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bjk

Beiträge: 7353


New PostErstellt: 09.01.09, 09:00     Betreff: Re: WER WEGSIEHT UND/ODER SCHWEIGT MACHT SICH MITSCHULDIG !!!

kopiert aus: http://www.jungewelt.de/2009/01-09/002.php



Wir werden nicht schweigend sterben

Israels Krieg wird den palästinensischen Freiheitswillen nicht besiegen

Von Chaled Meschaal



Seit achtzehn Monaten ist mein Volk in Gaza unter Belagerung, eingesperrt im größten Gefängnis der Welt, hermetisch abgeriegelt von Land, Luft und See, und ausgehungert. Selbst unseren Kranken wurde medizinische Behandlung verwehrt. Auf die Politik des langsamen Todes folgte das Bombardement. Die israelischen Kampfflugzeuge haben in diesem am dichtesten besiedelten Gebiet keinen Ort geschont: Weder Regierungsgebäude, Wohnhäuser, Moscheen noch Krankenhäuser, Schulen und Marktplätze. Hunderte Menschen wurden bis jetzt getötet und Tausende verstümmelt. Ein Drittel der Opfer sind Frauen und Kinder. Ganze Familien wurden massakriert, einige von ihnen im Schlaf.

Das Blutvergießen wird mit Lügen und unter Vorspiegelung falscher Tatsachen gerechtfertigt. Die Hamas hat den Waffenstillstand sechs Monate lang eingehalten, Israel hat ihn von Beginn an wiederholt gebrochen. Israel hätte Grenzübergänge nach Gaza öffnen und die Waffenruhe auch auf das Westjordanland ausdehnen müssen. Statt dessen zog die israelische Regierung den Belagerungsring um Gaza enger und unterbrach immer wieder die Strom- und Wasserzufuhr. Die kollektive Bestrafung der Bevölkerung wurde nicht eingestellt, sondern forciert. Auch das Morden und Töten nahm zu. Als direkte Folge der Belagerung während des Waffenstillstands wurden 30 Einwohner von Gaza durch israelischen Beschuß getötet, und Hunderte Patienten starben. Während Israel eine Zeit der Ruhe genoß, litt unser Volk weiter.

Als sich die Phase des einseitig gebrochenen Waffenstillstands ihrem Ende näherte, erklärten wir unsere Bereitschaft zu einer neuen ausgedehnten Waffenruhe, wenn im Gegenzug die Blockade gelockert und alle Grenzübergänge, einschließlich des von Rafah, geöffnet würden. Wir stießen mit unserem Appell allerdings auf taube Ohren. Trotzdem wären wir bereit, auf der Basis dieser Bedingungen eine sofortige Waffenruhe zu beginnen, sobald die Invasionstruppen sich vollständig aus Gaza zurückgezogen haben.

Aus dem Westjordanland sind zu keiner Zeit Raketen abgefeuert worden. Dennoch sind dort im letzten Jahr von der israelischen Armee 50 Palästinenser getötet und Hunderte verletzt worden, weil Israel seinen Expansionismus erbarmungslos fortsetzt. Wir sollen uns mit schrumpfenden Restflecken unseres Territoriums zufrieden geben, mit einer Handvoll Kantone von Israels Gnaden, die ringsherum vom israelischen Staatsgebiet eingeschlossen sind. In Wahrheit trachtet Israel nach einem einseitigen Waffenstillstand, der nur von meinem Volk allein eingehalten wird, während wir im Gegenzug mit Belagerung, Hungertod, Bombardements, Mordanschlägen, militärischen Angriffen und einem kolonialen Siedlungsprogramm überzogen werden. Die israelische Regierung möchte für einen Waffenstillstand keine Gegenleistungen erbringen.

Die Logik jener, die von uns verlangen, unseren Widerstand aufzugeben, ist absurd. Sie sprechen den Aggressor und Besatzer von jeder Verantwortung frei – obwohl er mit den fürchterlichsten Waffen ausgerüstet ist, die nichts als Tod und Verwüstung bringen – und geben den Opfern, die unter der Besatzung im eigenen Land wie Gefangene leben, die Schuld. Unsere selbstgebauten Raketen sind unser Protestschrei gegenüber der Welt. Israel und seine US-amerikanischen und europäischen Förderer wollen, daß wir in aller Stille umgebracht werden. Aber wir werden nicht schweigend sterben.

Was heute mit Gaza geschieht, wurde zuvor schon Yassir Arafat angetan. Als er sich weigerte, sich dem israelischen Diktat zu beugen, wurde er im eigenen Hauptquartier in Ramallah gefangengesetzt und zwei Jahre lang mit Panzern belagert. Als damit seine Entschlossenheit nicht gebrochen werden konnte, wurde er vergiftet.

Für Gaza beginnt das neue Jahr 2009 nicht anders als 2008: mit israelischem Feuer. Zwischen Januar und Februar des letzten Jahres wurden 140 Einwohner von Gaza bei Luftangriffen getötet. Und auch kurz bevor die israelische Regierung im Juli 2006 ihren gescheiterten militärischen Überfall auf Libanon befahl, ließ sie Tausende Granaten auf Gaza regnen; 240 Menschen starben. Von Deir Yassin 1948 bis Gaza heute gibt es eine lange Liste israelischer Verbrechen. Die Rechtfertigungen ändern sich, nicht aber die Realität: koloniale Besatzung, Unterdrückung und nicht enden wollende Ungerechtigkeit. Wenn das die »freie Welt« ist, deren »Werte« Israel verteidigt, wie Außenministerin Zipi Livni vorgibt, dann wollen wir damit nichts zu tun haben.

Die israelische Führung windet sich in Konfusion und ist nicht in der Lage, klare Ziele für ihre Angriffe zu benennen. Anfänglich reichten sie von der Vertreibung der rechtmäßig gewählten Hamas-Regierung und der Zerstörung ihrer Infrastruktur bis zum Stoppen des Raketenbeschusses. Weil der Widerstand in Gaza aber nicht zu brechen ist, wird die Latte niedriger gelegt. Jetzt spricht die israelische Regierung nur noch davon, die Hamas schwächen und den Widerstand eindämmen zu wollen. Aber nichts davon wird sie erreichen. Die Bevölkerung von Gaza ist stärker vereint als je zuvor und entschlossen, sich nicht durch Terror unterwerfen zu lassen. Unsere Kämpfer, bewaffnet mit ihrer gerechten Sache, haben der Besatzungsarmee bereits einige Verluste zugefügt, und sie werden weiter kämpfen, um ihr Land und ihr Volk zu verteidigen. Nichts wird unseren Freiheitswillen besiegen können.

Wieder einmal haben Washington und Europa sich entschieden, den Besatzer und Aggressor, der Gaza in ein Gefängnis verwandelt hat, zu unterstützen und ihn zu seinem Tun zu ermuntern und die Opfer seiner Politik zu verurteilen. Wir hatten gehofft, Barack Obama würde mit dem verheerenden Vermächtnis George W. Bushs brechen, aber sein Start ist nicht gerade ermutigend. Während er nicht zögerte, die Anschläge von Mumbai zu verurteilen, hüllt er sich auch Tage nach Beginn des Gemetzels von Gaza noch in Schweigen. Aber mein Volk steht nicht allein. Millionen freiheitsliebender Männer und Frauen stehen ihm im Kampf für Befreiung und Gerechtigkeit zur Seite, wie die täglichen Proteste gegen die israelische Aggression beweisen, die nicht nur in der arabischen und islamischen Region, sondern weltweit erhoben werden.

Israel richtet in Gaza zweifellos eine unermeßliche Zerstörung an und bringt den Menschen Tod und Leid. Aber es wird vom gleichen Schicksal ereilt werden wie in Libanon. Belagerung und Bombardement werden uns nicht brechen, und wir werden uns der Besatzungsmacht niemals ergeben.

Chaled Meschaal ist Leiter des Politischen Büros der Hamas und lebt im syrischen Exil. Der Artikel erschien zuerst in der britischen Zeitung The Guardian. Übersetzung : Jürgen Heiser



Es ist allerhöchste Zeit, Art. 1, Abs. 1 und Art. 20, Abs. 4, GG, Geltung und Wirkung zu verschaffen!
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