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Sarrazins faschistoides Gedankengut - und die BLÖD-Zeitung jubelt wie einst "Der Stürmer"!

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bjk

Beiträge: 7353
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New PostErstellt: 17.10.09, 09:39  Betreff:  Bundesbank wußte vorab von Sarrazins rassistischen Absonderungen  drucken  weiterempfehlen

... und wieder einmal mehr bestätigt sich, daß rassistisches & faschistoides Gedankengut tief in der sogenannten Mitte der BRD-Gesellschaft - vor allem in der elitären - verankert ist

... wie spiegel-online meldet, hatte die Bundesbank-Pressestelle die Interview-Anfrage der Kulturzeitschrift "Lettre International" an Thilo Sarrazin vorher gelesen und genehmigt:

Zitat hierzu aus: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,655709,00.html

"Der Leiter der
(*Bundesbank-)Kommunikationsabteilung hatte nach eingehender Lektüre (*des geplanten Interviews) keine grundsätzlichen Bedenken, machte aber Änderungsvorschläge, die Sarrazin auch übernahm."


(*kursive Einschübe von bjk)

... auch der Bundesbankchef, Axel Weber, kannte den Interview-Text bereits vor der Drucklegung, hat aber erst später dagegen protestiert

... laut spiegel-online soll Bundesbankchef Weber ohne Rücksprache mit seinen Vorstandskollegen und als einziger Bundesbanker im Vorstand sich von Sarrazins Absonderungen distanziert haben

... wie eingangs schon gesagt: und wieder einmal mehr bestätigt sich, daß rassistisches & faschistoides Gedankengut tief in der sogenannten Mitte der BRD-Gesellschaft - vor allem in der elitären - verankert ist

Bernd Kudanek alias bjk




Es ist allerhöchste Zeit, Art. 1, Abs. 1 und Art. 20, Abs. 4, GG, Geltung und Wirkung zu verschaffen!
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bjk

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New PostErstellt: 16.10.09, 17:35  Betreff: Re: Hetzprediger in Richterrobe - oder die Verfaßtheit der von Nazi-Juristen aufgebauten BRD-Justiz  drucken  weiterempfehlen

... hier ist die komplette Rede Bertrams nachzulesen:  http://zelos.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2009-10/Barmer-Theologische-Erklaerung.pdf



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bjk

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New PostErstellt: 16.10.09, 17:08  Betreff:  Hetzprediger in Richterrobe - oder die Verfaßtheit der von Nazi-Juristen aufgebauten BRD-Justiz  drucken  weiterempfehlen

kopiert aus: http://www.neues-deutschland.de/artikel/157485.sarrazin-in-richterrobe.html


Sarrazin in Richterrobe


Von Peter Nowak


Protestanten sollen sich heute der Öffnung gegenüber dem Islam in Deutschland genauso entgegenstellen, wie sich einige von ihnen vor 75 Jahren den Nazis und der Staatsgläubigkeit der »Deutschen Christen« widersetzt hatten. Diese Forderung erhob der Präsident des Verfassungsgerichtshofs von NRW, Michael Bertrams, dieser Tage in einer öffentlichen Rede in Münster. Dort sollte an die Barmer Erklärung von 1934 erinnert werden, die als Beginn theologischer Opposition gegen das NS-Regime interpretiert wird. Der Richter präzisierte, dass er gläubige Muslime vom staatlichen Schuldienst generell ausschließen würde, weil der Islam im Widerspruch zum Grundgesetz stehe.

Dass der oberste Richter von NRW ausgerechnet die Ausgrenzung von Menschen als Fortsetzung des Widerstandes gegen das NS-System ausgibt, ist perfide, hat aber System. Rechte Islamhasser feiern seitdem Bertrams in Internetforen schon als Kämpfer für die Meinungsfreiheit. So wie den ehemaligen Berliner Senator Sarrazin, dem seine Breitseite gegen Migranten kürzlich einen leichten Machtverlust bei seinem neuen Arbeitgeber, der Bundesbank, eintrug.

Kann Bertrams noch oberster Interpret der Verfassung bleiben, wenn er eine ganze Bevölkerungsgruppe ausgrenzen will? Wichtiger aber noch als die Antwort auf diese Frage sind die Reaktionen auf seinen Vorstoß. Erfreulicherweise hat nicht nur die GEW Widerspruch angemeldet. Auch die »Zeit« und das NRW-Schulministerium haben Bertrams heftig widersprochen. Dass nur wenige Tage vor Bertrams Brandrede das Verwaltungsgericht Münster den von der NRW-Landesregierung verabschiedeten Gesinnungstest für muslimische Studierende für verfassungswidrig erklärte, ist ebenso erfreulich.

Doch eine Entwarnung ist das keineswegs. In Teilen der Bevölkerung fallen Sarrazins und Bertrams Hetze auf fruchtbaren Boden.


Der Autor ist freier Journalist und lebt in Berlin.

..............................................................................................................




... hmm, nu ja, es gab wohl einige - viel zu - wenige Gegenreaktionen aber bezeichnend ist vor allem, daß meines Wissens nicht eine einzige kirchliche Organisation - weder die Evangolen noch Katholen - sich bisher dazu geäußert haben

... da fällt mir doch gleich ein gewisser Kardinal Adolf Bertram  - ohne "s" am Schluß - ein  Näheres unter http://www.kirchensumpf.to/2009/05/29/kirchenmanner-unter-dem-hakenkreuz/

Bernd Kudanek alias bjk




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bjk

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New PostErstellt: 12.10.09, 11:08  Betreff: Re: Sarrazins faschistoides Gedankengut - und die BLÖD-Zeitung jubelt wie einst "Der Stürmer"!  drucken  weiterempfehlen

kopiert aus: http://ad-sinistram.blogspot.com/2009/10/sturm-ist-immer.html



Sturm ist immer


Ausweglos. Hoffnungslos verfahren. Bedenklich genug, dass uns nach und nach bewusst wird, dass die Einheitsfront etablierter Parteien keine Regierung zulässt, in der auch nur ein Hauch von Links vorhanden ist. Droht ein solches Lüftchen, verbarrikadieren sich die Damen und Herren, die sich nurmehr in der Farbwahl ihrer Krawatten wie Blusen unterscheiden, hinter geheimnisvollen Abmachungen, chargieren, heucheln ein wenig Besonnenheit und versprechen, ernsthaft über jede denkbare Alternative nachzudenken, lassen aber letztlich nur Modelle zu, die sich im Milieu der biblisch überlieferten Parteien beleben lassen. Verstellte Demokratie!

Dies alleine wäre schon tragisch. Gesteigert wird das Übel dadurch, dass Beschaulichkeit ins Land gezogen ist. Sozialabbau gröbster Sorte wird geplant, doch gemächlich marschieren die Tage vorbei. Opposition existiert kaum noch, die Sozialdemokratie will die Gegenfront anführen, schwört der Agenda-Politik aber Nibelungentreue. Aber es regt sich kein Luftzug. Jegliches Mütchen scheint gekühlt, biedermeierisch verstreicht die Zeit. Während die Regierung im Wartestand plant, fallen die letzten Barrieren, koalieren die einstigen Schmuddelkinder mit jedermann, nickt die Sozialdemokratie huldvoll denen zu, die ihrerseits damals huldvoll den mutigen Agendisten zunickten, jetzt selbst Agenden ersinnen und verwirklichen können.

Nebenher überzieht eine schmierige, miefige Brühe das Land, kotzt der organisierte Stammtisch seinen Ausländerhass über die Tafel, darf ungestraft jedes Klischee in den Ring öffentlicher Debatten werfen. Doch hier ist es aus mit der Betulichkeit, hier wird es laut, werden Stiefel gewichst, wird sich auf Marschtritt eingestellt, werden Fackeln angezündet. Die politische Einheitsfront fuhrwerkt, das Land ruht in Schläfrigkeit, tritt aber ein neuer Aufrührer auf die Bierbank, wird gegrölt, gebrüllt, das Heil fein säuberlich aufpoliert. Die Deutschen kennen keine Klassen mehr, sie kennen nurmehr Rassen. Eine Elite läßt ihre Marionetten koalieren, wobei es einerlei ist, welcher Farbe die Fädenpuppen sind, denn sie spielen alle einwandfrei den Vertreter aller Klassen, ernten dafür geruhsamen Frieden. Ausgetobt wird sich auf der rassistischen Spielwiese, dort wo man auf diejenigen einprügeln darf, die für alles verantwortlich gemacht werden können; die heute den Deutschen die Arbeitsplätze wegnehmen, aber morgen schuldig sind, weil sie mit ihren Arbeitslosenkarrieren die Sozialkassen schächten.

Man möchte hoffen, wenigstens ein klein wenig hoffen, dass es nicht so schlimm steht, wie man annehmen muß. Womöglich ist es gar nicht so bedrohlich, womöglich ist es noch viel bedrohlicher. Eine Last liegt auf dieser Gesellschaft, es ist still und doch schreit diese Stille ohrenzerreissend. Es schmerzt leise in den Ohren, durchzieht Gehirnwindungen, zerrt an Nerven. Steht doch endlich auf, möchte man schreien. Schreit endlich wieder dort laut, wo es notwendig ist. Haltet dort die Schnauze, wo ihr Menschen verletzt, wo ihr euren kleingeistigen Chauvinismus befriedigt. Reibt und schmirgelt eure Stiefel, damit ihr sie denen in den Schinken treten könnt, die euch an die Existenz wollen, die euer bescheidenes winziges Leben zum Ableben drängen. Marschiert gegen die Klasse, nicht gegen die Rasse! Was hat euch jener vielgescholtene Türke denn getan, der Obst und Gemüse verkauft? Der in einer islamischen Rumpfkultur lebt, dort Freude und Glück erlebt? Und was tun euch die Herrschaften im feinen Zwirn an? Entzündet doch Fackeln, wenn nötig, aber für einen Marsch gegen jene, die uns ausbluten lassen. Fackeln um deren Villen anzukokeln. Und dann nehmt Türken und Araber, nehmt all die Kopftuchmädchen zwischen euch, laßt sie sich einreihen, unterhaken, mitlaufen. Zusammen gegen das Pack, dass uns den neuen, hochpolierten, vernünftelnden, verwissenschaftlichten Faschismus anraten will! Zusammen gegen Agitatoren aus Bierkellern und Bankfilialen, Parteien und Wirtschaft!

Es ist nicht zu ertragen, dass das Banditentum Unschuldige kriminalisiert und auch noch unzurechnungsfähige Jubler für sich gewinnt. Resigniert hält man sich den Kopf, klagt, jammert, fragt sich, wofür der ganze Zirkus, wofür anschreiben, anklagen, mit Fingern deuten? Bis man von der Resignation resigniert und sich erneut aufrafft, neuerlich seiner Leidenschaft folgt, wieder resigniert, wieder einknickt, wieder lamentiert und in Wehgeschrei einstimmt. Schütteln möchte man die süffigen Tafelrunden, prügeln möchte man die unerträgliche Dummheit, die glaubt, sie müsste Mitmenschen in ihrer Lebensweise, ihrer Freiheit, ihrem Anderssein drangsalieren und erniedrigen. Wieviel Blödheit ist da am Werk, wieviele Gehirnzellen mußten sterben? Es ist unfassbar, es ist unappetitlich, es ist grauenhaft. Für was haut man in die Tasten? Für eine Minderheit? Für Menschen, die es sowieso schon begriffen haben, während der ganze dämliche Mob abschäumig unsere Nächsten abwatscht, ins braune Uniförmchen hüpft, die Fahne hoch und den Halbmond runter singt. Während sich der angeblich rationale Teil dieser Gesellschaft darüber in die Haare kriegt, ob der Faschist nun Klartext reden dürfe oder die Wahrheit auf Zuckerbrot servieren soll. Denn wahr ist es auch für diejenigen, die sich als humanistische Vernunftsbestien halten. Schreien möchte man, sich die Haare ausreißen, deren Haare ausreißen, mitsamt Wurzel und dranhängendem Gehirn.

Ruhe vor dem Sturm, diese vielgebrauchte Metapher. Hier gibt es keine Ruhe, irgendwas ist immer. Nur immer das Falsche, immer Lautstärke am falschen Ende. Dort wo wie am Spieß gebrüllt werden soll, da wird die Schnauze gehalten, da wird stramm gestanden, Hände an die Hosennaht! Sturm ist immer, jeden Tag, immer wieder, stündlich eingeimpft. Sturm gegen Arbeitslose, Sturm gegen Ausländer, Sturm gegen Kleinkriminelle, Sturm gegen aufsässige Jugendliche, Sturm gegen Senioren. Ruhe vor dem Sturm? Doch nicht in Deutschland, im Land der Stürmer, der Sturmtrupps. Der Sturm ist Dauerzustand, Alltag, für jeden günstig zu haben, der nicht so ist, wie es sich elitäre Zirkel, wie es sich dieses überdimensionale Wirtschafts-KZ wünscht. Nur nach oben wird nicht gestürmt, Parteizentralen nicht erstürmt, Wirtschaftsbarone nicht niedergestürmt. Des Türken Fehler ist, dass er viel zu selten Schlips und Kragen trägt. Was würden die fehlgeleiteten Stürmer auf dem Absatz Halt machen und devot nachfragen, wie sie dem veredelten Zwirn dienen können. Sie würden den Schlips um eine Aufgabe anbetteln, weinerlich ersuchen, schleimend bestürmen.

Verändert euer Sturmverhalten, will man ihnen nachrufen. Nutzlos nachrufen. Wenn sie es heute wirklich ändern und nicht mehr dem Türken nachstürmen, dann rennen sie eben dem Arbeitslosen nach. Irgendwer findet sich immer, irgendwen darf man immer in die Fresse hämmern. Nur dorthin, wo der Sturm lohnenswert wäre, wo er Sinn hätte, wo er fällig wäre, da stürmt niemand, da wird saumselig gedöst, lächelnd hinaufgeschielt. Die Inszenierung der Gegenwart ist keine Sturmesruhe, sie ist nur Ruhe an der wirklichen Front und Scheingefecht an Scheinfronten. Neue Fronten treten sicherlich bald in Erscheinung, womöglich das faule Pack, das diesem Land mehr Geld kostet, als es ausgeben will. Der Sturm steht ins Haus. Ein Sturm auf Wehrlose, in bester soldatischer Manier, mit aller Härte gegen Unbewaffnete. Bewaffnet euch, kauft Schlipse!

Geschrieben von Roberto J. De Lapuente




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New PostErstellt: 06.10.09, 11:01  Betreff:  Sarrazins faschistoides Gedankengut - und die BLÖD-Zeitung jubelt wie einst "Der Stürmer"!  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen

kopiert aus: http://ad-sinistram.blogspot.com/2009/10/de-dicto.html


De dicto

Dienstag, 6. Oktober 2009

    "Lieber Sarrazin, sind Sie verrückt? [...] „Die Probleme der Hauptstadt sind komplex.“ Und dann hätten Sie etwas Vorgekautes sagen müssen, das schon durch viele Mäuler ging. [...]
    Sie haben Klartext gesprochen – aber Ihre Sprache ist nicht political correct.
    [...] Für mich sind Sie ein wunderbarer Rüpel. Hoffentlich überleben Sie.“
    - BILD-Zeitung, Franz Josef Wagner am 4. Oktober 2009 -

Zum Gesagten sei angemerkt: Man weiß nicht, was trauriger ist. Die ausländerfeindlichen, rassistischen, sozialdarwinistischen und reaktionären Ausdünstungen des Sarrazin oder der tosende Applaus dieser traurigen Gestalt des Boulevard. Wenn ein Mann, der durch Fingerschnippen zehn Journalisten bei der Hand hat, dies ausnutzt und in deren Gegenwart seinen elitären und menschenverachtenden Brei anrührt, dann ist das sicherlich mehr als bedenklich. Denn auch wenn es einem in der Seele schmerzt, man es sich nicht eingestehen will: Sarrazin nimmt sicherlich viel Einfluss auf eine ganze Reihe von Menschen in diesem Land, bestätigt ihre Vorurteile, verfestigt ihre Eindimensionalität, füttert ihre Ausländerfeindlichkeit. Aber wenn dann zu allem Überfluss auch noch ein journalistischer Kasper die Szenerie betritt, der dieser desolaten Vorstellung überdies noch großartige Haltungsnoten ausstellt, dann ist das ebenso gefährlich - weitaus gefährlicher!

Wagner erinnert in fataler Weise an jene Herren, die vor weniger als achtzig Jahren applaudierten, wenn mal wieder aus den diesigen Bierkellern des Reiches Wahrheiten heraufwehten, die nur Wahrheiten zwischen beißenden Rauchschwaden, klebrigen Maßkrügen und fettigen Brotzeiten sein konnten, die keinen Anspruch auf Objektivität und Toleranz besaßen, nur durch die schwummerige Berauschung zur Entfaltung kamen. Jene Herren waren keine Parteigänger des Schnauzbärtigen, hatten kein Parteiabzeichen. Sie hätten es sich verbeten, als Genossen des "gestiefelten Messias" (Camus) eingereiht zu werden. Himmelherrgott, wenn er aber doch mal wieder zur Höchstform aufgelaufen ist und besonders treffend über die personifizierten Mißstände herfiel, verbal in Stücke riss, was ihm vor die tollwütige Schnauze lief, soll man da etwa nicht loben dürfen? Nein, dann standen diese bürgerlichen Herren im Stehkragen auf, reckten ihren dicken, wohlgenährten Hintern empor und begannen frenetisch zu klatschen. Sie seien alle keine Anhänger dieses Bierkeller-Agitators - neinnein! -, haben sie verkündet, mit dem hätten sie nichts gemein - woher denn auch! -, aber wenn er doch mal Wahres ausspricht, dann müsse man das doch honorieren. Dazu ist man in aller Objektivität und im Namen der Wahrheit verpflichtet. Wagner benimmt sich ganz ähnlich, er richtet sich den Stehkragen auf, motzt über alles, was nur sozialdemokratisch riecht, wenn es denn innerhalb der namentlichen Sozialdemokratie überhaupt noch mal wirklich so riecht, kuschelt sich aber an den schielenden Trommler aus dem muffigen Lager. Wenn er doch Klartext redet, dieser "wunderbare Rüpel", dann macht man sich mit einem solchen Hosentaschen-Faschisten auch gerne gemein. Da ist Wagner gerne ganz objektiv.

Was Wagner Ehrlichkeit nennt, was er als solche feiert, ist gebündelte Inhumanität, die sich innerhalb dieser Gesellschaft immer breitere Bahnen reißt. Beängstigend ist es, wenn offensichtliche Menschenfeinde öffentlich Bekenntnis ablegen und ihre sophistische Diarrhö bräunlich durch und auf den Blätterwald sprenkeln. Wenn sich aber wieder einmal die feinen Bürgersleut' erheben, dem Durchfallpatienten Ehrungen zuteil werden lassen, weil er der mutige Desperado allein auf weiter Flur sei, dem die Wahrheit nur so aus dem Mund sprudelt, der Schmerzhaftes ausspricht, mit dem Ziel Linderung zu erreichen, wenn man einem solchen Gauner also wieder Applaus spendet, dann sind wir wieder dort, wo wir nicht mehr zu sein glauben wollten. Erst beklatscht man den unliebsamen Verkünder angeblicher Wahrheiten, dann hofiert man diejenigen, die sich der unliebsamen Aufgabe widmen, die Unliebsamen durch unliebsame Spezialbehandlungen abzufertigen.

Franz Josef Wagner wandelt (wieder einmal) auf Spuren, die geradewegs ins Verderben führen. Er klatscht und johlt, wie weiland unsere (Ur-)Großväter, wie die (Ur-)Großväter des heutigen deutschen Bürgertums. Der eine ist ein Faschist der Tat, der eigene Gedanken, windige und hanebüchene Gedanken zwar, aber doch Gedanken, in den Raum wirft. Der andere ist ein mitläuferischer Faschist, der akklamiert, zustimmt, "Hoch soll er leben!" ruft. Faschisten sind sie am Ende beide. Man möchte es weniger drastisch sagen, möchte wenigstens dem Boulevard-Schmierfink ob seiner intellektuellen Nichtigkeit nicht zu nahe treten - alleine es gelingt nicht, sie sind beim Namen zu nennen.

Geschrieben von Roberto J. De Lapuente


Nachtrag:

Roberto J. De Lapuente 6. Oktober 2009 08:08  

    Die BILD bringt heute "Prominente", die Sarrazin in Schutz nehmen (den Link spare ich mir). Aufgereiht werden Baring, Giordano und Broder. Letzterer sagt: "Seien wir doch froh über einen, der Sinnvolles und Richtiges in provokanter Form ausspricht!“ Dem will ich mich anschließen, ich will auch etwas Provokantes sagen, und wenn es nur die Wahrheit ist. Etwas Provokantes, das mich in den Ruch des Antisemitismus bringen wird, diesem ewigen Beißreflex der Kritisierten.

    Es ist nämlich mehr als erstaunlich, dass zwei Menschen jüdischer Religion daran teilnehmen, auf Minderheiten zu dreschen. Es ist unglaublich, dass sie jemanden die Stange halten, der behauptet, bestimmte Menschen hätten hierzulande keine ökonomische Funktion. Und das, obwohl die eigenen Vorfahren (im Falle Giordanos er selbst) betroffen waren von einer Bewegung, die in gleichen Maßstäben dachte. Carl Amery hat das in 
"Hitler als Vorläufer" erläutert.

    Aber nicht nur das, er hat auch etwas erläutert, was Giordano zur Sprache brachte: "Eingebrockt haben uns diese Verhältnisse Multikulti-Illusionisten, professionelle Gutmenschen, Umarmer vom Dienst, Sozialromantiker und Beschwichtigungsapostel." Amery weist darauf hin, dass dies die Hauptmotivation Hitlers war, die Juden zu vernichten. Der jüdische Geist, der Humanität und Nächstenliebe praktizierte, der auch in der weltweiten Diaspora aktiv aufkeimte, sei angeblich gegen das Naturgesetz. Und wer wider die Natur steht, der muß getilgt werden.

    Oh ja, es ist mehr als unglaublich, dass man nun auf der "richtigen Seite" stehen will, wenn es los geht mit den Hetzereien, wenn man dazu übergeht, verbal zunächst, nur als Vorstufe, den Menschen in ökonomischen Wert und Unwert zu unterteilen.

    Aber nein, das bedeutet nicht, "schon wieder die Juden!", es bedeutet, dass es gerade diese beiden Herrschaften sind, die gerne das Andenken an damals wachhalten - zurecht! - und die andererseits andere Randgruppen bedrängen. Baring steht da nicht außen vor, auch wenn er nicht jüdisch ist. Er trägt die gleiche Verantwortung - das heißt, er trüge sie, wenn er sie denn tragen wollte.

    Kurzum, nach Broder habe ich nun etwas Provokantes verlauten lassen. Er sollte froh sein, dass es Menschen gibt, die sich das noch trauen. Auch wenn das Provokante meinerseits, nicht provokant war, nur ehrlich. Sarrazin hat ebensowenig Provokantes verkündet, er verkündete die wortgewordene Dummheit, zündelt schon mal herum, damit er gut gerüstet steht, wenn wieder Häuser abgefackelt werden.




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