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USA macht Israel Druck

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Gast


New PostErstellt: 03.04.08, 12:19  Betreff: USA macht Israel Druck  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen

USA werden ungeduldig mit Israel
Rice drängt auf Fortschritt

Während ihrer Nahostreise kündigt US-Außenministerin an, dass die USA künftig mehr Druck auf Israel ausüben wollen. Kritik musste Israel auch wegen ihres Siedlungsbaus einstecken. VON SUSANNE KNAUL

Rice macht sich bei ihrer Nahostreise für die Palästinenser stark.

JERUSALEM taz Auf ihrer aktuellen Nahostreise hat US-Außenministerin Condoleezza Rice eine "intensivere Beobachtung" der Umsetzung der israelischen Verpflichtungen im Friedensprozess angekündigt. Die USA wollen stärkeren Druck auf Israel ausüben, um die Lebensbedingungen der Palästinenser im Westjordanland zu verbessern. Dabei geht es vor allem um die Räumung von israelischen Straßensperren. Es sei ein "bedeutender Fortschritt" für die Palästinenser vonnöten, forderte die Außenministerin.

Rice ist seit Samstag in der Region unterwegs. Am Sonntag traf sie in Amman mit Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas und dem jordanischen König Abdallah zusammen. Die US-Außenministerin hofft auf eine Annäherung zwischen den beiden Parteien im Nahostkonflikt noch vor dem Eintreffen von US-Präsident Georg W. Bush, der zur 60-Jahr-Feier Israels im Mai erwartet wird.



Scharfe Kritik mussten sich die Israelis wegen des fortgesetzten Siedlungsbaus anhören. Bei dem jährlichen Treffen der Arabischen Liga am Wochenende in Damaskus forderte Abbas zum ersten Mal den Einsatz arabischer und internationaler Truppen zum Schutz der Palästinenser. "Israel setzt die Aggression und die Besatzung fort, den Siedlungsbau und die Judaisierung Jerusalems", schimpfte Abbas. Am Montag kündigte jedoch der israelische Regierungschef Ehud Olmert bei seinem Treffen mit Rice an, den Ausbau der jüdischen Wohnviertel in Ost-Jerusalem fortzusetzen. Israels Souveränität bleibe dort ohnehin auch nach einer Friedenslösung bestehen, so Olmert.

Laut einem Bericht der Friedensbewegung Schalom Achschaw ("Frieden jetzt") ist der Baubetrieb in den jüdischen Siedlungen in den vergangenen vier Monaten noch intensiver als zuvor. Im November hatten sich Israel und die palästinensische Führung des Westjordanlands auf der Nahostkonferenz in Annapolis auf die Wiederaufnahme der Friedensverhandlungen geeinigt. Seither wurden nach dem Bericht von Schalom Achschaw in über einhundert Siedlungen neue Häuser gebaut, zusätzlich zu 184 installierten Wohnmobilen. Die Friedensbewegung stellt fest, dass es während des gesamten Jahres 2007 nur zwei Ausschreibungen für insgesamt 46 Häuser gegeben habe, allein in den vergangenen vier Monaten jedoch "in Ost-Jerusalem mindestens 750 neue Wohneinheiten ausgeschrieben wurden". Noch zur Amtszeit von Expremierminister Ariel Scharon hatte Israel sich zur Auflösung sämtlicher illegaler "Siedlungsvorposten" verpflichtet, die nach 2001 errichtet worden waren. Unter dem Vorwand, man wolle gewaltsame Auseinandersetzungen verhindern und sich deshalb noch vor einer Räumung mit den Siedlern einigen, verzögert die Regierung die Auflösung der illegalen Siedlungen. Auch Ischai Holländer, Sprecher der Jescha, eines Dachverbandes der jüdischen Siedler, rechnet vorerst nicht mit einer Evakuierung. Die 21 Vorposten, um die es gehe, seien bereits wiederaufgebaut worden. Die liberale Tageszeitung Haaretz berichtete am Montag, Olmert habe den Neubau von 48 neuen Wohnungen in der jüdischen Siedlung Ariel abgesegnet.

Wohl um den Staatsgast sanfter zu stimmen, hatte Verteidigungsminister Ehud Barak ein 35 Seiten starkes Büchlein in englischer Sprache verfassen lassen, das die Maßnahmen auflistet, mit denen Israel den Palästinensern entgegenkommen will. Dazu gehört die Errichtung zweier neuer palästinensischer Ortschaften in der Nähe von Ramallah sowie der Einsatz mehrerer hundert palästinensischer Sicherheitskräfte. In Dschenin begann bereits die Rekrutierung der jungen Männer zu einem Monatslohn von umgerechnet 250 Euro.

http://www.taz.de/1/politik/nahost/a...ash=c772afab1e -

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Gast
New PostErstellt: 03.04.08, 13:28  Betreff: Re: USA macht Israel Druck  drucken  weiterempfehlen

Hamas lässt Bush durch Kinderpuppe töten
Zitat:
Der Fernsehsender der Hamas hat einen Clip ausgestrahlt, in dem ein Kind US-Präsident Bush tötet. Dargestellt werden beide Figuren durch Handpuppen. Der Film ist ein neuer Höhepunkt der anti-israelischen und anti-amerikanischen Hetze der Hamas. Wie andere Sendungen des TV-Senders wendet er sich direkt an Kinder.


http://www.welt.de/politik/article18...uppe_tten.html


Mit tränenerstickter Stimme bettelt die Bush-Puppe um Gnade: „Ich bereue alles, bitte töte mich nicht“. Doch in dem Hamas-Video hilft alles Flehen nichts. Eine Kinderpuppe sticht die mit Boxhandschuhen und paramilitärischem Hemd ausstaffierte US-Präsidenten-Figur mit einem Schwert nieder: „Das ist dein Schicksal.“ Der rund fünf Minuten lange Clip ist der vorläufig letzte Höhepunkt einer seit Wochen anhaltenden anti-jüdischen und anti-amerikanischen Hetz- und Propagandakampagne der radikal-islamischen Organisation im hauseigenen Fernsehsender Hamas TV, auch bekannt als al-Aksa TV.


Ob die Aufhetzung zum Mord am US-Präsidenten, die Verherrlichung von Selbstmordattentätern, die Vergötterung von Raketenschützen oder die Verteufelung von Juden, Amerikanern und westlicher Kultur: Die im Gazastreifen herrschende Hamas schafft bereits im Kinderprogramm klare Feindbilder und eine Vorliebe für Gewaltlösungen. Der Auftrag an die Kinder lautet: Ganz Palästina, also auch den Staat Israel, von Juden zu befreien. Einer der Protagonisten ist ein Hase, der ebenfalls zum Mord an Juden aufruft.

In dem Bush-Clip, der vom Middle East Media Research Institute (Memri) übersetzt und verbreitet wurde, bricht ein kleiner Junge mit blauer Schirmmütze in das Weiße Haus ein. Dort trifft er auf den völlig überraschten US-Präsidenten. „Du hast meinen Vater im Irak-Krieg getötet, und die kriminellen Zionisten haben meine Mutter im Libanon und meine älteren und jüngeren Geschwister während des Gaza-Holocaust getötet. Ich bin ein Waise (...) Ich bin hier, um mit diesem Schwert des Islams Rache zu üben“, sagt die Kinderfigur. Am Ende des Clips sticht sie auf die Bush-Puppe ein: „Aaah, ich habe ihn getötet“, jubelt die Puppe.


Hier können Sie das Video auf der Internetseite des Memri sehen.

http://www.memritv.org/clip/en/1729.htm

Zwei Tage vor dem Bush-Video fiel Hamas TV bereits mit einem Hetz-Clip auf. Darin heißt es, wenn jeder Araber auf einen Juden spucken würde, dann würden die Juden in arabischer Spucke ertrinken. Der muslimische Geistliche Wael al-Sarad erfand die Geschichte, wonach die „Zionisten“ alle Moscheen in Pubs und Bars umgewandelt hätten, um dort Alkohol zu trinken und Frauen betrunken zu machen.

Sowohl nach den Friedensverträgen von Oslo als auch im Nahost-Friedensplan (Road Map) ist zwar die Aufhetzung verboten. Aber die Hamas lehnt einen Friedensvertrag mit Israel ab. Israel, die USA, aber auch die Europäische Union stufen sie nicht zuletzt deshalb als Terrororganisation ein.

Bereits vor zwei Wochen ließ die Hamas vor ausländischen Journalisten eine so genannte Nationale Kommission zum Schutz der Kinder vor dem Holocaust gründen. Während der Propagandashow weihten die Kinder eine Nachbildung eines Krematoriums aus einem deutschen Konzentrationslager ein. Darin lagen palästinensische Puppen.
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Barbara 23
New PostErstellt: 04.06.08, 15:27  Betreff: Re: USA macht Israel Druck  drucken  weiterempfehlen

Die smiles gefallen mir nicht, deswegen füge ich keines ein.
Meine Meinung
Die hier vorgelegte Analyse geht davon aus, dass eine dauerhafte Verregelung des Nahost-
Konflikts, die das Existenzrecht Israels ebenso sichert wie die Selbstbestimmung der Palästinenser,
einen Dialog der Kulturen erfordert, der die Reflexion des „Westens“ über seine
Verwicklung in diesen Konflikt und seine Mitverantwortung für ihn einschließt. Der Report
bietet aus dieser Perspektive eine zusammengefasste Geschichte des Verhältnisses
zwischen den USA, Israel (bzw. dem Zionismus) und dem Nahost-Konflikt, einschließlich
eines (nochmals komprimierten) Blicks auf die Innenseite der US-Außenpolitik (Kongress,
Lobbys, Öffentlichkeit). Auf diese Weise lassen sich bestimmte verbreitete politische
Glaubenssätze widerlegen und zugleich zentrale Widersprüche in der Außenpolitik der
großen Demokratie USA gegenüber der Region dokumentieren.
Dass den USA eine besondere Bedeutung für die Entwicklung und Gestaltung des
Nahost-Konflikts zukommt, versteht sich von selbst. Die Grundlage dafür bieten der Supermachtstatus
der USA und die „special relationship“ zwischen den Vereinigten Staaten
und Israel. Die engen Beziehungen lassen sich freilich nicht nur mit dem sicherheitspolitischen
Nutzen für beide Seiten erklären; die Partnerschaft ruht auch auf einer sehr günstigen
Repräsentation der israelischen Interessen im politischen System der USA. Dazu gehört
allerdings weit mehr als der politische und materielle Einfluss der jüdischen Wählerschaft
und Lobby, mindestens genauso wichtig sind emotionale Bindungen und politischkulturelle
Affinitäten. Israel kann durchgehend auf hohe Sympathiewerte in den USA
rechnen, und zwar nicht nur, weil es die erste Demokratie im Nahen Osten ist, sondern
vor allem auch wegen des Holocaust. Unabhängig davon spiegeln sich in der israelischen
Vorgeschichte und in der zionistischen Programmatik einige zentrale Aspekte des amerikanischen
Selbstverständnisses.
Zwei gegensätzliche Tendenzen prägen die Vorgeschichte, d.h. das Verhältnis zwischen
den USA und dem Zionismus bis zur Staatsgründung Israels. Die eine, insbesondere von
US-Diplomaten und Experten im State Department vertreten, stand dem zionistischen
Vorhaben skeptisch bis kritisch gegenüber. Sie schätzte das Konfliktpotenzial als sehr
hoch ein, befürchtete eine Missachtung des Selbstbestimmungsrechts der Araber und damit
auch einen Glaubwürdigkeitsverlust der amerikanischen Außenpolitik. Charakteristisch
für diese Position ist etwa der Bericht der von Präsident Wilson selbst eingesetzten
King-Crane Kommission vom August 1919. Dort heißt es, die neun Zehntel der
nicht-jüdischen Einwohner in Palästina mit einer unbegrenzten jüdischen Einwanderung
zu konfrontieren komme einer massiven Verletzung ihrer Rechte gleich und damit auch
der Prinzipien, die der amerikanische Präsident selbst verkündet hatte. Die Kommission
empfiehlt schließlich: „the project for making Palestine distinctly a Jewish commonwealth
should be given up.“ Noch gegenüber dem Teilungsplan der Vereinten Nationen formulierten
die zuständigen Fachleute im Außenministerium grundsätzliche Bedenken.
Die andere Tendenz, die von den US-Präsidenten Wilson und Truman, vom US-Kongress
und von der Öffentlichkeit vertreten wurde, stand der Gründung eines jüdischen
„Commonwealth“ bzw. Staates deutlich positiver gegenüber. Sicher spielten dabei auch
Rücksichten auf jüdische Wählerstimmen und der Lobbyismus der Zionist Organization
II
of America eine Rolle, die über gute Verbindungen zum Kongress und zu verschiedenen
Regierungen verfügte. Aber das erklärt nicht die Sympathien in den USA für das zionistische
Kolonialprojekt. Von erheblicher Bedeutung war hier einmal der alte Gegensatz
zwischen der christlich-jüdischen Kultur auf der einen und der islamischen auf der anderen
Seite. Dieser Gegensatz wurde bis tief in die dreißiger Jahre in die Kontinuität der
Kreuzzüge gestellt. Das „Heilige Land“ galt mit der Eroberung durch die Briten als befreit,
seine Wiederaneignung durch die zionistischen Siedler als Erweiterung der westlichen
Kultur. Der offenkundige Widerspruch zwischen dem Prinzip der Selbstbestimmung, das
Präsident Wilson selbst als Regulativ für die Nachkriegsordnung in die Debatte geworfen
hatte, und den imperialistischen Interessen Englands und Frankreichs bzw. den zionistischen
Plänen in der Nahost-Region wurde über das Mandatssystem des Völkerbundes gelöst.
Die Herrschaft über die unterlegene Kultur, der das Selbstbestimmungsrecht verweigert
wurde, wurde als altruistischer Akt legitimiert. Letztlich ging es darum, das „Heilige
Land“ aus seiner Rückständigkeit zu befreien, vom Fortschritt würden alle profitieren,
auch die Araber. In den Argumentationsfiguren dieses „altruistischen Imperialismus“
blieb kein Raum für ein Verständnis der Gegenwehr. Die Gewalt der Unterworfenen, denen
man ja nur Gutes tat, wurde als „muslimischer Fanatismus“ naturalisiert.
In den vierziger Jahren wurde dieser Kontext überlagert vom Erschrecken über die
Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch den Nationalsozialismus. Am
Ende des Krieges war die Etablierung des „Jewish Commonwealth“ in Palästina damit
nicht nur Konsens unter den amerikanischen Zionisten, sondern auch breite Mehrheitsmeinung
unter den amerikanischen Juden insgesamt, die ihrerseits weitgehende Unterstützung
von der nicht-jüdischen Bevölkerung der USA erhielten. Freilich war diese
Unterstützung nicht ganz frei von Eigennutz. Die Einwanderungsgesetzgebung in den
USA blieb seit den zwanziger Jahren durchgängig restriktiv, daran hatten auch Appelle an
den Kongress z.B. anlässlich der Pogrome in Deutschland im November 1938 nichts geändert.
Schon unter Präsident Truman mit den Kontroversen über den Teilungsplan der Vereinten
Nationen, der Anerkennung Israels sowie Fragen der Grenzziehung und der
Flüchtlinge entfaltete sich eine allmählich vertraut werdenden Konstellation im Verhältnis
zwischen den USA, Israel (bzw. dem Zionismus) und dem Nahost-Konflikt: (1) Ambivalenzen
auf der amerikanischen Seite wegen der Balance zwischen Israel und den arabischen
Ländern, letztlich aber doch lebenswichtige, wenn auch keineswegs immer allein
ausschlaggebende Unterstützung für Israel, (2) eine in der Tendenz eher pro-israelische
Vermittlung zwischen den Konfliktparteien und zugleich Enttäuschung über mangelnde
Flexibilität des jüdischen Staates, und schließlich (3) eine Mischung aus strategischen Überlegungen
in der Administration (eher vom State Department vertreten) und Rücksichten
auf pro-israelische Präferenzen in der amerikanischen Gesellschaft (eher auf Seiten des
Präsidenten, allemal im Kongress), wobei die zuletzt genannten in der Regel den Ausschlag
gaben.
Es wäre gleichwohl ein grobes Missverständnis, wollte man die Gründung Israels als
ein Produkt des amerikanischen Imperialismus deuten. Zwar hatte sich Truman im Gegensatz
zu seinem Vorgänger – Roosevelt hatte den Arabern noch zugesichert, dass über
III
Palästina keine Entscheidungen ohne ihre Zustimmung getroffen würden – für die Teilung
und damit einen jüdischen Staat ausgesprochen, aber dabei spielten neben innenpolitischen
Rücksichten eher pragmatische außenpolitische Gründe eine Rolle: die Sorge über
das Konfliktpotenzial in einer Region, über die der neue Ost-West-Konflikt zwischen
den USA und der UdSSR seine Schatten zu legen drohte, und über die Lage der „Displaced
Persons“ in den amerikanischen Lagern in Deutschland, in erster Linie HolocaustÜberlebende
und andere Juden, die vor neuem Antisemitismus und vor den neuen Diktaturen
in Osteuropa geflohen waren. Viele dieser DPs wollten nach Palästina. Außerdem
verdankt Israel die äußere Absicherung seiner Entstehung nicht nur der amerikanischen
Fürsprache, sondern auch dem sowjetischen Votum für die Teilung, einer eher zufälligen
Kollusion zwischen den beiden neuen Supermächten, nicht mehr ihrer antifaschistischen
Allianz. Die entscheidende Waffenhilfe im ersten israelisch-arabischen Krieg und damit
für den Unabhängigkeitskampf der Zionisten jedenfalls kam nicht von den USA – die hatten
ein Embargo verhängt –, sondern aus der Tschechoslowakei und wurde von der Sowjetunion
zumindest toleriert.
Israels Außenpolitik war in der Frühphase nach der Staatsgründung noch auf Neutralität
zwischen Ost und West gerichtet, die Beziehungen zur Sowjetunion verschlechterten
sich jedoch sehr bald. 1950 nannten sowjetische Quellen Israel zum ersten Mal einen
„Satelliten des westlichen Imperialismus“. Davon konnte jedoch keine Rede sein, jedenfalls
waren die Beziehungen zwischen der Regierung Eisenhower und Israel zeitweise
äußerst gespannt, insbesondere im Zusammenhang mit dem Suez-Krieg 1956 zwischen
Frankreich, Großbritannien und Israel auf der einen, Ägypten auf der anderen Seite. Kein
amerikanischer Präsident hat je wieder so massiven Druck auf Israel ausgeübt, es musste
die Kriegsbeute ohne Gegenleistungen wieder herausgeben. Zwar verbesserten sich die Beziehungen
wieder, nicht zuletzt deswegen, weil sich andere Gefährdungen der amerikanischen
Position im Nahen Osten ergaben, aber das Waffenembargo blieb. Der entscheidende
militärische Partner Israels war in dieser Zeit Frankreich, das ein Gegengewicht
gegen die Unterstützung der algerischen Befreiungsfront durch das nasseristische
Ägypten suchte. Noch den Sechs-Tage-Krieg 1967 gewann Israel überwiegend mit
französischen Waffen, auch die Entwicklung einer eigenen Nuklearkapazität profitierte
von der Kooperation mit Frankreich.
Die zunächst nur vermutete Entwicklung israelischer Nuklearwaffen war dann auch
der größte Konflikt zwischen der Regierung Kennedy und Israel, ein Konflikt, den Kennedys
Nachfolger mit einem faulen Kompromiss beendeten: Die USA tolerieren das israelische
Nuklearwaffenprogramm, solange Israel sich nicht offen dazu bekennt (no denial,
no confirmation). Ansonsten tat die Regierung Kennedy insofern einen wichtigen
Schritt für die Intensivierung der amerikanisch-israelischen Beziehungen, als zum ersten
Mal ein US-Präsident die Sicherheit Israels zu einem unmittelbaren Anliegen der USA erklärte
und von einer „special relationship“ ähnlich der zwischen den USA und Großbritannien
sprach. Vorausgegangen waren allerdings erfolglose Bemühungen Kennedys,
die Beziehungen zu Ägypten zu verbessern.
Entscheidend für die Gesamtanalyse ist der Tatbestand, dass sich die Beziehungen zwischen
den USA und Israel erst langsam und allmählich intensiviert haben.
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volmi


New PostErstellt: 10.06.08, 09:53  Betreff: Barak Obama rannte zur Konferenz der Israel-Lobby  drucken  weiterempfehlen

Nein, ich kann nicht!

Uri Avnery, 7.6.08

Nach Monaten eines zähen und bitteren Wettrennens und gnadenlosen Kampfes hat Barak Obama seine beeindruckende Rivalin Hillary Clinton besiegt. Er hat ein unglaubliches Wunder vollbracht: Das erste Mal in der Geschichte wurde ein Schwarzer ein glaubwürdiger Kandidat für die Präsidentschaft des mächtigsten Landes der Welt.

Und was tat er als erstes nach diesem erstaunlichen Sieg? Er rannte zur Konferenz der Israel-Lobby, zu AIPAC, und hielt dort eine Rede, die alle Rekorde der Unterwürfigkeit und Liebedienerei brach.

Dies ist schockierend. Noch schockierender ist die Tatsache, dass niemand schockiert war.

ES WAR eine triumphale Konferenz. Sogar diese mächtige Organisation hatte noch nie so etwas erlebt. 7000 jüdische Funktionäre aus allen US-Staaten waren zusammengekommen, um die Unterwerfung der ganzen Washington Elite, die zum Kowtow erschienen war, zu akzeptieren. Alle drei hoffnungsvollen Präsidentenanwärter hielten Reden und versuchten, einander mit Schmeicheleien zu übertreffen. Dreihundert Senatoren und Mitglieder des Kongresses bevölkerten die Korridore. Jeder, der gewählt und wieder gewählt werden wollte, jeder, der überhaupt irgendwelche politische Ambitionen hatte, kam, um zu sehen und gesehen zu werden.

Das Washington von AIPAC gleicht dem Konstantinopel der byzantinischen Herrscher auf dem Höhepunkt ihrer Macht.

Die Welt sah zu und wunderte sich. Die israelischen Medien waren begeistert. In den Hauptstädten der Welt wurden die Ereignisse aufmerksam zur Kenntnis genommen und Schlussfolgerungen gezogen. Alle arabischen Medien berichteten ausführlich darüber. Aljazeera widmete diesem Phänomen eine Diskussion von einer Stunde.

Die extremsten Schlussfolgerungen der Professoren John Mearsheimer und Stephen Walt wurden in ihrer Gänze bestätigt. Am Vorabend ihres Besuches nach Israel – am kommenden Donnerstag – stand die Israel-Lobby im Zentrum des politischen Lebens der USA und der ganzen Welt .

WARUM EIGENTLICH? Warum glauben die Kandidaten der amerikanischen Präsidentschaft, dass die Israel-Lobby so absolut wichtig für ihre Wahl ist?

Die jüdischen Stimmen sind natürlich wichtig, besonders in mehreren wichtigen Staaten die das Ergebnis entscheiden werden. Aber die afrikanisch-amerikanische Wählerschaft ist größer und die spanische Gemeinde auch. Obama hat Millionen junger Wähler auf die politische Bühne gebracht. Zahlenmäßig ist die arabisch-muslimische Gemeinschaft in den USA auch kein unbedeutender Faktor.

Einige sagen, dass es das jüdische Geld sei, das ausschlaggebend sei. Die Juden sind reich. Vielleicht geben sie mehr als andere für Politisches . Aber der Mythos über das mächtige jüdische Geld hat einen antisemitischen Klang. Schließlich haben auch andere

Lobbys und vor allem die großen multinationalen Unternehmen erhebliche Geldsummen an Obama (und seine Gegner) gegeben. Und Obama verkündete stolz, dass er hunderttausend gewöhnliche Bürger dahin gebracht habe, ihm kleine Summen zu spenden, die sich auf Dutzende von Millionen beliefen.

Stimmt, es ist bewiesen worden, dass die jüdische Lobby fast immer die Wahl eines Senators oder eines Kongressmitgliedes blockieren kann, der nicht eifrig nach der israelischen Flöte tanzt. Bei einigen exemplarischen Fällen, (die wirklich als exemplarisch geplant worden waren) hat die Lobby populäre Politiker besiegt, indem sie ihre politische und finanzielle Macht für die Wahl eines praktisch unbekannten Rivalen eingesetzt hat.

Aber bei der Wahl eines Präsidenten?

DIE OFFENSICHTLICHE Kriecherei Obamas gegenüber der Israel-Lobby überragt ähnliche Bemühungen anderer Kandidaten.

Warum? Weil er seinen schwindelerregenden Erfolg bei den Vorwahlen seinem Versprechen verdankt, die Politik zu verändern, der verkommenen Praxis Washingtons ein Ende zu setzen und die alten Zyniker mit einer jungen, tapferen Person zu ersetzen, die mit ihren Prinzipien keine Kompromisse eingeht.

Und siehe da – das erste, was er macht, nachdem er seine Nominierung seiner Partei abgesichert hat: er kompromittiert seine Prinzipien. Und wie!

Das was ihn von Hillary Clinton und auch von John McCain haushoch unterscheidet, ist seine kompromisslose Haltung gegenüber dem Irakkrieg vom ersten Augenblick an . Das war mutig. Das war unpopulär. Das war völlig gegen die Israel-Lobby, die insgesamt George Bush dahin antrieb, den Krieg zu beginnen, um Israel von einem feindlichen Regime zu befreien.

Und jetzt kommt Obama und kriecht im Staub zu Füßen der AIPAC und nimmt einen völlig anderen Weg auf, um eine Politik zu rechtfertigen, die völlig gegen die eigenen Ideen geht.

Nun gut,er versprach, Israels Sicherheit mit allen Mitteln zu schützen. Das ist üblich. Nun gut, er sprach dunkle Drohungen gegen den Iran aus, obwohl er versprochen hat, sich mit dessen Führer zu treffen und alle Probleme friedlich zu lösen. Nun gut, er versprach, unsere drei gefangenen Soldaten zurückzubringen (irrtümlicherweise glaubt er, dass alle drei Gefangene der Hisbollah seien – ein Irrtum, der nebenbei zeigt, dass er sehr oberflächliche Kenntnisse unserer Angelegenheiten hat.)

Aber seine Erklärung über Jerusalem sprengt alle Grenzen. Es ist keine Übertreibung, dies skandalös zu nennen.

KEIN PALÄSTINENSER, kein Araber, kein Muslim wird mit Israel Frieden machen, wenn der Haram-al-Sharif (auch Tempelberg genannt), einer der drei heiligsten Stätten des Islam und das herausragende Symbol des palästinensischen Nationalismus, nicht unter palästinensische Herrschaft kommen wird. Es ist eines der Kernprobleme des Konfliktes.

Genau deswegen wurde die Camp-David-Konferenz abgebrochen, obgleich der damalige Ministerpräsident Ehud Barak bereit war, Jerusalem in irgend einer Weise zu teilen.

Nun kommt Obama und holt vom Müllplatz den abgedroschenen Slogan vom „ungeteilten Jerusalem, die Hauptstadt Israels in alle Ewigkeit“ zurück. Seit Camp-David haben alle israelischen Regierungen verstanden, dass dieses Mantra ein unüberwindliches Hindernis für irgend einen Friedensprozess ist. Deshalb ist es aus dem Arsenal offizieller Slogans verschwunden - ganz still, fast geheim. Nur die israelische (und amerikanisch-jüdische) Rechte hält daran fest, und aus demselben Grund, um schon von Anfang an jede Chance für einen Frieden zu ersticken, der einen Abbau der Siedlungen nötig machen würde.

Bei früheren US-Präsidentschafts-Vorwahlen dachten die in Frage kommenden Kandidaten, es genüge zu versprechen, dass die US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem umziehen solle. Nach der Wahl hat niemals einer der Kandidaten sein Versprechen erfüllt. Alle waren vom Außenministerium überzeugt worden, dass dies die grundsätzlichen Interessen der US verletze.

Obama ging viel weiter. Es ist möglich, dass es nur ein Lippenbekenntnis ist und dass er sich sagte: Nun gut, ich muss dies sagen, um gewählt zu werden – danach, Gott wird schon helfen.

Aber selbst so kann die Tatsache nicht ignoriert werden: die Angst der AIPAC ist so schrecklich, dass selbst dieser Kandidat, der alles zu verändern verspricht, es nicht wagt. Bei dieser Sache akzeptiert er die Washington-Routine alten Stils. Er ist bereit, die grundsätzlichsten amerikanischen Interessen zu opfern. Schließlich hat die USA vitale Interessen, einen israelisch-palästinensischen Frieden zu erreichen, der es erlaubt, Wege zu den Herzen der arabischen Massen vom Irak bis nach Marokko zu finden. Obama hat sein Image in der islamischen Welt beschädigt und seine Zukunft schwer belastet – falls er zum Präsidenten gewählt werden würde.

VOR 65 JAHREN standen die amerikanischen Juden hilflos da, während Nazi-Deutschland ihre Brüder und Schwestern in Europa auslöschten. Sie waren nicht in der Lage, Präsident Franklin Roosevelt zu überzeugen, etwas Wesentliches zu tun, um den Holocaust zu stoppen. (gleichzeitig wagten Afro-Amerikaner nicht, zu nahe an die Wahllokale zu kommen, weil sie Angst vor den Hunden hatten, die man auf sie ansetzte).

Was hat dem amerikanisch-jüdischen Establishment den schwindelerregenden Zugang zur Macht verholfen? Organisatorisches Talent? Geld? Aufstieg auf der sozialen Leiter? Die Scham, dass sie während des Holocausts versagten?

Je mehr ich über dieses eigenartige Phänomen nachdenke, um so mehr komme ich zu der Überzeugung (über die ich auch schon in der Vergangenheit schrieb), das, was wirklich entscheidend ist, sind die Ähnlichkeiten zwischen dem amerikanischen und dem zionistischen Unternehmen : beides, auf dem spirituellen wie auch auf praktischem Gebiet. Israel ist ein kleines Amerika und die USA ein großes Israel.

Die Passagiere der Mayflower flohen wie die Zionisten der ersten und zweiten Aliya (Auswanderungswelle) aus Europa und nahmen eine messianische Vision mit sich : entweder eine religiöse oder eine utopische.( Die frühen Zionisten waren zwar meistens Atheisten, aber religiöse Traditionen hatten einen mächtigen Einfluss auf ihre Vision) Die Gründer der amerikanischen Gesellschaft waren „Pilger“, die zionistischen Immigranten nannten sich selbst „olim“ – eine Abkürzung für olim beregel, „Pilger.“ Beide segelten zu einem „verheißenen Land“ und glaubten, sie seien Gottes auserwähltes Volk .

Beide litten sehr in ihrem neuen Land. Beide sahen sich als „Pioniere“, die die Wüste zum Blühen bringt, ein „Volk ohne Land für ein Land ohne Volk“. Beide ignorierten völlig die Rechte der einheimischen Bevölkerung, die sie als Untermenschen und Wilde und Mörder betrachteten . Beide sahen den natürlichen Widerstand der lokalen Bevölkerung als einen Beweis für ihren eingeborenen mörderischen Charakter an, der sogar die schlimmsten Grausamkeiten rechtfertigte. Beide trieben die Eingeborenen hinaus und nahmen ihr Land ein, als ob es das Normalste wäre, mit der einen Hand am Pflug und mit der Bibel in der anderen Hand auf jedem Hügel und unter jedem Baum zu siedeln.

Israel tat zwar nichts, das einem Genozid gegen die eingeborenen Amerikaner gleichkommt oder etwas wie die Sklaverei, die viele Generationen lang in den USA bestand. Aber da die Amerikaner diese Brutalitäten aus ihrem Bewusstsein verdrängt haben, hindert sie das nicht, sich selbst mit den Israelis zu vergleichen. Es scheint so, dass es im Unterbewussten beider Nationen ein Ferment unterdrückter Schuldgefühle gibt, das sich in der Leugnung vergangener Taten , in Aggressivität und Anbetung der Macht äußert.

WIE KOMMT es, dass ein Mann wie Obama, der Sohn eines afrikanischen Vaters, sich so vollständig mit den Taten der früheren Generationen der weißen Amerikaner identifiziert?

Es zeigt wieder einmal, wie mächtig sich im Bewusstsein einer Person Mythen verwurzeln können, dass sie sich hundertprozentig mit dem eingebildeten nationalen Narrativ identifizieren. Dem könnte noch das unbewusste Bedürfnis hinzugefügt werden, zu den Siegern zu gehören – wenn möglich.

Deshalb akzeptiere ich die Spekulation mit Vorbehalt: „Nun gut,er muss so reden, um gewählt zu werden. Einmal im Weißen Haus, dann wird er zu sich selbst zurückkommen.

Ich bin darüber nicht so sicher. Es könnte sich herausstellen, dass diese Ideen wirklich seine geistige Welt so beherrschen.

Eines ist für mich sicher: Obamas Erklärungen bei der AIPAC-Konferenz sind sehr, sehr schlecht für den Frieden. Und was für den Frieden schlecht ist, ist auch schlecht für Israel und schlecht für das palästinensische Volk.

Wenn er, einmal gewählt, daran festhält, wird er - was den Frieden zwischen den beiden Völkern in diesem Land betrifft – gezwungen sein, zu sagen: „No, I can’t“ – nein, ich kann nicht!“

(Aus dem Englischen: Ellen Rohlfs, vom Verfasser autorisiert)



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volmi


New PostErstellt: 10.06.08, 13:01  Betreff: Wann und wie das jüdische Volk erfunden wurde  drucken  weiterempfehlen

Wann und wie das jüdische Volk erfunden wurde“ - eine Auseinandersetzung mit zionistischen Mythen

von: Eugenio Garcia Gascon, Tel Aviv

übersetzt von Jens-Torsten Bohlke

Quelle: Publico.es in: Tribuna Popular

Shlomo Sand, Professor für Europäische Geschichte an der Universität Tel Aviv, publizierte in Israel „Wann und wie das jüdische Volk erfunden wurde“. In diesem Buch stellt er einige Grundsätzlichkeiten der offiziellen zionistischen Geschichtsdarstellung in Frage.

Das Buch war vier Wochen lang auf der Liste der meistverkauften Bücher in Israel. Dies ist etwas, was Sand nicht versteht. Andererseits musste er draufzahlen, indem er anonyme Drohungen und Belästigungen erhielt, in denen er als „kelev“, „natzi“, „masria“ (Hund, Nazi, Abtrünniger) und anderes Unschönes beschimpft wurde. Dennoch kümmert ihn dies scheinbar nicht sonderlich. Das Buch enthält zwei Thesen, die in der Vergangenheit einen gewissen Ruf auch unter zionistischen Geschichtswissenschaftlern hatten. Aber heute sind sie archiviert worden: dass die gegenwärtigen Juden aus fernen Völkern abstammen, sich fernab Palästinas zum Judentum konvertiert haben, und somit nicht von den einstigen Juden abstammen. Und dass die arabischen Palästinenser die einzigen Menschen sind, die von den einstigen Juden abstammen.

Eugenio Garcia Gascon EGG: Auszusprechen, dass das jüdische Volk eine Erfindung des 19. Jahrhunderts ist, scheint eine Provokation zu sein.

Shlomo Sand SHS: Ende des 18. Jahrhunderts und Anfang des 19. Jahrhunderts entstand der Nationalismus. Und in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Idee des jüdischen Nationalismus zementiert. Die Franzosen wussten, dass ihr Volk seit den Galliern existierte. Die Deutschen wussten, dass ihr Volk seit den Teutonen existierte. Und die Juden begannen zu denken, dass sie ein Volk seit dem zweiten Tempel waren.

EGG: Und nach Ihrer Meinung ist das nicht richtig.

SHS: Ich vertrete, dass dies eine „Erfindung“ ist. Gleichfalls glaube ich nicht, dass es vor 250 Jahren ein französisches Volk gab. Die Mehrheit, die im französischen Königreich lebte, wusste gar nicht, dass sie Franzosen waren. Sogar in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wussten sie es noch nicht.

Dennoch haben die Juden immer eine Identität gehabt.

Ich glaube nicht, dass es bis vor kurzem ein jüdisches Volk gegeben hat. Ich würde Ihnen sogar sagen, dass ich nicht einmal denke, dass es heute ein jüdisches Volk gibt.

EGG: Warum?

SHS: Die Bibel ist kein Geschichtsbuch. Sie ist ein Buch der Theologie. Es waren die Protestanten und später die Juden, die aus der Bibel ein Geschichtsbuch machten.

EGG: Das jüdische Volk ist eine christliche Erfindung?

SHS: Genauso ist es. Nehmen wir mal als Beispiel die sogenannte jüdische Vertreibung. Die Vertreibung gab es nie. Als die Römer den Tempel im Jahr 70 der christlichen Ära zerstörten, da vertrieben sie die Juden nicht mit Gewalt. Die Römer vertrieben niemals Völkerschaften. Dies taten jedoch die Syrer und die Babylonier mit einigen Eliten.

EGG: Wann begann denn diese Version der Geschichte?

SHS: Die zionistische Geschichte griff einen christlichen Mythos des Märtyrers Justino auf, welcher als erster im 3. Jahrhundert sagte, dass Gott die Juden mit der Vertreibung bestrafte, weil sie Jesus nicht akzeptierten. Da wird erstmals bestätigt, dass die Juden vertrieben wurden.

EGG: Ja, aber, es gab keine Deportation ...

SHS: Richtig ist, dass die Römer den Juden nicht erlaubten, dass sie in Jerusalem lebten. Aber die Christen brachten die Phantasie hervor, dass ihnen nicht erlaubt worden war, in ganz Judäa zu leben. Die Wurzel des Mythos von der jüdischen Vertreibung ist christlich. Es gab niemals eine Vertreibung. Es gibt kein wissenschaftliches Buch, welches von Vertreibung spricht. Auf den Geldscheinen von 50 Schekeln wird gesagt, dass Titus die Juden vertrieben hatte. Aber dies ist ein Mythos.

EGG: Dies steht dem gegenüber, was gemeinhin gesagt wird.

SHS: So ist es. Obwohl es jetzt Historiker gibt, die sagen „Gut, es gab keine Vertreibung, aber es gab Abwanderung“. Richtig ist, dass mit den Griechen und den Phöniziern die Juden durch den Mittelmeerraum reisten...

EGG: Vielleicht ist das nicht richtig? In Spanien hatte es in jener Epoche schon Juden gegeben.

SHS: Vor Jesus Christus gab es in Palästina zwischen einer halben Million und eine Million Juden. Die überwältigende Mehrheit, 90 Prozent oder vielleicht 95 Prozent waren Bauern. Die Juden waren nicht wie die Phönizier oder die Griechen, sie reisten nicht wie jene über das Meer. Der Anteil jener von ihnen, die abwanderten, ist unendlich klein.

EGG: Auch nach der Zerstörung des Tempels im Jahre 70?

SHS: Auch dann noch. Vor dem Jahre 70 in der Zeit von den Makabäern bis Hadrian erfolgte der Beginn des Zerbröselns des Judentums. Aber aufgepasst: Das Judentum zerbröselte, nicht die Juden! Es ist richtig, dass Kaufleute und Söldner abwanderten. Sie nahmen die monotheistische Idee mit sich. Aber das waren nicht viele. Die Makabäer eroberten Edom und erzwangen mit Gewalt bei dessen Bewohnern, zum Judentum zu konvertieren. Dasselbe passierte in Galilea. Seit dem 2. Jahrhundert vor Christus bis zum 2. Jahrhundert nach Christus war das Judentum der erste bekehrende Monotheismus.

EGG: Ereignete sich dasselbe in der Diaspora?

SHS: Im Mittelmeerraum Ende des 1. Jahrhunderts nach Christus gab es 4 Millionen Angehörige des jüdischen Glaubens. In jener Bekehrungszeit festigt sich das Judentum im Mittelmeerraum.

EGG: Wollen Sie damit sagen, dass die Mehrheit der Juden des Mittelmeerraumes nicht aus Palästina kamen?

SHS: Ganz genau, die ganz grosse Mehrheit kam nicht aus Palästina. Sie wurden bekehrt. Seit der Epoche von Hadrian im 2. Jahrhundert erfuhr man einen drastischen Fall der Zahl an Juden, weil viele zum Christentum übertraten. Von 4 Millionen jüdischen Gläubigen sank die Zahl auf eine Million.

EGG: Sie konvertierten zum Christentum?

SHS: Und was ich jetzt sagen werde ist auf Spanien bezogen. Zu Beginn des 4. Jahrhunderts erfolgte der Sieg des Christentums mit Konstantin und vermindert sich die Zahl der Juden. Das Judentum überwiegt vor allem in Palästina, in Babylonien und in Nordafrika. In Nordafrika kämpften im 7. Jahrhundert mit dem Aufkommen des Islam die Juden gegen den Islam. Es gab eine jüdische Berberkönigin, Dahia Kahina, die gegen die Muslime kämpfte. Der arabische Historiker Ibn Jaldun erwähnt, dass es in dem Gebiet sehr volkreiche jüdische Stämme gab. Die Königin Kahina starb im Kampf gegen die Muslime im Jahr 694. Tariq ibn Ziyad, der Eroberer Spaniens im Jahre 711, war Berber. Es gibt viele christliche Zeugnisse, die besagen, dass die Eroberer Juden und Muslime waren. Viele Juden reihten sich in das muslimische Heer ein, denn sie litten sehr unter den visgotischen Königreichen.

EGG: Erst dann kamen die Juden massenhaft nach Spanien?

SHS: Ich habe mich oft gefragt, warum es soviele Juden in Spanien und nicht in Frankreich oder Italien gegeben hatte. Warum hatte es so viele Juden in einem von Palästina geographisch entfernteren Gebiet gegeben? Es ist offensichtlich, dass es einige Söldner und Kaufleute gab, die sich bekehren liessen, wie in Frankreich oder Italien. Aber, warum gibt es so plötzlich soviele Juden in Spanien? Ich glaube, dass die Antwort in der Berbereroberung der Juden und Muslime ganz bestimmt zu suchen ist. Der Eroberer Tariq ibn Ziyad gehörte zum Stamm der Nafusa. Derselbe Stamm, dem die Königin Kahina angehörte. Wenn im Jahre 711 Tariq einen so hohen Posten bekleidete, ist es gut möglich, dass er im Jahre 694 ein Söldner im Judenheer von Kahina war. Es kann nicht anders sein. Mit großer Sicherheit war Tariq ein Jude, der zum Islam konvertierte. Wenn man frühere Zeugnisse liest, dann sieht man, dass die Christen sowohl die Muslime als auch die Juden wegen der Eroberung Spaniens anklagten. Ich glaube, dass deshalb die Zahl der Juden in Spanien sehr stark über der Zahl der Juden in Frankreich oder Italien lag.

EGG: Dann kam also die Mehrheit der spanischen Juden aus den zum Judentum konvertierten Berbern?

SHS: Genauso ist es gewesen. Ich nehme mal ein anderes Beispiel, das der Juden im Jemen. Es gab auch ein jüdisches Königreich im Jemen, 120 Jahre lang, Ende des 5. Jahrhunderts und zu Beginn des 6. Jahrhunderts, als ein Stamm zum Judentum konvertierte.

EGG: Sie erwähnen auch das Königreich der Jasaren, eines Volkes mit Herkunft aus Zentralasien, welches zum Judentum konvertierte.

SHS: Mit den Jasaren geschah exakt dasselbe. Es war das Judentum und nicht die Juden, was sich ausdehnte. Die demographische viel zahlreichere Masse ist die der Jasaren. Es ist kurios, dass der Zionismus die Bedeutung der Jasaren bis 1697 anerkennt, und dies dann keine legitime These mehr ist.

EGG: Von den Jasaren stammen die aschkenazischen Juden Europas ab?

SHS: So ist es. Die Mongolen vertrieben die Jasaren nach Europa. Es kann nicht sein, dass die Juden Polens aus Deutschland kamen. Denn in Deutschland im 12. und 13. Jahrhundert gab es kaum ein paar hundert Juden. Und von daher kann es nicht geschehen, dass über Nacht drei Millionen Juden in Polen sind. Das ist einfach unmöglich. Die Juden Polens und der anderen osteuropäischen Länder können nur von den Jasaren abstammen. Noch 1961 gab es einen angesehenen israelischen Historiker, der bestätigte, dass die Jasaren die Vorgänger der Juden Osteuropas waren. Somit akzeptierte man, dass sie nicht aus Deutschland kamen.

EGG: Ihre Theorie ist es, dass die enorme Mehrheit der Juden von heute nicht aus Palästina kommen, sondern aus anderen Völkern stammen, die sich zum Judentum konvertierten.

SHS: Genaus ist es. Aber es gibt eine weitere wichtige Frage. Wenn es denn keine Vertreibung in Palästina gab, wenn die Römer die Juden nicht vertrieben, - was geschah mit den Juden Palästinas? Es gibt viele israelische Historiker, darunter Yitzhak ben Zvi, den zweiten Präsidenten von Israel, oder David ben Gurion, die bis 1929 bestätigen, dass die arabischen Palästinenser die wahren Abstammenden der Juden sind. Diese These der meisten Zionisten wurde 1929 begraben. Noch 1918 schrieben Ben Zvi und Ben Gurion zusammen ein Buch, wo bestätigt wird, dass die Palästinenser die authentischen Abstammenden der Juden sind. Trotzdem, so etwas heute zu sagen, ist ein Skandal!

EGG: Der Zionismus akzeptiert das nicht.

SHS: Man muss verstehen, dass es zwei Versionen des Nationalismus gibt: eine vom Fluss Rhein nach Westen, und eine andere vom Fluss Rhein nach Osten. In allen Teilen beginnt der Nationalismus mit einem ethnozentrischen rassistischen Phänomen. Aber im Westen mündet er in eine zivile politische Bewegung. Demgegenüber überwiegt im Osten sein ethnozentrisches Wesen. In beiden Teilen gibt es Rassismus. In Frankreich bist du Franzose, wenn du die französische Staatsangehörigkeit hast, dank der republikanischen Werte. Aber in Deutschland, selbst wenn du die Staatsangehörigkeit hast, bist du nicht unbedingt Deutscher. In Polen, seit 1919, wenn du nichtkatholisch bist, dann bist du auch kein Pole. Der Zionismus wurde zwischen Deutschland und Polen geboren. Und deshalb erhielt er eine halb deutsche und halb polnische Form.

EGG: Aber ein Jude ist das Kind einer jüdischen Mutter.

SHS: Ja, nach dem religiösen Gesetz. Aber für den Zionismus ist das Judentum Volk und Nation. Man kann nicht eintreten und ebensowenig austreten. Nur eintreten kann man, wenn du dich religiös konvertierst. Der Zionismus war nicht religiös. Aber er benutzte die Religion. Denn er verfügte nicht über andere Mittel, um das Judentum einzugrenzen. Meine These ist, dass der Zionismus die ethnisch-religiösen Komponenten der Polen mit den ethnisch-biologischen der Deutschen zusammenbrachte und damit eine Art in sich abgeschlossenen Nationalismus schuf, der weder politisch noch zivil ist, wie es die westlichen Nationalismen sind.

EGG: Und was sind Ihre Prognosen für die Zukunft?

SHS: Heute bewahrt der Zionismus sein ethnisch-religiöses Wesen. Und ich glaube, dass dies den Staat Israel zerstören wird.

EGG: Warum?

SHS: Der Staat Israel sagt, dass er der Staat des jüdischen Volkes ist, und dass er ein demokratischer und jüdischer Staat ist. Und dies ist eine Quadratur des Kreises, ein Widerspruch. Ein demokratischer Staat gehört allen seinen Bürgern. Ein Viertel der Bürger Israels sind nicht jüdisch. Aber der Staat sagt, dass er allein den Juden gehört. Es gibt Gesetze, die sagen, dass der Staat jüdisch ist. Und dass der Staat nicht Anderen offensteht. Der Zionismus erkennt die nichtjüdischen „Israelis“ nicht an. Und dies kann so nicht weitergehen. Auch wenn Israel aus den besetzten Gebieten abzieht, wird es keine Ruhe geben. Die Araber leben in einem Staat, der sagt, dass er nicht ihr Staat ist. In dessen Nationalhymne vom „jüdischen Geist“ gesungen wird. Wie lange kann diese Situation andauern?

übersetzt von Jens-Torsten Bohlke

Quelle: Publico.es in: Tribuna Popular www.tribuna-popular.org



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