nie ein Gefängnis von innen gesehen. Die Bundesregierung weigert sich, ihn nach Italien auszuliefern. CSU-Mitglied Scheungraber darf Beifall klatschen für den Festredner, den Kabinettskollegen und Verteidigungsstaatssekretär Christian Schmidt (CSU), der auch nichts zur Festnahme des Massenmörders unternahm.

Wie sagte in Berlin der Vorstandsvorsitzende der Schleyer-Stiftung zu Beginn ihrer Kampf- und Gedenkkundgebung: »Die Freiheit ist stärker



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bjk

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New PostErstellt: 21.03.08, 16:57  Betreff: Re: Stammheim, der Staat und die RAF  drucken  weiterempfehlen

kopiert aus: http://www.rote-hilfe.de/news/18_maerz_tag_der_politischen_gefangenen


18. März: Tag der politischen Gefangenen


Vorwort des Bundesvorstandes zur diesjährigen 18. März - Zeitung:

Die Rote Hilfe wurde und wird in der Öffentlichkeit immer wieder als „Gefangenenhilfsorganisation“ wahrgenommen. Tatsächlich wandelt sich der Schwerpunkt der Roten Hilfe beständig sowohl mit der Situation der linken Bewegung als auch mit dem aktuellen Stand der Repression. Ein Großteil der Arbeit, den die Rote Hilfe heute zu leisten hat, ist nicht direkt mit Knast und Inhaftierung verbunden. Dennoch bleibt die Solidarität mit Menschen, die wegen ihrer politischen Überzeugungen und Aktivitäten im Gefängnis sitzen, ein zentrales Anliegen der Roten Hilfe: Knast ist immer noch der augenfälligste Höhepunkt staatlicher Repression. Das Wegsperren politischer Menschen, der Versuch, sie aller Handlungsmöglichkeiten zu berauben und aus allen gesellschaftlichen Zusammenhängen zu reißen – das ist auch heute noch die letzte Konsequenz politischer Unterdrückung. Die GenossInnen im Knast sollen nicht nur körperlich weggesperrt werden, sie sollen auch geächtet und aus der gesellschaftlichen Diskussion ausgeschlossen werden.

Die Menschenwürde ist für sie bis auf weiteres suspendiert. Jeder und jede, der schon einmal einen Freund oder eine Genossin im Gefängnis besucht hat, kennt die Stimmung, die dem oder der BesucherIn entgegenschlägt: „Mit so jemandem haben Sie zu tun?“

Wir beharren darauf, dass die Menschen in den Knästen zu uns gehören und dass sie dieselben Rechte haben wie andere Menschen auch.

Wir haben in den vergangenen Monaten erlebt, dass lange Haftstrafen als staatliche Waffe gegen die Linke auch in der BRD keineswegs der Vergangenheit angehören. Für GenossInnen „nichtdeutscher“ Herkunft haben Verfahren wegen der Terrorparagraphen 129a und neuerdings 129b noch nie ihre Bedrohlichkeit verloren – viele von ihnen sitzen auch heute noch wegen ihrer angeblichen oder tatsächlichen Mitgliedschaft in linken Organisationen, die BRD und EU als „terroristisch“ eingestuft haben, in deutschen Knästen. Die Forderung nach Freilassung der verbliebenen Gefangenen aus der RAF, Christian Klar und Birgit Hogefeld, bleibt ein wichtiges Anliegen der Roten Hilfe, auch wenn sie uns vor Augen führt, dass unser Einfluss viel zu gering ist, um zentrale und berechtigte Ziele beim gegenwärtigen Stand der Kräfteverhältnisse durchsetzen zu können. Falsch werden die Forderungen deshalb keineswegs. In den vergangenen Monaten ist gegen Christian Klar sogar das Mittel der Beugehaft in Stellung gebracht worden, weil er sich weigert, sich oder andere zu belasten und sich von der eigenen Geschichte zu distanzieren. Nach mehr als 25 Jahren Knast unter zum Teil härtesten Bedingungen wird der Zweck seiner Inhaftierung überdeutlich: Es geht einerseits schlicht um Rache, andererseits darum, einen Menschen in seiner politischen Identität zu brechen und an ihm zu demonstrieren, dass radikale Rebellion zum Scheitern verurteilt sei. Dass Christian bis heute nicht bereit ist, den Kapitalismus zur besten aller möglichen Gesellschaftsformen zu erklären ist der eigentliche Grund, der ihm den Weg aus dem Gefängnis bis heute versperrt.

Im letzten Jahr wurde mit den Verfahren gegen G8-GegnerInnen und antifaschistische Zusammenhänge, aber auch mit dem Verfahren gegen angebliche Mitglieder der „militanten gruppe“ deutlich, dass auch „deutsche“ politische Zusammenhänge nach wie vor von Gefängnisstrafen bedroht sind, wenn der Staat die Eskalationsschraube anzieht. Vielen Linken wurde plötzlich sehr plastisch bewusst, dass Knast nicht nur eine ferne Drohung am Horizont ist, die einen selbst nicht betrifft, sondern sehr schnell eine konkrete Gefahr für Menschen darstellen kann, die sich in der Linken politisch organisieren
.
Das Jahr 2008 wird auch ein entscheidendes Jahr im Kampf für das Leben und die Freiheit von Mumia Abu-Jamal sein, der seit 1982 in den USA in der Todeszelle sitzt. Die Rote Hilfe ruft dazu auf, solidarisch zu sein und alles dafür zu tun, Mumias Leben zu retten und seine Freiheit zu erkämpfen. Die Forderung nach der Freilassung der politischen Gefangenen ist eine Forderung, die sich nicht auf einen Nationalstaat beschränkt. Deshalb ist für uns der 18.03. auch ein Tag, an dem wir die politischen Gefangenen in aller Welt ins Bewusstsein rufen wollen.
Im vergangenen Jahr jährte sich der Justizmord an den beiden anarchistischen Arbeiteraktivisten Niccola Sacco und Bartolomeo Vanzetti zum 80. Mal. Die Rote Hilfe Deutschlands erklärte damals die Kampagne für die Freilassung der beiden zu einem Schwerpunkt ihrer Aktivität. Damit setzte sie nicht nur ein deutliches Zeichen für internationale Solidarität, sondern verdeutlichte auch ihren Anspruch, strömungsübergreifende Solidaritätsorganisation für alle von der staatlichen Repression betroffenen Linken unabhängig von ihrer ideologischen Ausrichtung und ihrer Organisationszugehörigkeit zu sein – ein Anspruch, dem sie als KPD-nahe Organisation im Verlauf ihrer Geschichte leider all zu oft nicht gerecht wurde.

Auch heute noch gilt für uns, dass wir keineswegs mit allem übereinstimmen müssen, was Menschen gesagt oder getan haben, die wegen ihres linken politischen Engagements im Gefängnis sitzen. Unsere Solidarität wird dadurch nicht geschmälert. Sie erweist sich als strömungsübergreifende Solidarität auch und gerade da, wo es nicht nur Übereinstimmung zwischen uns und den GenossInnen im Knast gibt.

Der Tag der politischen Gefangenen am 18.März, von der Roten Hilfe im Jahr 1922 ins Leben gerufen, erinnert an den Aufstand der Pariser Commune im Jahr 1871, aber auch an ihre Zerschlagung und die folgende Repression. Die Reaktion übte nach ihrem Sieg an den KommunardInnen blutige Rache. Mehr als 20000 Männer und Frauen wurden getötet, mehr als 13000 zu meist lebenslänglichen Haftstrafen verurteilt.

Und doch bleibt im kollektiven Gedächtnis der sozialistischen, kommunistischen und anarchistischen Bewegungen die Geschichte der Commune nicht in erster Linie als eine Niederlage haften, sondern als die Geschichte eines Aufbruchs, der bis heute andauert und noch nicht an sein Ende gelangt ist.

Bei allen Brüchen und mit allen Widersprüchen: Wir wissen uns in einer Tradition, deren Kernpunkt der Kampf um Befreiung ist. Dieser Kampf kann heute an ganz verschiedenen Orten und mit verschieden Mitteln geführt werden. Das Bild von Befreiung wird immer auch geprägt sein vom Bild der brechenden Kerkermauern, vom Ausbruch aus Verhältnissen, die uns daran hindern, freie Menschen im freien Austausch mit anderen zu sein. Auch deshalb bleibt eine unserer wichtigsten Forderungen:
Freiheit für alle politischen Gefangenen – hier und überall auf der Welt!

Rote Hilfe e.V., Bundesvorstand



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New PostErstellt: 28.11.08, 08:14  Betreff:  Re: Stammheim, der Staat und die RAF  drucken  weiterempfehlen

kopiert aus: http://www.jungewelt.de/2008/11-27/015.php


Ihre Moral und unsere Anmerkungen

zur Freilassung von Christian Klar


Von Hans Schulz


Es gibt nur zwei Situationen, in denen politische Gefangene freigelassen werden. Entweder sind die Kräfte der Revolution so stark, daß der Staat gezwungen ist, seine Geiseln freizugeben oder der Staat ist so stark, daß er einen Gnadenakt erweisen kann. Die erste Situation gab es in Deutschland so gut wie nie. Tausende haben über Jahrzehnte versucht, die Haftbedingungen der politischen Gefangenen in den BRD-Knästen zu verbessern, haben auf den Straßen ihre Freilassung gefordert. Aus humanitären Gründen, aus Solidarität. Genützt hat das nichts. Der bewaffnete Kampf war längst Geschichte.

Aber auch das neue, große Deutschland wollte keinen Schlußstrich ziehen. Niemand soll es in noch einmal wagen, jene Herrschenden persönlich zur Rechenschaft zu ziehen, die verantwortlich sind für millionenfache Ausbeutung, Massenverarmung, Elend, Krieg und Tod. Das war die Botschaft dieser 26 Jahre Haft – mit Isolationshaft und weißer Folter. Dafür wurde das Recht gebeugt, gab es Sondergesetze und eine nie dagewesene Hatz auf Sympathisanten. Christian Klar hat das alles jetzt hinter sich, ungebrochen. Dafür sind ihm in diesem Land mehr Menschen dankbar, als es der herrschenden Bande recht sein kann. Die Gefangenen aus der RAF haben in den Verfahren gegen sie nie juristisch agiert – revolutionäre Politik ist nicht justitiabel. Dafür haben sie die härtesten und fragwürdigsten Urteile kassiert. Die Justiz wußte nie, wer für was verantwortlich war. Man hat das Recht gebeugt und die Kollektivschuld eingeführt. Christian Klar konnte nichts bewiesen werden. Weder kennt das deutsche Strafrecht Reue oder Buße noch Aussagebereitschaft als Voraussetzung für eine Haftentlassung. Praktiziert wurde pure Rache. Eigentlich ein Fall für die UNO-Menschenrechtskommission.

Der Co-Pilot der 1977 entführten Lufthansamaschine, Jürgen Vitor, kündigt in der Bild an, er werde wegen der Freilassung sein Bundesverdienstkreuz zurückgeben. Die Witwe des ebenfalls 1977 erschossenen Jürgen Ponto hat ihres bereits zurückgegeben. Warum auch nicht? Die Trauer der Angehörigen der Opfer dieser Auseinandersetzung wurde nicht nur von Christian Klar respektiert und verstanden. Tote gab es auf beiden Seiten.

Die Lumpenjournaille kann nicht fassen, daß ein Revolutionär so einfach nach 26 Jahren freikommt – nach deutscher Tradition gehören die alle an die Wand. So wie 1918/19 die roten Matrosen, Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, so wie 1920 die Räte der Münchner Republik, 1929 die Arbeiter im Berliner Wedding und ab 1933 Zehntausende von Kommunisten und Antifaschisten.

Eine Tradition und Moral, die nicht die unsere sein kann. Am 15. Mai gab der letzte Ankläger im »Auschwitz-Prozeß« Mitte der 60er Jahre in Frankfurt am Main, Oberstaatsanwalt Hans Eberhard Klein, dieser Zeitung ein Interview: »Eines dieser Verfahren hatte die sogenannte Skelettesammlung in Auschwitz zum Gegenstand. Seinerzeit war da ein Befehl aus Berlin gekommen, man soll 30 jüdische Häftlinge töten und die Skelette der Universität Straßburg zuführen. Zu medizinischen Experimenten. Der verantwortliche Mediziner ist dann extra nach Auschwitz gekommen, um die Häftlinge auszusuchen. (…) Drei der Beteiligten dieses Verbrechens standen dann bei uns als Angeklagte vor Gericht: Derjenige, der selektiert hat, derjenige, der die 30 getötet hat, und derjenige, der die Auswertung der Leichen vorgenommen hatte. Der letzte der drei hat sich darauf berufen, nur auf Weisung gehandelt zu haben. Er wurde sogar freigesprochen. Die anderen beiden wurden zu lächerlichen Strafen von drei bzw. dreieinhalb Jahren verurteilt. Und das, obwohl die Tat zweifelsfrei feststand: Es war Mord.«

Daß seinerzeit irgendjemand sein Bundesverdienstkreuz zurückgegeben hat, ist nicht bekannt.

Trotz alledem: Willkommen in der Freiheit, Genosse Christian Klar.


weitere Links unter: http://www.jungewelt.de/themen/index.php?tcid=56



Es ist allerhöchste Zeit, Art. 1, Abs. 1 und Art. 20, Abs. 4, GG, Geltung und Wirkung zu verschaffen!


[editiert: 28.11.08, 08:15 von bjk]
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