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bjk

Beiträge: 7353


New PostErstellt: 12.10.09, 11:08     Betreff: Re: Sarrazins faschistoides Gedankengut - und die BLÖD-Zeitung jubelt wie einst "Der Stürmer"!

kopiert aus: http://ad-sinistram.blogspot.com/2009/10/sturm-ist-immer.html



Sturm ist immer


Ausweglos. Hoffnungslos verfahren. Bedenklich genug, dass uns nach und nach bewusst wird, dass die Einheitsfront etablierter Parteien keine Regierung zulässt, in der auch nur ein Hauch von Links vorhanden ist. Droht ein solches Lüftchen, verbarrikadieren sich die Damen und Herren, die sich nurmehr in der Farbwahl ihrer Krawatten wie Blusen unterscheiden, hinter geheimnisvollen Abmachungen, chargieren, heucheln ein wenig Besonnenheit und versprechen, ernsthaft über jede denkbare Alternative nachzudenken, lassen aber letztlich nur Modelle zu, die sich im Milieu der biblisch überlieferten Parteien beleben lassen. Verstellte Demokratie!

Dies alleine wäre schon tragisch. Gesteigert wird das Übel dadurch, dass Beschaulichkeit ins Land gezogen ist. Sozialabbau gröbster Sorte wird geplant, doch gemächlich marschieren die Tage vorbei. Opposition existiert kaum noch, die Sozialdemokratie will die Gegenfront anführen, schwört der Agenda-Politik aber Nibelungentreue. Aber es regt sich kein Luftzug. Jegliches Mütchen scheint gekühlt, biedermeierisch verstreicht die Zeit. Während die Regierung im Wartestand plant, fallen die letzten Barrieren, koalieren die einstigen Schmuddelkinder mit jedermann, nickt die Sozialdemokratie huldvoll denen zu, die ihrerseits damals huldvoll den mutigen Agendisten zunickten, jetzt selbst Agenden ersinnen und verwirklichen können.

Nebenher überzieht eine schmierige, miefige Brühe das Land, kotzt der organisierte Stammtisch seinen Ausländerhass über die Tafel, darf ungestraft jedes Klischee in den Ring öffentlicher Debatten werfen. Doch hier ist es aus mit der Betulichkeit, hier wird es laut, werden Stiefel gewichst, wird sich auf Marschtritt eingestellt, werden Fackeln angezündet. Die politische Einheitsfront fuhrwerkt, das Land ruht in Schläfrigkeit, tritt aber ein neuer Aufrührer auf die Bierbank, wird gegrölt, gebrüllt, das Heil fein säuberlich aufpoliert. Die Deutschen kennen keine Klassen mehr, sie kennen nurmehr Rassen. Eine Elite läßt ihre Marionetten koalieren, wobei es einerlei ist, welcher Farbe die Fädenpuppen sind, denn sie spielen alle einwandfrei den Vertreter aller Klassen, ernten dafür geruhsamen Frieden. Ausgetobt wird sich auf der rassistischen Spielwiese, dort wo man auf diejenigen einprügeln darf, die für alles verantwortlich gemacht werden können; die heute den Deutschen die Arbeitsplätze wegnehmen, aber morgen schuldig sind, weil sie mit ihren Arbeitslosenkarrieren die Sozialkassen schächten.

Man möchte hoffen, wenigstens ein klein wenig hoffen, dass es nicht so schlimm steht, wie man annehmen muß. Womöglich ist es gar nicht so bedrohlich, womöglich ist es noch viel bedrohlicher. Eine Last liegt auf dieser Gesellschaft, es ist still und doch schreit diese Stille ohrenzerreissend. Es schmerzt leise in den Ohren, durchzieht Gehirnwindungen, zerrt an Nerven. Steht doch endlich auf, möchte man schreien. Schreit endlich wieder dort laut, wo es notwendig ist. Haltet dort die Schnauze, wo ihr Menschen verletzt, wo ihr euren kleingeistigen Chauvinismus befriedigt. Reibt und schmirgelt eure Stiefel, damit ihr sie denen in den Schinken treten könnt, die euch an die Existenz wollen, die euer bescheidenes winziges Leben zum Ableben drängen. Marschiert gegen die Klasse, nicht gegen die Rasse! Was hat euch jener vielgescholtene Türke denn getan, der Obst und Gemüse verkauft? Der in einer islamischen Rumpfkultur lebt, dort Freude und Glück erlebt? Und was tun euch die Herrschaften im feinen Zwirn an? Entzündet doch Fackeln, wenn nötig, aber für einen Marsch gegen jene, die uns ausbluten lassen. Fackeln um deren Villen anzukokeln. Und dann nehmt Türken und Araber, nehmt all die Kopftuchmädchen zwischen euch, laßt sie sich einreihen, unterhaken, mitlaufen. Zusammen gegen das Pack, dass uns den neuen, hochpolierten, vernünftelnden, verwissenschaftlichten Faschismus anraten will! Zusammen gegen Agitatoren aus Bierkellern und Bankfilialen, Parteien und Wirtschaft!

Es ist nicht zu ertragen, dass das Banditentum Unschuldige kriminalisiert und auch noch unzurechnungsfähige Jubler für sich gewinnt. Resigniert hält man sich den Kopf, klagt, jammert, fragt sich, wofür der ganze Zirkus, wofür anschreiben, anklagen, mit Fingern deuten? Bis man von der Resignation resigniert und sich erneut aufrafft, neuerlich seiner Leidenschaft folgt, wieder resigniert, wieder einknickt, wieder lamentiert und in Wehgeschrei einstimmt. Schütteln möchte man die süffigen Tafelrunden, prügeln möchte man die unerträgliche Dummheit, die glaubt, sie müsste Mitmenschen in ihrer Lebensweise, ihrer Freiheit, ihrem Anderssein drangsalieren und erniedrigen. Wieviel Blödheit ist da am Werk, wieviele Gehirnzellen mußten sterben? Es ist unfassbar, es ist unappetitlich, es ist grauenhaft. Für was haut man in die Tasten? Für eine Minderheit? Für Menschen, die es sowieso schon begriffen haben, während der ganze dämliche Mob abschäumig unsere Nächsten abwatscht, ins braune Uniförmchen hüpft, die Fahne hoch und den Halbmond runter singt. Während sich der angeblich rationale Teil dieser Gesellschaft darüber in die Haare kriegt, ob der Faschist nun Klartext reden dürfe oder die Wahrheit auf Zuckerbrot servieren soll. Denn wahr ist es auch für diejenigen, die sich als humanistische Vernunftsbestien halten. Schreien möchte man, sich die Haare ausreißen, deren Haare ausreißen, mitsamt Wurzel und dranhängendem Gehirn.

Ruhe vor dem Sturm, diese vielgebrauchte Metapher. Hier gibt es keine Ruhe, irgendwas ist immer. Nur immer das Falsche, immer Lautstärke am falschen Ende. Dort wo wie am Spieß gebrüllt werden soll, da wird die Schnauze gehalten, da wird stramm gestanden, Hände an die Hosennaht! Sturm ist immer, jeden Tag, immer wieder, stündlich eingeimpft. Sturm gegen Arbeitslose, Sturm gegen Ausländer, Sturm gegen Kleinkriminelle, Sturm gegen aufsässige Jugendliche, Sturm gegen Senioren. Ruhe vor dem Sturm? Doch nicht in Deutschland, im Land der Stürmer, der Sturmtrupps. Der Sturm ist Dauerzustand, Alltag, für jeden günstig zu haben, der nicht so ist, wie es sich elitäre Zirkel, wie es sich dieses überdimensionale Wirtschafts-KZ wünscht. Nur nach oben wird nicht gestürmt, Parteizentralen nicht erstürmt, Wirtschaftsbarone nicht niedergestürmt. Des Türken Fehler ist, dass er viel zu selten Schlips und Kragen trägt. Was würden die fehlgeleiteten Stürmer auf dem Absatz Halt machen und devot nachfragen, wie sie dem veredelten Zwirn dienen können. Sie würden den Schlips um eine Aufgabe anbetteln, weinerlich ersuchen, schleimend bestürmen.

Verändert euer Sturmverhalten, will man ihnen nachrufen. Nutzlos nachrufen. Wenn sie es heute wirklich ändern und nicht mehr dem Türken nachstürmen, dann rennen sie eben dem Arbeitslosen nach. Irgendwer findet sich immer, irgendwen darf man immer in die Fresse hämmern. Nur dorthin, wo der Sturm lohnenswert wäre, wo er Sinn hätte, wo er fällig wäre, da stürmt niemand, da wird saumselig gedöst, lächelnd hinaufgeschielt. Die Inszenierung der Gegenwart ist keine Sturmesruhe, sie ist nur Ruhe an der wirklichen Front und Scheingefecht an Scheinfronten. Neue Fronten treten sicherlich bald in Erscheinung, womöglich das faule Pack, das diesem Land mehr Geld kostet, als es ausgeben will. Der Sturm steht ins Haus. Ein Sturm auf Wehrlose, in bester soldatischer Manier, mit aller Härte gegen Unbewaffnete. Bewaffnet euch, kauft Schlipse!

Geschrieben von Roberto J. De Lapuente




Es ist allerhöchste Zeit, Art. 1, Abs. 1 und Art. 20, Abs. 4, GG, Geltung und Wirkung zu verschaffen!
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