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Felix Pahl
New PostErstellt: 15.08.06, 17:20     Betreff: Re: Die Welt schaut Verbrechern zu - welch widerwärtige Heuchelei sogenannter Demokraten

Lieber Bernd,

ich war auch einer von denen, die wegen der Plakate von der Demo ausgeschlossen wurden. Dir auch vielen Dank für Deine sachliche Erwiderung, die in erstaunlichem Kontrast zu Deinen unsachlichen Bildtexten steht.

Ich denke, wir unterscheiden uns in zwei wesentlichen Punkten.

Der eine ist, welche Zugeständnisse wir den TeilnehmerInnen der Demo aufgrund ihrer Wut machen wollen. Wir hatten eine Menge Sprechchöre in unserer Umgebung gehört, die wir inhaltlich völlig ablehnen ("Tod Israel" war nicht dabei, aber der Unterschied war nicht allzu groß) und waren trotzdem bei der Demo geblieben. Ich stimme Dir zu, daß eine Demo unter anderem auch eine Gelegenheit ist, Wut zum Ausdruck zu bringen, und es deshalb nicht immer oberste Priorität sein sollte, jedes Wort auf die rationale Goldwaage zu legen. Wenn aber die Wütenden nicht unter sich sein wollen (wenn sie das wollten, müßten sie einen ganz anderen Demo-Aufruf schreiben), dann müssen sie für die Differenziertheit der anderen auch etwas Toleranz aufbringen, wie wir auch ihre Undifferenziertheit tolerieren. Du schreibst: 'da mildert auch der Zusatz "oppose the war"' nichts daran. Das ist kein Zusatz. Niemand von uns wäre auf den Gedanken gekommen, mit einem Plakat, auf dem nur "support Israel" steht, auf die Demo zu gehen. Der "Zusatz" macht die ganze Aussage des Plakats aus: wer ernsthaft die Menschen in Israel unterstützen möchte, sollte diesem Krieg entgegentreten. Wenn jemand so blind wütend ist, daß sie/er nicht einen Satz aus fünf Wörtern zu Ende lesen kann, sondern nach den ersten zwei Worten zuschlägt, sollte sie/er und nicht wir von der Demo ausgeschlossen werden. Es gibt auf beiden Seite eine Menge Leute, die Angehörige verloren haben und trotzdem Sympathien für die Menschen auf der "anderen" Seite haben -- das nicht zu können ist nicht eine unausweichliche Folge von Verlust, Erniedrigung und Wut, wie Du es darstellst, sondern Ergebnis einer bestimmten Denkweise, die die Menschen in Gruppen einteilt. Es ist genau diese Denkweise, der es auf einer Friedensdemo entgegenzutreten gälte. Natürlich können alle demonstrieren, mit wem sie wollen, aber eine Demo, auf der die alle "Feinde" in einen Topf werfenden Schläger/innen der einen Konfliktpartei das Sagen haben, sollte nicht als eine alle Glaubensrichtungen, Nationalitäten und Ethnizitäten übergreifende große Friedensdemo verkauft werden.

Das andere ist, daß Du die Schuld einseitiger verteilst als ich. Ich bin auch der Meinung, daß die israelischen Angriffe, vor allem auch die menschenverachtenden Aussagen, mit denen sie öffentlich gerechtfertigt wurden, völlig inakzeptabel sind und deutlich verurteilt werden müssen; sonst wäre ich nicht auf die Demo gegangen. Ich finde auch, daß klar gesagt werden muß, daß die Sicht Israels, es würde sich lediglich verteidigen, ein wichtiger Teil des Problems ist. Ein anderer Teil des Problems ist aber auch, daß andere in der Region meinen, sie würden sich lediglich verteidigen. Damit sage ich nicht, daß beide genau gleich falsch liegen -- für mich spricht einiges dafür, daß Israel in dieser Selbstwahrnehmung stärker irrt als die anderen -- dennoch ist auch bei den anderen die Tendenz, sich auf das hohe moralische Roß zu setzen und die eigene Gewalt als reine und gerechtfertigte Verteidigung zu deklarieren, verbreitet und sollte problematisiert werden. Ich glaube nicht, daß man einer der beiden Seiten einen Gefallen tut, wenn man sie, wie Du, in ihrem selbstgerechten Gefühl, unschuldiges Opfer eines Aggressors zu sein, dem niemand etwas getan hat, bestärkt. Der Konflikt wird nur zu lösen sein, wenn beide Seiten verstehen, warum die andere Seite sich angegriffen fühlt (woraus nicht folgt, daß beide Seiten in genau gleichem Maße angegriffen wurden). Das wirst Du wahrscheinlich für genau die elterliche Einstellung halten, die Du kritisiert hast; es ist aber die einzige Einstellung, von der ich glaube, daß sie einen solchen Konflikt lösen kann. Es ist zwar schwierig, Menschen davon zu überzeugen, daß auch sie etwas falsch gemacht haben, aber noch viel schwieriger wäre es (abgesehen davon, daß es nicht stimmt), sie davon zu überzeugen, daß *nur* sie etwas falsch gemacht haben und die anderen nicht. Das aber müßte man tun, wenn man auf der Grundlage einer einseitigen Einschätzung den Konflikt lösen wollte -- oder aber gar nicht überzeugen, sondern militärisch gegen Israel gewinnen. Aber dazu bräuchten wir nicht auf eine Friedensdemo zu gehen.

Mit friedlichen Grüßen

felix.
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