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soyfer
Beiträge: 205
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Erstellt: 03.07.06, 15:34 Betreff: Israel-Palästina-Konflikt |
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Tja, da sind wir ja in einem üblen Thema. Selbstverständlich hat eine einseitige Stellungnahme für die Palästinenser völlig zu Recht zur Folge, schnell in das Eck des Antisemitismus geschoben zu werden - besonders, wenn das Wort Zionismus verwendet wird, dem Begriff der "linken" Antisemiten. Denn warum entstand in Europa der Zionismus und warum wurde er dann mit der Staatsgründung Israels realisiert? Weil das national-christliche Europa den Juden keinen Lebensplatz gab, weil das ganze Europa - mit den Deutschen an der Spitze - an der millionenfachen Ermordung von Juden mithalf, kurz, weil Europa für Juden keinen Platz haben wollte. Konsequenz war, dass die Juden woanders eine neue Heimat finden mussten und die war Palästina. Dies heute aus dem ehemaligen Verfolgerkontinent Europa moralische zu kritisieren, ist anmaßend, denn das ist zumindest die Folge zumindest des Schweigens unserer Eltern und Großeltern damals.
Genauso selbstverständlich ist aber andererseits auch, dass eine bedingungslose Gutheißung der heutigen nationalistischen und diskussionsunfähigen Politik Israels in den Bereich des Faschismus gerückt wird. Denn eine chauvenistische-nationalistische Politik ist nicht gebunden an Europa, an die damaligen "Täterstaaten", sie kann von jedem Staatswesen betrieben werden. Israels offizielle Vertreter benutzen schon seit längerem den Vorwurf des Antisemitismus als Totschlägerargument, jegliche Kritik an ihren unmenschlichen Machenschaften zum Schweigen zu bringen.
So kommt es, dass aus drei unterschiedlichen politischen Richtungen jegliche vernünftige Diskussion über den Israel-Palästina-Konflikt dadurch unterbunden wird, indem man Kritik an Israel mit Antisemitismus gleichsetzt: zum einen der israelische Staat, der Kritiker zum Schweigen bringen will; zum 2. die Alt- und Neonazis überall in der Welt, die damit letztlich eine Rechtfertigung des rechten Antisemitismus herleiten wollen (oder von Leuten, die mit Stimmenfang am rechtsrechten Rand punkten wollen, wie z.B. Möllemann); und 3. die Anti-Zionisten, die in Israel nur den US-Amerikanischen Satelitenstaat sehen und nach den Mottos handeln und denken, der Freund meines Feines ist mein Feind (will sagen: Israel als Freund der USA ist der Feind der Linken) und der Feind meines Feindes ist mein Freund (will sagen, die Paläsinenser als Feinde Israels und der USA sind der Freund der Linken).
Wenn ich mir aber die paläsinensische Gesellschaft anschaue, mit ihrem religiösen Wahn und ihrem grauenhaften Nationalismus, kann ich nur sagen, mit denen kann und will ich mich gerade als Linker niemals verbrüdern. Die mögen noch so sehr Feinde meiner Feinde sein, meine politischen Freunde sind sie mit diesen Einstellungen nie und nimmer.
Mit einer Positionierung für die ein oder andere Seite können Linke hier niemals einen Blumentopf gewinnen. Nationalisten hie und Nationalisten da. Religiöser Fanatismus hie und auch da. Von linker Seite kann man nur das Problem an sich betrachten. Freunde findet man bei den Befürwortern der politischen Praxis weder auf der einen, noch auf der anderen Seite. Oder anders gesagt: wer die politische Praxis der ein oder andere Seite gutheißt, der kann kein Linker sein.
Wer sich auf die Seite Israels gegen die Palästinenser stellt, der redet einer ethnischen - gelinde gesagt - Unterdrückungspraxis das Wort. Wer sich auf die Seite der Palästinenser gegen die Israelis stellt, der unterstützt eine Gesellschaftsform, die diametral entgegengesetzt zur Freiheit der Menschen steht, hochgradig nationalistisch, hochgradig religiös-fundamentalistisch, hochgradig patriachal.
Dies alles aber ändert nichts daran, dass Europa zur israelischen Politik der ethnischen "Säuberung" schweigt und keine humanitäre Position bezieht, wie letztlich bjk hier nur festhält. Und dies kann und muss thematisiert werden. Warum Europa dazu schweigt, lasse ich dahingestellt, ich habe hier eh nichts konstruktives erwartet.
Zum Thema selbst sage ich erst dann was, wenn eine vernünftige Diskussion eingesetzt hat. Denn ich lasse mich nicht in das ein oder andere Boot setzen.
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